Neues von Richelle Mead: Dark Swan/Sturmtochter [Rezension]

Neues von Richelle Mead: Dark Swan/Sturmtochter [Rezension]

Die 26 jährige Protagonistin Eugenie Markham wurde von ihrem Stiefvater Roland zu einer machtvollen Schamanin ausgebildet. Von ihm hat sie auch den Namen Odile Dark Swan, nach dem schwarzen Schwan in Schwanensee erhalten. Sie lebt in Tucson und verdient sich ihren Lebensunterhalt damit, ungebetene magische Geschöpfe, die hier in der realen Welt den Menschen das Leben schwer machen, in die magische „Anderswelt“ zurückzuschicken, oder sie für ewig in das Totenreich der Göttin Persephone zu verbannen.

Odile erhält den Auftrag die 15-jährige Jasmin, die von Aeson, einem der Könige der Feinen, in die „Andere Welt“ entführt wurde, zurückzuholen. Damit begibt sie sich in große Gefahr, denn plötzlich machen ihr sehr viele magische Geschöpfe nicht nur unsittliche Anträge, sondern trachten ihr auch nach dem Leben. Da trifft sie den geheimnisvollen und gut aussehenden Kiyo und verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit ihm.

Kiyo und König Dorian, mit dem sie ebenfalls ein erotisches Abenteuer verbindet, wollen ihr bei ihrem schwierigen Auftrag helfen. Doch dann erfährt sie, wer ihr richtiger Vater war und was es mit der dunklen Prophezeiung, die sie betrifft, auf sich hat. Wird sie sich ihrem magischen Erbe stellen?

Die Autorin hat es in dem Fantasy-Roman verstanden den Leser durch magische Geheimnisse, knisternde Erotik und einen gut aufgebauten Spannungsbogen zu fesseln. Einige unvorhersehbare Wendungen im Laufe der Geschichte versetzten einen in Erstaunen, und die offenen Fragen, die uns Richelle Mead hinterlässt, lassen auf eine spannende Fortsetzung hoffen.

Die Geschichte erscheint zu Anfang komplex, aber bereits nach wenigen Seiten hat man sich gut in die Thematik eingelesen. Besonders die flüssige stil- und humorvolle Schreibweise in Ich-Form hat mir gut gefallen, und ich freue mich auf die Fortsetzung in weiteren Büchern mit Odile Dark Swan. Für alle, die das Genre lieben, hat Richelle Mead eine gelungene Alternative für Erwachsene zu ihren Vampire Academy-Büchern, die doch eher die jüngeren Leser unter uns anspricht, geschrieben.

Band 2 der Dark Swan-Reihe erscheint am im September 2010 unter dem Titel „Dornenthron“ ebenfalls im LYX Verlag. Die Schamanin Eugenie Markham alias Odile Dark Swan muss sich noch an ihre neue Rolle als Königin des Dornenlandes gewöhnen und bekommt es mit einem perfiden Gegner zu tun….

Kurzbeschreibung
Eugenie Markham ist eine mächtige Schamanin, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdient, Geister und andere übernatürliche Geschöpfe zu bannen, die in die irdische Welt einbrechen. Sie erhält den Auftrag, ein junges Mädchen zu suchen, das vermutlich von Feen entführt wurde. Dazu muss sie selbst in die magische Welt der Feen reisen – ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen. Unterstützung erhält sie von dem geheimnisvollen Gestaltwandler Kiyo, der ihr nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht einfach nicht mehr aus dem Sinn will. In der Welt der Feen macht Eugenie außerdem eine Entdeckung, die alles in Frage stellt, was sie bislang zu wissen glaubte.

Über die Autorin
Richelle Mead wurde in Michigan geboren. Sie hat Kunst, Religion und Englisch studiert. Nach dem Erfolg ihres Romans ‚Succubus Blues‘ hat sie mit Vampire Academy ihre erste Jugendbuchserie an den Start gebracht, mit der ihr auf Anhieb der Sprung auf die amerikanischen Bestsellerlisten gelang. Weitere Infos unter: www.richellemead.com

Über den Übersetzer
Frank Böhmert, 1962 in Berlin geboren, hat einen Sommer lang auch mal Schmuck auf Märkten und Rummelplätzen verkauft. Seit 1994 ist er ausschließlich als Literaturübersetzer und Autor tätig. Zu seinen eigenen Veröffentlichungen gehören Hörspiele und Kurzgeschichten. „Der Elefant auf dem Dach“ ist sein erster Roman.#

Dark Swan/Sturmtochter ist am 15.05.2010 im LYX Verlag erschienen. Die Taschenbuchausgabe umfasst 366 Seiten und ist für 12,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Leserkreis bedankt sich bei Angie für die schöne Rezension und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung des Rezesionsexemplares.

Gute Fantasy-Krimi-Action: Dämonenmal von Lilith Saintcrow [Rezension]

Gute Fantasy-Krimi-Action: Dämonenmal von Lilith Saintcrow

Jill Kismet ist nach dem Tod ihres Lehrmeisters Mikhail die oberste Dämonen-Jägerin in ihrer Stadt Santa Luz. Sie beschützt die Menschheit, indem sie nachts auf ihren Streifzügen durch die dunklen Gassen Jagd auf die sogenannte „Höllenbrut“ macht.
Vor seinem Tod konnte Jills Lehrmeister sie noch dazu überreden einen Handel mit einem Dämon einzugehen, von dem beide gleichermaßen profitieren. Jills Sinne sind daraufhin geschärft und ihre Kräfte größer.
Nach einem grausamen Mordanschlag auf vier Polizisten, wird sie zu den Ermittlungen herangezogen. Auch das FBI wird auf diese Mordserie angesetzt und schickt sein Martindale-Kommando, zwei Werkatzen, die mit Jill an diesem Fall zusammenarbeiten sollen, in den Einsatz. Der Hauptverdächtige ist ein entartetes Werwesen. Mit von der Partie ist auch Saul Dustcircle – Werkatze und Fährtenleser aus einem Reservat. Er wird bei Jill untergebracht. Eine anfängliche Antisympathie schlägt langsam in eine sanfte Romanze um.

Der Roman wird aus der Perspektive von Jill erzählt und beginnt mit einer Rückblende, als sie den symbiotischen Pakt mit dem Dämon Perikles eingeht. Man stößt zwischendurch immer wieder auf Rückblenden über Jills schwierige Vergangenheit. Leider werden nicht alle Fragen geklärt und es bleibt zu hoffen, dass sich dieses Bild in den nächsten Bänden genauer zusammenfügt. Jill ist knallhart und extrem sarkastisch. In starkem Kontrast dazu stehen die sanften Bande, die zwischen ihr und Saul entstehen. In dem Buch folgt eine Kampfszene der nächsten. Bis auf Jill bleiben die Charakterisierungen der anderen Figuren ziemlich nebulös. Außergewöhnlich sind in dem Buch die ständigen in Kursivschrift eingefügten Gedankenfragmente und Bemerkungen der Protagonistin. So hat der Lesende die Möglichkeit die Gespräche und Gedankengänge, die die Protagonistin mit sich selbst führt, mitzuverfolgen. Das Buch ist voller Action und sehr fantasievoll ausgeschmückt. Jill trägt einen silbernen Talisman im Haar, der klimpert und Funken sprüht, ihre Augen sind verschiedenfarbig, sie besitzt eine Peitsche, die in Überschallgeschwindigkeit zuschlagen kann. Sie ist auf jeden Fall ein ähnlich exotisches Exemplar wie die Vampirjägerin Buffy.

Das Dämonenmal ist ein gelungener Auftakt, und wer auch gerne mal gute Fantasy-Krimi-Action liest und nicht unbedingt eine gefühlsgeladene Liebesgeschichte darin verwoben haben möchte, dem ist das Buch unbedingt zu empfehlen. Einen Extrapunkt erhält die Autorin für das angefügte Glossar. Da man auch hier wieder auf einige neue Begriffe, Wesen und Utensilien stößt, ist die Erklärung im Anhang oftmals hilfreich.

Kurzbeschreibung
Nach dem Tod ihres Meisters Mikhail ist Jill Kismet die oberste Jägerin ihrer Heimatstadt und unterstützt die Polizei im Kampf gegen übernatürliche Geschöpfe. Der Kuss eines Dämons hat Jill erstaunliche Fähigkeiten und Kräfte verliehen. Da wird sie an den Schauplatz eines grausamen Verbrechens gerufen: Ein Unbekannter hat vier Polizisten ermordet und verstümmelt, und die Polizei vermutet, dass ein Gestaltwandler die Tat begangen haben könnte. Jill erhält Unterstützung von dem gut aussehenden Werpuma Saul, für den sie schon bald tiefere Gefühle hegt. Aber kann die hartgesottene Jägerin ihm gegenüber ihre Seele öffnen?

Über die Autorin
Lilith Saintcrow wurde in New Mexico geboren. Sie begann ihre Karriere als Schriftstellerin 2004 mit der erfolgreichen Watcher-Serie. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann, drei Kindern und einem Haus voller Katzen in Vancouver, Washington.

Die 364 Seiten umfassende Taschenbuchausgabe ist am 15.04.2010 im Egmont-LYX Verlag erschienen und für 9,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Doc Jane für diese anschaulich geschilderten Eindrücke zu Lilith Saintcrows Dämonenmal und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung des Rezensionsexemplars.

Vampire, Feen und Liebe: Der Venuspakt von Jeanine Krock [Rezension]

Der Venuspakt von Jeanine Krock

Nuriya ist eine Fee. Nach dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern wendet sie sich von der Magie ab, verlässt ihre Heimat und wird zur Einzelgängerin. Ihre Herkunft und ihre magischen Fähigkeiten verdrängt und verleugnet sie komplett. Als ihre Tante sie um Hilfe bittet, kehrt sie widerwillig in ihre Heimatstadt zurück.

Dort trifft sie auf Kieran, einen sehr mächtigen Vampir. Kieran ist ein Kämpfer des „Hohen Rates“ und hat die Aufgabe, die Gesetze der „Anderswelt“ zu schützen. Kieran wird von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen gequält. Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Frau, der schon Jahrhunderte zurückliegt. Er ist davon überzeugt verflucht zu sein und nie wieder eine Geliebte und Seelenverwandte zu finden.

Nuriya und Kieran fühlen sich sofort zueinander hingezogen, aber beide wehren sich gegen ihre aufkeimende Liebe und sind davon überzeugt, dass ihre Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhen. Als Nuriya in Lebensgefahr gerät, rettet Kieran sie, obwohl er damit gegen die Regeln des Rates verstößt. Sein Handeln stürzt die beiden in ein absolutes Gefühlschaos und der Frieden zwischen Feen und Vampiren gerät in Gefahr. Der Venuspakt, das Bündnis, das den Frieden aufrecht erhält, muss erneuert werden und Nuriya spielt dabei eine wichtige Rolle. Böse Mächte der „Anderswelt“ wollen die Erneuerung des Bündnisses verhindern und bedrohen das Leben von Nuriya.

Ein schöner Liebesroman, der mit allem aufwartet, was wir Mystik-Fans lieben. Vampire, Feen und Wandelwesen tummeln sich darin. Da am Anfang die Schauplätze oft gewechselt werden und auch viele Personen auftauchen, hat man ein bisschen Mühe in die Geschichte einzutauchen. Aber dann entfaltet sich ein spannender Roman mit einer verzwickten Liebesgeschichte und einer Verschwörung im Hintergrund. Die Spannung hält bis zum Schluss. Ob es zu einem Happy-End kommt, oder nicht, wird natürlich nicht verraten. Das Gesamtpaket von Liebe, Schmerz, Spannung, knisternder Erotik und Action stimmt und man wird rundum gut unterhalten. Wenn man die kleinen Startschwierigkeiten erst einmal hinter sich hat, kann man das Buch nur schlecht aus der Hand legen. Wer dieses Genre liebt, liebt auch diesen Roman.

Kurzbeschreibung
Als die Fee Nuriya den Blick eines Fremden spürt, ahnt sie sofort, dass ihr Leben aus den Fugen geraten wird. Kieran ist ein Vampir und tötet jeden, der es wagt, die magische Ordnung zu stören. Doch die widerspenstige Feentochter berührt sein Herz. Als sie in Lebensgefahr gerät, verstößt Kieran selbst gegen die Regeln des Venuspakts, der den Frieden zwischen Feen und Vampiren seit vielen Jahrhunderten aufrechterhält …

Über die Autorin
Jeanine Krock ist 1962 in Braunschweig geboren und aufgewachsen. Die Autorin war als Kostümbildnerin und Model-Bookerin in verschiedenen europäischen Ländern tätig.
In den 80er Jahren hat Jeanine Krock die Post-Punk-Ära intensiv gelebt. Sie machte Mode, schrieb für verschiedene Gothic- und Vampire-Fanzines und lebte zeitweise in der damaligen Szene-Metropole London. Später engagierte sie sich für diverse Onlineprojekte und sammelte Erfahrung in Webgestaltung und der Entwicklung von Drehbüchern für digitale Lernprogramme. In den letzten Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Erfinden von Geschichten neu und schrieb ihren ersten Roman: „Wege in die Dunkelheit“

Der Venuspakt erschien erstmals 2006 und wurde im Juli 2009 vom LYX Verlag neu aufgelegt. Die Taschenbuchausgabe umfasst 332 Seiten und ist für 8,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Lilli für ihre geschilderten Eindrücke über das Buch und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplars.

Island im Wandel: Kristín Steinsdóttir „Eigene Wege“

Menschen wie wir

Siegtrud K. Ólafsdóttir, auf der Suche nach den eigenen Wurzeln, in Kristín Steinsdóttir „Eigene Wege“

Rebelliert hat Siegtrud ihr Leben lang nicht, obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätte.
Kaum auf der Welt verliert sie ihre Mutter, wächst als Ziehtochter bei der alten Hofherrin Hallfridur in Hafnir auf, die sich liebevoll um sie kümmert.

Ihre linke Hand ist verkrüppelt. Die Finger sind nicht ausgeprägt, dazwischen liegen Schwimmhäute, flossenähnlich. Ihr Haar ist rot, im Gesicht hat sie Sommersprossen. Schon rein äußerlich passt sie nicht in die Welt Islands, als sie 1938 das Licht der Welt erblickt, passenderweise „in jenem Frühjahr als Hitler Österreich ins dritte Reich eingliederte†œ (S.14).

Eingegliedert hat sich Siegtrud trotzdem – als Schülerin, als Arbeiterin auf dem Hof, als Arbeiterin in einer Fischfabrik. Klaglos, trotz der Hänseleien über ihr Aussehen, das Naheliegende nutzend, sich anpassend ohne eine eigene Spur zu hinterlassen. Hilfreich ist dabei die Phantasie, die sich an den Gegenständen entzündet, die ihr die Mutter Petrina in einem Schrankkoffer hinterlassen hat: ein Bild des Großvaters, der geerbte Seidenschal, die Mundharmonika, ein Fotoalbum mit der Aufschrift „La France†œ.

Da sie keine Verwandten hat, die ihr den Bezug erklären könnten, denkt sie sich im Geiste die passenden Geschichten aus, setzt sich in den Koffer und „flog davon†œ (S. 24).
In ihren Geschichten lebt die Mutter noch, bekleidet mit der isländischen Tracht und der Troddelkappe, direkt unter dem Eiffelturm in Paris. Der Vater ist Kapitän auf dem größten Lastkahn und spielt Mundharmonika. Siegtrud „das einzige Kind in ganz Frankreich†œ (S.25) fühlt sich in dieser Scheinwelt geborgen und geliebt. Ihren richtigen Vater kennt sie nicht. Auf einen Brief erhält sie keine Antwort, als der Vater nach langen Jahren des Schweigens den Kontakt sucht, stirbt er, bevor sie ihn besuchen kann.

Als sie ihren Mann Tómas kennenlernt, versucht sie es auch ihm recht zu machen. Von Liebe ist nicht die Rede, aber „natürlich hatte sie Tomás gern gehabt. Er war rechtschaffen und zuverlässig, wusste was für sie beide am besten war, und regelte alles einwandfrei†œ (S.58).

Nach seinem Tod kann sie ein Leben führen, das ihren Interessen entspricht. Sie ist erfüllt von einem „Freiheitsgefühl†œ (S.58), trennt sich von ungeliebten Gewohnheiten, kann den Quark pur essen, und geerbtem Mobiliar. Langjährige Freunde hat sie nicht, also sucht sie sich Situationen aus, in denen sie mit Menschen unverbindlich Umgang hat: auf Beerdigungen, Vernissagen, Wohnungsbesichtigungen in Reykjavik. Wenn es nötig ist und ihr die Menschen zu nahe kommen, gibt sie sich eine andere Identität, erzählt „die Familie warte zu Hause auf sie. Die Urenkel seien nachmittags oft bei ihr, und die Enkel schneiten auch häufig herein (S.33)

Und wirklich allein ist sie sowieso nicht: die Personen aus ihrer Vergangenheit – die Großmutter, Mutter, Ziehmutter begleiten sie und tauchen in bestimmten Situationen auf. Das verstärkt sich, als sie ihrer Vergangenheit mehr Raum gibt und den Deckel zu dem Koffer hebt, der noch von ihrem Großvater stammen soll. „Es öffneten sich Pforten, und atemlos traf sie alte Bekannte…schloss sie die Augen und ging mit ihren imaginären Verwandten auf die Reise.†œ Diese Vergangenheit bereichert ihr Leben. Wie in einem Puzzle setzt sie aus all den verschiedenen Vorfahren ihre eigene Identität zusammen und recherchiert in öffentlichen Datenbanken und alten Zeitungen. Am Schluß fehlt noch ein Mosaiksteinchen. Um nach ihren französischen Wurzeln zu suchen, lernt sie die Sprache des Großvaters und bucht mutig eine Gruppenreise. Im Bus sitzt sie nicht alleine, neben ihr nimmt eine dunkelhaarige Frau mit langen Zöpfen Platz (S.126). Wunschbild und Realität treffen zum letzten Mal aufeinander, „als sie wieder aufschaute, war die Frau verschwunden†œ (S.127).

Sie hat ihre Wurzeln gefunden und es ist Siegtrud zu wünschen, dass sie auf ihrem eigenen Weg auch sich selbst entdecken wird. Denn mit dem Wissen um ihre Herkunft, kann sie beruhigt den Fuß in die Zukunft setzen, sie wird wie es eingangs programmatisch in der Liedzeile heißt „auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann (S.7).

Kurzbeschreibung
Siegtrud ist Witwe geworden, lebt allein in Reykjavík von sehr wenig Geld und staunt, was man alles in dieser schönen Stadt erleben kann, auch wenn man gar nichts ausgibt. Sie trägt Zeitungen aus und bekommt das ‚Morgenblatt‘ daher umsonst, ist über alles informiert und muss an manchen Tagen sogar eine Prioritätenliste aufstellen. Da gibt es die Beerdigungen, zu denen sie gerne geht, um mitzusingen und sich beim anschließenden Leichenschmaus zu verköstigen, Wohnungsbesichtigungen, bei denen es Kaffee und Vernissagen, bei denen es Champagner gibt. Sie ist genügsam, mit dem Alleinsein vertraut und weiß das Leben mit allen Sinnen zu genießen. Aber da ist noch mehr: Ein Koffer mit Erinnerungsstücken ihrer Mutter, darin ein französischer Seidenschal, ein Bildband von Frankreich und ein Foto ihres exotisch wirkenden Großvaters Magnús, der Franzose gewesen sein soll. Schon als Kind hatte sich Siegtrud in den Koffer gesetzt und war in ihren Tagträumen in dieses geheimnisvolle Frankreich gereist. Eines Tages macht sie sich auf, in Archiven nach ihrer Lebensgeschichte und Herkunft zu suchen, lernt sogar Französisch, allerdings mit unnachahmlichem isländischem Akzent. Und am Ende trifft sie eine Entscheidung, packt den alten Koffer wirklich und macht sich auf den Weg nach Paris.

Auf anrührende und ganz und gar unsentimentale Weise erzählt Kristín Steinsdóttir in diesem poetischen kleinen Roman eine Lebensgeschichte, die zugleich den Weg Islands von einer Bauernnation zu einer modernen Gesellschaft illustriert. ‚Eigene Wege‘ ist eine Eloge auf die Zufriedenheit, die Phantasie und den Mut.

Über die Autorin
Kristín Steinsdóttir, 1946 geboren, lebt in Reykjavík und arbeitete zunächst als Grundschul- und Gymnasiallehrerin. Seit 1988 arbeitet sie als Schriftstellerin und ist eine der meistgelesenen, preisgekrönten Kinderbuchautorinnen Islands.

Über die Übersetzerin
Tina Flecken, geboren 1968 in Köln. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Verlagslektorin arbeitet sie seit 2005 als freie Übersetzerin.

Die gebunden Ausgabe von „Eigene Wege“ von Kristin Steinsdottir umfasst 126 Seiten, ist im Juli 2009 im C.H. Beck Verlag erschienen und für 14,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Mamalinde für die anschaulichen Einblicke in das Leben der Protagonistin in „Eigene Wege“ und beim Verlag C.H. Beck für die freundliche Überlassung des Rezensionsexemplars.

Knoblauch, Kreuz und Weihwasser – Handbuch für Vampirjäger [Rezension]

Knoblauch, Kreuz und Weihwasser – Handbuch für Vampirjäger von Scott Bowen

Scott Bowen hat es verstanden ein wirkungsvolles Rezept gegen den allgemeinen Vampir-Hype unserer Zeit zu finden: Man nehme eine ordentliche Portion schwarzen Humor und eine Prise Skurrilität, würzt die Mischung mit jeder Menge makaberen Wortwitz und präsentiert das Ergebnis wortgewandt in sechs Kapiteln. Alleine das Vorwort treibt Tränen in die Augen – Lachtränen!
Das Handbuch ist flüssig zu lesen, teilweise herrlich blutrünstig und mit Liebe zum Detail geschrieben.

In den sechs Kapiteln bekommt man einen Einblick wie man Vampire erkennt, bekämpft und schnellstmöglich und rückstandslos beseitigt. Der Autor räumt mit den alten Vorurteilen auf, Knoblauch, Weihwasser und Kreuze würden gegen die Horden von Vampiren, die überall lauern, helfen.

Für ganz dringende Fälle liefert das Buch in den Rubriken „Vampirfakten“ und „Mal ganz nebenbei gefragt“ zusätzlich eine Schnellübersicht mit Ratschlägen wie man den „blutsaugenden Biestern“ zu Leibe rücken kann.

Ach ja, wichtig ist noch der Warnhinweis von Mr. Bowen: „Dieses Buch ist auf keinen Fall ernst gemeint und beruht auch nicht auf Tatsachen. Wer sich an die Anweisungen des Autors hält, handelt auf eigene Gefahr†œ.

Gut zu wissen, denn sonst könnte es humorlosen Personen durchaus passieren, den Nachbar plötzlich mit anderen Augen zu sehen, oder sich dabei zu ertappen einen verstohlenen Blick über die Schulter zu werfen, ob nicht doch… 😉
Jedem, der dieses Genre liebt, sei das Buch ans Herz gelegt. Ein großes Kompliment gebührt auch Daniel Müller, dem findigen Übersetzter.

Kurzbeschreibung
DAS Buch für Vampirjäger und alle, die es werden wollen – originell und wunderbar komisch: Seit Tausenden von Jahren wird unsere Welt von Vampiren bevölkert – Begegnungen mit ihnen sind inzwischen unvermeidlich geworden. Gut, wenn man dann mit den Verhaltensweisen und Gewohnheiten der unsterblichen Blutsauger vertraut ist. Dieses Handbuch vermittelt die wichtigsten Grundlagen, um gegen die Nachtgeschöpfe zu bestehen: Woran erkennt man einen Vampir, wie wehrt man einen Angriff ab? Und welche Fallen funktionieren überhaupt? Diese und andere existentiellen Fragen werden in diesem absolut unverzichtbaren Standardwerk ausführlich erörtert. Mit praktischen Anleitungen!

Über den Autor
Scott Bowen ist Redakteur und Schriftsteller. Er lebt und arbeitet in New York – der Vampirmetropole schlechthin! Laut eigener Aussage hat er bereits drei Blutsauger erlegt.

Knoblauch, Kreuz und Weihwasser – Handbuch für Vampirjäger von Scott Bowen umfasst 313 Seiten, ist im November 2009 im LYX Verlag erschienen und für 9,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Angie für ihre geschilderten Eindrücke über das Buch und beim LYX Verlag für das Rezensionsexemplar.