Literaturnobelpreis 2009 an Herta Müller?

Ende September wurde Herta Müller noch mit einer Quote von 50/1 beim Online-Wettbüro Ladbrokes.com als Anwärterin für den diesjährigen Literaturnobelpreis gehandelt. Heute rangiert die deutsche Autorin auf Platz 4 und ist mit einer Quote von 7/1 gelistet. Mit ihrem viel gelobten neuen Roman „Atemschaukel“ ist Herta Müller in der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2009 vertreten.

Wenn man dem Online-Portal glauben kann, wird am kommenden Donnerstag, den 08.10.2009, um 12 Uhr, der Literaturnobelpreisträger 2009 bekanntgegeben. Amos Oz,  Haruki Murakami und Philip Roth belegten auch in der vergangenen Jahren jeweils die ersten Plätze im Ranking und gelten auch in diesem Jahr als Favoriten.

Nachtrag vom 08.10.2009: Die Schwedische Akademie hat die deutsche Schriftstellerin Herta Müller am 08.10.09 mit dem Literaturnobelpreis 2009 ausgezeichnet. Herta Müller ist überglücklich!

Amos Oz  – 4/1
Assia Djebar – 5/1
Joyce Carol Oates – 5/1
Herta Müller  – 7/1
Philip Roth  – 7/1
Adonis – 8/1
Antonio Tabucchi  – 9/1
Claudio Magris – 9/1
Haruki Murakami – 9/1
Ismail Kadare  -  10/1
Ko Un  – 12/1
Luis Goytisolo  – 12/1
Thomas Pynchon  – 12/1
Thomas Transtromer  – 12/1
Arnost Lustig  – 16/1
Atiq Rahimi -  16/1
Mario Vargas Llosa  -  16/1
Yves Bonnefoy 16/1
Cees Nooteboom – 20/1
Peter Handke  – 20/1
Alice Munro – 25/1
Bob Dylan – 25/1
Don DeLillo  – 25/1
Juan Marse 25/1
Les Murray  – 25/1
Milan Kundera  – 25/1
Ngugi wa Thiongo  – 25/1
A.B Yehoshua  – 40/1
Margaret Atwood  – 40/1
A. S. Byatt  – 50/1
Bei Dao  – 50/1
Carlos Fuentes  – 50/1
Chinua Achebe  – 50/1
Gitta Sereny  – 50/1
Mahasweta Devi  – 50/1
Michael Ondaatje  – 50/1
Vassilis Aleksakis  – 50/1
Adam Zagajewski  – 66/1
E.L Doctorow  – 66/1
Harry Mulisch  – 66/1
Peter Carey  – 66/1
Umberto Eco  – 66/1
Salman Rushdie  – 80/1
Beryl Bainbridge  – 100/1
Cormac McCarthy  – 100/1
David Malouf  – 100/1
Eeva Kilpi  – 100/1
Ernesto Cardenal  – 100/1
F. Sionil Jose  – 100/1
Ian McEwan  – 100/1
John Banville  – 100/1
Jonathan Littell  – 100/1
Julian Barnes  – 100/1
Kjell Askildsen 100/1
Marge Piercy  – 100/1
Mary Gordon  – 100/1
Maya Angelou  – 100/1
Michel Tournier 100/1
Patrick Modiano  – 100/1
Paul Auster  – 100/1
Rosalind Belben  – 100/1
William H Gass  – 100/1

Quelle: Ladbrokes.com

Literaturverfilmung: Schande von J.M. Coetzee ab 17.09. im Kino (Trailer)

Am 17.09. startet die Literaturverfilmung von „Schande“ (orig. Disgrace) von dem vielfach ausgezeichneten südafrikanischen Schriftsteller J.M. Coetzee in den deutschen Kinos. Coetzee, geboren 1940 in Kapstadt, erhielt zwei Mal den Booker Prize (u.a. 1999 für Schande) und 2003 den Literaturnobelpreis.

1974 veröffentlichte Cotzee seine erste Erzählung unter dem Titel Dusklands. In ihr wurden Parallelen zwischen Amerikanern in Vietnam und der niederländischen Besiedlung Südafrikas gezogen. Seine Werke nehmen immer sehr deutlich Bezug auf die sozialen und politischen Missstände und Probleme seines Landes und stellen die Menschlichkeit auf hohem ästhetischen Niveau in den Mittelpunkt. Einzelschicksale werden allegorisch für alle Menschen dargestellt.

In Schande setzt sich der Autor, neben den Konflikten zwischen Schwarzen und Weißen sowie zwischen Männern und Frauen, auch mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier auseinander.

In den Hauptrollen agieren John Malkovich als David Lurie und Fiona Press als Lucy. Weiterhin sind Scott Cooper, Eriq Ebouaney, Jessica Haines in dem Film zu sehen. J.M. Coetzee arbeitete an dem Drehbuch mit.

Zum Inhalt
David Lurie ist schon in seinem eigenen Leben kein Held, geschweige im dem von jemand anderem. Mit 52 Jahren ist der Protagonist von Schande am Ende seines beruflichen wie auch seines Liebeslebens angelangt und scheint geradezu absichtlich mit dem Unglück zu flirten. Seit langem Professor für Neuere Philologien am Cape Town University College in Kapstadt, wurde er kürzlich zum Assistenzprofessor für Kommunikation derselben Einrichtung degradiert, die mittlerweile ostentativ in Cape Technical University umbenannt wurde.

SchandeObwohl er seiner neuen Disziplin täglich viele Stunden widmet, findet er deren erste Prämisse, wie sie im „Communications 101“-Handbuch formuliert ist, geradezu absurd: „Die menschliche Gesellschaft hat die Sprache erfunden, damit wir unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Absichten einander mitteilen können.“ Seiner Ansicht nach — die er für sich behält — liegen die Ursprünge der Sprache im Gesang, die Ursprünge des Gesangs wiederum in der Notwendigkeit, die übergroße und ziemlich leere menschliche Seele mit Klang zu erfüllen.

David, der bereits zweimal geschieden ist und dessen äußerliche Anziehungskraft nachläßt, verführt auf ziemlich unbarmherzige Weise eine seiner Studentinnen; sein unschickliches Verhalten wird bald aufgedeckt. In seinem achten Roman wäre J.M. Coetzee vielleicht damit zufrieden gewesen, eine tiefgründige akademische Satire zu schreiben. Aber in Schande hat er sich weitaus mehr vorgenommen, und seine Kunst ist so kompromißlos wie seine Hauptfigur — allerdings auch unendlich komplexer. Nicht bereit, das Spiel der öffentliche Reue mitzumachen, läßt sich David schließlich feuern — eine letzte Geste der Verachtung. Nun, denkt er, kann er sich hinsetzen und etwas über Byrons letzte Lebensjahre schreiben — keine leere, ungelesene Kritik, „Prosa als Meterware“ sozusagen, sondern ein Libretto. Zu diesem Zweck reist er in die Ost-Kap-Provinz zur Farm seiner Tochter. Lucy, die Mitte Zwanzig ist, kehrte dem Schick der Stadt den Rücken und lebt nun auf fünf Hektar Land vom Blumen- und Gemüseanbau und einem Hundeasyl. „Nichts könnte einfacher sein“, denkt David. In Wirklichkeit könnte nichts schwieriger sein — oder, jetzt im neuen Südafrika, gefährlicher. Weit davon entfernt, die Zuflucht zu sein, die er gesucht hat, ist in Salem kaum etwas sicher. Gerade als sich David in seine vorübergehende Rolle als Landarbeiter und wenig begeisterter Freiwilliger im Tierheim eingelebt hat, werden er und Lucy von drei schwarzen Männern überfallen. Unfähig, seine Tochter zu beschützen, ist Davids Schande nun komplett. Ihre ist allerdings weitaus größer.

Es gibt in Coetzees schmerzlichem Roman viel mehr zu erkunden, und wenig davon ist tröstlich. Es wäre zu einfach, seinen Titel aufzugreifen und Schande als eine komplizierte Aufarbeitung persönlicher und politischer Schande und Verantwortung zu betrachten. Aber das Anliegen des Autors ist die Geschichte seines Landes, die Brutalitäten und der Verrat. Coetzee setzt sich auch mit der Frage auseinander, wieviel Seele und wieviele Rechte wir Tieren zugestehen. Nach dem Überfall nimmt David seine Rolle im Hundeasyl viel ernster und findet schließlich eine Art Zuhause und ein gewisses Maß an Liebe. In Coetzees The Lives of Animals, vor kurzem in der Schriftenreihe der Princeton University erschienen, erzählt eine alternde Romanschriftstellerin ihren Zuhörern, daß die Frage, die alle Labor- und Zootiere beschäftigt, lautet: „Wo ist mein Zuhause, und wie komme ich dorthin?“ Obwohl er im Vergleich zu den ungewollten Tieren, die in seiner Obhut sind, geradezu allmächtig ist, ist David letztendlich genauso gefangen und genauso verloren wie sie.

Schande ist geradezu gewollt einfach. Und doch besitzt es seine ganz eigene magere, herzzerreißende Lyrik, vor allem in den Beschreibungen der ungewollten Tiere. Am Anfang der Geschichte erklärt David seiner Studentin, daß Lyrik den Leser entweder sofort anspricht — „eine plötzliche Offenbarung und eine plötzliche Reaktion“ — oder überhaupt nicht. Coetzees Buch spricht da anders; seine Schichten und Traurigkeiten wickeln sich endlos ab. —Kerry Fried, Amazon Redaktion

Februar 2009: Wüste von Jean-Marie Gustave Le Clézio

Am 07. Februar 2009 besprechen wir den Roman Wüste von dem Literaturnobelpreisträger 2008 Jean-Marie Gustave Le Clézio.

Jean-Marie Gustave Le Clézio, seltener LeClézio, geboren am 13. April 1940 in Nizza, ist ein französischer Schriftsteller.

Sein Vater stammt von der Insel Mauritius, die einst französische und britische Kolonie war. Im Alter von acht Jahren zog Le Clézio zusammen mit der Familie nach Nigeria, wo der Vater während des Zweiten Weltkriegs als Arzt arbeitete. Le Clézio wuchs zweisprachig, englisch und französisch auf. Im Jahr 1950 kehrte die Familie nach Nizza zurück.

Le Clézio studierte am Collège littéraire universitaire in Nizza und promovierte in Literaturwissenschaften. Er hat unter anderem an den Universitäten Bangkok, Mexiko City, Boston, Austin und Albuquerque gelehrt.

Bekannt wurde Le Clézio mit dem Erscheinen von Das Protokoll (Procès-verbal), für das er im Jahr 1963 den Prix Renaudot bekam, nachdem das Buch bereits für den Prix Goncourt nominiert gewesen war.

Seitdem sind über dreißig Bücher von Le Clézio erschienen, darunter Erzählungen, Romane, Essays, Novellen und zwei Übersetzungen indischer Mythologie. 1980 erhielt er für Wüste (Désert) den von der Académie Française ausgeschriebenen Prix Paul-Morand.

In seinen Buch †œDer Afrikaner†œ, das im vergangenen Jahr auf deutsch übersetzt wurde, schildert Le Clézio seinen Vater, den afrikanischen Kontinent sowie seine eigene Kindheit. Demnächst erscheint in Frankreich Le Clézios neustes Werk †œRitournelle de la faim†œ.
Wüste von Jean-Marie Gustave Le Clézio

Kurzbeschreibung
Nach dem Tode ihrer Mutter lebt die junge Marokkanerin Lalla in der Obhut einer Tante in den Slums einer Stadt am Meer. Ihre Zeit verbringt Lalla am Strand oder am Rande der Wüste, beobachtet dort Tiere und Pflanzen. Der stumme Hirte Hartani ist ihr Gefährte und Vertrauter. Immer wieder träumt Lalla von den blauen Männern, dem Nomadenvolk der Tuareg, mit deren Geschichten und Legenden sie groß geworden ist. Als die 17jährige mit einem ungeliebten Mann verheiratet werden soll, flieht sie nach Marseille und arbeitet in einem billigen Hotel. Das Elend der nordafrikanischen Einwanderer, die Armut, in der sie leben, die Brutalität der Großstadt machen Lalla immer bewusster, dass sie ein Kind der Wüste ist, nur dort leben kann. Auch als sie von einem Fotografen entdeckt wird, der, fasziniert von der dunklen Schönheit des Mädchens, ihre Bilder auf den Titelseiten der großen Illustrierten veröffentlicht, will sie nicht in Marseille bleiben. Sie kehrt in ihr Land zurück, wo sie sich den blauen Männern, ihren Vorfahren, näher fühlt. Dort bringt sie das Kind zur Welt, das sie von Hartani erwartet.
J.M.G. Le Clézio hat in seinem Roman die Schönheit der Wüste Sahara mit der »Wüste« Marseille kontrastiert, auf kunstvolle Weise die Geschichte der Tuareg mit der Lallas verknüpft. Das Buch nimmt gefangen durch die Ursprünglichkeit Lallas, die wilde Fremdartigkeit der Tuareg, verzaubernde Naturbeschreibungen und eine ungewöhnlich poetische Sprache.

Warum ich schreibe – Le Clézios Dankesrede zum Literturnobelpreis – FAZ vom 08.12.2008

Literaturnobelpreis 2007 an Philip Roth?

Bereits am kommenden Donnerstag, den 11.10., wird die Nobel-Stiftung den Preis in Literatur für 2007 bekannt geben. Vergeben wird der Preis von der Schwedischen Akademie an „denjenigen, der in der Literatur das Herausragendste in idealistischer Richtung produziert hat“.

Philip Roth Auf der Webseite des Online-Wettbüros Ladbrokes.com werden Wetten aller Art abgeschlossen. Unter der Rubrik „Specials“ wird der Literaturnobelpreisträger 2007 gehandelt. Der amerikanische Schriftsteller Philip Roth steht mit einer Quote von fünf zu eins als Favorit an oberster Stelle. Gefolgt von Claudio Magris (6/1), Les Murray (6/1), Thomas Transtromer (7/1), Haruki Murakami (8/1) Adonis (9/1) und Amos Oz (10/1). Interessanterweise lag die Seite in 2006 mit Orhan Pamuk als Favorit genau richtig.

Also, wer noch etwas Geld übrig hat…. 🙂