Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2013 geht an Swetlana Alexijewitsch

Alexijewitsch_24150_MR1.inddDie 65-jährige weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Damit zeichnet der Börsenverein eine mutige Chronistin des Zerfalls der Sowjetunion aus. Swetlana Alexijewitsch, 1948 in der Ukraine geboren und in Weißrussland aufgewachsen, arbeitete als Reporterin. Über die Interviews, die sie dabei führte, fand sie zu einer eigenen literarischen Gattung, dem dokumentarischen „Roman in Stimmen„. Ihre Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt.

Mit den Berichten über Tschernobyl, über den sowjetischen Afghanistankrieg und über die unerfüllten Hoffnungen auf ein freiheitliches Land nach dem Auseinanderbrechen des Sowjetimperiums lässt sie in der tragischen Chronik der Menschen einen Grundstrom existentieller Enttäuschungen spürbar werden.

Swetlana Alexijewitsch hat durch die Komposition ihrer Interviews, die auch die Grundlage ihres neuesten Buches Secondhand-Zeit bilden, zu einer eigenen literarischen Gattung gefunden, zu einer chorischen Zeugenschaft. Als moralisches Gedächtnis hinterfragt sie, ob Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit nicht die besseren Alternativen wären,“ heißt es in der Begründung des Stiftungsrats.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird vom Börsenverein vergeben und ist mit einem Preisgeld von 25.000 Euro dotiert. Er wird anlässlich der Frankfurter Buchmesse am 13. Oktober 2013 bei einem Festakt in der Frankfurter Paulskirche verliehen.

Bereits am 10. September 2013 wird Swetlana Alexijewitsch in Berlin im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals ihr neues Buch vorstellen. „Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus„, das die großen Themen ihrer vorangehenden Bücher aufgreift und zusammenführt, erscheint am 26. August 2013 bei Hanser Berlin.

Kurzbeschreibung
Der Kalte Krieg ist seit über zwanzig Jahren vorbei, doch das postsowjetische Russland sucht noch immer nach einer neuen Identität. Während man im Westen nach wie vor von der Gorbatschow-Zeit schwärmt, will man sie in Russland am liebsten vergessen. Inzwischen gilt Stalin dort vielen, auch unter den Jüngeren, wieder als großer Staatsmann, wie überhaupt die sozialistische Vergangenheit immer öfter nostalgisch verklärt wird. Für Swetlana Alexijewitsch leben die Russen gleichsam in einer Zeit des „secondhand“, der gebrauchten Ideen und Worte. Wie ein vielstimmiger Chor erzählen die Menschen in ihrem neuen Buch von der radikalen gesellschaftlichen Umwälzung in den zurückliegenden Jahren.

 

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