Proteste gegen Nichtveröffentlichung von „Das Juwel von Medina“ weiten sich aus

Die Proteste gegen die Nichtveröffentlichung des Romans Das Juwel von Medina (The Jewel of Medina) der amerikanischen Schriftstellerin Sherry Jones weiten sich aus.

Der Verlag Random House hatte in der vergangenen Woche die Herausgabe des Buches über eine Ehefrau des Propheten Mohammed kurz vor der geplanten Veröffentlichung gestoppt, da es von Muslimen als beleidigend angesehen und radikale Gruppen zu Gewalttaten anstacheln könnte. Nachdem der britische Schriftsteller Salman Rushdie die „Zensur aus Angst“ kritisiert hatte, meldete sich nun der dänische Zeichner Kurt Westergaard zu Wort, der nach der Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur in der Zeitung Jyllands-Posten ebenfalls Todes- und Gewaltdrohungen erhalten hatte. Er bezeichnete das Vorgehen des Verlags als einen Sieg der Fanatiker, der nichts Gutes verheiße.

Welt Online berichtete am 12. August unter der Überschrift:

Skandal-Roman – Buch über Mohamed ist Kinderpornografie
Das Werk sei „eine Kriegserklärung an den Islam“, schrieb eine Historikerin über Sherry Jones‘ Roman „Das Juwel von Medina. Er handelt von der Beziehung des Propheten zu seiner Lieblingsfrau Aische. In den USA hat die zuständige Verlagsgruppe Random House das Buch bereits vom Markt genommen.

Eigentlich wollte Sherry Jones nur, dass Denise Spellberg ihr ein paar nette Zeilen für den Umschlag ihres Debütromans schreibt. Nachdem Frau Spellberg, die an der University of Texas islamische Geschichte lehrt, Sherry Jones†™ „Das Juwel von Medina†œ im Manuskript gelesen hatte, weigerte sie sich jedoch nicht nur, eine Buchempfehlung zu schreiben. Sie ging einen entscheidenden Schritt weiter. Denise Spellberg rief ihren Lektor beim Verlag Alfred A. Knopf an, um ihm mitzuteilen, dieser Roman sei pornografisch und „eine Kriegserklärung an den Islam†œ. Terroranschläge auf dem Broadway könnten danach nicht mehr ausgeschlossen werden.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Welt Online, Wikipedia

Bertelsmann druckt Lexikon aus 50 000 Wikipedia-Beiträgen

Im September erscheint ein lexikalisches Jahrbuch aus den meist gesuchten Wikipedia-Beiträgen gebündelt als Buch. Das ist nur ein Bruchteil der laut Wikipedia im Netz versammelten gut 740.000 Artikel (Stand: 22. April). Umgesetzt wird das Vorhaben vom Bertelsmann Lexikon Institut, das zum Wissen Media Verlag und damit zum Bertelsmann-Konzern gehört.

„Eine spannende Auswahl“ habe man getroffen, verspricht die Verlagsleiterin Beate Varnhorn. Die Auswahl, so Varnhorn, sei „spektakulär und unique“. Anders als Brockhaus, so die Verlagschefin, „bewerten wir den Markt für Print-Lexika weiterhin positiv„. Durch die Marke und das Produkt Wikipedia wolle man „neue, vor allem jüngere Zielgruppen gewinnen„.

Der Brockhaus-Verlag hatte erst im Februar angekündigt seine Enzyklopädie zukünftig im Netz anzubieten.
Der Verein Wikimedia, der hinter der Wikipedia steht, soll für jede verkaufte Ausgabe, die für 19.95 Euro in den Handel kommen soll, die vergleichsweise bescheidene Summe von einem Euro erhalten. Gleichwohl finde man „es toll, dass das Bertelsmann Lexikon-Institut von dem Angebot an die Allgemeinheit Gebrauch macht, die Inhalte der Wikipedia zu verbreiten“, so Arne Klempert, Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland.

Quelle: FAZ

Scientolology und britisches Parlament ändern Wikipedia Beiträge

Wer auch immer etwas an dem Lexikon Wikipedia verändert, hinterlässt öffentlich einsehbar seine IP-Adresse. Der Wiki-Scanner des amerikanischen Studenten Virgil Griffith (http://wikiscanner.virgil.gr/) verknüpft diese Nummern automatisch mit den zugehörigen Besitzern. Mehr als 170 Änderungen am Lexikon zum Beispiel stammen aus Büros der Scientology-Sekte. Darunter sind die Lemmata „Schizophrenia„, „Pseudoscience“ und „Tom Cruise„.

Auch von Rechnern des britischen Parlamentes wurden bislang 2151 Veränderungen vorgenommen: darunter Begriffe wie „Iraq Special Tribunal„.

Nicht jeder Eingriff ist eine böswillige Fälschung, aber wenn unliebsame Einträge über Personen oder Unternehmen von diesen gelöscht werden, sagt das einiges über deren Kritikfähigkeit. Für gewöhnlich sind die Mitarbeiter beim Wiederherstellen der korrekten Fassung eines Artikels sehr schnell. Grundsätzlich ermöglicht das geniale Prinzip von Wikipedia, jeden Nutzer mitarbeiten zu lassen, leider eben auch gezielte Falschinformationen oder böswillige Veränderungen vorzunehmen.

Quelle: www.sueddeutsche.de