Die Kinder der Elefantenhüter von Peter Høeg [Rezension]

Die Kinder der Elefantenhüter von Peter Høeg

An einem Karfreitag verschwinden der Pfarrer Konstantin Finø und seine Frau Clara, Organistin der Kirche und ambitionierte Tüftlerin, spurlos. Zurück bleiben die Kinder Peter, Tilte und Hans und der Foxterrier Basker, der mehr ein Mensch als ein Hund ist. Geheimnisvolle Agenten tauchen auf, den Kindern droht die Einweisung in ein Heim.

Das Ehepaar Finø hatte schon früher entdeckt, dass ein gut platziertes Wunder während der Predigt ein durchaus lukratives Geschäft verspricht. Den Kindern wird schnell klar, dass sich die Eltern wieder auf Abwegen befinden. Dieses Mal haben sie es auf die Juwelen abgesehen, die bei der Großen Synode, einem ökumenischen Gipfeltreffen in Kopenhagen, ausgestellt werden.

Peter Høegs neuer Roman „Die Kinder der Elefantenhüter†œ ist in die drei Teile „Finø†œ, „Auf dem Meer der Möglichkeiten†œ und „Die Stadt der Götter†œ gegliedert. Im Anschluss findet sich ein 14 Seiten umfassender Epilog mit dem Titel „Der Finøwalzer†œ.

†œJetzt erzähle ich dir, was wir erlebten. In Wirklichkeit tue ich das nicht, um von uns zu erzählen. Sondern um mich selbst daran zu erinnern, wann die Tür offen stand, um es dir zu zeigen.
Ich kann dir nicht durch die Tür helfen, weil ich selber nicht richtig durch sie hindurchgegangen bin. Aber wenn wir sie finden und davorstehen, oft genug, du und ich, dann weiß ich, dass wir eines Tages gemeinsam in die Freiheit hinausgehen werden.†

Der 14-jährige Peter, auch Petrus genannt, ist der Erzähler der Geschichte. Er ist eins fünfundfünfzig groß, siebenundvierzig Kilo schwer und trägt die Fußballstiefelgröße neununddreißig. Peter lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester Tilte auf Finø. Finø ist eine Insel der Möglichkeiten und liegt mitten im Meer der Möglichkeiten. †œMeer der Möglichkeiten† klingt wenigstens viel schöner als Katzenarsch, die einzig korrekte Übersetzung für Kattegat wie Tilte findet. Tilte ist sechzehn und hat längst erkannt, dass ihre Eltern Elefantenhüter sind. Sie haben etwas in sich, dass viel größer ist als sie selbst, etwas, das sie nicht kontrollieren können. Es ist die Sehnsucht nach der Erkenntnis, was Gott wirklich ist, die ihren Augen die Wehmut verleiht, eine Sehnsucht, groß wie ein Elefant.

†œDie Finø-Bewohner haben von ihren vielen Reisen Männer und Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkunft mitgebracht, und auf diese Weise wurden der Insel viele verschiedene Namen zugeführt†œ, erklärt Peter. Wen wundert es also einen Arzt, Psychiater Hirnforscher und Hypnotiseur namens Thorkild Thorlacius-Drøbert, eine Anaflabia Borderrud als Bischöfin oder eine Buddhistin, IT-Expertin und Chefin eines Call-Centers für sexuell-kulturelles Coaching namens Leonora Ganefryd auf Finø anzutreffen. Die Hebamme ist zugleich Leichenbestatterin, der Vorsitzende der Finøer Separatistenpartei oberster Priester von †œAsathor†. Alle leben in friedlicher Koexistenz.

Im ersten Teil †œFinø† entledigen sich die Kinder erfolgreich ihren Verfolgern um Thorkild Thorlacius und den Agenten Lars und Katinka und verschaffen sich mit Hilfe des Laute spielenden Ex-Junkie und Drogentherapeuten  Rickardt Graf Tre Løver Zugang auf die †œWeiße Dame von Finø†. Mit dem ganzen Schwarm bizarrer Charaktere machen sie sich auf den Weg nach Kopenhagen zur Großen Synode. Die †œWeiße Dame von Finø† ist ein Luxusdampfer, der für einen arabischen Ölscheich und seinem Harem gebaut wurde und mit 42 Kajüten mit goldenen Wasserhähnen, einem Pool und einer Frauenklinik ausgestattet ist. Das Schiff ist weiß wie Schlagsahne und bietet einen idealen Tummelplatz für Peter Høegs zweiten Teil †œDas Meer der Möglichkeiten†.

Für Tumult sorgt die eisgekühlte Leiche der Vibe von Ribe. Bereits seit zehn Tagen tot, ist sie in einem Sarg mit Kühlvorrichtung ebenfalls unterwegs zum Gipfeltreffen der Religionen um gesegnet zu werden. Graf Rickardt befreit sie aus ihrem Sarg, weil er ein sicheres Plätzchen für seine Laute braucht. So taucht Vibe abwechselnd im Rollstuhl im Kühlhaus des Schiffes, oder als Ärztin verkleidet in der Frauenklinik auf. Verdient hat sie die Behandlung allemal, schließlich hat sie den Kindern als Eisbudenbesitzerin im Sommer oft luftgefüllte Eiskugeln verkauft.

In †œDie Stadt der Götter† kommt es schließlich im dritten Teil zum fulminanten Showdown in Kopenhagen. Bruder Hans greift ins Geschehen ein, Pallas Athene, eine gutherzige und schlagkräftige Prostituierte, gefühlvolle Terroristen und einige andere vervollständigen den Reigen der burlesken Figuren.

†œWas wir und die Welt also erleben, ist das Schlüpfen der Elefanten aus ihren Puppen , sie schlagen mit den Flügeln und fangen an zu flattern, falls du das Bild verstehst, das vielleicht nicht gerade dem Biologieunterricht entspricht, aber einigermaßen deutlich macht, was da tatsächlich geschieht†œ, lautet Peters Botschaft.

Peter Høegs Figuren sind stark überzeichnet. Die Kinder sind die offensichtlichen unschuldigen Vertreter in einer Welt von selbstgefälligen, religiösen, korrupten, kriminellen halb- oder vollverrückten Erwachsenen. Hans ist achtzehn und studiert Astropyhsik in Kopenhagen. Er ist der Visionär unter den Kindern und stark und schön. Die sechzehnjährige Tilte hat die Spiritualität zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht. Sie verfügt über einen so messerscharfen Verstand, dass selbst ihre Lehrer sich vor ihr fürchten. Peter ist eher klein und schmächtig und dennoch der Star in Finøs Fußballverein. Er ist schnell, handelt entschlossen und mutig und ist der Realist unter den Geschwistern. Peters unverbrauchter Blick legt in seiner Vorurteilslosigkeit die Absurditäten der Erwachsenenwelt offen. Er bezieht den Lesenden direkt mit ein und schildert mit viel Wortwitz und Humor die unglaublichste Abenteuergeschichte mit Verfolgungsjagden, Entführung, Maskeraden, Erpressung bis hin zu einem Sprengstoffanschlag, den es zu verhindern gilt.

Mit einem Augenzwinkern greift der Autor die großen philosophischen Fragen des Lebens auf und spielt mit der Idee, dass bei einem Treffen mit den †œrichtig Verrückten†, den Mystikern aller Weltreligionen, eine gemeinsame Grundlage gefunden werden könnte. Schließlich sieht es in jedem Paradies fast gleich aus, und bei Licht betrachtet, sind sie sich näher, als man dachte.

Peter Høegs Fabulierkunst ist furios und amüsant. Der Roman liest sich wie ein Roadmovie und sprüht geradezu von wahnwitzigen Ideen. Er hat darin einen wahrhaft mächtigen Elefanten befreit. Dennoch wünsche ich mir in seinem nächsten Roman wieder eine Handlung mit Protagonisten in Smillas Alter. Peters altkluge Stimme wirkt am Ende doch ein wenig ermüdend.

Kurzbeschreibung
Auf den ersten Blick sind die Finøs aus Dänemark eine ganz normale Familie: Der Vater ist Pastor, die Mutter spielt Orgel, Peters großer Bruder studiert Astronomie. Doch an einem Karfreitag sind plötzlich die Eltern verschwunden, die schon einmal durch zweifelhafte Wundertaten mit der Justiz in Konflikt geraten waren. Um Vater und Mutter vor weiteren Torheiten zu bewahren, beginnen Peter und seine Schwester Tilte eine großangelegte Suchaktion. Inmitten falscher Heiliger und fanatischer Sinnsucher finden sie ihre eigene Tür zur Freiheit und zum Glück. Peter Høegs spannender und temporeicher Roman ist ein Abenteuer voller filmreifer Szenen, aktueller Anspielungen und verrückter Einfälle. Der Autor von „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ zeigt erneut seine mitreißende Fabulierkunst.

Über den Autor
Peter Høeg, 1957 in Kopenhagen geboren, studierte Schauspiel, Tanz und Literaturwissenschaften. Nach zahlreichen Reisen, vor allem in die Karibik und nach Afrika, gründete er eine Stiftung zugunsten von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern. Peter Høeg lebt heute als freier Schriftsteller in der Nähe von Kopenhagen.

Die Kinder der Elfefantenhüter“ umfasst 488 Seiten und ist am 06.09.2010 im Hanser Verlag erschienen. Der Lesekreis bedankt sich beim Hanser Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares. Wer mehr über Peter Høeg und die Kinder der Elefantenhüter erfahren möchte, sollte unbedingt Tiltes Insel besuchen. Der Verlag hat dem Roman eine eigene Homepage eingerichtet, auf der auch aktuell ein Gewinnspiel zum Roman ausgeschrieben ist. Der Hauptpreis ist eine Reise nach Kopenhagen.

www.tiltes-insel.de

Im Sitzen läuft es sich besser davon von Alois Hotschnig [Rezension]

Im Sitzen läuft es sich besser davon von Alois Hotschnig

In sechs Erzählungen unterschiedlichster Länge entfaltet Alois Hotschnig eine Welt des Alterns zwischen Vernunft und Verfall. Der Titel des Bandes ist zugleich der letzte Satz der letzten Erzählung. So entsteht eine Klammer, die die Sammlung in einen diskreten Zusammenhang bindet.

Der erste Text mit der Überschrift „Karl†œ beschreibt das symbiotische Zusammenleben eines älteren namenlosen Ehepaares mit ihrem Hund Karl. Die anfänglich noch realistisch wirkende Konzentration auf das Haustier schlägt zunehmend ins Absurde um, da Karl nicht nur „Mann†œ und „Frau†œ, sondern allmählich den ganzen Ort mit Bissen traktiert und beherrscht. Obwohl bandagierte Bisswunden bald zum Erscheinungsbild der örtlichen Bevölkerung gehören, ergreift keiner naheliegende Maßnahmen; die Launen des Hundes werden als unabänderlich hingenommen. Als seine Bisse schließlich als heilbringend begehrt werden, nimmt die Erzählung märchenhafte Züge an. Zum Schluss verschwindet Karl unter ungeklärten Umständen.

Trotz dieses inhaltlichen Normbruchs präsentiert die Eingangserzählung sich jedoch als normale Geschichte mit Anfang, Mitte und Ende. Die allwissende Erzählerstimme gestaltet einen zusammenhängenden Verlauf aus einer übergeordneten Perspektive. So wird eine Kontrollfähigkeit vermittelt, die den darauffolgenden Texten fehlt. Es ist als ob mit dem Verschwinden Karls auch der ordnende Zugriff abhanden gekommen. Von nun an wird in Dialogen, direkter und erlebter Rede erzählt, die Einheiten werden kleiner.

Das macht sie keineswegs sinnentleert. In „Die großen Mahlzeiten†œ wird besprochen, in welchem Rhythmus die Medikamente zwischen den Mahlzeiten genommen werden sollen. Darüber herrscht keine Einigkeit, man diskutiert, beobachtet sich gegenseitig und der Kreis von Teilnehmern ist unscharf. Ich und Du, Vater und Mutter, aber auch Paul, Hans und Franz spielen eine Rolle. Hotschnig bedient sich dabei einer Sprache, die „dem Volk auf’s Maul schaut†œ. Die Versatzstücke klingen alltäglich und vernünftig, die Redewendungen sind konventionell. Erst die kleinen Verschiebungen machen stutzig:

„Wann du kommst, lässt sie fragen. Es ist sieben.
Die Pillen willst du nicht nehmen, sagst du? Warum denn nicht?
Weil ich hungrig bin. Weil mir nach Essen ist. Jetzt. Darauf freue ich mich schon den ganzen Tag. Satt zu sein, endlich einmal.
Aber gegessen habt ihr doch heute? Gefrühstückt. Es ist sieben Uhr abends jetzt, Vater.
Wäre denn jetzt nicht Zeit, dieses Zeug einzunehmen? Um sieben, um elf, um drei und um sieben, das sagst du doch immer. Oder ich frühstücke jetzt und nehme es um acht. Obwohl, wenn ich es um acht nehme, dürfte ich doch erst um neun wieder essen. Sie sagt, wenn ich es um sechs geschluckt hätte, könnte ich jetzt um sieben etwas haben.†œ

Mit der nächsten Erzählung, „Etwas verändert sich†œ, wird das Ensemble der Namen größer, Orte von Flattach bis Arles werden aufgezählt und die Dialoge schwanken in ihrem Realitätsbezug. Gleichzeitig nehmen inhaltlich Begriffe zu, die eine Art Heim, eine gemeinsame Unterbringung anzeigen. Dennoch bleiben die Dialoge konkret, sie zeugen von Vertrautheit und gemeinsamen Erinnerungen. Man spricht von Thea, Klaus und Kurt, den Freunden, und auch von Herrn Orter und Frau Harter. Wieder taucht ein Paul auf, kommt ein Hund vor, doch wer genau gerade spricht, bleibt unklar.

Die kleineren Reisen†œ vermischen nun ganz gezielt die „großen Mahlzeiten†œ der Gegenwart mit den Reisezielen der Vergangenheit. Refrainartig werden Menüs zitiert – „Kürbiscremesuppe, Saftfleisch mit Knödel und Blaukraut, Kompott†œ – ohne dass mit Sicherheit gesagt werden kann, ob das sprechende Paar vom ‚Essen auf Rädern‘ versorgt wird oder bereits in einem Altersheim isst. Ihr Interesse gilt aber vor allem dem Festhalten der Urlaubsorte und -erlebnisse aus vergangenen Tagen. Der erinnerte Figurenkreis expandiert gewaltig, gut dreißig Freunde und Bekannte werden namentlich erwähnt und mit Speisen und Orten verknüpft. Auch Karl ist wieder da, allerdings als Mensch, der mit „Gerda†œ um das Vorrecht des genaueren Erinnerungsvermögens ringt. Hotschnigs Wiedergabe ist dabei durchaus komisch:

Und in Cattolica Hans-Peters erste Lasagne. Er war zum ersten Mal mit dabei, und es war seine erste Lasagne.
Die beinahe seine letzte Lasagne gewesen wäre. Weil er doch am Tag darauf eine Kolik gehabt hat. Wegen der Muscheln.
Wegen der Muscheln war das? Hans-Peter isst keine Muscheln, das stimmt.
Hans-Peter isst überhaupt nicht mehr, Gerda. Zwanzig Jahre ist das jetzt her. Danach hat er sich nur noch von Lasagne ernährt.
†œ

In der vorletzten, sehr kurzen, Erzählung wird nun deutlich ein Umzug vorbereitet. Es scheinen drei Generationen involviert (Grossvater, Sohn und Enkel), aber es bleibt unentscheidbar, ob die Abreise in Richtung Familienanschluss oder eher sogar ins Irrenhaus geht. „Besorgungen für den Tag†œ unterscheidet sich nämlich dahingehend von den übrigen Texten als hier über größere Strecken nun wirklich Non-Sense-Reime aneinandergereiht werden. Gerda ist auch wieder da und der Hund Klabund und eine deutliche Anspielung auf einen anderen Wahnsinn: Brandstiftung. So wie „Die kleineren Reisen†œ auch „Die großen Mahlzeiten†œ hätten heißen können, würde für diese Erzählung „Etwas verändert sich†œ passen. Die „Besorgungen für den Tag†œ wiederum überschreiben genauso gut die Einkaufsbemühungen aus „Die kleineren Reisen†œ. Hotschnig spielt mit diesen Momenten des Wiedererkennens, so dass nicht nur die Grenzen innerhalb der einzelnen Erzählungen, sondern auch die zwischen ihnen verschwimmen.

Der Ort der letzten Erzählung, „Ausziehen ja, anziehen auch†œ, ist eine Arztpraxis. Vom eigenen Haus mit Hund über eine Gemeinschaftsunterkunft verengt sich nun der Raum auf ein Wartezimmer. Die Wörterliste stammt diesmal aus dem Bereich der Medikamente, das Personal aus der Gegenwart und dem erinnerten Café Central. Wieder sind die Dialoge meist voll sinnvoller, gegenseitiger Anteilnahme und lassen sich gut verfolgen, nur das Kreisen um das Immergleiche weist auf einen Verfallsprozess hin.

Sehen Sie?
Sehen Sie, sehen Sie, Sagen Sie mir, was ich sehen soll, vielleicht sehen wir es dann gemeinsam.
Frau Miller. Frau Miller war die Nächste, meine ich. Oder nicht?
Frau Miller war die Nächste, ja. Frau Miller ist immer die Nächste. Seit ich bei der Frau Doktor bin, ist Frau Miller die Nächste oder eine der Nächsten, in jedem Fall aber ist sie vor mir. Und das oft mehrmals am Tag.
Und jetzt?
Was und jetzt, Sie können einen aber auch ganz schön beschäftigen, wissen Sie.
Der Nächste, wer der Nächste ist, jetzt, nach der Frau Miller. Sie? Oder ich? Nach Frau Miller wird ja nicht wieder Frau Miller die Nächste sein. Oder doch?

Zu diesem Zeitpunkt hat man auch als Lesender bereits aufgegeben, die Texte unterscheiden zu wollen, es gibt immer einen davor und einen nächsten. Hotschnig spinnt ein Gewebe, welches einem immer bekannter vorkommt und doch könnte man es nicht nacherzählen. Jede einzelne Äußerung klingt vernünftig, das Ganze aber lässt sich nicht platzieren. Dieses „Dunkel war’s, der Mond schien helle†œ ist keine neue Technik und muss es auch nicht sein; die Frage stellt sich aber, warum Hotschnig sie anwendet. Ist der Erzählantrieb denn wirklich widersprüchlich? Das Bewusstsein der Figuren mag sicherlich ausfransen und die Lebensschau nicht immer chronologisch sein. Der Tonfall aber ist stets gutmütig; man ist willig zu verstehen, zu trösten und aufeinander einzugehen. Insofern verdeutlicht die Absurdität vielleicht lediglich das Asynchrone eines alternden Gehirns. Man wird Zeuge mannigfaltiger Listen von Details †“ Namen, Begriffe und Orte †“ , die nicht mehr gebraucht werden und Redewendungen, die nichts mehr bewirken. So bleibt vielleicht nur der sture Witz übrig, mit dem Frau Hatzer sich im allerletzten Abschnitt widersetzt:

„Frau Hatzer, wollen Sie sich nicht setzen, wo wir endlich einen Platz für Sie gefunden haben, dort wäre noch ein Platz für Sie, sehen Sie?
Das macht nichts. Ich kann auch stehen. Ich versäume nichts, wenn ich stehe und ich versäume nichts, wenn ich sitze. Aber solange ich noch stehen kann, sitze ich doch lieber, wissen Sie. Im Sitzen läuft es sich besser davon.
†œ

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Der 140 Seiten umfassende Erzählband „Im Sitzen läuft es sich besser davon†œ von Alois Hotschnig erschien bei Kiepenheuer & Witsch im September 2009.

Der Lesekreis bedankt sich Gabi für die ausführliche Rezension und beim Verlag Kiepenheuer & Witsch für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Jetzt geht´s los: Rezension schreiben und Preise gewinnen bei Lovelybooks

Wer gewinnt den „Leserkompass 2010“ – natürlich nur jemand, der auch mitmacht!


Also, traut Euch und schickt Eure Rezensionen per Mail an leserrezension@lovelybooks.de

Verlieren könnt Ihr dabei nichts – nur gewinnen! Die Sieger erhalten:

  • ein Wochenende in einem Literaturhotel von Bibliotels,
  • zwei Eintrittskarten für die Preisverleihung der Corine,
  • ein Jahresabo von Audible.de inkl. MP3-Player oder
  • ein riesiges Buchpaket für den Nachwuchs.

Die „Gewinnerrezension“ der Kategorie †œAllgemein†, auserwählt von der Autorenjury, wird sogar in der Literaturbeilage der ZEIT zur Frankfurter Buchmesse abgedruckt.

Daniel Glattauer, Kerstin Gier, Ralf Schweikart, Steffi von Wolff und Kai Meyer bilden die Autorenjury und zusätzlich beteiligen sich 15 Literaturblogs an der Beurteilung der eingereichten Rezensionen.

Und so geht´s:

  • Vom 16. bis 24. August könnt Ihr per Mail an leserrezension@lovelybooks.de Eure Rezension in den Bereichen †œAllgemein†, †œKinder- und Jugendbuch† und †œHörbuch† einreichen. Das Genre ist nicht vorgeschrieben. Es können also Krimis, historische Romane, Fantasy- und Liebesgeschichten, Frauen- Männer- All Age-Titel besprochen werden. Achtung! Alle Rezensionen müssen sich auf  Bücher beziehen, die nach dem 01.09.2009 veröffentlicht wurden.
  • Vom 25. August bis 12. September wählen die Teilnehmer der Autorenjury sowie der Bloggerjury die für sie besten Rezensionen in den drei Kategorien aus †“ es gibt also insgesamt sechs Gewinner.
  • Am 13. September wird LovelyBooks die Gewinner des †œLeserkompass 2010† verkünden und die Preise überreichen.

Die schönsten oder eindrucksvollsten, die kreativsten, spannendsten oder lustigsten Rezensionen gewinnen! Der Lesekreis freut sich darüber der Blogger-Jury anzugehören und darauf viele, viele ganz unterschiedliche Rezensionen lesen zu dürfen.

Nur Mut! 😉

Die aktuell eingereichten Rezensionen finden sich HIER!

LovelyBooks Leserkompass 2010: Die Blogger-Jury im Überblick

In den vergangenen Jahren haben bekannte Autoren die Gewinner bei dem Wettbewerb Leserrezension †“ der Leserkompass der Buchcommunity LovelyBooks ermittelt. In diesem Jahr wird es erstmalig auch eine Jury aus gewählten bzw. vorgeschlagenen Buchbloggern und Literaturwebseitenbetreibern geben. Ab dem 16. August 2010 können Rezensionen eingereicht werden.  Welche Autorinnen und Autoren die Autoren-Jury besetzen und welche Preise es in diesem Jahr zu gewinnen gibt, wird noch bekanntgegeben.

Die Blogger/Webseiten-Jury 2010 für die Leserrezension †“ der Leserkompass steht schon fest. Folgende Blogs und Webseiten wurden nominiert:

Florian Körner von Autoren-Community.de

Florian Körner betreibt ein Portal für Leser und für Hobbyautoren. Wer sich aktiv beteiligen möchte, kann sich ein Profil anlegen und eigene Texte veröffentlichen, Fotos hochladen oder mit anderen Benutzern kommunizieren. Weiterhin findet man auf der Seite der Autoren-Community den Zugang zu „JunDesk“. JunDesk ist ein Schreibwettbewerb. Der Name leitet sich von den beiden Begriffen „Junior“ und „Desk“ ab, richtet sich an Jungautoren im Alter von 11 bis einschließlich 22 Jahren und wurde von der Autoren-Community bereits 2008 ins Leben gerufen. Auch in diesem Jahr sind alle Jungautoren eingeladen ihre Texte ab dem 23. August 2010 über das Internet einzusenden. Weitere Informationen findet man hier auf der Seite von JunDesk.

Susanne Kasper von Literaturschock.de

Literaturschock.de hat nach eigenen Angaben den Anspruch zu informieren und Literatur den Menschen wieder näher zu bringen. Aus der Idee heraus sich einen Überblick über die eigene Bibliothek zu verschaffen entstand Literaturschock.de während ihres Informatik-Studiums, berichtet Susanne Kasper auf ihrem Blog. Seit den Anfängen vor 8 Jahren hat sich die Seite längst aus einer Raupe in einen Schmetterling verwandelt. Mittlerweile hat das Literaturportal 504 Biografien, 1247 Bibliografien, 84 Interviews, 19 Lesungsberichte im Bereich der Autoren und 3503 Buchvorstellungen, 3598 Rezensionen, 607 Serienvorstellungen im Bereich der Belletristik veröffentlicht. Viele weitere Beiträge über Fach- und Sachliteratur, Hörbücher, sonstige Literatur und Literaturverfilmungen finden sich auf Literaturschock.de. Auch sonst gibt es allerlei Lesenswertes wie das Literaturschock-Magazin – erstellt durch die Foren-Community von Literaturschock.de, Sonderberichte, die Rubriken Nützlich & interessant, Lustige Bücherwelt und Literaturtermine. Hut ab, vor so viel Fleiß und Durchhaltevermögen! 😉

Thomas †˜Tam†™ Becker von Tams-blog.de

Thomas Becker bloggt seit Dezember 2009 auf Tam´s Blog.de über seine Gedanken, Ansichten und Interessen. Neben seinem Faible für Männer-Mode, hat Tam sein Hauptaugenmerk auf die Literatur gerichtet, weil das Lesen von Büchern zu einem seiner liebsten Hobbys geworden ist. Tam stellt seine gelesenen Bücher nicht nur in Wort und Schrift vor, sondern produziert auch die eine oder andere persönliche Video-Buchempfehlung für die Veröffentlichung auf seinem Blog – und das macht er wirklich auf originelle liebenswerte Weise.

Thorsten Kneuer von Ex Libris


Ex Libris ist ein Webblog für Buchbesprechungen, Rezensionen und News aus der Bücherwelt. Hier werden Bücher aller Art vorgestellt, von Belletristik bis hin zu Sach- und Fachbüchern. Außerdem gibt es Gewinnspiele und neue Infos rund um die Bücherwelt. Also für alle Leseratten genug zu entdecken.

Stefan Möller (Hedoniker) von smoel.wordpress.com

„Der Hedoniker ist das, was wir einen Genießer nennen. Begründet wurde diese Richtung durch Aristippos von Kyrene, der eine lust- und genussbetonte Philosophie vertrat. Und Stefan Möller scheint ein Hedoniker zu sein. Er bloggt laut seinem Archiv seit Oktober 2007. In ausführlichen Rezensionen bespricht er anspruchsvolle Bücher jeder Couleur aus der zeitgenössichen Belletristik oder den Klassikern, aber auch Krimis, Sachbücher und Comics sind vertreten.  „Mainstream-Literatur“ ist dort nicht zu finden – dafür ein paar Fußball-Tipps zur letzten WM und einige News aus der Literaturszene.

Stefan Baumgartner von Bücherplausch.de


Die „Bücherplauscher“ sind ein Duo – nämlich Andrea Koßmann und Stefan Baumgartner. Am 10.10.2009 ist die Seite online gegangen. Seitdem stellen die beiden ihr „Büchergeschnattere“ in erster Linie in Podcasts vor. Die jeweiligen im Podcast vorgestellten Bücher tauchen ebenfalls als Rezension auf. Stefan lebt und arbeitet im österreichischen Steyr. Er ist lesebegeistert, besitzt eine Schallplattensammlung (Schwerpunkt Led Zeppelin! 😎 ) und wandert oder kocht gerne in seiner Freizeit. Stefan hat das verwaiste †œBookfeature† Podcastprojekt übernommen. Die Voraussetzung war, dass Kossi mitmacht.
Andrea Koßmanns „Kossis Welt“ ist den meisten sicherlich bekannt. Jetzt hat die quirlige sympathische Büchernärrin ihren ersten Roman geschrieben. „Männertaxi: Eine turbulente Komödie“ erscheint am 10.09.2010 im Droemer Knaur Verlag. Die Kurzbeschreibung kling vielversprechend: Warum kann man Männer nicht bestellen wie Pizza: „Einmal die Nummer 12, bitte extrascharf!“? Isa will diese Marktlücke schließen und beginnt mit Vergnügen, die „Speisekarte“ zusammenzustellen. Sie ahnt nicht, dass das Männertaxi nicht nur das Liebesleben ihrer Kundinnen beflügeln, sondern auch ihr eigenes kräftig durcheinanderwirbeln wird. Der Lesekreis wünscht Kossi viel Erfolg mit ihrem Debütroman!

Katharina von Mein Bücherreich.de

Katharina bloggt seit Anfang 2008. Mein Bücherreich.de existiert in der jetzigen Form seit November 2009. Die Schülerin liebt es nachts zu lesen und hat überhaupt immer ein Buch dabei und nutzt jede Möglichkeit, um in fremde Welten abzutauchen. Momentan liest Katharina am liebsten Fantasy (All Age, Kinder, Jugend/YA,…), aber auch sehr gerne historische Romane, Krimis oder englische Klassiker. Thriller und die typischen „Frauenromane“ lässt sie lieber liegen. Auf „Mein-Bücherreich.de“ schreibt Katharina ihre eigene Meinung zu Büchern und gibt einen Einblick in ihre Bücherwelt.

Emily von Papiergeflüster.com

Emilys Papiergeflüster besticht durch Klarheit. Das gilt sowohl für den Inhalt ihrer veröffentlichen Rezensionen, als auch für das Layout auf ihrem Blog. Laut Archiv bloggt Emily seit November 2006. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Phantastik und Belletristik, aber es finden sich auch Rezensionen über Kinder- und Jugendliteratur, Krimis und Thriller und einige historische Romane und Sachbücher auf Papiergeflüster.de. Papiergeflüster ist ein Blog, den jede Leseratte unbedingt mal besuchen sollte!

Alex von Aufgelesen.org

Für die Gestaltung und den Inhalt auf aufgelesen.org ist Alexander Schau zuständig. In dem Willkommensgruß heißt es: „Hier gibt´s Rezensionen zu guten und belanglosen Büchern. Wir sind zwar keine Profis, aber schreiben immer ehrlich und mit Leidenschaft. Tummelt Euch, viel Spaß beim Stöbern.“ Und auch hier verleitet die übersichtliche Gestaltung richtig zum Stöbern und Tummeln. Die vierzehn Redakteure schreiben hauptsächlich Rezensionen über anspruchsvolle Literatur. Philip Roth, Rocko Schamoni, Jonathan S. Foer, Jakob Hein, Uwe Timm, Alexa Hennig von Lange, Christa Wolf – aber auch Hesse und Böll gehören zu den zuletzt besprochenen Autorinnen und Autoren.

Rici von Herzgedanke.de

Der Blogname verrät schon viel über Rici. Die Wahl-Rheinländerin ist von dem Thema Liebe in Büchern fasziniert. Auf Herzgedanke.de veröffentlicht Rici eigene, sehr poetische Gedichte und Rezensionen aus dem Genre der historischen Romane, Thriller oder Lovestorys mit Vampiren und vieles mehr. Zurzeit arbeitet sie an ihrem ersten Buch. Aber bis zur Vollendung wird es noch ein langer, harter Weg, berichtet Rici auf ihrem Blog. Da sie Bücher mittlerweile beinahe inhaliert, kann sie sich guten Gewissens als Leseratte, Büchereule und Bücherwurm bezeichnen.
Rici organisiert auch Leserunden mit Freiexemplaren für die Teilnehmer auf ihrem Blog. Derzeit wird der historische Roman „Die Hüterin des Evangeliums“ von Gabriela Galvani gelesen und besprochen.

Katrin von BuchSaiten.de

Auf BuchSaiten.de stellt Katrin ihre ganz persönliche Mischung aus Büchern und Musik vor. Katrin ist 24 Jahre jung, Studentin (Grundschullehramt; Fächerkombination Germanistik und Musik) und interessiert sich für Bücher, Hörbücher, Literaturverfilmungen, Musik, u.v.m.
Katrins Blog ist sehr vielseitig. Sie veranstaltet Gewinnspiele, Umfragen, beteiligt sich an Stöckchen und schreibt neben ihren Rezensionen über Krempel und Kurioses und darüber wie sich die Welt dreht.

Sarah von Serpensortia.de

Sarahs Motto auf ihrem Blog Serpensortia lautet: Weil man nie zu viele Bücher, sondern nur zu wenig Regale hat. Seit Anfang 2010 füllt die 22-jährige Biologie-Studentin mit dem Faible für Fotografie, Filme und Bücher nun ihr virtuelles Bücherregal mit allerlei  Rezensionen. Zumeist bespricht Sarah aktuelle Neuerscheinungen aus dem Genre  Fantasy und Krimi. Es findet sich sehr viel Jugendliteratur auf Sarahs Blog, aber auch der Anfang eines geplanten Klassiker-Projekts mit einem beeindruckenden Artikel über Schillers „Die Jungfrau von Orléans“.

Andrea Kammann von Büchereule.de für die Sonderkategorie Hörbuch



Die Verantwortung für die Programmierung, Gestaltung und Redaktionsleitung auf Büchereule.de liegt bei Andrea Kammann.
Buechereule.de ist eine gut eingeführte Plattform für Themen rund ums Buch. Hier findet man Rezensionen, Buchtipps und Leserunden, die zum Teil zusammen mit den Autoren stattfinden. Der Austausch zwischen Lesern und Autoren wird bei der Büchereule groß geschrieben. Auch Schreibwettbewerbe gibt es, an denen sich registrierte Mitglieder beteiligen können. Jeder ist herzlich eingeladen sich kostenlos zu registrieren und in der bunten Gemeinschaft mitzumischen.

Binea und Mr. Rail von Literatwo

Last but not least teilen sich Binea und Mr. Rail, die Gewinner vom Leserkompass im letzten Jahr, eine Stimme in der Blogger-Jury. Das passt ausgezeichnet, da sie auch gemeinsam den Literaturblog Literatwo betreiben. 😉

Wir vom Lesekreis haben uns über die Nominierung sehr gefreut und mussten leider feststellen, dass wir die meisten der ebenfalls nominierten Websites und Blogs noch nicht kannten. Das hat sich mittlerweile geändert! Wir haben bei unserer Erkundungstour durch die virtuelle Welt der Bücher viel Neues, Schönes, Kreatives und Innovatives auf den sehr unterschiedlichen Seiten entdeckt und in diesem Beitrag ein wenig zusammengefasst. Sollte jemand mit der Darstellung nicht einverstanden sein, bitte melden!

Faszinierendes Mosaik aus Afrika: Würde von Andrew Brown [Rezension]

Faszinierendes Mosaik aus Afrika: Würde von Andrew Brown

…This is Africa. Es gibt keine Lösung, boet (Afrikaans für Bruder). Nur das Problem….†œ

Was wissen wir wirklich über den schwarzen Kontinent?
Seine unterschiedlichen Stämme und Völker auf über 50 Staaten verteilt, seine instabilen Demokratien, Fußball Weltmeisterschaft in Südafrika, Vuvuzelas, Ghana Weltmeister der Herzen 2010?

Die Frage, was wir wirklich über Afrika wissen, stellt Richard Calloway, erfolgreicher Anwalt, in eintöniger Ehe im Vorstadtidyll in einem eingezäunten Reichen-Ghetto am Rande Kapstadts lebend, seinen gelangweilten weißen Dinner-Gästen eines Abends. Richard Calloway ist die Hauptfigur in Andrew Browns Roman „Würde“.

Andrew Brown gilt als die neue Stimme der Literatur Südafrikas und war mit diesem, seinem aktuellen Roman auf der Shortlist des renommierten Commonwealth Writer†™s Prize vertreten. Der als Anwalt und Reservepolizist tätige Brown fasziniert durch seine Authentizität.

Brown verstrickt seine Figur Richard Calloway in einen Dschungel aus Wirklichkeit, Gewalt und Emotionen und skizziert ein zerrissenes Bild Südafrikas: Weißer Reichtum, die bittere Armut schwarzer Immigranten aus Nigeria und Mozambique, aufstrebende Ureinwohner, Korruption, Lügen, Widersprüchlichkeit †“ kaum zu überwindende Aufgaben bei der Einigung eines wohl immer noch geteilten Landes oder sogar des ganzen schwarzen Kontinents?

Mitten darin agieren die Hauptfiguren: Neben besagtem Anwalt, die nigerianische Immigrantin Abayomi, ihr unschuldig im Gefängnis weilender Mann Ifasen, der korrupte Inspektor Jeneker, der Gelegenheitsgauner Sunday und Calloways undurchsichtiger russischer Mandant Stefan Srvitsky.

Immer wieder begegnen sich diese Akteure und man ahnt, dass am Ende alle Beteiligten ein gemeinsames Schicksal teilen werden.
Man weiß nicht wirklich, ob die Story wahr sein könnte, zu beklemmend und doch auch wieder real wirken die Szenen, welche Brown in immer schneller werdenden Abläufen zueinander stellt.

Anfangs ist es schwierig in die Thematik einzutauchen, die Figuren zu greifen, letztendlich zeichnet der Schriftsteller ein faszinierendes Mosaik aus Korruption, Verbrechen und den Protagonisten selbst – ein Bild Südafrikas und seiner Immigranten – spannend und raffiniert. Ein echter Pageturner.
This is Africa.

Kurzbeschreibung
Belüge deinen Nächsten wie dich selbst

Kapstadt, die Mutterstadt Südafrikas, die Schöne mit den vielen Gesichtern. Während im Schatten des Tafelbergs Flüchtlinge ums Überleben kämpfen, korrupte Polizisten ihr Gehalt aufbessern und das organisierte Verbrechen blüht, frisst der Alltag an Richard Calloways Glück: Eine triste Vorstadtidylle, eine eintönige Ehe und Dinnerparties, auf denen man sich nichts zu sagen hat. Doch dann übernimmt der Anwalt einen Fall, der sein Leben für immer verändern wird: Ein russischer Geschäftsmann soll einen Jungen überfahren haben. Der Augenzeuge ist verschwunden. Und die Aktenlage ist undurchsichtig. Als Richard dann auch noch auf die sinnliche nigerianische Einwanderin Abayomi trifft, wagt er sich Schritt für Schritt hinaus aus seinem Alltag. Doch auch der kleinste Schritt kann ein Schritt zu viel sein. Und manchmal gerät man in einen Strudel, aus dem es kein Entkommen gibt …

Ein sprachgewaltiger, hoch spannender Roman über die Wahrheit, die keiner kennt, die Gerechtigkeit, die brüchig ist, und die Würde, die man schnell verlieren kann. Andrew Brown spielt grandios mit unserer Wahrnehmung †“ so dass der Leser am Ende selbst nicht mehr weiß, wie ihm geschieht.
Auf der Shortlist für den renommierten Commonwealth Writer’s Prize

Über den Autor
Andrew Brown, 1966 in Kapstadt geboren, war während der Apartheid u.a. in der United Democratic Front aktiv und wurde mehrere Male in Haft genommen. Eine mehrjährige Gefängnisstrafe konnte durch ein Berufungsverfahren am Cape High Court abgewendet werden. Am selben Gericht ist Andrew Brown inzwischen als Anwalt tätig. Als Reservepolizist ist er jede Woche auf den Straßen Kapstadts im Einsatz. „Schlaf ein, mein Kind†œ wurde mit dem wichtigsten Literaturpreis Südafrikas ausgezeichnet und stand in Deutschland auf der KrimiWelt-Bestenliste. Sein neuer Roman »Würde« war auf der Shortlist für den renommierten Commonwealth Writer†˜s Prize. Andrew Brown gilt als die neue Stimme in der Literatur Südafrikas. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

„Letztlich kommt mir das Streben nach Gerechtigkeit wie ein Tanz vor, der sich völlig unvorhersehbar entwickeln kann, ohne Choreograf und ohne das sichere Wissen, wer führt und wer folgen muss. Das liefert einem Schriftsteller zweifelsohne reichlich Stoff, das menschliche Wesen zu erkunden †“ von seinem sicheren Platz im Zuschauerraum aus.“ Andrew Brown

Die Hardcover-Ausgabe umfasst 384 Seiten und ist am 28. Juni 2010 im btb Verlag erschienen. „Würde“ ist für 19,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Zeppelin für den aussagekräftigen Leseeindruck und beim btb Verlag für die Überlassung eines Rezensionexemplares.