Simone Veil erhält den Heinrich-Heine-Preis 2010

Simone Veil erhält den Heinrich-Heine-Preis 2010

Die 82-jährige französische Publizistin und Politikerin Simone Veil erhält den mit 50 000 Euro dotierten Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Der Heinrich-Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten deutschen Literaturpreisen.

„Zeit ihres öffentlichen Engagements ist Veil für die Menschenrechte und die Verständigung der Völker eingetreten. Ganz im Sinne Heinrich Heines hat sie dazu beigetragen, Europa eine Seele zu geben†œ, begründete die Jury am 02.07.2010 ihre Entscheidung.

Simone Veil wurde am 13. Juli 1927 in Nizza als Tochter des Architekten André Jakob geboren. Im Ersten Weltkrieg verbrachte er mehrere Jahre in Kriegsgefangenschaft. Die Familie war jüdisch und aus kulturellen Gründen stolz auf das Judentum, jedoch nicht religiös, sondern weltlich, republikanisch und patriotisch eingestellt.

1944 wurde Veil und ihre Familie von der Gestapo verhaftet. Sie wurde im Gestapo-Hauptquartier, dem Hotel „Excelsior“, verhört. Ihr Vater und ihr Bruder Jean wurden nach Litauen deportiert. Beide kamen nicht zurück. Ihre Schwester Denise war bei der Resistance, wurde ins KZ Ravensbrück verschleppt, konnte jedoch überleben. Simone, ihre Mutter und ihre andere Schwester Madeleine, genannt Milou, wurden ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert.

Die Selektion bei der Ankunft in Auschwitz überlebte sie, da sie vortäuschte bereits 18 Jahre alt zu sein. Im Januar 1945 machte sie zusammen mit der Mutter der Schwester den Todesmarsch von Auschwitz zum KZ Bergen-Belsen. Ihre Mutter Yvonne Jakob starb am 15. März 1945 in Bergen Belsen an der Typhusepidemie. Kurz danach, am 15. April 1945, wurden Simone und ihre Schwester Milou in Bergen-Belsen von den englischen Streitkräften befreit.

Simone Veil studierte am Institut d’études politiques de Paris. Die ausgebildete Juristin Veil gehörte von 1974 bis 1979 den Kabinetten Jacques Chiracs und Raymond Barres als Gesundheitsministerin an. Sie war die erste Frau auf einem Ministerposten in Frankreich. In ihrer Funktion als Gesundheitsministerin sorgte sie für einen erleichterten Zugang zu Verhütungsmitteln †“ der Verkauf von Verhütungsmitteln wie der Pille war in Frankreich erst 1967 legalisiert worden. Mit ihrem Namen am meisten verbunden ist jedoch ihr harter Kampf für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Frankreich (17. Januar 1975).

Nach ihrem Ausscheiden aus der Regierung kandidierte sie für die UDF als Spitzenkandidatin bei den ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament 1979. Dieses wählte Veil zur Präsidentin. Sie war die erste Frau, die dieses Amt innehatte. Aufgrund einer interfraktionellen Absprache legte sie dieses Amt in der Mitte der fünfjährigen Legislaturperiode Anfang 1982 nieder.

Unter Premierminister Édouard Balladur war Simone Veil zwischen 1993 und 1995 Ministerin für Soziales, Gesundheit und Stadtwesen im Range einer Staatsministerin und von 1998 bis 2007 Mitglied des französischen Verfassungsrats.
Sie zählt noch heute zu den beliebtesten Französinnen. Im vergangenen März war Veil offiziell in die Riege der 40 „Unsterblichen†œ der berühmten Académie Française aufgenommen worden.

Simone Veil wurde unter anderem mit dem Europäischen Karlspreis (1980) und dem Prinz- von-Asturien-Preis (2005) ausgezeichnet.

Zuletzt erschien von Simone Veil „Und dennoch leben: Die Autobiographie der großen Europäerin“ im Februar 2009 im Aufbau Verlag.

Kurzbeschreibung
Sie ist eine der bekanntesten Politikerinnen Europas und verkörpert vor allem eines: das Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit. Nach ihrer Deportation und dem Kriegsende wird die dreifache Mutter zur »Madame le Ministre« unter Jacques Chirac. Ihr Kampf für die »Loi Veil«, die Legalisierung der Abtreibung, geht in die Geschichtsbücher ein. Neben Helmut Kohl und François Mitterrand wird sie zur Galionsfigur der europäischen Gemeinschaft. In ihren Erinnerungen berichtet sie fesselnd vom Austausch mit Politikerinnen wie Hillary Clinton oder Margaret Thatcher und schildert spannende Begegnungen mit den Mächtigen ihrer Zeit: Helmut Schmidt, Bill Clinton, George Bush, Nelson Mandela, Papst Johannes Paul II.

„Ich fühle mich sehr geehrt und nehme den Heine-Preis mit Freuden an†œ, sei Simone Veils erste Reaktion gewesen, als sie telefonisch über die Auszeichnung informiert wurde. Der Preis soll im kommenden Dezember überreicht werden.

Unter den bisherigen Heine-Preisträgern sind Carl Zuckmayer (1972), Max Frisch (1989), Richard von Weizsäcker (1991), Hans Magnus Enzensberger (1998), Elfriede Jelinek (2002). Im Rahmen der für 2006 geplanten Preisvergabe, welche den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 150. Todesjahr Heinrich Heines darstellen sollte, entschied das Preisgericht, den Preis Peter Handke zu verleihen und löste damit einen Skandal wegen Handkes differenzierten Betrachtung der Person MiloŠ¡evićs sowie der Balkankriege gegenüber aus. Handke lehnte den Preis ab. 2008 wurde Amos Oz mit dem Heinrich-Heine-Preis geehrt.

Claudia Piñeiro erhält den LiBeraturpreis 2010 für „Elena weiß Bescheid“

Der LiBeraturpreis wird ausschließlich an Frauen verliehen, da es Autorinnen aus den „Ländern des Südens“ oft noch schwerer als ihre Kollegen haben, wahrgenommen zu werden.

†œLiberatur† leitet sich aus dem Lateinischen ab und hat etwas mit Freiheit, Befreiung zu tun, in welchem Sinne vermutlich die mit dem Preis bedachte Literatur und die Vergabe an Frauen der †œDritten Welt† verstanden werden soll“, erklärte Tinius 2008 auf meine Frage nach dem großen „B“ im Namen der Auszeichnung.

In diesem Jahr geht der LiBeraturpreis  an die argentinische Schriftstellerin Claudia Piñeiro. Sie wurde für ihren Roman „Elena weiß Bescheid†œ ausgezeichnet.

Die Jury hob in ihrer Begründung hervor, dass Piñeiro mit ihrem Roman ein aktuelles und höchst modernes Buch vorgelegt habe, das durch seine allgemeingültigen Themen und die gelungene literarische Bearbeitung auch hierzulande eine große Leserschaft erreichen werde.

Kurzbeschreibung
Jede glaubt, sie habe sich für die andere geopfert. Nun kommt die Stunde der Wahrheit. Die Tochter wird tot aufgefunden, erhängt im Glockenturm der Kirche. Doch Elena, die Mutter, kann oder will nicht glauben, dass Rita sich das Leben genommen hat.
Für die alte Dame gibt es nur eine Möglichkeit, hinter das Geheimnis um Ritas Tod zu kommen: Sie muss mit einer Frau sprechen, der sie und ihre Tochter vor zwanzig Jahren geholfen haben. Dafür muss Elena ins Stadtzentrum fahren – ein schwieriges und riskantes Unterfangen für jemanden, der an Parkinson in fortgeschrittenem Stadium leidet. Wenn die Wirkung ihres Medikaments endet, wird sie wieder in bewegungsloser Starre versinken. Am Ende muss Elena eine Wahrheit erfahren, mit der sie nicht gerechnet hat.

„Claudia Pineiro hat ein dichtes, zupackendes Buch geschrieben, das mich von der ersten Seite an eingefangen hat. Elenas galliger Humor, ihre grimmige Entschlossenheit und ihr stoischer Umgang mit der Krankheit haben mich sofort für sie eingenommen – und meine Aufmerksamkeit auch mal wieder auf die kleinen Bewegungen gelenkt, die mein Körper tagtäglich unbeachtet ausführt.

„Elena weiß Bescheid“ von Claudia Pineiro ist ein dünnes, aber wuchtiges Buch, das noch eine Weile nachhallt. Ich freue mich schon auf die anderen Bücher der Autorin!“, schreibt Lille in einer Rezension auf Büchereule.de.

Über die Autorin
Claudia Piñeiro, geboren am 10. April 1960 in Buenos Aires, ist eine argentinische Journalistin und Schriftstellerin.
Piñeiro studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universidad de Buenos Aires und schloss dieses Studium auch erfolgreich ab. Anschließend begann sie – anfangs als freie Mitarbeiterin, später fest angestellt – für verschiedene Zeitungen und Radiosender zu schreiben.
Parallel dazu entstand mit den Jahren ein eigenständiges literarisches Werk, für das sie auch schon verschiedentlich ausgezeichnet wurde. Neben ihren Romanen gibt es von Piñeiro auch einige Theaterstücke und mehrere Kinderbücher.
Claudio Piñeiro lebt in ihrer Heimatstadt als freie Schriftstellerin und wird als Shootingstar der argentinischen Literatur bezeichnet.

Der LiBeraturpreis wird am 3. Oktober um 16 Uhr in der Christuskirche in Frankfurt verliehen. Claudia Piñeiro liest aus ihrem Roman am 5. Oktober im Literaturhaus Frankfurt.

Quelle: Börsenblatt

Peter Wawerzinek gewinnt den Ingeborg-Bachmann-Preis 2010

Der Schriftsteller Peter Wawerzinek (Pseudonym für Peter Runkel) hat den 34. Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Der 1954 in Rostock geborene Autor erhielt die Auszeichnung in Klagenfurt für einen Auszug aus seinem autobiografischen Text „Ich finde Dich/Rabenliebe„.

Der mit 25.000 Euro dotierte Bachmann-Preis gilt seit seiner Gründung 1977 als einer der wichtigsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Er ist nach der in Klagenfurt geborenen Dichterin Ingeborg Bachmann benannt.

Die Jurorin Meike Feßmann plädierte für Peter Wawerzinek mit folgenden Worten:
„Ich stimme für einen Text, der die Lebenswunde seines Autors preisgibt und mit Hilfe der Fantasie in etwas verwandelt, an dem der Leser teilhaben kann. Eine Prosa, die ein großes Geschenk ist und die enorme Bedeutung der Sprache für das Dasein nicht nur behauptet, sondern ganz konkret vorführt. Ich stimme für die ‚Rabenliebe‘ eines verlassenen Kindes, für Peter Wawerzinek.“

Wawerzinek setzte sich in der Stichwahl mit 4:3 gegen die in Berlin lebende Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger durch. Die junge Schweizerin, Jahrgang 1985, erntete einhelliges Lob  für Kunstfertigkeit, Originalität und Intertextualität eines nicht minder rätselhaften Textes, in dem sich zwei Schwestern, die „die Jugend“ einer untergegangenen Stadt repräsentieren, in alten Büchern auf die Suche nach einem unentdeckten Fluss machen („Einladung an die Waghalsigen„). Elmiger konnte schließlich die Wahl um den mit 10 000 Euro dotierten Kelag-Preis gegen Aleks Scholz für sich entscheiden.

In die „Shortlist“ haben es neben Peter Wawerzinek und Dorothee Elmiger die Autorinnen Judith Zander und Sabrina Janesch sowie die Autoren Aleks Scholz, Daniel Mezger und Christian Fries geschafft. Aus Österreich konnte sich kein Autor für die Shortlist qualifizieren.

„Große Literatur sei es, nicht makellos und nicht perfekt,  sondern dem eigenen Lebensstoff in einem schmerzlichen Prozess abgerungen“. Wawerzineks Sprache sei „unsentimental aber nicht ohne Pathos“, sein Text „Ich finde dich“ zeichne nach was es bedeute, als zweijähriges Kind von der eigenen Mutter verlassen zu werden, ohne dieses „bloßzustellen“.

„Das Kind hat einen starken Begleiter zur Seite: den Schriftsteller Peter Wawerzinek – er gibt ihm etwas ganz Entscheidendes mit, seine Fantasie“, heißt es in der Begründung der Jury.

Peter Wawerzineks Roman Rabenliebe umfasst 304 Seiten und erscheint am 19. August 2010 im Galiani Verlag.

Quelle: Ingeborg-Bachmann-Preis

Daniel Kehlmann erhält den mit 20 000 Euro dotierten Prix Cévennes

Daniel Kehlmann erhält den Prix Cévennes für den besten europäischen Roman

Daniel Kehlmann erhält mit der französischen Übersetzung seines Romans Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten den Literaturpreis „Prix Cévennes“ für den besten europäischen Roman.
In der Jury-Begründung heißt es, nicht nur die Komposition und die Form des Romans seien brillant, auch die Art und Weise, in der der Autor wahre Lebensfragen stelle – nach dem Wesen des Ruhms, der Identität und danach, was es heißt, den Anderen zu kennen oder eben nicht, ihn zu verkennen.

Der Jury-Vorsitzende Alberto Manguel überreichte Daniel Kehlmann und der Übersetzerin Juliette Auberd den Preis in Alès, Südfrankreich. Der Preis wird seit 2007 jährlich vergeben und ist mit 20.000 Euro für den Autor und 5.000 Euro für den Übersetzer dotiert.

2008 wurde Juli Zeh mit dem Prix Cévennes für ihren Roman Spieltrieb ausgezeichnet.

Quelle: Börsenblatt

Jugendliteraturpreis: Tribute von Panem gewinnt Buxtehuder Bullen

Jugendliteraturpreis: Die Tribute von Panem gewinnt Buxtehuder Bullen

Die amerikanische Autorin Suzanne Collins erhält den mit 5 000 Euro dotierten Jugendliteraturpreis „Buxtehuder Bulle

Die Jury habe sie am Dienstagabend für ihr Werk „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele„, erschienen 2009 im Oetinger Verlag, ausgewählt, teilte die niedersächsische Stadt Buxtehude mit. Von rund 60 Jugendbüchern hatten es sieben Titel aus dem Jahr 2009 in das Finale geschafft.

Der Buxtehuder Bulle ist ein renommierter Preis für Jugendliteratur, der 1971 von dem Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann initiiert wurde. Seit 1981 ist die Trägerschaft auf die Stadt Buxtehude übergegangen. Der Preis wird einmal jährlich für das beste erzählende Jugendbuch des Vorjahres verliehen. Namensgeber für den Preis ist der friedliebende Stier Ferdinand aus dem gleichnamigen Kinderbuch des US-amerikanischen Schriftstellers Munro Leaf.

Die Jury besteht aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen. Sie gibt traditionell keine Begründung für ihre Entscheidung bekannt. Zu den Preisträgern gehören u.a. Stephenie Meyer für Bis(s) zum Morgengrauen (2006) und Markus Zusak für Die Bücherdiebin (2008).

Kurzbeschreibung
Überwältigend! Von der Macht der Liebe in grausamer Zeit … Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln – was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben? Eine faszinierende Gesellschaftsutopie über eine unsterbliche Liebe und tödliche Gefahren, hinreißend gefühlvoll und super spannend.

Quelle: Süddeutsche Zeitung