Feuchtgebiete erobern die Bühne – Bestseller-Theater in Halle

Die „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche kommen auf die Bühne. Nach dem Bestseller-Roman entsteht am Neuen Theater Halle ein gleichnamiges Bühnenstück:

„Christina Friedrich wird ihre Arbeit mit dem Studio Halle fortsetzen: Unter ihrer Regie beginnen die Proben zur Uraufführung der Stückfassung von Charlotte Roches viel diskutiertem und noch mehr gelesenem Buch „Feuchtgebiete“. Premiere am 27. September um 20.00 Uhr in der Werft„, heißt auf der Internetseite des Theaters.

„Zeitgenössisches Theater muss sich um das kümmern, was das Land bewegt – und das trifft auf dieses Buch zu“, sagte der Intendant des Theaters, Christoph Werner.

Mag sein, dass das Buch das Land bewegt, es kommt allerdings darauf an, ob man sich um alles „kümmern“ muss, was hierzulande so geschieht.

Denis Scheck gehen die Feuchtgebiete am A…. vorbei und

Die Sprachspielerin meint zu dem Buch: […]Denn dieses Buch spielt (und hier setze ich einfach einmal voraus: bewusst) mit dem Ekel, so dass es wiederum genau das erzeugt, wogegen es eigentlich vorgehen möchte: das Angewidertsein von Körperlichkeit und Körpersäften.

Feuchtgebiete erzeugt keinen †˜heilsamen Schock†™, nach dem die Leserin beruhigt ihre Slipeinlagen weglässt (was ja wirklich gesünder ist!), sich ihrem Liebhaber nicht immer zwanghaft frisch geduscht, parfümiert und komplettrasiert präsentieren muss, sondern verstärkt doch noch den Ekel vor all dem, was da in unserem Körper vorgeht und aus ihm herauskommt! Es baut nicht wirklich Hemmungen ab, wenn von Fürzen beim Sex und den braunen Flecken nach dem Analsex die Rede ist! Es führt nicht zu mehr †˜Natürlichkeit†™ und Unverkrampftheit, wenn man vorgeführt bekommt, wie jemand sämtliche Körperausscheidungen verspeist. Dieses Buch versagt meiner Meinung nach bei seinem eigenen Anliegen vollständig und das ist ja wohl der größte Vorwurf, den man diesem Buch machen kann.[…]

Mit Sicherheit kann man davon ausgehen, dass die Uraufführung am 27. September bald ausverkauft sein wird.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Die Sprachspielerin

11 Gedanken zu „Feuchtgebiete erobern die Bühne – Bestseller-Theater in Halle

  1. „viel diskutiertem und noch mehr gelesenen Buch“: dieses Zitat finde ich ja hinreissend.

    Ich gehe eigentlich eher vom Gegenteil aus: mäßig gelesen und deutlich mehr diskutiert! 😉

  2. hi Sprachspielerin,
    aber ja doch, es wird bestimmt viel gelesen, wahrscheinlich eher heimlich unter der Decke oder mit neutralem Schutzumschlag. Seit dem der Beitrag hier steht, landen einige hier über die Google-Suche „Feuchtgebiete Leseprobe“ 😉
    Was hältst du davon, dass das Buch auf die Bühne kommt?
    LG
    P.S.: mir hat deine Rezension übrigens gut gefallen, sagte ich das schon?

  3. Nein, ich glaube auch nicht, dass das Buch ‚unter der Decke‘ viel gelesen wird, dazu ist es zu wenig erotisch und pornographisch, es ist schlicht zu langweilig. Klar sind viele neugierig (einschließlich mir) und wollen eine ‚Leseprobe‘, aber ich bin mir sicher, dass die meisten entweder aus Langeweile oder aus Ekel nicht über die ersten 30-50 Seiten hinauskommen, dann wird es weggelegt.

    Und die Bearbeitung als Theaterstück hat ja zumindest die Folge, dass es stark gekürzt werden muss, was dem Ding nur gut tun kann! Ich würde es mir dennoch nicht ansehen wollen.

  4. @ Maren: stimmt – auch das noch 😉

    @ Sprachspielerin: der Voyeur in uns könnte seiner Leidenschaft, sich nämlich für das Geheimnisvolle, Skandalöse, Abstoßende, Verruchte, Sensationelle zu interessieren, nicht frönen, wenn er öffentlich mit diesem rosafarbenen Einband rumlaufen würde. Es sei denn er hätte ähnlich exhibitionistische Ambitionen wie Charlotte Roche und will provozieren. Vermutlich hast du Recht und es werden in der Regel nur die ersten Seiten bzw. die „markanten“ Stellen gelesen.
    Insofern ist die Idee die Geschichte auf die Bühne zu bringen vielleicht gar nicht übel, bin gespannt wie Christina Friedrich sie umsetzt.
    LG und schönen Tag (wo ist nur der Sommer geblieben?)

  5. Sorry, wieso sollte ich ein Buch, das nicht indiziert oder verboten ist, das zudem in den Bestsellerlisten ganz vorne rangiert, in irgendeiner Weise tarnen bzw., wenn ich es nicht tue, als Exhibitionist gebrandmarkt werden. Ich habe mir „Die Feuchtgebiete“ nun doch angeschafft und werde es – wenn es sich so ergibt – auch öffentlich und ungetarnt lesen. Da es allerdings kurz ist, kann es sein, daß ich es in einem Rutsch zuhause weglese, ohne in die Versuchung zu kommen, einen anderen Ort aufzusuchen. Tarnen müßte ich – wenn überhaupt, denn der Besitz desselben ist nicht strafbar – nur ein Buch, über dessen Urheberrechte der bayrische Staat wacht. Dazu sollte ich es aber erstmal in meinen exorbitanten Stapeln wiederfinden. 😉 Eine theaterfassung kann funktioniren : als Stück und als Skandal mit Ansage (was der deutschen Theaterlandschaft ja auch ganz gut bekäme). Aber einen faden Beigeschmack von “ sich an einen Hype ranhängen“ hat es für mich schon, allerdings bin ich eh kein Freund von Adaptionen…. LG tinius

  6. 😆 ah, tinius, du Saubär! Bitte, nimm das Buch und fahre zwei Stunden damit durch Berlin und berichte uns von deinen Erlebnissen, denn ich bin sicher du hast welche! Ansonsten, verbuddel das Ding bloß nicht in deinem Riesenstapel und schreib bald die Rezension, freue mich darauf!
    LG

  7. Damit gehe ich allenfalls in die nächstgelegene Pizzeria (sonst gehe ich eh nirgendwo anders hin). 😉 Wie kann man sich über ein rosa Umschlag ohne eindeutige Bildchen nur aufregen. Ein Pornoheft würde ich – ganz klar – nicht in der Öffentlichkeit konsumieren, aber das ist doch harmlos, zumal ich immer gern darauf achte, daß niemand mitliest. 😉 LG tinius (Saubär ehrenhalber) 🙂

  8. hi du Ehrenwerter,
    kann dir nur davon abraten mit dem Buch in eine Pizzeria zu gehen, womöglich wird befürchtet, dass du die berühmte Pizza mit den 5 Spermasorten aus dem Buch bestellen möchtest 😳
    Ansonsten rege ich mich über den Umschlag überhaupt nicht auf, denke nur, dass er für Aufsehen sorgt und du damit in eine Schublade gesteckt wirst in die du gar nicht passt 😉
    LG

  9. Da meine diversen Pizzeria – Betreiber aus dem islamischen Raum stammen, käme es sicher nicht gut, wenn sie wüßten, was ich da lese, andererseits kann ich mich darauf verlassen, daß sie von dem Buch noch nie gehört haben. Die Kinder nicht, weil die noch nichtmal Liebesschmonzetten im TV schauen dürfen, der Vater nicht, weil den Bücher in deutscher Sprache wohl nicht interessieren dürften. 😉 Und mein restlicher Pizzeria – Bekanntenkreis liest, wenn es gut läuft, allenfalls Harry Potter oder den Pferdeflüsterer (mit ein Grund, weshalb ich blogge : denn mein Bekanntenkreis mit akademischem Bezug ist nach und nach weggebröckelt, jetzt hab ich eigentlich nur noch Kontakte im unbelesenen Kleinbürgertum. Das ist menschlich voll in Ordnung, aber mir fehlt ein wesentliches Element des Austausches). LG tinius

  10. Weiß gar nicht in wie viele Sprachen die Feuchtgebiete mittlerweile übersetzt wurden, aber ins Arabische mit Sicherheit nicht, also bist du dort noch eine Weile sicher!
    Kann dir nur raten dir einen „Lesekreis“ zu suchen, oder einen zu gründen, denn das Bloggen kann dir doch nicht das Element des Austausches ersetzen, zumal dann nicht, wenn es für dich wesentlich ist.
    LG

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