Black Dagger Ladies Online
Zwischenstopp in Havanna
Kapitel 10
Doc räusperte sich „Hi.†œ Bowen schwieg, sie schritt auf ihn zu. Das Bett zwischen sich, stand sie ihm direkt gegenüber. Nach einer gefühlten Ewigkeit unbehaglichen Schweigens gingen sie beide langsam um das Bett herum aufeinander zu und blieben voreinander stehen. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, seine Augen blickten verlegen hin und her, als wüsste er überhaupt nicht, was er sagen oder tun sollte. Er wirkte schwer verunsichert. Endlich erfasste Jane als erste das Wort „Bo, ich…†œ, schon wieder kamen ihr die Tränen, dieses Geständnis kostete sie ihren ganzen Mut. „Bowen, ich halte es nicht mehr länger aus. Ich liebe Dich.†œ Er tat den letzten Schritt, der sie voneinander trennte und nahm ihre Hand „Oh Doc, ich dachte schon, ich hätte alles ruiniert, es tut mir so unendlich leid wie das gelaufen ist.†œ Sie strich ihm mit der freien Hand über die Wange „Nein, das hast du nicht. Ich hätte auch anders reagieren sollen. Trotz allem, zu dieser Verbindung bin ich noch nicht bereit.†œ „Du hast alle Zeit der Welt! Ich werde auch versuchen mich nicht allzu besitzergreifend aufzuführen, Cyrus hat mir gesagt, dass auch er ein Auge auf mich haben wird und aufpasst, dass ich es nicht übertreibe.†œ Doc blickte auf das Bett und lächelte anzüglich „Ach, also in manchen Bereichen kannst du das ruhig gerne so beibehalten.†œ „Na, dann komm her, meine Erdbeere.†œ
Wie aus weiter Ferne hörte Kerstin immer wieder ein und dieselbe Stimme. Aber irgendwas in ihrem Inneren sträubte sich, auf diese Stimme zu hören. Sie fühlte sich gut. Erleichtert und frei, aber trotzdem stimmte was nicht. „Warum fühle ich mich so gut?“, fragte Kerstin sich. „Da, wieder diese Stimme, die mir sagt, dass ich irgendwo hingehen soll. Warum, es ist doch schön hier. So tolle Farben, es ist warm und weich. Und, oh, da ist etwas auf meiner Stirn, jetzt auf meinen Lippen. Es fühlt sich vertraut an†œ, dachte sie und wusste nicht, woran sie das erinnerte. Doch plötzlich wurde es ihr schlagartig klar. Mit einem Ruck wachte sie auf. Kerstin befand sich noch immer in dem merkwürdigen Raum, der so toll aussah und der so merkwürdig roch. Und da war er, Drago. Sie lag in seinen Armen, auf dem Fußboden? Ach ja, sie hatte sich eine kleine Auszeit genommen und war eingeschlafen. „Hallo“, sagte Drago ganz leise und hatte dabei ein Lächeln auf den Lippen. „Hallo“, gab Kerstin mit belegter Stimme zurück. „Was ist los? Wieso liegen wir zwei auf dem Boden und ich in deinem Arm?†œ, fragte sie vorsichtig. „Tja“, sagte Drago, „du hattest dir wohl gedacht, du würdest gern ein bis drei Stündchen schlafen und hast dich mir in die Arme geworfen.“ Sofort wollte sie aufstehen, aber er hielt sie sanft zurück. „Wo willst du denn hin? Trink erstmal was, damit du wieder in Schwung kommst.†œ „Okay“, sagte Kerstin und in Gedanken fügte sie hinzu, „warum auch nicht, liegt sich gut hier. Wer weiß, wann ich noch mal so eine Gelegenheit habe.“ Drago fing an zu lachen und Kerstin wusste auch sofort warum und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Sie hatte vergessen, dass er nun ihre Gedanken hören konnte, auch ohne ihr in die Augen zu schauen. „Oh man, ist das peinlich.“ „Nein, warum denn. Es ist nur etwas ungewohnt für uns beide“, gab er zurück. Kerstin wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie schauten sich an, und diesmal konnte Kerstin hören was er dachte. „Ich würde gern mit dir all die Sachen machen, an die du vorhin gedacht hast.†œ Kerstin wurde sofort rot wie ein Hochofen. „Ich würde dir am liebsten hier und jetzt die Klamotten vom Leib reißen und dich so verwöhnen wie du es dir nie erträumt hast, dich küssen und streicheln. Aber das geht ja leider nicht, du hast eine Beziehung. Und er liebt dich.“ Unglücklich schaute er sie an. „Ich werde mich nicht zwischen dich und Tim stellen. Ich habe schon genug Ärger mit den Jungs. Und ich tauge nichts für eine feste Bindung“, sagte er und rückte etwas von Kerstin ab. Kerstin zog die Augenbrauen zusammen. „Ich weiß nicht, was zwischen den Jungs und dir vorgefallen ist. Ich habe vorhin die Beziehung mit Tim gelöst. Ich habe eine Seite an ihm entdeckt, die mir überhaupt nicht gefällt. Das wäre also nicht das Problem, und wenn du mir nicht sagen möchtest, was vorgefallen ist, ist das für mich auch in Ordnung. Aber wir müssen beide herausfinden, was das zwischen uns ist.“ Ein trauriges Lächeln erschien auf Dragos Gesicht. „Ich habe Angie erzählt, was damals geschehen ist, du kannst sie fragen. Und für unser kleines Problem finden wir auch noch eine Lösung.“
Seite 108
Er zog Kerstin wieder an sich und gab ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. Da, das war es, was sie vorhin gespürt hatte. Er hatte sie also geküsst. Siedendheiß fiel ihr noch etwas ein. „Sag mal, als ich vorhin diese Auszeit genommen habe“, Drago musste schmunzeln, „wieso hast du dir nicht die Lippen verbrannt, als du mich geküsst hast?“ Jetzt war es Drago, der etwas verwirrt war. „Na ja ich meine, das letzte Mal, als ich dir diesen Kuss auf dein Ohr gegeben hatte, habe ich dich doch verbrannt?“ Daran konnte er sich noch gut erinnern. „Weil du jetzt nicht wütend warst, würde ich sagen. Aber wir können es gern noch mal ausprobieren“, sagte er und diesmal war wieder das Grinsen da. Ihr blieb keine Zeit mehr zu überlegen, schon hatte Drago sie fest an sich herangezogen und leidenschaftlich geküsst. Ihr blieb fast die Luft weg. Dann seufzte sie und erwiderte den Kuss. Drago löste sich von ihren Lippen und schaute sie an. „Alles okay?“, fragte er. „Bei mir schon“, antwortete Kerstin und im nächsten Moment verschloss sein Mund erneut ihre Lippen. Mit ihren Fingern fuhr sie durch seine Haare und zog in fester an sich heran. Drago verstand diese Geste und begann sie zu streicheln. Mit seinen Fingern zog er eine Linie von ihrer Stirn der Nase entlang zu ihren Lippen. Dann wanderten seine Finger über ihre Wangenknochen und strichen eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Kerstin bekam eine Gänsehaut. Sie knabberte an seiner Unterlippe und biss ganz kurz zu. Drago stöhnte leise auf. Kerstin legte den Kopf in Nacken und genoss die Berührungen.
Seite 109
„Mmh, das war jetzt nicht das Gespräch, das ich mir erhofft hatte, aber es hat mich trotzdem zu einer Erkenntnis gebracht.“ „Ach ja, inwiefern denn?“, fragte Drago. „Ja“, sagte Kerstin, „also erstens †“ wow…, das war ein Erlebnis, wovon ich später bestimmt nicht meinen Enkeln erzählen werde.“ Drago musste lachen. „Und zweitens – ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe jetzt keine Angst mehr davor herauszufinden, was es mit uns beiden auf sich hat.“ Sie lächelte und schaute ihn an. Aber er machte ein so ernstes Gesicht, dass Kerstin sich aufrichten musste, um ihn richtig anzusehen.
Dabei rutschte die Decke von ihrem Körper, und in Dragos Mundwinkeln war ein kleines Zucken zu erkennen. „Das kannste jetzt vergessen“, dachte Kerstin und Drago sagte: „Warum denn? War es eine so schlechte Art zu den Erkenntnissen zu kommen?“ „Nein“, erwiderte sie, „aber ich möchte jetzt in meine Kabine, ich muss duschen und mich umziehen. Wir müssen noch so einige Vorbereitungen für Peru treffen und ich muss noch mal mit Angie und auch mit Tim sprechen. Das bin ich Tim schuldig.“ Drago hatte wieder dieses selbstsichere Grinsen im Gesicht und nahm Kerstin in seine Arme. „Verstehe ich das richtig? Du und ich? Ich meine…“, aber Kerstin unterbrach ihn. „Vielleicht!? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich möchte es gerne versuchen, auch wenn du mir vorhin gesagt hast, dass du nicht für eine feste Beziehung taugst. Und natürlich möchte ich genau wissen, was das alles mit uns zwei auf sich hat.“ Mit einem lauten Seufzer der Erleichterung zog Drago Kerstin an sich und küsste sie zärtlich.
Fernando war schon seit einer Stunde wach, er war von der aufgehenden Sonne geweckt worden. Ein unheimliches Glückgefühl durchdrang ihn, als er Lilli so in seinen Armen liegen sah. Er beobachtete sie und lächelte über ihre Grimassen, die sie im Schlaf machte. Er liebte dieses Gesicht, diese Wuschelhaare und diese spitzen Öhrchen, die sich auch ab und zu bewegten. :Am liebsten hätte er dieses Gesicht mit Küssen übersät, aber er wollte sie nicht wecken, also begnügte er sich damit, sie zu beobachten. Er war sich auch immer noch nicht sicher, ob Lilli ihn wirklich liebte. Sie hatte ihm zwar ihre Liebe gestanden und erzählt, dass sie sich von ihrem toten Geliebten André verabschiedet hatte, aber er wusste wie tief die Wunde in Lillis Herz war. Konnte er diese Wunde wirklich heilen, und würde Lilli irgendwann wirklich seine Gefährten sein? Er wusste es nicht, er konnte nur darauf hoffen, und er hatte Angst davor, dass seine Hoffnung vergebens war.
Lilli kam langsam zu sich. Sie fühlte sich unheimlich wohl und geborgen. Sie spürte, dass sie immer noch in Fernandos Arme gekuschelt war, und dass er sanft über ihre Haare strich. Sie öffnete die Augen und sah in ein lächelndes, wunderschönes Gesicht. „Guten Morgen, meine Schöne. Hattest du angenehme Träume?†œ Lilli rieb sich den Schlaf aus den Augen und lächelte ebenfalls. „Ja, hatte ich, vielen Dank. Ich habe gerade mit Lucy und Kerstin ein paar Dragons verhauen, das war klasse.†œ Fernando setzte ein breites Grinsen auf: „Habe ich gesehen. Dein Gesicht spricht Bände, wenn du schläfst.†œ
Seite 110
„So? Wie lange bist du denn schon wach, du kleiner Spanner?†œ „Schon eine Weile und ich konnte es gar nicht abwarten, dieses zu tun,†œ sagte Fernando und küsste Lilli liebevoll und zärtlich. Sie erwiderte seinen Kuss und schmiegte sich an seinen Körper. Ihr Kuss wurde intensiver und Lillis Hände fuhren unter Fernandos T-Shirt. Er stand sofort unter Strom, damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Sollte es jetzt wirklich dazu kommen, dass sich Lilli ihm aus Liebe hingab? Anscheinend, denn ihre Hände waren überall auf seinem Körper und ihr Kuss wurde immer leidenschaftlicher und drängender. Fernando konnte sein Glück nicht fassen. Er wollte gerade Lillis Zärtlichkeiten erwidern, als sein Handy klingelte. Genervt stöhnte er auf und löste sich widerwillig von Lilli. „Wer immer das auch ist, ich bringe ihn um!†œ, zischte er. „Wer stört?†œ, blaffte er ins Handy. Er hörte einen kurzen Moment zu und sagte dann: „Hattori, beruhige dich, ich bin gleich bei dir. Ja sicher! Sofort!†œ Er steckte sein Handy weg und schaute in Lillis besorgtes Gesicht. „Hattori hatte einen sehr beunruhigenden Traum. Ich muss sofort zu ihm.†œ „Ja, klar. Geh und hilf ihm, er braucht dich. Ich mache mich fertig und schau mal nach den anderen. Mal hören, ob es was Neues an den Beziehungsfronten gibt.†œ Fernando lächelte Lilli entschuldigend an. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich hoffe, dass wir bald da weitermachen können, wo wir eben aufgehört haben.†œ Lilli schlang ihre Arme um Fernandos Hals und gab ihm einen verheißungsvollen Kuss. „Da kannst du Gift drauf nehmen, dass wir das fortsetzen. Und jetzt geh zu Hattori.†œÂ „Ich kann es kaum erwarten†œ, raunte er ihr ins Ohr und ging zur Tür. Er drehte sich noch einmal um und sah, dass Lilli ein leichtes grünes Leuchten ausstrahlte. „Ich auch nicht†œ, sagte sie lächelnd „Ach, und denk daran, du wolltest auch noch bei Drago vorbeischauen.†œ „Sicher doch. Hab ich nicht vergessen. Bis später, meine Schöne.†œ
Nachdem Lilli sich geduscht und angezogen hatte, lief sie rauf zum Oberdeck. Aber von ihren Schwestern war keine zu sehen, und auch von den Jungs lief ihr keiner über den Weg. Komisch, es war schon später Vormittag, die konnten doch nicht alle noch schlafen. Sie schlenderte zur Bar und traf dort auf den ziemlich zerknirscht wirkenden Cyrus. „Hallo Cyrus, was ist denn dir passiert?†œ „Oh, hallo Lilli. Das ist eine nicht sehr schöne Geschichte und ich möchte sie eigentlich auch nicht erzählen.†œ Lilli setzte sich auf einen Barhocker und schaute ihn verständnisvoll an. „Mir geht es immer besser, wenn ich über meine Probleme reden kann, und ich kann schweigen wie ein Grab. Also, wenn du es mir erzählen möchtest, ich habe Zeit. Wenn nicht, ist es auch gut, und ich leiste dir nur etwas Gesellschaft.†œ Cyrus schaute sie nachdenklich an. „Ja, ich glaube du hast recht. Vielleicht geht es mir ein wenig besser, wenn ich mit jemandem darüber spreche. Lilli, ich habe voll Mist gebaut!†œ Cyrus erzählte Lilli die ganze Geschichte, die sich zwischen mit Jane und ihm und Bowen abgespielt hatte. Lilli hörte sehr aufmerksam zu, und als Cyrus sich alles von der Seele geredet hatte, blies sie ihre Backen auf und ließ die Luft hörbar wieder austreten. „Oh Cyrus, da hast du ja wirklich ganz schön was angestellt. Hast du schon mit einem der beiden geredet?†œ „Ja klar, mit Bowen. Er ist mir nicht böse. Er weiß wie der Mond auf mich wirkt, und er hat mir schon öfters aus der Patsche geholfen. Aber, dass mir das jetzt ausgerechnet bei Jane passiert ist, ist mir unheimlich peinlich. Meinst du, ich kann mit Jane reden. Ich habe schon ganz schön angst davor, mit ihr zu sprechen.†œ Lilli lächelte Cyrus an: „Das kann ich mir vorstellen, aber du brauchst keine Angst vor Jane zu haben. Sie ist sehr verständnisvoll und nicht nachtragend. Geh zu ihr, und entschuldige dich bei ihr, dann wird alles wieder gut. Ganz einfach, Cyrus, Augen zu und durch.†œ „Ja, Lilli du hast recht. Danke fürs Zuhören und bitte, erzähle es niemand. Ich mache mich gleich auf den Weg und rede mit Jane.†œ Lilli rutschte vom Barhocker: „Ich habe dir ja gesagt, dass ich schweigen kann wie ein Grab. Warte, ich begleite dich ein Stück. Ich will runter in den Computerraum, vielleicht finde ich Lucy dort.†œ Unten angekommen, bemerkten sie, dass die Tür zur Krankenstation offen stand. Lilli klopfte Cyrus auf die Schulter: „Geh rein. Das ist bestimmt Jane, Fernando ist nämlich bei Hattori oder Drago.†œ
Seite 111
Cyrus schaute sie fragend an. „Kann ich dir jetzt nicht näher erklären. Du musst zu Jane und dich mit ihr aussprechen. Viel Glück!†œ Lilli lächelte ihm noch einmal aufmunternd zu und ging weiter zum Computerraum.
In der Zwischenzeit war Fernando bei der Kabine von Hattori angekommen. Er musste sich schwer zusammenreißen, um nicht dauernd an das kurze Zwischenspiel mit Lilli zu denken. Das war jetzt nicht sehr hilfreich, er musste wieder einen klaren Kopf bekommen. Er hatte kaum an Hattoris Tür geklopft, da wurde diese schon aufgerissen und ein völlig aufgeregter Hattori zog ihn in die Kabine. „Mann, Nando, bin ich froh, dass du da bist. Wie lange brauchen wir noch bis nach Peru?†œ „Übermorgen sind wir da. Sag mal, Hattori, was für Geister gehen dir denn nach?†œ „Ich habe schon nach Jean geschickt, ihr müsst mich bis Peru in eine Zelle sperren!†œ Fernando schaute ihn total entgeistert an. „Wie in eine Zelle sperren? Jetzt mal ganz langsam, was ist denn los?†œ Hattori setzte sich atemlos aufs Bett und strich sich mit fahrigen Händen übers Gesicht. „Nando, ich weiß jetzt, was die Dragons mit mir vorgehabt haben. Sie wollten einen Schläfer aus mir machen und ich weiß nicht, wie gut ihnen das gelungen ist.†œ „Wie kommst du denn darauf?†œ „Ich habe im Traum gesehen wie ich Duncan, Bowen und dich umgebracht habe. Ich habe euch mit meinen eigenen Händen die Köpfe abgerissen. Es war so furchtbar. Ich hätte es ja noch als schlimmen Alptraum abgetan, wenn da nicht dauernd diese Stimme gewesen wäre.†œ „Welche Stimme?†œ, fragte Fernando, der seinen Freund entsetzt anschaute. „Die Stimme in meinem Kopf. Sie sagte immer wieder: das musst du tun, das musst du tun. Ich bin wach geworden, als ich aus der Kabine gehen wollte und habe dich dann sofort angerufen. Ich weiß nicht, ob und wie lange ich dem standhalten kann. Ich wollte mich ja schon auf den Weg machen, um es in die Tat umzusetzen. Ich muss zu meinem Meister. Nur er kann mir helfen meinen Geist und meinen Körper davon zu befreien.†œ „Gut, wenn du es so möchtest. Nur du allein kannst einschätzen wie groß die Gefahr ist.†œ Es klopfte an der Tür und Jean kam herein. „Hey, wo brennt es denn?†œ Fernando schaute besorgt zu Jean: „Wir müssen Hattori bis Peru in eine Zelle sperren. Er ist für uns eine Gefahr. Er kann es dir auf dem Weg dorthin selbst erzählen, ich muss sofort zu Duncan und es ihm berichten.†œ Er drehte sich zu Hattori, der schon seine Sachen in die Hand nahm und zu Jean ging. „Beruhige dich, Kumpel. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Jean bringt dich und uns jetzt erst einmal in Sicherheit und dann sehen wir weiter. Ich denke, Duncan hat schon alles in die Wege geleitet, damit du in Peru gleich weiterreisen kannst.†œ Hattori nickte nur kurz: „Danke, Leute. Jetzt bin ich erleichtert.†œ Während Hattori und Jean sich auf den Weg zu den Zellen machten, eilte Fernando zu Duncans Kabine. Armer Hattori, welchen Kampf musste er wohl mit sich austragen, diese verdammten Dragons. Fernando wollte gerade an Duncans Tür klopfen, als diese aufging und ich ihm in die Arme lief. Natürlich hatte ich sofort einen hochroten Kopf. „Ups, Fernando. Äh, wo ist denn Lilli?†œ, konnte ich nur noch stammeln. Fernando lächelte mich an und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er nicht überrascht war, mich zu sehen. „Die wollte nach euch Mädels suchen und Neuigkeiten austauschen. Wo sie jetzt aber genau ist, weiß ich nicht. Ich war bei Hattori und muss jetzt dringend mit Duncan reden. Ciao Angie.†œ „Äh, ja, ciao†œ, sagte ich zu der geschlossenen Tür und verkrümelte mich. Ich musste erst mal meine Gedanken und Gefühle sammeln.
Duncan hatte mir mit leidenschaftlichem Blick nachgesehen und war jetzt doch sehr verlegen, als Fernando zur Tür hereinkommen war. „Oh, hallo Fernando, was gibt†™s?†œ Fernando grinste über das ganze Gesicht. „Das muss dir nicht peinlich sein, Duncan. Ich bin†™s Fernando, dein bester Freund. Ich habe das schon kommen sehen. Ich habe es wahrscheinlich schon früher gewusst als du. Aber darüber können wir später noch reden. Ich habe dir jetzt wichtigere Sachen zu berichten.†œ Fernando berichtete Duncan was mit Hattori los war, und dass er sich jetzt in einer Zelle befand. Duncan war zuerst sprachlos, doch dann funkelten seine Augen vor Zorn. „Diese Ausgeburten der Hölle, die machen vor gar nichts Halt. Wenn wir die nur mal in die Finger bekämen†œ, polterte er los. †œVielleicht können wir Hattori aber noch früher von Bord bringen. Lucy hat etwas über ein Treffen der Dragons herausbekommen, das in Havanna stattfinden soll.
Seite 112
Ich überlege, sie und Gavin dorthin zurückzuschicken. Bei dieser Gelegenheit könnten wir Hattori vom Schiff bringen, dann müsste der arme Kerl nicht bis Peru eingesperrt bleiben. Ich kümmere mich mal darum.†œ „Gut, bis später. Ich muss noch eine Tür weiter. Es scheint ein anstrengender Tag zu werden†œ, sagte Fernando und schickte sich an die Kabine zu verlassen. „Fernando! Warte mal!†œ, rief Duncan. Fernando drehte sich mit einem breiten Lächeln um: „Ja, Alter, alles klar. Ich komme heute noch mal auf einen Drink vorbei, dann können wir ausführlich darüber reden.†œ „Danke, Fernando.†œ Fernando verließ Duncan und machte sich auf den Weg zu Drago, er hatte es Lilli ja praktisch versprochen. Als er in den Gang von Dragos Quartier einbog, sah er wie Kerstin gerade Dragos Kabine verließ. Er hatte heute aber auch ein miserables Timing, erst Angie und jetzt auch noch Kerstin. „Hallo, Fernando, was machst du denn hier?†œ „Ich muss mich mit Drago besprechen. Und du?†œ „Ich hatte auch was mit ihm zu besprechen.†œ Jetzt lief auch Kerstin hochrot an. „Äh, wo ist denn die Lilli?†œ Fernando grinste frech. †œBei Drago sicher nicht. Ich denke, ihr solltet mal wieder einen Mädelsabend veranstalten, es besteht wohl Redebedarf.†œ Kerstin hatte es eilig zu verschwinden: „Ja, da kannst du Recht haben. Ich werde sie mal suchen.†œ Fernando drehte sich, immer noch grinsend, zu Dragos Tür und klopfte an. Drago öffnete sofort: „Du brauchst doch nicht anzuklopfen, hast du was…, Fernando? Was verschafft mir denn diese Ehre?†œ, fragte er etwas barsch als er sah, dass nicht Kerstin, sondern Fernando vor ihm stand. „Hallo Drago, ich wollte mit dir sprechen. Darf ich eintreten?†œ Drago war perplex. „Ja, sicher. Komm doch rein.†œ Fernando blieb mitten im Raum stehen und drehte sich dann zu Drago, der immer noch ungläubig an der Tür stand. „Also, Drago, ich wollte mit dir sprechen, weil mir Lilli die Augen geöffnet hat. Sie hat mich dazu gebracht, die Sache mit deinem plötzlichen Verschwinden und Lindsay nochmals zu überdenken. Drago schaute in ungläubig an und stammelte: „Oh…, Fernando, ja…, wenn ich gewusst hätte, dass der Gründer, als er mir den Befehl zu dem Auftrag gegeben und verlangt hatte, ohne Erklärung zu gehen, Lindsay und euch nicht darüber aufklärt, hätte ich mich nicht daran gehalten. Wirklich, ich verstehe bis heute nicht, warum Lindsay das getan hat!†œ Verzweiflung spiegelte sich in seinen Augen. Lindsays Freitod und der Verlust der Bruderschaft lastete noch immer schwer auf ihm. Nachdem er fortgegangen war, hatte sich Lindsay von einer Klippe gestürzt. Ihre Leiche wurde niemals gefunden, nur das Halstuch, das sie an dem Tag ihres Verschwindens getragen hatte, war am Rand der Klippe gefunden worden. Die Brüder liebten Lindsay wie eine Schwester und so machten sie Drago für ihre Tat verantwortlich. Bislang hatte es keine Gelegenheit für eine Erklärung gegeben. Drago hatte bis zu dem unerwarteten Treffen in New Orleans den Kontakt zur Bruderschaft völlig verloren. „Es tut mir aufrichtig leid, dass wir dich verstoßen haben. Es tut mir auch leid, dass wir dich in deinem Schmerz und Kummer alleine gelassen haben. Wir waren in unserer eigenen Trauer so gefangen, wir dachten, ihr hättet euch gestritten, und dass du deswegen einfach abgehauen bist†œ, murmelte Fernando, dem so langsam die Bedeutung von Dragos Worten bewusst wurde. Sie hatten ihm Unrecht getan, das stand fest. „ Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.†œ Drago war vollkommen sprachlos, darauf war er jetzt nicht gefasst gewesen. Seine Gefühle fuhren Achterbahn mit ihm. Er konnte es nicht fassen, ungläubig und misstrauisch starrte er Fernando an. Dieser hielt Dragos Blick stand und öffnete nun sein Arme. „ Bruder?†œ Jetzt gab es für Drago kein Halten mehr. Er ging auf Fernando zu und fiel regelrecht in seine Arme. Er hatte seine Brüder unheimlich vermisst und war sich so verloren vorgekommen. „Für mich bist du wieder ein Bruder und ich werde auch mit den anderen reden. Ich werde dir treu und helfend zur Seite stehen, so wie es hätte immer sein sollen.†œ Drago löste sich von Fernando und schaute ihn mit wässrigen Augen an. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet. Wenigstens einer, der mich wieder in sein Herz lässt. Ich muss mich wohl recht herzlich bei dem Waldelfchen bedanken.†œ „Ja, Lilli hat mich auf den richtigen Weg gebracht. Sie hat eine ganz besondere Sicht auf manche Dinge. Ich will heute noch einmal zu Duncan und wenn es sich ergibt, werde ich mit ihm auch mal über deine Situation reden. Aber zwischen uns beiden ist jetzt alles wieder klar.†œ
Seite 113
Drago sah Fernando ehrfürchtig an, nahm seine rechte Hand und legte sie auf sein Herz. „Bruder. Für immer und ewig!†œ Fernando lächelte: „Ja, Drago für immer und ewig.†œ Dann drehte sich Fernando um und ließ einen dankbaren und glücklichen Drago in seiner Kabine zurück. „Grüß mir das Elfchen, und gib ihr einen Schmatzer†œ, rief er ihm noch hinterher.
Nachdem Lucy in ihre Kabine zurückgekehrt war, versuchte sie zu schlafen. Aber sie war zu sehr aufgedreht, soviel Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Erst in den frühen Morgenstunden kam der ersehnte Schlaf, der ihr etwas Ruhe brachte. Und so stand die Sonne schon hoch am Himmel, als sie am nächsten Tag aufwachte. Mit einem Satz war sie aus dem Bett, und ging, ohne Zeit zu verlieren, direkt in die Dusche. Der kalte Wasserstrahl brachte ihren Kreislauf schnell wieder auf Trapp. Für ihr tägliches Fitnesstraining war jetzt zwar keine Zeit mehr, deshalb machte sie sich direkt auf den Weg zu Duncan in die Kommandozentrale. Unterwegs begegnete sie Fernando, der sie nur strahlend anlächelte und ihr einen wunderschönen Tag wünschte. Den Grund konnte sie sich schon denken, nahm sich aber vor, direkt nach dem Gespräch mit Duncan, Lilli aufzusuchen und eine Zusammenfassung der letzten Stunden aus erster Hand zu verlangen.
Duncan, der gerade telefonierte, bemerkte sie erst gar nicht, als sie die Brücke betreten hatte. Aus den Gesprächsfetzen, die sie hörte, schloss sie, dass Sweetlife am anderen Ende sprach. An seiner finsteren Miene konnte sie seine Stimmung ablesen. Sie beschloss schon im Vorfeld heute besser keine Diskussion mit ihm anzufangen und seine Entscheidung zu akzeptieren, auch wenn sie persönlich anderer Meinung war. „Ah, Lucy, auch schon wach? Während du im Land der Träume warst, haben wir recherchiert und Vorbereitungen getroffen und …†œ „Was für Vorbereitungen?†œ, unterbrach sie ihn aufgeregt. „Himmel, dass ihr aber einem nie ausreden lasst, lernt ihr das auf der Schwesternschule?†œ „†™tschuldigung†œ, murmelte sie verlegen. „Also, deine E-Mail, die du gefunden hast, ist eigentlich eine Einladung zu einem Bankett, den Namen der Person, für die die Einladung ist, konnten wir leider nicht finden. Das Bankett, wie du ja weißt, findet heute Abend statt. Ich möchte, dass Gavin dich dahin begleitet. Außerdem nehmt ihr Hattori mit von Bord, er wird weiter in die Schweiz in ein Sanatorium reisen, um sich dort mit seinem Meister zu treffen. Die Einzelheiten kann er dir selbst erklären. Ihr benutzt das Schnellboot, Gavin ist schon dabei, das Boot startklar zu machen.†œ Duncan machte eine Pause, um zu Lucy aufzublicken und konnte sich bei ihrem Anblick ein Grinsen nicht verkneifen. Lucy strahlte über das ganze Gesicht und hatte sich aus Versehen ein paar Schnurrhaare wachsen lassen. „Äh, du musst dich aber noch bevor ihr aufbrecht, rasieren, so kannst du da nicht auftauchen†œ, sagte er und prustete vor Lachen los. „Huch, ja, das sollte kein Problem sein†œ, und schon war Lucys Bart wieder verschwunden. „Noch eins zum Schluss, ich möchte keine Alleingänge. Ihr werdet nur beobachten, eigenmächtiges Handeln ist ausdrücklich verboten. Wir bleiben ständig in Verbindung, und ich werde über jedes auch noch so kleines Detail informiert. Ich will wissen, wer dort ist, wer mit wem spricht, über was gesprochen wird. Vielleicht gelingt es uns den Zweck dieses Treffens herauszufinden. Geht das klar?†œ, schnauzte er sie an. „Ja, geht klar, aber noch eine Frage. Wie kommen wir hinein. Wir haben ja keine Einladung.†œ „Falsch, wir hatten keine, jetzt haben wir eine. Sweetlife und ihr unendliches diplomatisches Geschick hat es möglich gemacht, dass wir euch einschmuggeln können. Auch das ist schon alles geklärt, frag Gavin für wen ihr euch ausgebt.†œ Duncan wand sich seinem Computer zu, das Gespräch war offensichtlich beendet. „Danke, dir auch alles Gute†œ, nuschelte Lucy vor sich hin und verließ die Brücke. Sie musste jetzt sofort zu Gavin und fragen, was noch zu tun sei. Schließlich sollten sie nicht ohne genauen Plan und Absprachen in Havanna auftauchen. Es gab noch so viel zu besprechen. Wie erwartet fand sie ihn in dem Bootsraum am Heck des Schiffes. Er war gerade damit beschäftigt, das Boot zu betanken. „Hältst du das für eine gute Idee, du und Benzin?†œ, rief sie ihm zu.
Seite 114
Gavin ließ sich seine Überraschung nicht anmerken, eigentlich hatte er sie schon früher hier erwartet. „Das ist kein Benzin, das ist Diesel, das brennt nicht so leicht. Aber ablenken solltest du mich trotzdem nicht.†œ Lucy übte sich in Geduld und wartete, bis er den Vorgang abgeschlossen hatte. Sie war sich immer noch unsicher, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Gavin wischte sich die Hände an einem Tuch sauber, dabei sah er ihr direkt in die Augen. Waren da nicht schon wieder kleine Funken zu sehen? Oder hatte sie sich getäuscht. Langsam kam er auf sie zu, Lucy hielt die Luft an. Bekleidet nur mit einer alten abgeschnittenen Jeans und alten Turnschuhen gab er ein umwerfendes Bild ab. Er roch nach Öl, Schweiß und Mann. Ihr Herz raste, aber noch immer schwiegen sie. Sie durfte die Perfektion seines Körpers schon öfter bewundern, und doch rang sie immer wieder nach Atem. Mit einem Ruck zog er sie in seine Arme und küsste sie wild und leidenschaftlich. Lucy schnappte nach Luft und wollte etwas sagen, aber es kam nur ein leises „Hi†œ aus ihrem Mund. „Hey. Bevor du etwas sagst, hör mich an. Ich war nicht fair zu dir, ich hätte mit dir reden sollen, aber das ist alles nicht so einfach für mich. Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dich verletzt habe, ich wollte das nicht. Vielleicht hätte ich dich auch warnen sollen, aber ich hatte Angst, dich wieder zu verlieren. Von meinen „Träumen†œ, meinen Visionen rede ich nicht gern. Das ist eine Seite in mir, die ich weder verstehe, noch beherrsche oder kontrollieren kann. Ich hab von meiner irischen Mutter, die eine Seherin war, die Veranlagung geerbt. Sie war eine großartige Frau und hat nie ihre Fähigkeit zu ihrem eigenen Vorteil benutzt. Sie wusste immer die richtigen Schlüsse zu ziehen, hat nie eine Vision falsch gedeutet. Leider starb sie, bevor sie mich unterweisen konnte. Aber das ist lange her und seitdem war ich nie wieder in Irland.†œ Lucy, sichtlich ergriffen von Gavins Geständnis, legte eine Hand an seine Wange und küsste ihn ganz zärtlich auf die Lippen. „Du musst mir nichts erklären, nicht jetzt, sag, dass du mich liebst und alles andere kann warten, ich kann warten.†œ „Das musste ich von dir hören, jetzt kann ich mich jedem Problem stellen, gemeinsam mit dir.†œ In inniger Umarmung verharrten sie so für einige Minuten. „Lucy? Scha-atz? Wir müssen langsam los. Geh und hol deine Sachen, ich hab schon alles an Bord, was ich brauche.†œ Mit einem Seufzer löste Lucy die Arme von ihm. „Ja, du hast ja recht. Ich hol meine Tasche und verabschiede mich noch von den Mädels.†œ „In Ordnung, und ich spring noch schnell unter die Dusche und komm mit Hattori zur Heckklappe.
Die Tasche hatte Lucy schon in der Nacht gepackt, als sie nicht schlafen konnte. Ein Bankett, das bedeutete sie musste in Havanna noch einkaufen gehen, denn ein angemessenes Kleid hatte sie nicht dabei. Mit der Tasche in der Hand ging sie zum Computer-Raum, wohl wissend, dass sie hier sicher Lilli, ihre allerbeste und älteste Freundin, treffen würde. Sie traf Lilli tuschelnd mit Kerstin an. Was hatten die sich wohl zu erzählen? Na, man konnte es fast an ihren Gesichtern ablesen. „Hi, ihr beiden. Wie ich sehe, gibt†™s was Neues? Ach Kerstin, gesunde Gesichtsfarbe. Und Lilli, du leuchtest wieder. Alles klar bei euch?†œ Lilli und Kerstin tauschten nur einen Blick, um dann beide wild durcheinander los zu plappern. Lachend fiel Lucy ihnen in die Arme „Ihr müsst mir gar nichts erklären, ich möchte nur hören, dass es euch gut geht und ihr glücklich seid. Mehr muss ich nicht wissen. Ich wollte nur kurz Tschüss sagen, Gavin und ich fahren jetzt gleich. Hattori kommt übrigens auch mit. Bitte passt ganz doll auf euch auf, macht keine dummen Sachen†œ, redete Lucy auf sie ein. „Und grüßt bitte auch Doc und Angie von mir.†œ Mit Tränen in den Augen umarmte Lucy nochmals ihre Freundinnen. „Klar passen wir auf, aber das gilt auch für dich und Gavin. Ich bleib hier am Computer, sodass du mich jederzeit erreichen kannst. Mein Handy bleibt auch immer an, falls du mich brauchst†œ, versprach Lilli. „Und keine Kampfhandlungen, sonst werd ich sauer, dass ich nicht mit durfte†œ, forderte Kerstin mit einem Grinsen im Gesicht. „Ich muss los, Gavin und Hattori warten bestimmt schon auf mich.†œ Lucy schnappte sich ihre Tasche und rannte zum Heck des Schiffes. Gavin und Hattori warteten bereits mit laufendem Motor an Bord des Schnellbootes. Behände kletterte sie über die Reling an Bord und verstaute ihr Gepäck. „Kann los gehen†œ, rief sie enthusiastisch. Die Heckklappe des Schiffes öffnete sich langsam und helles Sonnenlicht blendete sie. Gavin gab Vollgas und sie schossen hinaus auf das offene Meer mit Kurs Havanna.
Seite 115
Ich stand hochkonzentriert mit geschlossenen Augen in der Waffenkammer mit dem Rücken zum Übungstand und visierte mit meinem geistigen Auge mein Ziel an. In meinen Händen hielt ich jeweils eines der wunderbar leichten Messer aus dem Bestand der Brüder. Mit einer schnellen Drehung meiner Hände schleuderte ich die Messer hinter mich, genau dorthin, wo sie hin sollten. Ich selbst hatte mich keinen Zentimeter bewegt und hielt meine Augen immer noch geschlossen, doch ich wusste genau, dass das eine Messer exakt zwischen den Augen steckte und das andere genau im Herzen der mannsgroßen Figur aus Holz. Eigentlich wollte ich noch eine der neuen Mini-Disks ausprobieren, mit denen man dem Gegner den Kopf vom Rumpf trennen konnte, aber mit meiner Konzentration war es mit einem Schlag vorbei. Ich setzte mich auf die Bank, die neben dem Waffenschrank mit den Messern stand und lehnte meinen Kopf an die Wand. Duncan…
Immer noch verwirrten mich meine Gefühle für ihn ein kleines bisschen, denn er hat mir wenigstens schon mal die Angst davor genommen. „Wir haben in seiner Kabine eine ganze Stunde mit einander gesprochen, na ja, viel gesprochen haben eigentlich nicht†œ, dachte ich und musste grinsen. Er hat mich immer wieder geküsst und mir über das Gesicht und mein Haar gestrichen, oder mich einfach nur an sich gedrückt und umarmt, so, als wollte er mich nie wieder loslassen. Er hat mir erzählt, wie es ihn gequält habe, mich in New Orleans zurück zu lassen, oder das Wiedersehen, wo er mich nicht so begrüßen konnte, wie er gerne gewollt hätte, und dass es ihm unendlich leid tat, wie er mich angefahren hatte. Jetzt weiß ich, dass er es aus reinem Selbstschutz getan hat. Dann endlich sprach er über das, was in seiner Kabine geschehen war, und das ich da schon etwas gespürt haben muss, weil ich mich da so merkwürdig verhalten habe. Und natürlich wurde ich wieder rot. Oh mein Gott, wie peinlich! Es hätte ihn all seine Selbstbeherrschung gekostet, mich nur auf sein Bett zu legen und schlafen zu lassen, oder später, als ich aufgewacht war und da so halbnackt gelegen habe, mich wieder gehen zu lassen. Über alles andere wollten wir später reden, da er noch den außerplanmäßigen Einsatz von Lucy und Gavin in Havanna koordinieren musste. Aber wir haben ja noch etwas Zeit bis Peru, und bis dahin… könnte ja noch so einiges… Plötzlich stand Kerstin vor mir und wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht: „Huhu, Erde an Angie. Na, du warst aber gerade weit weg. Ich nehme mal stark an, dass dein entrückter und schmachtender Gesichtsausdruck etwas mit dem leckeren Highlander namens Duncan zu tun hat, stimmt`s?†œ Sie zog eine Augenbraue hoch und lächelte mich wissend an. „ Das sagt diejenige, die ihr T-Shirt auf links anhat?†œ Ich musste über ihren verlegenen Gesichtsausdruck lachen und klopfte auf den Platz neben mir. „Setz dich, und erzähl. Drago? Ach, du brauchst mir nichts erzählen, dein Gesicht spricht Bände. Ja, mit den Jungs hier hat es schon etwas ganz Besonderes auf sich.†œ „Und genau darüber wollte ich mit dir reden. Also, das mit Tim, das war so eine Sache… klar, es war sehr schön, auch der Sex mit ihm, und er liebt mich, aber ob ich ihn liebe? Ich habe keine Ahnung! Aber das müsste ich doch eigentlich, oder? Und mit Drago, das ist so total anders… ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Bei ihm habe ich mich irgendwie… angekommen gefühlt. Die ganze Sache ist nur noch merkwürdig, da wir immer die Gedanken des anderen hören können. Was soll ich denn jetzt bloß machen? Wie soll ich mich entscheiden? Alles ist so wahnsinnig kompliziert! Und Drago, er hält sich für beziehungsunfähig, aber das glaube ich ihm nicht! Frag mich bloß nicht warum, ich weiß es einfach, und das sagt mir nicht nur mein Gefühl! Dann geistert mir dauernd das Wort „Gefährte†œ durch den Kopf. Weiß du was darüber? Ich würde ja meine Ma fragen, aber die hat ja im Moment ganz andere Sorgen, ach vielleicht weiß ja deine Großmutter was, oder hat dir mal was davon erzählt oder deine Eltern und ja, ich weiß, ich rede zu viel… †œ „ Kerstin, Stopp! Langsam, atme erst mal richtig durch†œ, riet ich ihr, nachdem sie sich so in Rage geredet hatte und mich verlegen ansah. Da nahm ich ihre Hand und drückte sie leicht. „Also, erstens, ich weiß genau wie du dich fühlst. Dieses Chaos mit unseren Gefühlen ist schon sehr beängstigend, aber eigentlich hast du dich doch schon längst entschieden. Genau wie ich auch, oder Doc und daran kann ich auch nichts ändern, und das will ich auch nicht, †œ sagte ich ihr leise und sah ihr fest in die Augen.
Seite 116
Mit einem Lächeln fuhr ich fort: „Willkommen im Club… und in meiner Familie… Haha… irgendwie. Zweitens. Ich habe auch noch nie von den sogenannten Gefährten oder Gefährtinnen gehört, auch von Großmutter Gwendolyn nicht, eigentlich habe ich auch nie gefragt, war ja auch noch nie in so einer Situation. Na ja, das stimmt nicht ganz… damals…†œ Ich stand auf, ging zum Waffenschrank und lehnte mich mit verschränkten Armen dagegen. Mein Blick schweifte durch den Raum, ohne dass ich etwas direkt ansah, und dann blieb er an dem Messer hängen, das tief in dem gemalten Herz der Holzfigur steckte. „Damals, als die Sache mit Zorro passiert war, da dachte ich einen Moment… er könnte derjenige sein, aber Gott sei Dank ist das schon lange her und vorbei. Und Drittens… Ich habe nie Eltern gehabt, die mir…†œ „Doch, das hast du!†œ, unterbrach mich plötzlich eine leise Stimme von der Tür her. Ich drehte mich um und da stand Doc, die mich traurig ansah. „Ach ja? Meinst du die Frau, die mich geboren hat und dann, als sie merkte, dass ich anders war, das ich wie Gwen war, und nichts von ihr hatte… mich zu ihr gebracht hat, weil sie damit nicht klar kam, weil sie keine Magie in sich trug, also „normal†œ war? Halt, zurück… nicht gebracht, sie hat mich ja einfach vor Gwens Tür gelegt, mit einem Zettel auf dem mein Geburtstag stand, mein Name und ihrer, dann ist sie spurlos verschwunden†œ, lachte ich bitter auf. „Keiner weiß wo ich geboren wurde, aber ich bin ihr in einer Weise auch dankbar, denn Gwen ist die gütigste und liebevollste Frau, die ich kenne und wir haben eine sehr enge Verbindung. Sie lebt immer noch in Salem in den USA und steht dem größten Hexenzirkel vor. Sie hat mir alles beigebracht, was ich wissen musste, und mich gelehrt, mit meiner Magie umzugehen. Sweetlife ist eine gute Freundin von ihr. Tja, und so bin ich bei den Schwestern gelandet. Aber das weißt du ja alles Doc.†œ „ Stimmt, ich kann mich noch genau daran erinnern. Ich war schon einige Jahrzehnte bei Sweetlife. Sie hat mich damals zu sich gerufen, als Avalon im Nebel verschwand und ich nicht wusste, wohin ich nach dem Kloster, in dem ich meine Ausbildung zur Schamanin und Medizinerin abgeschlossen hatte, gehen sollte. So konnte ich noch in München Chemie studieren, an einer Universität, die extra nur für Geschöpfe wie uns gebaut wurde. Sie kannte wohl auch meinen Vater, und sie weiß genau, wie sehr ich ihn vermisse. Ihr gehört ja auch die Insel, wo wir zusammen wohnen, trainieren und relaxen.†œ „ Dann ist sie wohl das weibliche Gegenstück zu dem „Gründer†œ der Ordensbrüder? So muss es sein! Ha, eins haben wir jedenfalls den Brüdern voraus, wir hören viel früher auf zu altern als sie.†œ Ich konnte schon wieder ein bisschen entspannter lachen als noch vor ein paar Minuten. „ Ach Kerstin, nun zu meinem Vater! Keine Ahnung wer das sein könnte. Gwen weiß es auch nicht mit Bestimmtheit, aber sie hat so ihre Vermutungen. Damals, als Doc und ich, Lilli und Lucy in München geholfen haben und sie so zu Sweetlife gekommen sind, hatten wir gerade eine Spur von ihm verfolgt, die sich aber als Windei herausgestellt hat. Also habe ich keine Eltern, ich habe sie aber auch nie vermisst.†œ „Wow, davon hat meine Mutter mir nie etwas erzählt. Und was hat deine Gwen für eine Vermutung, wer dein Vater sein könnte?†œ „Schau mir in die Augen, Kerstin. Und dann in Dragos. Wir müssen die gleiche Abstammung haben, denn dieses bestimmte Grün haben nur Drachen. Und als ich von seinem Blut getrunken habe, in dieser merkwürdigen Kammer, war der Geschmack gar nicht mal so übel.†œ
„So Schwestern, genug in der Vergangenheit rumgewühlt, wir haben noch viel zu erledigen, bevor wir in Peru an Land gehen†œ, sagte Doc mit ihrer beruhigenden Stimme. „Lilli wird wohl bei Fernando sein, ich habe sie auf dem Weg zu ihm getroffen, und sie hat mir Grüße von Lucy an uns ausgerichtet, die mit ihrem Gavin auf dem Weg nach Havanna ist, dann lachte sie laut auf.†œ Lilli murmelte noch was von mistiger Technik und was von „dem blöden Handy den Hals umdrehen†œ. „Ich mache mich auch wieder an die Arbeit, und stelle die restliche persönliche Ausrüstung zusammen.†œ „Vielleicht können wir ja später mal wieder alle zusammen was essen?†œ „ Keine schlechte Idee, aber ich muss auch erst noch was erledigen†œ, meinte Kerstin, als wir drei auf dem Gang standen. Wir umarmten uns kurz und, als die zwei losliefen, rief ich nur lachend hinterher: „ Hey, falsche Richtung, zu unseren Kabinen geht es da lang†œ, und deutete hinter mich. Sie lachten nur und winkten mir zu. Okay, dann werde ich auch mal in die „falsche Richtung†œ gehen. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus als ich an ihn dachte, an Duncan, denn es kann nur einen geben…
Seite 117
Als wir uns in verschiedene Richtungen verstreuten rief Kerstin noch „Okay, Mädels 19 Uhr bei Angie, ich gebe Lilli noch Bescheid.†œ Und jede ging ihres Weges.
Doc packte schon mal ihre Tasche mit dem Nötigsten, alles was man so für kleinere Verletzungen brauchte, Nähmaterial, Desinfektionsmittel, Schmerzmittel, Verbandsmaterial und das fertige Gegengift gegen Skorpionbisse. Nach mehrmaligem Überprüfen befand sie die Ausstattung für vollständig und sah dann auf die Uhr. Bis sie sich mit den anderen bei mir treffen wollte, waren es noch zwei Stunden, da kam ihr eine Idee. Sie holte einige ihrer „geheimen†œ Ingredienzien aus dem feuerfesten abschließbaren Schrank und fing an etwas zu mischen. Innerhalb kürzester Zeit sah es auf dem Behandlungstisch aus, wie in einem Forensischen Labor, Bunsenbrenner, Reagenzgläser eine leuchtende blaue Flüssigkeit lief durch einen Schlauch und tropfte langsam in ein zylindrisches Gefäß. Doc füllte es in schmale Phiolen ab, legte diese in ein Schüttelgerät ein, und begann die Apparaturen wegzuräumen. Lächelnd entnahm sie die Phiole dem Gerät und ein gelartiges blaues Gemisch war darin zu sehen.
Nach einem Blick auf die Uhr machte sie sich auf den Weg zu mir und hörte schon von weitem lautes Gelächter aus meiner Kabine. Sie klopfte leise an und umgehend wurde die Tür von Kerstin aufgerissen. „Da bist du ja endlich, wir dachten schon wir verhungern beim Warten auf Dich.†œ „Ja, wo essen wir denn jetzt? Einen Snack an der Poolbar oder sollen wir ins Restaurant?†œ fragte Lilli. „Mädels was haltet ihr davon, wenn wir es uns hier richtig gemütlich machen, ich schätze ja mal, wir haben uns viel zu erzählen und wir könnten dabei ein wenig Wellness betreiben, und wenn ihr Lust habt, ich wüßte wo man Pizza bestellen könnte. Also was meint ihr?†œ „Super Idee, ich hab hier auch in einem Schrank eine Nintendo Wii entdeckt, oh oder Mädels wir trinken was Feines und spielen eine Runde Karten.†œ schlug ich vor. Kerstin und Lilli waren sofort begeistert und damit einverstanden. Einen richtigen Mädelsabend hatten wir schon lange nicht mehr, leider musste er diesmal ohne unsere Lucy stattfinden. „O.K. Da wir hier bleiben, sollten wir uns umziehen, ihr habt fünf Minuten, also, dalli, dalli.†œ Die drei flitzten los in ihre Kabinen, und standen nach exakt fünf Minuten in Sleepshirts wieder vor mir. Wir schoben die Möbel im Salon ein wenig auf die Seite, holten alle Kissen die wir finden konnten und machten es uns auf dem Boden bequem. „So, Doc, und wo ist die Pizza?†œ „Einen Moment.†œ Doc holte ihr Handy hervor, und bestellte für jede Schwester die Lieblingspizza, so etwas weiß man natürlich, wenn man schon so lange ein eingespieltes Team ist. „Gibt†™s einen Lieferservice der mit dem Heli Riesenkreuzer anliefert oder was? Pizza steht hier doch nirgends auf der Karte?†œ Kerstin war wie immer neugierig und sah Doc grinsend an. „Nein Hase, ich hab bei Bowen bestellt, er hat sein Können neulich bei mir unter Beweis gestellt, und da er sowieso auf mich wartet, kann er sich die Zeit ja ruhig mit Pizzabacken vertreiben. So und jetzt Schwestern! Ich habe vorhin ein dauerhaftes Enthaarungsgel angemischt, wer möchte es denn als Erste testen?†œ Lilli, Kerstin und ich sahen uns an, dann zu Doc und dann sahen wir alle betreten weg, mit Doc´s selbsthergestellten Beauty-Produkten war es nämlich so eine Sache. Grüne Pickel waren eine der geringeren Nebenwirkungen die wir schon erlebt hatten. „Kommt schon Leute, rasieren nervt doch, also wer will zuerst? Kerstin du?†œ Kerstin räusperte sich und nickte dann zögerlich. Doc schnappte sich umgehend ihr Bein und strich etwas von dem blauen Gel auf ihre Wade. „So das muss jetzt 10 Minuten einwirken und dann solltest du dich nie wieder rasieren müssen.†œ Um nicht auch als Versuchskaninchen zu enden, ging ich schnell ins Bad und kam mit meiner Gesichtsmaske zurück, die ich zuerst bei Lilli und sie dann bei mir auftrug. „Doc, sag mal dieses kribbeln ist aber normal oder?†œ „Kribbeln? Oh, vielleicht wirkt sie schneller, warte ich hole mal ein feuchtes Tuch und wir nehmen es ab†œ die Substanz auf Kerstins Bein bildete Blasen, als Doc mit dem Tuch das Zeug abtupfte zischte es und kleine blaue Dampfwölkchen stiegen auf, es roch auffallend nach Pommes-Frittes. „Siehst du nichts passiert und die Haare sind weg.†œ „Oh ja, echt. Aber hier riecht es ja wie in der Frittenbude. Öhm Doc ist das auch normal???†œ Langsam wuchsen auf Kerstins Bein neue Haare. Allerdings waren sie grün, erreichten eine Länge von ca. 3 cm und waren gelockt. „Mensch Doc! Was hast du denn jetzt schon wieder fabriziert?†œ Doc konnte nicht anders und fing an schallend zu lachen. Sie hielt sich den Bauch und hörte gar nicht mehr auf. „Kerstin, ist doch egal, dann musste halt doch rasieren†œ, versuchte ich sie zu beruhigen. Lilli und ich stimmten in Docs Gelächter ein. Es sah einfach zu komisch aus.
Seite 118
„Toll Doc, vielen Dank, ich habe jetzt ein grünes Pommesbudenbein, ich hoffe, dass die Pizza von deinem Vampir wenigstens schmeckt! Du solltest lieber beim Medizinbrauen bleiben, da passieren dir ja nicht so seltsame Fehler.†œ Das stimmte. Ehe Doc etwas erwidern konnte, klopfte es an der Türe, ich sprang hin denn mein Magen knurrte mittlerweile ganz ordentlich. Ich riss die Türe auf und wäre im gleichen Moment am liebsten im Erdboden versunken, es stand nicht nur Bowen mit einen riesen Stapel Pizzakartons vor mir, sondern auch Duncan, Drago und Fernando. Über den Spaß mit Kerstins Bein hatte ich vergessen, dass ich weiße Paste im Gesicht hatte, was mir schlagartig einfiel als Drago kicherte und die anderen drei ebenfalls grinsten. Ich machte ein quietschendes Geräusch und knallte Ihnen reflexartig die Türe vor der Nase zu. „Oh nein oh nein, die sind zu viert hier aufmarschiert, Lilli komm schnell!†œ Ich flitzte ins Bad und zog Lilli mit mir, schnell wuschen wir uns das Zeug runter. Ich hörte wie Doc den Drachen und die Vampire herein ließ. Wir versuchten so cool wie möglich zu wirken, als wir aus dem Bad kamen. „Kein Wort! Nicht ein Wort möchte ich hören!†œ, sagte ich und sah mit stechendem Blick in die Runde. Doc saß schon mit Bowen zusammen auf dem Boden und kuschelte. Drago machte Anstalten sich neben Kerstin zu setzen, die wiederum versuchte sich so auf ihr frisiertes Bein zu setzen, dass es keinem der Männer auffiel. Krampfhaft hielt sie ein Kissen vor ihre Knie und gestikulierte wild in Richtung Doc, dass sie beide doch auch mal ins Bad müssten. Fernando kam auf Lilli zu, küsste sie und setzte sich neben sie. Nur Duncan lehnte an der Tür, irgendwie unschlüssig. Er wirkte ein klein wenig verlegen, er ließ den Blick über mich wandern und strich sich mit der Hand durchs Haar. Ich straffte meine Schultern und ging so sexy, wie es mir in meinem Riesensleepshirt möglich war, auf ihn zu und zog ihn an der Hand mit rüber zu den anderen. Wir setzten uns auf das Sofa. Endlich bemerkte Doc, Kerstins stumme Hilfeschreie, nahm eine Decke, ging damit zu ihr rüber und wickelte sie geschickt darin ein „Nicht das du dir eine Erkältung holst, mhm?†œ Beide tapsten ins Bad. „Mensch, wie peinlich. Stell dir vor, Drago hätte das gesehen. Also was machen wir jetzt damit?†œ Kerstin blickte unglücklich auf ihr Bein. Doc wühlte im Schrank herum, fand einen Nassrasierer von mir und fing an die Haare zu entfernen. „Wehe, der Mist wächst nach!†œ „Bleib ruhig, das glaub ich nicht.†œ Kerstin wurde etwas nervös „Glaubst du das nicht, oder weißt du es?†œ Die beiden warteten einen Moment und Doc seufzte. „So, ich weiß, es wächst nichts mehr nach, zumindest nicht mehr in grün.†œ Nach einer weiteren Minute trauten sie sich wieder zurück zu uns, erleichtert ließ sich Kerstin neben Drago fallen und das große Essen begann. Doc hatte nicht zuviel versprochen, die Pizza war wirklich köstlich. „So die Damen, was würdet ihr von einer Runde Poker halten? Wer verliert muss einen Wodka trinken!†œ Drago tippte auf eine Flasche neben sich. „Ich glaube für die Damen ein Sektchen und wir nehmen den guten Absolut!†œ Den Vorschlag von Fernando nahmen wir gerne an und los gings. Ich glaube Drago hatte noch nichts von Docs und Kerstins unschlagbaren Pokertalent gehört. Der Abend nahm seinen Verlauf. Wir hatten alle das ein oder andere Gläschen trinken müssen. Bei uns Ladies hielt es sich aber glücklicherweise in Grenzen. Drago und Bo wollten nach einigen Gläschen unbedingt Poker spielen. Wir ließen uns darauf ein und am Ende saßen dann auch nur die beiden in ihren schwarzen Seidenboxershorts da. Denn Doc linste immer in Bowens Blatt und Kerstin konnte problemlos Dragos Gedanken lesen. Durch ihr ständiges Kichern flogen sie dann aber auf und eigentlich wollte auch keiner Drago und Bowen ganz ohne Bekleidung da sitzen haben.
„Wie wäre es denn, sollen wir uns einen Godzilla ansehen?†œ Bowen hatte so einige Wodkas gehoben und sah mit glänzenden Augen in die Runde. Doc die zwischen seinen Beinen saß, verdrehte die Augen. „Wie wäre es mit Ice Age?†œ „Dr. House.†œ „Nein, Sissi wird heute Nacht wiederholt.†œ Da es ja schließlich unser Abend war, entschieden wir Ladies uns einstimmig für „Twilight†œ. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, erklärten wir, dass es sich dabei um einen Actionthriller, den Blockbuster schlechthin, handelte. Der nichts für schwache Nerven sei und der im Kino direkt auf Platz Eins gelandet war. Da die Jungs noch nie etwas von dem Film gehört hatten, konnten sie auch keine Argumente dagegen anbringen. Fernando und Bowen zauberten noch Popcorn, Chips, Schokolade und andere Leckereien aus einem Tarn-Pizzakarton, wir dämpften die Beleuchtung und machten es uns bequem.
Seite 119
Wie nicht anders zu erwarten, kam nach den ersten fünf Minuten schon die erste nicht nette Bemerkung über Edward. Vor allem die Ähnlichkeit mit Norbert fanden die vier besonders amüsant. Wir Mädels schmachteten den riesigen Flachbildschirm an und die Jungs lachten sich halb zu Tode. Als die Szene kam in der Edward sein Hemd aufriß und sein Körper in der Sonne glitzerte, war alles vorbei, die Jungs konnten sich nicht mehr beruhigen. Das Sofa vibrierte und bebte. Ich blickte in die Dunkelheit neben mich und sah, dass selbst Duncan nicht mehr konnte. „Wow! Vampire als Discokugel!†œ „Action? Eher Comedy, oder?†œ Fernando blickte Lilli lachend an und schüttelte ungläubig den Kopf „Oh mein Gott, ich wette es gibt Menschen, die sich Vampire genau so vorstellen. Ihr müsst ja ganz schön überrascht von uns gewesen sein.†œ Trotz unserer strafenden Blicke konnten sie sich nicht zusammenreißen. Den absoluten Höhepunkt erreichte das Gelächter dann, in der für uns so romantischen Schlussszene, als Bella klarstellte, dass sie verwandelt werden wollte. „Doc, auch schon erste vampirische Veränderungen an dir festgestellt?†œ Bowen knuddelte sie fest und beide lachten. Dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr, und Doc wurde rot. „Niemand hat behauptet, dass es ein realistischer Vampirfilm ist. Also gut, wie wäre es, wenn wir direkt im Anschluss die Fortsetzung „New Moon†œ ansehen?†œ Die Jungs winkten lachend ab. „Das war ausreichendes Bauch- und Lachmuskeltraining. Also wir sollten schauen, dass wir etwas Schlaf bekommen. Es ist schon spät und wir müssen Morgen noch einiges vorbereiten und unserer Taktik durchgehen.†œ Bo stand auf, zog Doc hoch und schob sie vor sich in Richtung Ausgang. „Gute Nacht und schlaft gut!†œ, konnte Doc noch gerade so loswerden und die beiden waren weg. Die anderen standen nach und nach auf. Langsam leerte sich meine Kabine wieder, alle waren weg bis auf Duncan.
Copyright © BD Sisterhood
Fortsetzung: Black Dagger Ladies Online – Beunruhigende Träume [Kapitel 11]