DasErste gratuliert Elke Heidenreich.
Unverblümt erklärt sie, an welchem Körperteil ihr das „blöde Datum“ vorbeigeht, das diesem Film als Anlass dient. Elke Heidenreich wurde gestern 65, eine Frau im Pensionsalter stellt man sich irgendwie anders vor. Gegen ein Geburtstagsporträt hatte sie nichts einzuwenden, obwohl sie das Interview in ihrem holländischen Feriendomizil mit hörbar erkälteter Stimme geben musste. Kleine Handycaps ignoriert sie lässig, und nicht einmal die Krebserkrankung, die sie vor fünf Jahren heimsuchte, konnte ihren phänomenalen Tatendrang bremsen.
Claudia Müllers Beitrag der Reihe „höchstpersönlich“ in der ARD wirkt anfangs wie ein Werbespot für Heidenreichs ZDF-Erfolgssendung Lesen!, zeigt aber auch unbekanntere Facetten des Essener Energiewunders. Und hat als Laudator den FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher gewonnen, der sich mit dem denkwürdigen Satz verewigt: „Es gab vor Elke Heidenreich im machtvollen Sinne keine Literaturkritikerin in Deutschland.“
Sie rückt das zurecht, indem sie von der „Literaturkritik“ entschieden abrückt und sich zu dem bekennt, was sie in ihrer Sendung unter die Leute streut: Leseempfehlungen der subjektiv begeisterten Art.
Nun hat sich ihr Interesse auf die Oper verlagert, und selbst wer ihre Libretto-Versuche skeptisch betrachtet, muss ihre unablässigen Neuanfänge bewundern. Am sympathischsten berührt das Geständnis, hinter ihrer strahlenden Dynamik verberge sich ein Gefühl der „Grundvergeblichkeit und Melancholie“. Das macht sie und diesen Film glaubwürdiger als alles andere.
Höchstpersönlich, Samstag, 14.03 Uhr, ARD
Quelle: Süddeutsche Zeitung