„Kalteis“ Lesung wegen Grausamkeit abgesagt

Wie die Süddeutsche berichtete, hat eine Buchhändlerin aus Bad Tölz eine geplante Lesung mit Andrea Maria Schenkel abgesagt. Der Mörder sei ihr zu grausam, habe die Frau am Telefon erklärt. „Kann sein“, sagt die Autorin, „er ist wirklich brutal. Aber so sind Serienmörder.“ Lutz Schulenburg, der Chef der Hamburger Verlags Edition Nautilus, fand das Buch „hart“, wie er sagt. „Beim ersten Lesen dachte ich – uuuuh.“ Trotzdem, weil Schenkel nicht mit der Gewalt spiele, wollte er das Manuskript unbedingt drucken. Schenkels Kalender ist nun weit über die Frankfurter Buchmesse hinaus ausgebucht mit Lesungen. Im September tritt sie im Münchner Literaturhaus auf.

Noch etwas mehr Werbung für „Kalteis“ und Andrea Maria Schenkel. Ich werde mir das Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen, bin gespannt, ob die Veranstaltung im Literaturhaus am 24.09. wegen zu hoher Nachfrage ausgelagert werden muss. 🙂

Leseprobe aus „Kalteis“ von Maria M. Schenkel

Die Krimibuchhandlung Hammet in Berlin präsentiert in den nächsten Wochen bis zum 05. 08. Leseproben aus dem neuen Krimi von Maria M. Schenkel †œKalteis†œ, der am 10.08. erscheint. Das Buch kann in der Buchhandlung für 12,90 Euro versandkostenfrei bestellt werden, und mit etwas Glück bekommt man eine von der Autorin handsignierte Ausgabe.

Leseprobe Teil 2

Samstag

Kathie sitzt im Zug nach München. Sie hat sich ans Fenster gesetzt. Sieht nach draußen. Regentropfen klatschen an die Scheiben. Rinnen vom Fahrtwind getrieben schräg über die Fenster. Treffen auf andere Tropfen, schließen sich zusammen, bilden Straßen. Verfangen sich im Rahmen und fließen von dort in kleinen Bächen am Fenster hinab. Hinter den nassen Scheiben ist die Landschaft kaum zu erkennen. Das Grün der Wiesen, die abgeernteten Felder, die Wälder, alles verschwimmt im Regennass.

Sie sitzt da in ihre Gedanken versunken. Weg vom Dorf, weit weg in München ist sie bereits. Dort würden sie zur Lederer gehen. Sie und die Maria. Zur Lederer, der Base der Mutter. Versprochen hatte sie es, versprechen musste sie es der Mutter, als sie heute Morgen ging. Aber bleiben, nein, bleiben wollte sie dort nicht. Nur ihre Sachen unterstellen und weiter. Was soll sie auch bei der, würde die ihr doch die gleichen Vorschriften machen wie der Vater. Würde ihr sagen, was richtig war und falsch, würde alles bestimmen, ihr ganzes Leben. Frei will sie sein in München. Frei. Und das Versprechen? An das Versprechen braucht sie sich nicht zu halten, die Mutter würde es eh nicht merken, und außerdem hatte Kathie ihre Finger hinter dem Rücken gekreuzt, als sie es der Mutter versprach. Die hat es nicht bemerkt. Selber schuld.

Vor wenigen Jahren, Kathie war noch ein kleines Kind, da ist sie mit ihrer Mutter hin und wieder nach München gefahren. Nicht oft. Manchmal nur durfte sie sie begleiten. Brav sein musste sie dann. Brav am Fenster sitzen im Zug und brav an der Hand der Mutter durch die große Stadt gehen. Brav auf dem Stuhl sitzen und warten, bis die Mutter fertig war mit ihren Besorgungen. Da saß sie dann, die kleine Kathie, auf viel zu hohen Stühlen mit baumelnden Beinchen, wartete, dass die Mutter endlich fertig wird und sie eine »Stadtsemmel« bekommen würde. Eine Zuckerschnecke oder ein paar Zuckerstangen, weil sie doch so brav war.

Corine – neue Auszeichnung für den „Tannöd“

Corine
Die Corine ist ein internationaler Literaturpreis, der auf Initiative des Landesverbands Bayern im Börsenverein des Deutschen Buchhandels seit 2001 verliehen wird.

„Die Corine prämiert herausragende Werke und Leistungen im Bereich Buch, wobei sowohl Qualität der Werke wie auch ihr Erfolg beim Publikum die entscheidenden Kriterien ausmachen. Damit stellt sie den ersten wirklich populären Buchpreis dar.†œ

Am 16.09.07 wird der Preis in einer Fernsehgala in München an die Autorin Andrea Maria Schenkel und an die Schauspielerin Monica Bleibtreu für die Hörbuch-Lesung des Bestsellers „Tannöd“ überreicht.

Weitere Preisträger:

2006: Klaus Maria Brandauer und Birgit Minichmayr, Brandauer liest Mozart
2005: Helma Sanders-Brahms, Tausendundeine Nacht
2004: Schönherz & Fleer, Rilke Projekt 1 bis 3

Leseprobe aus „Kalteis“ von Maria M. Schenkel

Die Krimibuchhandlung Hammet in Berlin präsentiert in den nächsten Wochen bis zum 05. 08. Leseproben aus dem neuen Krimi von Maria M. Schenkel „Kalteis„, der am 10.08. erscheint. Das Buch kann in der Buchhandlung für 12,90 Euro versandkostenfrei bestellt werden, und mit etwas Glück bekommt man eine von der Autorin handsignierte Ausgabe.

Leseprobe Teil 1

Aktennotiz zum Abschluss des Verfahrens Josef Kalteis
Geheime Reichssache
Eine Begnadigung des Verurteilten ist abzulehnen. Die Vollstreckung des Urteils ohne Verzug ist im Gefängnis Stadelheim durchzuführen. Eine öffentliche Bekanntmachung ist unerwünscht.
Erläuterung: Zahlreiche Verbrechen dieser Art wurden seit Beginn der 30er Jahre aktenkundig. Solche Taten konnten nur auf dem maroden Nährboden der Weimarer Republik gedeihen. Die Demokratie, ein Krebsgeschwür, eine Brutstätte asozialer Elemente. Aber dass diese Taten selbst nach der Machtergreifung nicht abnahmen und unsere treuen Volksgenossen weiter beunruhigen und verunsichern, können wir nicht hinnehmen. Die deutsche Volksgemeinschaft ist gesund und soll auch weiterhin gesund bleiben. Volksschädlinge wie dieser sind deshalb aus ihr zu entfernen. Es kann nicht geduldet werden, dass jenes asoziale Element jahrelang den Münchner Westen heimsuchen konnte und München, die Wiege der Bewegung, die Stadt, die unserem geliebten Führer so sehr am Herzen liegt, besudelt.
Da es sich bei dem Täter um einen Volksdeutschen, einen Arier, zudem noch Mitglied der NSDAP, handelt, sind eine umgehende Vollstreckung des Urteils und absolutes Stillschweigen erforderlich. Von Mitteilungen in volksdeutschen Presseorganen sowie dem Völkischen Beobachter ist abzusehen. Alle Berichte sowohl mündlicher als auch schriftlicher Art unterliegen aus diesem Grunde der Geheimhaltung. Es ist jeder Schaden, der dem Ansehen der Partei und der nationalsozialistischen Bewegung entstehen könnte, zu vermeiden. Das eingereichte Gnadengesuch wird abgewiesen. Eine Sicherheitsverwahrung und Umerziehung im KL Dachau ist abzulehnen.

Heil Hitler!
München, den 29. Oktober 1939
gez. …