Geschenktipp: Ilias von Raoul Schrott

[…]agamemnon jedoch gefiel das ganz und gar nicht – er lehnte ab beschimpfte ihn und jagte ihn davon wie einen räudigen hund: hör auf, bei unseren schiffen herumzuschleichen – laß dich hier nicht noch mal blicken! denn dann nützt dir auch der lorbeer am stab da nichts mehr – das mädel freilassen? mit nach argos nehm ich sie – da soll sie mir mein bett warm halten und zuhause am webstuhl stehen bis sie alt und grau ist! hau ab wenn du hier mit heiler haut davonkommen willst![…]

So hört sich Homer, der wohl berühmteste Dichter des Abendlandes an, wenn ihn ein heutiger Dichter übersetzt.

Raoul Schrotts Neu-Übersetzung der Ilias, die im September 2008 im Hanser Verlag erschienen ist, räumt auf mit Hexameter und geflügelten Worten und versetzt den Dichter sprachlich in unsere Zeit.

Die Auseinandersetzungen der Helden und Götter aus Homers Epos vom trojanischen Krieg lesen sich  spannend wie ein Abenteuerroman.

Kurt Flasch, ein deutscher Philosophiehistoriker, spezialisiert auf die Philosophie der Spätantike und des Mittelalters, ist das neue, lebendige, zeitgemäße Gewand hundertmal lieber als alle altertümelnden Übersetzertricks. Gut, „bürgerliche Leser“ sollen sich festhalten, rät Flasch, allen Lausbuben aber verspricht er das „ungeheure Geschehen der Ilias“ überlebensgroß und „rund und schön“. Flaschs Überzeugung geht so weit, dass er sich den Text als Schullektüre wünscht. Und sei’s bloß, weil der Band sich selbst, so wunderbar zur Diskussion reizend, konterkariert.
Die Rezension von Kurt Flasch erschien am 15. Oktober 2008 unter dem Titel Ihr habt meinen Palast leergeklaut in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Der österreichische Literaturwissenschaftler, Komparatist und Schriftsteller Raoul Schrott, geboren am 17. Januar 1964 in Landeck, arbeitete ab 2005 an der Neuübersetzung von Homers Ilias. Sie wurde von den Hörspielredaktionen des Hessischen Rundfunks und von Deutschlandfunk in Auftrag gegeben, als Hörspiel mit dem alleinigen Sprecher Manfred Zapatka und in der Regie von Klaus Buhlert produziert und ausgestrahlt.

Dazu befasste er sich mit neueren internationalen Veröffentlichungen der komparativen Literaturwissenschaft, die seiner Meinung nach vielfache Bezüge zwischen Homer und assyrischen Texten aufgezeigt haben. Er stellte die These weiterer Parallelen zwischen altorientalischen und den homerischen Schriften auf, zudem von Verbindungen zur Genesis des „Alten Testaments“. Dazu stellte er fest: „Die Gräzisten und die Assyrologen nehmen bisher kaum Notiz voneinander, Okzident und Orient werden in der Literaturwissenschaft im Unterschied zur Archäologie oder Ethnologie noch immer ideologisch und kulturell getrennt.“

Homer, der überlieferte Verfasser der Ilias; römische Kopie aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. eines hellenistischen Originals. British Museum, London.
Homer

Die von Schrott angeführten Bezüge zwischen Homer und Assyrischen Texten führten dazu, dass er ein zunächst geplantes literaturwissenschaftliches Vorwort der Übersetzung zu einer separaten Veröffentlichung erweiterte, in der er seine These zur Homerischen Frage darlegt, dass der Grieche Homer im assyrischen Kulturraum gelebt haben müsse. Er verglich die Landschaftsbeschreibungen der Ilias mit den westlichsten Teilen des assyrischen Einflussgebietes und fand („hunderte“) Verweise auf die antike Kulturlandschaft Karatepe in Kilikien.

Für Schrott war Homer ein griechischer Schreiber am Hof in Karatepe, der alte griechische Motive vom trojanischen Krieg in lokale Gegebenheiten und Erzähltraditionen kleidete. Schrotts Thesen zu Homer und Troja, die er am 22. Dezember 2007 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlichte, stießen auf den von Schrott erwarteten scharfen Widerspruch mehrerer Wissenschaftler, wie etwa des Gräzisten Joachim Latacz oder des Althistorikers Stefan Rebenich. Gleichwohl halten andere Wissenschaftler wie Robert Rollinger, Walter Burkert und Christoph Ulf  seine Thesen für diskussionswürdig und „horizonterweiternd“.

Kurzbeschreibung der Ilias
Das älteste Epos Europas und der Ursprungsmythos des Abendlandes in einer neuen, zeitgemäßen Übertragung von Raoul Schrott: Noch nie wurde dem heutigen Leser dieses große Epos vom Troianischen Krieg so nahe gebracht, in einer ebenso kraftvollen wie bildhaften Sprache. Ausgelöst von Paris‘ Raub der schönen Helena, schildert Homer blutige Schlachten zwischen Griechen und Troianern und erzählt von den Göttern, die den Menschen bei ihrer Selbstzerfleischung zuschauen. Homers Geschichte ist das gleichsam enzyklopädische Monument jener Kultur, von der unsere heutige sich ableitet.

Und hier eine Leseprobe mit freundlicher Genehmigung vom Hanser Verlag – © Carl Hanser Verlag, München

I LOIMÓS. M †“ENIS

DIE PEST. DER GROLL

1. †“ 21. tag

m¯enin áeide, theá, peleiádeo achil¯eos
ouloménen, hé myr톙 achaio¯Ä±s álge†™ étheken

von der bitternis sing, göttin – von achilleús, dem sohn des peleús
seinem verfluchten groll, der den griechen unsägliches leid brachte
und die seelen zahlloser krieger hinab in das haus des hades sandte
die blutvollen leben dann nur noch fleisch an dem die hunde fraßen
den vögeln ein festmahl – und wie zeus†™ wille sich dadurch erfüllte …
sing, muse, und beginn mit dem moment wo der göttliche achilleús
sich in einem streit mit seinem kriegsherrn agamemnon entzweite.
doch welcher der götter hatte sie gegeneinander aufgehetzt?
es war apollon, zeus†™ sohn mit leto: vor lauter ärger über agamemnon
hatte er im lager eine pest ausbrechen lassen die das heer dahinraffte;
apollons priester chr ´yses war nicht gebührend ehre erwiesen worden
als der bei den griechischen schiffen erschien, um für sehr viel gold
seine gefangene tochter freizukaufen. den goldenen stab in der hand
mit dem geweihten lorbeerkranz, als zeichen gottes und des friedens
hatte chr ´ yses für sie vor den versammelten truppen um gnade gebeten
und sich an deren zwei feldherren agamemnon und menélaos gewandt:

ihr söhne des atreús – und ihr zum kampf gerüsteten achaier:
die unsterblichen auf dem olymp, sie mögens euch gewähren
troia in schutt und asche zu legen und heil nach haus zu segeln!
mein kind aber, das laßt gehen: und nehmt dafür all mein gold
schon aus achtung vor zeus†™ sohn apollon und seinen pfeilen!
die achaier hatten ihm alle beifällig zugestimmt und gefordert
dem priester respekt zu erweisen und sein gold zu akzeptieren;
agamemnon jedoch gefiel das ganz und gar nicht – er lehnte ab
beschimpfte ihn und jagte ihn davon wie einen räudigen hund:
hör auf, bei unseren schiffen herumzuschleichen –
laß dich hier nicht noch mal blicken! denn dann
nützt dir auch der lorbeer am stab da nichts mehr –
das mädel freilassen? mit nach argos nehm ich sie –
da soll sie mir mein bett warm halten und zuhause
am webstuhl stehen bis sie alt und grau ist! hau ab
wenn du hier mit heiler haut davonkommen willst!
dem greis stockte der atem – schweigend machte er kehrt
und schritt die lärmend ans ufer rollende brandung entlang
und hob nach ein paar schritten an zu seinem herrn apollon
dem sohn der leto, der schutzgöttin allen lebens, zu beten:
hör mich, gott mit dem silberbogen, der du über unserer troás stehst
und über killa, ténedos und mein chryse herrschst
herr auch der ratten: hab ich deinem tempel da nicht ein dach errichtet
und dir zum opfer die fetten schenkel von stieren und ziegen verbrannt?
dann erfüll nun auch meine bitte, ich flehe dich an:
laß die danaer meine erniedrigung büßen durch das gift deiner pfeile!
und phoíbos apollon, der gott des lichts, erhörte sein gebet
und brach auf vom höchsten grat des olymp, zorn im herzen
den bogen um die schulter geschwungen, den köcher gefüllt –
und die pfeilspitzen auf seinem rücken, sie klirrten metallen
als er ausschritt und dem schatten der nacht gleich herabkam.
abseits der schiffe setzte er sich an den strand, legte an
und mit einem gellenden sirren der sehne gingen seine pfeile
nieder auf sie – maultiere und streunende köter traf er zuerst

danach die menschen: er zielte auf sie und schoß und schoß …
und scheiterhaufen brannten in engen reihen, ohne unterlaß.
neun tage lang hagelte es pfeile in die flanke des heeres.
am zehnten jedoch berief achilleús alle zu einer versammlung:
die idee hatte ihm hera eingegeben – die gattin des zeus wollte
ihre weißen arme vor dem dahinsiechen ihrer geliebten danaer
nicht mehr länger in den schoß legen. kaum saßen alle im kreis
da trat achilleús schon mit einem schnellen schritt in ihre mitte:
agamemnon! ich fürcht der krieg und die seuche zwingen uns
in die knie – soll der rest von uns hier dem sichren tod entgehn
bleibt uns nur, die belagerung aufzugeben und segel zu setzen.
doch warum fragen wir nicht irgendeinen seher oder priester –
am besten einen traumdeuter: zeus schickt ja auch die träume –
warum der sonst so lichte apollon in solch dunklen zorn geriet:
will er sich damit über ein gelübde oder ein opfer beschweren?
wenn ja, dann stimmt ihn vielleicht der opferrauch von ziegen
und lämmern um – und er hört auf uns weiter heimzusuchen.
die frage stehen lassend, setzte er sich – worauf kalchas
sich erhob, eines priesters sohn; keiner las besser als er
aus dem vogelflug das, was ist, sein wird und was war –
auch den weg nach ilios hatte er den achaiern gewiesen
kraft der ihm von apollon verliehenen gabe des sehens
mit der er nun alles ins rechte licht zu rücken versuchte:
o gott, achilleús – du als zeus†™ liebling hast ja leicht fordern
ich soll den zorn eines gottes deuten, der selbst von weitem
noch tödlich ist! aber ich tus – hörst du? dann schwör aber
daß du dich hinter mich stellst und mir den rücken stärkst
denn meine antwort erweckt sicher die wut jenes mannes
der nicht nur sein argos, sondern auch uns hier beherrscht.
eines herrschers ärger über seine untertanen ist gefährlich;
selbst wenn er ihn eine zeitlang runterschluckt, brennt er
in ihm doch ständig weiter: so lang bis er ihn stillen kann.
überleg also, ob du für mein leben wirklich geradestehst …
worauf der schnellfüßige achilleús kalchas aufrichtig versicherte:

nur mut! nenn mir das omen ruhig – was es auch sein mag!
ich schwöre – bei apollon, der in zeus†™ gunst steht und uns
dank deiner bittgebete all die zeichen der götter offenbart –
daß niemand – solang ich lebe und das licht der erde sehe –
hier im schutzwall dieser schiffe hand an dich legen wird!
kein einziger! auch nicht agamemnon, falls du den meinst –
der tut ja nur so als wär er von uns allen hier der wichtigste!
drauf faßte der weise kalchas sich ein herz und sagte laut und klar:
nicht gebrochener gelübde oder zuwenig opfergaben wegen
ist apollon etwa verärgert, nein: er ist zornig weil agamemnon
seinen priester gedemütigt hat, er seine tochter für sich behält
und kein gold für sie annimmt – deswegen sucht er uns heim
mit seinem bogen; und er wird uns erst von der pest erlösen
wenn wir dieses mandeläugige mädchen freigelassen haben –
aber das jetzt ohne irgendein lösegeld – und wir ihm in chryse
hundert rinder opfern: nur das könnt ihn vielleicht versöhnen.
kalchas hatte sich kaum gesetzt, war agamemnon schon aufgestanden
in all der fülle seiner macht; eines herrschers sohn durch und durch
sah jeder wie jetzt die zornesröte in ihm hochstieg, die blanke wut
in seinen augen aufblitzte – als würde ihm gleich schwarz davor –
und er sich mit einem drohenden blick zum weissager wandte:
du schwarzseher! du hast mir noch nie gutes verheißen –
das einzige was du kannst, ist schlechtes prophezeien;
kein wort kenne ich von dir, auf das man gerne hört!
und jetzt posaunst du vor versammelter truppe rum
daß ihnen apollon nur deshalb die pest geschickt hat
weil ich nicht einsehe, weshalb ich für das mädchen
lösegeld annehmen soll. warum auch? mit nach argos
will ich sie nehmen, da ist sie mir lieber als meine frau
die klytaimnéstra – jawohl! sie ist mindestens so schön
und klug und nicht weniger geschickt mit den händen!
doch da ich hier ein starkes heer brauche – und keines
das am sterben ist – laß ich sie frei: aber nur wenn ich
sofort ersatz kriege! als tribut an meine ehre steht mir

die trophäe zu: als einziger argeier ohne ehrengabe sein
ist gegen jeden brauch: und ihr seht ja, da geht sie dahin …
achilleús jedoch stemmte die arme in die hüfte und hielt dagegen:
hochherrscherlicher argeier, du habgierigster geier von allen:
so freigebig das heer ist – wo solls diese trophäe hernehmen?
am angesammelten beutegut haben sich alle bereits bedient –
was wir aus den städten ringsum raubten, ist längst verteilt …
gegen jeden brauch wäre es, das alles wieder einzusammeln:
nein – überlaß die da, deine chryseís, jetzt und hier dem gott!
dafür entschädigen wir dich später wieder drei- und vierfach –
sobald zeus es uns erlaubt, die paläste in ilios auszuplündern!
worauf ihm agamemnon sofort gebieterisch über den mund fuhr:
glaub nicht, du kannst – bloß weil du der sohn einer göttin bist –
mir alles vor der nase wegschnappen. ich laß mich von dir dran
nicht rumführen – du hast deinen anteil, ich aber soll verzichten?
sie einfach so hergeben – um dann mit leeren händen dazustehn?
nein! sind die achaier wirklich so freigebig, wie du behauptest
stellen sies mir aus ihrer beute: und zwar genau das, was ich will
und mindestens genauso viel – wenn nicht, nehm ichs mir selber;
ich hol mir deinen anteil – den des aías oder jenen des odysseús:
wenns sein muß, auch mit gewalt – ob euch das paßt oder nicht!
aber damit beschäftigen wir uns besser dann, wenn es soweit ist.

Gebundene Ausgabe: 672 Seiten, erschienen im Verlag: Hanser Belletristik (13. September 2008), 34,90 Euro

Quellen: Hanser Verlag, Wikipedia

Geschenktipp: Luxusausgabe von Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien

Ende Oktober erscheint DER HERR DER RINGE in einer neuen limitierten Luxusausgabe im Schafsledereinband, ausgestattet mit prächtiger Sonderausstattung und Prägung in Echtgold!

Und zwar in der alten Übersetzung von Margaret Carroux!

Die Rechtschreibung wurde überarbeitet, die Carroux-Übersetzung erscheint jetzt erstmals in der neuen Rechtschreibung. Es gibt von Tolkien Anmerkungen zu der Übersetzung von Ortsnamen aus Korrespondenzen mit dem niederländischen Übersetzer. Da erläutert er, wie er diesen oder jenen Namen meint. Dies wird in der neuen Ausgabe berücksichtigt, Margaret Carroux lagen diese Informationen bei ihrer Übersetzung damals noch nicht vor.

– Dünndruckausgabe
– flexibler Ganzledereinband (Schafsleder)
– Fadenheftung
– Prägung auf Rücken- und Vorderseite in Echtgoldfolie
– zweifarbige Karte von Mittelerde in Einstecktasche
– Schmuckschuber

Diese HERR DER RINGE Luxusausgabe enthält alle drei Bände, die Anhänge und Register und eine zweifarbige Karte von Mittelerde in einer Einstecktasche.  Bis zum 31.01.2009 kostet die Ausgabe  98 Euro. ab dem 01.02.2009 kostet sie 128 Euro.  Die Auflage ist auf 7.777 Exemplare limitiert!

Ledereinband: 1295 Seiten, Verlag: Klett-Cotta

Herzzeit: Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan

„Atemloser und verzweifelter haben zwei Liebende kaum je um Worte gerungen: Die in der deutschen Literaturgeschichte nur wenig bekannte Liebesbeziehung dieser beiden Dichter gehört zu den dramatischsten und folgenreichsten Begebenheiten der deutschen Literatur.“ Mitherausgeberin Andrea Stoll stellt den erstmals zugänglichen Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vor. <- Artikel der FAZ

Kurzbeschreibung

„Du warst, als ich dir begegnete, beides für mich: das Sinnliche und das Geistige.“ Paul Celan an Ingeborg Bachmann

Die Liebesbeziehung zwischen den beiden bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern nach 1945 beginnt im Wien der Nachkriegszeit. Bachmann studiert dort Philosophie, für Paul Celan ist Wien eine Zwischenstation. Im Mai 1948 lernen sie einander kennen, Ende Juni geht er nach Paris. Ihr Briefwechsel nach der Trennung ist zuerst schütter, verläuft zögernd, dann setzt er sich fort in immer neuen dramatischen Phasen. Jede dieser Phasen hat ihr eigenes Gesicht: ihren besonderen Ton, ihre Themen, ihre Hoffnungen, ihre Dynamik, ihre eigene Form des Schweigens. Ende 1961 brechen das briefliche Gespräch und die persönlichen Begegnungen ab, als sich Celans psychische Krise auf dem Höhepunkt der „Goll-Affäre“ zuspitzt.

Der Briefwechsel zwischen 1948 und 1961 (ein letzter Brief Celans datiert aus dem Juni 1967) ist ein bewegendes Zeugnis: zunächst als das Gespräch einer Liebe nach Auschwitz mit allen symptomatischen Störungen und Krisen aufgrund der so konträren Herkunft der beiden und ihrer schwer zu vereinbarenden Lebensentwürfe als Frau und als Mann und als Schreibende. Aber es ist auch ein Ringen um Freundschaft oder um wenigstens irgendeine Beziehung. Ergänzend zu den beinahe zweihundert Zeugnissen ihrer Korrespondenz wurden die Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Gisèle Celan-Lestrange sowie zwischen Paul Celan und Max Frisch in den Band aufgenommen.

Über die Autorin
Ingeborg Bachmann, geboren 1926 in Klagenfurt, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der deutschsprachigen Nachkriegsgeneration. Ihr Werk umfaßt Romane, Kurzprosa und Lyrik, aber auch Übersetzungen aus dem Italienischen. 1964 wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen. Sie starb 1973 in Rom.
Über den Autor
Paul Celan, geboren 1920 in Czernowitz in der Bukowina, entkam durch Flucht dem Holocaust und lebte seit 1948 in Paris. 1960 erhielt er den Georg-Büchner-Preis für sein lyrisches Werk und seine meisterhaften Übersetzungen.1970 wählte er den Freitod.

„Und ja, es geht uns etwas an“ (Der Spiegel):
Noch vor seinem Erscheinen wird der Briefwechsel zwischen den beiden bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern nach 1945 als Sensation gefeiert: als „das Ereignis des Bücherherbstes“, „vorbildlich ediert und kommentiert“ (Weltwoche), als „Dokument eines verzweifelten Ringens nach Worten unter den Trümmern“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), „elementares Kernstück für die Literaturgeschichte der deutschen Nachkriegszeit“ und „ein dramatisches, tief erschütterndes Lebenszeugnis, das keinen Leser unberührt lässt“ (Der Tagesspiegel). „So etwas hat man von Bachmann wie von Celan bisher noch nicht gelesen.“ (Süddeutsche Zeitung)

Gebundene Ausgabe: 401 Seiten, erschienen im Verlag: Suhrkamp; Auflage: 1 (August 2008), 24,80 Euro

Für Buchtinker und Seitenfresser mit dem Faible für La Paloma

La PalomaIm rumänischen Banat spielt es die Blaskapelle rituell am offenen Grab („Draußen am Friedhof, dort steht ein großes Kreuz…“), auf Hawaii schläfert Harry Koizumi damit sein Strandpublikum ein („No more do I see the starlight caress your hair…“), in Afghanistan ist es †“ in der Version des Volkshelden Ahmed Zahir †“ ein Underground-Hit („Von dir, du Blume, wünsche ich…“), und auf Sansibar rockt es die Festgesellschaft als Rausschmeißer („Meine Damen und Herren, wir sagen auf Wiedersehen…“).

Quasi einmal um die Welt führt der unterhaltsame Dokumentarfilm von Sigrid Faltin, der am Donnerstag in den Kinos anlief, durch die Tiefe des Raums und der Zeit: Ursprünglich vor etwa 150 Jahren von einem Basken komponiert, der auf Kuba weilte und sich offenbar ungern und aus unklaren Gründen von der karibischen Insel trennte („Als ich Havanna verließ, oh mein Gott / sah keiner mich gehen außer mir“ heißt es im Original), ist das melancholische Lied von der Taube inzwischen der wohl meistgespielte Song der Welt und in unzähligen Kulturen nicht nur gern gesehener Gast, sondern einheimisches Liedgut geworden.
Unvergesslich Hans Albers in Große Freiheit Nr. 7 und La Paloma…

Der Film Große Freiheit Nr. 7 wurde 1943 (Mai bis November) in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges von Helmut Käutner gedreht. Es ist der erste Agfa-Farbfilm der Terra Film. Er durfte nach der Zensur vom Dezember 1944 in Deutschland nicht gezeigt werden und wurde erst 1945 von den Alliierten freigegeben. Er gehört zu den Terra Film-Filmklassikern mit vielen, seinerzeit bekannten Liedern.

Quelle: Spiegel Online

Wo die wilden Kerle wohnen – Maurice Sendak feiert 80. Geburtstag

„Es sollte mehr ernsthafte Bücher für Kinder geben. Es ist erniedrigend für ein Kind, wenn man so schreibt wie für einen Idioten. Ich glaube, man kann alles für Kinder schreiben, viel freier als für Erwachsene, denen man zu viele Lügen erzählen muss.“ Maurice Sendak über das Schreiben von Kinderbüchern.
Wo die wilden Kerle wohnen
Wo die wilden Kerle wohnen ist der deutsche Titel des Bilderbuchs „Where The Wild Things Are“ von Maurice Sendak. Es wurde 1963 von Harper Collins publiziert.

Das Buch wurde vom Autor mit farbigen Federzeichnungen illustriert. Es besticht vor allem durch die sehr sparsame Verwendung von Text.

Wo die wilden Kerle wohnen

Max hat sich sein Wolfskostüm angezogen und macht Unfug. Seine Mutter schimpft ihn, dass er ihr „Wild Thing“ sei und schickt ihn ohne Abendessen ins Bett. Das Zimmer von Max verwandelt sich daraufhin in einen Wald, Max steigt in sein Segelboot und fährt zu den wilden Kerlen, große Monster, die sich von ihm zähmen lassen und ihn schließlich zu ihrem König machen. Aber Max bekommt Heimweh (und Hunger) und segelt zurück. Wieder in seinem Zimmer angekommen, stellt er fest, dass das Abendessen noch warm ist.

Diese Geschichte wurde von Heinz Janisch in seinem Buch „Die Reise zu den Fliegenden Inseln“ liebevoll zitiert. Auch in dem Film Die Reise ins Labyrinth, der von Maurice Sendaks Büchern inspiriert ist, taucht ein „Wild Thing“ auf. Sogar in der Simpsons-Folge „Angst essen Seele auf“ (17. Staffel) wird das Buch zitiert und seine markanten Federzeichnungen teilweise imitiert.

Maurice Sendak, geboren am 10. Juni 1928 in Brooklyn, New York, ist ein US-amerikanischer Illustrator und Kinderbuchautor.

Sendak ist der Sohn polnischer Juden. Seit frühester Kindheit an wollte er Buchillustrator werden.

Er gilt als „Picasso der Kinderbücher“. Sein zuletzt erschienenes Buch Brundibar basiert auf der gleichnamigen Kinderoper, die in den Konzentrationslagern den Kindern Trost spenden sollte.

Das im englischen Sprachraum überaus populäre Buch Wo die wilden Kerle wohnen gewann 1964 die Caldecott Medal.

Wo die wilden Kerle wohnenDas Vorlesen und Anschauen dieses Buches gehörte lange Zeit zu den abendlichen Ritualen beim zu Bett gehen unser Kinder. Wo die wilden Kerle wohnen, also in jedem oder fast jedem Kinderzimmer, sollte dieser Klassiker auf keinen Fall fehlen. 😉

Happy Birthday, Maurice Sendak!

Nachtrag vom 09.05.2012: Am 08.05.2012 starb Maurice Sendak in Connecticut an den Folgen eines Schlaganfalls. Sendak wurde 83 Jahre alt.