Wird Jim Morrison im Miami-Urteil von 1970 postum begnadigt?

Im Frühjahr 1969 wollten die Doors zu einer ersten großen Tournee durch die Vereinigten Staaten aufbrechen. Zum ersten Konzert in Miami reiste Jim Morrison aus Kalifornien an, wo er gerade mehrere Aufführungen der kontroversen New Yorker Theatergruppe Living Theatre an der University of Southern California besucht hatte. Noch unter dem Eindruck der Theater-Performances stehend und über Manipulationen des lokalen Konzertveranstalters beim Ticketverkauf aufgebracht, versuchte Morrison bei dem Konzert am 1. März 1969 im Dinner Key Auditorium in Miami, Aufruhr unter den 13.000 Konzertbesuchern zu stiften.

„There are no rules! […] Let†™s see some action out there. […] You wanna see my cock, don†™t you?†œ

Unter dem von Morrison provozierten Ansturm des Publikums brach die unzulängliche Bühne des Auditorium zusammen.

Nach einem „Sensations-Aufmacher über Anstiftung zum Aufruhr“ in der lokalen Presse erließ die Dade-County-Polizeidirektion am 5. März 1969 Haftbefehl gegen Morrison wegen des „Schwerverbrechens“ des „unzüchtigen und lasziven Verhaltens“ sowie fünf kleinerer Delikte – darunter unzüchtige Entblößung, vulgäre Sprache in der Öffentlichkeit und öffentliche Trunkenheit.

Gegenüber dem Musikjournalisten Jerry Hopkins deutete Morrison das entglittene Konzert als spielerisches Ereignis:

„Sagen wir mal, ich wollte die Grenzen der Realität antesten. Ich war neugierig, was geschehen würde. […] Wenn du aus irgendeinem Grund auf einer anderen Spur fährst als die Leute um dich herum, dann wird es jedermanns Sensibilitäten beeinträchtigen. Und sie werden entweder weggehen oder dich dafür niedermachen. Es ist also bloß eine Frage, ob man zu weit abhebt für sie […]. Solange alle Verbindung miteinander haben und beieinander sind, kann man sich alles leisten.“ Jim Morrison im Rolling Stone-Interview im Juli 1969.

In dem Gerichtsprozess, der auf den Miami-Vorfall des Vorjahres folgte, wurde Morrison, der gefürchtet hatte, in seinem Heimatstaat Florida „gekreuzigt“ zu werden, im Oktober 1970 zu der von der Staatsanwaltschaft geforderten Höchststrafe verurteilt.

Diese umfasste sechzig Tage harter Arbeit im Miami-Dade County-Gefängnis für den Tatbestand der vulgären Sprache in der Öffentlichkeit, sechs Monate harter Arbeit an selber Stelle sowie eine Geldstrafe von 500 Dollar aufgrund von öffentlicher Entblößung †“ ein Tatbestand, der von den Anklagevertretern nicht hatte bewiesen werden können. Beide Haftstrafen sollten unmittelbar nacheinander abgeleistet werden. Für die Verurteilung aufgrund von öffentlicher Entblößung wurde Morrison bei guter Führung eine Entlassung nach zwei Monaten und die Aussetzung der verbleibenden viermonatigen Haftstrafe auf Bewährung in Aussicht gestellt. Darüber hinaus wurde eine weitere zweijährige Bewährungsstrafe über ihn verhängt.

Der Doors-Sänger blieb nach Hinterlegung einer Kaution von 50.000 Dollar in Freiheit, und Morrisons Anwalt Max Fink kündigte eine Anfechtung des erstinstanzlichen Urteils vor dem Berufungsgericht von Florida an. Morrison deutete den Prozess als gegen den von ihm verkörperten Lebensstil gerichtet:

„Ich glaube wirklich, es war mehr ein bestimmter Lebensstil angeklagt als irgendein bestimmter Vorfall.“ Jim Morrison im Circus-Interview im Oktober 1970.

Bevor das Urteil rechtskräftig wurde, starb James Douglas „Jim“ Morrison, legendärer Frontmann und Songtexter der Rockgruppe The Doors, am 03. Juli 1971 in Paris. 39 Jahre nach seinem Tod könnte er endlich begnadigt werden.

Der Gouverneur von Florida hat angekündigt, die Verurteilung von Jim Morrison rückgängig zu machen, wie britische Medien berichten. Charlie Crist, der amtierende Gouverneur von Florida, wurde von Doors-Fans bereits 2007 darum gebeten, eine postume Begnadigung des Sängers in Erwägung zu ziehen. „Offen gesagt habe ich noch nicht viele Gedanken darauf verwendet, aber ich bin gewillt, mir die Sache anzusehen in der Zeit, die ich noch habe. Alles ist möglich„, erklärt der scheidende Politiker. „Es gibt Zweifel daran, wie solide der Fall damals war„, hatte Crist in einem Interview 2007 gesagt.

Bis zum Januar 2011 hat Gouverneur Crist noch Zeit die Begnadigung zu unterzeichnen, danach endet seine Amtszeit.

Wer weiß, wären diese Zweifel schon damals ausgeräumt worden, könnte Jim Morrison vielleicht heute noch leben. Vielleicht hätte er seine Tournee fortgesetzt und wäre nicht unter dem Druck des Miami-Urteils stehend, nach Paris gefahren um seine heroinabhängige Ex-Freundin Pamela Courson zu treffen. Wie auch immer, eine postume Begnadigung kommt für ihn zu spät.

Nachfolgend ein Video „Jim Morrison Dancing“ zum Song „The End“.

Quellen: Wikipedia, Wolfgang Jahn

4 Gedanken zu „Wird Jim Morrison im Miami-Urteil von 1970 postum begnadigt?

  1. Und keinem nützt die Begnadigung etwas. Man muss sich mal die Anklagepunkte auf der Zunge zergehen lassen! In meinen Augen total lächerlich! Er stand aber nicht nur wegen des Urteils unter Druck, da werden wohl noch sehr viele andere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Wenn nicht in Paris, dann woanders…
    Jimmy, wir werden dich nie vergessen!

  2. nein, meine liebe Angie, das ist wohl wahr, eine Begnadigung nützt ihm nichts mehr. Ich kannte die Geschichte noch gar nicht so genau. Diese Anklagepunkte und auch die strengen Urteile für die einzelnen „Vergehen“ sind schon abartig. Aber gewisse Zweifel, ob es diese Geschichte nicht doch Einfluss auf sein Schicksal genommen haben, bleiben eben. Vergessen werden wir ihn bestimmt nicht, ich find´s total cool, wenn die Musik von den Doors aus unseren Kinderzimmern dröhnt. 😉
    LG

  3. Auch wenn es von seinen Fans lieb gemeint ist, an den Gouverneur heranzutreten. Jim Morrison nutz das nichts mehr und bei seinen Fans hat er sowieso Kultstatus. Aus heutiger Sicht klingen die Anklagepunkte recht harmlos, seiner Zeit war das ja fast so schlimm wie heute mehrere Milliarden von Kleinanlegern zu vernichten.

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