Christoph Hein erhält den Eichendorff-Literaturpreis 2010

Der Schriftsteller Christoph Hein erhält den Eichendorff-Literaturpreis 2010. Der aus Schlesien stammende 65-jährige Schriftsteller, der in Berlin lebt, wird vom „Wangener Kreis – Gesellschaft für Literatur und Kunst des Ostens“ für „sein exzellent und einfühlsam geschriebenes literarischen Werk“ geehrt.

Christoph Hein gilt als einer der wichtigsten literarischen Zeugen des Niedergangs der DDR. Bekannt geworden ist Christoph Hein durch seine sehr erfolgreiche Novelle Der fremde Freund, die 1982 in der DDR veröffentlicht wurde und in Westdeutschland 1983 aufgrund des Titelschutzes als Drachenblut erschien. Sein erfolgreichstes Stück Die Wahre Geschichte des Ah Q wurde 1983 publiziert. Als Übersetzer bearbeitete er Werke von Jean Racine und Molière.

Von 1998 bis 2000 war Christoph Hein der Präsident des PEN-Zentrums.

Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 28. September in Wangen im Allgäu überreicht. Die Laudatio auf  Christoph Hein hält der Kabarettist Dieter Hildebrandt.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Matthias Politycki erhält den Preis der LiteraTour Nord 2010

Matthias Politycki erhält den mit 15 000 Euro dotieren Preis der LiteraTour Nord. Der Preis der LiteraTour Nord wird seit 1992 jährlich an einen deutschsprachigen Schriftsteller vergeben.

Der Preis wird zum Abschluss der ebenfalls jährlich stattfindenden Lesereise „LiteraTour Nord†œ verliehen, die von verschiedenen öffentlichen Kultureinrichtungen, Buchhandlungen sowie den Universitäten in Bremen, Hannover, Lübeck, Lüneburg und Oldenburg veranstaltet wird. Der Preis wird von der VGH Stiftung ausgelobt und in Hannover verliehen. Begleitend zum Projekt finden Lehrveranstaltungen an den genannten Universitäten statt.

Über die Vergabe entscheidet eine Jury, die aus Vertretern der Veranstalter, den Moderatoren sowie der VGH Stiftung besteht. Dazu hat das Publikum die Möglichkeit zur Stimmabgabe. Die Jury würdigte in diesem Jahr das bisherige Werk des 54-jährigen Autors Matthias Politycki und vor allem seine 2009 erschienene Jenseitsnovelle, teilte das Literaturhaus Hannover am Dienstag mit. Sie sei mit altmeisterlicher Kunst und hintergründigem Humor erzählt.

Kurzbeschreibung „Jenseitsnovelle“

Ein Tag ohne Gnade zwischen Mann und Frau

Eine mitreißende Liebesgeschichte – und ihr schlimmster Albtraum zugleich

Hinrich Schepp ist unter die Sehenden geraten. Nach Jahrzehnten starker Kurzsichtigkeit möchte er den Frauen und ihrer grandioser Unbegreiflichkeit endlich auf den Grund kommen. Umso mehr, als er in seiner Stammkneipe eine verführerische Schönheit an der Bar beobachtet, die – für einen Schepp entsetzlich verwerflich und glückverheißend zugleich – von ihrer Begleiterin erst geküsst, dann sogar in den Hals gebissen wird. Sein Leben gerät endgültig in Schieflage, als ebenjene Frau wenig später wieder in seiner Kneipe auftaucht – als Bedienung. Aber was hat das alles mit den Notizen seiner Frau Doro zu tun, die er eines Morgens auf dem Schreibtisch findet? Und was mit dem dunklen kalten See, in den die Frischverstorbenen laut Doro alle hineinmüssen, um darin ein zweites Mal zu sterben?

Über den Autor
Matthias Politycki, 1955 geboren, lebt in Hamburg und München. Der „Grandseigneur unserer Literatur“ (Tagesspiegel) zählt zu den renommiertesten Vertretern deutscher Gegenwartsliteratur. Er hat Romane, Erzählungen, Essays und Gedichte veröffentlicht, darunter den „Weiberroman“ (1997) und den Schelmenroman „In 180 Tagen um die Welt“ (2007). Sein Werk bei Hoffmann und Campe umfasst bislang „Das Schweigen am andern Ende des Rüssels“ (Erzählungen, 2001), „Ratschlag zum Verzehr der Seidenraupe. 66 Gedichte“ (2003), „Frauen. Naja. Schwierig“. (Hörbuch, 2005), seinen großen Kuba-Roman „Herr der Hörner“ (2005), „Vom Verschwinden der Dinge in der Zukunft“ (Essays, 2007) und „Die Sekunden danach. 88 Gedichte“ und die „Jenseitsnovelle“(2009).

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Sibylle Lewitscharoff erhält Berliner Literaturpreis 2010

Wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, erhält die 1954 in Stuttgart geborene Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff den Berliner Literaturpreis 2010. In der Begründung der Jury heißt es, dass sie für ihr „ungemein dichtes und originelles Prosawerk“ ausgezeichnet wird.

Mit dem Berliner Literaturpreis ist eine Berufung auf die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin verbunden.

Der Preis ist mit 30 000 Euro dotiert. Zu den Preisträgerinnen des Berliner Literaturpreises gehören Dea Loher (2009), Herta Müller (2005), Anne Duden, Irina Liebmann (1998), Katja Lange-Müller (1996) und Brigitte Kronauer (1994). Weitere 21 Preisträger wurden seit 1998 mit der Auszeichnung geehrt.
Im vergangenen Jahr erhielt Sibylle Lewitscharoff den Leipziger Buchmesse für ihren Roman „Apostoloff“.

Kurzbeschreibung
Zwei Schwestern. Die eine auf der Rückbank, die andere auf dem Beifahrersitz, die eine scharfzüngig und kampflustig, die andere nachsichtig und höflich: Sie sind unterwegs im heutigen Bulgarien. Auf der ersten Hälfte ihrer Reise waren sie Teil eines prächtigen Limousinenkonvois, der die Leichen von 19 Exilbulgaren – in den Vierzigern von Sofia nach Stuttgart ausgewandert – in ihre alte Heimat überführte. Darunter der frühverstorbene Vater der Schwestern. Jetzt sind sie Touristinnen, chauffiert vom langmütigen Rumen Apostoloff. Er möchte den beiden die Schätze seines Landes zeigen, die Keramik mit Pfauenaugendekor (dessen Kobaltblau giftig ist), die Schwarzmeerküste (komplett versaut), die Architektur (ein Verbrechen des 20. Jahrhunderts). Die Jüngere, die Erzählerin, spuckt Gift und Galle.

Apostoloffs Vermittlungsversuche zwischen Sofia und Stuttgart sind zunächst wenig erfolgreich. Denn das bulgarische Erbe der Schwestern wiegt schwer – wenn der Vater, der erfolgreiche Arzt und schwermütige Einwanderer, in ihren Träumen auftaucht, schlängelt das Ende des Stricks, an dem er sich erhängt hat, noch hinter ihm her. Doch dem „Unglück, das dieses Aas von einem Vater auf Häupter und Herzen seiner Töchter geladen hat“ wird nicht auf melancholische Art begegnet.

Sibylle Lewitscharoffs Roman ist eine Suada von der Rückbank, die bissige, rabenschwarze und erzkomische Abrechnung einer Tochter mit dem Vater und seinem Land.

Die 247 Seiten umfassende gebundene Ausgabe von Apostoloff ist am 20. März 2009 im Suhrkamp Verlag erschienen und für 19,80 Euro im Buchhandel erhältlich. Die Taschenbuchausgabe erscheint im August 2010 ebenfalls bei Suhrkamp.
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Wer Sibylle Lewitscharoff bei einer Lesung erleben möchte, trifft sie am 20.02.2010 in Dresden, am 21.02.2010 in Darmstadt, am 03.03.2010 während eines Vortrags in Hamburg und am 19.06.2010 in Ranis.

Terézia Mora wird mit Adelbert-von-Chamisso-Preis 2010 ausgezeichnet

Terézia Mora erhält den mit 15 000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Preis 2010 der Robert-Bosch-Stiftung.

Mit dem Preis ehrt die Robert-Bosch-Stiftung sei 1985 herausragende literarische Leistungen in deutscher Sprache, verfasst von Autoren, deren Muttersprache nicht die deutsche ist.

Terézia Mora wurde 1971 im ungarischen Sopron geboren und lebt seit 1990 als Autorin und Übersetzerin in Berlin.

Nach der politischen Wende in Ungarn ging Terézia Mora 1990 zum Studium der Hungarologie und Theaterwissenschaft an die Humboldt-Universität nach Berlin. An der Deutschen Film- und Fernsehakademie wurde sie zur Drehbuchautorin ausgebildet.

Seit 1998 ist sie freie Autorin. Ihre Werke schreibt sie in deutscher Sprache. Sie erhielt 1997 den Würth-Literaturpreis für ihr Drehbuch Die Wege des Wassers in Erzincan sowie den Open-Mike-Literaturpreis der Berliner LiteraturWERKstatt für die Erzählung Durst. Für die Erzählung Der Fall Ophelia, enthalten in ihrem ersten Erzählband Seltsame Materie, erhielt sie 1999 den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2000 wurde ihr der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis zugesprochen, 2001 wurde Mora Inselschreiber auf Sylt. Für ihre Übersetzung von Péter Esterházys Harmonia Caelestis wurde sie 2002 mit dem Jane-Scatcherd-Übersetzerpreis der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung ausgezeichnet.

Für ihren Roman Alle Tage erhielt sie den Mara-Cassens-Preis, den Preis der Literatour Nord, den Förderpreis zum Kunstpreis der Akademie der Künste (Berlin) sowie den Preis der Leipziger Buchmesse.

2006 erhielt Terézia Mora ein Villa Massimo-Stipendium und war im Wintersemester 2006/2007 zusammen mit Péter Esterházy Poetik-Dozentin an der Universität Tübingen (Tübinger Poetik-Dozentur).  2007  wurde sie mit dem Grazer Franz-Nabl-Preis ausgezeichnet.

Zuletzt erschien von ihr der Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent

Der einzige Mann auf dem KontinentKurzbeschreibung
Das Leben eines Mannes im globalisierten Nirgendwo

Umgeben von globalen Wirtschaftskatastrophen macht sich ein Mann daran, sein Lebensidyll zu verteidigen, auch wenn er schon längst zugeben müsste, dass die Firma, für die er arbeitet, zusammengebrochen ist und seine Ehe vor dem Aus steht …

„Der einzige Mann auf dem Kontinent“ erzählt eine Woche im Leben von Darius Kopp. Er ist Anfang vierzig, verheiratet und einziger Vertreter einer US-amerikanischen Firma für drahtlose Netzwerke.

Darius sieht sich als Gewinner der neuen Zeit. Er stammt aus der DDR, war als Informatiker nach deren Zusammenbruch ein gefragter Mann und legt Wert darauf, ein zufriedener Mensch zu sein. In letzter Zeit laufen die Geschäfte allerdings mehr schlecht als recht. Eines Tages lässt ein säumiger Kunde eine Pappschachtel mit Geld in seinem Büro liegen. In der Folge versucht Darius Kopp vergeblich, einen seiner Chefs in London oder Los Angeles zu erreichen, um zu beraten, was mit dem Geld geschehen soll. Fast scheint es, als gebe es die Firma überhaupt nicht mehr.

Darius Kopp leidet zunehmend unter dem Verlust seiner Sicherheiten, doch er kann dies weder sich gegenüber zugeben, noch will er Flora, seine hypersensible Frau, damit belasten. Denn Flora findet sich in ihrem Leben nur schwer zurecht. Nicht nur in seinem Beruf, muss Darius schließlich erkennen, kämpft er um das nackte Überleben, auch seine Ehe, die Liebe seines Lebens, droht vor dem Aus zu stehen.

Nach „Alle Tage“ hat Terézia Mora erneut einen hochaktuellen und überaus wachen und sensiblen Roman eines Mannes geschrieben, der glaubt, in der besten aller Welten zu leben, auch wenn sein Leben genauso wie die Welt um ihn herum längst in Stücke zerbricht. Krisen von noch so globaler und intim-verworrener Natur sollen ihm nichts anhaben können. In der umspannenden vernetzten Welt mag zerbrechen, was will, sein Lebensidyll nicht.

Die gebundene Ausgabe umfasst 384 Seiten und ist August 2009 im Luchterhand Literaturverlag erschienen. Der einzige Mann auf dem Kontinent ist für 21,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Die diesjährigen Förderpreise in Höhe von jeweils 7000 Euro gehen an Aabbas Khider und Nino Haratischwili.

Die Preise werden am 04. März 2010 in der Münchner Residenz verliehen.

Distanzierter Blick: Premio Nonino für Siegfried Lenz

Siegfried Lenz wird mit Premio Nonino ausgezeichnet.

Mit dem Premio Nonino werden herausragende Persönlichkeiten und kulturelle Initiativen aus Italien und der ganzen Welt geehrt. Der italienische Schriftsteller, Germanist und Übersetzer Claudio Magris hat vor 35 Jahren den Kulturpreis im Auftrag der Destillerie Nonino ins Leben gerufen. Seitdem gehört Claudio Magris der Preisjury an. Der Nonino-Preis ist mit 10 000 Euro dotiert.

Der Schriftsteller Siegried Lenz gehört in diesem Jahr zu den vier Preisträgern des Premio Nonino. Er wird neben dem französischen Klimaforscher und Geophysiker Jean Jouzel, dem rumänischen Psychologen Serge Moscovici sowie dem Chor Manos Blancas aus Venezuela ausgezeichnet.

In der Begründung der Jury heißt es, Siegfried Lenz habe im Lauf seines kreativen Schaffens Themen der Gewalt und der Verfolgung mit distanziertem Blick und jeder Ideologie misstrauend aufgegriffen.

Neben Claudio Magris gehören V.S. Naipaul, Peter Brook, John Banville und Ermanno Olmi u.a. zur Jury. Die Nonino-Preise werden am 30. Januar 2010 in Percoto bei Udine überreicht. Die Laudatio auf Siegfried Lenz hält Claudio Magris.

Quelle: Süddeutsche Zeitung