Spiegel-Bestseller Taschenbücher Woche 03/2013

Platz 1 : Marina von Carlos Ruiz Zafón

Platz 2 : Die hellen Tage von Zsuzsa Bánk

Platz 3 : Das Lächeln der Frauen: Roman von Nicolas Barreau

Platz 4 : Der Menschenmacher von Cody McFadyen

Platz 5 : Eifel-Bullen von Jacques Berndorf

Platz 6 : Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel

Platz 7 : Die Larve: Harry Holes neunter Fall von Jo Nesbø

Platz 8 : Der kleine Hobbit von J.R.R. Tolkien

Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff!Platz 9 : Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! von Virginia Ironside

Platz 10 : Der Mann, der kein Mörder war von Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt

Quelle: Spiegel Online Kultur

Opfer-Abo: Jörg Kachelmanns frauenfeindliches Unwort des Jahres 2012

Entschuldigung, was ist ein Opfer-Abo? Dass Jörg Kachelmann dieses Wort im letzten Jahr in diversen Interviews verwendet und damit Frauen gemeint hat, die ein „Opfer-Abo“ hätten und so ihre Interessen in Form von Falschbeschuldigungen †“ unter anderem der Vergewaltigung †“ gegenüber Männern durchsetzen, ist völlig an mir vorbeigegangen.

In einem Interview im Spiegel vom 8. Oktober 2012 sagte Jörg Kachelmann zum Beispiel: „Das ist das Opfer-Abo, das Frauen haben. Frauen sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen wurden. Menschen können aber auch genuin böse sein, auch wenn sie weiblich sind.

Kachelmanns PR für sein Buch, das im Jahr 2012 mit großem Medienrummel auf den Markt kam, fand ich einfach unerträglich. Umso mehr freut es mich, dass die unabhängig und ehrenamtlich arbeitende Jury, die seit 1994 das „Unwort des Jahres“ wählt, nun darauf hinweist.

Das Wort „Opfer-Abo“ stelle Frauen pauschal und in inakzeptabler Weise unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden und somit selbst Täterinnen zu sein. Das hält die Jury angesichts des dramatischen Tatbestands, dass nur 5 bis 8 Prozent der von sexueller Gewalt betroffenen Frauen tatsächlich die Polizei einschalten und dass es dabei in nur bei 3 bis 4 Prozent der Fälle zu einer Anzeige und einem Gerichtsverfahren komme, für sachlich grob unangemessen. Das Wort verstoße damit nicht zuletzt auch gegen die Menschenwürde der tatsächlichen Opfer, lautet die Jurybegründung.

Weitere Unwörter für das Jahr 2012 sind Pleite-Griechen und Lebensleistungsrente.

Insgesamt waren für die Wahl zum „Unwort des Jahres 2012“ 2232 Einsendungen mit 1019 verschiedenen Vorschlägen eingegangen. Am häufigsten vorgeschlagen wurde das Wort „Schlecker-Frauen„, ein Begriff aus der Krise der Drogeriemarktkette Schlecker.

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Unwort des Jahres.
Quelle Logo: © Unwort des Jahres – Webseite

 

Die Top Ten aus unserem Lesekreis aus 12 Jahren und 100 Büchern

Wenn 15 Personen über einen Zeitraum von zwölf Jahren gemeinsam zirka einhundert Bücher lesen und man sie dann nach den Highlights fragt, ist das Ergebnis erstaunlich differenziert und keineswegs repräsentativ, denn im Prinzip haben sich alle zu vergebenen 150 Stimmen querbeet verteilt. Auf jeder einzelnen Abstimmungsliste wurden Bücher zu Favoriten erklärt, die niemand sonst erwählt hatte. Wahrscheinlich wäre das Ergebnis noch anders ausgefallen, wenn wir bei der Abstimmung nicht zusammengesessen hätten und einige Titel in der Runde laut genannt worden wären.  Mit acht von fünfzehn möglichen Stimmen führt Bernhard Schlinks „Der Vorleser“ unser Ranking an, Michela Murgias Roman „Accabadora“ auf Platz zehn erhielt noch drei Kreuze.

1. Der Vorleser von Bernhard Schlink

Kurzbeschreibung
Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Liebe und bedrängenden Vergangenheit.
Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er… und sie wird seine erste Leidenschaft. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Auf dem Nachhauseweg gerät der fünfzehnjährige Michael Berg in eine heikle Situation. Eine Frau, Mitte Dreißig, kümmert sich um ihn. Später kommt der Junge mit einem Blumenstrauß, um sich zu bedanken. Und er kommt wieder. Hanna ist die erste Frau, die er begehrt. Eine heimliche Liebe beginnt. Doch es ist etwas Düsteres, Reizbares um Hanna. Seine Fragen, wer sie war und ist, weist sie schroff zurück.
Eines Tages ist sie verschwunden. Aus Michaels Leben, nicht aus seinem Gedächtnis. Als Jurastudent sieht er Hanna im Gerichtssaal wieder. Der junge Mann erleidet einen Schock. Er hat eine Verbrecherin geliebt. Vieles an Hannas Verhalten im Prozess ergibt keinen Reim. Bis es ihm wie Schuppen von den Augen fällt: Sie hat nicht nur eine grauenhafte Tat zu verantworten, sie hat auch ihr verzweifelt gehütetes Geheimnis.
Die Vergangenheit bricht auf – die seiner Liebe und die deutsche Vergangenheit. Michael muss erleben, dass er von beiden Vergangenheiten nicht loskommt.
Bernhard Schlinks Vorleser ist neben der Blechtrommel von Günter Grass wahrscheinlich der international erfolgreichste Roman eines lebenden deutschen Schriftstellers. Eine unaufdringliche Metapher für deutsche Verstrickungen, wie überhaupt Schlink es meisterhaft versteht, das bewusstlose Schweigen der Deutschen in den fünfziger und sechziger Jahren durch seine atmosphärisch dichte Prosa zum Reden zu bringen. Das Buch ist gescheit, geschickt gebaut und sensibel für unausgesprochene Gefühle: eine im Deutschen seltene Verbindung.“ Der Tagesspiegel

2. Der Chronist der Winde: Roman von Henning Mankell

Kurzbeschreibung
Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schusswunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, dass er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt, wie die Banditen sein Dorf überfielen, seine Schwester massakrierten und ihn zwingen wollten, seine Verwandten zu töten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde.
Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Von Mandioca, der Tomaten und Zwiebeln in seinen Taschen wachsen lässt, und von Deolinda, einem Albinomädchen, das die sexuellen Phantasien der Jungen erregt. Vom Geheimnis des Reichtums erzählt er, einer vertrockneten Eidechse in einem gestohlenen Aktenkoffer und einem nächtlichen Besuch beim Präsidenten. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann.

3. Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann

Kurzbeschreibung
Im Zentrum steht ein Treffen der beiden 1828 in Berlin, auf einem Naturforscherkongress, für den Gauß nur sehr widerwillig sein Göttingen verlässt. Die zwei Großdenker haben sich beide auf ihre eigene Weise der Vermessung der Welt gewidmet, kommen sich aber nur zaghaft näher.
Der Roman kann sich auf knapp 300 Seiten Leben und Werk der beiden allerdings nur schlaglichtartig widmen, eher skizzenhaft und sehr kurzweilig erleben wir wichtige Stationen ihres Schaffens in einer geschickten Mischung aus Fakten und Fiktion: Humboldt auf seinen strapaziösen Exkursionen nach Südamerika, Gauß dagegen eher zerrissen zwischen der hehren Welt der Zahlen und dem schnöden Alltag, denn auch ein Genie hat Zahnschmerzen und muss sich mit Frau und Kindern herumplagen. Die Komik des Romans speist sich dabei nicht nur aus den ironisch beleuchteten Charakteren von Gauß und Humboldt, sondern auch aus der Spannung zwischen Größe und Lächerlichkeit. Humboldts große Forschungsreise nach Russland etwa gerät zur Farce, weil er schon zu berühmt ist: die ganze Expedition gerät zur Massenveranstaltung mit über 100 Teilnehmern, und statt zu Forschen verbringt Humboldt die meiste Zeit auf Empfängen.

4. Drachenläufer von Khaled Hosseini

Kurzbeschreibung
Afghanistan 1975: ein Land im Schatten der Geschichte. In Kabul wächst der zwölfjährige Amir auf, der unbedingt einen Wettbewerb im Drachensteigen gewinnen will, um seinem Vater seine Stärke zu beweisen. Dazu braucht er die Hilfe seines Freundes Hassan. Hassans Vater ist der Diener von Amirs Vater. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft verbindet die beiden Jungen eine innige Freundschaft, die allen Herausforderungen aus der Nachbarschaft standhält. Bis am Ende des erfolgreichen Wettkampfs die Freundschaft von Amir auf schreckliche Weise verraten wird. Diese Tat verändert das Leben beider dramatisch, ihre Wege trennen sich, während das Land gleichzeitig seiner Zerstörung entgegengeht.
Viele Jahre später kehrt der erwachsene Amir aus dem Ausland in seine Heimatstadt Kabul zurück, um seine Schuld zu tilgen. Der Leser wird Zeuge der dramatischen Schicksale der beiden Jungen, ihrer Väter und Freunde, und erlebt ihre Liebe und ihre Lügen, ihre Trennung und Wiedergutmachung.

5. Wie Barney es sieht von Mordecai Richler

Kurzbeschreibung
„Die meisten Menschen, die ich kenne, kann ich nicht ausstehen, aber keinen so wenig wie den ehrenwerten Barney Panofsky.“ Der dies äußert, ist niemand Geringerer als der ehrenwerte Mr. Panofsky himself, ein alter Jude aus Montréal, der ein mittleres Vermögen mit der Produktion von schlechten Seifenopern gemacht hat. Barneys †œWahre Geschichte seines vergeudeten Lebens† und die seiner drei reizenden Ehefrauen strotzt vor falschen Angaben und wird von seinem Sohn mittels Fußnoten getreulich korrigiert †“ denn Barney, einem hemmungslosen Trinker und Schwadronierer vor dem Herrn, macht sein Gedächtnis zunehmend zu schaffen.

6. Emmas Glück von Claudia Schreiber

Kurzbeschreibung
Ein Unfall führt sie zusammen: Emma, die allein und hoch verschuldet auf ihrem Bauernhof lebt, findet eines Nachts in einem schrottreifen Ferrari das, was ihr im Leben fehlte: endlich ein Mann und genügend Geld, um ihren verschuldeten Hof zu retten. Der junge, aber todkranke Städter Max wollte eigentlich nach Mexiko verschwinden, als seine rasante Fahrt an einem Baum ihr abruptes Ende fand. Und nach einer Weile gesellt sich das Glück zu den beiden, wenn auch auf recht ungewöhnliche Weise.
Eine tragikomische Liebesgeschichte mit einem überraschenden Ende … Ein wunderbares Buch!

7. Die Wand von Marlen Haushofer

Kurzbeschreibung
Eine unsichtbare, undurchdringliche Wand, jenseits derer Totenstille herrscht, schiebt sich auf einmal zwischen das Tal, in dem die Ich-Erzählerin lebt, und die Außenwelt. Eine Frau findet sich plötzlich über Nacht allein mit dem Hund, einer Katze und einer trächtigen Kuh. Ein archaisches Leben beginnt. Die Vorräte sind begrenzt, sie muss lernen, sich von den Erzeugnissen der Natur zu ernähren. Um nicht wahnsinnig zu werden, beginnt sie eines Tages die Ereignisse aufzuschreiben: †œIch wurde gezwungen ein ganz neues Leben zu beginnen, aber was mich wirklich berührt, ist immer noch das gleiche wie früher: Geburt, Tod, die Jahreszeiten, Wachstum und Verfall.†
Ein unnachahmliches Gleichnis für das unüberwindliche Einsamsein.

8. Was ich liebte von Siri Hustvedt

Kurzbeschreibung
†œWas ich liebte† erzählt von sexuellen und künstlerischen Lebensentwürfen, von Familien, Eltern und Kindern. Alles beginnt 1975 im New Yorker Stadtteil SoHo, wo der Kunsthistoriker Leo Hertzberg in einer Galerie ein Bild des jungen Malers Bill Wechsler kauft. Es ist ein Frauenakt, der jedoch den rätselhaften Titel †œSelbstporträt† trägt. Bald ziehen Leo und Bill mit ihren Frauen und neugeborenen Söhnen in ein Haus. Ihre Freundschaft ist bestimmt von der Suche nach ihrer Identität. Doch keine Erkenntnis der Welt kann sie auf die Schicksalsschläge vorbereiten, die ihr Leben für immer verändern.

9. Pferde stehlen von Per Petterson

Kurzbeschreibung
Trond ist 67 und zieht sich nach Ostnorwegen zurück. Als ein Nachbar auftaucht, holen ihn die Ereignisse jenes Sommers vor mehr als fünfzig Jahren ein. Damals verbrachte er die Ferien mit seinem Vater in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze. Es ist eine Gegend, in der man Pferde stehlen kann. Als in der Nachbarsfamilie ein schreckliches Unglück geschieht, entdeckt der Junge das wohlgehütete Lebensgeheimnis des Vaters.
†œEine wunderschön erzählte Geschichte über die Liebe und das Glück, das Jungsein und das Alter, die Natur und die Einsamkeit. Das Schönste wäre, wenn einer auf die Idee käme, dieses Buch zu verfilmen. Das wäre ein Film, bei dem man ein bisschen weinen würde, aber gleichzeitig auch den Daumennagel anknabberte, weil es so spannend ist.† (Christine Westermann, WDR)

10. Accabadora von Michela Murgia

Kurzbeschreibung
Ein sardisches Dorf, Mitte der fünfziger Jahre: Als Dorfschneiderin ist Bonaria gewöhnt, Maß zu nehmen †“ mit ihren Augen, ihrem Verstand und dem Herzen. Die kleine Maria, die sie als fill†™e anima, Kind des Herzens, aufnimmt, ist ihr ganzes Glück. Manchmal hört Maria ihre Ziehmutter, die Accabadora, wie sie sich nachts aus dem Haus stiehlt, und am nächsten Tag läutet die Totenglocke … Als Bonaria Jahre später im Sterben liegt, hält die alte »Schuld« sie umbarmherzig ans Leben gefesselt und Maria steht vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens.

Literaturverfilmung: Rubinrot von Kerstin Gier am 14. März 2013 im Kino [Trailer]

Rubinrot“ lautet der Titel des ersten Bandes der „Liebe geht durch alle Zeiten„-Fantasy-Trilogie von Kerstin Gier. Nach der Veröffentlichung im Januar 2009 landete der Jugendroman schnell auf der Spiegel-Bestsellerliste und blieb dort über fünfzig Wochen lang vertreten. Meine damals 13-jährige Tochter konnte die Fortsetzungen „Saphirblau“ (Januar, 2010) und „Smaragdgrün“ (Dezember, 2010) kaum erwarten. Sie ist so fasziniert von der Edelstein-Trilogie, dass sie die Bücher immer wieder neu liest und mit Spannung auf die Verfilmung des ersten Teils wartet. Am 14. März 2013 ist es so weit und „Rubinrot“ kommt in die Kinos.

Maria Ehrich spielt die Rolle der 16-jährigen Gwendolyn Shepherd (Gwen oder Gwenny), in deren Familie ein einzigartiges Gen Zeitreisen ermöglicht. Obwohl eigentlich Gwendolyns Cousine Charlotte (Laura Berlin) in die Vergangenheit reisen soll, übernimmt Gwen unerwartet den vorhergesehenen Platz in der geheimen Organisation der zeitreisenden „Wächter“. Die Einweisung in die bevorstehenden Aufgaben gestaltet sich schwierig, da Gwen sich nicht so recht einfügen will. Bei ihren Zeitreisen wird sie von Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner) unterstützt. Gemeinsam sammeln sie das Blut aller Zeitreisenden, um es in einen Chronografen einzulesen. Der Chronograf ist ein von den Wächtern erfundenes Gerät, das unkontrollierte Zeitsprünge verhindern soll. Gwen und Gideon verlieben sich ineinander.  Dadurch hat Gwen in der Gegenwart unbeabsichtigt Charlotte nicht nur ihre Lebensaufgabe, sondern auch Gideon weggenommen und eine Situation geschaffen, die für alle Beteiligten schwierig ist.

Quelle: Rubinrot – Der Film

Kindermund: Schockierende Autobiografie von Klaus Kinskis Tochter Pola Kinski

Kindermund“ lautet der Titel von Pola Kinskis Autobiografie ihrer Kindheit und Jugend, die am 14. Januar 2013 im Insel Verlag erscheint. Sie erzählt, wie es war, die Tochter von Klaus Kinski zu sein, der sie über 14 Jahre hinweg sexuell missbraucht und vergewaltigt haben soll. Unsentimental und schonungslos rechnet sie mit dem großen Schauspieler ab, für den es als selbstverständlich galt, sich über alle Grenzen hinwegzusetzen und der es skrupellos in Kauf nahm, das Leben des eigenen Kindes zu zerstören.

Kindermund von Pola Kinski
Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 14. Januar 2013 im Insel Verlag (Leseprobe) – 267 Seiten
Pola Kinski ist drei Jahre alt, als sich ihre Eltern scheiden lassen. Sie ist das erste Kind von Klaus Kinski, einem aufstrebenden Schauspieler, damals, Mitte der fünfziger Jahre. Nach der Scheidung lebt das Kind bei Mutter und Großvater in München; seinen Vater sieht es nur selten. Alles ändert sich, als Kinski in Fernsehen und Kino der Durchbruch gelingt. Er holt seine Tochter bei jeder Gelegenheit zu sich nach Berlin und später nach Rom, lässt sie zu den wechselnden Drehorten nachreisen. Pola erlebt die Tobsuchtsanfälle und die Verschwendungssucht ihres Vaters: Er brüllt auf sie ein und überhäuft sie mit Geschenken und Geld. Was sie sich sehnlichst wünscht, die Liebe und Geborgenheit der Eltern, versagen ihr Mutter wie Vater. Die Zuwendung der einen gilt bald nur mehr dem neuen Mann und zweiten Kind. Der andere macht die eigene Tochter über Jahre zu seiner Kindfrau.

Aus dem Buch
Ich friere, und zugleich ist mir heiß. Ich rieche die Angst, die aus meinen Poren drängt, und doch spüre ich mich nicht. Ich fasse nach der Glut der Zigarette, ich spüre sie nicht. Ich zwicke mir in die Wange, ich spüre mich nicht. Ich befinde mich in einer Kugel, sie ist durchsichtig. Eine Haut wie eine Seifenblase trennt mich vom Leben.

Über Pola Kinski
Pola Kinski, geboren 1952 in Berlin, wuchs nach der Scheidung ihrer Eltern 1955 zuerst bei ihrer Mutter und später bei ihrem Vater auf. Sie ist die Halbschwester von Nastassja Kinski und Nikolai Kinski. Anfang der 1970er Jahre studierte sie Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Neben Filmrollen übernahm sie Engagements am Schauspielhaus Bochum und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Ab 1977 arbeitete sie als freiberufliche Schauspielerin und lebte in Berlin und Paris. Sie spielte zudem in mehreren Fernsehfilmen mit.

Mehr dazu: Klaus Kinski – Das Böse bleibt von Arno Frank, Spiegel Online Kultur vom 11. Januar 2013