Frankfurter Buchmesse 2010: Ein Autoren-Streiflicht vom 08.10.2010

Frankfurter Buchmesse 2010: Ein Autoren-Streiflicht vom 08.10.2010

Im Vorfeld hatte ich mir für meinen ersten Tag auf der Frankfurter Buchmesse 2010 viel vorgenommen. Einige, aber längst nicht alle geplanten Termine konnte ich einhalten. Das lag zum Teil daran, dass ich mich bereits morgens schon verspätet hatte, zum anderen an den weiten Wegen zwischen den einzelnen Hallen und den vielen, vielen interessanten Angeboten, die mich schon unterwegs oftmals aufhielten. Grundsätzlich war der Tag hektisch und anstrengend, aber in jeder Hinsicht wunderbar und ereignisreich.

Nachfolgend Fotos von den Autorinnen und Autoren, deren Veranstaltungen ich am 08.10.2010 besucht habe. Die Qualität ist nicht unbedingt überzeugend, das liegt vor allem daran, dass alle Fotos aufgrund des großen Andrangs bei allen Autorentreffen aus einiger Entfernung aufgenommen wurden. Sie vermitteln hoffentlich trotzdem einen Eindruck von dem Geschehen:

Gegen 11 Uhr trafen sich Melinda Nadj Abonji, Preisträgerin des Deutschen Buchpreises 2010 und Jochen Jung, Gründer und Leiter des österreichischen Jung und Jung Verlags, zu einem Gespräch mit Holger Heimann vom Börsenblatt in Halle 4 auf dem Messegelände der Frankfurter Buchmesse. In erster Linie ging es in dem Gespräch um Melinda Nadj Abonjis Roman „Tauben fliegen auf

Foto: Jochen Jung, Melinda Nadj Adonji, Holger Heimann

________________________________________________________________________________________

Um 11.45 Uhr betrat die dänische Autorin Janne Teller in Halle 3,1 die FAZ-Bühne. Janne Teller stellte sich den Fragen von Tilmann Spreckelsen (FAZ) zu ihrem kontrovers diskutierten Jugendbuch „Nichts. Was im Leben wichtig ist„.

Foto: Tilmann Spreckelsen und Janne Teller

________________________________________________________________________________________

Um 12 Uhr nahm Jonathan Franzen mit Marita Hübinger am Übergang zwischen Halle 5 und 6  auf dem „blauen sofa“ (Link führt zur Mediathek des ZDF mit der kompletten Aufzeichnung) Platz. Franzen diskutierte mit Marita Hübinger über seinen neuen Bestseller „Freiheit“ in erstaunlich gutem Deutsch, das allerdings seinen persönlichen Ansprüchen nicht genügte wie er mehrmals betonte. Das „blaue sofa“ ist eine Kooperation von ZDF-aspekte, Der Club Bertelsmann, Süddeutsche Zeitung und Deutschlandradio Kultur.

Foto: Marita Hübinger und Jonathan Franzen

_________________________________________________________________________________________

Um 12.30 Uhr sprach Ruth Klüger mit Irisch Radisch (Die Zeit) über ihr Buch „Was Frauen schreiben“. „Frauen lesen anders“ – das behauptete die große Schriftstellerin Ruth Klüger in ihrem berühmten Buch. Nun geht sie der Frage nach, ob Frauen auch anders schreiben. Antwort sucht sie in Werken von so unterschiedlichen Autorinnen wie Herta Müller und Nadine Gordimer, Erika Mann und J. K. Rowling, Slavenka Drakulic, Doris Dörrie, Margaret Atwood und vielen anderen. Ruth Klügers Kanon: Eine Literaturgeschichte aus Sicht der Frau.

Foto: Ruth Klüger und Iris Radisch

_________________________________________________________________________________________

Um 14 Uhr führten Ferdinand von Schirach, Brigitte Zypries (Bundesministerin a.D.) und Guido Schmitz ein Gespräch über die spannenden und bewegenden Fallgeschichten aus von Schirachs Buch „Schuld: Stories“. Veranstalter war die Berliner Vorwärtsgesellschaft mbH in Halle 3.0.

Foto: Guido Schmitz, Brigitte Zypries und Ferdinand von Schirach

________________________________________________________________________________________

In Halle 3.1 herrschte großer Andrang, als der sympathische Schweizer Autor Martin Suter mit Rose-Maria Gropp (FAZ) gegen 14 Uhr über seinen Bestsellerroman „Der Koch“ sprach. Es ging um „Love-Food“ fürs diskrete Tête-à-Tête, politische Gegenwart, Liebesgeschichte, Exotik und Sinnlichkeit in seinem Buch.

Foto: Martin Suter und Rose-Maria Gropp (FAZ)

________________________________________________________________________________________

Lange bevor Dr. Helmut Kohl auf dem Messegelände eintraf, herrschte bereits dichtes Gedränge am Stand des Heyne Verlags in Halle 3.1. Eher zufällig bekam ich die Ankunft des 80-jährigen Altbundeskanzlers von der Terrasse der Messehalle aus mit. Dr. Helmut Kohl ist sichtlich gezeichnet von seiner Krankheit und konnte ohne Hilfe das Auto, das ihn direkt vor die Halle gefahren hatte, nicht verlassen. Seit er sich im Februar 2008 bei einem schweren Sturz in seinem Haus ein Schädel-Hirn-Trauma zuzog, benutzt er bei öffentlichen Auftritten einen Rollstuhl. Helmut Kohl wurde von seiner 46-jährigen Ehefrau Maike Richter begleitet.

_________________________________________________________________________________________

Zwei der sechs nominierten Autoren des Schweizer Buchpreises 2010 waren zwischen 15 Uhr und 15.45 Uhr in Halle 4.1 zu Gast beim Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV. Urs Faes und Pedro Lenz sprachen mit Martin Walker (Redakteur Schweizer Buchhandel) über ihre in der Shortlist vertreten Romane. Der Gewinner des Schweizer Buchpreises 2010 wird am 14. November 2010 bekannt gegeben.

Foto: Martin Walker, Pedro Lenz, Urs Faes

_________________________________________________________________________________________

Gegen 17 Uhr präsentierte der EGMONT LYX Verlag sein neues Genre „Romantic-Thrill“ am Stand in Halle 3.0 in einer Talkrunde mit der Autorin Michelle Raven, der Geschäftsführerin vom Loveletter-Magazin Kris Alice Hohls und der Pressesprecherin vom LYX Verlag Christina Knorr. Im Anschluss gab es Kölsch vom Fass und Fingerfood. Einige bekannte Autoren, u.a. Wolfgang Hohlbein, tummelten sich unter den vielen Gästen.

Foto: Christiana Knorr, Kris Alice Hohls und Michelle Raven

Bayerische Staatsregierung will 5,7 Millionen bei städt. Gymnasien kürzen

Bayerische Staatsregierung will 5,7 Millionen bei städtischen Gymnasien kürzen

Laut einer Pressemitteilung der SPD-Landtagsfraktion vom 05.10.2010 plant die Bayerische Staatsregierung offenbar eine weitere Kürzung ihres Anteils an der Finanzierung der kommunalen Gymnasien in Bayern. Ein aktueller Gesetzentwurf, der sich gerade in der Verbandsanhörung befindet, sieht vor, dass wegen der Einführung des G8 insgesamt 5,7 Millionen Euro bei den städtischen Gymnasien eingespart werden sollen.

Der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, Hans-Ulrich Pfaffmann, hält dies für untragbar: „Abgesehen davon, dass sich der Freistaat beim Lehrpersonalkostenersatz seit Jahrzehnten zu Lasten der Kommunen abspatzt, indem er lediglich 61 Prozent der tatsächlichen anfallenden Lehrergehälter zurückerstattet, kommt es ab 2012 zu weiteren Verlusten für die Kommunen. Und das, obwohl die Fakten noch nicht feststehen: Es ist erstens überhaupt nicht abzusehen, ob die Gymnasien tatsächlich in gleichem Maße vom Schülerrückgang betroffen sein werden und zweitens wäre es besser, die Qualität des Unterrichts zu verbessern und nicht Lehrer abzuziehen.“

In einer Forsa-Umfrage, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in der letzten Woche in Berlin veröffentlicht hatte, sprachen sich 96 Prozent der Befragten dagegen aus, bei rückläufigen Schülerzahlen die Investitionen in den Bildungsbereich zu kürzen.

Bereits im Mai 2010 sorgte Kultusminister Ludwig Spaenle für Wirbel, als er im Bayerischen Rundfunk einen bildungspolitischen Sparkurs mit den Worten angekündigte: „Diese Zielsetzung von 1.000 zusätzlichen Lehrerplanstellen wird im Doppelhaushalt nicht mehr avisiert. Davon müssen wir im Moment ausgehen, dass es einen solchen Lehrerplanstellenzuwachs nicht mehr geben wird.“ Die Haushaltssituation sei aktuell „extremst schwierig“.

Im 2008 mit der FDP geschlossenen Koalitionsvertrag heißt es zu dem Thema: „Wir wollen bis zum Ende der Legislaturperiode Klassenhöchstzahlen von 25 an den Grund- und Hauptschulen bzw. 30 an den übrigen Schulen erreichen. (…) Dazu ist pro Schuljahr (SJ 08/09 bis SJ 13/14) die Schaffung von mindestens 1.000 zusätzlichen Lehrerstellen erforderlich.“

Angesichts der Äußerungen Spaenles schien somit ein zentrales Versprechen der Koalitionsregierung in Gefahr und es hagelte Proteste seitens der Opposition und des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes.

Daraufhin erklärte Spaenle: „Es gibt in Bayern keine Kürzungen im Bildungsbereich, Ziel der Staatsregierung bleibe, die im Koalitionsvertrag vereinbarten zusätzlichen Lehrerplanstellen auch umzusetzen. Ich bin missverstanden worden.“

Rückruf: 80.000 Ausgaben von Jonathan Franzens Roman fehlerhaft

Rückruf: 80.000 Ausgaben von Jonathan Franzens Roman fehlerhaft

Wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, werden in Großbritannien 80.000 Ausgaben, von denen schon rund 8000 verkauft seien, von Jonathan Franzens neuem Roman „Freedom“ („Freiheit“) zurückgerufen.

Ein Verlagssprecher von HarperCollins sagte, dass die Ausgabe dutzende Fehler bei der Zeichensetzung und bei der Rechtschreibung enthalte. Demnach habe ein Schriftsetzer den Fehler verursacht, weil er nicht die endgültige Druckversion des Buches benutzt habe.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

um[laut] – ein anspruchsvolles Magazin für junge und politische Kunst

Foto: Patrizia Odyniec – Ausschnitt „eine Ordnungswidrigkeit“ © um[laut]

um[laut] ist ein Magazin für junge und politische Kunst. Es erscheint viermal jährlich als Printmagazin und in Farbe. Wer sich für Gesellschaftskritisches, Andersgedachtes von Künstlern, die inspiriert werden von einer gewissen Sorge um die Welt in der sie leben interessiert, sollte unbedingt einen Blick hineinwerfen.

Die aktuelle Ausgabe 08 (3. Quartal 2010) ist unter dem Titel „was glänzt“ erschienen. Darin enthalten sind Fotografien von Caterina Micksch, die sich in einem Interview den Fragen der um[laut]-Redaktion über ihre Arbeit zum Thema Neonatizid stellt. Unter dem Titel „Gretchen 2006/2007“ hat Caterina Micksch die Fundorte von 20 Babyleichen, die 2006 kurz nach ihrer Geburt von ihren Müttern getötet wurden, unter ungewöhnlichen Aspekten imaginiert.

Eine Ordnungswidrigkeit: begangen mit Wasser und Waschmittel. Über die Ästhetik von Normverstößen“ berichten die Fotografien von Patrizia Odyniec auf eindrucksvoll schöne Weise.

Lyrik von Alexander Weinstock, Axel Görlach, Sascha Kokot, Matthias Kröner und Christian Kreis regen zum Nachdenken, Träumen und ein wenig zum Lachen an.

In Eva Romans Kurzgeschichte „Machs gut, Albertine“ wird das Leben weitergehen ob mit oder ohne Albertine. In weiteren Prosastücken geht es in Johann Reissers „Erzählungen an einen Hund„, Roman Schaupps „Der schwere Ausnahmefehler 1N7ST, Daniela Chanas „Pflichterfüllung“ und Jinn Pogys „Nackter Hohn„.

um[laut] präsentiert die anspruchsvollen scharfsinnigen Kurzgeschichten und Gedichte, Fotografien und Malerei oder Streetart so, dass die Kunst in jedem Beitrag in seiner schlichten aber hochwertigen Gestaltung für sich spricht.

Junge Künstler und Kreative, ob etabliert oder Newcomer, werden gebeten, ihre „politische Kunst“ einzureichen.

Die um[laut]-Redaktion, um die Herausgeberin Anne von der Bey, ist nach eigenen Angaben anspruchsvoll, aber immer offen für Unbekanntes und Ungewohntes.

Quelle: um[laut]

In The Library – der Duft nach Büchern und Bibliotheken von CB

In The Library – der Duft nach Büchern und Bibliotheken von CB

Der US-Amerikaner Christopher Brosius entwickelt Düfte und verkauft seine Kreationen unter dem Firmennamen CB I Hate Perfume. Wer sich für seine Produkte interessiert, muss sich in seinen Laden in das Industriegebiet von Brooklyn begeben oder sie im Internet bestellen.

Christopher Brosius kreiert ganz ungewöhnliche Düfte und verzichtet komplett auf synthetische Zusätze. Seine Abneigung gegen Parfüm, das in einem allgemein üblichen Herstellungsverfahren produziert wird, verkündet er in seinem Firmenlogo.  Nach seiner Ansicht lösen viele Düfte Aggressionen aus und werden oftmals sowohl von Frauen als auch Männern viel zu stark aufgetragen. Brosius will mit seinen Düften Geschichten erzählen und Erinnerungen wecken. So verströmen aus seinen Fläschchen mit der Aufschrift „At the Beach 1966“ eine frische Meeresbrise, aus „Memory of Kindness“ der Geruch nach Erde und Tomaten oder moosiger Boden und nasses Laub aus „Wild Hunt„.
In seiner „Erlebnis-Serie“ finden sich Kreationen, die ein ganz besonderes Gefühl für einen bestimmten Ort oder eine Erfahrung auslösen sollen. Alle Düfte hat Christopher Brosius in seiner Heimat entworfen. Namen wie Walking In The Air (der Duft von frisch gefallenem Schnee), The Fir Tree (Tanne mit einem Hauch von gefrorener Erde), In The Summer Kitchen (frisches Gemüse und Kräuter aus dem Garten an einem klaren Sommerabend mit einem Touch von altem, gelagertem Holz) oder Burning Leaves (Rauch von brennenden Ahornblättern) stehen auf den schlichten Glasbehältern.

In The Library“ ist seine neueste Kreation. Inspiriert durch seine Sammelleidenschaft für antiquarische Bücher hat Brosius einen Duft entwickelt, der laut seiner Beschreibung nach einem bestimmten englischen Roman aus dem Jahr 1927, nach Bibliothek, einer Mischung aus russisch und marokkanischen Lederbindungen und einem Hauch von Holzpolitur riecht. Wie zu all seinen anderen Produkten hat der Parfümeur auch zu „In The Library“ eine ganz persönliche und ausführliche Geschichte darüber auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Vor vielen Jahren begann er seine Jagd auf die Erstausgaben seiner Lieblingsautoren. Immer wenn er liest, atmet er beim Öffnen des jeweiligen Buches tief ein. „Es gibt nur wenige Dinge, die besser sind als der Geruch eines geliebten Buches„, sagt Brosius. Der Geruch von neu gedruckten Büchern unterscheidet sich sehr stark von alten. Ältere Bücher riechen reifer und oft süßer. Illustrierte Bücher unterscheiden sich im Geruch stark von Büchern ohne Bilder. Bücher aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Epochen haben sehr individuelle Düfte und verraten viel über den Zeitpunkt ihrer Entstehung. Brosius sagt weiter, dass er  unterscheiden kann, ob ein Buch vernachlässigt oder gut aufbewahrt wurde. Er kann sagen, ob ein Buch in einer Bibliothek, in der Pfeifentabak oder Zigarren geraucht wurden, gestanden hat.  Bücher aus Kalifornien riechen anders als Bücher aus New York, London oder Paris. Auch die Düfte der verschiedenen Bindungen nach Leim, Leder,  Stoff oder Papier haben einzigartige Eigenschaften und würzen jedes Buch mit einer Prise Persönlichkeit. Manchmal erkennt Brosius an einem Buch auch einem Hauch von Schimmel. Das stört ihn aber nicht im geringsten, denn, wenn er es in Händen hält, bedeutet es, dass dieses Buch die Zeit überlebt hat.

Ihm ist klar, dass für viele Leseratten diese verschiedenen Gerüche nicht von Bedeutung sind, für ihn sind sie so zauberhaft wie das Bouquet eines vorzüglichen Weins. Nach Spannung, Abenteuer, Entdeckung, Aufklärung und Wissen duften Bücher und  Bibliotheken, und das alles hat Christopher Brosius in seine Parfümfläschchen mit der Aufschrift „In The Library“ gepackt.

Das behauptet er zumindest. Ich gebe zu, dass ich mich gerne davon überzeugen würde. Mehr aber auch nicht, denn wer möchte wirklich nach alten Büchern und Bibliotheken riechen. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass der Geruch nach Moos, verbrannten Blättern oder Sommergemüse wirklich attraktiv ist. Und wie riecht frisch gefallener Schnee?

Trotzdem scheint Brosius Erfolg mit seinen ungewöhnlichen Düften zu haben. 15 ml Parfüm „In The Library“ kosten immerhin 65 $ und 150 ml Raumspray sind für 45 $ zu haben.