Programm: Frankfurter Literaturfestival LiteraTurm vom 25.05. – 30.05.2010

Das Programm für das Frankfurter Literaturfestival „LiteraTurm“ vom 25.05. – 30.05.2010 wurde heute der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig hat der Kartenvorverkauf für die Veranstaltungen begonnen.

„radikal gegenwärtig†œ lautet das Motto des diesjährigen Frankfurter Literaturfestivals. Im Zentrum stehen Romane, die im Hier und Jetzt spielen. Sie reflektieren die in den Medien omnipräsenten Themen wie die Finanzkrise, die Digitalisierung, aber auch den Wandel der Arbeitswelt und Migrationen. Daraus entstehen Wirklichkeitsbilder in einer Tiefenschärfe und einer Nuanciertheit, wie sie nur die Literatur leisten kann. Wie Romane unsere Gegenwart erzählen, wird bei literaTurm 2010 zu entdecken sein.

LiteraTurm ist das einzige Literaturfestival im deutschsprachigen Raum mit einem klaren thematischen Konzept.

Programm:

Dienstag, 25.05.2010
19.00 OpernTurm, 41. OG
Roman-Realitäten †“ Eröffnung des 5. Frankfurter Literaturfestivals – Lesung und Gespräch mit Katharina Hacker, Moritz Baßler und Albrecht Koschorke

Mittwoch, 26.05.2010
11.00 Literaturhaus Frankfurt
„The Road of the Dead†œ Lesung und Gespräch mit Kevin Brooks

18.00 OpernTurm, 18. OG
Junge Poetik Monika Rinck

18.00 BHF-BANK
„Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern†œ – Lesung und Gespräch mit Annette Pehnt

18:00 OpernTurm, 6. OG
„Paradiso†œ und „Leuchtspielhaus†œ Lesung und Gespräch mit Thomas Klupp und Leif Randt

20.00 BHF-BANK
„Nachricht an alle†œ – Lesung und Gespräch mit Michael Kumpfmüller

20.00 OpernTurm, 6. OG
„Kürzere Tage†œ oder Das Unglück in glücksnahen Zeiten – Wilhelm Genazino stellt Anna Katharina Hahn vor

20.00 OpernTurm, 18. OG
„Literatur beginnt jenseits dessen, was ist†œ – Thomas Hettche im Gespräch mit Thomas Wegmann

Donnerstag, 27.05.2010
18.00 OpernTurm, 29. OG
„Furchtbar lieb†œ und „Bitterfotze†œ – Lesung und Gespräch mit Helen FitzGerald und Maria Sveland

18.00 OpernTurm, 18. OG
Junge Poetik Matthias Göritz

18.00 OpernTurm, 26. OG
Vorblicke auf Argentinien 2010 Lesung und Gespräch mit Ariel Magnus

19.30 Gastveranstaltung der Stadtbücherei Frankfurt
„Harbor†œ und „Lush Life†œ – Lesung und Gespräch mit mit Lorraine Adams und Richard Price

20.00 OpernTurm, 29. OG
„Onkel J. Heimatkunde†œ – Lesung mit Andreas Maier

20.00 OpernTurm, 26. OG
„die alarmbereiten†œ – Lesung und Gespräch mit Kathrin Röggla

20.00 OpernTurm, 18. OG
„Die Zeitwaage†œ – Lesung und Gespräch mit Lutz Seiler

Freitag, 28.05.2010
18.00 OpernTurm, 18. OG
Junge Poetik Thomas von Steinaecker

18.00 OpernTurm, 26. OG
„Das Glück in glücksfernen Zeiten†œ – Lesung und Gespräch mit Wilhelm Genazino

18.00 IG Metall †“ Main Forum
„Das Streichelinstitut†œ Lesung und Gespräch mit Clemens Berger

19.00 Schauspiel Frankfurt, Chagallsaal
Die Rückkehr des Realen in Literatur, Theater und Film Podiumsdiskussion

20.00 OpernTurm, 26. OG
„Der letzte Mann auf dem Kontinent†œ – Lesung und Gespräch mit Terézia Mora

20.00 OpernTurm, 18. OG
Fluchtpunkt Illegal – Von Afrika nach Europa (und zurück) Lesung und Gespräch mit Fabrizio Gatti und Björn Bicker

20.00 IG Metall †“ Main Forum
„Wo wirst du sein†œ – Lesung und Gespräch mit Lukas Hammerstein

21.00 Schauspiel Frankfurt, Panorama Bar
POP als Realität und Roman Lesung und Gespräch mit Tobias Rapp, Christiane Rösinger, Jörg Sundermeier und Andreas Spechtl

Samstag, 29.05.2010
15.00 IG Metall †“ Main Forum
„So voller Wut†œ – Jugendbuchlesung mit Pete Smith

16.30 IG Metall †“ Main Forum
„Abspringen†œ – Jugendbuchlesung mit Tobias Elsäßer

19.00 Schauspiel Frankfurt, Panorama Bar
Der Roman als Speicher der Gegenwart – Ulrich Peltzer und Joseph Vogl im Gespräch

20.30 Schauspiel Frankfurt, Chagallsaal
Frankfurt meets Leipzig – Lesung und Gespräch mit Clemens Meyer, Nadja Einzmann, Anke Stelling, Christophe Fricker, Björn Kern und Clara Ehrenwerth

Sonntag, 30.05.2010
20.00 Goethe-Haus
„Vorliebe†œ -  Lesung und Gespräch mit Ulrike Draesner

Quelle: LiteraTurm

Mark Twain: 5 Neuerscheinungen zum 100. Todestag

Am 21. April 1910 starb der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain im Alter von 74 Jahren. Gleich 5 Verlage haben dies zum Anlass genommen alte Übersetzungen neu aufzulegen bzw. Neuübersetzungen auf den Markt zu bringen:

Tom Sawyer & Huckleberry Finn in einer Neuübersetzung von Andreas Nohl

Kurzbeschreibung
Der Mark Twain fürs 21. Jahrhundert! Andreas Nohl hat den Klassiker „Tom Sawyer“ und die Fortsetzung „Huckleberry Finn“ neu übersetzt, so nah am Original und flüssig lesbar wie noch nie. Mit seiner natürlichen Sprache vermeidet er alles „Gekünstelte“, ganz nach Mark Twains literarischen Kriterien. Die beiden epochemachenden Romane über Kindheit und Jugend, über das Leben in den Südstaaten, von Abenteuer und Alltag im Amerika das 19. Jahrhunderts lesen sich nun auch in der Übersetzung als das, was sie im Original sind: als Weltliteratur.
Pressestimmen
„Gratulation zu der großartigen Übersetzung! Sie ist so schön! Die Sprache der Menschen ist so herrlich, ohne in verkrampften Slang zu verfallen, der erzählte Teil so wundervoll musikalisch, prall – lebendig! Ein sehr sehr schönes Buch, das ich sicher oft verschenken werde!“ Stefanie Hoster, Deutschlandradio Kultur Berlin

Die gebundene Ausgabe umfasst 711 Seiten und ist am 08. März 2010 im Hanser Verlag erschienen. Die Neuübersetzung ist für 34,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Post aus Hawaii von Mark Twain in einer Übersetzung von Alexander Pechmann

Kurzbeschreibung
Reiseberichte von einem „kleinen Felsen im unendlichen Ozean“: Im Jahr 1866, lange vor dem Erscheinen seiner berühmten Romane und Reiseberichte, verbrachte Mark Twain mehrere Monate als Korrespondent auf den Inseln von Hawaii, seinerzeit noch ein unabhängiges Königreich. Die Artikel, die er dort schrieb, begründeten seinen Ruf als Autor und rasender Reporter, als ebenso genauer wie respektloser und origineller Beobachter seiner Zeit. Mit unermüdlichem Interesse und unvergleichlichem Humor schreibt Mark Twain über die Sitten und Unsitten der Eingeborenen, die königliche Familie und ihre mehr oder weniger ruhmreiche Geschichte, Walfänger und übereifrige Missionare, über die Katzenkompanien von Honolulu, die haarsträubende Odyssee einiger Schiffbrüchiger und den absurden Zeitvertreib der ersten Touristen. Nebenbei verteidigt er die Mörder von Kapitän James Cook, prüft die Schönheit hawaiischer Frauen und ihrer bunten Wickelkleider, die passen „wie ein Zirkuszelt auf einen Zeltpfosten“, und erfindet neuartige Mittel gegen Seekrankheit. Erstmals nun sind seine hinreißenden Reiseberichte vollständig in deutscher Sprache erschienen, ergänzt durch ausführliche Anmerkungen, ein Vor- und ein Nachwort sowie einen Brief und eine Tagebuchnotiz Mark Twains, die der Herausgeber während seiner Recherchen entdeckte.
Witzig, strategisch, politisch: So zeigt sich Mark Twain in seinen Reisereportagen. Ein köstliches, doppelbödiges Lesevergnügen. (Spiegel Online)

Die gebundene Ausgabe umfasst 368 Seiten und ist am 09. März 2010 im Mare Verlag erschienen. „Post aus Hawaii“ ist für 24 Euro im Buchhandel erhältlich.

Sommerwogen: Eine Liebe in Briefen von Mark Twain in einer Übersetzung von Alexander Pechmann

Kurzbeschreibung
„Ich bin jung & sehr gutaussehend & sie ist wahrhaftig das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe.“ Mark Twain war zweiunddreißig Jahre alt, als er sich zum ersten und einzigen Mal verliebte. Die Briefe an Livy Langdon, seine „Seelenschwester“, später Verlobte, Ehefrau und Mutter seiner Kinder, werden über die Jahre immer mehr zu amüsanten, anrührenden Lebenszeugnissen des berühmten Autors, der offen von seinen Erfolgen und Niederlagen, Hoffnungen und Ängsten schreibt und so manche Anekdote zum Besten gibt. Man findet darin eine lange Verteidigung des Rauchens, Spekulationen über die Unsterblichkeit der Seele, detektivische Nachforschungen über den geheimnisvollen Verehrer eines Dienstmädchens, Erinnerungen an Reisen, aber auch Verzweiflung über wirtschaftliche Fehlschläge und unheilbaren Schmerz über den Tod der Lieblingstochter Susy.

Die gebundene Ausgabe umfasst 304 Seiten und ist am 25. Januar 2010 im Aufbau Verlag erschienen. „Sommerwogen“ ist für 16,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Tom Sawyers Abenteuer / Huckleberry Finns Abenteuer. Aus dem Englischen übersetzt von Lore Krüger. Mit Bildern von Tatjana Hauptmann

Kurzbeschreibung
Die Geschichte der zwei witzigsten und bekanntesten Lausbuben der Literaturgeschichte erscheint hier in einer schönen Geschenkausgabe – neu und liebevoll illustriert von Tatjana Hauptmann.
„Verträumte Kindlichkeit und vitale Naivität hat sich Tatjana Hauptmann bewahrt. Beides spiegelt sich in ihren Zeichnungen wider und ist Teil ihres Erfolges bei Kindern wie auch bei jung gebliebenen Eltern.“ (Der Stern.)
Mit Tom Sayer begründete Mark Twain jenen neuen Typ des Entwicklungsromans, der sich scharf mit der Heuchelei und Verlogenheit der Gesellschaft auseinandersetzte und den er bereits wenige Jahre später mit -Huckleberry Finn- zu einem Höhepunkt führte. Tom Sawyer wurde zu einem der beliebtesten Kinderbücher, aber sowohl Twains ironische Anspielungen wie auch die Gestalt des gegen die spießbürgerliche Gesellschaft rebellierenden Huck lassen erkennen, daß die Sozialkritik des Autors an den erwachsenen Leser seiner Zeit gerichtet war.Zu Unrecht wird dieser Abenteuerroman gemeinhin als Jugendbuch bezeichnet: es lohnt sich, die Geschichte von Huckleberry und seinem Freund Nigger Jim auch später wieder und wieder zu lesen. In seinem Meisterwerk beleuchtet Mark Twain grundsätzliche Probleme moralischer und ethischer Natur und sprengt damit den Rahmen des Jugendbuches.

Die gebundene Ausgabe umfasst 816 Seiten,  ist am 26. März 2010 im Diogenes Verlag erschienen und für 29,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Knallkopf Wilson von Mark Twain in einer Übersetzung von Reinhild Böhnke und einem Nachwort von Manfred Pfister

Kurzbeschreibung
Mark Twain als Krimiautor
Mark Twain war Stimme und Herz der amerikanischen Südstaaten. Wie schon in seinen beliebten Romanen um Tom Sawyer und Huckleberry Finn macht er auch in dieser burlesken Kriminalkomödie seine Heimat am Mississippi zum Schauplatz haarsträubender Verwicklungen. Ein unterhaltsamer Fund für Twain-Kenner wie -Neulinge.
Als sich der Jurist David Wilson in Dawson’s Landing niederlässt, steht er rasch im Ruf, ein Knallkopf zu sein. Allzu suspekt erscheinen sein schottischer Humor, seine Ostküsten-Provenienz und die Vorliebe für ausgefallene Hobbies: Der kauzige Eigenbrötler sammelt Fingerabdrücke, praktiziert das Handlesen und brütet mit Vorliebe über Alltagsweisheiten für einen nach ihm benannten Almanach. Dabei fällt Wilson nur auf den ersten Blick aus dem Rahmen, tummeln sich in dem gemütlichen Städtchen bei näherer Betrachtung doch noch weitere originelle Gestalten: Roxy, die Sklavin mit der hellen Haut; Sohn Chambers und Ziehsohn Tom, die Roxy als Säuglinge absichtlich vertauscht hat, und die nun nichtsahnend sehr unterschiedliche Lebenswege einschlagen; nicht zu vergessen Angelo und Luigi Capello, die ominösen Zwillinge aus florentinischem Adel. Verwechslung, Rollentausch und Betrug bestimmen den Alltag der Herren und Sklaven in Dawson†™s Landing, und am Ende geschieht gar ein Mord, bei dessen Aufklärung Knallkopf Wilson die Schlüsselrolle spielt.
Die Mark Twain (1835†“1910) eigene, einzigartige Mischung aus witziger Unterhaltung und beißender Kritik †“ an Standesdünkel und amerikanischem Südstaatenrassismus †“ zeichnen auch die vorliegende Kriminalgeschichte aus. Diese überrascht als zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Werk, das den berühmten Romanen des populären Autors um nichts nachsteht.

Die gebundene Ausgabe umfasst 320 Seiten und ist am 15. März 2010 im Manesse Verlag erschienen. „Knallkopf Wilson“ ist für 19.95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Literatur + Venedig: Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz

Die Handlungen viele Bücher spielen in der Lagunenstadt Venedig – so auch „L’amante senza fissa dimora“, das 1988 unter dem Titel „Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ im Piper Verlag erschienen ist und auch heute noch Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau verspricht.

„Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ wurde von dem Autorenduo Fruttero & Lucentini geschrieben. Das Autorenduo, auch bekannt als „Die Firma“, hatte sich Anfang der 50er Jahre in Paris kennengelernt, wohin Lucentini nach dem Ende seiner Haft als Gegner des italienischen Faschismus übersiedelt war. Er arbeitete dort als Übersetzer, Fruttero als Lektor. 1972 erschien ihr erster gemeinsam verfasster Roman „Die Sonntagsfrau“ (Originaltitel La donna della domenica), dem zahlreiche weitere Kriminal- und Gesellschaftsromane folgten, die in viele Sprachen übersetzt worden sind.

Kurzbeschreibung
Eine stürmische Romanze bahnt sich an zwischen Mr. Silvera, dem geheimnisvollen, polyglotten Reiseleiter mit verblüffend profunder Kenntnis von Venedigs Historie und Kunst, und der römischen Principessa, die im Auftrag eines Auktionshauses eine venezianische Gemäldesammlung begutachtet. Doch was weiß der ‚Mystery Man‘ über den raffinierten Kunstschmuggel, dem die Aristokratin mit seiner Hilfe auf die Spur zu kommen versucht? Dieser Roman ist eine bittersüße Liebesgeschichte, eine faszinierende Hommage an Venedig und zugleich ein aufregender Krimi.

Klappentext
Eine venezianische Liebesgeschichte, in der die Autoren natürlich nicht auf ihr herzhaftes „Liebesgewürz“, die Droge kriminalistischen Rätselratens verzichten. Ein federleichter, vergnüglicher und zugleich tiefsinniger Roman um Vergänglichkeit, Liebe und Tod.

Aus der Amazon.de-Redaktion
Wenn man zu den Glücklichen gehört, die ihren Urlaub noch vor sich haben, so sollte man ein Buch nicht vergessen: Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz, verfasst vom Autorenteam Fruttero/Lucentini. Wenn man dann auch noch in das winterliche Venedig fährt, kann nichts mehr schiefgehen.

Die Hauptfigur des Buches, Mr. Silvera, ist ein „Mann um die 40, groß und mager, mit einem scharf geschnittenen Medaillenkopf und leicht gekrümmten Schultern“. Bezeichnend für ihn ist sein grashalmdünnes, nur sehr schwer deutbares Lächeln und seine viel sagende Antwort auf schwierige Fragen — „ah“. Man könnte sich für ihn alle möglichen Berufe vorstellen, aber er passt nur sehr schwer in das Bild eines Reisebegleiters. Mit unendlicher Geduld lässt er die immer wiederkehrenden Begeisterungsausbrüche der Touristen, die er durch Venedig führt, über sich ergehen: „Look, look, Mr. Silvera!“

Er kennt sein Venedig, doch er trennt ganz entschieden das Venedig der Touristen und die ihm bekannte Stadt. Es ist etwas Geheimnisvolles um diesen Mr. Silvera, der fließend suaheli und chinesisch spricht, sich an Fresken erinnert, die es an dieser Stelle seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gibt und auf einem Gemälde einen Angehörigen der Familie Fugger identifiziert, als ob er ihn selbst gekannt hätte. Ein wirklich faszinierender Mann, doch es ist nicht einfach, sich gerade in ihn bis über beide Ohren zu verlieben. Das führt unweigerlich zu Schwierigkeiten. Man hätte den beiden ihr Glück gegönnt — welche Stadt würde sich besser dafür eignen als Venedig — doch das Leben von Mr. Silvera lässt das leider nicht zu.

Fruttero und Lucentini spielen die verschiedenen Möglichkeiten der Figur des Mr. Silvera bravourös durch, selbst der CIA und der KGB werden nicht ausgelassen, doch diese Lösung ist für die beiden Autoren natürlich zu primitiv. Sagen sie doch von sich, dass sie genau die Bücher schreiben, die sie selbst gerne lesen würden. In einem Interview führen sie aus, dass sie bei diesem Projekt zum Ziel hatten, das alte Venedig sichtbar zu machen und so zu erhalten, bevor es in einem Abfallhaufen versinkt. Und dieses Ziel haben sie zweifelsohne erreicht.

Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz gehört zu jenen Büchern, von denen man sich während der Lektüre wünscht, sie mögen nicht aufhören. Man könnte noch stundenlang mit Mr. Silvera und seiner Prinzessin durch die verschlungenen Gässchen des kalten Venedigs streifen. Am Ende ist gar nicht so genau zu sagen, ob das nun ein Krimi war — es kommt weder eine Leiche, noch ein Kommissar vor — oder nur eine melancholisch angehauchte Liebesgeschichte. Derjenige aber, dem diese Zuordnung nicht so wichtig erscheint, der kommt bei der Gedankenspielerei um das Phänomen der Zeit voll auf seine Kosten. –Manuela Haselberger

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Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels von Stefan Moster [Rezension]

Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels von Stefan Moster

„Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels„, der Debütroman von Stefan Moster, ist im August 2009 im mare Verlag erschienen. Mit seiner ersten belletristischen Veröffentlichung gelingen Moster mehrere wunderbare Synthesen. Der Roman spielt im geschlossenen Biotop einer Kreuzfahrtgesellschaft und versucht dennoch nicht †“ und dafür ist man dem Autor dankbar †“ ein Laborversuch zur Darstellung von „Gesellschaft an sich†œ zu sein. Er spannt einen weiten, höchst kenntnisreichen Bogen über so unterschiedliche Themen wie DDR-Lebensläufe, moderne Luxusreisen oder ‚Das wohltemperierte Klavier‘ ohne schulmeisterlich zu erscheinen. Er spinnt ein Beziehungsgeflecht auf dem Schiff, welches trotz magischer Begegnungen und Zufälle niemals märchenhaft oder gar kitschig wirkt.

Das Zentrum dieses Geflechts bilden eine Mutter, Ende 40, und ihr 20-jähriger Sohn. In Form von zwei abwechselnden Erzählerstimmen, kapitelweise überschrieben mit Almut und Sebastian, wird der Schiffsalltag und seine breite Palette an Personen entwickelt. Almut ist Bordpsychologin (im Schiffsprospekt direkt „neben dem Pfarrer†œ positioniert) und Sebastian arbeitet als Barpianist. Moster nutzt die Berufe seiner Hauptfiguren, um den feinnervig beobachtenden Blick zu motivieren. Almut empfängt regelmäßig nicht nur ratsuchende Passagiere, sondern auch den ehemaligen Stasi-Führungsoffizier Gaus (jetzt Personalmanager des Kreuzschiffes) mit dem sie eine zwiespältige Nähe und Vergangenheit verbindet. Sebastian, als Angestellter zweiter Klasse, erhält Einsicht in die unteren Decks, wo das vielfältige Personal untergebracht ist. Dabei wissen die beiden, die vor Monaten im Streit auseinandergegangen sind, nicht, dass sie den gleichen Arbeitgeber haben. Nur als Lesender verfolgt man gespannt ihre sich kreuzenden Wege bis hin zur Begegnung.

Mosters Schreibstil ist geprägt von der Liebe zu genauer Beobachtung und genauer Formulierung. So erkennt man als Lesender †“ oft geradezu amüsiert – viele spezifische Details wieder, von denen man nicht einmal gewusst hätte, dass man sie kennt. So etwa, wenn beschrieben wird, wie unangenehm die Unterarme auf den erhöhten Tischrändern aufliegen, die das Wegrutschen des Geschirrs bei Seegang verhindern. Almuts Blick †“ geschärft durch berufliche Erfahrung, aber dennoch höchst subjektiv †“ entlarvt nicht ohne eine gewisse Boshaftigkeit das Gebaren der Mitreisenden und selbst das ihrer „Patienten†œ. Als Bordpsychologin muss sie etwa beim Empfang der, fast ausschließlich deutschen, Touristen mit im Spalier der Angestellten stehen und konstatiert trocken:

[…]Die meisten tragen tatsächlich eine Art Stolz zur Schau. Sie sehen aus, als inspizierten sie ihr Eigentum, wenn sie sich zum ersten Mal im Foyer umblicken. Und wenn sie die Augen nach oben richten und registrieren, daß erst nach sechs Stockwerken eine Decke kommt, und auch dies nur in Form einer leicht gewölbten Glaskuppel, die den Blick freigibt auf den Himmel über dem Meer, dann nicken sie entweder anerkennend, oder sie heischen Lob von ihren Ehefrauen für das gewaltige Ambiente. […]
Ich weiß mittlerweile, wie es nach der adelnden Aufzugsreise in mancher Kabine weitergeht. Dann will der frisch zum Meister seines Lebens gekürte Herr von seiner Frau ein Zeichen der Anerkennung und schlägt Gunstbeweise rustikal-erotischer Natur vor. Weigert sich die Gattin, kann es passieren, dass der Mann ein paar Tage später an die Tür des Musikzimmers klopft und sagt, er müsse mal mit mir reden. Willigt sie ein, steigt wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau sich bei mir meldet, etwa per Anfrage über die Rezeption, im verschlossenen Umschlag, selbstverständlich.[…]

Almuts Beratungszimmer ist gleichzeitig das Musikzimmer, in welchem ein Blüthner-Flügel den Mittelpunkt für ihre Begegnungen mit Gaus darstellt. Eine überraschend intensive und faktenreiche Auseinandersetzung über Klaviermusik (hauptsächlich Bach und Schubert) bildet die Sprache für diese Beziehung, die Züge einer Hassliebe hat. Es ist eine ungewöhnliche Qualität dieses Romans, dass Gaus und Almut sich unerhört nahekommen in ihrem Verständnis über das Spielen, Moster dies aber nicht in einer Liebesbegegnung auflöst. Im Gegenteil, die Verletzungen des außermusikalischen Lebens †“ Gaus war maßgeblich an der Erstellung von Almuts „Akte†œ beteiligt – sind und bleiben so real, dass das titelgebende Motiv auch in dieser Beziehung einen Wendepunkt bedeutet. Almut spielt nicht mit Gaus zusammen.

Sebastians Stimme ergänzt und kontrastiert die seiner Mutter. Er ist bereits im Deutschland der Nach-Wende-Zeit eingeschult worden und erinnert sich an seine Kindheit vor allem in privaten Aspekten: alleinerziehende Mutter, wenig Geld, stark musikalisch geprägte Zweisamkeit. Sein Blick auf die Schiffsgesellschaft ist deutlich zwanzigjährig; er verliebt sich, er ist unsicher und er ist zum ersten Mal allein unterwegs. Sein Talent als Pianist beschreibt Moster aber mit ebenso eindringlicher Nachvollziehbarkeit wie das andersgeartete von Almut und Gaus.

[…]In mir kochte tatsächlich so etwas wie Eifersucht hoch, obwohl die Frau mehr als doppelt so alt war wie ich. Sie hätte meine Mutter sein können. Trotzdem machte es mich ganz nervös, Tintins Hand so auf ihrer Hüfte liegen zu sehen, dass die Spitze des Mittelfingers fast die Stelle erreichte, wo die Pofalte ansetzt.
Prompt rutschten mir ein paar Akkorde ab, und Tintin warf mir einen warnenden Blick zu. Ich bat um Entschuldigung, indem ich mit allen Fingern ziemlich laut eine primitive Kadenz in die Tasten stanzte, die Harmonien anschließend auf die simple Art zerlegte und in der gleichen Reihenfolge wiederholte, sodass es wie ein Intro wirkte. Tintin verstand sofort. Ich konnte es nicht genau erkennen, aber ich wette, er zwinkerte mir kurz zu, dann führte er die Frau zu der kleinen Tanzfläche , die seit Längerem wieder leer war, so wie meistens. Sie wird normalerweise nur ab und zu von Paaren, die sich gerade erst gefunden haben, für Anschmiegemaßnahmen genutzt. Genau das hatte Tintin jetzt im Sinn, und darum rollte ich ihm und seiner Beute wie ein gehorsamer Depp quasi den roten Teppich aus und spielte „Wonderful World“.[…]

Die abwechselnden Kapitel von Mutter und Sohn, in denen sowohl die Schiffsgegenwart mit ihren mannigfaltigen Begegnungen als auch die gemeinsame Vergangenheit erzählt werden, sind durch ein zartes Netz von Berührungspunkten verbunden: hier ein Buchtitel, dort ein gleichlautender Gedanke oder die Erinnerung an ein Wort. Manchmal treffen sie auch auf die gleichen Personen. Eine alte Frau, die eben noch mit Almut Kaffee getrunken hat, sagt zu Sebastian: Sie haben Ähnlichkeit mit jemandem. Diese Anklänge und Kreuzungen sind dabei so dezent und geschickt gestreut, dass sie weder zu bedeutungsschwanger noch sinnlos wirken – es entsteht einfach ein aufregendes Echo. Wie Almut Gaus gegenüber von Bachs Fugen sagt: zwei Stimmen laufen unabhängig voneinander parallel.

So vergehen auf 448 Seiten 157 Tage Schiffsreise ohne Längen. Der Reichtum an präzise formulierten Details ist ein Genuss †“ ob man nun thematisch an Klaviermusik oder dem Ablöseprozess erwachsener Kinder interessiert ist oder ob man sich über sorgfältige Sprachwahl freuen kann.

Kurzbeschreibung
Sie sind vor Monaten im Streit auseinandergegangen; nun ahnen sie nicht, dass sie sich auf demselben Kreuzfahrtschiff befinden: Almut, Ende vierzig, als Bordpsychologin, und ihr Sohn Sebastian, Anfang zwanzig, als Barpianist.
Während sich Sebastian in eine Kollegin aus der Crew verliebt und in das Schicksal von vier blinden Passagieren verstrickt wird, bekommt Almut Einblicke in die Ehe-Abgründe der Mitreisenden und muss sich ihrer Vergangenheit stellen, die plötzlich allgegenwärtig ist: in Gestalt von Bernd Gaus, dem Personalmanager des Luxusliners, der sich täglich zur Musikstunde am Flügel in Almuts Beratungszimmer einfindet…

Über den Autor
Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt als Autor, Übersetzer, Lektor und Herausgeber mit seiner Familie in Espoo, Finnland. Er unterrichtete an den Universitäten München und Helsinki; 1997 erhielt er das Münchner Literaturstipendium für Übersetzung, 2001 den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis. Unter anderem übertrug er Werke von Hannu Raittila, Ilkka Remes, Kari Hotakainen, Markku Ropponen, Petri Tamminen und Daniel Katz ins Deutsche. Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels ist Stefan Mosters erster Roman.

Weitere Pressestimmen sowie eine Leseprobe zu Stefan Mosters „Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels“ finden sich hinter den Links.

Stefan Moster geht auf Lesereise und stellt sein Romandebüt am

19.04., um 20 Uhr, im Literaturhaus Rostock, Ernst-Barlach-Str. 5,
21.04., um 20 Uhr, im Literaturhaus München, Salvatorplatz 1,
23.04., um 19.30 Uhr, in der Stadtbücherei Uelzen, An der St. Marien-Kirche 1, vor.

Quelle Cover und Autorenfoto: mare Verlag

Literatur + Paris: Zazie in der Metro von Raymond Queneau

Literatur + Paris: Zazie in der Metro von Raymond Queneau

Die zehnjährige Zazie verbringt zwei Tage bei ihrem Onkel in Paris. Der Roman spielt an einem Wochenende von Zazies Ankunft Freitagabend bis zur Abfahrt Sonntag früh.

Die kleine Göre Zazie aus der französischen Provinz trifft am Gare d†™Austerlitz in Paris ein. Ihre Mutter will an dem Wochenende ein ungestörtes Liebesabenteuer verleben und vertraut ihre altkluge Tochter der Obhut ihres Onkels Gabriel an. Zazies sehnlichster Wunsch ist eine Fahrt mit der Pariser Metro, um so größer ist die Enttäuschung, als diese wegen eines Streiks außer Betrieb ist. So lernt Zazie erst einmal ihre neue Umgebung kennen: den Onkel Gabriel, der angeblich als Nachtwächter arbeitet, dessen sanfte Frau Marceline, den Kneipier Turandot, seine Kellnerin Mado Ptits-pieds, der vom Taxifahrer Charles der Hof gemacht wird, den Schuster Gridoux sowie Turandots Papagei Laverdure, der alles und jeden mit dem Satz „Du quasselst, du quasselst, das ist alles, was du kannst†œ kommentiert. Der Lieblingssausspruch der begeistert fluchenden Zazie ist dagegen „am Arsch†œ.

Bald wird es Zazie bei ihrem Onkel zu langweilig, und am nächsten Morgen büchst sie aus, um auf eigene Faust Paris zu erkunden. Als Turandot sie einfangen will, schreit Zazie laut um Hilfe, er wolle sie belästigen. Im entstehenden Menschenauflauf gelingt ihr die Flucht. Sie trifft den Trödler Pedro Surplus, der tatsächlich die Absicht zu haben scheint, sie zu belästigen. Bevor es dazu kommt, beschwatzt ihn Zazie erst mal zum Kauf einer „Cacocalo†œ und eines Paars der von ihr heiß geliebten „Bludschins†œ. Als sie sich mit dem Paket davonstehlen will, ist es dieses Mal an Pedro, einen Menschenauflauf herbeizuzetern, indem er Zazie des Diebstahls der Bluejeans bezichtigt. Pedro gibt sich als Polizist aus, später nimmt er die Namen Trouscaillon und Bertin Poirée an. Zazie rätselt, ob er nun ein Sittlichkeitsverbrecher in der Maske eines Polizisten oder ein Polizist in der Maske eines Sittlichkeitsverbrechers in der Maske eines Polizisten ist. Als Trouscaillon-Pedro Zazie bei ihrem Onkel abliefert, wird Gabriels wahrer Beruf offenbar: Er tanzt als Transvestit in einer Nachtbar. Fortan interessiert sich Zazie brennend dafür, ob ihr Onkel denn auch „hormosessuell†œ sei.
An der Pigalle kommt es zum nächtlichen Showdown.

Gabriel und Charles wollen Zazie Paris zeigen und führen sie auf den Eiffelturm. Dort treffen sie auf den Touristenführer Fédor Balanovitch samt seiner Reisegruppe. Gabriel nimmt die Touristen mit einigen philosophischen Ausführungen derart für sich ein, dass die fanatische Schar ihn kurzerhand in ihrem Reisebus entführt. Trouscaillon, die sich hinzugesellende mannstolle Witwe Mouaque und Zazie verfolgen den Bus. Die Verfolgungsjagd mündet in Onkel Gabriels Schwulenbar, wo sich alle Protagonisten wiedertreffen. Dort tanzt Gabriel vor aller Augen als „Gabrielle†œ den sterbenden Schwan. Die Touristen sind begeistert und brechen sogleich nach Gibraltar auf, ihrer nächsten Reiseetappe. Die verbliebene Gruppe begibt sich zum Place Pigalle, um den Abend mit einem Teller Zwiebelsuppe ausklingen zu lassen.

Im Aux Nyctalopes bringen sie die Kellner des Restaurants gegen sich auf, und es kommt zu einer handfesten Prügelei mit einer wahren Armee von „Serviettenschwenkern†œ. Insbesondere Gabriel zeichnet sich in der Keilerei durch immense Körperkräfte aus. Schließlich greift die Polizei ein, angeführt vom sich nun Harun Alraschid nennenden Trouscaillon. Unter der Salve einer Maschinenpistole stirbt die Witwe Margo, die mit ihren letzten Worten ihrer Pension nachtrauert. Dem Rest der Gruppe gelingt die Flucht, ehe er sich in alle Himmelsrichtungen verstreut. Die zu einem Marcel transformierte Marceline begleitet Zazie zum Bahnhof. Der Streik ist beendet, die Metro fährt wieder, doch Zazie verschläft die Fahrt wie schon den Großteil des vergangenen Abends. Als ihre Mutter sie am Bahnhof abholt, weiß Zazie als Antwort auf die Frage, was sie das Wochenende über getan habe, nur zu sagen: „Ich bin älter geworden.†œIhr größter Wunsch, einmal mit der Metro zu fahren, zerschlägt sich aber gleich nach der Ankunft: Die Metro streikt. Da macht sich Zazie selbständig.

Quelle: Wikipedia