Themenschwerpunkt Familie: Die Vorleser im ZDF am 10. Juli um 22.30 Uhr

In der Auftaktsendung „Die Vorleser“ am 10. Juli um 22.30 Uhr im ZDF stellt das Moderatoren-Duo Amelie Fried und Ijoma Mangold Bücher vor, die von Familiengeschichten handeln.

Der Schauspieler Walter Sittler wird als Gast in der neuen ZDF-Literatursendung erwartet.

Folgende Bücher werden präsentiert:

ein-anderes-lebenEin anderes Leben von Per Olov Enquist

Kurzbeschreibung
Von einem, der als Sohn einer strenggläubigen Volksschullehrerin in einem Dorf in Schweden aufwuchs und zu einem der angesehensten europäischen Schriftsteller wurde. Per Olov Enquist erzählt seine Lebensgeschichte, als ob es die eines anderen wäre: Er studierte in Uppsala, erlebte die RAF-Zeit in West-Berlin, schrieb in München als Journalist über die Olympiade und debütierte mit seinem ersten Theaterstück am Broadway in New York. „Wenn alles so gut ging, wie konnte es dann so schlimm werden?“ – steht als Leitfrage über Enquists Biografie, die auch tief in die Alkoholabhängigkeit und an den Rand des Todes führte. Ein außergewöhnliches Buch, das sich liest wie ein zeitgenössischer Roman.
„Man hoffe ja immer auf ein Wunder, hatte es zu Beginn geheißen, mit einem Zitat aus dem rettenden Roman. Jetzt, da mit dessen Vollendung zugleich diese Lebens-Geschichte ans Ende gelangt ist, hat sich das Wunder ereignet. Es ist auch eines der Literatur.“ (Heinrich Detering, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.09)
„Ein ebenso subtiles wie mächtiges, lichtes wie aufwühlendes Bekenntnisbuch. … Betörend ist die Mischung aus Strenge und Selbstironie, Elegie und Essenz.“ (Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung, 18.04.09)
„Die Sehnsucht des Individuums nach dem Sinn seiner Existenz. Dieses unvergängliche Thema hat Enquist auf beeindruckende Weise neu instrumentiert.“ (Claus-Ulrich Bielefeld, Die Welt, 04.04.09)

heartlandHeartland von Joey Goebel

Kurzbeschreibung
Was haben Biertrinker und Wrestlingfans mit der großen Politik in Washington zu tun? Antwort: alles – Stimmen entscheiden, wer gewählt wird. John Mapother, Sohn der mächtigsten Familie im Provinznest Bashford, will in den amerikanischen Kongress, er hat nur keine Ahnung von der Welt seiner Wähler. Die hat aber sein jüngerer Bruder Blue Gene, das schwarze Schaf der Familie. Ein großer amerikanischer Roman, hochintelligent, voller Witz und Melancholie.
Eigentlich kommt Joey Goebel mit seinem mehr als 700 Seiten starken Roman um einige Wochen zu spät: Inzwischen ist Obama US-Präsident und weltgrößter Popstar. Aber verändert sich dadurch auch etwas in den Köpfen vieler Provinzler im Landesinneren des nordamerikanischen Kontinents? Held in „Heartland“ ist Blue Gene Mapother, Sohn und schwarzes Schaf der mächtigsten und reichsten Familie in der Kleinstadt Bashford. Während sein älterer Bruder John für den amerikanischen Kongress kandidiert, verschreibt sich Blue Jean lieber den Freuden und Leiden der Arbeiterklasse: Wrestling, Job im Wal-Mart, Flohmarktstände und eine nicht ganz unkomplizierte Schwärmerei für die Punksängerin Jackie Stepchild. Als Blue Jean widerwillig zusagt, den Bruder bei dessen Wahlkampf zu unterstützen und Stimmen im einfachen Volk zu sammeln, kommen plötzlich alte Familiengeheimnisse an die Oberfläche, die nicht nur innerhalb des Mapother-Clans für große Aufregung sorgen. Wer Goebels wunderbar böse Politsatire aufgrund der aktuellen Ereignisse für überholt hält, kommt trotzdem nicht an einem der besten Romane des Frühjahrs vorbei. Denn mit dem Nachfolger seines Bestsellers „Vincent“ legt der 29-jährige Autor seine Finger nicht nur auf die noch längst nicht verheilten Bush-Wunden. Er erzählt auch eine unglaublich anrührende Liebesgeschichte und legt ein Familienepos vor, das auch John Irving nicht durchgeknallter hinbekommen hätte. (cs)

weisse-geisterWeisse Geister von Alice Greenway

Kurzbeschreibung
„Der Sommer, von dem ich erzählen will, ist die einzige Zeit von Bedeutung. Es ist die Zeit, an die ich denken werde, wenn ich sterbe, so wie sich andere vielleicht einen verlorenen Liebhaber ins Gedächtnis rufen oder einer Liebe nachtrauern, die nie zustande kam. Für mich gibt es nur eine Geschichte. Es ist die meiner Schwester Frankies Geschichte.“
Das Wunderbare und das Schreckliche gehen hier Hand in Hand. So eindrucksvoll ist das Ende der Kindheit lange nicht mehr beschrieben worden. (Spiegel Online)
Wie die inneren Konflikte unmerklich das Gefüge der Familie, und vor allem das der beiden Schwestern, zerbrechen, davon erzählt Alice Greenway in diesem Debüt mit beeindruckender Meisterschaft und in einer Sprache, die so sinnlich und präzise ist, dass man meint, die Düfte und Farben dieses Sommers, die Wassertropfen auf der Haut und die Ungeduld in den Herzen förmlich mitzuerleben. (wdr 3)
Wie Alice Greenway diese Unvereinbarkeiten schildert, wie sie ihre Leser in der gärenden Atmosphäre der Tropen auf die Katastrophe hinführt, gehört zum besten elegischen Ton der Gegenwart. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

kurzere-tageKürzere Tage von Katharina Hahn

Kurzbeschreibung
Marco wohnt im Hochhaus an der Hauptstraße. Von hier ist es nicht weit bis zum Olgaeck, und hinter dem Olgaeck liegt die Constantinstraße, wo die Altbauten unter Denkmalschutz stehen und die Äpfel beim türkischen Feinkosthändler teurer sind als im Hauptbahnhof. Hier wohnen die Aufsteiger, Übermütter und ihre wohlerzogenen Kinder. Hier scheint alles in Ordnung – wenn man nicht vom Supermarkt ins Büro und vom Büro in den Kindergarten hetzt, so wie Leonie, wenn man nicht am Doppelleben als Karrierefrau und Mutter verzweifelt. Judith findet Halt in der Anthroposophie. Hingebungsvoll pflegt sie den Jahreszeitentisch für ihre Kleinen. Doch nachts helfen nur Tabletten gegen die Angst. Im Nebenhaus wohnen die alten Posselts. Sie haben geschafft, wovon die Enkelgeneration nur träumt, nämlich ein Leben lang zusammenzubleiben. Da versetzt Marco die Nachbarschaft in Aufruhr. Kürzere Tage ist eine wortmächtige Bestandsaufnahme und eine melancholische Abrechnung mit einer Gesellschaft, in der alle Werte fragwürdig geworden sind.
Wohlstand und Aussichtslosigkeit, Eurythmie und Hysterie, Elternglück und Kinderleid. Virtuos schildert Anna Katharina Hahn das satte Stuttgart von einer anderen Seite.

als-ich-ein-kleiner-junge-warAls ich ein kleiner Junge war von Erich Kästner

Kurzbeschreibung
„Die Monate haben es eilig. Die Jahre haben es eiliger. Und die Jahrzehnte haben es am eiligsten. Nur die Erinnerungen haben Geduld mit uns. Besonders dann, wenn wir mit ihnen Geduld haben“, schreibt Erich Kästner in seinem Nachwort zu seinen Kindheitserinnerungen „Als ich ein kleiner Junge war„. Kästner, 1899 in Dresden geboren, erzählt von den Jahren 1907 bis 1914 in seiner Heimatstadt, aber auch sehr anschaulich von der Kindheit seiner Eltern und seiner Großeltern.
Er beschreibt das Alltagsleben seiner Familie, die gesellschaftlichen Zwänge und Konventionen, das Treiben auf den Straßen und Plätzen Dresdens. Besonders liebevoll erinnert sich Erich Kästner an seine Mutter, der er mit diesem Buch ein Denkmal setzt.
Es passiert eigentlich gar nichts. Aber das ist eben das Kunstvolle daran: Kästner erzählt es so mühelos, so herzlich, während er es ohne alle Prätention hervorbringt, dass man immer wieder staunt. Seine Prosa ist wasserklar. Sie hat zugleich aber eine Würze und eine Art pfiffigen Humors, daß das scheinbar so ganz Durchsichtige doch vielfältig schillert und immer neue Farben gewinnt. Wer so einfach schreiben kann und mit dem scheinbar simplen Wort dabei doch Dichte, Kolorit und Phantasie geben kann, ist auf seine Art ein Meister: Die Kinder werden dieses Buch als ein Kästner-Kinderbuch lieben. Die Erwachsenen werden es bewundern. Friedrich Luft, Die Welt

Premiere: Die Vorleser Fried/Mangold am 10. Juli um 22.30 Uhr im ZDF

„Die Vorleser“ Amelie Fried und Ijoma Mangold geben den Zuschauern in der Premiere der neuen Literatursendung am 10. Juli um 22.30 Uhr im ZDF vielfältige Buchtipps für einen lektürestarken Sommer – belletristische Werke stehen im Mittelpunkt, aber auch Sachbücher und Jugendliteratur sind im Gespräch.

Jede Sendung wird ein besonderes Thema haben, dazu werden Romane, Erzählungen und Sachbücher vorgestellt, von bekannten und noch zu entdeckenden Autoren. Die beiden Gastgeber der neuen Literatursendung sprechen in ihrer Auftaktsendung aus dem ehemaligen Hauptzollamt des Hamburger Hafens mit einem prominenten Gast über aktuelle Bücher, die das Leben bereichern. Wer der Gast der ersten Sendung sein wird, ist noch nicht bekannt.

Unter dem Titel „Macht interessiert mich überhaupt nicht“ hat stern.de ein ausführliches Interview mit Amelie Fried über Kritik, Kritiker und ihre eigene Nachfolgerin Charlotte Roche online gestellt. Auf die Frage nach der Aufgabenteilung in der neuen Literatursendung zwischen ihr und Ijoma Mangold antwortete Amelie Fried folgendes:

„Auf den ersten Blick sieht es ja so aus, als wäre Ijoma Mangold für die ernsthafte Literaturkritik zuständig und ich eher für das Leichte. Das ist eine verführerische Vorstellung – aber so einfach ist das nicht. Weder ist er elitär noch bin ich nicht in der Lage, Literatur zu beurteilen. Das wird sich mischen. Trotzdem sind die verschiedenen Sichtweisen natürlich interessant: Er ist jung, ein Mann, ein Literaturkritiker, ich bin älter, eine Frau, Autorin. Da wird es auch schon mal zu unterschiedlichen Meinungen kommen.“

Viel Erfolg!

Die Vorleser – neue Literatursendung mit Fried/Mangold ab Juli im ZDF

Lange hat es gedauert, denn eigentlich sollte die neue Literatursendung im ZDF mit Amelie Fried und Ijoma Mangold schon im Mai starten.

Wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, wird die erste Sendung am Freitag, den 10. Juli um 22.30 Uhr, unter dem Titel Die Vorleser ausgestrahlt.

Elke Heidenreichs „Erbe“ der Sendung Lesen! im ZDF soll sechs- bis achtmal im Jahr am Freitagabend den Kulturplatz im ZDF einnehmen. Gedreht wird im Hamburger Hafen, der für Ambiente im Stil städtischen Kulturmilieus sorgen soll. Amelie Fried und Ijoma Mangold treffen dort ihren jeweiligen Gast.

Und wer die „Vielleserin“ Elke Heidenreich weiterhin vermisst, kann ihre Buchbesprechungen jetzt wöchentlich auf litCOLONY.de im Internet sehen.

Quelle: Süddeutsche Zeitung