Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2010 geht an David Grossman

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2010 geht an David Grossman

Zum Auftakt der Buchtage Berlin 2010 gab der Vorsteher des Börsenvereins, Gottfried Honnefelder, am 10.06.2010 bekannt, dass der Stiftungsrat den israelischen Schriftsteller David Grossman zum diesjährigen Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels gewählt hat. Der Friedenspreis wird seit 1950 jährlich vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2010 David Grossman und ehrt damit den israelischen Schriftsteller, der sich aktiv für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt. In seinen Romanen, Essays und Erzählungen versucht er, nicht nur die eigene, sondern immer auch die Haltung der jeweils Andersdenkenden zu verstehen und zu beschreiben. David Grossman gibt dem schwierigen Zusammenleben eine literarische Stimme, die in der Welt gehört wird. Seine Bücher zeigen, dass die Spirale von Gewalt, Hass und Vertreibung im Nahen Osten nur durch Zuhören, Zurückhaltung und die Kraft des Wortes beendet werden kann. In seinem Hauptwerk ,Eine Frau flieht vor einer Nachricht‘ zeigt David Grossman die Bedeutung der Sprache für die Suche nach Identität und warnt vor ihrer zunehmenden Militarisierung. So bietet er inmitten einer Realität von Willkür, Zwang und Entfremdung Auswege aus dem jetzigen Zustand der Gesellschaft, die sich zwischen Krieg und Frieden befindet.“

David Grossman, geboren 1954 in Jerusalem, zählt zu den einflussreichsten Schriftstellern und Journalisten Israels. In seinen Romanen und Erzählungen, Essays und Kinderbüchern, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden, setzt er sich vor allem mit der Identität seines Landes und dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinander. Er beteiligt sich zudem aktiv an der politischen Debatte um eine friedliche Lösung im Nahen Osten.

Bereits während seines Studiums der Philosophie und Theaterwissenschaften arbeitet David Grossman als Nachrichtenredakteur, Hörspielautor und -sprecher beim israelischen Rundfunk. 1983 veröffentlicht er mit „Das Lächeln des Lammes“ (dt. 1988) seinen ersten Roman. Mit dem 1986 erscheinenden Roman „Stichwort: Liebe“ (dt. 1991) über die zweite nachfolgende Generation der Opfer der Shoah und der Reportagensammlung „Der gelbe Wind“ (1987, dt. 1988) über das Verhältnis zwischen Israelis und Arabern wird er weltweit bekannt. Als er sich 1988 weigert, seine Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung der Palästinenser zensieren zu lassen, bei der Jassir Arafat erstmals indirekt von einem Existenzrecht Israels spricht, wird Grossman fristlos entlassen. Fortan konzentriert er sich auf die Schriftstellerei und veröffentlicht in den folgenden Jahren zahlreiche Kinder- und Jugendbücher sowie Romane, in denen er die Komplexität des Lebens in der heutigen Welt beschreibt. Zunehmend setzt er sich als Unterstützer der Genfer Initiative auch in seinen politischen Kommentaren für eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern ein und dokumentiert in der Essaysammlung „Diesen Krieg kann keiner gewinnen“ (2003) seine wachsende Enttäuschung darüber, dass der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern nicht gelöst wird.

Bei Ausbruch des Zweiten Libanonkriegs 2006 fordert David Grossman mit anderen Schriftstellern eine Waffenruhe zwischen Israel und Libanon. Einige Tage später wird sein Sohn Uri von einer Rakete der Hisbollah getötet. Diese leidvolle Erfahrung versucht er in seinem Roman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ (2008, dt. 2009) zu verarbeiten. In dem als sein epochales Hauptwerk bezeichneten Roman erzählt er von einer Frau und ihrem verzweifelten Versuch, sich und ihr Familienleben vor der harten und gewalttätigen Realität zu schützen, und verwebt ihre Erlebnisse auf der Reise durch Israel mit ihren Erinnerungen und den politischen Ereignissen. Auf eindrückliche Weise zeigt er dabei, wie das Schicksal der Menschen in Israel unauflöslich mit Politik und Krieg verbunden ist.

David Grossman hat für seine schriftstellerisches Werk und sein politisches Engagement zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Nelly-Sachs-Preis (1991), Premio Mondello (Italien, 1996), Manès Sperber-Preis (2002), Bialik Prize (Israel, 2004), Emet-Prize (Israel, 2007), Geschwister-Scholl-Preis (2008) und den Albatros-Preis (2010).

David Grossman ist verheiratet und hat drei Kinder, er lebt in Mevaseret Zion, einem Vorort von Jerusalem.

Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 10. Oktober, in der Paulskirche statt und wird live in der ARD übertragen.

Quelle: Börsenblatt

Amin Maalouf erhält Prinz-von-Asturien-Preis 2010

Wie heute bekannt wurde, erhält der aus dem Libanon stammende Schriftsteller Amin Maalouf den renommierten Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Literatur in 2010.

Die Wahl für den seit Jahrzehnten in Frankreich lebenden Maalouf begründete die Jury im nordspanischen Oviedo auch damit, dass er die Stimme der Toleranz in der Welt des Fundamentalismus sei. Seine „dichte und anregende Sprache“ mache seine Leser mit der Vielfalt von Sprachen, Kulturen und Religionen des Mittelmeerraumes vertraut.

Aus der Feder des heute 61-jährigen sind in Deutsch unter anderem Leo Afrikanus, Die Felsen des Tanios und Samarkand erschienen. Die Prinz-von-Asturien-Preise sind mit jeweils 50 000 Euro dotiert und gelten als „spanische Version der Nobelpreise“. dpa

Am 21.06.2010 erscheint im Suhrkamp Verlag ein neuer Essay von Amin Maalouf  unter dem Titel „Die Auflösung der Weltordnungen“

Kurzbeschreibung
Der international erfolgreiche Romancier und Essayist Amin Maalouf, geboren im Libanon und seit vielen Jahren in Frankreich ansässig, ein „Wanderer zwischen den Welten“, beschreibt, anschließend an seinen vor zehn Jahren erschienenen Essay Mörderische Identitäten (edition suhrkamp 2159), die krisenhafte „Entregelung“ – in ethischer und intellektueller, geopolitischer, ökonomischer und „klimatischer“ Hinsicht -, von der der Westen ebenso wie der Nahe Osten aus unterschiedlichen Gründen betroffen sind. Wo es für Autoren wie Samuel P. Huntington, aber auch Stefan Weidner (Manual für den Kampf der Kulturen. Warum der Islam eine Herausforderung ist) um einen „Kampf der Kulturen“ geht, diagnostiziert Maalouf einen Zustand der Erschöpfung, in den die beiden Kulturen verfallen seien – aus dem nur eine Besinnung auf die eigenen Werte (dessen, was beide unterscheidet) sowie die Zukunft (die nur eine gemeinsame sein kann) hinausführen werde. Anschaulichkeit und Plausibilität gewinnt der Essay durch Amin Maaloufs intime Kenntnis der jüngeren und jüngsten Geschichte des Nahen Ostens, der das Buch einige überraschende Lehren zur Bewältigung der gegenwärtigen Krise verdankt.

Über den Autor
Amin Maalouf wurde 1949 im Libanon geboren und lebt seit 1976 als Journalist und Schriftsteller in Frankreich. Er bereiste über sechzig Länder und gilt als anerkannter Spezialist für Fragen der arabischen Welt und der Beziehungen zwischen Okzident und dem Nahen Osten. Amin Maalouf war Chefredakteur der Wochenzeitschrift An Nahar International sowie des Magazins Jeune Afrique, während des Vietnamkriegs und der Islamischen Revolution arbeitete er als Kriegsberichterstatter.
Als Buchautor hat er bisher sieben Romane veröffentlicht, seine Werke sind in etwa 25 Sprachen übersetzt worden und sein erstes Werk Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber (1983) ist zu einem Standardwerk geworden.
Im August 2000 wurde bei den Salzburger Festspielen (in Zusammenarbeit mit der finnischen Komponistin Kija Saariaho) die erste Oper nach einem Libretto des Autors uraufgeführt: L’amour de loin.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

J.G. Farrell erhält posthum Lost Man Booker Prize für „Troubles“

J.G. Farrell erhält posthum Lost Man Booker Prize für „Troubles“

Vierzig Jahre nach der Erstveröffentlichung von J. G. Farrells historischen Roman „Troubles“ wird ihm posthum der „Lost Man Booker Prize“ verliehen.

Wie berichtet, wurden aufgrund einer Regeländerung bei der Vergabe des †œMan Booker Prize† im Jahr 1971 die Neuerscheinungen aus dem Jahr 1970 versehentlich übergangen. 6 Autorinnen und Autoren, deren Werke noch heute lieferbar sind, wurden von einer Jury für die Shortlist nominiert. Über den Gewinner wurde per Mausklick im Internet abgestimmt. Heute wurde das Ergebnis bekanntgegeben.

Es gab eine klare Mehrheit für J.G. Farrels Roman „Troubles“. 38% der Stimmen aus dem internationalen Lesepublikum, das waren mehr als das Doppelte der Stimmen, die für jedes andere Buch abgegeben wurden, wählten Troubles zum besten Roman des Jahres 1970.

James Gordon Farrell †“ JG Farrell †“ geboren am 25. Januar 1935 in Liverpool, gestorben am 11. August 1979 in der Bantry Bay, Irland wurde vor allem bekannt durch seine historischen Romane der Empire Trilogy (Trilogie des Imperiums).

Farrell befasst sich in der Trilogie mit dem Zerfall des britischen Imperiums, ein Thema, das Farrell fasziniert hat. Sie besteht aus Troubles (1970 – über Unruhen in Irland in den Jahren 1919†“1921), The Siege of Krishnapur (1973 – über den Sepoy-Aufstand in Indien in den Jahren 1857/1858)  und The Singapore Grip (1978 -  über den Fall von Singapur im Zweiten Weltkrieg).

Für The Siege of Krishnapur erhielt Farrell den Booker Prize 1973.

Quelle: Man Booker Prize

Ferdinand von Schirach erhält Kleist-Preis 2010 für Verbrechen

Der 1964 in München geborene Strafverteidiger und Schriftsteller Ferdinand von Schirach erhält in diesem Jahr den mit 20.000 Euro dotierten Kleist-Preis.

Das teilte am 27.04.2010 Professor Günter Blamberger, der Präsident der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft, mit.

Der Kleist-Preis hat eine lange Tradition. Er wurde erstmals 1912 anlässlich des 101. Todestages von Heinrich von Kleist von der Keist-Stiftung vergeben. Er war die bedeutendste literarische Auszeichnung der Weimarer Republik. Die Kleist-Stiftung wurde 1933/1934 unter ungeklärten Umständen aufgelöst. Seit 1985 wird die Literaturauszeichnung wieder vergeben. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden unter anderem Bertolt Brecht, Robert Musil und Anna Seghers ausgezeichnet. Nach der Wiederbegründung erhielten beispielsweise Alexander Kluge, Ernst Jandl, Herta Müller, Daniel Kehlmann oder zuletzt Arnold Stadler den Kleist-Preis.

Mit seinem Erzählband „Verbrechen“ habe Ferdinand von Schirach „das meistbeachtete Debüt der deutschen Literatur 2009“ vorgelegt. „Verbrechen“ erschien im August 2009 im Piper Verlag und schaffte auf Anhieb den Sprung in die Spiegel-Bestseller-Liste. Der Erzählband mit Kurzgeschichten basiert auf Fällen aus seiner Kanzlei.

Die Rechte an dem Buch wurden in über 20 Länder verkauft. Es ist damit eines der am häufigsten ins Ausland verkauften Debüts überhaupt. Unter anderem haben „Verbrechen“ renommierte Verlage wie Éditions Gallimard in Frankreich, Alfred A. Knopf, Inc. in den USA, Chatto and Windus in England oder Salamandra in Spanien gekauft. Die Constantin Filmgesellschaft kaufte die Filmrechte an dem Buch.

Kurzbeschreibung
Ferdinand von Schirach hat es in seinem Beruf alltäglich mit Menschen zu tun, die Extremes getan oder erlebt haben. Das Ungeheuerliche ist bei ihm der Normalfall. Er vertritt Unschuldige, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ebenso wie Schwerstkriminelle. Deren Geschichten erzählt er …Ein angesehener, freundlicher Herr, Doktor der Medizin, erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt. Er zerlegt sie förmlich, bevor er schließlich die Polizei informiert. Sein Geständnis ist ebenso außergewöhnlich wie seine Strafe. Ein Mann raubt eine Bank aus, und so unglaublich das klingt: er hat seine Gründe. Gegen jede Wahrscheinlichkeit wird er von der deutschen Justiz an Leib und Seele gerettet. Eine junge Frau tötet ihren Bruder. Aus Liebe. Lauter unglaubliche Geschichten, doch sie sind wahr.

Den mit 20.000 Euro dotierten Kleist-Preis bekommt der Autor am 21. November in Berlin. Die Laudatio hält der Frankfurter Schriftsteller Bernd Eilert, der als Vertrauensmann der Jury Schirach zum Preisträger bestimmt hat.

Quelle: Spiegel Online

Pulitzer Preis für Literatur (Belletristik) geht an Paul Harding für „Tinkers“

Der 43-jährige amerikanische Schriftsteller Paul Harding erhält den Pulitzer Preis für Literatur (Belletristik) in 2010. Der Pulitzer-Preis ist die wichtigste Auszeichnung für Journalisten in den USA. Er wird in 21 Kategorien verliehen und ist mit jeweils 10.000 Dollar (7400 Euro) dotiert.

Paul Harding erhält die Auszeichnung für sein Romandebüt „Tinkers“. Sein Roman sei eine „kraftvolle Feier auf das Leben“, teilte die Jury des renommierten Preises am 12.04.2010 in New York mit.

Paul Harding tourte von 1990 bis 1997 mit der Band „Cold Water Falt“ als Schlagzeuger durch die USA und Europa.  Er absolvierte seinen Bachelor of Arts in Englisch an der University of Massachusetts, Amherst und einen Master of Fine Arts (MFA) nach dem Besuch des Iowa Writers‘ Workshop. Derzeit unterrichtet er kreatives Schreiben an der Harvard University.  Er lebt in der Nähe von Boston mit seiner Frau und zwei Söhnen.

Tinkers

In dem Buch gehen ein Vater und ein Sohn aus dem Nordosten (Neuengland) der USA „durch Leid und Freude, überschreiten dabei die eigene Gefangenheit ihres Lebens und zeigen neue Wege, um Welt und Moral wahrzunehmen“.

Ein alter Mann liegt im Sterben. Ans Bett gefesselt in seinem Wohnzimmer, sieht er wie die Wände um ihn herum beginnen einzustürzen, die Fenster aus ihren Zargen fallen, von der Decke der Putz in großen Klumpen fällt. Er wird berieselt mit dem Schutt seines Lebens: Zeitungsausschnitte, alte Fotos, Tweedsakkos, rostiges Werkzeug und die gewalzten Messingteile von antiken Uhren. Bald stürzen die Wolken vom Himmel auf ihn herab, gefolgt von den Sternen, bis die schwarze Nacht ihn zudeckt wie ein Leichentuch. Er halluziniert im Todeskampf von Krebs und Nierenversagen.

Tinkers handelt von dem Vermächtnis des Bewusstseins und der Durchlässigkeit der Identität von einer Generation zur nächsten; mal herzzerreißend und lebensbejahend, dann elegische Meditation über Liebe, Verlust und die wilde Schönheit der Natur.

Die 192 Seiten umfassende Taschenbuchausgabe erschien im Januar 2009 im Verlag Bellevue Literary Press.

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