In The Library – der Duft nach Büchern und Bibliotheken von CB

In The Library – der Duft nach Büchern und Bibliotheken von CB

Der US-Amerikaner Christopher Brosius entwickelt Düfte und verkauft seine Kreationen unter dem Firmennamen CB I Hate Perfume. Wer sich für seine Produkte interessiert, muss sich in seinen Laden in das Industriegebiet von Brooklyn begeben oder sie im Internet bestellen.

Christopher Brosius kreiert ganz ungewöhnliche Düfte und verzichtet komplett auf synthetische Zusätze. Seine Abneigung gegen Parfüm, das in einem allgemein üblichen Herstellungsverfahren produziert wird, verkündet er in seinem Firmenlogo.  Nach seiner Ansicht lösen viele Düfte Aggressionen aus und werden oftmals sowohl von Frauen als auch Männern viel zu stark aufgetragen. Brosius will mit seinen Düften Geschichten erzählen und Erinnerungen wecken. So verströmen aus seinen Fläschchen mit der Aufschrift „At the Beach 1966“ eine frische Meeresbrise, aus „Memory of Kindness“ der Geruch nach Erde und Tomaten oder moosiger Boden und nasses Laub aus „Wild Hunt„.
In seiner „Erlebnis-Serie“ finden sich Kreationen, die ein ganz besonderes Gefühl für einen bestimmten Ort oder eine Erfahrung auslösen sollen. Alle Düfte hat Christopher Brosius in seiner Heimat entworfen. Namen wie Walking In The Air (der Duft von frisch gefallenem Schnee), The Fir Tree (Tanne mit einem Hauch von gefrorener Erde), In The Summer Kitchen (frisches Gemüse und Kräuter aus dem Garten an einem klaren Sommerabend mit einem Touch von altem, gelagertem Holz) oder Burning Leaves (Rauch von brennenden Ahornblättern) stehen auf den schlichten Glasbehältern.

In The Library“ ist seine neueste Kreation. Inspiriert durch seine Sammelleidenschaft für antiquarische Bücher hat Brosius einen Duft entwickelt, der laut seiner Beschreibung nach einem bestimmten englischen Roman aus dem Jahr 1927, nach Bibliothek, einer Mischung aus russisch und marokkanischen Lederbindungen und einem Hauch von Holzpolitur riecht. Wie zu all seinen anderen Produkten hat der Parfümeur auch zu „In The Library“ eine ganz persönliche und ausführliche Geschichte darüber auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Vor vielen Jahren begann er seine Jagd auf die Erstausgaben seiner Lieblingsautoren. Immer wenn er liest, atmet er beim Öffnen des jeweiligen Buches tief ein. „Es gibt nur wenige Dinge, die besser sind als der Geruch eines geliebten Buches„, sagt Brosius. Der Geruch von neu gedruckten Büchern unterscheidet sich sehr stark von alten. Ältere Bücher riechen reifer und oft süßer. Illustrierte Bücher unterscheiden sich im Geruch stark von Büchern ohne Bilder. Bücher aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Epochen haben sehr individuelle Düfte und verraten viel über den Zeitpunkt ihrer Entstehung. Brosius sagt weiter, dass er  unterscheiden kann, ob ein Buch vernachlässigt oder gut aufbewahrt wurde. Er kann sagen, ob ein Buch in einer Bibliothek, in der Pfeifentabak oder Zigarren geraucht wurden, gestanden hat.  Bücher aus Kalifornien riechen anders als Bücher aus New York, London oder Paris. Auch die Düfte der verschiedenen Bindungen nach Leim, Leder,  Stoff oder Papier haben einzigartige Eigenschaften und würzen jedes Buch mit einer Prise Persönlichkeit. Manchmal erkennt Brosius an einem Buch auch einem Hauch von Schimmel. Das stört ihn aber nicht im geringsten, denn, wenn er es in Händen hält, bedeutet es, dass dieses Buch die Zeit überlebt hat.

Ihm ist klar, dass für viele Leseratten diese verschiedenen Gerüche nicht von Bedeutung sind, für ihn sind sie so zauberhaft wie das Bouquet eines vorzüglichen Weins. Nach Spannung, Abenteuer, Entdeckung, Aufklärung und Wissen duften Bücher und  Bibliotheken, und das alles hat Christopher Brosius in seine Parfümfläschchen mit der Aufschrift „In The Library“ gepackt.

Das behauptet er zumindest. Ich gebe zu, dass ich mich gerne davon überzeugen würde. Mehr aber auch nicht, denn wer möchte wirklich nach alten Büchern und Bibliotheken riechen. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass der Geruch nach Moos, verbrannten Blättern oder Sommergemüse wirklich attraktiv ist. Und wie riecht frisch gefallener Schnee?

Trotzdem scheint Brosius Erfolg mit seinen ungewöhnlichen Düften zu haben. 15 ml Parfüm „In The Library“ kosten immerhin 65 $ und 150 ml Raumspray sind für 45 $ zu haben.

8 Gedanken zu „In The Library – der Duft nach Büchern und Bibliotheken von CB

  1. Also, die Idee ist ganz bezaubernd um „etwas“ damit einzusprühen, aber ansonsten hast du Recht Dolce, so ganz und gar nach alten Büchern möchte ich auch nicht riechen. Wobei verbrannte Blätter durchaus gut riechen, das könnte ich mir als Duft noch vorstellen, zumindest für mich. ^-^

  2. ja, grundsätzlich finde ich die Idee auch super. Schade, dass es hierzulande keine Filiale gibt. Ich würde wirklich sehr gerne jeden Duft mal testen! 😉 Ich weiß gar nicht, wie das heute ist, aber früher gab es auf jedem Konzert und in vielen „Hippie-Läden“ ganz kleine Fläschchen mit reinen Essenzen. Z.B. Gras, das roch wirklich wie frisch gemähtes Gras, mit Patchouli (waldig, erdig, süßlich) habe ich früher in meinem Zimmer Duftpunkte gesetzt. Ich weiß nicht, ob du das kennst, aber den Geruch wirst du monatelang nicht los. Ich habe mir neulich für eine 70er Jahre-Fete ein Fläschchen davon besorgt, und hatte sofort Bilder aus meiner Jugend parat. Ich bin mir sicher, dass das Prinzip von diesem Brosius funktioniert.
    LG

  3. Es gibt sogar in München eine Filiale, findet man auf der Website unter Other Stores – ziemlich weit unten.
    Dolce du weit was deine Aufgabe ist!!! ^-^ nein Scherz, aber vorbeischauen sollte man mal. ich komm nach München zum schnuppern.

    Suendhaft – Reichenbachstrasse 30 – 80469 Munich – + 49 89.201.2096

    Ich bin zwar ein großer Duft-Fan aber das mit den Duft-Punkten hab ich noch nicht versucht. Muss ich mal machen, klingt toll. Bisher habe ich nur immer ein Dufterlebnis wenn ich einen meiner DVD-Schränke öffne, da drin hab ich auch eine kleine Packung Duftkerzen gelagert, beim öffnen der Tür kommt einem dann ein kleiner Schwall Blütenduft entgegen.

  4. oh, das ist ja super – wenn ich es schaffe, fahre ich da gleich mal vorbei – will eh in die Stadt. 😉
    Vielen Dank für die Info, werde den Text entsprechend umformulieren. Meine Grundlage war ein ausführliches Interview aus 2008 und zu der Zeit konnte man die CB-Produkte nur über das Internet oder in seinem Laden in Brooklyn kaufen. Na ja, das ist ja auch schon ziemlich lange her…
    Das mit den „Duftpunkten“ musst du dir gut überlegen, evtl. gefällt es dir nach einiger Zeit nicht mehr. So ein Schrank mit Duftkerzen ist da doch viel praktischer 😉
    LG

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