Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2012: Eine Autorin und fünf Autoren nominiert

Heute, am 12.09.2012, wurden die Nominierten der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2012 bekannt gegeben. Eine Autorin und fünf Autoren gehen ins Rennen um den mit 25.000 Euro dotierten Literaturpreis. Neben dem österreichischen Jung und Jung Verlag, Ch. Beck und Rowohlt Berlin ist der Suhrkamp Verlag gleich mit drei Titeln vertreten.

Die Preisverleihung findet am 8. Oktober 2012, 18.00 Uhr, zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Frankfurter Römer statt. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Nominierten, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht.

Die nominierten Romane im Überblick

Robinsons blaues Haus von Ernst Augustin

Kurzbeschreibung
Daniel Defoe sagt, er habe eines der unglaublichsten und abenteuerlichsten Leben gelebt. Ich sage: Ich auch.
Mein Vater hatte mich eines Tages beiseite genommen: Du wirst es einmal schwer haben, mein Sohn, du wirst entdecken, dass du allein bist, dass du dich auf einer Insel befindest – inmitten eines Ozeans von Menschen, die alle laut reden und alle etwas anderes meinen. Die ihre Seele daran setzen werden, dich von deiner Insel zu vertreiben, es sind sechs Milliarden, alle miteinander, kannst du das verstehen? Ja, Vater. Nein, sagte er.
Es ist die Fabel vom letzten Robinson in einer Welt nicht mehr vorhandener Freiräume. In Grevesmühlen, in blauer Südsee, im Londoner Kerker, im Spiegelhaus auf dem Wyman Tower. Es gibt einen hochpolierten Freitag, eine Dame mit Schritt, es gibt eine abgesoffene Kirche, ein Imperium von Besenkammern und es gibt Luxus, illuminierte Zahnbürsten, Tangomusik, bernsteinfarbenes Licht. Vor allem gibt es eine Unmenge virtuellen Geldes, mit dem man das alles kaufen kann und das sich auf Knopfdruck „löscht“. Und der beste Freund erweist sich dann als der tödlichste. Eine letzte Robinsonade, ja, aber eine poetische von nie gesehener Farbigkeit, genau so – der Autor ist seit drei Jahren erblindet.

Sand von Wolfgang Herrndorf

Kurzbeschreibung
„Er aß und trank, bürstete seine Kleider ab, leerte den Sand aus seinen Taschen und überprüfte noch einmal die Innentasche des Blazers. Er wusch sich unter dem Tisch die Hände mit ein wenig Trinkwasser, goß den Rest über seine geplagten Füße und schaute die Straße entlang. Sandfarbene Kinder spielten mit einem sandfarbenen Fußball zwischen sandfarbenen Hütten. Dreck und zerlumpte Gestalten, und ihm fiel ein, wie gefährlich es im Grunde war, eine weiße, blonde, ortsunkundige Frau in einem Auto hierherzubestellen.“ Während in München Palästinenser des „Schwarzen September“ das Olympische Dorf überfallen, geschehen in der Sahara mysteriöse Dinge. In einer Hippie-Kommune werden vier Menschen ermordet, ein Geldkoffer verschwindet, und ein unterbelichteter Kommissar versucht sich an der Aufklärung des Falles. Ein verwirrter Atomspion, eine platinblonde Amerikanerin, ein Mann ohne Gedächtnis †“ Nordafrika 1972. Ein mitreißender Agententhriller †“ und noch viel mehr: ein literarisches Abenteuer, ein außerordentlicher Roman.

Landgericht von Ursula Krechel

Kurzbeschreibung
Nach „Shanghai fern von wo“ geht Ursula Krechel noch einmal den Spuren deutscher Geschichte nach. Ihr neuer Roman handelt vom Exil und von den fünfziger Jahren, von einer Rückkehr ohne Ankunft.Was muss einer fürchten, was darf einer hoffen, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrt? Nach ihrem gefeierten, 2008 erschienenen Buch „Shanghai fern von wo“ geht Ursula Krechel mit ihrem neuen großen Roman „Landgericht“ noch einmal auf Spurensuche. Die deutsche Nachkriegszeit, die zwischen Depression und Aufbruch schwankt, ist der Hintergrund der fast parabelhaft tragischen Geschichte von einem, der nicht mehr ankommt. Richard Kornitzer ist Richter von Beruf und ein Charakter von Kohlhaasschen Dimensionen. Die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln zieht sich als Riss durch sein Leben. Danach ist nichts mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt, und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. Ursula Krechels Roman lässt Dokumentarisches und Fiktives ineinander übergehen, beim Finden und Erfinden gewinnt eine Zeit atmosphärische Konturen, in der die Vergangenheit schwer auf den Zukunftshoffnungen lastet. Mit sprachlicher Behutsamkeit und einer insistierenden Zuneigung lässt „Landgericht“ den Figuren späte Gerechtigkeit widerfahren. „Landgericht“, der Roman mit dem doppeldeutigen Titel, handelt von einer deutschen Familie, und er erzählt zugleich mit großer Wucht von den Gründungsjahren einer Republik.

Indigo von Clemens J. Setz

Kurzbeschreibung
Im Norden der Steiermark liegt die Helianau, eine Internatsschule für Kinder, die an einer rätselhaften Störung leiden, dem Indigo-Syndrom. Jeden, der ihnen zu nahe kommt, befallen Übelkeit, Schwindel und heftige Kopfschmerzen. Der junge Mathematiklehrer Clemens Setz unterrichtet an dieser Schule und wird auf seltsame Vorgänge aufmerksam: Immer wieder werden Kinder in eigenartigen Maskierungen in einem Auto mit unbekanntem Ziel davongefahren. Setz beginnt, Nachforschungen anzustellen, doch er kommt nicht weit; er wird aus dem Schuldienst entlassen. Fünfzehn Jahre später berichten die Zeitungen von einem aufsehenerregenden Strafprozess: Ein ehemaliger Mathematiklehrer wird vom Vorwurf freigesprochen, einen Tierquäler brutal ermordet zu haben. Und jetzt noch einmal von vorne. Vergessen Sie die Zusammenfassung einer Romanhandlung, die sich jeder Zusammenfassung entzieht, und lesen Sie das Buch. »Indigo« von Clemens J. Setz. Sein viertes insgesamt. Sie werden feststellen: Das »radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur« (»Die Welt«) geht weiter. Rasend spannend und so erholsam wie eine gute Massage. Hinterher spüren Sie jeden Muskel.

Fliehkräfte von Stephan Thome

Kurzbeschreibung
Hartmut Hainbach ist Ende fünfzig und hat alles erreicht, was er sich gewünscht hat: Er ist Professor für Philosophie und hat seine Traumfrau geheiratet, die er nach zwanzig Jahren Ehe immer noch liebt. Dennoch ist Hartmut nicht glücklich. Seine Frau ist nach Berlin gezogen, sodass aus der Ehe eine Wochenendbeziehung geworden ist, die gemeinsame Tochter hält die Eltern auf Distanz, der Reformfuror an den Universitäten nimmt Hartmut die Lust an der Arbeit. Als ihm überraschend das Angebot zu einem Berufswechsel gemacht wird, will er endlich Klarheit: über das Verhältnis zu seiner Tochter, über seine Ehe, über ein Leben, von dem er dachte, dass die wichtigen Entscheidungen längst getroffen sind. Drei Jahre nach seinem gefeierten Debüt Grenzgang gerät in Stephan Thomes neuem Roman Fliehkräfte wieder einer ins Straucheln. Und mit atemberaubendem Gespür für die Niederlage, für das, was wirklich schmerzt, schickt Thome seinen Helden auf eine alles entscheidende Reise. Über Frankreich und Spanien führt sie ihn bis nach Lissabon und zugleich in die Vergangenheit, ganz nah heran an die Verwerfungen und Abgründe des gelebten Lebens.

Nichts Weißes von Ulf Erdmann Ziegler

Kurzbeschreibung
Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift. An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger – und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle – in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen. Mit »Nichts Weißes« legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

Die fünf Titel der Shortlist zum Schweizer Buchpreis 2012

Die Jury zum Schweizer Buchpreis 2012 hat insgesamt 76 Titel gelesen und diskutiert, alles Bücher, die zwischen Oktober 2011 und September 2012 publiziert und von Verlagen eingereicht worden sind. Beteiligt haben sich 26 Verlage aus der Schweiz, 18 aus Deutschland und ein Verlagshaus aus Österreich. Der Hanser Verlag wird sich freuen, da er gleich mit zwei Büchern aus dem aktuellen Programm vertreten ist. Zwei Autorinnen und drei Autoren, vier Romane, ein Essayband und zwei wirklich kuriose Buchtitel steigen ins Rennen um den mit einer Preissumme von 30.000 Schweizer Franken (zuvor 60.000) dotierten Schweizer Buchpreis.

Die Preisverleihung findet am Sonntag, 11. November 2012, um 11 Uhr im Theater Basel statt.

Die nominierten Romane der Shortlist

Sibylle Berg, Vielen Dank für das Leben (Hanser Verlag, Juli 2012)

Kurzbeschreibung
Toto ist ein Wunder. Ein Waisenkind ohne klares Geschlecht. Zu dick, zu groß, im Suff gezeugt. Der Vater schon vor der Geburt abgehauen, die Mutter bald danach. Und doch bleibt Toto wie unberührt. Im kalten Sommer 1966 geboren, wandelt er durch die DDR, als ob es alles noch gäbe: Güte, Unschuld, Liebe. Warum, fragt er sich, machen die Menschen dieses Leben noch schrecklicher, als es schon ist? Toto geht in den Westen, wo der Kapitalismus zerstört, was der Sozialismus verrotten ließ. Nur zwei Dinge machen ihm Hoffnung – das Wiedersehen mit Kasimir und sein einziges Talent: das Singen. Es führt Toto bis nach Paris. Ein wütender, schriller Roman einer großen Autorin über das Einzige im Leben, was zählt.

Ursula Fricker, Außer sich (Rotpunktverlag, Februar 2012)

Kurzbeschreibung
Sommer in Berlin †“ und eigentlich wären Katja und Sebastian viel lieber im Bett geblieben an diesem Samstagmorgen. Endlich wieder einmal ausschlafen, endlich wieder einmal in den Tag hinein leben. Aber das Wochenende ist, wie so vieles im Leben des Architektenpaares, verplant, und sie machen sich auf den Weg, Freunde in Mecklenburg zu besuchen. Während der Fahrt passiert es: Sebastian erleidet einen Schlaganfall. Ein Helikopter bringt ihn ins Krankenhaus, und der Intensivmedizin gelingt es, Sebastian am Leben zu halten. Bald aber wird klar, dass er schwer geistig behindert bleiben wird. Katja hofft zunächst, Sebastian mit ihrer Nähe, mit ihrer Liebe zurück ins Leben holen zu können. Aber erkennt er sie überhaupt noch? Wo sind die Bilder der Erinnerung, die Pläne für die Zukunft, Wünsche und Träume? Ist das noch Sebastian? Das Buch erzählt Katjas einsame Auseinandersetzung mit den Grenzen ethisch-moralischer Grundsätze, folgt ihrem Weg hin zu einer endgültigen Entscheidung. Es ist die Geschichte einer starken Liebe.

Peter von Matt, Das Kalb vor der Gotthardpost (Hanser Verlag, Februar 2012)

Kurzbeschreibung
Peter von Matt liebt die Schweiz, ein Land zwischen Idylle und Globalisierung, zwischen alpiner Tradition und Hightech-Tunnel. Reich an Bildern und Weisheit, mit Witz und kämpferischer Vehemenz wirft er aber auch einen kritischen Blick auf die Gesellschaft: Auf ihren schludrigen Umgang mit der Sprache oder die Abschottung gegen Einwanderer. Mit deutschen Literaten wie Friedrich Schiller oder Max Frisch im Blick liest er Politik und Landsleuten seiner Heimat die Leviten. Dieses Buch führt uns vor Augen, dass und warum die Beschäftigung mit Literatur mitten ins Herz des Bewusstseins eines jeden Staatsbürgers trifft.

Thomas Meyer, Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse (Salis Verlag, März 2012)

Kurzbeschreibung
Der junge orthodoxe Jude Mordechai Wolkenbruch, kurz Motti, hat ein Problem: Die Frauen, die ihm seine mame als Heiratskandidatinnen vorsetzt, sehen alle so aus wie sie. Ganz im Gegensatz zu Laura, seiner adretten Mitstudentin – doch die ist leider eine Schikse: Sie trägt Hosen, hat einen hübschen tuches, trinkt Gin Tonic und benutzt ungehörige Ausdrücke. Zweifel befallen Motti: Ist sein vorgezeichneter Weg wirklich der richtige für ihn? Sein Gehorsam gegenüber der Mame mit ihren verstörenden Methoden schwindet. Dafür wächst seine Leidenschaft für Laura. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Und Motti kann schon recht bald einen Schluss ziehen: Auch Schiksn haben nicht alle Tassen im Schrank.ennenlernt, haben wohl keinen dicken tuches, aber dafür nicht alle Tassen im Schrank. Thomas Meyers Roman führt auf unterhaltsame und kurzweilige Weise sozusagen vom orthodoxen A zum säkularen B, wobei sich an den Problemen mit den Frauen tendenziell bloß ändert, dass sie keine jüdischen Namen mehr tragen

Alain Claude Sulzer, Aus den Fugen (Verlag Galiani Berlin, August 2012)

Kurzbeschreibung
Die plötzliche Stille ist lauter als ein Paukenschlag: Mitten in einer atemberaubenden Interpretation der Hammerklaviersonate bricht der international gefeierte Starpianist Marek Olsberg abrupt sein Spiel ab. Mit den Worten „Das war´s“ schließt er den Klavierdeckel und verlässt den Saal. Olsbergs unvorhergesehene Tat wird allerdings nicht nur sein eigenes Leben in neue Bahnen lenken. Er ist eine von vielen Hauptfiguren in Alain Claude Sulzers neuem Roman. Da ist z. B. Olsbergs Agent, der sich mit seinem neuen Freund schon auf dem Weg zur Philharmonie in die Haare bekommt. Da ist Sophie, die erst während des Konzerts begreift, dass ihre letzte Liebe inzwischen mit ihrer Nichte Klara angebändelt hat, und die sich deswegen ein Gläschen zu viel gönnt. Da ist Esther, die ihre frisch geschiedene Freundin mit dem Olsberg-Konzert aufmuntern will und die bei der außerplanmäßig frühen Rückkehr vom Konzert bemerken muss, dass ihr Mann nicht daheim ist. Dafür aber sein Handy mit einer befremdlichen Nachricht seiner Assistentin Sabine. Ein bewegender Roman, in dem sich auf engstem Raum eine Fülle menschlicher Schicksale entfaltet. Ein Buch voll unvermuteter Wendungen und existentieller Tiefe. Als habe das abgebrochene Klavierspiel eine Schwingung ausgelöst, die das Leben aller, die dabei waren, in Bewegung bringt.

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Die Jury hat nach intensiver Diskussion mit grosser Überzeugung fünf Titel ausgewählt, welche alle des Preises würdig wären und welche insgesamt die große Spannweite des literarischen Schaffens in der deutschen Schweiz widerspiegeln„, sagt Jury-Sprecher Hans Ulrich Probst (Literaturredaktor Schweizer Radio DRS 2).

Die nominierten Autorinnen und Autoren werden ihre Bücher auf einer Lesetour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz präsentieren. Den Start machen zwei Auftritte an der Frankfurter Buchmesse.

Nach Zürich (26. Oktober, Festival „Zürich liest“) und Bern (27. Oktober, Kornhausforum) geht‘ s in die Literaturhäuser von Berlin, Hamburg und Düsseldorf und zum ersten Mal auch nach Wien. Am 9. und 10. November 2012 schließlich werden die fünf Nominierten am Internationalen Buch- und Literaturfestival BuchBasel lesen.

Quelle: Schweizer Buchpreis

 

Auserwählte Literatur: Longlist zum Deutschen Buchpreis 2012

Sieben Jurymitglieder haben in den letzten fünf Monaten 162 Neuerscheinungen, die zwischen Oktober 2011 und dem 12. September 2012 erschienen sind oder noch erscheinen, gesichtet und 20 Titel von 6 Autorinnen und 14 Autoren für die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2012 nominiert.

Am 12. September folgt die Bekanntgabe der Shortlist mit sechs Titeln – der Siegertitel wird zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse am 10. Oktober bekannt gegeben.

Die nominierten Romane

  • Ernst Augustin: Robinsons blaues Haus (C. H. Beck, Januar 2012)
  • Bernd Cailloux: Gutgeschriebene Verluste (Suhrkamp, Februar 2012)
  • Jenny Erpenbeck: Aller Tage Abend (Knaus, September 2012)
  • Milena Michiko FlaŠ¡ar: Ich nannte ihn Krawatte (Wagenbach, Januar 2012)
  • Rainald Goetz: Johann Holtrop (Suhrkamp, September 2012)
  • Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt (Hanser, Februar 2012)
  • Wolfgang Herrndorf: Sand (Rowohlt.Berlin, November 2011)
  • Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen (Frankfurter Verlagsanstalt, September 2012)
  • Germán Kratochwil: Scherbengericht (Picus, Februar 2012)
  • Ursula Krechel: Landgericht (Jung und Jung, August 2012)
  • Dea Loher: Bugatti taucht auf (Wallstein, März 2012)
  • Angelika Meier: Heimlich, heimlich mich vergiss (Diaphanes, März 2012)
  • Sten Nadolny: Weitlings Sommerfrische (Piper, Mai 2012)
  • Christoph Peters: Wir in Kahlenbeck (Luchterhand, August 2012)
  • Michael Roes: Die Laute (Matthes & Seitz Berlin, September 2012)
  • Patrick Roth: Sunrise (Wallstein, März 2012)
  • Frank Schulz: Onno Viets und der Irre vom Kiez (Galiani Berlin, Februar 2012)
  • Clemens J. Setz: Indigo (Suhrkamp, September 2012)
  • Stephan Thome: Fliehkräfte (Suhrkamp, September 2012)
  • Ulf Erdmann Ziegler: Nichts Weißes (Suhrkamp, August 2012)

„Am verblüffendsten an unserer Longlist ist wohl ihre Welthaltigkeit, kaum eine Dimension, die nicht vorkommt: die große Liebe und der avancierteste Kapitalismus, die Erfahrung des Heiligen so gut wie Schocks der Kälte und Einsamkeit. Unsere zwanzig besten Romane greifen aus: in den Jemen, nach Nordafrika, nach Polen und nach Argentinien, ins gänzlich Imaginierte sowieso. Und überraschend viele versuchen sich an geschichtlichen Bestandsaufnahmen der Bundesrepublik in den 50er, 60er und 70er Jahren. Der Jury fiel es nicht leicht, aus der großen Zahl starker Bücher ihre Auswahl zu treffen“, sagt Jurysprecher Andreas Isenschmid (Neue Zürcher Zeitung am Sonntag). Und: „Die Jury diskutierte lang, kontrovers †“ und durchwegs freundschaftlich. Sie einigte sich auf eine Liste, auf der Alte Meister neben noch wenig bekannten, jüngeren Autoren stehen.†œ

Quelle: Deutscher Buchpreis

Longlist zum Man Booker Preis 2012 veröffentlicht – Harold Fry nominiert

Am 25. Juli 2012 wurde die Longlist mit 12 Titeln zur Vergabe des diesjährigen Man Booker Preises veröffentlicht.

Sir Peter Stothard, Herausgeber der Times Literary Supplement, wurde zum Vorsitzenden der Jury gewählt. Insgesamt starteten 145 Buchtitel ins Rennen um den begehrten mit 50.000 Pfund Sterling dotierten Literaturpreis.

Auf der Longlist sind in diesem Jahr vier Debütromane, drei Romane von kleinen unabhängigen Verlagen und mit Hilary Mantel eine Gewinnerin des Man Booker Preises nominiert. Sieben Autoren und fünf Autorinnen aus Großbritannien, Indien, Südafrika und Malaysia warten nun zunächst auf die Aufnahme in die Shortlist, die 11. September 2012 bekannt gegeben wird. Am 16. Oktober wird der Man Booker Preis 2012 bei einem Galadinner in der Londoner Guildhall verliehen.

Wenige Titel der Longlist liegen bereits in der deutschsprachigen Übersetzung vor. Unter anderen ist Rachel Joyce mit ihrem erfolgreichen Debüt Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry (Originaltitel: The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry) nominiert.

Titel der Longlist

  • Nicola Barker, The Yips (Fourth Estate)
  • Ned Beauman, The Teleportation Accident (Sceptre)
  • André Brink, Philida (Harvill Secker)
  • Tan Twan Eng, The Garden of Evening Mists (Myrmidon Books)
  • Michael Frayn, Skios (Faber & Faber)
  • Rachel Joyce, The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry (Doubleday)
  • Deborah Levy, Swimming Home (And Other Stories)
  • Hilary Mantel, Bring up the Bodies (Fourth Estate)
  • Alison Moore, The Lighthouse (Salt)
  • Will Self, Umbrella (Bloomsbury)
  • Jeet Thayil, Narcopolis (Faber & Faber)
  • Sam Thompson, Communion Town (Fourth Estate)

Quelle: The Man Booker Prize

Sabina Berman erhält LiBeraturpreis 2012 für „Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte“.

Die mexikanische Schriftstellerin Sabina Berman wird für ihren Roman „Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte“ mit dem LiBeraturpreis 2012 ausgezeichnet.

Wie das Börsenblatt berichtet, lobte die Jury die ungewöhnliche Perspektive, die Berman in ihrer Schilderung der Geschichte eines autistischen Mädchens einnimmt. Dadurch gelinge eine präzise Beschreibung der allgemein geltenden Verwertungs- und Nutzungslogik der Gesellschaft, wobei Bermann ohne moralischen Zeigefinger auskomme. Die Erzählweise sei sachlich und scharfsinnig, mitunter surreal und immer wieder humorvoll. Die schärfste Waffe gegen Borniertheit und Gefühlskälte finde Berman, so die Jury, in ihrer emotionslosen präzisen Sprache, die von Angelica Ammar kongenial ins Deutsche übertragen sei.

1955 als drittes von vier Kindern und Tochter der polnisch-jüdischen Emigranten Enrique Berman und Raquel Goldberg geboren, studierte Sabina Berman nach dem Abitur mexikanische Literatur und Psychologie an der Universidad Iberoamericana .

Schon während ihres Studiums Mitte der siebziger Jahre verfasste sie erste Theatertexte, in denen sie sich mit Themen über die persönliche Freiheit und die weibliche Identität auseinandersetzte. Ihr erster, autobiografischer Roman La Bobe (Die Großmutter) erschien 1990. Darin beschreibt die Autorin ihre Kindheit in der Kolonie aschkenasischer Juden in Mexiko-Stadt. Im Zentrum steht die jiddisch sprechende Großmutter.

Für ihre Theaterstücke, Fernsehspiele, Gedichte und Prosatexte hat Sabina Berman zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Sie ist unter anderen viermalige Preisträgerin des Nationalpreises für Theater in Mexiko (Premio Nacional de Dramaturgia en México), hat den Premio Juan Ruiz de Alarcón und zwei Mal den Premio Nacional de Periodismo (1999 und 2007) erhalten.

Heute publiziert Sabina Berman Anthologien weiblicher Schriftsteller, kommentiert Morde an Frauen und schreibt Drehbücher. „In unserem Land herrscht nicht nur Machismus, es gibt auch ein sehr starkes feministisches Bewusstsein„, sagt Berman. Sie will die Frauen in Mexiko dazu ermutigen, „dem permanenten Angriff standzuhalten und darüber nicht zur Giftschlange zu werden.

Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte (Originaltitel: La Mujer que buceó dentro del Corazón del Mundo) ist Sabina Bermans zweiter Roman und die erste deutschsprachige Übersetzung. Er wurde bislang in 11 Sprachen und in über 33 Ländern, darunter Spanien, Frankreich, USA, England und Israel veröffentlicht.

Kurzbeschreibung
Eine der erfolgreichsten literarischen Stimmen Mexikos zeigt uns die Welt noch einmal neu.
Ich weiß, dass mein Geist langsam ist, zumindest verglichen mit dem der Standardmenschen.“ Dies sagt Karen, eine junge Mexikanerin. Zu Beginn des Romans ein verwahrlostes autistisches Mädchen, lernt sie in der Obhut ihrer Tante, „ich“ zu sagen und „ich“ zu werden. Das Meer und die großväterliche Thunfischfabrik werden ihre liebsten Orte, Wesen mit Kiemen sind ihr näher als „Standardmenschen“. Dabei hat sie letzteren viel zu geben, Ideen, Engagement, sogar Profit. Aber eines Tages steht alles auf dem Spiel, und auch die letzte Verbindung scheint gekappt wie ein Sauerstoffschlauch.

Der LiBeraturpreis, mit dem ausschließlich Frauen ausgezeichnet werden, wird am 7. Oktober 2012 um 16 Uhr in der Christuskirche in Frankfurt verliehen. Sabina Berman liest aus ihrem Roman am 9. Oktober, um 19.30 Uhr, im Literaturhaus Frankfurt.

Quelle Foto: Wikipedia