Erfreut, überrascht, begeistert: Alice Munro über den Man Booker International

munro„Ich bin sehr erfreut, völlig überrascht und begeistert. (…) Es war schon eine große Ehre, unter den 14 Kandidaten der Shortlist zu sein. Es ist besonders schön, in meinem Alter für das Lebenswerk anerkannt zu werden“, sagte Alice Munro, nachdem bekannt wurde, dass das Vergabe-Komitee ihr den Internationalen Man-Booker-Prize 2009 zugesprochen hat.

Im Gegensatz zu dem Man-Booker-Preis für englischsprachige Autoren ehrt der Man Booker International kein einzelnes Werk, sondern das Gesamtwerk. Voraussetzung ist jedoch, dass die Bücher ins Englische übersetzt sind. Die Auszeichnung, die mit 60.000 britischen Pfund (rund 64.000 Euro) dotiert ist, soll am 25. Juni im irischen Dublin überreicht werden. Vergeben wird der Man Booker International seit 2005 im Zwei-Jahres-Rhythmus.

In der kleinen Form ist sie eine große Meisterin: Alice Munros Short Storys gehören zum Kanon der angelsächsischen Gegenwartsliteratur. Jetzt wird ihr Können angemessen mit dem Man-Booker-Preis für internationale Literatur gewürdigt. Spiegel Online am 27.05.2009

Munros neuer Erzählband „Too much happiness“ wird in den USA im Herbst bei Knopf erscheinen, wie der S. Fischer Verlag am Mittwoch in Frankfurt berichtete. Die deutsche Übersetzung soll dann bei S. Fischer im Herbst 2010 oder Frühjahr 2011 erscheinen.

Zuletzt sind hierzulande im September 2008 elf Erzählungen unter dem Titel „Wozu wollen Sie das wissen?“ erschienen.

wozu-wollen-sie-das-wissenKurzbeschreibung
Alice Munro überrascht mit ihrer neuen Erzählungssammlung. Mit ihren Geschichten begibt sie sich in ihre eigene Familiengeschichte, bis zurück zu William Laidlaw im Schottland des frühen 17. Jahrhundert, als es noch Feen und Geister gab. Von dort aus nach Kanada, mit Andrew und den anderen, die meistens Schäfer, später Farmer waren, und den zahlreichen Tanten, Annie, Jenny, Mary – lauter einfachen, aber eigenwilligen Menschen, Käuzen mit seltsamen Lebensgeschichten und sehr viele von ihnen mit einer auffälligen Liebe zum schriftlichen Wort. Ob sie nun Wetternotizen machen, Erinnerungen aufschreiben oder sich richtige Geschichten ausdenken – die Tradition des Schreibens ist tief in Munros Familientradition verwurzelt. Das persönlichste Buch von Alice Munro.

Über die Autorin
Alice Munro, die 1931 in Ontario geboren ist, gehört zu den renommiertesten Autorinnen der Gegenwart. Sie hat elf Erzählungsbände und einen Roman veröffentlicht. Für ihr umfangreiches literarisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Giller Prize (2004) für „Tricks“. Alice Munro lebt in Ontario und in British Columbia.

Juli Zeh erhält den Gerty-Spies-Preis für ihr gesellschaftspolitisches Engagement

Die Schriftstellerin Juli Zeh erhält den Gerty-Spies-Literaturpreis 2009 der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für politische Bildung. Die 34-jährige Autorin werde unter anderem für ihr gesellschaftspolitisches Engagement geehrt, sagte der Direktor der Landeszentrale, Dieter Schiffmann. In ihren Büchern habe sich Zeh für die Kriegsopfer in Bosnien-Herzegowina eingesetz und sich kundig mit Themen wie Datenschutz (siehe hierzu: Juli Zeh klagt gegen biometrischen Reisepass), so in ihrem jüngsten Roman „Corpus Delicti“. Die Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises findet am 10. September in Mainz statt. Der Preis ist nach der Schriftstellerin Gerty Spies (1807-1997) benannt.

corpus-delictiKurzbeschreibung Corpus Delicti. Ein Prozess

Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht diese Innenausstattung aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Mia Holl will beweisen, dass ihr Bruder, verurteilt wegen einer angeblichen Vergewaltigung, unschuldig ist. Sie gerät also in Stellung gegen das System, hier „Methode“ genannt, auch aus Liebe zu ihrem Bruder, der sich das Leben nahm.Juli Zeh entwirft in Corpus Delicti das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur im Jahr 2057. Sie zeichnet ein System, das alle und alles kontrolliert. Gesundheit ist zur höchsten Bürgerspflicht geworden. Die „Methode“ verlangt ein festes Sportpensum ebenso wie die Abgabe von Schlaf- und Ernährungsberichten. Buchstäblich über jeden Schritt seiner Bürger ist dieser Staat informiert.

Corpus Delicti handelt von höchst aktuellen Fragen: Wie weit kann und wird der Staat individuelle Rechte einschränken? Gibt es ein Recht des Einzelnen auf Widerstand? Juli Zehs Corpus Delicti. Ein Prozess ist ein visionäres und ungeheuer spannendes Buch über unsere Zukunft, die wir immer weniger bestimmen können.

Die gebundene Ausgabe von Corpus Delicti umfasst 272 Seiten und ist im Schöffling Verlag für 19,90 Euro erschienen.

Über die Autorin

Juli Zeh, geboren 1974 in Bonn, wurde für ihre Bücher, die inzwischen in 28 Sprachen übersetzt sind, vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis (2002), dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Per Olov Enquist-Preis (2005), dem Jürgen-Bansemer-und-Ute-Nyssen-Dramatiker-Preis (2008), dem Prix Cévennes (2008) und dem Carl-Amery-Literaturpreis (2009) ausgezeichnet.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Ursula Krechel erhält Joseph-Breitbach- und Jeanette-Schocken-Preis 2009

ursula-krechel1In der letzten Woche erhielt die 61- jährige Schriftstellerin Ursula Krechel gleich zwei Auszeichnungen. Zum einen wurde sie mit dem höchst dotierten (50 000 Euro)  deutschen Literaturpreis, dem Joseph-Breitbach-Preis 2009 ausgezeichnet, und weiterhin erhielt Ursula Krechel den mit 7 500 Euro dotierten Bremerhavener Jeanette-Schocken-Literaturpreis 2009.

Die Jury des Joseph-Breitenbach-Preises würdigte Ursula Krechel für ihr literarisches Gesamtwerk, teilte die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur mit. Sie sei eine politisch und ästhetisch hoch reflektierte Autorin, dabei vertraue sie stets der Eigendynamik der Sprache und dem poetischen Klangsinn.

Den Jeanette-Schocken-Literaturpreis 2009 erhielt Ursula Krechel für ihren 2008  im österreichischen Jung & Jung Verlag erschienen Roman „Shanghai fern von wo„. Die Autorin habe sich in dem Roman über das Schicksal von Juden, die vor dem Nationalsozialismus nach China flüchteten, einem Thema gewidmet, das bisher in Literatur kaum eine Rolle gespielt habe, begründete die Jury ihre Entscheidung.

shanghai-fern-von-woKurzbeschreibung
Ein grandioses Erzählpanorama: die jüdischen Emigranten in der internationalen Stadt Shanghai 1938.Da steht sie mitten in einer Restaurantküche in Shanghai und walkt den Teig, als ginge es um ihr Leben, und das tut es auch. Ein Strudel soll es werden, ein süßer natürlich, aber dann füllt sie, was noch übrig ist, mit zartem Gemüse, und auf einmal hat sie der chinesischen Küche etwas hinzuerfunden, was niemand mehr missen möchte: die Frühlingsrolle. Franziska Tausig ist eine von vielen, der Berliner Buchhändler Ludwig Lazarus ist ein anderer, und am Ende waren es achtzehntausend Juden, die seit 1938 eines der letzten Schlupflöcher noch nutzen konnten und so im fernen fremden Shanghai überlebten. Sie kamen ohne Visum und Illusionen mit einem Koffer und zehn Reichsmark in der Tasche, Anwälte, Handwerker, Kunsthistoriker, und wenn sie in dieser überfüllten Stadt und dem feucht drückenden Klima zurechtkommen wollten, dann waren Erfindungsgabe und Tatkraft gefordert. Nicht jeder war, nach dem, was hinter ihm lag und vor ihm, dazu imstande. Atemberaubend vielstimmig und vielschichtig erzählt Ursula Krechel davon. Aus langjährigen Recherchen entstand so der Stoff zu einem weitgespannten erzählerischen Bogen, der den Leser in eine Welt bringt, die einem näher ist als erwartet.

Gebundene Ausgabe: 500 Seiten, erschienen 2008 im Jung & Jung Verlag, 3. Auflage (11. Februar 2009) – 29,90 Euro

Über Ursula Krechel
Ursula Krechel studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Köln. Bereits während ihres Studiums, das sie 1972 mit der Promotion abschloss, hatte sie Beiträge für den Westdeutschen Rundfunk und den Kölner Stadt-Anzeiger geliefert. Von 1969 bis 1972 war sie Dramaturgin an den Städtischen Bühnen in Dortmund und leitete Theaterprojekte mit jugendlichen Strafgefangenen. Ab 1972 lebte sie als freie Schriftstellerin in Frankfurt am Main. Die Lyrik, anfangs noch von Frauenbewegung und neuer Subjektivität, später dann häufig vom Surrealismus beeinflusst, bildet den Schwerpunkt von Ursula Krechels Werk. Darüber hinaus hat sie Prosa, Theaterstücke und Hörspiele veröffentlicht. Ursula Krechel ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Sie lebt in Berlin.

Veröffentlichungen u. a.“Erika“, Theaterstück, 1974 „Selbsterfahrung und Fremdbestimmung“, Essay, 1975 „Nach Mainz!“, Gedichte, 1977 „Verwundbar wie in den besten Zeiten“ Gedichte, 1979 „Zweite Natur“, Szenen eines Romans, 1981 „Vom Feuer lernen“, Gedichte, 1985 „Kakaoblau. Gedichte für Erwachsende“, 1989 „Die Freunde des Wetterleuchtens“, Prosa, 1990 „Technik des Erwachens“, Gedichte,1992 „Mit dem Körper des Vaters spielen“, Essays, 1992 „Sizilianer des Gefühls“, Erzählung, 1993 „Landläufiges Wunder“, Gedichte, 1995 „Verbeugungen vor der Luft“, Gedichte, 1999.

Einen sehr beeindruckenden Einblick in Ursula Kerchels letzten Roman Shanghai fern von wo findet man auf ZehnSeiten.de. Die Autorin stellt sich der Kamera und liest persönlich vor.

ursula-krechel

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Wikipedia

Geschenktipp zum Muttertag: Die Moral der Frauen von Fay Weldon – MP3

Die Moral der Frauen von Fay Weldon

Eine tiefschwarze, bitterböse Komödie über Frauen zwischen Mutterglück und Selbstverwirklichung.
Die 70-jährige Großmutter Frances erzählt die Geschichte von Hattie und Martyn. Die scharfzüngige, viermal verheiratete Galeriebesitzerin, selbst vom Leben gezeichnet, steckt voller Lebensweisheiten und beobachtet und kommentiert ironisch den Alltag ihrer geliebten Enkelin Hattie, vergleicht diesen mit ihrer eigenen Vergangenheit und zeigt, wie es zur Entwicklung einer scheinbar aufgeklärten, aber in Ehrgeiz, Lügen und Selbstbetrug gefangenen Generation kam. Fay Weldons Erzählstil ist locker, spritzig, intelligent, wortgewandt, respektlos, ironisch bis zynisch und vielleicht genau das richtige Geschenk zum Muttertag. 😉


die-moral-der-frauenKlappentext
Hattie hadert mit dem Monster Häuslichkeit, nachdem ihr Töchterchen Kitty geboren ist. Die Karriere und ihr Leben mit Martyn sollen sich nicht verändern. Agnieszka, ein polnisches Au-pair, verspricht Rettung. Doch auch sie hat Pläne und wenig Skrupel, wie Hatties lebenskluge Großmutter Frances befürchtet.

Einander ergänzend oder im witzigen Zwiegespräch erzählen Ulrike Hübschmann als Hattie und Regina Lemnitz als Frances wie sich die Geschichte zuspitzt – respektlos, ironisch und mit einem Augenzwinkern.

Über die Autorin
Fay Weldon, geboren 1933 in Alvechurch / England, ist Schriftstellerin. Sie verbrachte ihre Kindheit in Auckland / Neuseeland, studierte Psychologie und Wirtschaftswissenschaften in St. Andrews / Schottland und arbeitete als Texterin in einer Werbeagentur in London. Heute schreibt Fay Weldon Romane, Kurzgeschichten, Drehbücher sowie Magazin- und Zeitungsartikel. Mehrere ihrer Bücher wurden verfilmt, darunter auch ihr bekannter Roman „Die Teufelin“.

Die Sprecherinnen
Ulrike Hübschmann, geboren 1963, absolvierte ihre Ausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Sie spielte unter anderem am „Ernst Deutsch Theater“ in Hamburg und beim „Berliner Ensemble“. Sie arbeitet als Sprecherin für RBB, ZDF, Arte, VIVA und tritt in TV-Produktionen auf. Ulrike Hübschmann war für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert.

Regina Lemnitz, geboren 1946 in Berlin, studierte Schauspiel, Tanz und Gesang an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel in Berlin. Sie spielte an zahlreichen Theatern, unter anderem an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, und stand bei den Festspielen Salzburg und Bad Hersfeld auf der Bühne. Im Fernsehen ist sie in Serien wie „Unser Charly“ zu sehen. Regina Lemnitz ist die deutsche Synchronstimme von Whoopi Goldberg, Kathy Bates, Roseanne Barr und Diane Keaton. Sie lebt in Berlin.

Laufzeit ca. 272 Minuten, Kompressionsrate: 128 kbps, MP3 Hörbuch Download(mit Wasserzeichen-Markierung) – gesehen für 18,40 Euro bei Libri.de

Annette Pehnt erhält Italo-Svevo-Preis 2009

Die 41-jährige deutsche Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Annette Pehnt wird mit dem Italo-Svevo-Preis 2009 ausgezeichnet.

Der Italo-Svevo-Preis ist ein Literaturpreis, der seit 2001 an herausragende deutschsprachige Autoren verliehen wird. Der nach Italo Svevo benannte Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird von der Nordcapital GmbH ermöglicht.

„Annette Pehnt ist eine eigenwillige, beherzte Autorin, die sich und ihre Protagonisten mit jedem Buch neu erfindet. Existentielle Erfahrungen, Gespür für Konflikte, leise, sparsame Metaphorik und poetische Vielfalt bewirken, dass ihr Literatur von nachhaltiger Wirkung gelingt“, begründet die diesjährige Jurorin Katja Lange-Müller ihre Entscheidung. Zuletzt erschien von Annette Pehnt der Roman „Mobbing“ (2007).

Die Preisverleihung findet am 04. Juni im Literaturhaus Hamburg statt.

Quelle: Süddeutsche Zeitung