Seitensprung der Sisterhood †“ Engelsduft

Seitensprung der Sisterhood

Kapitel 2
Engelsduft

Ikarus war ein bisschen blass um die Nase und ließ sich auf einen Plastikstuhl im Wartebereich nieder. Doc setzte sich neben ihn und Sam lief nachdenklich vor ihnen auf und ab.
„Das war wirklich knapp, ich glaube, wer auch immer dahinter steckt, wollte uns mit der Maschine in die Luft jagen.†œ
„Das waren mit Sicherheit die Wiesel-Brüder!†œ sagte Doc und warf einen besorgten Blick auf ihren Piloten.
„Also, der Typ beim Auftanken heute …, der hatte auch irgendwas von einem Wiesel, der roch auch so. Hätte ich gewusst, dass …†œ
„Schon gut†œ, unterbrach Doc ihn, „es war nicht deine Schuld, du wusstest doch gar nichts von ihnen.†œ Ikarus hatte sich von dem Schock immer noch nicht ganz erholt, aber sein Gesicht bekam langsam wieder etwas Farbe. Er war noch nicht lange bei der Bruderschaft und noch in der Ausbildung. So knapp dem Tod zu entkommen, damit musste man erst umzugehen lernen.
„Dann können die Wiesel aber unmöglich morgen Mittag in Louisiana sein, was denkst du, Jane?†œ Sam sah sie fragend an, doch bevor sie antworten konnte, klingelte ihr Handy.
Ein anonymer Anruf, das konnte nur Sweetlife sein. Sie nahm das Gespräch an und telefonierte eine ganze Weile mit ihrer Chefin. Nachdem sie aufgelegt hatte, blickten sie zwei neugierige Augenpaare an. Doc seufzte, das würde noch eine lange Nacht für sie alle werden.
„Sweetlife wollte uns warnen. Zwar nicht vor dem Anschlag, aber Louisiana war eine Falle.
Die O´Connelys sind gar nicht dort. Sie halten sich nach wie vor in Irland auf. Genauer gesagt sind sie auf den Weg nach Belfast.†œ Zum Glück hatten ihre Informanten die O´Connely-Brüder weiter im Auge behalten, da es suspekt erschien, dass die drei sich so offenkundig zurück an ihren bekannten Wohnsitz begeben wollten.
†œAlso wissen wir auch, wer dafür verantwortlich war.†œ Sie machte eine Handbewegung in Richtung Rollfeld und deutete auf die Feuerwehr sowie die Sicherheitsleute des Flughafens, die schwer damit beschäftigt waren den Brand unter Kontrolle zu bekommen.
„Ikarus, Sweetlife informiert jetzt ein Mitglied der Bruderschaft, das hier in Irland stationiert ist. Du sollst hier auf einen Mr. Greedy warten. Er wird die Ermittlungen übernehmen. Die Pressemitteilung wird gefaked. In den Nachrichten wird dann bekannt gegeben, dass zwei verkohlte Leichen in dem Flugzeugwrack gefunden wurden. Du sollst ihm helfen und danach zurück nach Schottland kehren. Sam und ich werden jetzt mit dem Auto nach Belfast fahren, und dann knöpfen wir uns diese Pyromanen vor.†œ Sie stand auf, tätschelte dem Piloten den Arm, nickte Sam auffordernd zu und ging in Richtung Autovermietung, um die Autoschlüssel wieder abzuholen.
Herzhaft gähnend stieg sie in den Wagen. Sam blieb davor stehen.
„Sollte ich nicht lieber fahren? Du siehst aus, als ob du gleich einschlafen würdest.†œ Er hatte recht, und auch wenn sie ihre Müdigkeit nur ungern zugab, rutschte sie rüber auf den Beifahrersitz.
Sam setzte sich hinter das Steuer, doch bevor sie losfuhren, würgte er den Motor dreimal ab. Oh je, konnte er überhaupt fahren? Seltsam, aber in Newgrange war er auch ohne Auto unterwegs gewesen, fiel Doch jetzt wieder ein. Ruckelnd fuhren sie vom Parkplatz. Das konnte ja was werden. Sie fühlte sich auf einmal nicht mehr müde genug um zu schlafen und hatte lieber ein Auge auf den Verkehr. Gleich bei der nächsten roten Ampel würgte er wieder den Motor ab. Das war Anlass genug für Doc sich anzuschnallen und mit einer Hand am Türgriff schützend Halt zu suchen. Er fuhr wie ein Betrunkener, der eine ganze Flasche Whisky intus hatte und zeichnete Schlangenlinien auf die zweispurige kerzengerade Straße. Wahrscheinlich lag es an seinen Knien, die beidseitig das Lenkrad berührten.
„Sam, du darfst hier 60 fahren, mit 20 kommen wir niemals an.†œ
„Gib mir noch ein paar Minuten, ich bin bestimmt 30 Jahre kein Auto mehr gefahren, da hat sich mittlerweile viel verändert.†œ
„Oh, okay, dann fahr besser doch nicht schneller.†œ

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Jane konnte nicht anders, sie kicherte los. Es sah so lustig aus, wie er todernst das Lenkrad umklammert hielt und versuchte das Auto unter Kontrolle zu bringen. Prustend gab sie ihm ein paar Tipps.
„Auf jeden Fall solltest du mal versuchen, im ersten Gang anzufahren, das macht man heute so.†œ Er warf ihr einen grimmigen Blick zu und starrte dann weiter verbissen auf die Fahrbahn.
„Sam, ganz im Ernst, stell den Sitz doch mal 50 cm zurück und du wirst sehen, das ist viel entspannter, und du musst auch nicht mit der Stirn die Scheibe berühren.†œ
Plötzlich machte er eine Vollbremsung.
„Sam!†œ, kreischte Doc lachend. Er beugte sich ganz nah zu ihr herüber.
„Du machst dich über mich lustig? Hör zu: Ich. Kann. Das.†œ
„Ich bin ja schon ruhig.†œ Das Grinsen bekam sie allerdings nicht mehr aus dem Gesicht. Er stellte den Sitz ein ganzes Stück zurück und fuhr an, ohne den Motor zu würgen. Er warf ihr ein triumphierendes Lächeln zu. Allmählich schien er sich wirklich daran zu gewöhnen, und eine halbe Stunde später fielen Doc die Augen zu.
Etwas kribbelte in ihrem Gesicht. Langsam öffnete sie die Augen. Sam hatte die Beifahrertür geöffnet und hockte vor ihr. Mit einer Hand strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. Doc zuckte zurück.
„Haben wir einen Unfall gebaut?†œ
„Nein, hier ist eine Tankstelle, vielleicht brauchst du noch etwas.†œ
Er reichte ihr eine Hand. Ohne darüber nachzudenken, griff sie danach und ließ sich aus dem Auto ziehen. Mit einem Ruck stand sie neben ihm und der Wind wehte ihr eine volle Ladung seines Duftes ins Gesicht. Man, wie sie das nur die nächste Zeit ertragen sollte, ohne sich in ein schmachtendes Weibchen zu verwandeln, war ihr schleierhaft. Dass er so auf Tuchfühlung ging, verunsicherte sie etwas. Vielleicht waren Engel einfach so? Sie sah sich um, der Morgen graute bereits. Er hatte schon vollgetankt, und sie gingen gemeinsam hinein, um zu zahlen. Dann holten sie sich noch einen Becher Kaffee.
„Soll ich jetzt weiterfahren?†œ Kaffeeschlürfend blickte sie ihn an. Sam schmollte ein wenig gespielt
„Du weißt doch noch gar nicht, wie gut ich jetzt fahren kann.†œ
„Okay, dann fahr du weiter, Schumi.†œ Verwirrt blinzelte er sie an, setzte sich aber ohne nachzufragen wieder hinter das Steuer. Seltsamerweise fuhr er wirklich gut. Sie entspannte sich zunehmend in seiner Gegenwart.
„Stört es dich, wenn ich eine Zigarette rauche?†œ
„Wenn du mir auch eine gibst, dann nicht.†œ Sie hatte ja darauf getippt, dass Rauchen eine Sünde war, anderseits, die Frauen, die sie in seiner Gegenwart gesehen hatte, waren sicherlich keine Betschwestern gewesen. Sie zündete für jeden eine an und blickte aus dem Fenster.
„Laut Navi sind wir bald da. Schon eine Idee wie wir vorgehen?†œ Jane dachte nach.
„Nicht so richtig. Vielleicht sollten wir uns zunächst ein Hotel suchen, danach können wir die Umgebung erkunden.†œ
„Klingt gut.†œ Er warf einen Blick auf sie und sah dann wieder auf die Fahrbahn.
„Was ist?†œ
Er sah nochmals kurz zu ihr rüber und fasste sich ein Herz. Sein Instinkt sagte ihm, dass ihre kühle Haltung nur Fassade war.
„Ach, nichts weiter …, ich dachte nur, du könntest mir irgendwas erzählen. Ein wenig Klatsch und Tratsch vom Orden oder etwas in der Art. Du bist immer so still.†œ
Jetzt hatte sie das Gefühl, sich verteidigen zu müssen
„Ich habe dich gerade erst kennengelernt. Ich weiß doch gar nicht, wer von ihnen zu deinen Kumpeln gehört hat. Sie sind ja überall auf der Welt zerstreut.†œ
„Duncan und Bowen kenne ich ganz gut, und dann noch einen Wolf Shawn oder so ähnlich. Mit denen konnte man gut Pokern.†œ

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Bowens Namen zu hören, versetzte ihr einen Stich. Sie hatte die letzten Stunden gar nicht mehr an ihn gedacht, und nun kam die Trauer um ihn mit einem Schlag zurück.
Sie stieß den Qualm aus und wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Lügen war ja keine Option, aber ihm davon zu erzählen kam ihr zu intim vor. Also sagte sie einfach gar nichts.
„Oh, ich habe ein Fettnäpfchen erwischt?†œ
„Nein†œ, entfuhr es ihr.
„Das ist gelogen, Süße.†œ Mist, er hatte also wirklich einen eingebauten Detektor oder so was in der Art.
„Duncan hat in Angie, eine meiner Schwestern, seine Gefährtin gefunden, sie sind gerade in Schottland, und Jean ist mit ein paar anderen Brüdern auf der MS Seraphim vermutlich jetzt in Miami. So, zufrieden?†œ
„Wo sind die anderen vom Sixpack? Wieso bist du hier alleine?†œ
„Denkst du, ich kann keine Einsätze alleine erledigen?†œ, gab sie kratzbürstig zurück. Man, sie hatte einfach keinen Nerv über all das zu sprechen, sollte er sie doch in Ruhe lassen.
„Die anderen sind alle mit ihren Gefährten in deren Heimat gereist.†œ Sam spürte, dass sie verletzt worden war und ahnte, dass es mit Bowen zu tun haben musste, da sie ihn nicht erwähnt hatte. Er konnte nicht anders, er musste einfach nochmal nachhaken.
„Hm, was treibt McRieve denn so, der alte Blutsauger? Hast du ihn kennengelernt?†œ Er lächelte bei der Erinnerung an Bowen. Mit ihm hatte er so einige Clubs unsicher gemacht.
„Bo ist … er …  in Peru sind wir Dungeon begegnet. Er hat mich vor ihm beschützt und dafür mit seinem Leben bezahlt.†œ
Sam warf ihr einen überraschten Blick aus seinen schönen Augen zu und hakte nicht weiter nach. Er spürte den Schmerz, den er in ihrer Stimme vernommen hatte und in ihren Augen sah. Normalerweise konnte er durch Körperkontakt die Emotionen anderer nachempfinden, aber bei ihr reichte ein einfacher Blick aus. Würde er sie jetzt berühren, wüsste er die ganze Geschichte, aber er wollte sie nicht ausspionieren und sie gegen sich aufbringen. Auch so konnte er sich vorstellen, dass ein erfahrener Kämpfer wie Bowen nicht einfach sein Leben hergeben hatte. Sie mussten in einen grausamen Kampf verwickelt gewesen sein.
„Oh, das tut mir sehr Leid†œ, sagte Sam, und Jane erkannte wie betroffen auch er von dieser Neuigkeit war.
Um sich abzulenken, holte sie ihr Handy aus der Tasche und sah sofort das kleine Briefchen auf dem Display. Sie hatte eine SMS bekommen.
„Bin heil in Schottland angekommen. Das Anwesen ist gigantisch! Vermisse dich sehr! LG Angie.†œ
Sie simste eine Antwort zurück.
„Hey Süße! Lass dich von Duncan ordentlich verwöhnen! Mache Irland unsicher. glg Doc†œ

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Sie steckte ihr Handy wieder weg und klappte die Sonnenblende nach unten, um einen Blick in den Spiegel zu wagen. Gott, wie ihre Haare aussahen, sie brauchte dringend eine Dusche. Seit ihrer Nacht in Newgrange hatte sie weder Zeit gehabt sich frisch zu machen noch sich umzuziehen. Plötzlich erhielt ihr Wagen einen Stoß und machte einen unsanften Satz nach vorne. In letzter Sekunde konnte sich Doc noch am Armaturenbrett abstützen.
„Hey, was soll das verdammt nochmal?†œ, fluchte Sam und trat aufs Gas. Irritiert blickte Doc in den Spiegel der Sonnenblende und sah einen weißen Jeep mit einem rothaarigen Mann am Steuer direkt hinter ihrem Wagen. Sofort erkannte sie Patrick O´Connely. Sam trat aufs Gaspedal, und da sie in ihrem Sportwagen viel schneller waren, fiel der Jeep schnell hinter ihnen zurück. Sie rasten über eine schmale Serpentine, die rund um einen Felsen führte.
„Sam, das war das Wiesel, und oh mein Gott, geh vom Gas… da vorne…!†œ, schrie Doc und starrte mit aufgerissenen Augen auf die Straße. Sam hatte auch gesehen, dass vor ihnen ein Felsbrocken auf der Straße lag und die Weiterfahrt blockierte. Abrupt trat er auf die Bremse und Doc wurde wieder gegen das Armaturenbrett katapultiert.
Fast im selben Moment wurden sie wieder von hinten gerammt. Ihr Wagen drehte sich wie ein Kreisel und kam vor der Leitplanke zum stehen. Der Jeep setzte ein Stück zurück, und bevor Doc realisiert hatte, dass er sie wieder rammen würde, war es auch schon geschehen. Sie durchbrachen die Leitplanke und ihr Wagen senkte sich in Richtung Abgrund. Nur die Hinterreifen standen noch auf der Straße. Sie hörte, wie die Leitplanke ein ächzendes Geräusch von sich gab und nachzugeben drohte.
„Oh Gott, wenn er uns noch einmal berührt, schmieren wir hier ab†œ, sagte Jane und starrte wie paralysiert auf den glitzernden Bachlauf, der sich ungefähr hundert Meter tiefer durchs Tal schlängelte. Sam spürte ihre Panik. So ein Absturz konnte selbst einer Unsterblichen wie ihr gefährlich werden.
„Jane, bleib ganz ruhig. Du musst mir jetzt Vertrauen. Mach keine hastigen Bewegungen. Wenn ich los sage, lege die Arme um meinen Hals und halte dich verdammt gut fest.†œ Mit angstgeweiteten Augen sah sie ihn an.
„Okay … Okay…†œ, stammelte sie und sah, wie er sich ganz, ganz langsam zu ihr rüber beugte. Mit einer Hand löste er die Schnalle ihres Gurtes und die andere lag auf dem Türgriff.
„Jane, jetzt! Los!†œ Sie legte ihre Arme um seinen Hals, und im gleichen Moment öffnete er blitzschnell ihren Gurt und gleichzeitig die Beifahrertür. Er stieß sich ab und sprang mit ihr aus dem Wagen. Doc hatte die Augen zugekniffen. Der Typ war doch wahnsinnig. Dachte er, sein Körper würde sie genügend davor beschützen sich das Genick zu brechen? Kalter Wind umwehte sie. Sie hörte einen Motor aufheulen und dann, wie der Wagen schmetternd irgendwo aufprallte und explodierte. Warum waren sie noch nicht unten angekommen? Es rauschte um sie herum. Sie öffnete ein Auge und riskierte einen Blick. Sie schwebte mit Sam hoch oben in der Luft. Er hielt sie fest umklammert. Als sie ihren Kopf aus seiner Halsbeuge hob, sah sie seine Flügel. Aber natürlich, er war ein Engel!
„Alles ok?†œ, erkundigte er sich, als er bemerkte, dass sie sich einigermaßen gefangen hatte.
„Lass mich bitte nicht fallen†œ, brachte sie nur kleinlaut hervor. Sam lachte. Sie spürte, wie der Ton angenehm in seinem Brustkorb vibrierte.
„Niemals.†œ Mit gleichmäßigen Flügelschlägen flog er Richtung Tal. Er spannte seine Schwingen weit auseinander und sie glitten tiefer und tiefer der Erde entgegen. Janes Magen machte Purzelbäume, und sie klammerte sich fest an ihn. Trotz dieser bizarren Situation kam sie nicht umhin festzustellen, wie anziehend er doch auf sie wirkte. Er hatte atemberaubend schöne Flügel. Sie waren nachtschwarz und schimmerten in den Spitzen silbern. Sie wirkten so pudrig und weich, dass sie sie am liebsten berührt hätte. Sie flogen über den kleinen Bach und landeten schließlich am Ufer. Sanft berührten seine Füße den Boden. Sam kommentierte ihre Landung nur mit einem „geschafft†œ und hielt sie weiter in seinen Armen. Jane machte keine Anstalten sich von ihm zu lösen. Sie hätte ewig so mit ihm an diesem Ufer stehen bleiben können, wenn nicht ihr Pflichtbewusstsein sie wieder in die Realität geholt hätte.

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„Hey, wir sind wieder am Boden, du kannst mich jetzt loslassen†œ, murmelte sie leise an seiner Schulter, obwohl sie sich selbst nicht aus seiner Umarmung befreien mochte, sie fühlte sich so sicher und geborgen in seinen Armen. „Du riechst aber so gut†œ, sagte er und drückte sie weiter an sich. Dann hob sie den Kopf und sah ihn an. Die Luft zwischen ihnen vibrierte regelrecht, doch bevor seine Lippen ihre berührten, machte sie sich von ihm los.
„Man, woher wusste dieses Wiesel, dass wir nicht mit dem Flugzeug gegrillt wurden?†œ Er schmunzelte über ihren galanten Themenwechsel.
„Patrick hat vermutlich am Flughafen nach uns Ausschau gehalten und ist uns gefolgt.†œ
„Ja, so wird†™s wohl gewesen sein.†œ Sie musterte ihn, seine Flügel waren nicht mehr zu sehen. Er sah ihren fragenden Blick und flüsterte grinsend:
„Magie.†œ
Sie lächelte zurück. Davon aufgemuntert griff er ihre Hand und zog sie mit sich in den angrenzenden Wald. Das Wetter war trübe, Nebel waberte um die Bäume und es nieselte leicht. Jane war froh, dass sie ihre Lederklamotten anhatte, so fror sie wenigstens nicht. Als sie das Waldstück durchquert hatten, kamen sie am anderen Ende in einem kleinen Dorf an. Es wirkte nicht sehr einladend, die Häuser waren einfache Holzhütten mit Schindeldächern. Auch die Straße war geisterhaft leer.
„Da drüben ist ein Pub, das noch geöffnet hat. Hast du Lust auf ein Pint Guiness und eine kleine Verschnaufpause?†œ Jane blickte über die Straße und sah auf das kleine schwarze Häuschen mit der roten Tür, über der „Dead Men Inn†œ in leuchtenden Lettern stand.
„Oh ja, allerdings. Das haben wir uns wirklich verdient†œ, antwortete Jane. Sie überquerten die Straße und gingen hinein. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an das abgedunkelte Licht im Inneren gewöhnt hatten. Dafür, dass es fast morgens war, war dort noch einiges los. Ein paar zwielichtige Gestalten lungerten herum und starrten sie unfreundlich an. Sie hätte ihre rechte Hand darauf verwettet, dass sich hier nicht nur Menschen aufhielten. Jane setzte sich an einen Tisch ans Fenster und beobachte Sam wie er da so lässig am Tresen stand. Er orderte ihr Bier und plauderte noch etwas mit dem Barmann. Der ungepflegte kahlköpfige Wirt hatte einen enormen Bierbauch Als er merkte, dass sie ihn beobachtete, zwinkerte er ihr zu. Doc blickte schnell in eine andere Richtung. Die Luft war von Rauch gefüllt und das ganze Pub wirkte schmutzig und verwahrlost. Neben dem Tresen verhinderte ein Vorhang die Sicht in einen Raum, aus dem das Geräusch von Würfeln klang. Ganz offensichtlich fanden da illegale Glückspiele statt. Endlich kam Sam mit dem Bier und setzte sich zu ihr.
„Du wirst es nicht glauben. Der Typ heißt Lee Monade.†œ Sie stießen an. Zum Erstaunen von Doc, trank Sam sein Glas mit einem Zug leer.
„Er ist auch ein Gestaltwandler, ein Waschbär um genau zu sein. Das kommt uns wirklich gelegen. Außerdem vermietet er Zimmer. Ich habe einfach mal für uns gebucht. In Belfast findet gerade eine Messe statt, er meinte, wir würden da nichts bekommen.†œ Er legte einen Antik aussehenden Schlüssel auf den Tisch.
„Warum ist gut, dass er ein Wer-Waschbär ist?†œ Sie musste schmunzeln.
„Tja, ich habe mal irgendwo gelesen, dass Waschbären Wiesel überhaupt nicht leiden können. Ich denke, wenn einer etwas über deren Aktivitäten weiß, dann kann er uns sicherlich dabei helfen es herauszufinden.†œ
Sie blickte sich noch einmal um. In den Ecken hingen Spinnweben samt Bewohner. Ein besonders großes haariges Exemplar war gerade dabei sich abzuseilen. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Anblick. Sie griff nach dem Schlüssel, der fast am Tisch festklebte. Ob das eine gute Idee war hier ein Zimmer zu mieten? Doch sie was so müde, dass sie schnell ihr Glas leer trank und aufstand.
„Dann lass uns mal nachsehen, ob unsere Zimmer ebenso feudal sind wie dieses Ambiente hier.†œ Sam hustete und blickte sie schelmisch an.
„Was?†œ
„Naja, also er hat eigentlich nur ein Zimmer, das er vermietet. Aber es hat ein Doppelbett, ein Bad und einen Fernseher.†œ
Gegenüber vom Tresen war eine Tür mit der Aufschrift „Private†œ, durch die die beiden in ein schmales Treppenhaus gelangten.

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Das Treppengeländer war abgewetzt, und die Tapete pellte sich von den Wänden. Die Treppe endete direkt an ihrer Zimmertür. Jane erspähte um die Ecke herum einen weiteren Treppenaufgang. Vermutlich führte er auf den Speicher. Sam schloss auf, verpasste der Tür einen kräftigen Tritt und bedeutete Doc zuerst einzutreten. Sie riss sich zusammen und stolzierte an ihm vorbei in das Zimmer. Sie machte extra kein Licht, sollte der Engel doch die Wand nach dem Lichtschalter abtasten. Problemlos fand er den Schalter und eine einzelne nackte Glühbirne verströmte ein schummriges Licht. Das schmucklose Zimmer war verhältnismäßig sauber. Gegenüber der Tür stand ein Bett, das zumindest von oben sauber bezogen war. An einer Wand befand sich ein Schränkchen, auf dem ein kleiner, alter Fernseher stand. Auf der gegenüberliegenden Seite war das Badezimmer. Jane ging hinein. Es war klein, aber relativ sauber Das Nötigste war vorhanden, sogar saubere Handtücher und kleine Shampoofläschchen lagen auf einer Ablage. Plötzlich stand Sam in der Tür.
„Meinst du, wir halten es hier ein paar Stunden aus?†œ
„Ja, ist schon okay. Ich würde jetzt gern duschen, wenn du nichts dagegen hast.†œ
„Okay, lass mir auch noch warmes Wasser übrig.†œ Er ließ sie allein, setzte sich aufs Bett und schaltete den Fernseher ein. Er suchte nach dem Sportkanal, als ein schriller Schrei aus dem Badezimmer ertönte. Sam riss die Tür auf. Das Wasser rauschte in der Dusche. Nur in Unterwäsche bekleidet stand Doc davor und blickte ihn überrascht an.
„Jane, was ist passiert?†œ
„Teufel noch mal, was machst du denn hier?†œ Mit vor der Brust verschränkten Armen richtete sie ihren Blick in die Duschkabine.
„Du hast geschrien, ich dachte, Norman Bates wäre hier aufgetaucht.†œ
„Nicht du! Er! Ich habe mich nur erschrocken, weil ER plötzlich aufgetaucht.†œ Sie zeigte in die Duschkabine.
Sam kam näher und blickte hinein.
„Mon Dieu. Wiedörrsehensfreudö stelle isch mir aber anders vor. Würde es dir etwas ausmachen das Wassör abzustellen, ich habe heute schon gebadet.†œ
„Ford? Ford Fleur?†œ Sam sah völlig überrumpelt aus und der kleine Dämon blickte zu ihm auf. Wiedererkennen blitze in seinen Augen.
„Hölle und Verdammnis. Samael der Engel. Isch fasse es nicht. Was zum Henker machst du denn hier bei meiner Herrin?†œ
„Herrin? Oh du bist rausgeflogen aus der Unterwelt? Ach so.†œ Das schien für ihn alles zu erklären.
„Momentmal, ihr beiden kennt euch?†œ Ungläubig sah Doc von einem zum anderen.
„Natürlich.†œ Antworteten beide gleichzeitig, dann verließ Sam ohne ein weiteres Wort zu sagen das Bad, um sich weiter durch das TV-Programm zu zappen. Doc zog eine Braue hoch und verkniff sich jeden weiteren Kommentar, langsam wunderte sie sich über gar nichts mehr.
„Woher wusstest du wo ich bin, und warum bist du nicht mehr in der Tierpension?†œ Doc sah Ef-Ef tadelnd an und hob ihn dann aus der Dusche. Sie durchsuchte ein kleines Schränkchen nach einem Fön.
„Isch freue misch auch wieder bei dir zu sein, wo auch immer das ist. Die habön misch dort tatsäschlich rausgeworfen. Kannst du dir das vorstellen? Isch habö eine Flasche Desinfektionsalkohol gefunden und gekostet, dann habö ich nachts über die Lautspröscheranlage gesungen und ein paar Witze erzählt. Das fanden sie gar nischt lustig und sie haben misch zurück zu dir verbannt. Diese Wiccas die dort arbeiten wissen wirklich eine Menge über Dämonen, und habön misch zu meinem Herrn geschickt. Wo sind wir hier? In Schottland? Kann ich mon Angel sehen?†œ Es wunderte sie nicht wirklich, dass er es sich dort verscherzt hatte. Auf der Seraphim hatte er auch so einige Nerven zum Zerreißen gebracht.
Mit großen Augen blickte er Jane an, die den Fön einsteckte und wortlos dem kleinen Kerl das Fell trocknete. Was sollte sie jetzt machen? Er sollte eigentlich bei dieser Mission nicht dabei sein, andererseits könnte er sich auch bei der Suche als nützlich erweisen und Sam war ja mittlerweile auch von der Partie. Da die beiden sich kannten, war es sicher kein Problem, dass der Hamster bei ihnen blieb.
„Ich bringe dich jetzt rüber zu Sam er kann dir alles erklären, ich will duschen!†œ

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Als sie erfrischt aus dem Bad kam, saßen sich Dämon und Engel auf dem Bett gegenüber und amüsierten sich prächtig. Es war um die Mittagszeit. Ein einzelner Sonnenstrahl schaffte es durch die schmutzigen Fenster und bündelte sein Licht auf dem Engel. Die beiden hatten irgendwoher etwas zu essen aufgetrieben. Sam deutete auf den kleinen Couchtisch vor dem Sessel auf dem ein Tablett mit einem köstlich duftendem Burger stand, über den sie sich sofort hermachte.
Dabei erfuhr sie, dass Sam Ef-Ef in ihre Mission bereits eingeweiht hatte, und dass er sich viel davon versprach, den Hamster im Team zu haben. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, anscheinend konnten die beiden sich sehr gut leiden.
„Lee Monade wird mir nachher ein paar Adressen von Clubs geben, in denen die hiesigen Gestaltwandler sich gern herumtreiben, und Ef-Ef kann für uns dort rumspionieren. Einen Hamster übersieht man ja schnell mal.†œ
„Oui oui, isch helfe dir gern mon ami. Die Schachtel der Petra finden wir schon. Wenn sie noch so riescht wie damals, als sie die bei uns in der Unterwelt hat anfertigen lassen, werde isch sie finden.†œ
„Du weißt von der Schachtel?†œ Völlig baff setzte sie sich auf den Rand des Bettes und sah abwechselnd zwischen den beiden hin und her.
„Naturelement. Die Schachtel ja, aber keine Ahnung was sie dann darin aufbewahrt haben. Misch möschtest du ja lieber abschieben. Dabei habe ich dir immer geholfen. Bei allem!†œ
„Ef-Ef es tut mir leid. Anfangs sah es auch nach einem kurzen Einsatz aus, der deutlich unkomplizierter verlaufen sollte. Ich hatte keine Wahl. Ich verspreche dir, wenn wir das hier erledigt haben, dann fahren wir sofort zu Angie und Duncan. Klingt das gut?†œ Ef-Ef grinste und krabbelte Doc aufs Bein.
„Deine Hose riescht muffig.†œ Liebenswert wie eh und je.
„Tja, meine Tasche mit den Wechselklamotten fliegt irgendwo in einer Schlucht rum.†œ
„Du bist aber auch zerstreut manschmal.†œ Die Einzelheiten schienen ihn nicht weiter zu interessieren.
Kichernd stand Sam auf und ging ins Bad. Als die Dusche wieder ertönte, winkte Ef-Ef Doc zu sich heran. Sie senkte den Kopf.
„Wo hast du denn den Engel aufgerissen? Ich bin von dir ja einiges gewöhnt, aber das hätte isch dir nischt zugetraut. Respekt. Isch hattö schon Sorge, isch muss misch mit diesem Werwolf rumschlagen. Ganz schön scharf dieser Engel was?†œ, flüsterte er ihr ins Ohr und zwinkerte verschwörerisch.
„Es ist nicht so, wie du denkst.†œ Ärgerlich merkte sie, wie sie leicht errötete.
„Ich habe ihn zufällig in Newgrange getroffen. Er verfolgt das gleiche Ziel wie wir, und er kennt den Orden und Sweetlife. Jetzt ist er unser Verbündeter und wir sind Partner im beruflichen Sinne†œ, antwortete sie ihm leise und mied bewusst seinen Blick.
„So so, beruflich, ich verstehe.†œ Der kleine Kerl grinste tatsächlich.
„Also, isch glaubö das sieht er aber anders. Er ist nett. Du solltest ihn nischt so schlescht behandeln wie die anderen armen Kerle. Außerdem sind Engel fast unbesiegbar, sowas kannst du gut gebrauchen, bei allem was bei dir so schief läuft.†œ Jane schnaubte und setzte ihn auf den Boden vors Bett.
„Dein Feingefühl hab ich am allermeisten vermisst.†œ Sie streckte sich auf dem Bett aus. Wenig später kam Sam aus dem Bad und setzte sich Ef-Ef in den Sessel. Bis er sich abends mit dem Barmann treffen wollte, hatten sie noch etwas Zeit um sich ausruhen. Sie sahen sich alle gemeinsam eine Talkshow an, und es überraschte sie nun auch nicht mehr, dass der Engel sich so etwas Niveauloses gebannt ansah. Ef-Ef und er schienen diesbezüglich auf einer Wellenlänge zu liegen. Irgendwann schlief sie dabei ein. Ein schmerzhaftes Zwicken am Ohrläppchen weckte sie im Morgengrauen. Sie hatte den restlichen Tag und die Nacht durchgeschlafen. Doc setzte sich auf und Ef-Ef grinste sie frech an.
„Endlisch! Du hast fast den ganzen Regenwald abgeholzt, und Sam hatte die Nacht gar keinen Platz im Bett, er musste auf dem Sessel schlafen!†œ
„Ich schnarche nicht!†œ Empörte sah sie ihn an.
„Komm, lass gut sein, sie hat doch wirklich nicht geschnarcht. Der Sessel ist auch sehr bequem. Er steckte den Dämon in seine Manteltasche und setzte sich neben Doc, die sich verschlafen und leicht beschämt die Augen rieb. Er hielt ihr einen Becher Kaffee hin, den sie dankbar entgegen nahm. „Hab ich solange geschlafen?†œ

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„Du hattest auch eine Menge nachzuholen. Ich war ja noch gestern Abend unten bei Lee, er hat mir die Adressen von zwei Clubs gegeben, wo wir unsere Nachforschungen anstellen können.†œ Er unterbrach sich und hielt ihr einen Schokomuffin unter die Nase. Dann fuhr er fort, während Jane kauend seiner angenehmen Stimme lauschte.
„Ich hab ihn gerade beim Frühstück unten getroffen. Er fährt jetzt gleich nach Belfast und nimmt uns mit dorthin. Ein Freund von ihm hat dort ein Hotel, und er meinte, er würde uns dort ein Zimmer besorgen. Wenn das erledigt ist, sollten wir uns neu einkleiden. Dann machen wir uns auf die Suche nach den Wieseln. In Ordnung?†œ
„Ja klar. Aber warum legt er sich so für uns ins Zeug, findest du das nicht seltsam?†œ
„Er hat mit den Wieseln noch eine Rechnung offen. Sie haben Spielschulden bei ihm, und er möchte, dass sie ihre Quittung bekommen. Die drei sind ziemlich unbeliebt. Wenn Lee mich angelogen hätte, wäre mir das aufgefallen. Vertrau mir Jane†œ
Er hatte wirklich an alles gedacht. Froh, sich keine Gedanken machen zu müssen, stand sie auf, reckte sich. Dann verließen die drei das Zimmer. Vor dem Pub stand eine schwarze schnittige Limousine mit laufendem Motor. Als sie davor standen, schwang eine der hinteren Türen auf und der vierschrötige Wirt winkte sie zu sich herein. Sam und Doc nahmen gegenüber von ihm Platz, und Lee gab dem Chauffeur ein Zeichen, dass er losfahren sollte. Doc war ziemlich überrascht, dass der Werbär so einen Luxusschlitten fuhr, aber sie stellte keine Fragen. Auch Ef-Ef benahm sich ausnehmend gut und schwieg in Sams Manteltasche. Zwei Stunden später kamen sie in der Abenddämmerung in Belfast an. Der Wagen hielt vor einem urig wirkenden Hotel namens „The Shamrock Inn†œ. Lee ging hinein und bat die beiden draußen zu warten. Wenig später kam er fröhlich pfeifend wieder hinaus und drückte ihnen grinsend eine Schlüsselkarte in die Hand. Wie versprochen hatte Lee es geschafft, ihnen in der ausgebuchten Stadt noch ein Zimmer zu besorgen.
„Das Zimmer wird noch gereinigt, aber in zwei Stunden könnt ihr dort einchecken.†œ Dann verabschiedete er sich und fuhr davon. Doc blickte Sam an. Der zuckte nur mit den Schultern, hakte sich bei ihr ein und zog sie mit sich die Straße entlang.

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„Na komm, lass uns in die Stadt gehen und dann was Essen. Schließlich brauchen wir dringend ein paar neue Klamotten.†œ Jane schmiegte sich an ihn und sie zogen los.
Wie sich herausstellte, war Sam ein ausgezeichneter City-Guide und ein noch besserer Shoppingberater. Normalerweise ging sie nicht gerne einkaufen, aber in seiner Gesellschaft machte ihr die Erkundung von Belfast wirklich Spaß. Sogar Ef-Ef benahm sich richtig gut, er schlummerte seelenruhig in ihrer Tasche.
Zum Glück hatte sie die Kreditkarte von Sweetlife in die Hosentasche gesteckt, sodass der Engel und sie das Stück Plastik regelrecht zum Glühen brachten. Als das Auto die Klippen hinabgestürzt war, hatten sie bis auf das, was sie am Leib trugen, nichts übrig behalten.
Deshalb hatte sie auch kein schlechtes Gewissen, als sie sich neben neuen Jeans, einem hellgrauen Rollkragenpullover, ein Paar Schuhen und etwas Unterwäsche auch ein neues lilafarbenes Notebook und ein Abendkleid kaufte. Nach einem kleinen Snack, machten sich die beiden auf den Rückweg.
Ganz gentlemanlike trug er die Einkäufe und hielt er ihr die Hoteltür auf. Als sie vor ihm in das Foyer trat, stürmte eine riesenhafte sehr kurvige Blondine, die hinter dem Tresen gestanden hatte, auf sie zu. Kreischend rauschte sie an Doc vorbei. Mit einem kleinen Sprung fiel sie Sam um den Hals. Der wirkte überrascht und verlegen, ein Ausdruck, den Jane zum ersten Mal in seinem Gesicht sah.
„Rosi! Wow… ich bekomme keine Luft. Was machst du denn hier?“ Sie riss ihre ohnehin schon riesigen blauen Augen auf und boxte ihm kumpelhaft auf die Schulter. Dann kralle sie sich seine Hand und zog ihn in Richtung Empfangstresen. Als sie so neben ihm her trippelte, folgte Doc den beiden und lauschte dem piepsigen Plappern. Es gefiel ihr überhaupt nicht, wie diese aufgetakelte Tusse sich an Sam klammerte, und bedachte sie mit einem finsteren Blick.
„Ich bin hier seit kurzem die Geschäftsführerin. Lee hat mir gar nicht erzählt, für wen ich die Honeymoon-Suite freimachen sollte. Du ahnst ja nicht, welche Umstände mir das gemacht hat. Ich hoffe, das Pärchen, das eigentlich dort gewohnt hat, erzählt nichts rum. Ich habe nämlich behauptet, wir hätten einen Kakerlakenbefall. So, und jetzt erzähl mal, was dich hierher verschlagen hat. Du kommst nach Belfast ohne mich vorher anzurufen?†œ Sie zog mit ihren glänzenden knallroten Lippen einen Schmollmund, der Doc irgendwie sofort an ein Schlauchboot erinnerte.
Rosi? Diese Frau sah einfach unmöglich aus, fand Doc. Die Haare waren wasserstoffblond gefärbt und zeigten einen 5 cm breiten roten Ansatz, im Gesicht klatschte tonnenweise Makeup. Ein blendend pinkes Stretchoberteil umspannte ihre gewaltige Oberweite und untenrum trug sie einen Lackminirock, der auch locker als Gürtel durchgegangen wäre. War das sein Typ Frau? Mittlerweile hatte Sam sich gefangen und legte freundlich einen Arm um Rosi. Doc beobachtete die zwei und wurde zunehmend ärgerlicher.
„Wir sind auf der Suche nach jemandem und es hat sich zufällig ergeben, dass wir hier in der Stadt gelandet sind. Wenn du hier arbeitest und Lee deinen Boss kennt, dann kann dieser Laden ja nur dem alten Phil Igran gehören.†œ
„Stimmt, ach die guten alten Zeiten… nicht wahr†œ, säuselte Rosi und zwinkerte ihm dabei zu. „Hoffentlich können wir die später noch ein bisschen auffrischen, aber jetzt möchtest du bestimmt auf dein Zimmer. Hätte ich gewusst, dass du mit… öhm….†œ Erst jetzt schien sie Doc zu bemerken und scannte sie mit einem Blick von oben bis unten. Sie nickte ihr kurz zu, und dann schnellten ihre Augen sofort wieder zu Sam.
„… Begleitung hier bist, hätte ich versucht zwei Einzelzimmer zu besorgen. Das ist im Moment zwar schwierig, aber soll ich mal nachsehen, ob sich da was machen lässt?†œ
Sam schüttelte den Kopf und bedankte sich bei Rosi, die sie zum Lift begleitete. Als sich die Fahrstuhltür geschlossen hatte, konnte Doc nicht länger schweigen.
„Wer zur Hölle war das denn bitte?†œ, platzte sie heraus.
Sam blickte auf sie herab, und ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

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„Das war Rosi Nenkuchen. Sie ist ein Leprechaun. Ich kenne sie jetzt schon seit ungefähr 50 Jahren. Ich habe sie auf dem Junggesellenabschied von Liam Thorpe kennengelernt. Seitdem haben wir uns immer mal getroffen, wenn ich in Belfast war. Das letzte Mal ist aber bestimmt schon 10 Jahre her.
„Ist dir klar, dass man den Schönheitschirurgen für diesen Ganzkörperunfall eigentlich verklagen sollte? Meine Güte und ich dachte, Engel würden im Zölibat leben oder hätten wenigstens Stil. Und was sucht die auf einer Jungesellenenparty? Hat sie da gekellnert? Liam? Ein Verwandter von Duncan?†œ Obwohl Doc wusste, dass sie kein Recht dazu hatte, konnte sie sich nicht bremsen, und die Vorwürfe über diese zweifelhafte Bekanntschaft sprudelten nur so aus ihr heraus.
Sam amüsierte sich und schüttelte lachend den Kopf. War sie tatsächlich eifersüchtig auf Rosi?
„Jane, sie und ich sind wirklich nur befreundet. Um genau zu sein, hüpfte sie damals aus einer Torte. Liam ist Duncans kleiner Bruder. Früher haben wir öfter zusammen einen drauf gemacht.†œ Doc zog eine Braue hoch und malte dieses Bild in Gedanken aus. Er konnte ja nicht lügen und so unglaubwürdig das auch klang, es war wohl die Wahrheit. Docs bissige Bemerkung, dass es sich wohl um eine riesige Torte gehandelt haben musste, ging unter als sich in dem Moment die Aufzugstüren öffneten.
Die Honeymoon-Suite befand sich im 6. Stockwerk. Wenn man grün mochte, konnte man sich hier wirklich wohlfühlen. Passend zum Namen des Hotels waren die Vorhänge, die Bettwäsche, das Sofa und sogar die Fliesen im Bad mit vierblättrigen Kleeblättern übersät. Doc ließ sich gleich auf dem grünen Sofa nieder und testete das neue Notebook. Nach kurzer Installation der notwendigen Tools, checkte sie die Homepages der beiden Clubs, die Lee Sam auf einen Zettel geschrieben hatte.
„Das 12 Moons oder Swallows Nest, was meinst du, wo versuchen wir es zuerst?†œ, fragte Doc Sam, der sich neben sie gesetzt hatte und ein paar Erdnüsse aus der Minibar naschte. Er entschied sich für das Swallows. Dann ging noch mal runter zu Rosi, damit sich Doc in aller Ruhe frisch machen konnte. Nach einem ausgiebigen Bad und einem Telefonat mit Sweetlife, zog Doc das schwarze Kleid an, das sie gekauft hatte. Zufrieden schlüpfte sie in ihre Stiefel, versteckte einen ihrer schwarzen Dolche im Schaft und wartete, dass auch Sam, der mittlerweile nach seinem Besuch bei Rosi wieder aufgetaucht war, sich umgezogen hatte. Als er aus dem Bad kam, stockte ihr der Atem. Er hatte sein Haar zu einem Zopf zusammengebunden und trug zu seiner lockersitzenden Jeans ein waldgrünes Hemd. Auch wenn sie auf einer Mission waren, freute sie sich insgeheim mit ihm auszugehen. Nachdem sie den laut protestieren Ef-Ef ins Bad gesperrt hatten, gingen sie zu Fuß zum Swallows Nest. Der Club lag nur zwei Blocks weiter entfernt.
Vor der Tür hatte sich eine lange Warteschlange gebildet, der Türsteher war allerdings eine Frau, die ganz offensichtlich gefallen an Sam gefunden hatte. So wurden sie durchgewunken und konnten direkt eintreten.
Im Club war es brechend voll. Jane schien das nichts auszumachen. Sie bahnte sich einen Weg durch die Masse zur Theke und wurde direkt bedient. Wäre Sam der Barkeeper gewesen, er hätte auch alle anderen für sie warten lassen. In diesem hautengen Kleid sah sie zum Anbeißen aus und er konnte seinen Augen nicht von ihr lassen. Strahlend drehte sie sich mit zwei Cocktails in den Händen zu ihm um, dann bedeutete sie ihm mitzukommen. Die Musik war unglaublich laut, der Bass wummerte so stark, dass man das Gefühl hatte zu vibrieren. Sie machten sich auf den Weg in eine hintere Ecke. Beim Überqueren der Tanzfläche wurde er immer wieder an sie gedrückt. Er legte seine Hände an ihre Taille, bis sie einen freien Tisch ansteuerte und stehen blieb. Von dort aus konnten die beiden die gesamte Tanzfläche sowie auch die Theke gut überblicken. Leider waren keine Wiesel in Sicht. Nach einer geschlagenen Stunde bahnte Jane sich durch die Massen in Richtung Toilette. Als sie den Waschraum wieder verließ, erhaschte sie einen Blick auf einen bekannten rothaarigen Mann, der ihr entgegenkam. Jetzt oder nie.

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Sie hatte keine Zeit Sam davon in Kenntnis zu setzen, dass sie Patrick entdeckt hatte. Sie schubste ihn und zerrte ihn mit einem Ruck zu dem nahe gelegen Hinterausgang. O´Connely, der ziemlich angetrunken war, leistete vor Überraschung keinerlei Widerstand. Selber schuld! Der Hinterausgang mündete in einer dunklen Gasse, in der es menschenleer war. Einige Müllcontainer, hinter denen sich ein paar Ratten tummelten, verdeckten die Sicht auf sie. Über der Türe flackerte eine gelbe Neonröhre und verlieh der Umgebung eine zwielichtige Atmosphäre. Ein perfekter Ort für einen kleinen Plausch unter vier Augen. Er sah sie verdutzt an und langsam dämmerte ihm, wen er da vor sich hatte. Jane hielt ihn, mit eisernem Griff an der Kehle, fest an die Wand gedrückt. Gegen Sam hatte sie zwar keine Chance, aber vielen anderen Kreaturen war sie überlegen.
„Glaub mir, keine Frau die etwas auf sich hält, würde dich wortlos abschleppen, du Idiot. So, und nun erzählst du mir, wo du die Schachtel versteckt hast.†œ Seine verschlagenen Augen verengten sich und plötzlich spuckte er ihr mitten ins Gesicht. Jane verzog keine Miene und landete mit ihrer Faust direkt auf seiner Nase, die laut knirschte als sie brach. Patrick lachte.
„Du wirst sie nicht bekommen, du Miststück!†œ Doc fackelte nicht lange und verpasste ihm auf direktem Weg eine ihrer Energiekugeln. Zuckend sank er auf dem Boden zusammen und blieb bewegungslos liegen. Im Begriff Sam zu holen, hörte sie ein Klicken hinter sich.
„Hände hoch und langsam umdrehen, sonst puste ich dir dein Gehirn weg!†œ Ruhig folgte sie dieser Anweisung. Neben den Müllcontainern stand ein nackter Mann, der große Ähnlichkeit mit Patrick hatte. Er sah etwas jünger aus, demnach musste es sich um Kevin handeln.
„Hast du hier mit den Ratten am Müllcontainer gespielt? Hat Mami dir das denn erlaubt?†œ Da flog die Tür zum Club auf und Sam trat in die Gasse. Perfektes Timing. Kevin riss die Waffe herum. Er sah in Sam die größere Gefahr und drückte ab. Die Kugeln prallten wie Hagelkörner von ihm ab. Gemächlich schlenderte der Engel auf den Gestaltwandler zu und stellte sich zwischen ihn und Jane, um sie aus der Schusslinie zu bringen. Kevin schoss sein ganzes Magazin leer, dann ließ er die Waffe fallen, und die Luft um ihn herum begann zu flirren.
„Jane, er wandelt sich, bleib du hier bei Patrick, ich schnapp mir den hier …†œ
Kevins Knochen knackten und knirschten bei der Verwandlung seines Körpers in ein Wiesel. Mit einem kurzen Fiepen rannte er wie ein geölter Blitz aus der Gasse. Da begann auch die Luft um Sam herum zu flirren, die unangenehmen Geräusche blieben aber aus. Stattdessen war er einfach verschwunden. Unsichtbar, das erklärte auch, warum sie ihn in Newgrange damals nicht bemerkt hatte. Nervös tigerte sie die Gasse auf und ab, rauchte eine Zigarette nach der anderen bis er endlich, eine gefühlte Ewigkeit später, wieder auftauchte.

Fortsetzung folgt …

Kapitel 1: „Seitensprung der Sisterhood – Doc Jane in geheimer Mission“ findet sich hier!

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Black Dagger for crazy Ladies: NS-Island I

Black Dagger for crazy Ladies: NS-Island

Angie, Doc, Kerstin, Lilli und Lucy sind bekennende Fans der Autorin J.R. Ward und der von ihr geschriebenen, mittlerweile 14-teiligen, Black-Dagger-Serie.

KreuzfahrtschiffDie fünf Ladies haben sich hier vor ca. einem Jahr zufällig getroffen und halten seitdem einen regen Austausch über die Liebe und das Leben, Lust und Frust – in erster Linie allerdings über Männer! Unermüdlich sind sie auf der Suche nach der Idealbesetzung der  anziehenden Helden der Bruderschaft der Black Dagger. Logisch, dass die im wahren Leben schwer zu finden sind. 😉

Limousine mit Chauffeur Marcus

Und so entwickelt sich das abwechslungsreiche, amüsante Leben auf NS-Island ständig weiter. Die „Schnittensammlung“ wächst stetig. Inzwischen wurden fast 500 in den illusteren Kreis aufgenommen. Einige besonders nette Exemplare haben es sogar in die Moderatoren-Crew des beliebten Radiosenders der Insel geschafft. (Derzeit sind die Ladies auf der Suche nach einem dritten neuen Praktikanten) 😉

Um sich die Zeit zu vertreiben, haben die Ladies in ihrem Insel-Domizil einen Online-Roman mit dem „Arbeits-Titel“ Black Dagger Ladies Online geschrieben. Das Projekt ist seit Juli 2010 abgeschlossen. Seitdem schreiben die Ladies an einer Fortsetzung unter dem Titel „Seitensprung der Sisterhood“. Nachdem am Ende des ersten Romans alle wieder mehr oder weniger wohlbehalten zur Insel zurückgekehrt waren, sind sie nun schon wieder unterwegs zu neuen Abenteuern. Während Doc Jane nach einer geheimnisvollen Schachtel in Irland sucht, haben sich Angie, Kerstin und Lilli auf den Weg nach Schottland, Neuseeland und Argentinien gemacht. Alle wollen die Verwandtschaft ihrer neuen Geliebten kennenlernen. Da warten schon so einige Überraschungen auf sie. Na ja, wie sich zeigt, sind die Familienangehörigen von Vampiren und Drachen auf jeden Fall ungewöhnlich.

Das Ergebnis ist immer noch lustig, schräg und ein wenig chaotisch  – und im Vordergrund steht auch immer noch der Spaß an der Sache! 😆

Seitensprung der Sisterhood – Kerstin unter Drachen

Seitensprung der Sisterhood

Kapitel 1
Kerstin unter Drachen

Wie lange der Flug schon gedauert hatte, wusste Kerstin nicht. Drago und sie waren schon kurz nachdem sie an Bord gegangen waren eingeschlafen. Nun hatte sie Dragos Stimme geweckt und verschlafen öffnete sie die Augen. Es hörte sich an, als würde er Selbstgespräche führen. Da wurde ihr bewusst, dass er telefonierte. Nachdem er bemerkt hatte, dass Kerstin aufgewacht war, verabschiedete er sich kurz und knapp und drehte sich zu ihr.
„Ah, er hat mit seiner Schwester telefoniert“, dachte sie.
„Ja, das habe ich“, beantwortete er ihre Gedanken und zwinkerte ihr dabei zu. An die Gabe des Gedankenlesens hatte Kerstin sich noch immer nicht richtig gewöhnt. Sie streckte sich und hatte plötzlich das Verlangen nach einem großen Pott Kaffee. Mit kleinen Tassen konnte sie nichts anfangen. Gerade als sie Drago bitten wollte ihr eine zu besorgen, kam jemand mit einem Tablett voller kleiner Köstlichkeiten aus dem vorderen Teil der Kabine. Und es duftete nach Kaffee. Kerstin wurde ganz kribbelig. Als sie tatsächlich eine große Tasse Kaffee in den Händen hielt, zeigte sich ein breites glückliches Grinsen auf ihrem Gesicht. Drago lachte laut.
„Was?†œ, fragte sie leicht irritiert.
„Du siehst einfach himmlisch aus, wenn du dich über so etwas Banales wie eine große Tasse Kaffee freust. Ich wusste nicht, dass du so leicht zufrieden zu stellen bist“, neckte er sie. Kerstin ließ sich aber nicht ärgern und streckte ihm nur die Zunge raus. Das war nicht sehr damenhaft, aber ungemein befreiend. Drago lachte wieder. Nachdem sie den ersten Schluck genossen hatte, blickte sie Drago ernst an. Jetzt oder nie, dachte sie im Stillen, schließlich blieb ihr nicht mehr viel Zeit bis zur Landung und bislang war er ihren Fragen nach seiner Familie stets ausgewichen.
„Okay, mein Schatz. Dann erzähl mir doch bitte ein bisschen von deiner Familie und von Neuseeland. Was muss ich beachten. Welches Fettnäpfchen sollte ich besser aus lassen?†œ Sie wusste aus Erfahrung, wenn es irgendwo ein Fettnäpfchen gab, traf sie es bestimmt. Drago lehnte sich in seinem Sitz zurück und blickte aus dem Fenster. Kerstin versuchte seine Gedanken zu lesen, aber er verbarg sie vor ihr. Und das gefiel ihr nicht. Nervös nahm sie einen weiteren Schluck Kaffee. Aber er antwortete noch immer nicht.
„Oh, mein Gott, ist es so schlimm mit mir, dass du nicht weißt, wo du anfangen sollst?“ Leichte Panik stieg in ihr auf. Drago drehte sich zu ihr und nahm ihre Hand.
„Nein, eigentlich sind da keine Fettnäpfchen, in die du treten könntest. Ich möchte dich nur darum bitten, dass du dich nicht zu sehr erschreckst.“ Kerstin schaute ihn verdutzt an. Er konnte die kleinen Fragezeichen in ihren Augen förmlich sehen.
„Nun, es ist so“, begann er, „dass meine Familie seit Anbeginn in einem Vulkan lebt. Er heißt Taranaki. Nun ja, …und sie leben dort so wie sie geboren wurden – also in Drachengestalt. Es ist der einzige Ort, an dem sie sie sich so geben können wie sie möchten.†œ Er machte eine kleine Pause, um Kerstin Gelegenheit für einen Aufschrei oder Ähnliches zu geben, aber sie war völlig sprachlos. „Natürlich wissen einige Bewohner in dem angrenzenden Tal Bescheid†œ, fuhr er fort, „aber sie akzeptieren meine Familie wie sie ist und profitieren von unserer Stärke und genießen unseren Schutz. Ich hoffe, du kannst das verstehen …?“ Sprachlos starrte Kerstin ihn an. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, sagte sie nur:
„Okay, das verstehe ich.“ In Wirklichkeit verstand sie natürlich gar nichts. Sie wusste zwar, dass Drago einer Drachenfamilie entstammte, aber auf die Idee, dass sie es nun mit leibhaftigen Drachen zu tun bekommen sollte, wäre sie nie gekommen. Ermutigt durch Kerstins cooler Reaktion und sichtlich erleichtert, erzählte Drago also weiter.
„Wir zeigen uns äußerst selten einem Menschen in Drachengestalt. Aber auch bei uns gibt es ein paar Exemplare die, nennen wir es mal …unverbesserlich …sind. Dazu gehören meine Brüder, mein Vater und mein Cousin.

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Ich glaube, man könnte sie mit Eigenbrötlern in der Menschenwelt vergleichen.“ Kerstin musste lachen, sie glaubte ihm natürlich kein Wort.
„Ach so, nach dem Motto, entweder du akzeptierst mich wie ich bin, oder du lässt es ?“
„Ja, so ungefähr. Was ich dir damit eigentlich sagen wollte, ist, erschreck dich bitte nicht, wenn dir bei der Begrüßung ein Drache seine Pranke reicht.“ Kerstin strahlte Drago an und gedanklich ließ sie ihn wissen, dass es für sie kein Problem war. Ganz im Gegenteil, sie freute sich inzwischen richtig darauf endlich Dragos ungewöhnliche Familie kennenzulernen. Dargo war offensichtlich ein riesiger Stein vom Herzen geplumpst. Er strahlte sie an, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie leidenschaftlich. Durch die kleinen Fenster des Flugzeugs trafen die ersten Sonnenstrahlen in die Kabine. Beide schauten hinaus und hießen den sich ankündigenden Morgen willkommen. Es war atemberaubend zu sehen, wie sich die Sonnenstrahlen durch die dicken Wolken brachen. Durch einige Lücken in der Wolkendecke konnten sie plötzlich Wälder und Felder erkennen. Genau in diesem Moment erklang über den Lautsprecher die Aufforderung sich anzuschnallen. Kerstin atmete tief durch, denn so langsam wurde sie doch wieder nervös.
Als sie gelandet waren, wartete am Ende der Rollbahn eine große Limousine; genauer gesagt ein Hummer. Kerstin blieb der Mund offen stehen. Sie hatte ja schon viele schöne Autos gesehen, aber dieses war ein besonderes Exemplar. Vor ihnen stand ein original H2 Brabus. Überall glänzte Chrom. Die 28 Zoll Felgen steckten in 325/35er Schlappen. Der Motor lief als sie darauf zu gingen. Sie konnten förmlich die Kraft des 6,2 Liter V8 Motors mit seinen gestärkten 480 PS knurren hören. Die FOX-Sport-Auspuffanlage tat sein übriges dazu. Ein Geräusch, das bei Kerstin in der Magengegend ein angenehmes Kribbeln freisetzte. Drago schob die immer noch verdutzte Kerstin in Richtung Auto und öffnete eine der Flügeltüren, während einer der Angestellten das Gepäck im Heck verstaute. Drago musste über Kerstins Gesicht lachen.
„Ah, also nicht nur mit Kaffee kann man dich zufrieden stellen, sondern auch mit schicken Autos?†œ Aber Kerstin beachtete ihn gar nicht. Auch der Innenraum war ein Traum. Ein cremeweißer Teppich mit Trivlemuster bedeckte den Boden. Farblich dazu passend waren die Pilot-Sitze in Alcantara überzogen. Zwischen den Sitzen waren kleine Tischchen angebracht, die genügend Platz boten, um
Getränke abzustellen. Für angenehmes Licht sorgten eine beleuchtete Bar und ein glitzernder Sternenhimmel.

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Diverse Displays und eine Anlage mit Subwoofer-Lautsprechern rundeten das luxuriöse Ambiente ab. Im Hintergrund war Linkin Park zu hören.
„Äh, wie viel Watt hat die Anlage?“ Eigentlich eine überflüssige Frage, aber Kerstin wollte es genau wissen.
„Oh“, sagte Drago, „ich glaube, so um die 1360 Watt“. Wow, mehr als sie erwartet hatte. Langsam setzte sich der Wagen fast schwebend in Bewegung. Das Fahrwerk war so gut gefedert, dass man keine Bodenwelle spürte. Selbst der Champagner, der in Gläsern bereitgestellt war, schwappte nicht über.
„Das nenn ich mal ein ausgewogenes Fahrgefühl†œ, sagte Kerstin voller Ehrfurcht und strich dabei mit den Fingerspitzen abwesend über den Sitz.
„Hast du dich denn immer noch nicht sattgesehen an dem Ding… ähm … ich meine Auto?“, fragte Drago etwas schnippisch. Als Kerstin Drago ansah, musste sie laut lachen.
„Hey, du bist doch wohl nicht eifersüchtig auf ein Auto? Entschuldige, ja, du hast recht, aber es ist schon sehr lange her, dass ich so einen traumhaften Wagen gesehen habe. Ich habe doch nun mal eine Schwäche für schöne Autos.“ Drago verdrehte die Augen.
„Na klasse, dann werde ich wohl Luft sein, wenn du erst in unsere Garage gesehen hast… Kerstin horchte auf.
„Ihr habt noch mehr Meisterwerke wie dieses hier?“ Ihre Augen glänzten.
„Ja, haben wir. Oh man, hätte ich doch nur nichts gesagt“, antwortete Drago völlig genervt. Kerstin rückte ein Stück näher an Drago heran und legte ihre Arme um seinen Hals. Er nutzte die Gelegenheit und zog sie auf seinen Schoß.
„Sorry, ich wollte dich nicht nerven, wie kann ich das nur wieder gutmachen?“, sagte Kerstin und schaute ihm dabei tief in die Augen. Drago nahm Kerstins Gesicht in seine Hände und küsste sie innig. Sie spürte eine leichte Hitze in sich aufsteigen und küsste ihn leidenschaftlich zurück. Seine Hände wanderten forschend ihren Rücken entlang und verursachten eine leichte Gänsehaut. Kerstin spürte förmlich wie sich jedes einzelne Härchen aufstellte. Plötzlich wurde die Wagentür aufgerissen, die  fast aus den Angeln flog. Völlig überrascht starrten beide hinaus. Ein Schrei war zu hören und jemand kam in das Wageninnere gestürmt.

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Kerstin war im Begriff sich eine einigermaßen gute Verteidigungsposition suchen, als Drago plötzlich laut auflachte. Erstaunt sah sie ihn an und folgte dann seinem Blick zur Wagentür. Da stand doch tatsächlich ein kleiner Drache vor ihnen. Ob männlich oder weiblich ließ sich auf Anhieb nicht so genau sagen. Nicht größer als 1,50 Meter schimmerte er giftgrün, eine orangefarbene Federboa zierte seinen dünnen Hals. Er hatte kleine Flügel, die von der Größe her überhaupt nicht zu dem Rest seines massigen Körpers passten. Mitten im Hummer stehend, nahm er die Position eines albernen US-Talkmaster an, streckte die Hände in die Höhe und rief voller Begeisterung:
„Tadaaa… unser Drago ist wieder da.“ Dabei quietschte er voller Begeisterung und lachte laut. Dann kam er auf Drago und Kerstin zugestürmt, sodass der ganze Wagen anfing zu wackeln. Dass er die beiden in einem ganz intimen Moment gestört hatte, schien er gar nicht bemerkt zu haben. Er hatte nur noch Augen für Drago. Etwas unsanft schob er seinen kleinen massigen Körper an Kerstin vorbei und nahm Drago in seine kurzen massigen Arme. Er quietschte wieder so laut, dass Kerstin sich die Ohren zuhalten musste.
„Oh Drago, bist du endlich mal wieder zu Hause. Hast dich die ganze Zeit nicht gemeldet, du böser Junge. Aber jetzt bist du endlich wieder da †“ wie schööön.“ Er ließ Drago gar nicht zu Wort kommen. Sanft aber bestimmt schob Drago den kleinen Drachen von sich und strahlte ihn an.
„Na, Gunther, meine kleine Tucke. Alles gut im Vulkan?“, fragte Drago. Gunther plusterte seine Bäckchen auf.
„Du sollst mich doch nicht immer so nennen“, antwortete der Drache und boxte Drago in die Rippen. Die vertraute Art der beiden ließ Kerstin schmunzeln. Dann spürte sie Gunthers Blick auf sich und wurde sofort wieder ernst. Er neigte den Kopf zur Seite und forderte Kerstin mit einer Handbewegung auf, sich einmal im Kreis zu drehen. Etwas widerstrebend tat sie es. Als sie ihre Pirouette beendet hatte, strahlten sie zwei riesige bernsteinfarbene Augen an. Kerstin hatte so eine leichte Vorahnung von dem, was jetzt passierte. Sofort legte er seine kleinen Arme um ihre Taille und drückte sie so stark an sich, das Kerstin das Gefühl hatte zu ersticken. Sie erwiderte seine Umarmung, wobei sie sich etwas nach unten beugen musste, da ihr der Drache gerade bis unter die Brust reichte. Die winzigen Stacheln seiner Frisur kitzelten an ihrer Nase. Sie blickte auf das sehr blonde Haar und dann zu Drago. Der zuckte nur mit den Schultern und wartete darauf, dass Gunther sich endlich von Kerstin löste. Aus Erfahrung wusste er, dass es keinen Zweck hatte die unendliche Freude der kleinen Frohnatur zu unterbrechen. So war Gunther nun mal, nichts und niemand vermochte es ihn aus seiner Stimmung reißen. Er hatte immer ein Lächeln und auf den Lippen und plapperte gern wie ein Wasserfall. Endlich ließ Gunther von Kerstin ab und wandte sich wieder an Drago.
„Oh, sie ist so süß. Ein bisschen dünn vielleicht aber, mein Gott, ist die süüüß“, quietschte er wieder. „Hach, wir werden bestimmt gute Freunde, nicht wahr?†œ Erwartungsvoll schaute er Kerstin an und diese konnte nur bestätigend nicken.
„So, nun wollen wir aber reingehen. Die anderen warten auch schon, und du weißt, dass deine Mutter es hasst, wenn man sie warten lässt. Husch, husch.†œ Erst jetzt hatte Kerstin die Möglichkeit sich um zusehen. Der Wagen hatte direkt vor einer Höhle gehalten. Ein riesiges Holztor, das bestimmt 10 Meter in die Höhe ragte und mit imposanten Schnitzereien verziert war, versperrte den Weg. Auf dem Holz waren verschiedene Kampfszenen zu sehen, bei denen Kerstin nicht erkennen konnte, aus welcher Zeit sie stammten. Drago bemerkte ihr Interesse und sagte:
„Das haben unsere Vorfahren anfertigen lassen. Immer wenn einer von ihnen aus einem Kampf zurückgekehrt war und seine Geschichten erzählt hatte, begannen einige der Zimmermannsleute mit den Schnitzereien. Du siehst also einen Teil unserer Familiengeschichte an dem Tor.

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Kerstin hatte seinen Worten gelauscht und war noch immer dabei die kunstvollen Schnitzereien zu betrachten, als Gunther plötzlich zu schnattern begann:
„Wenn die Süße jetzt nicht langsam ihren zarten Hintern in Richtung Eingangshalle schiebt, dann werde ich wirklich böse.“ Dabei versuchte er ein strenges Gesicht aufzusetzen, was ihm aber in Anbetracht seines Aufzugs mit der Federboa nicht ganz gelang.
„Oh Himmel, wir können später noch gucken. Aber wenn wir zu spät zum Dinner kommen, kriegen wir mächtig Ärger mit Tante Margret. Das ist Dragos Mutter. Und glaub mir, Schätzchen, das möchte niemand.“ Kerstin musste grinsen.
„Was macht sie dann? Schickt sie uns ohne Mittagessen ins Bett?“ Gunther drehte sich abrupt zu ihr um.
„Pscht, lass sie das bloß nicht hören. Meine Tante ist noch ein Drache aus der alten Generation. Sie legt sehr viel Wert auf Pünktlichkeit und Etikette. Also, keine Ellenbogen beim Essen auf den Tisch und es wird nicht geschlürft mit der Suppe. Die Unterhaltung wird auf ein Minimum beschränkt und, ach ja, wenn Tante Magret mit dem Essen fertig ist, sind auch alle anderen fertig. Verstanden?“ Kerstin verdrehte die Augen und sah Drago an.
„Das ist jetzt nicht sein Ernst, oder? Sag mir, dass er das nicht ernst meint.“ Drago presste seine Lippen so fest aufeinander, dass nur noch ein kleiner, weißer Strich zu sehen war. Dann brachen Gunther und er in schallendes Gelächter aus. Kerstin war völlig irritiert.
„Was?†œ, fragte sie.
„Das war nur ein Scherz. Natürlich ist meine Mutter eine Drachendame der alten Dekade, aber so staubige Ansichten hat sie nun doch nicht. Gunther macht sich da immer einen Spaß draus. Er und sein Freund George lieben es so ihre Späßchen zu treiben.“ Kerstin blieb der Mund offen stehen.“ Sein-Freund ? Du meinst Gunther ist wirklich…
„Schwul, vom anderem Ufer, eine Tucke – keine Transe, hast du damit ein Problem?“, fragte Gunther leicht gereizt.
„Nein, nein, ich bin nur überrascht“, sagte Kerstin schnell. Und um Gunther davon zu überzeugen, dass ihr das wirklich nichts ausmachte, beugte sie sich zu ihm runter und gab ihm einen dicken Kuss auf die Stirn. Woraufhin er wieder anfing zu quietschen.
„So, das wäre geklärt“, sagte Kerstin, „und nun möchte ich den Rest der Familie kennenlernen.“ Drago nahm ihre rechte Hand, weil an der linken schon Gunther hing, und zusammen gingen sie durch das riesige Tor in eine Halle, deren Ausmaß man kaum beschreiben konnte. Das Tor war schon eindrucksvoll, aber die Halle war gigantisch. In die Wände des Vulkansteins waren lebensgroße Figuren von Drachen, aber auch von menschlichen Gestalten gehauen. Wieder stand Kerstin sprachlos staunend mit großen Augen da.
„Das ist so etwas wie unsere Ahnentafel. Andere haben Gemälde, wir haben Skulpturen.“
Kerstin studierte Dragos Gesicht, aber er schien es diesmal wirklich ernst zu meinen.
„Wow†œ, brachte sie gerade noch heraus, als Gunther sie schon an der Hand zupfte.
„Können wir jetzt weiter oder fällst du gleich in Ohnmacht, bei so viel Familiengeschichte?“, dabei zog er sie schon weiter durch die imposante Halle, deren viele verschieden große Türen auf ein weiteres großen Innenleben deuteten. Der Boden war aus schwarzem Marmor, brennende Fackeln an den Wänden sorgten für ein angenehmes Licht.
Dann standen sie vor einer Flügeltür, hinter der ein angeregtes Gemurmel zu hören war. Kerstin atmete noch einmal tief durch, woraufhin Drago und Gunther gleichzeitig ihre Hände drückten, ganz so, als wollten sie ihr Mut machen. Als die Türen sich öffneten verstummte das Gemurmel und Kerstin sah in einen Saal voller Drachen und Menschen.

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„Oha†œ, dachte Kerstin und versuchte nicht ganz so wie ein Fisch an Land zu gucken. Es gelang ihr nur nicht, und Gunther amüsierte sich über ihren Gesichtsausdruck so sehr, dass er laut anfing zu lachen. Er verstummte jäh, als Drago ihn kräftig in den Arm kniff. Alle im Saal drehten sich zu den Ankömmlingen um, und Kerstin sah in viele lächelnde aber auch in skeptisch dreinschauende Gesichter. Das verkleinerte ihr Unbehagen nicht gerade.
Ein Drache in edler, stahlgrauer und mit zarten Stickereien verzierter Robe kam langsam auf sie zu. Sein Hals zierte ein überdimensionales, kostbares Collier und Kerstin wusste sofort, dass das nur Dragos Mutter sein konnte. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass eine so große Gestalt so graziös schreiten konnte. Hinter ihr hielt sich ein Drache mit einem Smoking-Jackett.
„Das wird dann wohl sein Vater sein?†œ, dachte sie als beide Drachen vor ihnen stehen blieben. In ihren Gesichtern zeigte sich keinerlei Regung. Kerstins Pulsschlag hatte sich auf eine ungesunde Höhe beschleunigt. Sie spürte ein Rauschen in ihren Ohren und wünschte sich, dass ihre Schwestern jetzt bei ihr wären. Angie hätte bestimmt einen passenden Spruch auf den Lippen gehabt, um sie ein wenig aufzuheitern und Doc und Lilli hätten ihr Mut gemacht. Aber so stand sie jetzt alleine mit Drago und einem vor Ehrfurcht erstarrtem Gunther auf der ersten Stufe einer wunderschönen Treppe. Diese hatte Kerstin in ihrer Aufregung zuvor noch gar nicht wahrgenommen.
Im Saal war es mucksmäuschenstill. Kerstin bekam sofort einen trockenen Mund. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihre Hände fingen an zu schwitzen.
Das, was Kerstin für Dragos Mutter hielt, guckte ihr für den Bruchteil einer Sekunde tief in die Augen und Kerstin erschrak.
Sie konnte die Stimme des Drachen hören und es war ganz bestimmt nicht die Stimme, die Kerstin erwartet hatte.
Sie klang sehr rauchig und tief, fast so, als wenn zu viel Whisky und Zigaretten im Spiel waren. In dem Moment wurde ihr bewusst, dass, wenn sie die Gedanken ihres Gegenübers hörte auch ihr Gegenüber ihre hören konnte. Kerstin wurde knallrot. Da war wieder eins von diesen kleinen hinterlistigen Fettnäpfchen. Dragos Mutter fing laut an zu lachen und zog Kerstin an sich. Auch Dragos Vater lachte. Es war im Gegensatz zu dem Lachen seiner Frau ein ganz normales Männerlachen und erst da begriff auch Drago, dass alles gut war. Kerstin war so überrascht, dass sie am längsten brauchte um zu verstehen, was hier vor sich ging. Noch immer ärgerte sie sich selbst, ihre Gedanken nicht unter Kontrolle gehabt zu haben.
„Meine Liebe, so ein tolles Kompliment hat mir noch niemand gemacht†œ, sagte Dragos Mutter und lächelte ihr aufmunternd zu, „ich danke dir und heiße dich in unserer Familie auf das herzlichste willkommen. Entschuldige bitte, dass ich dich auf die Probe gestellt habe, aber das ist meine Art Menschen kennenzulernen. Ich werde es dir in einer ruhigen Minute noch etwas genauer erklären.“ Kerstins Lächeln als Antwort verunglückte ein wenig, und Gunther schmiss sich auf die Treppe und hielt sich den Bauch vor Lachen.

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Ein ernst drein schauender junger Mann, vielleicht so Mitte zwanzig, kam auf Gunther zu und schaute ihn böse an. Sofort hörte Gunther auf und stand auf. Seine von Lachtränen feuchten Augen, guckten verlegen drein.
„Gunther, ich weiß ja, dass es dir wahnsinnig viel Spaß macht die Leute aufs Korn zu nehmen, aber das hier geht zu weit. Ich möchte, dass du dich bei Kerstin entschuldigst“, sagte der junge Mann. Gunther guckte ihn missmutig, ja sogar ein wenig trotzig an und zog einen leichten Schmollmund. Trotzdem drehte er sich zu Kerstin, verneigte sich ein wenig und murmelte eine Entschuldigung. Der junge Mann räusperte sich kaum hörbar.
„Ach so, ja, also das hier, mit einer Handbewegung zeigte Gunther auf den jungen Mann, „ist George. Er ist mein Freund, Partner und manchmal mein schlechtes Gewissen. Eigentlich für jeden Spaß zu haben, aber heute etwas unpässlich…“ Weiter kam Gunther nicht, weil George ihn in den Schwitzkasten nahm. Nun begann eine wilde Rangelei. Drago verdrehte die Augen und richtete das Wort an seine Eltern.
„Mum, Dad, ich freu mich wieder zuhause zu sein. Und ich danke euch für diesen tollen Empfang. Auch dafür, dass ihr Kerstin von ganzem Herzen in unsere Familie aufnehmt.“ Dragos Mum nahm Kerstins Gesicht vorsichtig in ihre großen Klauen und gab ihr einen für ihre Verhältnisse zärtlichen Kuss auf die Stirn. Das war das erste Mal, dass Kerstin an diesem Abend aufatmen konnte. Es folgte ein großer Begrüßungsmarathon. Dragos Mutter Margret und seinen Vater Alexander kannte sie nun. Jetzt warteten noch Onkel Edwin und Tante Berta, beide in Menschengestalt. Onkel Edwin war der Bruder von Dragos Mutter und eine stattliche Erscheinung. Er trug einen Frack, der ruhig eine Nummer größer hätte sein dürfen. Um seinen Bauch hatte er eine grüne Schärpe gebunden, die alles in Form zu halten versuchte. Seine Frau hatte eine zierliche Figur, aber der Händedruck hätte von einem Holzfäller stammen können. Kerstin versuchte danach unbemerkt ihre Hand auszuschütteln.
Tante Berta trug ein cremeweißes Kleid. Es zierte viele Stickereien in der gleichen Farbe. Ein kleiner Stehkragen und der taillierte Schnitt betonte ihre schlanke Figur. Sie trug ebenfalls eine grüne Schärpe. An ihnen vorbei drängelte sich Cousine Melinda. Ein zartes Wesen mit einem Porzellangesicht. Sie trug ein smaragdfarbenes weit ausgestelltes Samtkleid mit verspielten Rüschen am Dekolleté. Es passte wunderbar zu ihren Augen, die Kerstin überaus arrogant und kühl musterten. Sie schüttelten sich kurz die Hände.
„Okay†œ, dachte Kerstin, „wir werden wohl keine Freundinnen.†œ Melinda drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand in der Menge der Gäste.Hilflos schaute Kerstin zu Tante Berta. Diese zuckte aber nur mit den Schultern.
„Melinda wird sich schon wieder beruhigen. Sie ist oft etwas schüchtern.“
„Natürlich, schüchtern†œ, dachte Kerstin und blickte dabei zu Drago. In seinen Gedanken konnte sie hören, dass er sich das Lachen verkniff. Das gab ihr ein klein bisschen Sicherheit. Ihr Blick fiel auf einen kleinen Drachen, der sich hinter einem jungen Mann versteckte. Drago ging auf beide zu und umarmte erst den jungen und dann den kleinen Drachen. Lächelnd drehte er sich zu Kerstin um und stellte ihr die beiden als Carl und Sui vor. Seine Geschwister. In Gedanken teile Drago ihr mit, dass Sui wirklich sehr schüchtern war, und dass er ihr den Grund später erklären wollte. Kerstin nickte ganz leicht und lächelte Sui an. Diese guckte sie mit großen unsicheren Augen an und versuchte es ihrerseits mit einem Lächeln. Ein wenig verkrampft, aber wenigstens ein Anfang.
Nachdem Kerstin die wohl wichtigsten Leute von Dragos Sippe kennengelernt hatte, schwirrte ihr der Kopf. Hoffentlich konnte sie sich die ganzen Namen merken. Um sie ein bisschen abzulenken, nahm Drago ihre Hand und führte sie zur Tanzfläche. Eng an aneinander geschmiegt bewegten sich beide zu der Musik. Drago brach als erster das Schweigen.

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„Ich bin wirklich stolz auf dich. Du hast die Situation mit Bravor gemeistert.“ Ein wenig verlegen schaute Kerstin in Dragos Augen und lächelte. Sie spürte das starke Verlangen mit ihm allein zu sein. Gerade in dem Moment als sie es ihn sagen wollte, unterbrach Gunther ihren Tanz.
„So, jetzt bin ich dran. Ihr habt noch die ganze Nacht.“ Breit grinsend nahm er Kerstins Hand ohne eine Antwort abzuwarten. Auch das leise Knurren von Drago beeindruckte ihn nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt nur noch Kerstin. Da es ein langsamer Tanz war, war es Kerstin leicht unangenehm, dass Gunther sie so dicht an sich drückte. Aber ihm war es egal.
„Weißt du eigentlich, dass ich meinen Cousin schon lange nicht mehr so glücklich gesehen habe. Seit, ach keine Ahnung, wie vielen Jahren“, sprach er in ihren Bauch. Da er ihr ja nur bis knapp unter die Brust ging, waren sie bestimmt ein lustiges Paar. Kerstin räusperte sich.
„Er macht mich auch glücklich und ich liebe ihn wie noch niemanden zuvor. Und so langsam fange ich an, seine Familie zu mögen“, sprach sie und wuschelte Gunther durch seine sorgfältig gestylten Haare.
„Hey, mach mir die Friese nicht kaputt. Hast du eigentlich eine Ahnung wie viel Zeit…..“, aber weiter kam er gar nicht. Drago packte ihn unter den Armen und stellte ihn auf die andere Seite der Tanzfläche. Mit einem finsteren Blick zeigte er Gunnar, dass die Zeit um war. Gunther streckte Drago die Zunge raus und warf Kerstin einen Kussmund zu. Dann verschwand er in der Menge.
Es war ein rauschendes Fest auf dem ausgelassen getanzt wurde. Mal modern, mal nach ganz altem Stil, der Kerstin überhaupt nicht vertraut war. Dann wurde zu Tisch gebeten. Das Abendessen war ein Gedicht. Und auch nicht ganz das, was Kerstin erwartet hatte. In einem Nebensaal, den Kerstin zuvor gar nicht bemerkt hatte, war eine riesige Tafel mit erlesenem Porzellan und Silber gedeckt. Die dazu gestellten Wein und Wassergläser funkelten im Einklag mit einem gigantischen Kronleuchter, der über der ganzen Szene hing. Zur Vorspeise gab es drei verschiedene Suppen – eine Krabbensuppe an Kressenschaum, eine Drachensuppe mit viel Chilli und eine Kartoffelsuppe. Letztere war die Leibspeise von Dragos Vater.
Danach gab es einen kleinen gemischten Salat.
Als Hauptgang wurde Spießbraten, Spanferkel und zu Kerstins großem Erstaunen Wiener Schnitzel mit vielen verschiedenen Soßen serviert.
Als Beilage gab es Reis, Kartoffeln, Nudeln, Kroketten und Gratin.
Dazu wurde verschiedenes Gemüse angeboten.
In noch größeres Erstaunen wurde Kerstin versetzt, als sie sah, wie jeder Gast sein Essen selber auf dem Teller anrichtete. Drago erklärte ihr, dass seine Mutter ganz gerne selbst bestimmte, was und wie viel sie aß und deswegen vor vielen Jahren diese Regel aufgestellt hat.
Anfangs stieß die Regel auf Unverständnis bei den anderen Familienmitgliedern. Aber Margret interessierte es nicht. Sie sagte dazu nur:
„Wem es nicht gefällt, braucht ja nicht kommen, dann gibt es weniger zu Spülen“. Als Drago Kerstin das erzählte, leuchteten seine Augen voller Liebe und Wärme zu seinen Eltern. Kerstins Bewunderung und Sympathie für Dragos Eltern wurde immer größer. Als sie ganz kurz zu ihnen hinüberschaute, warfen ihr beide ein freundliches Lächeln zu. Augenblicklich wurde Kerstin rot. Wieder hatte sie vergessen, dass beide ebenfalls Gedanken lesen konnten. Drago fing an zu Lachen und aus Reflex piekste Kerstin ihn mit ihrer Gabel in den Oberschenkel.

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Sie versuchte, finster zu gucken, musste am Ende dann aber doch schmunzeln und beschloss, sich durch ihre eigene Ungeschicktheit nicht den Abend verderben zu lassen.
Als sich das Dinner langsam dem Ende näherte, dachte Kerstin, sie müsste platzen. So viel und so gut hatte sie schon lange nicht mehr gegessen. Aber das Dinner war ja noch nicht vorbei.
Es gab noch Nachtisch und Kerstin wäre am liebsten aus dem Saal geflüchtet.
Als die Dienerschaft mit den kleinen Wägelchen voller süßer Leckereien den Saal betrat, wurde ihr fast übel – aber eben nur fast.
Es gab Schokoladenkuchen mit dicker Schokoglasur, fünfzehn verschiedene Eissorten, wahlweise mit Soße oder mit Sahne, verschiedene Puddingsorten mit oder ohne Obst und den Lieblingskuchen von Kerstin und ihren Schwestern – Käsekuchen. Bei dem Anblick musste sie unweigerlich an Angie, Lilli und Doc denken und fragte sich, ob es ihnen gut ging. Sie nahm sich fest vor, allen so schnell wie möglich eine SMS zu schicken. Sie hatte eigentlich schon viel zu lange nichts mehr von ihnen gehört. Ein leichtes ungutes Gefühl beschlich sie. Drago bemerkte, dass sich Kerstins Stimmung geändert hatte und musterte sie neugierig.
„Nicht jetzt. Später“, teilte sie ihm per Gedankenübertragung mit. Sie wollte die Stimmung am Tisch nicht zerstören.
Nach dem Dessert konnte es Kerstin kaum noch in dem überfüllten Saal aushalten.
Drago schien es genauso zu gehen, denn er machte den Vorschlag, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Mehr als erleichtert stimmte Kerstin zu. Durch eine kleine Tür gelangten sie in einen schmalen Flur, der zu den Außentüren führte. Draußen war die Luft angenehm klar und warm. Beide atmeten tief durch und genossen die Ruhe, die sie augenblicklich umgab. Der Garten glich einem Park. Umgeben von einigen Statuen, befand sich in der Mitte ein mächtiger Springbrunnen. Die Büsche und Sträucher in der Anlage waren kunstvoll beschnitten und eingerahmt von Blumenrabatten. Als Kerstin zum Nachthimmel sah, erblickte sie unzählige kleine funkelnde Sterne, die ihre Bilder zur Schau stellten. Drago legte zärtlich seinen Arm um ihre Taille, und Kerstin schmiegte sich an ihn. Zärtlich küsste er ihren Hals. Sie genoss die Berührung, da sie allem Anschein nach alleine waren. Sie schaute ihm tief in die Augen.
„Wow, das waren viele neue Eindrücke, die ich da sammeln durfte“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Doch Drago war offensichtlich nicht zum Sprechen aufgelegt. Seine Küsse wurden leidenschaftlicher, und Kerstin spürte wieder dieses Prickeln, welches sie immer überkam, wenn sie mit Drago zusammen war. Sie spürte eine Gänsehaut der Erregung auf ihrem Körper. Auch Dragos Erregung war deutlich zu spüren. Leicht neckend biss Kerstin in seine Lippe. Seine Hände glitten an ihrem Rücken entlang. Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände.
„Ich liebe dich“, sagte er mit solcher Inbrunst, dass Kerstin leicht erschauerte.
„Ich liebe dich auch“, hauchte sie zurück.
„Oh, und ich liebe euch beide“, hörten sie plötzlich, und schon kam George hinter einer Hecke hervor. Kerstin und Drago stöhnten gleichzeitig auf.
„Hat man vor dir eigentlich nie seine Ruhe?“, schimpfte Drago. Aber George reagierte darauf nur mit amüsiertem Lächeln.
„Meinst du wirklich, jetzt wo wir Kerstin in unserer Familie haben, könnte ich Ruhe geben? Endlich ist mal jemand da, mit dem ich über Klamotten und Schminke und Gott und Welt ratschen kann. Wir können zusammen Kaffee trinken. Ich weiß ja nicht, wie viel Zeit ich mit ihr verbringen kann, aber ich werde mir jede Minute stehlen, die ich kriegen kann“, gab er trotzig zurück. Kerstin musste bei so vielen ehrlichen Gefühlen schlucken.

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„Ach komm her, du kleine Nervensäge“, sagte sie zu ihm und nahm ihn liebevoll in ihre Arme.
George kuschelte sich an sie und strahlte über das ganze Gesicht.
„Weißt du was, George, ich bin sehr froh, deine Freundin sein zu dürfen.“ Georges Augen wurden groß wie Untertassen. Er quiekte laut auf und schmiss sich sofort wieder in ihre Arme. Drago zuckte nur mit den Schultern und verdrehte die Augen.
„Meinetwegen. Aber nicht 24 Stunden am Tag und schon gar nicht jetzt“, raunzte Drago den kleinen Drachen an. Kerstin lächelte besänftigend, und versprach George, dass sie sich sehr gerne mit ihm am nächsten Morgen zum Frühstück treffen wollte. Sie vereinbarten eine Uhrzeit, und dass George sie von ihrem Zimmer abholen sollte, damit sie sich nicht verlief. George platze fast vor Stolz, doch als er Dragos leichtes Knurren hörte, verstand er die Drohung. Noch einmal schlang er seine kleinen dicken Arme um Kerstin und verschwand ohne Drago eines Blickes zu würdigen. Kerstin sah ihm grinsend nach. Augenblicklich zog Drago sie in seine Arme zurück.
„Dir ist schon klar, dass du George jetzt nicht mehr los wirst? Er wird mehr an dir kleben, als dein eigener Schatten.“
„Sag mal, du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Das darf doch nicht wahr sein! Hey, lass ja meinen neuen Freund in Ruhe“, antwortete sie mit gespieltem Ernst. Drago sah sie ungläubig an. Und schon musste Kerstin lachen.
„Mal schauen, ob du in drei Tagen auch noch lachst“, gab er schelmisch zurück. Diese Überlegung hatte Kerstin auch schon beschäftigt, aber das wollte sie im Moment nicht zugegeben.
„Wo haben wir eben aufgehört?“, fragte Drago und bevor Kerstin antworten konnte, küsste er sie. Es war ein sehr langer Kuss voller Begehren. Mühsam löste er sich von ihr.
„Lass uns in unser Zimmer gehen. Noch eine Unterbrechung und ich kann für nichts mehr garantieren“, raunte er in ihr Ohr. Wieder bekam Kerstin eine Gänsehaut.
„Ich möchte auch keine Störung mehr. Können wir irgendwie in unser Zimmer kommen ohne gesehen zu werden?“ Vorfreude blitzte in ihren Augen.
„Hey, ich bin hier aufgewachsen. Ich kenne diese Gemäuer wahrscheinlich besser als seine Erbauer“, gab Drago geheimnisvoll zurück. Er nahm sie an die Hand und führte sie zu einem Rosenbusch. Interessiert beobachtete Kerstin wie Drago das Spalier anfasste und dann nach vorne zog. Sein Grinsen dabei war schon fast spitzbübisch.
„Darf ich bitten, my Lady?“ Mit einer tiefen Verbeugung reichte er ihr die Hand. Dann zog er sie in einen Tunnel, den sie zuvor gar nicht gesehen hatte. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie das gleiche Mauerwerk wie in der Eingangshalle. Winzige Lichtquellen verliefen auf dem Fußboden. Kerstin umfasste Dragos Hand etwas fester.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte er und Kerstin erkannt den leichten Spott in seiner Stimme.
„Hab ich auch gar nicht“, gab sie leicht schnippisch zurück. Drago musste lachen.
„Nein, natürlich nicht. Komm jetzt, sonst zeige ich dir noch hier unten, was ich eigentlich oben alles mit dir machen will.“ Seine Worte klangen wie ein Versprechen und sie hatte das Gefühl, dass der Tunnel nie enden würde. Sie wusste zuletzt nicht mehr, um wie viele Ecken sie gebogen waren, aber sie hatte bemerkt, dass es einen leicht bergauf ging. Endlich gelangten sie an eine Tür.
„Erschreck´ dich jetzt bitte nicht“, sagte Drago und sah sie verschwörerisch an. Das war jetzt nicht sehr beruhigend, aber sie atmete noch einmal tief durch und versuchte sich davor zu wappnen, was da kam. Drago drehte an dem Türknopf und die Tür sprang auf.

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Black Dagger Ladies Online †“ Abschied [Kapitel 19]

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Abschied
Kapitel 19

Unser letzter Tag an Bord begann. Langsam wurde ich wach und fasste automatisch neben mich. Doch der Platz war leer. Duncan musste wohl schon aufgestanden sein. Als ich auf meine Uhr sah, ließ ich mich aufstöhnend zurück in die Kissen fallen und kuschelte mich nochmal unter die warme Decke. 6 Uhr war eindeutig zu früh! Doch an Schlaf war nicht mehr zu denken, denn in dem Moment flog die Tür auf und Duncan kam herein, ein volles Tablett auf einer Hand balancierend. Er stellte es mit einem lauten, fröhlichen „Guten Morgen mein Herz. Ich habe dir, oder vielmehr uns, Frühstück gemacht!†œ auf das Bett, direkt neben mich. Uh, laut und fröhlich geht eigentlich gar nicht vor der ersten Tasse Kaffee! Aber ich unterdrückte schnell eine unpassende Bemerkung, schluckte meine Morgenmuffeligkeit runter und setzte mich mit meinem Bambishirt vor das Tablett. Auf dem riesigen Bett war ja genug Platz, und so setzte er sich mit einem breiten Lächeln mir gegenüber. Er hatte schon geduscht und sich rasiert, der Duft seines After-Shaves wehte zu mir herüber. Seine schwarzen Haare hatte er im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden und nur ein paar vorwitzige gelockte Strähnen hatten sich aus dem Zopf gelöst, seine dunklen Augen sahen mich strahlend und erwartungsvoll an, und seine sinnlichen Lippen lächelten immer noch und gaben seine ebenmäßigen Zähne frei. „Ich habe dir sogar Kaffee gemacht. Ich weiß ja, dass du erst nach der ersten Tasse ansprechbar bist.†œ Unwillkürlich erwiderte ich sein Lächeln. Oh, ich liebte ihn! Und dann blickte ich neugierig auf das Tablett. „Das, Angie, ist ein typisches schottisches Frühstück! Ich habe mir gedacht, ich stimme dich schon mal etwas auf meine Heimat ein†œ, klärte er mich auf. Als ich den Inhalt der Schüsseln und Platten genauer betrachtete, dachte ich jedoch nur… armes Schottland! In einer kleinen Schüssel lag, an manchen Stellen noch etwas glibberig, Rührei, das die Pfanne zu früh verlassen hatte, während der Speck, der auf einem Teller lag, schwarz wie die Nacht war. Dafür war der Toast noch weiß. Daneben, auf einer kleinen Platte, lag ein Fisch, komplett mit Kopf und Schwanz, und seine toten trüben Augen sahen mich traurig an! Das in einer kleinen Glasschüssel sollte wohl Porridge sein. Dicht daneben standen ein kleiner Krug mit einer undefinierbaren Flüssigkeit und ein Schälchen mit braunem Zucker. Aber das merkwürdigste war die graue Masse, die auf einer silbernen Platte lag – direkt neben dem Fisch. Das Zeug sah aus wie vergessen und nach Wochen wiedergefunden! Stumm zeigte ich darauf und sah ihn fragend an. „Das ist Haggis! Ja, normalerweise wird es warm gegessen, aber ich liebe es auch kalt, und daneben ist ein Kippers, das ist ein geräucherter Hering†œ, sagte er und fing an einen Teller mit dem Zeug zu füllen und stellte ihn vor mich hin. „Probier doch mal†œ, forderte er mich auf. Nicht in diesem Leben! Ich wusste, woraus das gemacht wurde und lehnte mit einem Lächeln dankend ab. Er zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Dann nicht, aber dir entgeht was!†œ Ganz sicher nicht! „Äh, Fisch zum Frühstück?†œ, fragte ich ihn und schüttelte mich innerlich. „Ja klar, schmeckt lecker!†œ Ungläubig sah ich ihn an, griff dann lieber schnell zu der großen Kaffeetasse, die schon einen kleinen Sprung hatte und nahm einen großen Schluck. Oh nein! Was war das denn? „Duncan? Das ist doch kein Kaffee, oder?†œ, fragte ich ihn entsetzt nachdem ich die Brühe mit Müh und Not runtergeschluckt hatte und ihr befahl, auch ja unten zu bleiben. „Doch, natürlich. Na ja, ich habe nur Löslichen gefunden. Der stand da ziemlich weit hinten im Schrank, und es war nur noch ein Rest†œ, grinste er mich entschuldigend an. Mh, das war vielleicht noch eine letzte Notration von irgendeinem Krieg oder so. Er schmeckte jedenfalls furchtbar. Also nahm ich schnell eine Gabel und sucht nach einem bisschen Rührei, das nicht ganz so glibberig war und steckte es mir in den Mund. Oh wie nett, er hatte es magenfreundlich ungewürzt und mit Schale zubereitet! Unauffällig schob ich es in meine Backe. Ich konnte das beim besten Willen nicht runterschlucken. Er machte sich währenddessen über die graue Masse her. Okay, mit dem Porridge konnte man nicht viel falsch machen, also nahm ich einen Löffel voll.

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Oh doch, man konnte, denn es schmeckte nach gehäckseltem Karton.  Also ab damit in die Backe zu dem Rührei. Vielleicht, wenn ich ordentlich Zucker drüberstreute? Gedacht – getan. Nur half das nicht viel, es schmeckte noch genauso schlimm, halt nur süß. Jetzt brauchte ich etwas, womit ich das runterspülen konnte, aber an den Kaffee traute ich mich nicht mehr ran. Suchend blickte ich über das Tablett. „Keinen Saft?†œ Oh, den habe ich vergessen, tut mir leid.†œ Dann eben nicht. Die Scones sahen sogar lecker aus, waren aber hart wie Pflastersteine. Und da mir meine Zähne lieb waren, ließ ich sie liegen. „Sind wohl von gestern übrig geblieben†œ, meinte er und aß seelenruhig weiter. Also griff ich zu dem Toast, brach ein großzügiges Stück ab, bestrich es mit etwas Orangenmarmelade und steckte sie mir in den Mund. Oh, oh… und schob das Stückchen schnell in die andere Backe. Ungetoastet schmeckte es grauenhaft und die Marmelade war mir zu bitter! Nur, wie wurde ich das ganze Zeug wieder los, und zwar möglichst unauffällig? In die Servierte damit ging nicht, weil er mich fast nicht aus den Augen ließ, aber vielleicht im Bad? Unterdessen spießte er ein Stück Speck auf seine Gabel und hielt es mir auffordernd vor den Mund. „Ist ein bisschen dunkel geworden, ich kenne mich mit dem Ofen nicht aus, aber man kann es noch essen†œ, sagte er entschuldigend und lächelte immer noch. Zögernd öffnete ich meinen Mund und … oh nein, Kohle! Gut das in der einen Backe noch Platz war. Plötzlich sah er mich misstrauisch an und fragte: „Schmeckt es dir nicht?†œ „Mmh†œ, nickte ich strahlend, denn sprechen konnte ich nicht mehr mit dem ganzen Zeug im Mund. Prüfend sah er mich an und seine Augen verengten sich. „Du siehst aus wie Ef-Ef!†œ „Bie ein Bämon?†œ, fragte ich ihn entsetzt, jede Vorsicht vergessend, dass ich ja noch den Mund voll hatte. „Nein, aber wie ein Hamster.†œ Oh! Da konnte ich nicht mehr und sah ihn nur traurig und bedauernd an. „Es schmeckt dir nicht!†œ, stellte er lakonisch fest. Langsam schüttelte ich den Kopf und sagte mit vollen Backen: „But mir leid†œ. Wortlos und mit unbewegter Miene reichte er mir eine Serviette. Dankbar ergriff ich sie und ließ den gesamten Inhalt meiner Backen darin verschwinden, knüllte sie zusammen und versteckte sie unter meinem Teller. Doch als ich in seine Augen blickte, sah ich auf einmal den Schalk darin aufblitzen. Er hatte seine Lippen fest zusammengekniffen und unterdrückte mühsam ein Lachen. Oh nein! Das konnte nicht wahr sein! Er hatte das alles mit Absicht gemacht! Ungläubig starrte ich ihn an. Dann stürzte ich mich mit einem Schrei auf ihn und boxte ihn spielerisch auf die Brust. „Oh wie gemein! Winsele um Gnade, du elender Schuft.†œ Lachend ließ er sich mit mir nach hinten auf das Bett fallen und rief: „Gnade, Gnade, aber dein Gesichtsausdruck war es wert!†œ Kichernd zwickte ich ihn in die Nase. Ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Dann setzte er mich mit einer schnellen Handbewegung neben sich und sagte immer noch amüsiert: „Warte einen Moment. Ich habe da noch was…†œ Mit einem Satz war er aus dem Bett, schnappte sich das Tablett und schnell wie der Blitz öffnete er die Tür, stellte es in den Gang und schon war er mit einem neuen wieder auf dem Bett; wie immer in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Sofort stieg mir das köstliche Aroma frischen Kaffees in die Nase. Wunderbar! Dieses Tablett war ganz anders bestückt – Gott sei Dank! Der Kaffee war in einer silbernen Kanne, und der Toast lag in einem Körbchen unter einem Tuch, war goldbraun getoastet und sogar noch etwas warm. In einem Kristallschälchen befand sich cremig gerührter Joghurt mit frischen Früchten. Auf einer kleinen Porzelanplatte lag köstlicher Serrano Schinken, und direkt daneben eine Ecke Französischer Brie. Das Rührei sah sehr lecker aus und war mit frischen Kräutern zubereitet. Und da war auch der frisch gepresste Orangensaft. Vier verschiedene Sorten Marmelade und eine kleine Schüssel mit frischen, leuchtend roten Erdbeeren vervollständigten das kulinarische Bild. „Mit einem schönen Gruß von Tiago†œ, sagte er schmunzelnd. „Das ist ein Frühstück nach meinem Geschmack! Nicht wie diese schottische Grausamkeit! Nur eins ist schade, der scharfe Senf fehlt!†œ, bedauernd blickte ich ihn an. Grinsend zog er eine Tube aus der Tasche seines Morgenmantels. „Ach, und das ist nicht grausam?†œ „Nein, das ist lecker! Davon ein bisschen auf den Toast und dann den Brie drauf – mal probieren?†œ Lachend lehnte er ab.

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Dann machten wir uns langsam und genussvoll über die Köstlichkeiten her und plauderten dabei über die vergangenen letzten Tage an Bord. Nachdem er mir den dritten Kaffee eingeschenkt hatte, beobachtete ich ihn unauffällig über den Rand meiner Tasse. Er verzehrte gerade den Rest des Rühreis und sah einfach zum abbeißen aus. Wohliges Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus. Mmh, er würde mein Nachtisch sein! Langsam stellte ich die Tasse ab und griff mir eine Erdbeere. Ich schloss meine Augen und biss aufreizend langsam hinein. Mh, köstlich! Süß und saftig. Ich leckte mir genussvoll über die Lippen und griff mit halb geöffneten Augen wieder in die Schale. Mit der zweiten ließ ich mir noch mehr Zeit und beobachtete ihn dabei. Er saß mir mit geöffnetem Mund gegenüber und starrte mich bewegungslos an. Und als ich mir den roten Saft lasziv von den Fingern leckte, fiel ihm das Besteck klirrend auf den Teller. Seine Augen funkelten verheißungsvoll und mit heiserer Stimme flüsterte er, während er das Tablett auf den Boden stellte: „Ich glaube, Bambi hat mir gerade zugezwinkert …!†œ
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als wir in den kleinen Hafen von NS-Island einliefen. Es war ein sehr kleiner Hafen, er hatte aber genug Tiefgang, damit ein Schiff von der Größe der Seraphim problemlos anlegen konnte. Wir standen alle an Deck und beobachteten die Leute, die sich am Kai versammelt hatten, um uns zu begrüßen. Es war so schön, wieder nach Hause zu kommen. Und dann auch noch mit dem Partner, den man liebte. Verstohlen betrachtete ich Doc, die mit Cyrus und Tim etwas weiter weg stand. Sie wirkte sehr gefasst und schien sich auch zu freuen, obwohl die Umstände unserer Rückkehr leider ziemlich tragisch waren. Unten am Kai wurden wir schon von Sweetlife erwartet. Einige Männer, die uns gänzlich unbekannt waren, standen mit ernster Miene hinter ihr und betrachteten interessiert das Schiff. Einer von ihnen, ein kleiner etwas dicklicher Mann mit hochroten Wangen und verwuschelten Haaren, die in alle Richtungen abstanden, wirkten sehr aufgeregt. Er lächelte freundlich und winkte zu uns rauf. „Oh nein! Mythos! Der hat mir gerade noch gefehlt!†œ, flüsterte Duncan mehr zu sich selbst neben mir. „Mythos?†œ, sah ich ihn fragend an. „Ja, er ist der Sekretär des Gründers. Er ist sehr tüchtig und eigentlich ganz in Ordnung, er hält sich nur manchmal für sehr wichtig†œ, sagte er mit einem merkwürdig bissigen Unterton in seiner Stimme. Dann seufzte er und erklärte weiter: „Die anderen sind von unserem Orden und gestern aus Schottland eingetroffen. Sie werden sich um die Beisetzung kümmern, die ja heute Abend stattfindet.†œ Als die Gangway heruntergelassen wurde, eilte besagter Mythos als erster an Bord, dicht gefolgt von Sweetlife. Er hatte einen merkwürdig hüpfenden Gang und ging zielstrebig zu Jean, um ihm überschwänglich die Hand zu schütteln. Dabei strahlte er über das ganze Gesicht. Dann drehte er sich zu uns und sah mich mit einem prüfenden Blick an. Er streckte mir seine Hand entgegen mit den Worten: „Sie müssen Angie sein. Es freut mich ganz besonders…das ist ja… erstaunlich!†œ Ungeniert musterte er mein Gesicht. Als ich seine Hand schüttelte, fragte ich unsicher: „Kennen wir uns?†œ Ich wandte mich dabei an Duncan und sah gerade noch den drohenden Blick, den er ihm zuwarf, bevor er zu mir sagte: „Nein, woher auch. Er wird dich wohl mit jemandem verwechseln.†œ „ Ja, so wird es wohl sein†œ, erwiderte Mythos immer noch freundlich und ließ meine Hand los. „Komisch†œ, dachte ich noch leicht verwirrt, aber da ging er schon zu Lilli, verbeugte sich und sagte: „Majestät, es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen.†œ Lilli wollte schon loskichern, riss sich aber im letzten Moment zusammen und erwiderte: „Danke, aber nennen sie mich ruhig Lilli.†œ Freundlich nickte er ihr zu und wandte sich dann an Lucy. Alle wurden mit Handschlag von ihm begrüßt, nur die Brüder bekamen noch einen leichten Schlag auf die Schulter. Ich konnte gerade noch beobachten, wie die anderen Männer leise und möglichst unauffällig unter Deck verschwanden. Dann umarmte uns auch schon Sweetlife der Reihe nach mit Tränen in den Augen und drückte uns so kräftig, dass ich Angst um meine Rippen hatte.

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Doc umarmte sie besonders lange und Kerstin ließ sie erst gar nicht wieder los. Dann trat sie einen Schritt zurück, drohte spielerisch mit dem Finger und sagte mit ihrer tiefen Stimme: „Mädels! Da schicke ich euch in den Urlaub und was passiert? Ihr legt euch mit den Dragons an und findet auch noch so nebenbei eure Gefährten.†œ Entschuldigend sah sie kurz zu Doc, doch schnell sprach sie weiter: „Ich bin so froh, euch alle heil und gesund wieder zu haben. Jetzt geht erst mal von Bord und begrüßt euer Zuhause. In ca. drei Stunden treffen wir uns dann im Foyer des Gästehauses zu einer kurzen Besprechung, alles andere haben die netten Herren vom Orden schon geregelt. Um euer Gepäck braucht ihr euch auch nicht kümmern. Meine Herren? Auch wenn der Anlass nicht so schön ist, möchte ich Sie doch herzlich willkommen auf NS-Island heißen. Ich habe Sie in unserem Gästehaus, das zugleich auch unser Hauptgebäude ist, untergebracht.†œ Sofort erhob sich murmelnder Protest von allen Seiten, und Sweetlife setzte mit einem lauten Lachen schnell hinzu: „Natürlich nur die Alleinstehenden unter Ihnen. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl auf unserer Insel.†œ Nach den freundlichen und einladenden Worten von ihr, gingen wir zusammen von Bord.
Jede von uns bewohnte einen eigenen kleinen Bungalow. Diese standen geschützt unter Palmen, nicht weit vom Strand entfernt. Sie waren alle gleich aufgeteilt und standen nahe beieinander. Man musste nur die Haustür öffnen und stand sofort in einem großzügigen Wohnzimmer mit integrierter kleiner Küche und einer Tür zur Garten-Terrasse. Das Schlafzimmer war dagegen eher klein, aber dafür bot mein Bett Platz für zwei Personen. Das angrenzende Bad war natürlich nicht mit den Bädern auf der Seraphim zu vergleichen, aber für uns war es ausreichend. Jede hatte ihr Häuschen nach ihrem persönlichen Geschmack eingerichtet. Eigentlich war ich immer sehr stolz auf mein großes Wohnzimmer gewesen, aber als Duncan den Raum betrat, wirkte es nur noch so groß wie eine Abstellkammer. Neugierig sah er sich um. „Na ja, es ist nicht groß und bietet wenig Luxus, aber es gehört mir, und ich liebe es†œ, sagte ich stolz zu ihm. Er umarmte mich und sagte leise: „Ich finde es schön hier. Eure Insel ist wirklich ein Traum, jedenfalls das, was ich bisher sehen konnte.†œ „Ja, ist sie auch. Wir haben auch keine Autos hier, weil wir alles bequem zu Fuß erreichen können. Unsere „Zwerge†œ sind ganz normale Angestellte, die uns versorgen, waschen putzen und so weiter. Sie bleiben auch auf der Insel, wenn wir einen Einsatz haben… Was ist?†œ, fragte ich ihn, als ich seinen entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Keine Autos?†œ, rief er und fasste sich theatralisch an die Brust und verdrehte die Augen, „unmöglich!†œ Ich knuffte ihn lachend und bugsierte ihn in meinen Lieblings-Lesesessel. Der stöhnte zwar unter seinem Gewicht protestierend auf, hielt aber stand. Unser Gepäck war auch schon da. „Sieh dich ruhig um. Im Kühlschrank ist immer was zu trinken. Probier mal den Ice-Tea, der schmeckt einfach klasse! Ist ein Rezept von Lilli. Ich zieh mich schon mal um, dann zeige ich dir noch ein bisschen die Insel, bevor wir uns im Haupthaus mit den anderen treffen†œ, sagte ich zu ihm, bevor ich im Bad verschwand.
Wir standen alle in einer Reihe mit etwas Abstand zum Ufer des Edaloko-Sees, ein wenig erhöht, auf einer natürlichen Plattform aus Felsen und hielten uns an den Händen. Der kleine See lag genau im Innern der Insel und wurde von einigen Bäumen, Büschen und exotischen Blumen malerisch eingerahmt und von einer unterirdischen Quelle gespeist. Uns gegenüber, am Westufer, verschwand gerade die Sonne als glutroter Ball am Horizont hinter den wenigen Bergen, die auf der Insel zu finden waren. 2 Flöße lagen halb auf dem Wasser und warteten mit ihrer traurigen Fracht. Die Leichname von Norbert und Bowen waren in weiße Tücher gewickelt und lagen aufgebahrt auf einem Bett aus Reisig und kleinen Zweigen. Auf ihrer Brust war die Flagge des Ordens befestigt, die schwarze Orchidee. Am Nordufer hatten sich vor wenigen Minuten Moggovitor und Zorro materialisiert. Sie standen dort unbeweglich mit ernsten Gesichtern und trugen einen dunkelgrünen, bodenlangen Umhang mit geheimnisvollen goldenen Schriftzeichen. Moggovitor trug zusätzlich seine Krone, den schmalen Goldreif mit einer Sonne auf der Stirn. Die Brüder waren alle gleich gekleidet.

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Sie trugen ein weißes Rüschenhemd, schwarze Lederhosen und schwarze Stiefel. Jeder hatte noch einen schwarzen Seiden-Umhang mit einer Kapuze, die sie jetzt erst von ihren Köpfen geschoben hatten, um die Schultern gelegt. Wir Mädels trugen ebenfalls schwarze Lederhosen, weiße Blusen und eine schwarze Weste aus Leder. Dazu trugen wir unsere Stulpenstiefel. Die 10 fremden Männer des Ordens verzichteten auf den Umhang und standen jeweils zu fünft neben den Flößen. Duncan hatte eben seine kleine bewegende Rede beendet, als auf ein Zeichen von Mythos die Männer die Flöße mit langen Stangen vom Ufer abstießen. Gleichzeitig brannten plötzlich hunderte von Fackeln auf, die ringsum das Ufer säumten, als ob sie den beiden ihren letzten Weg erhellen wollten. Wie auf ein geheimes Zeichen wurde es auf einmal totenstill. Der Wind legte sich, das Vogelgezwitscher und jegliche Tierlaute verstummten – als wenn die Natur für einen Moment den Atem angehalten hätte. Langsam und träge trieben die Flöße eine Weile nebeneinander auf dem Wasser auf die Mitte des Sees zu. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, drifteten sie etwas auseinander, und wie von Zauberhand hielten die Flöße abwartend ihre Position. Dann traten Drago, Cyrus, Jean, Gavin, Tim und Duncan aus unseren Reihen ans Ufer, spannten ihre riesigen Bögen mit den brennenden Pfeilen und schossen sie über den See zielgenau auf das trockene Holz, das sofort anfing zu brennen. Als die ersten Flammen gen Himmel schlugen, hoben die Schützen ihre Bögen über die Köpfe, brachen sie mit einem ohrenbetäubenden Knall in zwei Teile und legten diese auf den Sand. Mit versteinerten Mienen reihten sie sich wieder bei uns ein. Wie auf ein Kommando zogen wir alle gleichzeitig unsere Schwerter und hielten sie mit der Schneide an unsere linke Seite, also genau über unsere Herzen. Dann rammten wir sie mit beiden Händen, mit der Spitze voran, bis zur Hälfte vor uns in den Sand. Als wir uns wieder aufrichteten, sah ich auf der anderen Seite des Sees die Männer des Ordens wieder. Jeder von ihnen hielt eine Violine in der Hand und fing an zu spielen. Eine bittersüße und zugleich traurige Melodie klang über den See und übertönte das laute Prasseln und Knacken des Feuers. Diese Melodie war mir vollkommen unbekannt, trieb mir aber sofort die Tränen in die Augen. Auch Duncan neben mir schluckte schwer und tastete nach meiner Hand. Meine andere hielt Jane umklammert. Alle waren tief bewegt und suchten die Nähe des anderen, manche der Brüder wischten sich verstohlen über ihre Augen. Später erklärte mir Duncan, dass diese Melodie immer zu solchen Anlässen gespielt wurde. Als die Oberfläche des Sees wieder ganz glatt und still war und von den Flößen nichts mehr zu sehen war, überkam uns alle eine tiefe innere Ruhe. Nun konnten wir endlich mit dem schrecklichen Geschehen abschließen. Unsere Helden hatten ihren Frieden gefunden.
Als wir uns auf den Rückweg machten, sah ich wie Ef-Ef etwas in Janes Ohr flüsterte. Sie verdrehte nur die Augen und hielt mir den kleinen Kerl auf ihrer ausgestreckten Hand hin: „Hier Angie, das kleine Monster will nur von dir getröstet werden.†œ Mit hochgezogenen Brauen beobachtete sie wie Ef-Ef auf meinen Arm sprang und rief: „Aaah, mon dieu, es ist alles so furschtba` traurisch.†œ Mit seinen tränennassen schwarzen Knopfaugen sah er mich so herzzerreißend an, dass ich ihm vorsichtig mit einem Finger über seinen kleinen Kopf strich. „Och, der Arme. Ich wusste gar nicht, dass Hamster auch weinen können†œ, flüsterte ich Duncan zu. „Ah, naturellement! Isch `abe doch auch ein `erz, mon chèrie!†œ, rief er empört und schniefte laut. Dann schnappte er sich mit seinen kleinen Pfoten ein Stückchen von meinem Ärmel und schnäuzte sich lautstark. Ungläubig starrte ich ihn an: „Iiiih, das glaub ich jetzt nicht! Ef-Ef, du kleines Ferkel!†œ Duncan zog sofort sein Taschentuch hervor und wischte sorgfältig die Bescherung von meinem Ärmel. „Weiß eigentlich einer wie lange so ein Hamster unter Wasser schwimmen kann?†œ, fragte er seelenruhig. „Mit oder ohne Bleisocken?†œ, wollte Drago wissen. „Mh, tief oder weit?†œ, überlegte Nando laut. „Käme auf einen Versuch an†œ, meinte Gavin. „Sofort oder Jetzt?†œ, fragte Jean ruhig.

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Der Übeltäter quickte laut und sah sich hilfesuchend um. Doc nahm den Kleinen schnell wieder an sich mit den Worten: „Selbst schuld!†œ, und steckte ihn in ihre Tasche. Nach wenigen Schritten standen wir schon vor dem Haupthaus. Im Foyer saßen wir noch eine Weile zusammen, redeten über unsere Pläne und leerten so manche Flasche Rotwein. Schon am nächsten Tag sollte es früh losgehen. Drago und Kerstin wollten nach Neuseeland fahren und seine Familie besuchen, während Lucy und Gavin sich mit Raphaello auf den Weg nach Italien machen wollten, damit Lucy endlich ihre lang vermisste Familie kennenlernen konnte. Lilli und Nando hatten Pläne für Argentinien geschmiedet und Duncan und ich für Schottland. Nur Doc blieb auf der Insel mit Sweetlife. Ich wollte sie überreden mit uns zu kommen, aber Sweetlife hatte andere Pläne mit ihr. Welche das waren, sagten sie beide nicht. Das Schiff sollte noch einige Tage hier vor Anker liegen und dann nach Miami weiter fahren, um in der Werft gründlich überholt zu werden. Tim, Jean, Eric, Tiago und Cyrus gingen danach auch in ihren wohlverdienten Urlaub. Morgen wollten wir noch einmal alle zusammen hier frühstücken, bevor sich unsere Wege für einige Zeit trennen sollten. Es wurde doch noch ziemlich spät, bis wir uns zu unseren Bungalows aufmachten. In meinem Bett kuschelte ich mich an Duncan und schlief auch sofort ein. Ich träumte von Schottland und von Duncan.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen, war es soweit. Wir hatten uns schon tränenreich voneinander verabschiedet, mit dem Versprechen, in Verbindung zu bleiben und uns regelmäßig anzurufen bis wir uns wieder trafen. Auf dem Rollfeld unseres kleinen Flughafens standen die Learjets des Ordens. Staunend betrachteten wir Mädels die fünf Maschinen, die hintereinander auf dem Rollfeld wartend in der Sonne glänzten. Unser Gepäck war schon an Bord. „Wow, gleich fünf!†œ, entfuhr es Doc, die uns bis hierher begleitet hatte. Duncan lachte nur und sagte: „Ja, die Sechste ist schon mit Mythos und den anderen unterwegs zurück nach Schottland. Diese sechs Learjets45 sind nur ein Teil unserer Flotte. Die erste Maschine fliegt Drago und Kerstin nach Wellington. Die zweite nach Rom, Nummer drei nach Buenos Aires und unsere ist die Nummer vier. Eine bleibt mit dem Piloten hier auf der Insel. So, nun lasst uns an Bord gehen.†œ Schnell drückten wir uns nochmal. Plötzlich wurde ich ziemlich nervös und meine Hände fingen an zu zittern. Doch Duncan nahm meine Hand, drückte sie beruhigend und zusammen bestiegen wir unsere Maschine nach Schottland.

***** ENDE***** von Teil Eins!

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Legende der Ladies

Angie und Zahlmeister: (Norbert Petersen †“ lernt Angie bei Abendessen kennen, verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit ihm †“ alias Robert Pattinson) †“ später stellt sich raus †“ er ist ein Vampir und sie ist eine Hexe! Na ja, eigentlich ist sie nur eine halbe Hexe, ein Erbe ihrer Großmutter mütterlicherseits.
Angie und Jean de Castelle:1. Offizier: ( zwei Auftritte †“ 1. fängt Angie auf, als sie mit ihren High-Heels fast gefallen wäre, 2. Angie beschreibt kurz den tieferen Eindruck, den sie von ihm hat, Jean entpuppt sich später als Werwolf †“ alias George Clooney)
Angie und Duncan Thorpe: Magisch voneinander angezogen entwickelt sich die Liebe zwischen Angie und Duncan im Laufe der Story langsam aber unabänderlich weiter. Die beiden starken Charaktere prallen aufeinander wie Feuer und Wasser. Bleiben sie zusammen, oder hat das Schicksal für sie einen anderen Weg vorgesehen?
Meisterin im Kampf mit Messern, zieht damit Scheitel oder spaltet Schädel, ganz nach Bedarf. Angie kann unter günstigen Bedingungen auch fliegen, allerdings nur nüchtern, und sie sieht in der Dunkelheit genauso gut wie im Tageslicht.

Kate ist 175 Jahre alt, eine Vampirin und dementsprechend deutlich jünger – nämlich 26 Jahre
Kate und Kaptitän Crispin Bones: ( Auftritte mit Kate, einmal wimmelt er sie ab und dann sitzt sie auf seinem Schoß – in Bones schlummert ebenfalls ein Werwolf 😉 †“ alias Jackman)
Sie verbringt die beiden ersten Nächte an Bord der mit Bones. Bones wohnt in einem Glasraum oberhalb der Brücke.
Kate ist in technischen Dingen ein Ass. Sie repariert LKW und Schweizer Präzisionsuhren in kürzester Zeit und öffnet jedes Schloss im Handumdrehen. Sie befasst sich mit den Plänen zum Bau eines Rettungs-U-Bootes für die MS Seraphim. Kate verlässt die Schwesternschaft und begleitet Bones nach Miami, um das neue U-Boot zu testen.

Doc ist 235 Jahre alt und eine in Avalon geborene halbe Elfe oder besser gesagt eine „Merküre“ – also eine merkwürdige Zauberin eben 😉 (das Ergebnis der Beziehung einer Walküre mit dem keltischen Magier Merlin), bleibt allerdings für die Ewigkeit schlappe 28 Jahre.
Doc und Bowen McRieve (2. Offizier): mit Pistole im Hosenbund, ganz kurzer Auftritt zu Beginn, begleitet Doc, Doc hat ein Déjà-vu †“ und dann ein anregendes Meeting in ihrer Kabine mit Brüderschaftskuss nach Wodka-Absacker †“ alias WODKAGOTT – Bowen ist ebenfalls ein Vampir
In der zweiten Nacht dann, oh la la…
Doc und Cyrus, Barkeeper der Poolbar mit Badeschlüppi und Steward beim Dinner und zusätzlich Werwolf (alias Theo Theodoridis)
Doc ist die Chemikerin. Sie kann Messer und Sterne mit einer besonderen Substanz versehen, die bei Kontakt mit Blut den Gegner sofort für mindestens sechs Stunden bewegungsunfähig macht. Schleudert Energiebälle aus ihren Händen. Sie ist ebenfalls die Schamanin der Clique.

Kerstin und Tim Wiesel, athletischer Steward: ( 1 Auftritt mit kurzem Körperkontakt auf Kerstins Zimmer, dann nächtliches Treffen im und am Pool, mit anschließender Massage; Tim ist ein Werwolf 😉 , in der zweiten Nacht an Bord hat Vin eine leidenschaftliche Bettszene mit Kerstin †“ alias Vin Diesel)
Kerstin und Drago: Die Figur „Drago“ kommt in New Orleans neu ins Spiel. Drago ist ein Drache und ein Cousin von Angie. Ihr rettet er in einer brenzligen Situation das Leben und kommt danach mit an Bord der MS Seraphim. Um Drago gibt es ein dunkles Geheimnis, zunächst ein Mitglied der Bruderschaft, wurde er nach dem vermeintlichen Tod von Lindsay, einer Schwester des Clans, für deren Tod verantwortlich gemacht und vom Clan verstoßen. Schnell wird klar, dass er und Kerstin nicht nur durch die Fähigkeit des Gedankenlesens miteinander verbunden sind, auch körperlich ist die Anziehungskraft extrem stark.
Kerstin ist Kampfsportmeisterin und kann mit ihren schnellen, geschmeidigen Bewegungen jeden sofort kampfunfähig machen. Kerstin ist Sweetlifes Tochter und somit eine Viertelgöttin.

Mehr zu Drago: In New Orleans taucht Drago auf. Als Spitzel der Bruderschaft bei den Dragons eingesetzt, konnte er Angies Leben retten, als diese in Gefangenschaft geriet. Drago ist Angies Cousin und ein Gestaltenwandler und Drache. Vom ersten Moment an fühlen Kerstin und er eine starke Verbindung, sie können die Gedanken des jeweils anderen lesen und fühlen auch körperlich eine starke Anziehung. Es kommt zu einem Konflikt zwischen Tim und Drago. Angie versucht zu vermitteln….

Lilli ist eine richtige Waldelfe und im Moment ganze 343 Jahre alt und somit die Oma an Bord. 😉
Lilli und Dr. Fernando Zoom (Auftritt beim Dinner, sitzt neben Lilli und ist Schiffsarzt und Vampir †“ tauscht dann später heiße Küsse mit Lilli an Deck aus, wird aber von Angie gestört, Lilli verbringt die zweite Nacht mit ihm, möchte eigentlich nur Sex, hat Angst sich zu verlieben, da der Verlust ihrer früheren großen Liebe André sie traumatisiert hat, schafft es dann aber ihr Trauerzeit zu beenden und beschließt ihren „Nando heiß und innig zu lieben †“ alias Orlando Bloom). Fernando stammt aus Argentinien aus einer reichen Familie, Mutter Rinderzüchterin, Vater Arzt, Erziehung in der Schweiz, Studium in Havard
Lilli ist spezialisiert auf Computer, kann jeden Code knacken und läuft von Zeit zu Zeit, wenn sie sich gewaltig ärgert, oder ihre Gefühle in Wallung geraten, entsprechend der Farbe des Waldes, grün an. 😉 – Lilli stammt aus dem Teutoburger Wald, lebte bei den Hugenotten in Frankreich, saß im Kerker und landete schließlich in München, weil dort die Menschen sooooo nett sind. 😉 Lucy lernte sie auf Wanderschaft kennen, die restlichen Ladies traf sie in München in einer zwielichtigen Gegend – hm, was sie dort wohl gesucht haben.
Lilli erfährt im Laufe der Geschichte, dass sie eine Hüterin und Königin des Waldes und der Erde ist und die uralte Macht der Elfen bsitzt, die Kräfte der Natur zu rufen und zu beherrschen. Ihre Großmutter war eine Hüterin, und da Lilli die letzte weibliche Elfe aus ihrem Geschlecht ist, wurde diese Macht an sie vererbt.

Lucy und Gavin Dandy (Fitness-Trainer, trinkt Likör 42 und gibt Aerobic-Kurse, und ist ein Feuerelfe – alias David Gandy)
Lucy ist ein Findelkind und wächst unter ärmlichen Verhältnissen in einem Kloster in Rom auf. Im Alter von 15 Jahren haut sie dort ab, nachdem ihre Freundin Maria zu Tode gequält wurde. Nach langer Zeit der Wanderung durch Europa, lernt sie schließlich Lilli kennen. Lucy ist spezialisiert auf Computer, kann jeden Code knacken. Lucy gehört zu der Spezies der Katzen und hat dementsprechend 7 Leben, na ja, nicht ganz, das eine oder andere ist ihr schon abhanden gekommen.
Lucy und Gavin verlassen bei Kuba die Seraphim, um in Havanna weitere Erkundigungen über das Vorhaben der Red Dragon herauszufinden. Hier treffen sie unvermutet auf Lindsay.

Lindsay: Lindsay gehört zum Clan der Bruderschaft und war in ihrem Leben besonders Drago zugetan. Nachdem Drago wegen eines Auftrags weggeschickt wurde, nahm sie sich das Leben, indem sie von einer Klippe sprang. Ihre Leiche wurde allerdings nie gefunden. Unvermittelt taucht sei quicklebendig in Havanna während des Empfangs auf. Sie lässt Gavin ein geheimnisvolle Botschaft zukommen und bittet um ein Treffen.

Tiago, brasilianischer Mitarbeiter der Rezeption (alias Tiago Riani)

Duncan Thorpe †“ Anführer der †œSchwarzen Orchidee† †“ ein Vampir (alias Adrian Paul)

Eric von Castell †“ (alias Johnny Depp) Cousin von Duncan Thorpe und Verbindungsmann zu Sweetlife <- sitzt zu Hause am PC und wird bald wahnsinnig vor Stolz auf ihre tuffen Ladies an Bord der MS Seraphim. Sweetlife ist die Mutter von Kerstin und war irgendwie mit einem Gott oder Halbgott verheiratet – hm, aber was war sie nochmal selbst???

Mr. Hattori Hayabusa, ein japanischer Ninja, der für seine Schwert-Kampfkunst berühmt ist und den Ladies bei einem Japan-Auftritt als Dolmetscher gedient hat. Die Orchideen haben ihn halbtot gefunden, nachdem er von den den Dragons wegen möglicher Informationen über die Ladies und die Bruderschaft gefoltert wurde. Wird von Schiffsarzt Dr. Fernando Zoom wieder zusammengeflickt. Ist wieder relativ fit, möchte aber nicht nach Peru und gegen die Dragon zu kämpfen, sondern nach Japan zurück um wieder zu Kräften zu kommen.

Ef-Ef – sprechender Dämon in Hamster-Gestalt mit französischen Akzent. Ein Produkt von Docs nicht ganz ausgereiften magischen Kräften. Ist ziemlich frech, hört allerdings auf Doc und erkennt sie als Herrin an.

Don Goose (Gift- und Kampfzwerg) und Hack Vreße †“ auf jeden Fall feindlich gesinnt.

Moggovitor, genannt Vito – Aztekengott und mächtiger Dämon – Kontakt über Sweetlife – freundlich gesinnt (alias Viggo M.)

Quelle Fotos: Flickr.com

Black Dagger Ladies Online †“ Heimkehr [Kapitel 18]

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Heimkehr
Kapitel 18

Sie würde versuchen so viel Abstand wie möglich zu ihm zu halten. So etwas sollte nicht noch einmal passieren. Angestrengt verdrängte sie die Gedanken an seine Berührungen. Sie fiel in einen tiefen Schlaf und träumte von Bowen.
Ein lautes Pochen drang in die Endlosschleife ihrer Träume. Es hörte einfach nicht auf. „Ich zähle bis drei, und wenn du dann nicht aufmachst, dann komme ich einfach rein.†œ Gedämpft hörte Doc Angies Stimme. Hm, okay soll sie zählen und reinkommen, dann müsste Doc nicht aufstehen. Was war das eigentlich auf ihrem Kopf. Oh, es war im Kopf, ihr brummte unglaublich der Schädel. „Eins, zwei, drei!†œ Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit und Angie steckte den Kopf herein. „Dohooooc?†œ Sie kam rein. „Ist es etwa schon Morgen?†œ, brummte Doc, setzte sich ganz langsam auf, rieb sich die Augen und drückte die Hände an die Schläfen. „Morgen? Es ist fast Mittag, Hase. Ich wollte wissen wie es dir geht. Und dir Bescheid sagen, dass heute Abend eine kleine Feier stattfindet, im Blackpearl-Club. Du musst auch kommen.†œ Angie sah sich im Zimmer um, sie sah die leeren Flaschen und Gläser rumstehen, sagte aber nichts dazu. Doc stand auf und ging zur Bar. Mit einem Glas Wasser, in dem sich eine Tablette auflöste, kam sie zurück. Sie setzte sich aufs Sofa. Dann ertönte Ef-Efs Stimme aus dem Badezimmer. „Bonjour, moi Angel bist du gekommen, um mit misch zu baden? Isch bin der glücklischste Dämon der Welt.†œ Angie sah zum Bad „Ich würd da nicht reingehen†œ, empfahl Jane ihr. Angie setzte sich zu ihr aufs Sofa, griff zum Telefon und bestellte bei Tiago extra starken Kaffee. Sie lächelte Doc zu „Und, wie geht†™s dir?†œ „Ach, keine Ahnung, habe Kopfschmerzen. Und bevor du fragst, hier lies selbst.†œ Sie reichte auch ihr den Brief „Es wäre echt nett, wenn du Duncan davon in Kenntnis setzt.†œ Im Gegenzug zog Angie Norberts Brief hervor und reichte diesen an Doc. Als sie fertig gelesen hatten, hatten beide Tränen in den Augen „Wow, Norbert, oh man …†œ Angie schluckte. „Ja allerdings, und Bowen auch.†œ Dann umarmten sie sich. Als Angie sich von Doc löste, hatte sie einen grüblerischen Ausdruck im Gesicht „Was?†œ Jane kannte diesen Gesichtsausdruck. „Du riechst nach Wolf. Diesen moschusartigen Geruch erkenne ich sofort.†œ Vor ihr konnte Doc auch nichts verheimlichen. Sie erzählte ihr von Cyrus und auch von dem „Zwischenfall†œ. Angies Stirn legte sich in Falten. „Ich weiß, was du denkst. Wie konnte ich nur, armer Bowen. Glaub mir, ich fühle mich selbst mies deswegen. Das wird nicht wieder passieren. Außerdem waren wir beide ziemlich betrunken.†œ Zu den Stirnfalten gesellte sich noch ein wissender Blick. „Jane, das ist es nicht, ich verurteile dich bestimmt nicht deswegen, ganz im Gegenteil.†œ Es klopfte. Angie öffnete die Tür, ließ Tiago den Kaffee servieren und komplimentierte ihn wieder hinaus. Doc schnupperte an ihrer Tasse und nahm einen Schluck. „Hm, ich mache mir vielleicht auch zu viele Gedanken, ich weiß auch nicht. Er ist so … , da bin ich irgendwie schwach geworden. Aber Bowen …†œ Angie trank auch etwas Kaffee. „Ich habe schon oft bemerkt wie er dich beobachtet. Ich dachte, er hätte nur ein Auge auf dich wegen Bowen. Du weißt schon, Kumpels und so. Aber jetzt, wo wir das von Bowen wissen, erscheint alles in einem anderen Licht. Cyrus war bestimmt selbst verwundert. Gefährtinnen sind absolut tabu in jeder Hinsicht. Und das Wichtigste, hast du dir Cyrus mal genau angesehen? Muss schwer sein, ihm zu widerstehen.†œ Sie grinste wissend.
„Zum Glück sind wir übermorgen zurück auf der Insel und wir zerstreuen uns erst mal alle.†œ
„Ja, endlich nach Hause. Wie läuft es eigentlich zwischen Duncan und dir?†œ
Sie räusperte sich. „Ich weiß genau, es wird immer nur ihn für mich geben.“
„Wow. Das freut mich für dich. Ich hoffe, ich bin die erste, die erfährt, wenn ihr die Verbindung eingeht. Was macht ihr denn, wenn wir anlegen?†œ
„Mmh … ich glaube, er will mir seinen Stammsitz in Schottland zeigen. Und du?†œ
„Ich weiß noch nicht, mal sehen.†œ Angie stellte ihre Tasse ab
„So Hase, ruh du dich noch bisschen aus. Wir sehen uns ja heute Abend auf der Party.†œ Angie ging und Doc legte sich wieder ins Bett.

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Nach der Rede von Duncan gingen Kerstin und Drago auf das Oberdeck. Es war eine unglaublich schöne Nacht. „So viele Sterne, und jeweils einer davon ist jetzt Norbert und Bowen†œ, dachte Kerstin für sich. Drago sah sie von der Seite an und schmunzelte.
„Was?“, fragte sie ihn. Er drehte sich zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie ganz zart auf die Stirn. „Das war gerade ein ganz toller Gedanke von dir.  Immer wenn wir jetzt nach oben gucken, wissen wir, dass die Zwei bei uns sind.“
Kerstin stiegen Tränen in die Augen. Soweit hatte sie gar nicht gedacht. Aber sie hatte mal in einem indianischen Buch gelesen,  dass die Hinterbliebenen den Verstorbenen eine Kerze anzündeten, um ihnen am Tag des Abschieds den Übergang zu erleichten. So wollte sie es auch für die Beiden tun. Drago stimmte zu. Zusammen legten sie sich auf eine der vielen Liegen, kuschelten sich zusammen und hingen ihren Gedanken nach.
Plötzlich musste Kerstin an die Abschiedsbriefe denken, die die Brüder vor ihrem Einsatz in Peru geschrieben hatten …
„Nein,  Schatz, ich werde dir meinen Brief nicht geben. Was ich geschrieben habe, ist jetzt unwichtig. Wir haben beide diesen Kampf überlebt. Und Gott bewahre, ich möchte sowas eigentlich auch nicht noch einmal erleben“, sagte Drago energisch. Kerstin wollte noch etwas erwidern, aber Drago schnitt ihr mit einem dicken Kuss das Wort ab.  „Nein!  Und das ist mein letztes Wort.†œ
Kerstin ergab sich und ließ die Sache auf sich beruhen, schließlich war sie trotz aller Trauer um Norbert und Bowen froh, dass es Drago nicht erwischt hatte. Eng aneinander liegend, die Stille genießend, schliefen sie auf dem Deck ein.
Es war schon fast Mittag, als Kerstin wach wurde in die auf sich ruhenden Augen von Drago  sah. „Hey, wie lange beobachtest du mich schon?†œ, fragte sie ihn ganz verschlafen. Er lächelte. „Och, das erste Mal kurz vor Sonnenaufgang. Dann bin ich selbst wieder eingeschlafen. Irgendjemand hat uns heute Nacht zugedeckt. Weißt du eigentlich, dass ich dein Schnarchen wie das eines kleinen Igels liebe?“  Zur Bestätigung gab er ihr einen innigen Kuss. „Oh man, die letzten Tage waren wohl etwas viel. Ich hab geschlafen wie ein Stein und ich fühl mich auch ein bisschen so. Ich glaube, wir werden alt.†œ
Theatralisch zog Kerstin einen Schmollmund und Drago knuffte sie dafür in die Rippen. Langsam kam Wind auf und Kerstin bekam eine Gänsehaut. Als Drago den Vorschlag machte, in die Kabine zurück zu gehen, war Kerstin ganz Feuer und Flamme. Eigentlich hatten sie noch gar keine Zeit füreinander gehabt, seit sie auf die Seraphim zurück waren. Kerstin ließ ein paar ihrer Gedanken zu Drago schweben. An seiner Atmung konnte sie merken, dass ihm diese Gedanken gefielen. Auf dem Weg durch die Flure begegneten sie Angie, die gerade die Tür von Docs Kabine schloss.
Durch ihr Nicken gab sie zu verstehen, dass es Doc einigermaßen gutging. Im Vorbeigehen berührten Kerstin und Angie sich kurz an den Händen und lächelten sich an. Dann war Angie auch schon um die nächste Ecke verschwunden. In Dragos Kabine angekommen, ging Kerstin schnurstracks in das große Badezimmer, um sich eine heiße Wanne zu gönnen. Jetzt, als sie zur Ruhe kam, spürte sie ihre Muskeln wie schon lange nicht mehr. „So ein heißes Bad ist so herrlich entspannend“, dachte sie mit Absicht. Wenige Sekunden später stand auch schon Drago hinter ihr. Er prüfte die Wassertemperatur und streute verschiedene Badezusätze in das Wasser. Gleich verbreitete sich ein fein-herber Duft im Badezimmer. Kerstin bewunderte das Spiel seiner Muskeln, den Farbwechsel seiner Haut. Langsam spürte sie eine innere Wärme an vielen Stellen an und in ihrem Körper. Drago drehte sich zu ihr und begann ihre Bluse aufzuknöpfen. Bereitwillig ließ sie es geschehen. Der Duft der Badezusätze breitete sich weiter aus und Kerstin schloss die Augen. Jedes Mal, wenn er sie von einem Kleidungsstück befreit hatte, berührte er sanft mit seinem Mund die nackte Stelle. Er ließ sich verdammt viel Zeit dabei.

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Als beide ins Schlafzimmer kamen, sah Kerstin einen Brief auf dem kleinem Tischchen an der Eingangstür liegen. Stirnrunzelnd sah Kerstin Drago an und hielt den Brief in die Luft. Aber Drago zuckte nur mit den Schultern und machte es sich auf dem großen Bett gemütlich.
Der Brief enthielt eine Einladung für den heutigen Abend. Kerstin verdrehte die Augen. „Müssen wir da hin? Ich bin so müde“, sagte sie mit gespielter Quengelei. Aber natürlich freute sie sich trotzdem darauf alle ihre Schwestern und auch Brüder zu sehen. Vor allem freute sie sich auf Lilli. Was sie wohl jetzt gerade machte?

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Nach der Versammlung eilte Fernando zurück zur Krankenstation und schlüpfte leise zu Lilli ins Zimmer. Sie schlief tief und fest, was ihn nicht verwunderte. Obwohl sie es nicht wahrhaben wollte, war sie noch sehr geschwächt. Fernando lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und beobachtete seine schlafende Elfe. In seinen Augen lag all die Liebe, die er für Lilli empfand und ihr Anblick erwärmte sein Herz. Er freute sich auf die Zukunft, die er mit dieser wundervollen Frau an seiner Seite verbringen würde. In seinem Inneren erschienen Bilder schöner Momente, die er mit ihr erleben wollte. Doch plötzlich durchfuhr ihn eine eisige Kälte und die schrecklichen Ereignisse des Kampfes holten ihn wieder ein. Der Verlust von Norbert und Bowen, die Verwundung von Lucy und Lilli, es traf ihn wie ein Vorschlaghammer. Seine Trauer um seine Freunde und seine Angst um Lilli übermannten ihn. Er fing an zu zittern und seine Beine versagten ihm den Dienst. Langsam rutschte er an der Tür hinunter, mit den Armen umklammerte er seine zitternden Knie, er legte seinen Kopf darauf und fing an hemmungslos zu weinen. Er konnte sich gar nicht mehr beruhigen, und er war froh, dass ihn seine Brüder so nicht sehen mussten. Er, der Starke, der Besonnene, der Fels in der Brandung, saß hier am Boden wie ein Häufchen Elend und wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Als seine innere Verzweiflung am stärksten war, und er dachte, er müsste vor Kummer und Trauer zerspringen, spürte er zarte Finger, die über seinen Kopf strichen. Er spürte warme, zärtliche Arme die ihn umfingen und sanft wiegten. Leise, liebevolle Worte durchbrachen die Dunkelheit und Kälte, die ihn fest im Griff hatten. „Nando, Liebster.†œ Fernando hob den Kopf und blickte mit tränenverschleierten Augen in das Gesicht, das er so sehr liebte. Obwohl er immer noch am ganzen Körper zitterte, breitete sich sofort eine wohltuende Wärme in ihm aus. Bevor Lilli reagieren konnte, lag sie an seiner Brust. Fernando hielt sie eng umschlungen und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „Oh Gott, Lilli! Tu mir so etwas nie wieder an. Noch einmal verkrafte ich das nicht†œ, sagte er mit gebrochener Stimme. Lilli löste sich zart aus seiner Umarmung und schaute ihm tief in die dunklen Augen. „Nie wieder. Ich schwöre es!†œ Fernando nahm ihr Gesicht zärtlich in beide Hände und fing an sie vorsichtig zu küssen. Die Stirn, die Augen, die Nasenspitze, jeden Zentimeter ihres Gesichtes bedeckte er sanft mit seinen Lippen, und Lilli spürte in jeder Berührung seine tiefen, bedingungslosen Gefühle. Jetzt wurde ihr schmerzlich bewusst, was sie diesem tollen Mann abverlangt hatte. Sie begriff, was ihn sein Versprechen, ihr unter gar keinen Umständen sein Blut zu geben, gekostet hatte. Sie fühlte sich so dumm und schämte sich dafür, dass sie so eigensinnig und verbohrt war. Sie hatte sich unnötig in Lebensgefahr gebracht und sie beide fast ins Unglück gestürzt. Sie rückte etwas von Fernando ab und nahm seine Hände von ihrem Gesicht. Traurig und schuldbewußt schaute sie ihn an. „Nando, ich war so blöd und uneinsichtig. Bitte verzeih mir, dass du mir dieses dumme Versprechen geben musstest. Oh, ich war so …, so …, ach ich weiß auch nicht, in was ich mich da verrannt hatte. Beinahe hätte ich alles kaputt gemacht. Ich werde mir das nie verzeihen.†œ „Stop, Lilli. Bevor du dich jetzt mit Selbstvorwürfen quälst, muss ich dir etwas gestehen.†œ Fernando lächelte Lilli etwas schief und unsicher an. „Ich hätte es gebrochen, wenn dein Zustand noch länger so kritisch gewesen wäre, hätte ich mich darüber hinweggesetzt und dir mein Blut gegeben. Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich dich, wegen diesem Versprechen, hätte sterben lassen?†œ Lilli lächelte zurück: „Nein, natürlich nicht.†œ Sie kuschelte sich an seine Brust und in Gedanken beschimpfte sie sich als dumme, blöde, doofe Zicke. Fernando nahm sie behutsam in seine Arme, es fühlte sich so unheimlich gut an, sie so zu halten. Seinen kleinen Nervenzusammenbruch hatte er fast schon wieder vergessen. „Ab und zu tut es doch ganz gut, sich mal etwas gehen zu lassen†œ, dachte er sich und küsste Lilli aufs Haar. „So, jetzt geht es aber wieder ins Bett. Du hättest überhaupt nicht aufstehen dürfen. Du hast immer noch die Infusion im Arm und dein Kreislauf ist auch noch nicht stabil†œ, sagte er und stand zusammen mit Lilli auf. „Oh, schade, ich fand es eigentlich ganz gemütlich mit dir auf dem Boden zu liegen†œ, sagte Lilli mit einem verschmitzten Lächeln.

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„Der Boden ist nicht gerade der ideale Platz für eine Schwerverletzte, und wir können es uns ja auch auf dem Bett gemütlich machen.†œ Fernando führte Lilli langsam zu ihrem Bett. Obwohl sie die Zähne zusammenbiss, konnte sie einen kleinen Stöhner nicht verhindern. Fernando schaute sie durchdringend an. „Du hast Schmerzen.†œ Lilli setzte ihre beste Unschuldsmiene auf. „Nein, geht schon, ist nicht so schlimm.†œ Fernandos Gesicht verfinsterte sich und sein Tonfall war jetzt sehr ärgerlich. „Mensch, Lilli, jetzt spiel doch hier nicht die Heldin. Du hast ein Riesenloch im Brustkorb und zwei Rippen gebrochen, ich weiß, dass du große Schmerzen hast. Sag es mir doch einfach, dann erhöhen wir die Dosis deiner Medikamente.†œ Lilli schaute ihn trotzig an. „Nein, ich brauche keine höhere Dosis, es geht mir blendend.†œ Fernando hob sie vorsichtig hoch und ließ sie ganz behutsam in die Kissen sinken. Jetzt war es um ihre Selbstbeherrschung geschehen. Sie musste vor Schmerz das Gesicht verzerren und ein lautes „Aua†œ ließ sich auch nicht mehr verhindern. Fernando beugte sich zu ihr herunter und strich ihr sanft über das Strubbelhaar. „Warum willst du denn nicht, dass ich dir helfe? Du hast nur unnötig Schmerzen.†œ Lilli machte jetzt ein sehr zerknirschtes Gesicht. „Ja, ich weiß es ja, aber ich werde so müde von den Medikamenten und ich will jetzt nicht schlafen. Ich will dich betrachten, dich streicheln, dich küssen, mit dir reden und mich darüber freuen, dass ich noch bei dir bleiben durfte. Außerdem möchte ich unsere Siegesfeier nicht verpassen.†œ Fernando lächelte sie an. „Also, ich möchte nicht der Grund dafür sein, dass du Schmerzen leidest. Ich erhöhe jetzt die Dosis, ob du willst oder nicht, ich bin hier der Arzt. Ich verspreche dir, dass ich die ganze Zeit bei dir bleibe, und wenn du einschläfst, dann bin ich an der Reihe dich zu betrachten und zu streicheln. Die Siegesfeier ist erst morgen. Bis dahin geht es dir schon ein bisschen besser, und du kannst sicher daran teilnehmen. Allerdings gibt es da ein paar Einschränkungen. Du setzt dich in einen hübschen Rollstuhl, es wird nicht getanzt, es gibt für dich auch keinen Alkohol und die Anweisungen deines Arztes werden genau befolgt.†œ Lilli verdrehte die Augen. „Na, Klasse! Das gibt ja eine tolle Siegesfeier. Also gut, dann höre ich jetzt mal auf meinen Arzt und füge mich.†œ Fernando gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. „Genau das wollte ich hören.†œ Er nahm die nötigen Veränderungen an Lillis Infusion vor, legte sich zu ihr aufs Bett und streckte die Arme zur Seite. „So, dein lebensgroßes Kuschelkissen ist da, mach es dir so bequem wie möglich.†œ Das brauchte er Lilli nicht zweimal zu sagen. Sie schmiegte sich in seine Armbeuge, legte ihren Kopf an seine Schulter und fing an über seine Brust zu streicheln. „Wenn die Schmerzen jetzt noch weg wären, könnte ich es tagelang so aushalten†œ, sagte sie schmunzelnd. Es dauerte nicht lange und Lilli war in einen tiefen, heilsamen Schlaf gefallen. Fernando hielt sie die ganze Nacht im Arm und träumte von ihrer gemeinsamen Zukunft.
Morgens klopfte es an der Tür und Lucy streckte den Kopf herein. „Hallo, ihr Beiden, ich will gar nicht lange stören. Oh, Entschuldigung. Lilli schläft noch.†œ „Tut sie nicht und du störst auch nicht, komm rein und setz dich kurz†œ, rief Lilli freudestrahlend und winkte lebhaft mit dem Arm. „Aua! Mensch das nervt. Herr Doktor, wann hört denn das mit den Schmerzen endlich auf?†œ Fernando grinste. „Mach mir keine Vorwürfe. Du wolltest es so haben, jetzt musst du dich ein wenig in Geduld üben und abwarten. Wenn du mein Blut gewollt hättest, wäre die Heilung schon viel weiter.†œ Lucy setzte sich auf den Stuhl neben Lillis Bett. „Da ist wohl wieder der Elfen-Dickschädel zum Vorschein gekommen. Viel Spaß Fernando, ich kenne ihn schon zu Genüge. In ein paar Jahren hast du dich daran gewöhnt†œ, sagte Lucy lachend. Lilli brachte ein schiefes Lächeln zustande: „Es ist ja schon gut. Der Elfen-Dickschädel hat sich schon eines Besseren belehren lassen. Und wie geht es dir? Darfst du das Krankenhaus schon verlassen?†œ „Ja, meine Ärztin hat mich schon entlassen und mich wieder auf die Menschheit losgelassen. Es geht mir auch schon wieder super. Ich habe keine Schmerzen mehr und von der Brandwunde ist kaum noch was zu sehen. Unsere Doc hat da ein echtes Wundermittel zusammengebraut. Und wie geht es dir, mein Hase?†œ „Jetzt im Moment ganz gut†œ, sagte Lilli und grinste verschmitzt. „Aber ehrlich gesagt, habe ich schon starke Schmerzen, und ich bin auch noch ziemlich wackelig auf den Beinen. Ich gebe es ja gar nicht gerne zu, aber ich bin schon ganz schön angeknockt.†œ

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Lucy nickte. „Ja, diesmal hattest du mehr Glück als Verstand. Und, was sagt der Onkel Doktor, darf unsere Patientin heute auf die Siegesfeier?†œ „Ja, ich darf, wenn ich mich schön brav in einen Rollstuhl setze und keine Dummheiten mache.†œ „Klasse! Das muss ich gleich den anderen sagen. Ich mache mich jetzt sowieso wieder auf den Weg und schau mal, ob ich bei den Vorbereitungen helfen kann. Dann bis heute Abend. Ich freue mich schon riesig.†œ Lucy sprang auf, gab Lilli einen Kuss auf die Stirn und flitzte zur Tür raus. Fernando beugte sich herab zu Lilli und küsste sie. „Na, meine Schöne, wie ist das werte Befinden?†œ Lilli legte den Kopf zurück und lächelte ihn an. „Ich würde mal sagen, sehr besch…eiden. Obwohl, die Schmerzen haben schon etwas nachgelassen. Aber ich fühle mich immer noch so unheimlich schlapp, als hätte ich tagelang nicht geschlafen.†œ Fernando strich ihr mit den Fingern sanft über die Wange. „Du wirst dich noch eine Zeit lang schonen müssen. Kampfeinsätze sind die nächsten drei Monate erst einmal gestrichen.“ Lilli zog enttäuscht eine Schnute. „Echt? So lange bin ich schachmatt gesetzt? Was mache ich denn dann die ganze Zeit?†œ Fernando lächelte sie an. „Genau darüber wollte ich mit dir noch sprechen. Zuerst fahren wir ja jetzt mal zurück auf eure Insel, wo wir Bowen und Norbert bestatten.†œ Lilli hatte sofort Tränen in den Augen als sie diese beiden Namen hörte, sie hatte die Brüder sehr lieb gewonnen und in ihr Herz geschlossen. „Norbert und Bowen werden bei uns auf der Insel bestattet? Es ist schön, dass wir sie bei uns behalten dürfen. Wie geht es Jane und Angie?†œ Auch Fernando hatte wieder glasige Augen bekommen und rang mit seiner Fassung. „Jane geht es so weit gut. Sie hält sich tapfer. Angie ist auch ziemlich gefasst, Duncan unterstützt sie tatkräftig. Vielleicht trösten sie auch die Briefe, die Norbert und Bowen hinterlassen haben, ein bisschen.†œ Lilli starrte auf die Zimmertür. „Ich weiß genau wie die beiden sich jetzt fühlen. Ich wünsche mir, dass sie stärker sind als ich es war. Es ist gut, dass Angie Duncan an ihrer Seite hat, aber Jane ist jetzt ganz alleine.†œ Fernando strich aufmunternd über Lillis Arm. „Nein, das ist sie nicht. Sie hat euch Schwestern, und wir Brüder sind auch für sie da.†œ Lilli schaute ihn traurig an. „Ich weiß, aber das ist nicht dasselbe.†œ Lilli schüttelte leicht den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „So, und was wolltest du jetzt noch mit mir besprechen?†œ Fernando räusperte sich. „Ja, also Duncan und Sweetlife haben uns allen anschließend einen ausgiebigen Urlaub genehmigt, und ich will zu meiner Familie nach Argentinien reisen.†œ Fernando schluckte hörbar. „Und jetzt wollte ich dich fragen, ob du dir vorstellen könntest mich zu begleiten. Weißt du, auf unserer Rinderfarm könntest du dich optimal erholen. Ich könnte mich den ganzen Tag um dich kümmern und mein Vater ist ja auch ein ausgezeichneter Arzt, du hättest die beste Betreuung. Und meine Familie würde dich unheimlich gerne kennenlernen, ich habe…†œ Lilli legte lächelnd ihre Finger auf Fernandos Lippen. „Ist ja schon gut. Natürlich komme ich mit, sehr gerne sogar. Ich freue mich auf dein Zuhause und auf deine Familie. Fernando, ich liebe dich, und wo du bist, da will ich natürlich auch sein.†œ Fernando strahlte vor Freude. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich du mich machst. Es wird dir sicher gefallen und …†œ „Sei doch jetzt einfach mal still und küss mich†œ, unterbrach Lilli ihn und fing an Fernando leidenschaftlich zu küssen. Sie schmiegte sich an ihn, ihr Kuss wurde immer leidenschaftlicher und ihre Hände fanden ihren Weg unter sein Shirt. Doch als sie noch fordernder werden wollte, beendete Fernando ihren Kuss und fing ihre Hände mit seinen ab. Lilli stöhnte vor Schmerz auf und ließ frustriert ihren Kopf auf seine Brust fallen. „Ja, alles klar, Herr Doktor. Ich habe es gespürt†œ, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen, „dafür ist es eindeutig noch zu früh. Ich bin jetzt auch ganz brav.†œ Fernando half ihr sich so schmerzfrei wie möglich zurückzulegen und lächelte sie etwas mitleidig an. „Mit einsichtigen Patienten arbeite ich am liebsten.†œ Lilli zog eine Grimasse und zeigte kurz ihre Zungenspitze. Fernando musste laut lachen. „Oh ja, mit dir als Patientin werde ich noch viel Spaß haben.†œ Er schüttelte Lilli die Kissen auf und überprüfte ihre Infusion. „Ich werde dich jetzt mal kurz verlassen und hören, was es Neues gibt. Ich komme dann später zurück, und dann wechseln wir den Verband. Vielleicht schläfst du noch ein bisschen, damit du heute Abend fit für die Feier bist.†œ „Wieso muss ich fit für die Feier sein?

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Ich darf ja doch nur im Rollstuhl herumsitzen†œ, meckerte Lilli nicht ganz ernsthaft. Fernando öffnete die Tür und drehte sich lächelnd noch einmal zu ihr um. „Ich liebe dich auch, und jetzt sei nett und höre auf das, was dir dein Lieblingsdoktor gesagt hat.†œ

Die Siegesfeier.
Alle waren damit einverstanden, die Feier um ein paar Tage zu verschieben. Es war einfach noch zu früh für uns so kurz nach dem Kampf. Auch aus Respekt Norbert und Bowen gegenüber, und einige mussten erst wieder zu Kräften kommen. An dem Tag, als die Party endlich stattfinden sollte, saßen wir am frühen Nachmittag in Docs Kabine gemütlich zusammen und redeten über dies und das, tranken Kaffee und ließen uns eine köstliche Torte schmecken – ohne Männer, nur wir Mädels. Selbst Lilli in ihrem Rollstuhl, in dem sie zum Glück nur noch stundenweise sitzen musste, ließ es sich nicht nehmen und hat sich von Nando hierher fahren lassen. Plötzlich sprang Kerstin mit einem Lachen auf, klatschte in die Hände und rief laut: „Kinders, ich habe eine tolle Idee für die Feier heute Abend!†œ Strahlend sah sie uns der Reihe nach an. Als sie unsere volle Aufmerksamkeit hatte und sie unsere neugierigen Gesichter sah, legte sie los: „ Wisst ihr noch, ist schon eine Weile her, auf Docs Geburtstag?†œ Fragend sahen wir uns an. „Los, kommt schon! Was haben wir damals gemacht? Nah?†œ Auffordernd wedelte sie mit ihren Händen. Endlich fiel der Groschen! Na klar! Jetzt wussten wir, was sie meinte und lachten nickend. „Mh, meinst du, wir könnte das hier auch…?†œ, fragte Lilli skeptisch. „Na klar, warum denn nicht? Mensch, wann werden wir mal wieder so eine Gelegenheit haben? Wahrscheinlich nicht so schnell, wenn überhaupt jemals wieder! Heute Abend ist doch genau richtig!†œ Kerstin war in ihrer Begeisterung nicht zu bremsen. „Das wäre doch der Hammer. Mädels, stellt euch nur mal die Gesichter von den Jungs vor.†œ Dann sah sie erschrocken zu Doc und murmelte: „Oh, tut mir leid, Jane.†œ Aber die schüttelte nur den Kopf und sagte mit fester Stimme: „Braucht es nicht, und du hast recht! Es ist unsere Siegesfeier. Die Trauerfeier kommt in ein paar Tagen. Alles hat seine Zeit. Und heute ist die Zeit zu feiern! Ich glaube auch fest daran, dass Bowen und Norbert damit einverstanden wären.†œ „Doc, wenn du nicht möchtest…, ich meine, du musst ja nicht mitmachen†œ, sagte ich leise zu ihr. „Doch, ich mache gerne mit, das lenkt mich ab. Außerdem fällt Lilli doch aus. Gut, dass wir die Kleider doch noch eingepackt haben. Und ich weiß auch schon, wer uns bei der ganzen Sache helfen wird! Ihr holt eure Sachen, aber so, dass die Jungs nichts merken, es soll ja eine Überraschung werden. Wir treffen uns dann in einer halben Stunde wieder hier und proben das ganze mal, ja? Ein bisschen Zeit haben wir ja noch, die Party ist erst um 20h.†œ Jane wirkte auf einmal irgendwie gelöster, und ihr Lächeln war fast schon wieder so wie früher. „Okay, in einer halben Stunde wieder hier†œ, stimmte ich zu. Dann liefen wir schnell und unbemerkt in unsere Kabinen.
Unsere Kleider hingen auf den Bügeln. Wir hatten unsere schönsten und schärfsten Dessous an. Lilli war gerade dabei meine Haare zu einer komplizierten Frisur zu stecken, gab dann aber seufzend auf und meinte, offen sehe eh besser aus, als es an der Tür klopfte. „Ich bin`s, Tiago. Äh, seid ihr? …äh, also ihr wisst schon!†œ, klang es gedämpft durch die Tür. Wir sahen breit grinsend zu Doc. Ich flüsterte ihr zu: „Oh bitte.†œ Sie kicherte und zwinkerte uns zu: „Okay, zum Abschluss quasi†œ, dann rief sie laut: „Ja klar, wir sind fast nackt. Also komm ruhig rein.†œ „Ja, ja, den Witz kenn ich schon†œ, rief Tiago und riss mit Schwung die Tür auf. Sein Blick war einfach göttlich! Er starrte uns ungläubig mit offenem Mund der Reihe nach an. Dann zuckte er zusammen und rief verzweifelt: „Aah, ich hätte es mir ja eigentlich denken können! Oh man, Mädels! Ihr seid ja wohl verrückt!†œ, und drehte sich schnell um. Zu schnell, denn die Tür war schon wieder zu und er knallte mit dem Kopf dagegen. „ Autsch! Sch… Verdammter Mist!†œ, fluchte er und rieb sich die Stirn, blieb aber mit dem Gesicht zur Tür stehen. Uns liefen mittlerweile die Tränen vor lauter Lachen übers Gesicht. „Tja, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt†œ, sagte Doc leichthin und stand auf. „Nun komm schon, du hast uns doch schon im Bikini gesehen. Also, dreh dich ruhig wieder um!†œ

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„Ich werde mich hüten†œ, murmelte er und setzte noch kaum hörbar mit einem Seufzer hinzu: „Das würde nur noch viel peinlicher!†œ Um den armen Tiago zu erlösen, zogen wir schnell unsere Kleider an. Sie hatten alle den gleichen Stil, tief ausgeschnitten, fast rückenfrei, bodenlang, die Träger bestanden aus feingliedrigen Metallkettchen in den Farben der Kleider. An den Seiten waren sie fast bis zu den Hüften geschlitzt. Das sorgte für die nötige Beinfreiheit, die wir brauchten. In Höhe der Oberschenkel waren Vorder- und Rückenteil an der Hüfte mit zwei, den Trägern ähnelnden, Kettchen verbunden. Da das Vorderteil ab den Hüftkettchen in einem V bis zum Boden auslief, war die Vorderansicht unserer Beine unbedeckt. Jedes Kleid hatte eine andere Farbe, meines leuchtend rot. Der Stoff war aus einem fließenden Material und mit Pailletten übersät. Die Farbe von Docs Kleid war ein schönes leuchtendes Lila, Lucys Mittelblau, Kerstins Silbern und Lillis war Moosgrün. Unsere Pumps waren mit dem gleichen Stoff wie unsere Kleider überzogen. „Tiago, die Luft ist rein. Kannst dich wieder umdrehen†œ, sagte Doc lächelnd, setzte sich an den kleinen Schminktisch und fing an ihr Make-up zu erneuern, das durch unsere Lachattacken doch mächtig gelitten hatte. „Oh nein, Doc, dir glaube ich nicht mehr! Angie?†œ, fragte Tiago unsicher. Doc verdrehte nur die Augen. „Ja, kannst du wirklich†œ, antwortete ich ihm und drückte ihm die CD in die Hand. „Titel Nummer 4 und vielleicht noch 5. Meinst du, wir können unbeobachtet im Ballsaal proben? Also einmal müssen wir mit den Kleidern mindestens üben. Wir ziehen uns aber erst kurz vorher um. So möchte ich nicht den ganzen Abend rumlaufen.†œ Tiago sah uns staunend mit großen Augen an und sagte dann mit belegter Stimme: „Wow! Ihr seht ja einfach wow aus!†œ Als er sich wieder gefangen hatte, räusperte er sich verlegen und sprach dann weiter: „Doc hat mich ja schon eingeweiht und mir erzählt, was ihr vorhabt. Die Jungs sind alle auf der Brücke beschäftigt. Ich habe die Order, mich um den Ballsaal zu kümmern, also haben wir freie Bahn.†œ Da kam mir eine Frage in den Sinn, die ich schon die ganze Zeit stellen wollte, aber immer wieder vergessen hatte: „Tiago, sag mal, wer ist eigentlich noch auf dem Schiff? Ich meine, du kannst doch nicht alleine das ganze Schiff sauber halten, kochen, waschen und so weiter. Habt ihr unsichtbare Helfer hier an Bord?†œ „Ja, das würde ich auch gerne wissen†œ, warf Lucy ein und Lilli bemerkte: „Ja, genau, irgendwer muss doch auch die ganzen Vorräte auffüllen.†œ Mittlerweile sahen wir ihn alle neugierig an und warteten auf seine Antwort. Tiago lachte und nickte dann: „Ja, wir haben natürlich Helfer hier, also Personal, und es ist tatsächlich zum Teil unsichtbar. Wir haben vor vielen, vielen Jahren einem Volk der Zwerge in einem Krieg, in den sie unverschuldet geraten waren, beigestanden und so vor dem Untergang bewahrt. Aus Dankbarkeit haben sie sich dem Orden angeschlossen. Seitdem sind sie unsere treuen Bediensteten, Helfer, unsichtbaren guten Geister oder Angestellte – wie immer ihr sie nennen wollt. Ungefähr 30 Männer arbeiten hier auf dem Schiff. Andere sind weltweit mit dem Orden unterwegs. Doch die meisten von ihnen sind auf dem Anwesen in Schottland und leben auch dort. Manche von ihnen arbeiten hier überwiegend nachts. Sie können sich tatsächlich unsichtbar machen, wenn sie wollen. Einige von den Männern sind sogar Mitglieder des Ordens geworden. Die Größten von ihnen werden zwar nur ca. 1,40 m, aber man sollte nie den Fehler machen und sie unterschätzen, denn sie sind erstaunlich stark, flink und schnell. So meine Lieben, jetzt wird es Zeit für die Probe. Wie gesagt, die anderen sind beschäftigt und die Zwerge habe ich schon informiert, sie sind verschwiegen. Ach übrigens, sie sehen anders aus als ihr euch vorstellt.†œ Ich hätte gerne noch mehr über die dienstbaren Geister erfahren, aber er hatte recht, uns rannte die Zeit davon. Also machten wir uns leise und unauffällig auf den Weg zum Ballsaal.
Die Proben hatten wir mit viel Spaß und Gekicher hinter uns gebracht, und es hat erstaunlich gut geklappt. Wir wussten noch die genaue Schrittfolge und die Bewegungen stimmten auch. Tiago war uns eine große Hilfe, und obwohl wir immer wieder den Saal verstohlen und möglichst beiläufig musterten, konnten wie keinen der Zwerge entdecken. Doch nun war es an der Zeit sich chic für den großen Abend zu machen und alle eilten in ihre Kabinen zurück, um sich umzuziehen.

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Eine große Auswahl an Abendkleidern besaß ich nicht. Das Weiße hatte ich ja damals zerrissen, also blieb nur noch das grüne Seidenkleid. Das stand mir eigentlich ganz gut, reichte bis knapp unter das Knie und hatte einen Schlitz an der Seite, damit man sich auch noch bewegen konnte. Es war so raffiniert geschnitten, dass es ziemlich eng aussah, aber mir doch erstaunlich viel Bewegungsfreiheit ließ. Nur war es tief ausgeschnitten, sehr tief! Nicht vorne, nein, da war es sogar ziemlich hochgeschlossen, aber hinten nicht. Da ging es ziemlich weit runter! Okay, mal sehen, was mein Schotte dazu sagte. Ich stand vor dem Spiegel im Bad und hatte mir die Haare zu einem langen Zopf geflochten und dann locker zu einem Knoten verschlungen und festgesteckt. „Duncan? Kannst du mir mal bitte helfen?†œ, rief ich und mühte mich mit dem Verschluss der Kette mit dem Herzanhänger ab. Kurz hatte ich ein Déjà-vu. Doch da tauchte auch schon Duncan hinter mir auf und lächelte mein Spiegelbild an. Wie immer sah er umwerfend aus. Der maßgeschneiderte tiefblaue Anzug saß perfekt und brachte seine breiten Schultern voll zur Geltung. Das rauchgraue Hemd aus reiner Seide schimmerte leicht bläulich im Licht, je nachdem wie er sich bewegte. Die obersten 2 Knöpfe waren offen. Auf eine Krawatte oder Fliege hatte er verzichtet, er trug nur einen seidenen Schal locker um den Hals in der gleichen Farbe des Anzugs. Sein schulterlanges Haar hatte er nicht zusammengebunden wie sonst, sondern trug es offen. Er wusste genau, dass ich das so am liebsten mochte. Dann sah ich seinen Blick, wie er meine Rückansicht musterte. Schnell drehte ich mich zu ihm um und lächelte ihn an: „Und? Wie findest du mein Kleid? Ich weiß, ein bisschen tief ausgeschnitten.†œ Er sah über meinen Kopf hinweg in den Spiegel und hatte somit natürlich eine noch bessere Sicht. „Ach, das ist Absicht? Und ich dachte schon, es wär nicht fertig geworden, weil der Rücken und noch ein bisschen mehr fehlt†œ, schmunzelte er und drückte mich an sich. Seine Fingerspitzen glitten sanft über meinen Rücken und wie zufällig bis zu meinem Nacken. Langsam zog er die Nadeln aus meinem Knoten. Sofort fiel der Zopf lang über den Rücken. Dann löste er noch vorsichtig die Flechten und breitete meine Haare so aus, dass mein Rücken bedeckt war. „Ey Duncan, nicht!†œ, protestierte ich halbherzig, doch er küsste mich nur und murmelte: „Bitte, sonst muss ich heute bestimmt noch jemanden verprügeln.†œ Plötzlich löste er sich von mir, strich sich mit einer Hand durch seine Haare und wirkte auf einmal etwas nervös. Er sah mich ernst an, atmete tief durch und sagte: „Angie. Ich … ich muss dir noch was sagen. Also ich …†œ, weiter kam er jedoch nicht, denn in diesem Moment klopfte Kerstin energisch an die Tür und rief: „Los ihr zwei, es wird Zeit!†œ Drago setzte noch hinzu: „Was immer ihr auch gerade macht, es ist bestimmt unanständig und …Aua! Hase, das tut doch weh†œ, hörte ich ihn empört jammern. Ich musste lachen: „Sag es mir lieber später, Duncan, jetzt lass uns gehen.†œ Er zögerte und sah mich unschlüssig an. Doch dann reichte er mir seinen Arm und sagte fest: „Ja, später. Lass uns feiern gehen.†œ Was er mir an dem Abend sagen wollte, habe ich erst sehr viel später erfahren.
Nachdem wir uns im Restaurant mit einem köstlichen Menü gestärkt hatten, gingen wir zum Ballsaal. Der Saal war dezent festlich geschmückt und sah einfach wunderschön aus. Das indirekte Licht war gedimmt und von den vielen Kerzenleuchtern, die überall im Raum platziert waren, ging noch zusätzlich ein romantisches warmes Licht aus. Die Bühne, auf der vor nicht allzu langer Zeit noch ein Orchester gespielt hatte, und die für unseren Auftritt entsprechend dekoriert und präpariert war, war mit einem Vorhang verdeckt. Diesmal sollte die Musik vom Band kommen, was uns für unseren Auftritt nur Recht war. Die Musikanlage hatten wir ja schon am Nachmittag getestet. Sie war das Beste, was der Markt derzeit zu bieten hatte. Und da sahen wir auch den ersten Zwerg! Er stand hinter dem Mischpult. Erkennen konnten wir nicht viel, aber er sah wirklich nicht so aus wie ein normaler Zwerg. Es kam mir vor, als wären Monate vergangen seit wir zum ersten Mal diesen Saal betreten hatten. Mit uns trafen Lilli und Nando ein. Lilli war zwar endlich ihren Rollstuhl los, stützte sich aber noch auf Nandos Arm ab.

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Sie hatte ein weitschwingendes, mintfarbenes Neckholder-Kleid an. Doc Jane stand in ihrem enganliegenden auberginefarbenen Mini-Kleid mit Cyrus und Tiago zusammen. Lucy hatte ein silberfarbenes Etuikleid an, sie stand mit Gavin und Raphaello bei Jean, Eric und Tim. Auch die Jungs hatten sich ordentlich in Schale geschmissen und sahen sehr gut aus. Selbst Drago wirkte richtig elegant. Kerstin trug ein schwarzes Hosenkleid mit einem Strassgürtel locker auf der Hüfte. Alles in dem Saal war perfekt arrangiert, doch die Krönung war die Champagner-Pyramide, die in der Mitte des Saales auf einem Tisch aufgebaut war. Duncan steuert mit mir darauf zu. Doc grinste mich schelmisch an und wollte sich eines der unteren Gläser greifen. Ich hielt den Atem an, doch dann zwinkerte sie uns zu, und nahm das, was Cyrus ihr reichte. Er und Tiago kümmerten sich wirklich rührend um sie, ohne aufdringlich zu wirken, so wie gute Freunde eben. Als alle mit vollen Gläsern versorgt waren, schnippte Duncan an sein Glas und sofort sahen ihn alle erwartungsvoll an. „Ich will keine Rede halten, nur kurz sagen, dass wir es heute Abend mal ordentlich krachen lassen wollen! Und wir werden uns diesmal auch von nichts und niemanden stören lassen.†œ Ich sah ihn ungläubig von der Seite an. Mein Duncan will es ‚krachen lassen†˜? „Heute Abend wollen wir nicht an den Kampf und, ihr wisst schon denken, sondern uns einfach mal richtig amüsieren. Das haben wir uns verdient! Also auf uns!†œ Er hob das Glas in die Höhe und alle riefen gleichzeitig: „Auf uns!†œ, und stießen mit den Gläsern an. Das war wohl das Signal für den DJ, denn plötzlich klang aus den versteckten Lautsprechern, die überall im Saal verteilt waren, flotte Tanzmusik. Lächelnd nahm Duncan mein Glas und stellte es zusammen mit seinem auf einem Tablett ab, nahm meine Hand und führte mich auf die Tanzfläche. Er war ein ausgezeichneter Tänzer. Er führte mich sicher und schnell über das Parkett. Aus den Augenwinkeln sah ich Lucy in Gavins Armen an uns vorbeischweben. Auch Kerstin und Drago, sogar Lilli und Nando tanzten. Er hatte sie einfach auf den Arm genommen, und sie umklammerte seinen Nacken. Glücklich lächelnd bewegten sie sich zum Takt der Musik. Doc tanzte abwechselnd mit Tiago und Cyrus. Nach zwei Tänzen wurde plötzlich das Licht schwächer und verlöschte dann ganz. Nur die Kerzen brannten noch. Auch die Musik war verstummt. Duncan und ich standen gerade in der Mitte der Tanzfläche, als ich bemerkte, wie Drago Kerstin mit einem breiten Grinsen an den Rand der Tanzfläche zog. Als ich mich umsah, standen alle anderen auch am Rand und schienen auf Etwas zu warten. Die Jungs nickten Duncan lächelnd zu, die Mädels zuckten nur verwundert mit den Schultern. Was passiert denn jetzt? Ich sah Duncan fragend an, doch der hielt mich nur am Arm fest und gab gerade dem DJ ein Zeichen. Da brannten Schweinwerfer auf. Die Lichtkegel waren genau auf uns ausgerichtet. „Duncan? Was…?†œ, fragte ich leise. Doch er nahm nur meine Hand, küsste sie und flüsterte: „Überraschung…!†œ Dann deutete er mir an, stehen zu bleiben, während er sich einige Schritte rückwärts bewegte. Ich fühlte mich ziemlich unbehaglich so im Mittelpunkt dieses gleißenden Lichts zu stehen, doch als die ersten Takte der Musik erklangen, schnappte ich überrascht nach Luft und suchte Duncans Blick. Oh nein! Duncan zwinkerte verschmitzt. Dann sah er mich grimmig an, warf seinen Schal auf den Boden, zog sein Jackett aus und schleuderte es weit über die Tanzfläche. Ich musste schmunzeln und stellte mich in Positur. Okay, mein Highlander, dann tanzen wir eben Tango! Und es war einfach fantastisch. Er beherrschte jeden Schritt, jede Bewegung, die Drehungen – es war einfach unglaublich – und es stimmte – es war wirklich fast so berauschend wie Sex auf dem Parkett
Nachdem die letzten Takte der Musik verklungen waren und ich schweratmend in seinen Armen lag, war es sekundenlang still, dann applaudierten alle lautstark und die Jungs pfiffen anerkennend. Ich versteckte meinen hochroten Kopf an Duncans Brust: „Du… Woher hast du gewusst, dass das meine Lieblingsstelle aus dem Film ist?†œ „Das hat mir ein Vögelchen Gezwitschert†œ, murmelte er schmunzelnd und küsste mich. Danach musste ich mich erst mal mit Champagner abkühlen. Naja, und etwas Mut antrinken, denn unser Auftritt nahte mit riesigen Schritten.

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Tiago lenkte unauffällig die Jungs zur kleinen Bar, die sich ganz am anderen Ende des Saales befand. Unsere Kleider und Schuhe waren schon hinter der Bühne. Der DJ hatte genaue Anweisungen. In einer halben Stunde sollte es losgehen, also entschuldigte ich mich als erste und verschwand in dem Raum hinter der Bühne. Kurze Zeit später kamen Lilli und Lucy. Lilli sagte lachend: „War gar nicht so einfach. Für Nando bin ich jetzt mit Lucy unterwegs zur Toilette.†œ Da kamen auch schon Doc und Kerstin. Doc schwenkte eine Flasche Champagner und sagte verschwörerisch: „Das ist Medizin gegen Nervenflattern!†œ Ich riss ihr die Flasche aus der Hand und nahm einen tiefen Schluck. „Danke, den brauchte ich jetzt. Nach Duncans Aktion eben, flattern nicht nur meine Nerven.†œ „Das war aber eine ganz tolle Aktion, ehrlich! Das hätte ich ihm nie zugetraut! Wie ihr beide da so über das Parkett… wow!†œ, schwärmte Lucy. „Ich will auch!†œ, sagte Kerstin nervös und nahm mir die Flasche aus der Hand. Nachdem wir gemeinsam die Flasche geleert hatten, schlüpften wir schnell in die Kleider und Schuhe, prüften und besserten unser Make-up aus und dann standen wir auch schon auf der Bühne. Nur Lilli saß auf einem Stuhl in der Mitte, rechts standen Lucy und Kerstin, links Jane und ich – alle mit dem Rücken zum Publikum. Ein Mikro brauchten wir nicht, denn wir sangen Playback. Als Tiago uns ankündigte und der Vorhang sich langsam hob, atmeten wir noch einmal tief durch, hoben langsam unsere Arme über den Kopf und stellten unsere Beine etwas auseinander. Wir hörten hinter uns ein erstauntes Raunen und Dragos anerkennendes Pfeifen, das mittlerweile jeder kannte. Schon fing die Lichtanlage auf der Bühne mit der Musik von Beyoncè Single Ladies im Takt an zu flackern. Dann wirbelten wir herum und legten los! Gut, die Schritte waren nicht immer so perfekt wie sie eigentlich sein sollten, und manchmal auch nicht ganz synchron, besonders nach dem vielen Champagner, aber das störte uns nicht im Geringsten. Unsere geschmeidigen und sexy Bewegungen machten das alles wieder wett. Wir hatten einen unheimlichen Spaß und bewegten uns ausgelassen zu dem Rhythmus. Laut sangen wir den Text mit und tanzten um den Stuhl, auf dem Lilli saß. Als die letzten Takte verklungen waren, fielen wir uns lachend in die Arme. Ach tat das gut mal wieder so richtig ausgelassen zu sein, alles Negative hinter sich zu lassen und nur Spaß zu haben! Das hatten wir alle so sehr vermisst. Lange blieben wir aber nicht alleine, denn die Jungs enterten die Bühne, lobten überschwänglich unsere Tanzeinlage und verlangten lautstark nach einen Zugabe. „Okay, könnt ihr haben, aber nur wenn ihr mitmacht!†œ, forderte ich sie auf und sah Duncan herausfordernd an. Der lächelte schon wieder so komisch und klatschte nur einmal in die Hände. Dann wurden wir von unseren Jungs geschnappt und von der Bühne getragen. Tiago trug Jane. „Da oben ist es für uns alle zu klein†œ, meinte Duncan nur knapp und küsste mich auf die Nase. Auf der Tanzfläche ließen sie uns runter. Dann geschah etwas sehr erstaunliches! Die große Flügeltür schwang auf und etwa 20 Zwerge kamen zögernd bis an den Rand der Tanzfläche und lächelten uns freundlich an. Auch sie waren festlich gekleidet und ohne die ansonsten für Zwerge typischen zerknautschten Gesichter und struppigen Bärte einfach gutaussehend. Der Größte unter ihnen, er ging mir gerade bis unters Kinn, stellte sich mit einer leichten Verbeugung vor: „ Mein Name lautet Gimli.†œ Ich sah ihn fragend an, doch er lächelte nur und schüttelte wissend den Kopf. „Nein, nicht verwandt oder verschwägert – nur Namenvetter. Wir fühlen uns sehr geehrt, den Damen dienlich gewesen zu sein. Wir hoffen, Sie waren mit uns zufrieden.†œ Er wartete unseren Dank gar nicht erst ab, sondern zog sich mit einer weiteren Verbeugung wieder zurück. Dann ging wieder das Licht aus, diesmal auch die Kerzen. Neugierig standen wir Mädels da und warteten, was die Jungs für eine Überraschung für uns hatten. Plötzlich ging eine Lichtanlage an, die die kleine auf der Bühne weit in den Schatten stellte! Überall waren die Strahler verteilt, die den Raum mit flackernden und strahlenden Lichtern überflutete. Über unseren Köpfen schwebte zusätzlich eine gigantische Discokugel, die sich langsam drehte. Gavin gab dem DJ ein Zeichen und schon erklang aus den Lautsprechern fetzige Rockmusik, die uns sofort in die Beine fuhr. Und so rockten wir mit den Jungs den Saal.

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Es war weit nach Mitternacht, als die Jungs uns mit einem geheimnisvollen Lächeln an Deck führten. Die Nacht war klar und der Mond schien. Die See war ruhig, es gab kaum Wellen und der Wind war nur ein Streicheln auf der Haut. Alle hatten sich an Deck versammelt. Doc wurde von Tiago und Cyrus untergehakt. Duncan legte den Arm um mich, räusperte sich und sagte dann: „Es war ein schöner und gelungener Abend. Nun haben wir zum Abschluss noch die letzte Überraschung für euch Mädels. Schaut mal zum Heck.†œ Wir drehten uns in die Richtung und schon knallte es ziemlich laut. Ein Feuerwerk! Rakete um Rakete wurde in die Höhe geschossen, explodierten in allen Farben am Himmel und spiegelten sich wider auf der Oberfläche des Meeres. Ein Gold- und Silberregen nach dem anderen ergoss sich ins Meer. Das sah so wunderschön aus, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Ich schmiegte mich an Duncan und bewunderte mit ihm das Schauspiel. Dies war Dann hauchte ich nur: „Danke, mein Schotte†œ, und war einfach nur glücklich.

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Fortsetzung folgt von Lilli

Legende der Ladies

Angie und Zahlmeister: (Norbert Petersen †“ lernt Angie bei Abendessen kennen, verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit ihm †“ alias Robert Pattinson) †“ später stellt sich raus †“ er ist ein Vampir und sie ist eine Hexe! Na ja, eigentlich ist sie nur eine halbe Hexe, ein Erbe ihrer Großmutter mütterlicherseits.
Angie und Jean de Castelle:1. Offizier: ( zwei Auftritte †“ 1. fängt Angie auf, als sie mit ihren High-Heels fast gefallen wäre, 2. Angie beschreibt kurz den tieferen Eindruck, den sie von ihm hat, Jean entpuppt sich später als Werwolf †“ alias George Clooney)
Angie und Duncan Thorpe: Magisch voneinander angezogen entwickelt sich die Liebe zwischen Angie und Duncan im Laufe der Story langsam aber unabänderlich weiter. Die beiden starken Charaktere prallen aufeinander wie Feuer und Wasser. Bleiben sie zusammen, oder hat das Schicksal für sie einen anderen Weg vorgesehen?
Meisterin im Kampf mit Messern, zieht damit Scheitel oder spaltet Schädel, ganz nach Bedarf. Angie kann unter günstigen Bedingungen auch fliegen, allerdings nur nüchtern, und sie sieht in der Dunkelheit genauso gut wie im Tageslicht.

Kate ist 175 Jahre alt, eine Vampirin und dementsprechend deutlich jünger – nämlich 26 Jahre
Kate und Kaptitän Crispin Bones: ( Auftritte mit Kate, einmal wimmelt er sie ab und dann sitzt sie auf seinem Schoß – in Bones schlummert ebenfalls ein Werwolf 😉 †“ alias Jackman)
Sie verbringt die beiden ersten Nächte an Bord der mit Bones. Bones wohnt in einem Glasraum oberhalb der Brücke.
Kate ist in technischen Dingen ein Ass. Sie repariert LKW und Schweizer Präzisionsuhren in kürzester Zeit und öffnet jedes Schloss im Handumdrehen. Sie befasst sich mit den Plänen zum Bau eines Rettungs-U-Bootes für die MS Seraphim. Kate verlässt die Schwesternschaft und begleitet Bones nach Miami, um das neue U-Boot zu testen.

Doc ist 235 Jahre alt und eine in Avalon geborene halbe Elfe oder besser gesagt eine „Merküre“ – also eine merkwürdige Zauberin eben 😉 (das Ergebnis der Beziehung einer Walküre mit dem keltischen Magier Merlin), bleibt allerdings für die Ewigkeit schlappe 28 Jahre.
Doc und Bowen McRieve (2. Offizier): mit Pistole im Hosenbund, ganz kurzer Auftritt zu Beginn, begleitet Doc, Doc hat ein Déjà-vu †“ und dann ein anregendes Meeting in ihrer Kabine mit Brüderschaftskuss nach Wodka-Absacker †“ alias WODKAGOTT – Bowen ist ebenfalls ein Vampir
In der zweiten Nacht dann, oh la la…
Doc und Cyrus, Barkeeper der Poolbar mit Badeschlüppi und Steward beim Dinner und zusätzlich Werwolf (alias Theo Theodoridis)
Doc ist die Chemikerin. Sie kann Messer und Sterne mit einer besonderen Substanz versehen, die bei Kontakt mit Blut den Gegner sofort für mindestens sechs Stunden bewegungsunfähig macht. Schleudert Energiebälle aus ihren Händen. Sie ist ebenfalls die Schamanin der Clique.

Kerstin und Tim Wiesel, athletischer Steward: ( 1 Auftritt mit kurzem Körperkontakt auf Kerstins Zimmer, dann nächtliches Treffen im und am Pool, mit anschließender Massage; Tim ist ein Werwolf 😉 , in der zweiten Nacht an Bord hat Vin eine leidenschaftliche Bettszene mit Kerstin †“ alias Vin Diesel)
Kerstin und Drago: Die Figur „Drago“ kommt in New Orleans neu ins Spiel. Drago ist ein Drache und ein Cousin von Angie. Ihr rettet er in einer brenzligen Situation das Leben und kommt danach mit an Bord der MS Seraphim. Um Drago gibt es ein dunkles Geheimnis, zunächst ein Mitglied der Bruderschaft, wurde er nach dem vermeintlichen Tod von Lindsay, einer Schwester des Clans, für deren Tod verantwortlich gemacht und vom Clan verstoßen. Schnell wird klar, dass er und Kerstin nicht nur durch die Fähigkeit des Gedankenlesens miteinander verbunden sind, auch körperlich ist die Anziehungskraft extrem stark.
Kerstin ist Kampfsportmeisterin und kann mit ihren schnellen, geschmeidigen Bewegungen jeden sofort kampfunfähig machen. Kerstin ist Sweetlifes Tochter und somit eine Viertelgöttin.

Mehr zu Drago: In New Orleans taucht Drago auf. Als Spitzel der Bruderschaft bei den Dragons eingesetzt, konnte er Angies Leben retten, als diese in Gefangenschaft geriet. Drago ist Angies Cousin und ein Gestaltenwandler und Drache. Vom ersten Moment an fühlen Kerstin und er eine starke Verbindung, sie können die Gedanken des jeweils anderen lesen und fühlen auch körperlich eine starke Anziehung. Es kommt zu einem Konflikt zwischen Tim und Drago. Angie versucht zu vermitteln….

Lilli ist eine richtige Waldelfe und im Moment ganze 343 Jahre alt und somit die Oma an Bord. 😉
Lilli und Dr. Fernando Zoom (Auftritt beim Dinner, sitzt neben Lilli und ist Schiffsarzt und Vampir †“ tauscht dann später heiße Küsse mit Lilli an Deck aus, wird aber von Angie gestört, Lilli verbringt die zweite Nacht mit ihm, möchte eigentlich nur Sex, hat Angst sich zu verlieben, da der Verlust ihrer früheren großen Liebe André sie traumatisiert hat, schafft es dann aber ihr Trauerzeit zu beenden und beschließt ihren „Nando heiß und innig zu lieben †“ alias Orlando Bloom). Fernando stammt aus Argentinien aus einer reichen Familie, Mutter Rinderzüchterin, Vater Arzt, Erziehung in der Schweiz, Studium in Havard
Lilli ist spezialisiert auf Computer, kann jeden Code knacken und läuft von Zeit zu Zeit, wenn sie sich gewaltig ärgert, oder ihre Gefühle in Wallung geraten, entsprechend der Farbe des Waldes, grün an. 😉 – Lilli stammt aus dem Teutoburger Wald, lebte bei den Hugenotten in Frankreich, saß im Kerker und landete schließlich in München, weil dort die Menschen sooooo nett sind. 😉 Lucy lernte sie auf Wanderschaft kennen, die restlichen Ladies traf sie in München in einer zwielichtigen Gegend – hm, was sie dort wohl gesucht haben.
Lilli erfährt im Laufe der Geschichte, dass sie eine Hüterin und Königin des Waldes und der Erde ist und die uralte Macht der Elfen bsitzt, die Kräfte der Natur zu rufen und zu beherrschen. Ihre Großmutter war eine Hüterin, und da Lilli die letzte weibliche Elfe aus ihrem Geschlecht ist, wurde diese Macht an sie vererbt.

Lucy und Gavin Dandy (Fitness-Trainer, trinkt Likör 42 und gibt Aerobic-Kurse, und ist ein Feuerelfe – alias David Gandy)
Lucy ist ein Findelkind und wächst unter ärmlichen Verhältnissen in einem Kloster in Rom auf. Im Alter von 15 Jahren haut sie dort ab, nachdem ihre Freundin Maria zu Tode gequält wurde. Nach langer Zeit der Wanderung durch Europa, lernt sie schließlich Lilli kennen. Lucy ist spezialisiert auf Computer, kann jeden Code knacken. Lucy gehört zu der Spezies der Katzen und hat dementsprechend 7 Leben, na ja, nicht ganz, das eine oder andere ist ihr schon abhanden gekommen.
Lucy und Gavin verlassen bei Kuba die Seraphim, um in Havanna weitere Erkundigungen über das Vorhaben der Red Dragon herauszufinden. Hier treffen sie unvermutet auf Lindsay.

Lindsay: Lindsay gehört zum Clan der Bruderschaft und war in ihrem Leben besonders Drago zugetan. Nachdem Drago wegen eines Auftrags weggeschickt wurde, nahm sie sich das Leben, indem sie von einer Klippe sprang. Ihre Leiche wurde allerdings nie gefunden. Unvermittelt taucht sei quicklebendig in Havanna während des Empfangs auf. Sie lässt Gavin ein geheimnisvolle Botschaft zukommen und bittet um ein Treffen.

Tiago, brasilianischer Mitarbeiter der Rezeption (alias Tiago Riani)

Duncan Thorpe †“ Anführer der †œSchwarzen Orchidee† †“ ein Vampir (alias Adrian Paul)

Eric von Castell †“ (alias Johnny Depp) Cousin von Duncan Thorpe und Verbindungsmann zu Sweetlife <- sitzt zu Hause am PC und wird bald wahnsinnig vor Stolz auf ihre tuffen Ladies an Bord der MS Seraphim. Sweetlife ist die Mutter von Kerstin und war irgendwie mit einem Gott oder Halbgott verheiratet – hm, aber was war sie nochmal selbst???

Mr. Hattori Hayabusa, ein japanischer Ninja, der für seine Schwert-Kampfkunst berühmt ist und den Ladies bei einem Japan-Auftritt als Dolmetscher gedient hat. Die Orchideen haben ihn halbtot gefunden, nachdem er von den den Dragons wegen möglicher Informationen über die Ladies und die Bruderschaft gefoltert wurde. Wird von Schiffsarzt Dr. Fernando Zoom wieder zusammengeflickt. Ist wieder relativ fit, möchte aber nicht nach Peru und gegen die Dragon zu kämpfen, sondern nach Japan zurück um wieder zu Kräften zu kommen.

Ef-Ef – sprechender Dämon in Hamster-Gestalt mit französischen Akzent. Ein Produkt von Docs nicht ganz ausgereiften magischen Kräften. Ist ziemlich frech, hört allerdings auf Doc und erkennt sie als Herrin an.

Don Goose (Gift- und Kampfzwerg) und Hack Vreße †“ auf jeden Fall feindlich gesinnt.

Moggovitor, genannt Vito – Aztekengott und mächtiger Dämon – Kontakt über Sweetlife – freundlich gesinnt (alias Viggo M.)

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