Terézia Mora wird mit Adelbert-von-Chamisso-Preis 2010 ausgezeichnet

Terézia Mora erhält den mit 15 000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Preis 2010 der Robert-Bosch-Stiftung.

Mit dem Preis ehrt die Robert-Bosch-Stiftung sei 1985 herausragende literarische Leistungen in deutscher Sprache, verfasst von Autoren, deren Muttersprache nicht die deutsche ist.

Terézia Mora wurde 1971 im ungarischen Sopron geboren und lebt seit 1990 als Autorin und Übersetzerin in Berlin.

Nach der politischen Wende in Ungarn ging Terézia Mora 1990 zum Studium der Hungarologie und Theaterwissenschaft an die Humboldt-Universität nach Berlin. An der Deutschen Film- und Fernsehakademie wurde sie zur Drehbuchautorin ausgebildet.

Seit 1998 ist sie freie Autorin. Ihre Werke schreibt sie in deutscher Sprache. Sie erhielt 1997 den Würth-Literaturpreis für ihr Drehbuch Die Wege des Wassers in Erzincan sowie den Open-Mike-Literaturpreis der Berliner LiteraturWERKstatt für die Erzählung Durst. Für die Erzählung Der Fall Ophelia, enthalten in ihrem ersten Erzählband Seltsame Materie, erhielt sie 1999 den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2000 wurde ihr der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis zugesprochen, 2001 wurde Mora Inselschreiber auf Sylt. Für ihre Übersetzung von Péter Esterházys Harmonia Caelestis wurde sie 2002 mit dem Jane-Scatcherd-Übersetzerpreis der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung ausgezeichnet.

Für ihren Roman Alle Tage erhielt sie den Mara-Cassens-Preis, den Preis der Literatour Nord, den Förderpreis zum Kunstpreis der Akademie der Künste (Berlin) sowie den Preis der Leipziger Buchmesse.

2006 erhielt Terézia Mora ein Villa Massimo-Stipendium und war im Wintersemester 2006/2007 zusammen mit Péter Esterházy Poetik-Dozentin an der Universität Tübingen (Tübinger Poetik-Dozentur).  2007  wurde sie mit dem Grazer Franz-Nabl-Preis ausgezeichnet.

Zuletzt erschien von ihr der Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent

Der einzige Mann auf dem KontinentKurzbeschreibung
Das Leben eines Mannes im globalisierten Nirgendwo

Umgeben von globalen Wirtschaftskatastrophen macht sich ein Mann daran, sein Lebensidyll zu verteidigen, auch wenn er schon längst zugeben müsste, dass die Firma, für die er arbeitet, zusammengebrochen ist und seine Ehe vor dem Aus steht …

„Der einzige Mann auf dem Kontinent“ erzählt eine Woche im Leben von Darius Kopp. Er ist Anfang vierzig, verheiratet und einziger Vertreter einer US-amerikanischen Firma für drahtlose Netzwerke.

Darius sieht sich als Gewinner der neuen Zeit. Er stammt aus der DDR, war als Informatiker nach deren Zusammenbruch ein gefragter Mann und legt Wert darauf, ein zufriedener Mensch zu sein. In letzter Zeit laufen die Geschäfte allerdings mehr schlecht als recht. Eines Tages lässt ein säumiger Kunde eine Pappschachtel mit Geld in seinem Büro liegen. In der Folge versucht Darius Kopp vergeblich, einen seiner Chefs in London oder Los Angeles zu erreichen, um zu beraten, was mit dem Geld geschehen soll. Fast scheint es, als gebe es die Firma überhaupt nicht mehr.

Darius Kopp leidet zunehmend unter dem Verlust seiner Sicherheiten, doch er kann dies weder sich gegenüber zugeben, noch will er Flora, seine hypersensible Frau, damit belasten. Denn Flora findet sich in ihrem Leben nur schwer zurecht. Nicht nur in seinem Beruf, muss Darius schließlich erkennen, kämpft er um das nackte Überleben, auch seine Ehe, die Liebe seines Lebens, droht vor dem Aus zu stehen.

Nach „Alle Tage“ hat Terézia Mora erneut einen hochaktuellen und überaus wachen und sensiblen Roman eines Mannes geschrieben, der glaubt, in der besten aller Welten zu leben, auch wenn sein Leben genauso wie die Welt um ihn herum längst in Stücke zerbricht. Krisen von noch so globaler und intim-verworrener Natur sollen ihm nichts anhaben können. In der umspannenden vernetzten Welt mag zerbrechen, was will, sein Lebensidyll nicht.

Die gebundene Ausgabe umfasst 384 Seiten und ist August 2009 im Luchterhand Literaturverlag erschienen. Der einzige Mann auf dem Kontinent ist für 21,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Die diesjährigen Förderpreise in Höhe von jeweils 7000 Euro gehen an Aabbas Khider und Nino Haratischwili.

Die Preise werden am 04. März 2010 in der Münchner Residenz verliehen.

Distanzierter Blick: Premio Nonino für Siegfried Lenz

Siegfried Lenz wird mit Premio Nonino ausgezeichnet.

Mit dem Premio Nonino werden herausragende Persönlichkeiten und kulturelle Initiativen aus Italien und der ganzen Welt geehrt. Der italienische Schriftsteller, Germanist und Übersetzer Claudio Magris hat vor 35 Jahren den Kulturpreis im Auftrag der Destillerie Nonino ins Leben gerufen. Seitdem gehört Claudio Magris der Preisjury an. Der Nonino-Preis ist mit 10 000 Euro dotiert.

Der Schriftsteller Siegried Lenz gehört in diesem Jahr zu den vier Preisträgern des Premio Nonino. Er wird neben dem französischen Klimaforscher und Geophysiker Jean Jouzel, dem rumänischen Psychologen Serge Moscovici sowie dem Chor Manos Blancas aus Venezuela ausgezeichnet.

In der Begründung der Jury heißt es, Siegfried Lenz habe im Lauf seines kreativen Schaffens Themen der Gewalt und der Verfolgung mit distanziertem Blick und jeder Ideologie misstrauend aufgegriffen.

Neben Claudio Magris gehören V.S. Naipaul, Peter Brook, John Banville und Ermanno Olmi u.a. zur Jury. Die Nonino-Preise werden am 30. Januar 2010 in Percoto bei Udine überreicht. Die Laudatio auf Siegfried Lenz hält Claudio Magris.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Marlene Röder erhält Evangelischen Buchpreis 2010 für Zebraland

Die 26-jährige Jugendbuchautorin Marlene Röder erhält den Evangelischen Buchpreis 2010 für ihren Roman „Zebraland“. Der Evangelische Buchpreis ist ein Literaturpreis, mit dem jährlich wechselnd Romane, Sachbücher, Biographien, Jugendbücher oder Lyrikbände ausgezeichnet werden. Er wird seit 1979 vom Deutschen Verband Evangelischer Büchereien vergeben.
Mit der Auszeichnung, die ausschließlich auf Vorschlägen von Lesern beruht, werden Bücher, für die Christen sich einsetzen können, ausgezeichnet. Der Leserpreis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Über die Autorin
Marlene Röder wurde 1983 in Mainz geboren und wuchs in Limburg auf. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Glasmalerin an der Glasfachschule Hadamar. Im Jahre 2006 nahm sie ein Lehramtsstudium mit den Fächern Deutsch, Sozialkunde und Kunst in Gießen auf. Seit ihrem 14. Lebensjahr schreibt sie bereits Erzählungen (Falke am Himmel, 2000; Das Schattenhaus, 2002). Ihr Erstlingswerk „Im Fluss“ begann sie mit 19 zu schreiben und stellte es Ende 2006 fertig. Im Fluss war JuBu Buch des Monats im Oktober 2007 und wurde (vor seiner Veröffentlichung) mit dem Hans-im-Glück-Preis 2006 ausgezeichnet. Die Jury hob Marlene Röder als eine „talentierte Nachwuchsautorin“ hervor.
Die Autorin selbst sagt über ihre Arbeit: „Ich schreibe Geschichten, die ich gern selbst lesen würde.“

ZebralandKurzbeschreibung

Die Schwere der Schuld

Es sollte ein schöner Sommerabend werden für Judith, Anouk, Philipp und Ziggy. Unter freiem Himmel wollten sie die Musik von Bob Marley genießen und sich amüsieren. Dann aber passiert das tragische Unglück: Auf dem Rückweg überfahren sie ein Mädchen. Es gibt keine Zeugen und die vier Jugendlichen beschließen, den Mantel des Schweigens über den Unfall zu legen. Damit beginnt für alle eine moralische Zerreißprobe.

Nach ihrem Romandebüt „Der Fluss†œ legt Marlene Röder mit „Zebraland†œ einen neuen brisanten Jugendroman vor. Psychologisch einfühlsam und spannend zugleich thematisiert sie die Frage nach Schuld und dem Umgang mit ihr. Die Erzählung des Geschehens aus Judiths und aus Ziggys Sicht ermöglicht einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt der jungen Menschen.

Wie gern würden die vier den Unfall aus ihrem Leben streichen. Schuldgefühle und die ewige Angst entdeckt zu werden, bestimmen von nun an ihren Alltag. Während Judith am liebsten zur Polizei gehen würde, will der sensible Ziggy mehr über das Opfer erfahren. Die größte Last trägt Anouk, die den Tatwagen fuhr. Gemeinsam mit ihrem Freund Philipp versucht sie, das Ganze zu verdrängen. In die schon schwierige Lage mischt sich Judiths Eifersucht auf die Beziehung zwischen ihrem langjährigen guten Freund Philipp und Anouk. Als ein unbekannter Mitwisser beginnt, die Jugendlichen zu erpressen, wird ihr zwanghafter Zusammenhalt auf eine harte Probe gestellt: Aus Vertrauen wird Misstrauen, Stärke wandelt sich in Schwäche und aus Liebe wird Hass.

Die gebundene Ausgabe umfasst 224 Seiten und ist am 01. Januar 2009 im Ravensburger Buchverlag erschienen. Der Verlag empfiehlt Zebraland Jugendlichen zwischen13 und 15 Jahren.

Bad Sex Award für Jonathan Littell

Die WohlgesinntenDie Wohlgesinnten heißt der umstrittene Roman des Schriftstellers Jonathan Littell, der eine fiktive Biographie mit realen Ereignissen und Personen des Holocausts verbindet. Er erschien im August 2006 unter dem Titel Les bienveillantes bei Éditions Gallimard in Paris und war auf Anhieb eine publizistische Sensation. Littell wurde, nachdem er bereits im Oktober 2006 von der Académie française mit dem Romanpreis prämiert worden war, am 6. November 2006 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.

Die von der griechischen Mythologie inspirierte Passage, in der der Ich-Erzähler Maximilian Aue die Vulva mit einem einäugigen Zyklopen, den er mit Hilfe einer im Feuer gehärteten Stange – seinem Glied – blenden will, hat wohl den Ausschlag gegeben, denn die Jury des britischen Magazins Literary Review hat Jonatan Littell jetzt mit dem Bad Sex Award 2009 ausgezeichnet.

Besonders der „geschmacklose, oberflächliche Gebrauch sich wiederholender sexueller Beschreibungen“ sind die Voraussetzung für die Verleihung des Bad Sex Award. Gewonnen hat Jonathan Littell gegen Philip Roth und Paul Theroux sowie Rockstar Nick Cave.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Norman Mailer, ihm wurde der Preis 2007 posthum verliehen,  und Tom Wolfe.  2008 erhielt der inzwischen verstorbene Schriftsteller John Updike den Bad Sex Award für sein Lebenswerk.

Zwar bescheinigten die Juroren Jonathan Littell in Teilen sei der Roman  Die Wohlgesinnten „das Werk eines Genies“, doch seine Sexszenen fanden sie eher misslungen:

Her vulva was opposite my face. The small lips protruded slightly from the pale, domed flesh. This sex was watching at me, spying on me, like a Gorgon’s head, like a motionless Cyclops whose single eye never blinks. Little by little this silent gaze penetrated me to the marrow. My breath sped up and I stretched out my hand to hide it: I no longer saw it, but it still saw me and stripped me bare (whereas I was already naked). If only I could still get hard, I thought, I could use my prick like a stake hardened in the fire, and blind this Polyphemus who made me Nobody. But my cock remained inert, I seemed turned to stone. I stretched out my arm and buried my middle finger into this boundless eye. The hips moved slightly, but that was all. Far from piercing it, I had on the contrary opened it wide, freeing the gaze of the eye still hiding behind it. Then I had an idea: I took out my finger and, dragging myself forward on my forearms, I pushed my forehead against this vulva, pressing my scar against the hole. Now I was the one looking inside, searching the depths of this body with my radiant third eye, as her own single eye irradiated me and we blinded each other mutually: without moving, I came in an immense splash of white light, as she cried out: ‚What are you doing, what are you doing?‘ and I laughed out loud, sperm still gushing in huge spurts from my penis, jubilant, I bit deep into her vulva to swallow it whole, and my eyes finally opened, cleared, and saw everything.

Für eine Stellungnahme war Jonathan Littell leider nicht zu haben. Der Bad Sex Award wird in diesem Jahr bereits zum 17. Mal vergeben.

Quelle: Literary Review

München zeichnet Robert Hültner mit dem Tukan-Preis aus

Für seinen Kriminalroman „Inspektor Kajetan kehrt zurück“ erhält Robert Hültner den Tukan-Preis 2009. Der Tukan-Preis zeichnet eine „sprachlich, formal und inhaltlich herausragende, literarische Neuerscheinung“ eines Münchner Autors aus. Der mit 6000 Euro dotierte Literaturpreis wird seit 1965 von der Stadt München vergeben.

Die Begründung der Jury

„Ein Polizist, der sich ohne eigenes Verschulden zum Verbrecher gestempelt sieht und damit selbst zum Objekt polizeilicher Ermittlungen wird. Ein Verfolgter, der vice versa selbst zum Ermittler wird, um seine Haut zu retten. Mit seinem Roman „Inspektor Kajetan kehrt zurück†œ stellt Robert Hültner die Konventionen der Kriminalliteratur auf den Kopf †“ und die Fiktion auf die Füße, will sagen: auf den Boden der historischen Tatsachen.

Inspektor Kajetan kehrt zurückDie Geschichte spielt vor dem Hintergrund jener bösen Zeit, in der sich nicht wenige Repräsentanten der bis dato noch demokratisch legitimierten Staatsgewalt bereits in den Dienst der barbarischen Ideologie gestellt haben, die wenig später noch bösere Zeiten einläuten wird. Hültners Protagonist ist in mehrfacher Hinsicht ein Grenzgänger. Er steht nicht nur auf der Schwelle zu einer Ära der Barbarei, er ist auch auf dem Sprung von Bayern nach Österreich, von der Verfolgung in die Freiheit. Aus der Großstadt München in die ländlichen Randzonen abgedrängt, erfährt er am eigenen Leib das Ausgeliefertsein, aber auch das Rettende: Menschen, die bereit sind, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um anderen das Überleben zu ermöglichen.

Dieser vielschichtige, zeitgeschichtlich geerdete und in der bayerischen Provinz verortete Kriminalfall ist akribisch recherchiert, dramaturgisch versiert inszeniert und sprachlich höchst anschaulich gestaltet. So sehr er auch die Konventionen des Genres über den Haufen wirft,
so augenfällig ist er doch bester bayerischer Erzähltradition verpflichtet, für die Namen wie Lion Feuchtwanger und Oskar Maria Graf stehen. Vor allem die Dialoge sind geprägt vom Kolorit der Zeit, in der sie angesiedelt sind, in ihrer Lebendigkeit jedoch haben sie eine Ver-
gegenwärtigung der Vergangenheit zur Folge, die bisweilen erschreckend wirkt. „Inspektor Kajetan kehrt zurück†œ ist ein belletristischer Beitrag zur Geschichte des Nationalsozialismus, welche ihrer Natur gemäß eine Kriminalgeschichte ist. Robert Hültner erweist sich mit diesem Roman einmal mehr als literarischer Landvermesser mit kriminalistischem Spürsinn. Selten war Heimatkunde so lehrreich, so hintersinnig, so spannend.†œ

Der Jury des Tukan-Preises gehörten in diesem Jahr an: Daniel Brücher (Buchhandlung am Elisabethmarkt), Judith Heitkamp (BR/Literatur), Katrin Hillgruber (Literaturkritikerin), Prof. Dr. Annette Keck (Ludwig Maximilians Universität/Institut für Deutsche Philologie), Ulrich Klenner (BR/Hörbild und Feature) und Wilhelm Trapp (Literaturkritiker) sowie aus dem Stadtrat Dr. Ingrid Anker (SPD), Thomas Niederbühl (Bündnis90/RL), Marian Offman (CSU), Klaus-Peter Rupp (SPD) und Ursula Sabathil (CSU).

Die Jury sprach †“ wie jedes Jahr †“ weitere Buchempfehlungen aus; genannt wurden die folgenden Titel:

Ernst-Wilhelm Händler: „Welt aus Glas†œ (Frankfurter Verlagsanstalt)
Gert Heidenreich: „Das Fest der Fliegen†œ (Langen Müller)
Dagmar Leupold: „Die Helligkeit der Nacht†œ (C.H.Beck)
Claus Stephani: „Das Blumenkind†œ (SchirmerGraf)
Arnold Thünker: „Anne und Paul†œ (Kiepenheuer & Witsch)

Die öffentliche Preisverleihung findet am Montag, den 7. Dezember, um 19 Uhr im Literaturhaus statt. Es sprechen Stadtrat Klaus-Peter Rupp und Dr. Hans Dieter Beck, Vorsitzender des Tukan-Kreises. Die Laudatio hält Ulrich Klenner. Musik von Zwirbeldirn.

Weitere Informationen sind telefonisch im Kulturreferat bei Eva Schuster unter 233-24347 oder Katrin Dirschwigl, Telefon 233-21196, erhältlich.

Quelle: München.de