Literatur + Oberbayern: Dampfnudelblues von Rita Falk [Buchtrailer]

Rita Falk, Jahrgang 1964, hat sich 2010 gleich mit ihrem ersten Provinzkrimi um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer, „Winterkartoffelknödel„, in die Herzen ihrer Leser geschrieben. Von sich selber sagt die Autorin, dass sie die schönste Zeit ihres Lebens in Oberbayern verbracht hat. Dort hat sie ihre Kindheit verbracht, wuchs bei der Oma auf. Dem ihr so vertrauten Landstrich ist Rita Falk auch als Erwachsene treu geblieben. Sie lebt heute gerade mal 160 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt, in Landshut. Rita Falk ist mit einem Polizisten verheiratet und hat drei Kinder.

Die Kindheitserfahrungen sind der Schatz, aus dem Rita Falk als Schriftstellerin schöpft. In ihrem Franz-Eberhofer-Krimi bildet ein bayerisches Dorf den Mittelpunkt des Geschehens. Keine Frage, dass es Rita Falk exzellent gelingt, dieses Bild authentisch in Szene zu setzen. Vor allen Dingen die kleinen und großen Schwächen der Menschen sind es, die sie ihren Lesern kenntnisreich und mit einer gehörigen Portion bissigem Humor serviert. Sie hat ihrem Protagonisten, dem Dorfgendarmen Franz Eberhofer, einen original bayerischen Ton auf den Leib geschrieben, der hart aber herzlich ist. Der Franz sagt halt, was er denkt.

Rita Falk ist sich also beim Schreiben treu geblieben. Ihre eigenen biografischen Wurzeln liefern den Grundstock für amüsante und geistreiche Unterhaltung der besten Lesart. Es bleibt weiterhin spannend – sicherlich wird sie noch viel von sich reden machen, mit ihren Geschichten von ‚dahoam‘.

Dampfnudelblues – der zweite Fall für Franz Eberhofer

Gerade läuft†™s für den Eberhofer Franz mit der Susi ganz einwandrei, sein heimischer Saustall ist so gut wie fertig renoviert und eingerichtet, da überschlagen sich die Ereignisse im sonst so heimeligen Niederkaltenkirchen mal wieder: Das Haus vom Schuldirektor Höpfl wird mit Schmierereien verschandelt und kurz drauf liegt er auh noch tot auf den Gleisen! Gut, der Höpfl war immer schon ein Arsch, das wusste ja ein jeder. Aber muss er deshalb erst verschwinden und sich dann auch noch auf die Schienen legen? Ist er†™s überhaupt? Viel ist von ihm ja nicht übrig geblieben. Die einzige Angehörige ist dem Höpfl seine Schwester, die dessen Kopf dann jedoch eindeutig identifiziert.

Selbstmord? Mord? Dem Franz reicht†™s: nicht nur, dass die Susi sich einfach mit so einem italienischen Luca Toni nach in dessen Heimat absetzt! Die Ermittlungen im aktuellen Fall verlangen dem Franz mal wieder so allerhand ab, und zu allem Überfluss soll er ständig auf das zwergnasige Blag seines Bruders aufpassen. Zum Glück sorgt zumindest die Oma für sein leibliches Wohl, so dass der Franz dampfnudelgestärkt alle noch so verzwickten Situationen lösen kann…

„Dampfnudelblues“ umfasst 256 Seiten und ist im Mai 2011 im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen.

Frankfurt liest Abschaffel von Wilhelm Genazino vom 02. bis 15.05.2011

Ganz Frankfurt liest „Abschaffel“

Vom 02. bis zum 15. Mai 2011 hat sich der Verein „Frankfurt liest ein Buch e.V.“ zum Ziel gesetzt, ein Buch zum Gesprächsstoff und zum Gemeinschaftserlebnis für alle Menschen der Stadt Frankfurt am Main zu machen. Dabei möchte der Verein Bürger, Institutionen und Prominente zu einem Thema in möglichst vielfältiger Form zusammenbringen.

Schon im letzten Jahr haben sich die Frankfurterinnen und Frankfurter in Lesungen, Diskussionen und Vorträgen an vielen ungewöhnlichen Orten mit Valentin Sengers Roman „Kaiserhofstraße 12“ auseinandergesetzt. In der zweiten Auflage der Frankfurter Leseaktion wird Wilhelm Genazinos „Abschaffel„, Flaneur und „Workaholic des Nichtstuns“, mit den Bürgern durch das Frankfurt der 7oer Jahre streifen. Der Hanser Verlag hat eigens für „Frankfurt liest ein Buch“ eine Sonderausgabe der Trilogie produziert.

Ich finde Aktion großartig und überlege schon die ganze Zeit, welches Buch sich für München eignen würde? Hat jemand zufällig eine Idee?

Kurzbeschreibung
Abschaffel, Flaneur und „Workaholic des Nichtstuns“ streift durch eine Metropole der verwalteten Welt. Mit innerer Phantasietätigkeit kompensiert er die äußere Ereignisöde seines Angestellten-Daseins und schlägt alle Zerstreuungsangebote der Freizeitindustrie aus. Im Verlauf der Trilogie unternimmt Abschaffel mehrere kläglich-komische Anläufe zum Ausbruch: Zum Beispiel versucht er sich selbst in der Rolle des Nutznießers von Ausbeutung, als Zuhälter nämlich. Zu guter Letzt jedoch zwingt ihn eine psychosomatische Krankheit zu einem mehrwöchigen Kuraufenthalt. Immerhin eröffnet sich ihm hier endlich die Möglichkeit der Reflektion.

Über den Autor
Wilhelm Genazino, geb. 1943 in Mannheim, lebt heute als freier Schriftsteller in Heidelberg. 1998 erhielt er den ‚Großen Literaturpreis‘ der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 2004 den ‚Georg-Büchner-Preis‘. 2007 wurde Wilhelm Genazino mit dem ‚Kleist-Preis‘ und der ‚Corine‘ ausgezeichnet. 2010 erhielt er den ‚Rinke-Sprachpreis‘.

Literatur + Luxemburg: Tod in Belval von Hughes Schlueter

Tod in Belval: Fashion-Fotograf Lou Schleck – Shoot One von Hughes Schlueter

„Hutt Dir déi Doudeg kannt?“, kläffte ein Kleiner mit Kappe nach ihm. „Et war dach keen Accident, oder?“, wollte ein anderer aufdringlich wissen.
„Sind Ihre Shootings immer so gefährlich?“, fragte jemand in schneidendem Deutsch.
Der Modefotograf Lou Schleck ist genervt von den Reportern, die, wie immer wenn ein Unfall mit Personenschaden gemeldet wird, sofort zur Stelle sind. Er kennt das Opfer nicht, das eher zufällig von einem Model, das Lou für die Aufnahmen für ein französisches Toplable engagiert und gut ausgeleuchtet auf einer Plattform platziert hat, entdeckt wird. Auf einem Absatz vor dem Hochofen liegt eine junge Frau mit zerschlagenem Hinterkopf und verdrehten Körperteilen, die leblosen Augen apathisch und ungläubig in den Sonnenuntergang starrend.

Die Tote ist offensichtlich aus großer Höhe abgestürzt. War es Mord oder Selbstmord? Während Lous geschulter Blick sofort erkennt, dass an der Haltung der Leiche etwas nicht stimmt, gehen Commissaire en Chef Jean-Marie Grandcharles und Inspecteur adjoint Rudy Decker von Selbstmord aus. „Mischen Sie sich nicht in meine polizeilichen Ermittlungen ein“, lautet die eindeutige Botschaft des bärbeißigen Commissaires, als Lou Schleck versucht, ihm seine Beobachtungen mitzuteilen. Also macht sich der Fotograf mit Hilfe seiner hinreißenden Assistentin Florélie eigenständig auf die Suche nach dem Mörder. Denn für ihn steht fest: Belval hat jetzt seinen ersten Mord und ist endlich zu einer richtigen Stadt geworden.

Hughes Schlueters erster Kriminalroman spielt in Belval – Luxemburgs stillgelegter Hochofenanlage, 20 Auto-Minuten südwestlich von Luxemburg-Stadt gelegen und etwa dreimal so groß wie der Vatikanstaat. Schon bevor 1997 der letzte Hofofen abgeschaltet wurde, wurde unter dem Motto „From Metal to Mental Work“ ein städtebauliches Großprojekt als Lebensraum für etwa 30.000 Menschen angelegt. Banken, Finanzdienstleister und Forschungsinstitute wurden dort angesiedelt, Hotels, Wohnviertel, Apartmenthäuser und Einkaufszentren errichtet.

Hier residiert auch Lou Schleck mit seinem kompletten Fotostudio. Und von hier aus unternimmt er viele Wege durch Belval, die ihn letztendlich in die obersten Etagen der Finanzwelt führen. Der Mief der Standesdünkel ist allgegenwärtig  und die gesellschaftliche Stellung ist gerade in der überschaubaren Luxemburger Oberschicht wichtig – lebenswichtig.

Hughes Schlueter hat mit „Tod in Belval“ einen spannenden und amüsanten Debütroman geschrieben. Seine Charaktere sind originell und agieren an einem interessanten Schauplatz, von dem ich zumindest zuvor noch nie etwas gehört habe. Lesenswert!

Kurzbeschreibung
Lou Schleck, rothaariger und gefragter Szenefotograf mit Hang zu drastischen Bildern, hat einen gut bezahlten Auftrag eines Top-Modemagazins. Set ist die stillgelegte Hochofenanlage von Belval im rostglühenden Abendlicht. Das Shooting beginnt mit fröhlichem und schrillem Stress, findet aber unerwartete Dramatik mit dem Auffinden einer weiblichen Leiche, die von einer der hohen Plattformen herabgestürzt zu sein scheint. Für einige der anwesenden Models ein willkommener Anlass, sich zu übergeben, für Lou und seine abgebrühte Assistentin Florélie aber der Auftakt zu einer spannenden Spurensuche. Auf der Suche nach dem stimmigen Bild helfen ihm und behindern ihn: Gaston, der Mann, der im Web 2.0 wohnt; Hugo, die hübsche Cafébesitzerin; ein brummiger Commissaire; ein dubioser Unternehmer; Orkhgard, ein Rollenspiel-Schamane; eine der ersten Damen der Luxemburger Gesellschaft; Investment-Banker aus Belval; Carlo, das Gespenst der Rockhal, und natürlich Florélie, der Lou vollkommen verfallen ist… und die leider nur auf Frauen steht. Aber, wer weiß? Sicher ist nur: Spannung, Spaß und Sprachvergnügen auf 160 Seiten mit Bonustrack: Fotografien aus Belval.

Über den Autor
Hughes Schlueter ist geboren und aufgewachsen im Rhein-Main-Gebiet, Deutschland.
Nach dem Abitur Studium der Wirtschaftswissenschaften, Architektur, Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe. Abschluss als Diplom-Wirtschaftsingenieur Informatik/ Operations Research.
Berufsstart bei Agentur für Kommunikation, Marketing, Public Relations und Werbung in Deutschland. Internationale Konzerne und Markenartikelunternehmen als Klienten.
Drei Jahre stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter der Beratungsdienstleistungen der Deutschen Auslandshandelskammer in London. Danach Stationen als Pressesprecher, Kommunikationsverantwortlicher, Berater und Partner bei Unternehmensberatungen für Strategie, Prozessoptimierung und hauptsächlich für Branding, Marketing und Kommunikation. Ein Jahr globales Projektmanagement. Fallweise Durchführung von pro bono Projekten im Bereich Kultur.
Verfasser zahlreicher Marketing- und Werbetexte, unternehmensinterner Publikationen und von Fachtexten. Da dort exzentrische Figuren, Satire und Todesfälle eher selten eingesetzt werden, war ein anderes Format notwendig – aber mit gesicherter Branchenkenntnis.
Tod in Belval“ (éditions saint-paul, Luxemburg) ist der erste Kriminalroman, der davon profitiert.

Der Lesekreis bedankt sich beim Verlag éditions saint-paul für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Literatur + Stuttgart 21: Wo die Löwen weinen von Heinrich Steinfest

Am 24. Februar 2011 erscheint im Theiss Verlag ein neuer Krimi von Heinrich Steinfest unter dem Titel „Wo die Löwen weinen„.

Steinfests Roman spielt im Milieu des umstrittenen Verkehrs- und Städtebauprojekt zur Neuordnung des Eisenbahnknotens Stuttgart (Stuttgart 21), gegen das seit Wochen zehntausende Menschen protestieren und in dem seit Oktober 2010 öffentliche Schlichtungs-Gespräche unter der Leitung von Heiner Geißler stattfinden. Der Ausgang ist weiterhin ungewiss.

Wer schon jetzt mehr über Heinrich Steinfests „Wo die Löwen weinen“ erfahren möchte, sollte am 28.11.2010 die Sendung „Druckfrisch – Neue Bücher mit Denis Scheck“ um 23.35 Uhr in der ARD nicht verpassen. Hier wird der österreichische Autor, Maler und „Wahl-Stuttgarter“ Heinrich Steinfest im Gespräch mit Denis Scheck mehr über den Inhalt verraten.

Kurzbeschreibung zu „Wo die Löwen weinen“
Der Kriminalroman zu Stuttgart 21
Drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und ein Hund in einer Stadt, in der sich die Tragödie der Welt zur grandiosen Posse verdichtet. Sie alle führt das Schicksal mitten hinein in die Bodenlosigkeit eines umkämpften Großprojekts.
Ein Archäologe wird auf eine geheimdiensthaft-kryptische Weise nach Stuttgart gerufen und wittert seine große Chance: Bei Probebohrungen im Schlossgarten wurde eine rätselhafte antike Apparatur gefunden.
Ein Durchschnittsbürger, den die Wut über das Leben, seine Ungerechtigkeiten, der Zorn über die Willkür der Mächtigen zum Scharfrichter und Scharfschützen macht: präzise, geduldig, gefährlich.
Der Münchner Kommissar Rosenblüt, der auf der Spur eines Falles in seine schwäbische Heimatstadt zurückkehren muss, wo er bereits einmal den hohen Herren zu nahe getreten ist und daher die Stadt eigentlich für immer hinter sich lassen wollte.
Und ein Hund, ein rätselhafter, etwas verfetteter Streuner, dessen größtes Talent Heinrich Steinfest in seiner exzellenten, witzigen Sprache so beschreibt: „Niemand konnte so gut sitzen wie er. Eigentlich war es ein ästhetisches Verbrechen, diesen Hund zur Bewegung zu zwingen.“

Über den Autor
Heinrich Steinfest, geb. 1961. Albury, Wien, Stuttgart das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers Heinrich Steinfest, welcher den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Heinrich Steinfest wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Im Jahr 2010 wurde ihm der Heimito von Doderer-Literaturpreis verliehen.

Literatur + Neapel: Der Tag vor dem Glück von Erri de Luca

Literatur + Neapel: Der Tag vor dem Glück von Erri de Luca

„Eine archaische Gesellschaft entfaltet sich unter dem Blick Erri de Lucas, eine Gesellschaft, geprägt von Armut, Enge, Religion und Gewalt. Es ist das Neapel kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, der frühen 50er Jahre, also auch das der Kindheit Erri de Lucas. Diese Zeit ist vergangen. In diesem Buch aber erscheint sie noch einmal, wundersam, und schmerzlich schön“, sagt Denis Scheck in seiner Literatursendung „Druckfrisch“ am 29.09.2010 über Erri de Lucas neuen Roman „Der Tag vor dem Glück„.

Kurzbeschreibung
Mit der klaren, bildreichen Sprache des Südens erzählt Erri De Luca die Geschichte eines Waisenjungen, der im Schatten des Vesuvs erwachsen wird. Es ist zugleich eine Liebeserklärung an seine Stadt Neapel: an ihre morbide Schönheit und an ihre freiheitsliebenden, stolzen Bewohner.Der Tag vor dem Glück: Das ist der Tag, an dem es dem kleinen Waisenjungen gelingt, den Ball hinter dem Fuß der marmornen Statue hervorzuangeln jetzt darf er bei den Großen mitspielen. Es ist auch der Tag, an dem er unter einem alten neapolitanischen Mietshaus ein geheimes Verlies voller Bücher entdeckt, in dem ein Jude den Krieg überlebte. Und es ist der Tag, an dem das geheimnisvolle Mädchen Anna ihren Platz am Fenster im dritten Stock verlässt und ihm entgegengeht. Don Gaetano, portiere in eben jenem Mietshaus, wird bald sein väterlicher Freund. Er weist ihn nicht nur in die Geheimnisse des Kartenspiels ein, sondern auch in die Kunst des Gedankenlesens. Und er zeigt ihm, wie man in einer Stadt überlebt, in der Glück und Verderbnis so nah beieinander liegen. Einer der schönsten, erfolgreichsten Romane des italienischen Bestsellerautors nun auf Deutsch.

Die gebundene Ausgabe umfasst 172 Seiten und ist im September 2010 im Graf Verlag erschienen.

Über den Autor
Erri de Luca, 1950 in Neapel geboren, war Maurer und Lastwagenfahrer, fing erst mit vierzig zu schreiben an und ist heute einer der meistgelesenen Autoren Italiens. „Der Tag vor dem Glück“ wurde mit dem Petrarca-Preis 2010 ausgezeichnet.

[adsense format=text]