Präziser Geist: Rainald Goetz erhält den Berliner Literaturpreis 2012

Der 57-jährige Schriftsteller Rainald Goetz erhält den mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis 2012. Die Auszeichnung der Stiftung Preußische Seehandlung ist mit der Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin verbunden.

Kaum ein zweiter Autor trifft Geist und Stimmung der Gegenwart, Lebensgefühl und Sound mit solcher Präzision„, urteilte die Jury.

Zuletzt erschien von Rainald Goetz im Jahr 2010 im Suhrkamp Verlag ein Bildband unter dem Titel „elfter september 2010: Bilder eines Jahrzehnts„.

Ein Bildtagebuch der letzten neun Jahre. Im Augenblick, Frühherbst 2010. Wie sieht die Welt aus im Moment hier in Berlin. Wie war es in diesen Jahren. Was hat Rainald Goetz gesehen. Wie schaut es aus für ihn: das Gemachte, das, was da ist, das Kaputte, das Normale, der Alltag. Wie sieht er die Welt. Eben so, wie man hier sieht. Schau. Jeder Satz sagt nein, und jedes Bild sagt ja. Wohnen, Wachen, Träume. Trümmer, abstrakt, Lichtvorfall. Was wird ausgeblendet, was wird übersehen, was wird nicht gezeigt, wovon abzusehen wäre. Eine Weltsicht, eine implizite Ethik. Ein Bildtagebuch von Rainald Goetz.

Der Berliner Literaturpreis wird am 27. März 2012 im Roten Rathaus vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) verliehen.

Geehrt werden Autoren, die mit ihrem literarischen Werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben. Zu den Preisträgern gehören u.a. Thomas Lehr, Herta Müller,  Ilija Trojanow, Ulrich Peltzer und Sibylle Lewitscharoff.

Quelle: ZEIT Online

Alexis Jenni erhält den Prix Goncourt 2011

Seit 108 Jahren wird jeweils im Spätherbst der Prix Goncourt in Frankreich verliehen. Obwohl der Literaturpreis nur mit symbolischen zehn Euro dotiert ist, gehört er zum begehrtesten Preis für Autoren und Verlage, weil mit der Vergabe auch ein Verkaufserfolg garantiert ist. Ausgezeichnet wird jeweils das beste erzählerische Werk in französischer Sprache, das im laufenden Jahr erschienen ist.

Die Jury des Prix Goncourt hat sich in diesem Jahr für den Autor Alexis Jenni entschieden. Er wird für sein Romandebüt „L’art français de la guerre“ (etwa: Die französische Kriegskunst) ausgezeichnet.

Kurzbeschreibung
Die französische Armee stellt für die Franzosen ein besonderes Phänomen dar. Sie ist stumm und bedingungslos gehorsam gegenüber dem Armeechef, einem gewählten Zivilisten. Man ist froh, nicht allzu viel über sie zu wissen, außer dass die großen Militärbasen sich im Süden des Landes befinden, von wo aus sie ihre Aktivitäten auf weit entfernte Territorien richtet.

Der Fallschirmjäger Victorien Salagnon, der auch in Algerien und Indochina im Einsatz war, ist einer von ihnen. Er lehrt den Erzähler das Malen, der im Gegenzug Salagnons Geschichte aufschreibt – 50 Jahre französische Militärgeschichte und die „Kunst des Krieges“.

Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern des Prix Concourt gehören unter vielen anderen auch Michel Houellebecq, Marie NDiaye und Jonathan Littell. Wann und ob „L’art français de la guerre“ in einer deutschsprachigen Übersetzung erscheint, ist noch nicht bekannt.

Quelle: ZEIT Online

Italo Svevo-Preis 2011 geht an Volker H. Altwasser

Der 41-jährige Schriftsteller Volker H. Altwasser erhält den Italo Svevo-Preis 2011.

Der Italo Svevo-Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird seit 5 Jahren durch das Hamburger Unternehmen Nordcapital gestiftet. Laut Statut entscheidet ein vom Kuratorium bestimmter Juror allein, wer mit dem Preis geehrt wird.

In diesem Jahr fungierte als alleiniger Juror der Schriftsteller Thomas Hürlimann.

Er begründet seine Wahl folgendermaßen: „Volker Altwasser nähert sich auf beeindruckende Weise den letzten Dingen. Bisher erschienen die Romane ‚Letzte Haut‘, ‚Letztes Schweigen‘ und ‚Letzte Fischer‘. Vor allem sein Seefahrerbuch bezeugt Altwassers herausragende poetische Kraft. Altwasser erzählt grandios vom Scheitern aller Träume †“ und dass es sich trotzdem lohnt, ihnen nachzujagen.“

Die Trilogie von Volker H. Altwasser

Letzte Haut

Kurzbeschreibung
18 Monate untersucht der SS-Ermittlungsrichter und Polizeibeamte Dr. Schmelz 1943/44 die Verhältnisse im KZ Buchenwald. Ausgerüstet mit einem personengebundenen Geleitbrief hat er freie Einsicht in alle Bereiche des Lagers. Noch im Winter 1944 wird der Kommandant des Konzentrationslagers, Karl Koch, in einem Geheimprozess wegen Wehrkraftzersetzung, Unterschlagung und Mord zum Tode verurteilt. Schmelz überführt mit Koch einen Mann, der sich mit Himmler duzt. Dies gelingt dem Juristen mit dem besten Diplom seines Jahrgangs, weil er nach hartem Ringen mit sich selbst zum Mörder an zwei sowjetischen Kriegsgefangenen wird: Er beweist mit dem »Prinzip der Ausschließlichkeit« persönlich motivierte Morde – mit Mord.
Mit diesem atemberaubenden und erschütternden historischen Roman, wird der Staffelstab des Erzählens über die Verbrechen des Nationalsozialismus an die Enkelgeneration übergeben.

Letztes Schweigen: Ein Abwrackroman

Kurzbeschreibung
Humorvoll und doch voll Bitterkeit erzählt Volker Altwasser diese Geschichte von einer schweren und einsamen Kindheit, die geprägt ist von den Lügen, Illusionen und Abgründen einer überforderten alleinerziehenden Mutter. Einfühlsam und schonungslos offen berichtet er in einer Sprache, die dem Leiden abgerungen scheint, von einem tragischen Schicksal, das den Leser nicht unberührt lässt.Die Geschichte eines gedemütigten, vernachlässigten, ungeliebten Jungen, der Kraft seiner eigenartigen Phantasie einen Weg aus der Trostlosigkeit findet und doch der ewige Außenseiter bleiben wird. Mangelnde Liebe, ständig wechselnde Stiefväter, die irgendwann immer als schwere Alkoholiker, als „Säufersäue“, enden allem zu Trotz entrinnt der Junge der Sprachlosigkeit und erfindet sich neu.

Letzte Fischer

Kurzbeschreibung
Luise wird mit ihrem Spezialteam beauftragt, den Walfänger Rimbaud mitsamt seiner Ladung sicher in den Hafen von Spitzbergen zu bringen. Das raue Leben auf dem Walfänger birgt einige Überraschungen unter anderem beginnt Luise eine gefährliche Affäre mit dem Schiffsjungen Tommy. Zur gleichen Zeit ist ihr Stiefvater Robert mit dem Hochseeschiff Saudade vor Somalia unterwegs, um Rotbarsch zu fangen und die seltene und überaus kostbare Kurznasenseefledermaus zu häuten. Es soll seine letzte Fahrt sein, bevor er sich dem Wunsch seiner Frau Mathilde fügt, ein Leben an Land zu führen.Volker Altwassers Letzte Fischer ist eine Hommage an das Leben auf den Meeren, ein Abgesang auf eine Männerwelt, die mit ihren Ritualen und Traditionen wie aus der Zeit gefallen wirkt. Neben furiosen Beschreibungen der Waljagd und der Walverarbeitung und mitreißenden Schiffsmanövern auf der ungebändigten See entspinnt sich eine zärtliche Geschichte, die von tiefer Melancholie und Wehmut durchzogen ist. Ein großes Hochseeepos, das vom Meer und immer auch von der Literatur über das Meer erzählt.

______________________________________________________________________________________

Der Literaturpreis wird Volker Harry Altwasser am 7. Dezember 2011 im Hamburger Literaturhaus überreicht.

Quelle: Börsenblatt

Premio Planeta 2011: Javier Moro erhält den mit 601.000 Euro dotierten spanischen Literaturpreis

Der mit 601.000 Euro höchstdotierte spanische Literaturpreis „Premio Planeta“ geht in diesem Jahr an den Schriftsteller Javier Moro.

Der 56-jährige Spanier wurde für seinen neuen Roman „El imperio eres tu„, der im November 2011 im Planeta Verlag erscheint, ausgezeichnet.  El imperio eres tu ist sein siebter Roman. Javier Moro behandelt darin das Leben von Kaiser Peter I. von Brasilien (1798 – 1834), der auch für einen kurzen Zeitraum König von Portugal war. Ob und wann eine deutschsprachige Übersetzung auf den Markt kommt, ist leider noch nicht bekannt.

Moro sagte über den Titelhelden seines Buches „El imperio eres tu“ (deutsch: „Das Kaiserreich bist du“), Dom Pedro I. sei eine der erstaunlichsten, pittoreskesten und originellsten Persönlichkeiten der Geschichte gewesen. Das Buch ist eine genaue Chronik des Lebens des brasilianischen Kaisers, der in der ersten Hälfte der 19. Jahrhunderts herrschte.

Der Planeta-Preis wurde am 16.08.2011 vom spanischen Kronprinzen Felipe in Barcelona überreicht.

Der Premio Planeta wird seit 1952 jährlich vom Verlag Editorial Planeta, einem Tochterunternehmen des spanischen Medienkonzerns Grupo Planeta, für den besten bisher unveröffentlichten Roman in spanischer Sprache vergeben. Die Verlage reichen die Manuskripte ihrer Autorinnen und Autoren unter einem Pseudonym ein, so dass sie den Jury-Mitgliedern nicht bekannt sind. Dieses Verfahren hat dazu geführt, dass auch häufig bisher unbekannte Autoren ausgezeichnet werden.

Quelle:  Der Standard

Endlich: Julian Barnes gewinnt Man Booker Preis 2011 für The Sense of an Ending

Nachdem der britische Schriftsteller Julian Barnes bereits dreimal für den Man Booker Preis nominiert war, hat es nun endlich geklappt. Für seinen im August 2011 erschienenen Roman „The Sense of an Ending“ wurde er am 18.10.2011 mit dem mit 50.000 Pfund (57.000 Euro) dotierten renommierten Literaturpreis in Londons Londons Guildhall ausgezeichnet.

Die Preisverleihung fand im Rahmen eines festlichen Gala-Dinners in Anwesenheit der sechs Autorinnen und Autoren der Shortlist zum Man Booker Prize statt.

Der Roman erfüllt alle Merkmale eines Klassikers der englischen Literatur. ‚The Sense of an Ending‘ ist exzellent geschrieben, subtil gezeichnet und zeigt bei jedem Lesen neue Tiefen„, sagte Dame Stella Rimmington, die Vorsitzende der Jury. „Wir dachten, es ist ein sehr schön geschriebenes Buch und ein Buch, das die Menschheit des 21. Jahrhunderts anspricht„.

Julian Barnes reagierte ironisch mit typisch britischem Humor, als er bei der Preisverleihung verkündete, dass er ebenso erleichtert wie erfreut sei, den Preis endlich zu erhalten. Barnes dankte „den Verlegern für ihre Weisheit und den Sponsoren für ihren Scheck„.

Der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch, bei dem das Gesamtwerk von Barnes vorliegt, wird einer Pressemitteilung von heute zufolge, den Roman des 65jährigen englischen Autors am 8. Dezember 2011 auf Deutsch veröffentlichen.

The Sense of an Ending

Tony Webster and his clique first met Adrian Finn at school. Sex-hungry and book-hungry, they would navigate the girl-less sixth form together, trading in affectations, in-jokes, rumour and wit. Maybe Adrian was a little more serious than the others, certainly more intelligent, but they all swore to stay friends for life. Now Tony is in middle age. He’s had a career and a single marriage, a calm divorce. He’s certainly never tried to hurt anybody. Memory, though, is imperfect. It can always throw up surprises, as a lawyer’s letter is about to prove. The Sense of an Ending is the story of one man coming to terms with the mutable past. Laced with trademark precision, dexterity and insight, it is the work of one of the world’s most distinguished writers.

Über den Autor
Julian Barnes, geb. 1946, arbeitete nach dem Studium der modernen Sprachen zunächst als Lexikograph und dann als Journalist. Seit 1980 hat Julian Barnes zahlreiche Romane geschrieben. Für sein Werk wurde er weltweit mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. 2004 und 2005 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Julian Barnes lebt in London.

Der Man Booker Prize wird seit 1969 verliehen und gilt als eine der wichtigsten literarischen Ehrungen für englischsprachige Autoren aus Großbritannien, dem Commonwealth sowie aus Irland.

[adsense format=bild]

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Man Booker Prize