Mitunter magisch: Die Insel unter dem Meer von Isabel Allende

Am 16.08.2010 ist der neue Roman von Isabel Allende unter dem Titel „Die Insel unter dem Meer“ (orig. Titel: La isla bajo el mar) im Suhrkamp Verlag erschienen.

Nach dem „Siegel der Tage“, Allendes Autobiografie über ihr Leben der letzten fünfzehn Jahre in Kalifornien, hat Isabel Allende, die „Geisterhaus“-Autorin, wieder einen Roman geschrieben, in dem sie geschickt historische Ereignisse mit dem persönlichen Schicksal ihrer Heldin verknüpft. Und das ist mitunter magisch, schreibt Christiane von Korff im KulturSpiegel über den neuen Roman der chilenischen Bestsellerautorin. Die vollständige Rezension findet sich hier unter dem Titel: Neuer Allende-Roman: Voodoo und Revolution

Kurzbeschreibung
Die Mulattin Zarité, genannt Tété, ist erst neun Jahre alt, als der junge Plantagenbesitzer Toulouse Valmorain sie als Dienstmagd für seine lebensuntüchtige Frau kauft. Doch in Tété schlummert eine andere Bestimmung als die der willfährigen Sklavin. Selbst als ihr Herr sie in sein Bett zwingt, als man ihr das erste Kind entreißt und ihr Geliebter sie verläßt, um sich den aufständischen Sklaven in den Bergen anzuschließen, verliert Tété ihr Ziel nicht aus den Augen: die Freiheit für sich und ihre Tochter. Der Konflikt zwischen den aufständischen Sklaven und den weißen Herren in Saint-Domingue eskaliert, und Tété muß eine schwere Entscheidung treffen; sie flieht mit Valmorain, dessen kleinem Sohn und ihrer Tochter aus der brennenden Stadt Le Cap nach Kuba und weiter nach New Orleans. In der bunten kreolischen Gesellschaft findet ihr Drang nach Freiheit und Verantwortung für das eigene Leben neue Nahrung, doch müssen Jahre vergehen, bis ihr Traum Wirklichkeit wird. Mit ihrem neuen Roman Die Insel unter dem Meer entführt uns die chilenische Bestsellerautorin Isabel Allende von den Zuckerrohrplantagen auf Saint-Domingue, dem heutigen Haiti, in das pulsierende New Orleans des frühen 19. Jahrhunderts. Ein schillernder, dramatischer Bilderbogen um eine starke Frau, die alles riskiert und sich bedingungslos ihre Freiheit erkämpft.

Über die Autorin
Isabel Allende wurde am 2. August 1942 in Lima/Peru geboren. Nach Pinochets Militärputsch am 11. September 1973 ging sie ins Exil. 1982 erschien ihr erster Roman La casa de los espíritus (dt. Das Geisterhaus, 1984), der zu einem Welterfolg wurde. Der dänische Regisseur Bille August verfilmte den Roman 1993. Allende arbeitete unter anderem als Fernseh-Moderatorin und war Herausgeberin verschiedener Zeitschriften. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Kalifornien. Ihr Werk erscheint auf deutsch im Suhrkamp Verlag.

Literarische Schätze von klugen Frauen in der „edition fünf“

Ab September 2010 erscheinen in der von der Münchner Literaturagentin Silke Weniger neu gegründeten „edition fünf“ Bücher von Frauen zum (Wieder-)Entdecken – Bücher, die allzu schnell vom Buchmarkt verschwunden sind und unbedingt wiederentdeckt gehören.

Im ersten Programm sind die Autorinnen Kate Chopin, Irmtraud Morgner, Malin Schwerdtfeger, Joyce Johnson sowie eine Anthologie mit Erzählungen vertreten.

Die Herausgeberinnen Karen Nölle und Christine Gräbe haben literarische Schätze aufgespürt, teilweise neu bearbeitet und mit Nachworten anderer Expertinnen (und eines Experten) versehen. Künftig werden sie jeden Herbst ein Paket aus fünf lesenswerten Titeln schnüren. Die eigensinnigen und klugen Texte erscheinen im hochwertigen Gewand und sollen die Leserinnen glücklich und die Literaturwelt reicher machen.

„Vielleicht braucht ein konventionell erzogener weiblicher Mensch die Chance, sich gegen die Strömung der Sitten irgendwann freizuschwimmen†œ, schrieb Irmtraud Morgner. Und so ist es eine Schwimmerin, die das Cover der neuen Ausgabe von „Hochzeit in Konstantinopel†œ ziert. Der frech fantastische Roman über eine realsozialistische Hochzeitsreise, die keine ist, ist nun nach vielen Jahren wieder lieferbar. Im zwanzigsten Todesjahr der Autorin erscheint er in der neu gegründeten edition fünf.

Das Freischwimmen in all seinen Facetten bildet den Mittelpunkt des ersten Programms. In drei Romanen, einem Selbstzeugnis und einer Anthologie loten Autorinnen aus, wie Frauen sich die Welt erobern. Der Aufbruch ist die literarische Klammer der Texte, die ein ganzes Jahrhundert weiblicher Lebensentwürfe umspannen.

Das Erwachen von Kate Chopin

Kurzbeschreibung
Kate Chopin (1859 – 1904) hatte zunächst scheinbar alles, was ein Frauenherz begehren kann: einen in jeder Hinsicht großzügigen Ehemann, sechs gesunde Kinder und ein hübsches Haus in einem der vornehmen Viertel von New Orleans. Doch dann starb ihr Mann, und die junge Witwe fing an zu schreiben.
Als ihr Roman ‚Das Erwachen‘ 1899 erschien, erregte er ebenso großes Interesse wie breiteste Ablehnung. Gerühmt wurde ihre makellose stilistische Kunst, verurteilt aber wurde die ‚traurige Geschichte einer Dame aus den Südstaaten, die tun wollte, wonach ihr der Sinn stand. Sie wollte es nicht nur, sie tat es auch, mit verheerenden Folgen.‘ Zeitgenössische Kritiken verurteilten die detaillierte Schilderung der mannigfaltigen und gleichzeitigen Liebesaffären einer Ehefrau und Mutter. Tatsächlich aber geht es Kate Chopin um die Darstellung eines weiblichen Bewußtwerdungsprozesses.Eine Frau wagt den Versuch, ihre Pflichten als Gattin und Mutter gegen individuelle Freiheit und Selbstbestimmung einzutauschen.

Café Saratoga von Malin Schwerdtfeger

Kurzbeschreibung
Malin Schwerdtfegers erster Roman erzählt vom Erwachsenwerden, von Liebe und Freundschaft, in einem neuen, wildpoetischen, unverwechselbaren Ton. Für die beiden Schwestern Sonja und Majka, zwei Mädchen in der Pubertät, ist die polnische Halbinsel Hel in ihren Sommerurlauben ein Ort der Abenteuer und Erweckungen, besonders das Café Saratoga, das ihr Vater von der steinalten Tante Apolonia übernimmt. Das Meer, die eigenen Körper, die Männer, die Landschaft werden entdeckt, mit Sorge, Lust und Schrecken beobachtet, die Komik und das Verhängnis der Liebe frühzeitig registriert. Aber was für die Mädchen Hel ist, ist für den Vater, der mit seiner kindischen, vitalen Verrücktheit alle, auch die von ihm geschiedene Frau, an sich kettet, Westdeutschland. Eines Tages, die Familie hat deutsche Vorfahren, kann Tata ausreisen. Die ganze Familie, auch die schimpfend-kränkelnde Mutter Lilka, folgt. Sonja, die Ich-Erzählerin, wird in diesen Jahren, angefeuert von ihrem Vater, den sie abgöttisch liebt, zögerlich zur Frau, und wieder verändert sich die Welt. Nur der verrückte Tata, den man auch als Leser einfach lieben muss, bleibt sich ewig gleich. Malin Schwerdtfegers erster Roman erzählt mit poetischer Rasanz, mit kluger Komik und feiner Beobachtungsgabe vom Erwachsenwerden, von polnischen und deutschen Mentalitäten, von scheiternden Ehen und bedingungsloser Liebe, von Freundschaft und Aufbruch.

Zaunköniginnen: Erinnerungen von Joyce Johnson

Kurzbeschreibung
New York in den 50er-Jahren. Joyce Johnson kehrt ihrem bürgerlichen Elternhaus den Rücken und bricht auf, um eine abenteuerliche Existenz als Dichterin zu führen. Doch in der Bohème der jungen Beatpoeten werden den Frauen allenfalls kleine Nebenrollen zugedacht. Joyce Johnson erinnert sich an ihre frühe Rebellion gegen den Muff und die Spießigkeit der fünfziger Jahre. Zu Unrecht wurde sie vor allem als Geliebte des Beatpoeten Jack Kerouac wahrgenommen †“ dabei waren die beiden nur zwei Jahre ein Paar. Ihre Erinnerungen, auf Deutsch schon einmal unter dem Titel „Warten auf Kerouac†œ erschienen, erhalten in der edition fünf den Namen „Zaunköniginnen†œ.

Hochzeit in Konstantinopel von Irmtraud Morgener

Kurzbeschreibung
Nichts ist, was es scheint, auf dieser Reise, die nicht nach Konstantinopel geht, sondern an die Adria. In die Flitterwochen, obwohl das Paar aus Ostberlin noch gar nicht verheiratet ist. Am Ende landet Bele, die ihrem Verlobten Abend für Abend Geschichten erzählt, vor allem bei sich selbst.
Irmtraud Morgener (1933 bis 1990), geboren in Chemnitz, Schriftstellerin und Germanistin, lebte in Ostberlin. Anfangs begeisterte Sozialistin, verwarf sie später ihre frühen Bücher. Mit „Hochzeit in Konstantinopel“ fand sie 1968 ihre eigene Stimme: sinnlich, frech, stilistisch brillant.

Heldinnen des Glücks: Sieben Geschichten vom Aufbruch von Alice Munro, Felicitas Hoppe, Margriet de Moor, Charlotte Perkins Gilman, Anna Banti, Sarah Kirsch und Jane Bowles

Kurzbeschreibung

Aufbruch heißt in jeder dieser Erzählungen etwas anderes: Da bietet sich ein Nachbar als Heiratskandidat an, bei einer Sommerreise tun sich Abgründe auf, im Kino werden Lebenswege resümiert und ein ganzes Dorf von Dienstmädchen macht sich auf, das Glück zu finden.

Die Autorinnen erzählen eigenwillige Geschichten vom Weg durchs Leben †“ und davon, wie unterschiedlich das Glück aussehen kann.

Silke Weniger: „Mit der edition fünf möchte ich einen Beitrag zur Wahrnehmung des literarischen Schaffens von Frauen leisten.†œ

Karen Nölle: „Innere Welten teilen heißt ihnen Realität verleihen. Uns interessiert, wie Frauen denken, fühlen und darüber schreiben.†œ

Christine Gräbe: „Wir machen Bücher, die wir selbst uns im Regal oder auf dem Nachttisch wünschen. Bücher zum Selberlesen und Verschenken.†œ

Quelle: editionfuenf.de

Christa Wolf erhält den Thomas-Mann-Preis 2010

Christa Wolf erhält den Thomas-Mann-Preis 2010

Die Schriftstellerin Christa Wolf erhält den erstmals gemeinsam von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Hansestadt Lübeck vergebenen und mit 25.000 Euro dotierten Thomas-Mann-Preis.

Der neue Thomas-Mann-Preis soll ab 2010 im jährlichen Wechsel in Lübeck und München verliehen werden. Er ist hervorgegangen aus dem Thomas-Mann-Preis der Hansestadt Lübeck und dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Die Entscheidung trifft eine siebenköpfige Jury, in welche die Akademie und die Hansestadt jeweils drei Mitglieder entsenden. Den Vorsitz hat der Göttinger Literaturwissenschaftler Heinrich Detering.

In ihrem Lebenswerk befrage Wolf die Kämpfe, Hoffnungen und Irrtümer ihrer Zeit kritisch und selbstkritisch, heißt es in der Pressemitteilung der Preisstifter. Mit tiefem moralischen Ernst und erzählerischer Kraft schildere und erkunde sie bis in die grundlegenden Auseinandersetzungen um Mythos und Humanität hinein.

Zuletzt erschien im Juni 2010 im Suhrkamp Verlag von Christa Wolf Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“.
Stadt der Engel“ war noch Ende Juni 2010 höchster Neueinsteiger in den Belletristik-Charts und rangiert aktuell auf Platz 6 der Spiegel-Bestenliste.
Der Titel leitet sich von Los Angeles, der Stadt der Engel, ab. Dort verbringt die Erzählerin Anfang der Neunziger einige Monate auf Einladung des Getty Center. Ihr Forschungsobjekt sind die Briefe einer gewissen L. aus dem Nachlass einer verstorbenen Freundin, deren Schicksal sie nachspürt †“ eine Frau, die aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die USA emigrierte. Sie beobachtet die amerikanische Lebensweise, taucht ein in die Vergangenheit des „New Weimar unter Palmen†œ, wie Los Angeles als deutschsprachige Emigrantenkolonie während des Zweiten Weltkriegs genannt wurde. Ein ums andere Mal wird sie über die Lage im wiedervereinigten Deutschland verhört: Wird der „Virus der Menschenverachtung†œ in den neuen, ungewissen deutschen Zuständen wiederbelebt? In der täglichen Lektüre, in Gesprächen, in Träumen stellt sich die Erzählerin einem Ereignis aus ihrer Vergangenheit, das sie in eine existentielle Krise bringt und zu einem Ringen um die Wahrhaftigkeit der eigenen Erinnerung führt. Das neue Buch von Christa Wolf ist auch autobiographische Prosa: Sie erzählt von einem Menschenleben, das drei deutschen Staats- und Gesellschaftsformen standhält, von einer Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, von der Kunst, sich zu erinnern.

„Und herausgekommen ist dabei eine gigantische, facettenreiche Lebensbeichte, eingebettet in jenes Jahrhundert, das das ihre war (…) kunstvoll verwoben, kontrastreich gegliedert, unter wechselnder Beleuchtung angestrahlt bietet sich das Mosaik dar, das jetzt vor uns liegt. Ein Zeugnis von Triumph des ordnenden Geistes über das Chaos der Gefühle.“ Tilman Krause, Die Welt

„Es ist das radikale Bekenntnisbuch einer Schriftstellerin, die einst die bedeutendste Autorin der DDR gewesen ist, ein Buch der Suche und des Abschiedsnehmens, ein kämpferisches Buch, ein Buch über die Kämpfe des letzten Jahrhunderts, ein Buch der Verzweiflung (…) Sie hat nicht aufgehört nach ihrer Variante der Wahrheit zu suchen. Dieses Buch ist das kalifornische Monument dieser Suche.“ Volker Weidermann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

„So erfrischend selbstironisch wie in „Stadt der Engel“ war Christa Wolf wohl noch nie. „Stadt der Engel“, der lang erwartete neue Roman der 81-jährigen Ost-Berliner Autorin, ist vieles: ein Buch der Erinnerung und des Abschieds. Eine waghalsige, in zehnjähriger Schreibarbeit entstandene, atemberaubende Selbstbefragung, ja Lebensbeichte.
So ungeschützt präsentierte sich Christa Wolf noch nie. „Jede Zeile, die ich jetzt noch schreibe, wird gegen mich verwendet werden.“
Oliver Pfohlmann, Der Tagessiegel

Über Christa Wolf
Christa Wolf, geboren 1929 in Landsberg/Warthe (Gorzów Wielkopolski), lebt in Berlin und Woserin, Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen, darunter dem Georg-Büchner-Preis und dem Deutschen Bücherpreis für ihr Gesamtwerk, ausgezeichnet.

Die Verleihung des Thomas-Mann-Preises 2010 findet am 24. Oktober in Lübeck statt.

Quelle: Börsenblatt

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Simone Veil erhält den Heinrich-Heine-Preis 2010

Simone Veil erhält den Heinrich-Heine-Preis 2010

Die 82-jährige französische Publizistin und Politikerin Simone Veil erhält den mit 50 000 Euro dotierten Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Der Heinrich-Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten deutschen Literaturpreisen.

„Zeit ihres öffentlichen Engagements ist Veil für die Menschenrechte und die Verständigung der Völker eingetreten. Ganz im Sinne Heinrich Heines hat sie dazu beigetragen, Europa eine Seele zu geben†œ, begründete die Jury am 02.07.2010 ihre Entscheidung.

Simone Veil wurde am 13. Juli 1927 in Nizza als Tochter des Architekten André Jakob geboren. Im Ersten Weltkrieg verbrachte er mehrere Jahre in Kriegsgefangenschaft. Die Familie war jüdisch und aus kulturellen Gründen stolz auf das Judentum, jedoch nicht religiös, sondern weltlich, republikanisch und patriotisch eingestellt.

1944 wurde Veil und ihre Familie von der Gestapo verhaftet. Sie wurde im Gestapo-Hauptquartier, dem Hotel „Excelsior“, verhört. Ihr Vater und ihr Bruder Jean wurden nach Litauen deportiert. Beide kamen nicht zurück. Ihre Schwester Denise war bei der Resistance, wurde ins KZ Ravensbrück verschleppt, konnte jedoch überleben. Simone, ihre Mutter und ihre andere Schwester Madeleine, genannt Milou, wurden ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert.

Die Selektion bei der Ankunft in Auschwitz überlebte sie, da sie vortäuschte bereits 18 Jahre alt zu sein. Im Januar 1945 machte sie zusammen mit der Mutter der Schwester den Todesmarsch von Auschwitz zum KZ Bergen-Belsen. Ihre Mutter Yvonne Jakob starb am 15. März 1945 in Bergen Belsen an der Typhusepidemie. Kurz danach, am 15. April 1945, wurden Simone und ihre Schwester Milou in Bergen-Belsen von den englischen Streitkräften befreit.

Simone Veil studierte am Institut d’études politiques de Paris. Die ausgebildete Juristin Veil gehörte von 1974 bis 1979 den Kabinetten Jacques Chiracs und Raymond Barres als Gesundheitsministerin an. Sie war die erste Frau auf einem Ministerposten in Frankreich. In ihrer Funktion als Gesundheitsministerin sorgte sie für einen erleichterten Zugang zu Verhütungsmitteln †“ der Verkauf von Verhütungsmitteln wie der Pille war in Frankreich erst 1967 legalisiert worden. Mit ihrem Namen am meisten verbunden ist jedoch ihr harter Kampf für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Frankreich (17. Januar 1975).

Nach ihrem Ausscheiden aus der Regierung kandidierte sie für die UDF als Spitzenkandidatin bei den ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament 1979. Dieses wählte Veil zur Präsidentin. Sie war die erste Frau, die dieses Amt innehatte. Aufgrund einer interfraktionellen Absprache legte sie dieses Amt in der Mitte der fünfjährigen Legislaturperiode Anfang 1982 nieder.

Unter Premierminister Édouard Balladur war Simone Veil zwischen 1993 und 1995 Ministerin für Soziales, Gesundheit und Stadtwesen im Range einer Staatsministerin und von 1998 bis 2007 Mitglied des französischen Verfassungsrats.
Sie zählt noch heute zu den beliebtesten Französinnen. Im vergangenen März war Veil offiziell in die Riege der 40 „Unsterblichen†œ der berühmten Académie Française aufgenommen worden.

Simone Veil wurde unter anderem mit dem Europäischen Karlspreis (1980) und dem Prinz- von-Asturien-Preis (2005) ausgezeichnet.

Zuletzt erschien von Simone Veil „Und dennoch leben: Die Autobiographie der großen Europäerin“ im Februar 2009 im Aufbau Verlag.

Kurzbeschreibung
Sie ist eine der bekanntesten Politikerinnen Europas und verkörpert vor allem eines: das Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit. Nach ihrer Deportation und dem Kriegsende wird die dreifache Mutter zur »Madame le Ministre« unter Jacques Chirac. Ihr Kampf für die »Loi Veil«, die Legalisierung der Abtreibung, geht in die Geschichtsbücher ein. Neben Helmut Kohl und François Mitterrand wird sie zur Galionsfigur der europäischen Gemeinschaft. In ihren Erinnerungen berichtet sie fesselnd vom Austausch mit Politikerinnen wie Hillary Clinton oder Margaret Thatcher und schildert spannende Begegnungen mit den Mächtigen ihrer Zeit: Helmut Schmidt, Bill Clinton, George Bush, Nelson Mandela, Papst Johannes Paul II.

„Ich fühle mich sehr geehrt und nehme den Heine-Preis mit Freuden an†œ, sei Simone Veils erste Reaktion gewesen, als sie telefonisch über die Auszeichnung informiert wurde. Der Preis soll im kommenden Dezember überreicht werden.

Unter den bisherigen Heine-Preisträgern sind Carl Zuckmayer (1972), Max Frisch (1989), Richard von Weizsäcker (1991), Hans Magnus Enzensberger (1998), Elfriede Jelinek (2002). Im Rahmen der für 2006 geplanten Preisvergabe, welche den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 150. Todesjahr Heinrich Heines darstellen sollte, entschied das Preisgericht, den Preis Peter Handke zu verleihen und löste damit einen Skandal wegen Handkes differenzierten Betrachtung der Person MiloŠ¡evićs sowie der Balkankriege gegenüber aus. Handke lehnte den Preis ab. 2008 wurde Amos Oz mit dem Heinrich-Heine-Preis geehrt.

Claudia Piñeiro erhält den LiBeraturpreis 2010 für „Elena weiß Bescheid“

Der LiBeraturpreis wird ausschließlich an Frauen verliehen, da es Autorinnen aus den „Ländern des Südens“ oft noch schwerer als ihre Kollegen haben, wahrgenommen zu werden.

†œLiberatur† leitet sich aus dem Lateinischen ab und hat etwas mit Freiheit, Befreiung zu tun, in welchem Sinne vermutlich die mit dem Preis bedachte Literatur und die Vergabe an Frauen der †œDritten Welt† verstanden werden soll“, erklärte Tinius 2008 auf meine Frage nach dem großen „B“ im Namen der Auszeichnung.

In diesem Jahr geht der LiBeraturpreis  an die argentinische Schriftstellerin Claudia Piñeiro. Sie wurde für ihren Roman „Elena weiß Bescheid†œ ausgezeichnet.

Die Jury hob in ihrer Begründung hervor, dass Piñeiro mit ihrem Roman ein aktuelles und höchst modernes Buch vorgelegt habe, das durch seine allgemeingültigen Themen und die gelungene literarische Bearbeitung auch hierzulande eine große Leserschaft erreichen werde.

Kurzbeschreibung
Jede glaubt, sie habe sich für die andere geopfert. Nun kommt die Stunde der Wahrheit. Die Tochter wird tot aufgefunden, erhängt im Glockenturm der Kirche. Doch Elena, die Mutter, kann oder will nicht glauben, dass Rita sich das Leben genommen hat.
Für die alte Dame gibt es nur eine Möglichkeit, hinter das Geheimnis um Ritas Tod zu kommen: Sie muss mit einer Frau sprechen, der sie und ihre Tochter vor zwanzig Jahren geholfen haben. Dafür muss Elena ins Stadtzentrum fahren – ein schwieriges und riskantes Unterfangen für jemanden, der an Parkinson in fortgeschrittenem Stadium leidet. Wenn die Wirkung ihres Medikaments endet, wird sie wieder in bewegungsloser Starre versinken. Am Ende muss Elena eine Wahrheit erfahren, mit der sie nicht gerechnet hat.

„Claudia Pineiro hat ein dichtes, zupackendes Buch geschrieben, das mich von der ersten Seite an eingefangen hat. Elenas galliger Humor, ihre grimmige Entschlossenheit und ihr stoischer Umgang mit der Krankheit haben mich sofort für sie eingenommen – und meine Aufmerksamkeit auch mal wieder auf die kleinen Bewegungen gelenkt, die mein Körper tagtäglich unbeachtet ausführt.

„Elena weiß Bescheid“ von Claudia Pineiro ist ein dünnes, aber wuchtiges Buch, das noch eine Weile nachhallt. Ich freue mich schon auf die anderen Bücher der Autorin!“, schreibt Lille in einer Rezension auf Büchereule.de.

Über die Autorin
Claudia Piñeiro, geboren am 10. April 1960 in Buenos Aires, ist eine argentinische Journalistin und Schriftstellerin.
Piñeiro studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universidad de Buenos Aires und schloss dieses Studium auch erfolgreich ab. Anschließend begann sie – anfangs als freie Mitarbeiterin, später fest angestellt – für verschiedene Zeitungen und Radiosender zu schreiben.
Parallel dazu entstand mit den Jahren ein eigenständiges literarisches Werk, für das sie auch schon verschiedentlich ausgezeichnet wurde. Neben ihren Romanen gibt es von Piñeiro auch einige Theaterstücke und mehrere Kinderbücher.
Claudio Piñeiro lebt in ihrer Heimatstadt als freie Schriftstellerin und wird als Shootingstar der argentinischen Literatur bezeichnet.

Der LiBeraturpreis wird am 3. Oktober um 16 Uhr in der Christuskirche in Frankfurt verliehen. Claudia Piñeiro liest aus ihrem Roman am 5. Oktober im Literaturhaus Frankfurt.

Quelle: Börsenblatt