Dezember 2008: Der kleine Bruder von Sven Regener

Mainstream ist angesagt bei uns im Lesekreis: Am 06. Dezember besprechen wir zur üblichen Zeit Der kleine Bruder von Sven Regener.

Am 27.11. präsentiert Sven Regener übrigens um 21 Uhr in München in der Muffathalle Der kleine Bruder.

Kurzbeschreibung
Der kleine Bruder ist der lang erwartete Mittelteil der Lehmann-Trilogie von Sven Regener

„Neues Leben hin, neues Leben her, dachte Frank, es sollte nicht mit der Fahrt durch einen langen, dunklen Tunnel beginnen. Oder vielleicht doch, dachte er, als in der Ferne die hell strahlende Grenzkontrollstelle auftauchte wie ein frisch gelandetes Raumschiff. Oder vielleicht gerade doch.“

Berlin-Kreuzberg, November 1980: Im Schatten der Mauer gedeiht ein Paralleluniversum voller Künstler, Hausbesetzer, Kneipenbesitzer, Kneipenbesucher, Hunde und Punks. Bier, Standpunkte, Reden, Verräterschweine †” alles ist da. Nur eins fehlt: jemand, der alles mal richtig durchdenkt †” Frank Lehmann aus Bremen. Nachdem seine WG dort vom Gesundheitsamt geschlossen wurde, das Zimmer bei seinen Eltern zum Fernseherreparieren benötigt wird und er nach kühnem Ausbruch aus dem Wehrdienst noch keinen Plan hat, fährt er erst mal nach Berlin †” zu seinem großen Bruder Manni, der dort als Künstler lebt und eine große Nummer ist. Dachte er. Doch Manni ist weg. Weder sein Vermieter Erwin Kächele noch dessen Nichte Chrissie oder sein Mitbewohner Karl haben eine Ahnung, wo Manni steckt. Außerdem nennen sie ihn nicht Manni, sondern Freddie. Und haben sofort eine konkrete Idee davon, was Frank zu tun hat: Anstelle seines Bruders an einem kurzfristig anberaumten Krisenplenum teilnehmen.

Damit beginnt eine lange Nacht, in der Frank Lehmann lernt, dass in einer Welt, in der alle Künstler sein wollen, nichts notwendigerweise das ist, als das es erscheint, und in der er mehr über seinen Bruder erfährt, als er wissen will, aber nie das, wonach er fragt.

Und mit einer Nacht ist es nicht getan, denn wie sagt Karl, der Typ, den Frank auf Anhieb nicht mag und der sein bester Freund werden wird: „Das ist wie in der Geisterbahn. Jetzt sind alle eingestiegen, und der Bügel geht runter, und dann müssen das auch alle bis zu Ende mitmachen …“

Sven Regener, geboren am 1. Januar 1961 in Bremen, ist deutscher Musiker und Schriftsteller. Bekannt wurde er durch die Band Element of Crime und seine Romane Herr Lehmann und Neue Vahr Süd.

Regener wuchs in der Neuen Vahr und in Blockdiek in Bremen auf. Nach dem Abitur studierte er Musikwissenschaften in Hamburg und Berlin. Das Studium brach er später ab. Seit 1971 spielt er klassische Gitarre, seit 1976 Trompete, seit 1985 Klavier und auch E-Gitarre. 1982 nahm er seine erste LP mit der Band Zatopek auf. 1984 stieß er zur Band Neue Liebe, einer Art Funk-Punk-Band. 1985 gründete er die Berliner Band Element of Crime mit, für die er seitdem fast alle Liedtexte schreibt, singt sowie Gitarre und Trompete spielt.

2001 veröffentlichte Regener seinen ersten Roman Herr Lehmann, in dem er das Leben des Barkeepers Frank Lehmann in Berlin-Kreuzberg beschreibt. Das Buch ist mit einer verkauften Auflage von über einer Million Exemplaren sehr erfolgreich. Regener verfasste auch das Drehbuch für Leander Haußmanns gleichnamige Verfilmung mit Christian Ulmen in der Titelrolle, wofür ihm der Deutsche Filmpreis in Gold und der Deutsche Drehbuchpreis verliehen wurde. 2004 erschien sein zweiter Roman Neue Vahr Süd, ein Prequel zu Herr Lehmann, der das Leben des Frank Lehmann 1980 in Bremen und bei der Bundeswehr beschreibt. Am 1. September 2008 erschien der dritte und letzte Band Der kleine Bruder, in dem detailliert über die ersten zwei Tage und gerafft über die ersten Monate von Frank Lehmanns Leben in Berlin im Jahr 1980 erzählt wird.

Quellen: Wikipedia, Eichborn Verlag Foto: Flickr

Oktober 2008: Am Strand von Ian McEwan

Kurzbeschreibung Am Strand von Ian McEwan
Das Schlimmste am Heiraten ist die Hochzeitsnacht. Zumindest für Edward und Florence, 1962 im prüden England. Begierde und Befangenheit, Anziehung und Angst sind miteinander im Widerstreit in der Hochzeitssuite mit Blick aufs Meer. Die Nacht verändert das Schicksal der Liebenden – für immer.

Juli 1962. Edward und Florence sitzen, frisch verheiratet, in ihrer Flitterwochensuite am Strand von Chesil Beach und essen zu Abend. Beide können nicht verbergen, wie nervös sie der Gedanke an die nahende Hochzeitsnacht macht. Noch ist nicht die Epoche, in der man offen über Sex spricht. Jene Nacht aber wird das Leben der Liebenden verändern, wird sie einander so nah bringen und so fremd werden lassen, wie sie sich das nie vorgestellt hatten. Abermals erzählt Ian McEwan von einem Ereignis, nach dem nichts mehr ist, wie es war. In brillanter Sprache, temporeich, atmosphärisch, unerbittlich präzise und gleichzeitig voller Gefühl schildert er eine Schicksalsnacht – und ihre Vor- und Nachgeschichte. Eine Leseprobe beim Diogenes Verlag befindet sich hier

Ian Russell McEwan, geboren am 21. Juni 1948 in Aldershot, England, ist ein britischer Schriftsteller. Als Sohn eines Berufssoldaten (Aldershot ist ein Militärstützpunkt) wuchs Ian McEwan infolge der Versetzungen seines Vaters unter anderem in Singapur und Libyen auf. Er studierte englische und französische Philologie an der University of Sussex in Brighton, wo er mit dem Bachelor of Arts in englischer Literatur abschloss. Während seines anschließenden Studiums zur Erlangung des Master of Arts in englischer Literatur an der University of East Anglia in Norwich besuchte er bei den Romanautoren Malcolm Bradbury und Angus Wilson einen Kurs in kreativem Schreiben. Später unterrichtete er selbst an der University of Sussex. Seit dem Erfolg der Kurzgeschichtensammlung Erste Liebe, letzte Riten (1975) lebt er als freier Schriftsteller. Im Laufe seiner Karriere wurde McEwan mit nahezu allen bedeutenden Preisen für englischsprachige Literatur ausgezeichnet.

Ian McEwan ist in zweiter Ehe mit der Journalistin Annalena McAfee verheiratet und lebt in London. Mit seiner ersten Ehefrau Penny Allen hat er zwei Söhne.

Im Jahr 2000 wurde er von der britischen Königin Elizabeth II. zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt.

2002 erfuhr McEwan, dass er einen leiblichen Bruder hat, der von der Mutter während des Zweiten Weltkriegs zur Adoption freigegeben wurde, da sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit dessen und McEwans Vater verheiratet war. Nachdem ihr erster Ehemann aber verstorben war, heiratete die Mutter drei Jahre später ihren vorherigen Liebhaber, und Ian wurde sechs Jahre nach seinem Bruder geboren. Erst nach ihrem Tod verriet die Schwester von McEwans Mutter das Familiengeheimnis.

2007 wurde McEwans Roman Abbitte von dem britischen Regisseur Joe Wright verfilmt. In der gleichnamigen Kinoproduktion spielen Keira Knightley und James McAvoy die Hauptrollen.

Quelle Foto: Flickr

Wir treffen uns zur üblichen Zeit am 11. Oktober bei Gina und Tobi.

Amazon Literatur iPod „Kindle“ auf dem Vormarsch

KindleDas Blog TechCrunch berichtet, dass Amazon seit letzten November 240 000 Kindle verkauft hat und beruft sich dabei auf eine direkte Quelle bei Amazon. Amazon selbst hat dies offiziell nicht betätigt.

Der (das?) Kindle wiegt knapp 300 Gramm und kostete im November 400 Dollar (rund 273 Euro), mittlerweile hat Amazon den Preis auf 360 Dollar gesenkt. Es fasst 200 Bücher, diese wiederum kosten knapp zehn Dollar das Stück und werden über eine kostenlose Mobilfunkverbindung („Amazon Whispernet“) auf den Apparat übertragen. Einen PC-Anschluss braucht man zum Bestücken nicht. Die Bildschirmdiagonale beträgt sechs Zoll (15,2 cm). Der Kindle hat keine Hintergrundbeleuchtung, wie sie etwa bei Laptop-Bildschirmen üblich ist. Zum Lesen also braucht man, wie beim herkömmlichen Buch, im manchen Lagen eine Lampe. Der Name „Kindle“ bedeutet übertragen „ein Licht entzünden“.

Bertelsmann scheiterte vor 10 Jahren mit seinem RocketBook in der Bundesrepublik; in den 90er Jahren waren E-Books nahezu unverkäuflich. Branchenkenner räumen dem neuen elektronischen Lesegeräte von Amazon mittlerweile gute Verkaufschancen ein. Genauso wie es Apple erfolgreich mit dem iPod handhabt, bietet Amazon Gerät und Inhalte aus einer Hand an.

Für den Kindle waren laut Amazon mehr als 90 000 Bücher zum Start elektronisch verfügbar, darunter auch aktuelle Bestseller. Auch Tageszeitungen wie die „New York Times“ oder das „Wall Street Journal“ können abonniert werden.

Wenn, wie es TechCrunch vorrechnet, die Einnahmen durch das Gerät bis jetzt zwischen 86 und 96 Millionen Dollar ausmachen und der Umsatz für die digitalen Bücher, Zeitungen und sonstiges Zubehör dazugezählt wird, liegt der Umsatz bei über 100 Millionen Dollar.

Scott Devitt, ein Analytiker von Stifel, Nicolaus & Co., sagt voraus, dass Amazon weitere 500.000 bis 750.000 Kindle im Laufe des Jahres verkaufen wird. Zusätzlich, vermutet Devitt, werden Besitzer des Kindle weitere 120 bis 150 Dollar für Bücher und andere Inhalte ausgeben und somit Einnahmen irgendwo zwischen 225 und 355 Millionen Dollar Amazon in diesem Zeitabschnitt bescheren. Zusammengenommen ein Umsatz von 1 Milliarde Dollar.

Noch im Mai diesen Jahres schätzte Citi Analytiker Mark Mahaney die Gesamtverkäufe von Kindle in diesem Jahr auf nur 189 000 Stück. Diese Zahl ist bereits jetzt (je nachdem wie viel der 240.000 Einheiten Amazon im letzen Jahr verkauft hat ) übertroffen worden. Seiner Schätzung zufolge werden 467 000 Einheiten im nächsten Jahr und 2,2 Millionen in 2010 verkauft werden, dies läuft auf Gesamteinnahmen von 60 Millionen Dollar in 2008 bis zu 741 Millionen Dollar in 2010 hinaus. Es könnte an der Zeit sein diese Zahlen nach oben zu revidieren.

Ob und wann es das neue Gerät auch in Deutschland geben soll, darüber teilt Amazon nichts mit.

August 2008: Der Liebhaber von Marguerite Duras

Marguerite Duras, geboren am 4. April 1914 in Gia Dinh , Vietnam (damals franz. Indochina) als Marguerite Donnadieu, gestorben am 3. März 1996 in Paris, war eine französische Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Filmregisseurin.

Als Tochter eines Lehrerehepaars wuchs sie in Vietnam auf und ging 1932 mit 17 Jahren nach Frankreich, um in Paris Jura und Politikwissenschaft zu studieren. 1940 schloss sie sich einer Résistancegruppe von Buchhändlern an, wodurch sie Zugang zum rationierten Papier hatte. Ihr Ehemann Robert Antelme, der ebenfalls in der Résistance aktiv gewesen war, wurde von der Gestapo verhaftet und nach Dachau verschleppt. 1944 trat Duras dem Parti communiste français bei, protestierte gegen die Behandlung von Schriftstellern in der Sowjetunion, was zu ihrem Parteiausschluss 1950 führte.

Ihr Erstlingsroman, Les impudents (1943), wurde von der Öffentlichkeit mehr oder weniger übersehen. Bereits ihr zweites Werk jedoch, Un barrage contre le Pacifique (1950), war ein Erfolg und brachte ihr beinahe den Prix Goncourt ein. Internationale Bekanntheit erlangte sie schließlich 1959 mit dem Drehbuch zu dem Film Hiroshima, mon amour.

Ihre Romane waren immer wieder autobiographisch geprägt, so z. B. L’amant (1984, dt. Der Liebhaber) oder L’amant de la Chine du Nord (1991, dt. Der Liebhaber aus Nordchina). In beiden Werken beschrieb sie ihre turbulente Kindheit und frühe Liebeserfahrungen im Indochina der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Autorin war auch im Theaterbereich tätig und verfasste 1965 z. B. das Drama La musica. In den 70er und frühen 80er Jahren des 20. Jahrhunderts trat sie auch als Filmregisseurin in Erscheinung – wobei sie nicht nur bereits erschienene eigene Texte (India Song, 1975; Les enfants, 1984) auf die Leinwand brachte, sondern auch eigenständige Arbeiten für das Kino produzierte (Le Camion, 1977). Während dieser Zeit erschienene literarische Publikationen von Duras standen immer im Zusammenhang mit ihrem filmischen Schaffen – L’amant ist die erste wieder „rein“ literarische Publikation nach dieser Phase.

Charakteristisch für die Werke der Duras ist eine große Schlichtheit in Vokabular und Satzbau, die sich zudem auszeichnet durch zahlreiche Ellipsen, Anspielungen, Unausgesprochenes, das jedoch im Hintergrund steht, und fragmentarisch zusammengefügte Sätze. Ihr Gesamtwerk ist keiner der großen literarischen Strömungen des 20. Jahrhunderts zuzuordnen.

Gegenüber der Tendenz, Duras wegen der häufigen Wiederholung von Motiven und Topoi in ihren zahlreichen Büchern für eine oberflächliche Schriftstellerin zu halten, hilft ein Blick in das kurze Interview mit Leslie Kaplan von 1988, in dem Duras einiges zu ihrer eigenen Schriftstellerei, aber auch ihre Meinung über das entfremdete Leben in der Neuzeit äußert.

Der Wahnsinn selbst ist auf ewig offen für den Verlauf des Wahnsinns. … Das Nichts ist sich selbst gegenüber offen. … Ich glaube, das Offene schafft sich selbst gegenüber einen religiösen Raum. Ich habe an dem Horror teil, aus dem das ganze besteht, aber ich spüre es nicht. Das könnte eine Definition der Arbeiterklasse sein. Die Fabrik ist eine Art Luftschiff, wo innerhalb und außerhalb das gleiche Luftmaterial ist, mit einem winzigen Unterschied jedoch. Dieser Unterschied ist die Unendlichkeit des Menschen, der neun Stunden am Tag Kabel herstellt, ohne es zu spüren. … Wie das Gedicht kommt dieser Gedanke aus dem Grund der Zeiten, aus einer Art fundamentaler Wiederholung, derjenigen des Lebens, aus einer Art ozeanischer Ewigkeit, die jene des Todes wäre, verneint und erfaßt durch die Zeit….

Diese Unendlichkeit des Menschen war letztlich ihr Thema.

Der Liebhaber Über den Inhalt
Der Liebhaber (französischer Originaltitel L’amant) ist eine autobiografische Erzählung von Marguerite Duras aus dem Jahr 1984. Das Werk wurde im gleichen Jahr mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.
Die Geschichte spielt in der französischen Kolonie Indochina, dem heutigen Vietnam am Anfang der 1930er Jahre. Duras schildert die Geschichte eines zu Beginn 15-jährigen französischen Mädchens, das in Südostasien aufgewachsen ist, von der Begegnung auf einer Mekong-Fähre mit einem 17 Jahre älteren Mann, bis zur Abreise nach Europa anderthalb Jahre später, Zeitsprünge in das Paris des Zweiten Weltkriegs eingeschlossen.

Die sexuelle Beziehung zu diesem reichen und von seinem Vater abhängigen Chinesen, die keine Liebesgeschichte ist, ist die Klammer, die das Stück nach außen zusammenhält, aber bei Weitem nicht die Erzählung dominiert. Tatsächlich spielen Familienmitglieder und Freundinnen eine mindestens ebenso wichtige Rolle:

* die von der Tochter als wahnsinnig bezeichnete Mutter (der Vater ist bereits verstorben), die die Beziehung ihrer Tochter zu dem Chinesen nicht zur Kenntnis zu nehmen scheint,
* der ältere Bruder, zur Bosheit neigend und von der Mutter vergöttert, der als Erwachsener versagen wird, sowie
* der jüngere Bruder, der vom älteren bedroht, von der Mutter nicht beschützt wird und seiner Schwester als einzige Verbündete hat und in jungen Jahren stirbt
* Mitschülerinnen in Vietnam und Bekannte in Paris, denen nicht unbedeutende Teile der Geschichte gewidmet werden, ohne dass ein tieferer Zusammenhang zur versuchten Selbstanalyse der Familie aufgebaut würde.

Der Liebhaber ist eine knapp 100-seitige Collage aus Erinnerungsfetzen der Autorin zur Zeit ihres Erwachsenwerdens (die bei der Niederschrift über 50 Jahre her war), in Abschnitte gegliedert, die zum Teil nur wenige Zeilen, höchstens aber zwei Seiten lang sind, zwischen denen in der Regel Sprünge in Zeit und Raum vollzogen werden, die keinen kontinuierlichen Erzählstrang ergeben.

Marguerite Duras nannte ihre Erzählung „das leichteste Buch, das ich jemals geschrieben habe†œ. Sie wurde auch ihre erfolgreichste.

Juni 2008: Die Pest von Albert Camus

Treffpunkt: 06. Juni 2008 um 21 Uhr bei hoffentlich schönem Wetter im Garten der M & M´s

Ganz knapp, mit nur einer Stimme mehr, haben wir uns für Die Pest von Albert Camus und somit gegen den von Gabriele vorgeschlagenen Roman von Michael Kumpfmüller Nachricht an alle entschieden.

Albert Camus, geboren am 7. November 1913 in Mondovi, Algerien, gestorben am 4. Januar 1960 nahe Villeblevin, Yonne, (Frankreich) war ein französischer Philosoph und Schriftsteller. 1957 erhielt er für sein erzählerisches, dramaturgisches, philosophisches und publizistisches Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Er ist einer der bekanntesten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts.

Mit Romanen, Essays und Dramen profilierte sich der philosophische Dichter Albert Camus als eine der literarisch und moralisch gewichtigsten Stimmen Frankreichs. Grundlage seines Werks ist die Philosophie des Absurden, die auf der Erkenntnis der Sinnlosigkeit menschlicher Existenz beruht. In seinem Werk fordert Camus, dass der Mensch sein absurdes Dasein bewusst annehme und eigene ethische Prinzipien dem moralischen Nihilismus entgegensetze.

Camus wuchs in einem Arbeiterviertel in Algier als Halbwaise auf. Nach dem Abitur studierte er Philosophie und arbeitete als Schauspieler, Dramatiker, Schriftsteller und Journalist, u.a. für die Zeitung Alger républicain. Während des Zweiten Weltkriegs engagierte er sich in der Résistance. 1943 trat er als Lektor ins Verlagshaus Gallimard ein. Die zunächst enge Beziehung zu Jean-Paul Sartre und den Existenzialisten scheiterte nach heftiger Kontroverse um Camus‘ Essay Der Mensch in der Revolte. 1957 wurde ihm der Literaturnobelpreis verliehen. Drei Jahre später verunglückte er tödlich im Auto seines Verlegers Gallimard.

Kurzbeschreibung
Der 1947 erschienene Klassiker „Die Pest†œ schildert die Agonie der Stadt Oran. Im zeitgenössischen Kontext kann man die Pest als Metapher für den Nationalsozialismus, etwas weiter gefasst als Sinnbild für Unmenschlichkeit und Schrecken sehen. Mit seinem allegorischen Charakter schildert der Roman nüchtern, im chronikartigen Bericht den Verlauf der Seuche: ihre „Gerechtigkeit†œ, ihr Arbeiten, das einer „endlosen Tretmühle†œ gleicht, und das gänzliche Fehlen von Helden und glänzenden Taten.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Arzt Bernard Rieux: Schon zu Beginn, als noch niemand in der Stadt auch nur an die Pest denkt, steht seine Diagnose fest: Den dahingerafften Ratten werden die Menschen folgen! Doch bis die Behörden endlich in die Gänge kommen, vergeht kostbare Zeit. Unermüdlich versucht Rieux zu retten. Um den Arzt gruppieren sich der zufällig in der Stadt weilende Journalist Rambert, der anfangs zu seiner Geliebten nach Paris fliehen will, dann aber bleibt, der Jesuitenpater Paneloux und Tarrou. Auch sie setzen alles daran, Menschen zu retten. Dramatischer Höhepunkt der tödlichen Entwicklung ist das sinnlose Sterben eines kleinen Jungen. Sinnlos und absurd ist auch das Sterben des Paters, des Freundes Tarrou und der Ehefrau des Arztes. Kurz vor Ausbruch der Pest war sie in ein Sanatorium außerhalb der Stadt gegangen. Am Ende gibt sich der Verfasser der Chronik als der Arzt Rieux zu erkennen, für den die Pest eine endlose Niederlage war und ist. Denn „der Pestbazillus stirbt niemals aus oder verschwindet …†œ