Neuerscheinung: Befreiung von Sándor Márai

„Auch wenn das Jahr noch jung ist: Dieser über 60 Jahre alte Roman gehört zu den wichtigsten und besten Neuerscheinungen 2010“, urteilt Stefan Sprang über Sándor Márais „Befreiung

Bereits im September 1945 beendete Sándor Márai (1900 – 1989), einer der bedeutendsten ungarischen Lyriker, Schriftsteller und Dramatiker des 20. Jahrhunderts, seinen Roman „Befreiung„. Das Manuskript der „Befreiung“ blieb in einer Truhe liegen. Erst vor zehn Jahren wurde der Text in Ungarn, jetzt erstmals auch auf Deutsch veröffentlicht. Der 190 Seiten umfassende Roman erschien am 05. Januar 2010 im Piper Verlag.

Der zweite Weltkrieg war zwar 1945 vorbei, von Befreiung konnte aber in Ungarn nicht die Rede sein. Mitte 1948 wurde die Kommunistische und die Sozialdemokratische Partei unter dem Druck der Kommunisten und der im Land gebliebenen Roten Armee zur Partei der Werktätigen vereinigt. Die bürgerlichen Parteien wurden verdrängt; die Schulen, die bis dahin größtenteils von der Kirche und privat betrieben worden waren, wurden verstaatlicht. Der neue Kulturminister József Révai betrieb die schrittweise Gleichschaltung von Presse, Rundfunk und allen kulturellen Institutionen; die großen Verlage wurden verstaatlicht.

Márais Werke wurden ab nun in seiner Heimat von der offiziellen Literaturkritik vernichtend beurteilt. Und so entschloss sich Márei im September 1948 Ungarn endgültig zu verlassen.

BefreiungKurzbeschreibung
Dezemberkälte liegt über dem belagerten Budapest, zwischen Todesangst und Erschöpfung wartet die junge Erzsébet zusammen mit den anderen Bewohnern im Keller eines Hauses auf ihr Schicksal. Tag und Nacht, Mittag und Morgen sind unterscheidungslos geworden. Inmitten von stehlenden, streitenden Menschen empfindet sie dennoch eine Art Milde, denn nun ist er endlich da, der Augenblick der Wahrheit. Während die anderen vor den heranrückenden Belagerern fliehen, beschließt Erzsébet zu bleiben. All ihre Sinne sind hellwach, als plötzlich ein junger Russe den Keller betritt. Geprägt von der Intensität des eigenen Erlebens, erzählt Sándor Márai von Freiheit, Anstand und dem letzten Augenblick seiner sich selbst zerstörenden bürgerlichen Welt.

Über den Autor
Sándor Márai, am 14. April 1900 in Kaschau (KoŠ¡ice, heute Slowakei) geboren, lebte und studierte in verschiedenen europäischen Ländern, ehe er 1928 als Journalist nach Budapest zurückkehrte. Er verließ Ungarn 1948 aus politischen Gründen und ging 1952 in die USA, wo er bis zu seinem Freitod am 22. Februar 1989 lebte. Mit der Neuausgabe des Romans Die Glut (1999) wurde Márai als einer der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts erkannt und zum Bestsellerautor. Danach erschienen zahlreiche Neuausgaben seiner Werke, die alle bei Piper vorliegen, zuletzt die Romane Die vier Jahreszeiten und Befreiung sowie die Neuedition seiner Tagebücher.

„Márais intensive Sprache bringt den zeitlichen Abstand umstandslos zum Schmelzen und redet so direkt zu uns, als habe die Weltgeschichte niemals Umwege gemacht.“ Sibylle Mulot, Spiegel Online Kultur am 06.01.2010

„Das Schicksal habe ihm die Hand geführt, meinte Márai. Wie sonst hätte er so kurz nach der dramatischen Befreiung Ungarns im Jahr 1945 einen so geschliffenen, in sich ruhenden, hochgradig lesbaren Text verfassen können?“ Stefan Sprang, Märkische Allgemein am 06.01.210

Verleitung zum Lesen – Leidenschaften: 99 Autorinnen der Weltliteratur

Leidenschaften: 99 Autorinnen der Weltliteratur

Leidenschaften1Kurzbeschreibung
„Unser Buch zeigt den Reichtum und die Vielfalt der Literatur von Frauen und erzählt, wann, wie und warum sie zum Schreiben fanden.“ Die Autorinnen

Ihre Verse haben Jahrtausende überdauert wie Sapphos Poesie; sie schrieben in düsteren Verhältnissen wie die Schwestern Brontë, erfanden den weiblichen Fantasy-Roman wie Irmtraud Morgner, radikale Schreibweisen wie Elfriede Jelinek und die berühmteste Romanfigur der Gegenwart, Harry Potter.

99 schreibende Frauen haben Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März und Elke Schmitter für ihren weiblichen Kanon der Literaturgeschichte ausgewählt. Sie porträtieren die Autorinnen, betten ihr Werke in Lebens- und Zeitumstände, positionieren sie innerhalb literarischer Traditionen und an deren Bruchstellen. Eine Wanderung durch die weiblichen Gefilde der Weltliteratur, für die man nichts mitbringen muss als Neugier und Leselust.

· Kluge Porträts, die Lust aufs Lesen machen

· Eine weibliche Geschichte der Weltliteratur und zugleich ein fachkundiger persönlicher Kanon

Über die Autorinnen

Sie schreiben für bekannte Medien wie Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, Der Spiegel, NZZ am Sonntag, ARD sowie den Hörfunk und sind erfolgreiche Autorinnen:

Elke Schmitter wurde 1961 in Krefeld geboren. Sie studierte in München Philosophie und war von 1992 bis 1994 Chefredakteurin der taz. Seitdem schrieb sie als freie Autorin u.a. für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung und den Spiegel. 1981 veröffentlichte sie den Lyrikband Windschatten im Konjunktiv, 1998 einen Essayband über Heinrich Heine, Und grüß‘ mich nicht unter den Linden. Ihr Roman Frau Sartoris (Berlin Verlag 2000) wurde von der Presse begeistert aufgenommen und war ein großer Erfolg. Er wird derzeit in 12 Sprachen übersetzt.

Ursula März, geboren 1957 in Mittelfranken, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Köln und Berlin. März‘ literaturwissenschaftliches Interesse gilt hauptsächlich der zeitgenössischen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, insbesondere dem Werk von Wolfgang Hilbig, Wilhelm Genazino, Thomas Hürlimann, Ralf Rothmann, Lutz Seiler und Uwe Tellkamp. Literaturtheoretisch befasste sich März in ihren Kritiken und Veröffentlichungen mit Einflüssen des Feminismus, mit Gender Studies und dem Verhältnis von Literaturkritik und Gesellschaft. Für ihre Tätigkeit als Kritikerin und Publizistin wurde März mehrfach ausgezeichnet. 1990 erhielt Ursula März beim Klagenfurter Publizistik-Wettbewerb den Preis für Essayistik. 2005 wurde sie für ihre „Interpretationsintelligenz und ihr umfassendes Verständnis für die Literatur und die Welt, in der sie entsteht“, mit dem Berliner Preis für Literaturkritik ausgezeichnet. In kurzen literarischen Essays porträtiert März 24 Schriftstellerinnen der Weltliteratur, ordnet deren Werk literaturgeschichtlich ein und zieht Verbindungslinien zwischen verschiedenen Nationalliteraturen. März schreibt unter anderem über Sappho, Nelly Sachs, Christa Wolf, Marguerite Yourcenar und Joanne K. Rowling.

Gunhild Kübler, geboren 1944 in Karlsruhe, studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg, Berlin und Zürich. Kübler war unter anderem Literaturkritikerin bei der Neuen Zürcher Zeitung und Redakteurin bei der Schweizer Wochenzeitung Die Weltwoche. Aktuell schreibt sie für die NZZ am Sonntag. Ihre Kolumnen für die NZZ am Sonntag erschienen 2008 gesammelt in Buchform unter dem Titel Noch Wünsche?. Von 1990 bis 2006 gehörte Kübler außerdem zum Kritiker-Pool der Schweizer Fernsehsendung Literaturclub, in der einmal monatlich Neuerscheinungen und aktuelle Wiederauflagen von Büchern besprochen werden. Küblers literaturwissenschaftliches Interesse galt hauptsächlich dem literarischen Werk von Schriftstellerinnen des englischen und amerikanischen Sprachraums, insbesondere dem Werk von Emily Dickinson. Literaturtheoretisch befasste sich Kübler in ihren Kritiken und Veröffentlichungen mit Themen weiblichen Schreibens, mit Gender Studies und dem Verhältnis von Schreiben und literarischer Übersetzung. Kübler porträtiert 22 Schriftstellerinnen der Weltliteratur; unter anderem über Emily Dickinson, Toni Morrison, Sei Shonagon, Irmtraud Morgner und Astrid Lindgren.

Verena Auffermann, geb. in Höxter i. W. Buchhandelslehre, Verlagstätigkeit, Auslandsaufenthalte. Studien der Kunstgeschichte, Redakteurin, freischaffende Journalistin und Kritikerin vor allem für die „Süddeutsche Zeitung“. Jurorin der SWR-Bestenliste. Zuletzt erschienen von ihr in Buchform Nelke und Caruso. Über Hunde. Eine Romanze (1996, mit Iso Camartin), Das geöffnete Kleid. Von Giorgione zu Tiepolo, Essays (1999) sowie Beste Deutsche Erzähler 2000 (als Hg.). Ursula März mit dem biographischen Essay Du lebst wie im Hotel.
Auffermann schreibt über 27 Schriftstellerinnen der Weltliteratur; unter anderem über Herta Müller, Tania Blixen, Else Lasker-Schüler, Ilse Aichinger und Marie-Luise Kaschnitz.

„Radikal und inspiriert: Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März und Elke Schmitter porträtieren ihre neunundneunzig Lieblingsschriftstellerinnen – und damit die Lebens- und Überlebenskünstlerinnen der Weltliteratur.
Der Band orchestriere sein Material souverän und liefere der Werkinterpretation geistreiche Skizzen, lobt unsere Rezensentin Ingeborg Harms. Den vier Autorinnen gelinge, „was bei Nachschlagewerken oft ausgeschlossen ist: die Verleitung zum Lesen.†
Ingeborg Harms, FAZ v. 20.12.2009 (vollständige Rezension sh. hier)

Die gebundene Ausgabe umfasst 640 Seiten und ist im Verlag C. Bertelsmann Verlag im September 2009 erschienen. Leidenschaften: 99 Autorinnen der Weltliteratur ist für 24.95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Anne Frank House mit neuem Material auf eigenem YouTube-Kanal

Anne Frank

Die Anne Frank-Stiftung hat am 30. September auf YouTube einen neuen eigenen Kanal mit bereits bekannten, aber auch neuen Informationen über das Leben von Anne Frank eröffnet.

Es sind diverse Clips mit Interviews mit Otto Frank und Miep Gies als Zeitzeugen zu sehen, Nelson Mandela berichtet darüber, wie ihm Annes Tagebuch während seiner Haft im Apartheid-Gefängnis auf Robben Island Kraft gegeben hat, Vorschauen auf den geplanten virtuellen Zugang zu Teilen des Hauses, das der Familie Frank einst als Versteck gedient hat, wurden eingebunden. Der virtuelle Rundgang soll am 28. April 2010, zum 50. Jahrestag der Eröffnung des Anne-Frank-Hauses an der Prinsengracht 263, freigeschaltet werden.

Menschen auf der ganzen Welt haben durch eine einzigartige Sammlung  dazu beigetragen, dass das Leben und die Bedeutung von Anne Frank  nicht in Vergessenheit gerät.

So findet man auf der Seite auch das einzige Filmmaterial mit Anne Frank. Anlässlich der Hochzeit eines Nachbarn am 22. Juli 1941 ist sie am Fenster im zweiten Stock in der Prinsengracht zu sehen.

Anne Frank war mit ihrer Familie vor den Nazis nach Amsterdam geflohen. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen versteckten sie sich im Hinterhaus der Prinsengracht 263. Im August 1944 wurde die Familie jedoch verraten, festgenommen und ins Konzentrationslager gebracht. Nur ihr Vater überlebte. Annes Tagebuch, das vor allem in dem Amsterdamer Versteck entstand, wurde seit 1947 in mehr als 70 Sprachen veröffentlicht.

YouTube-Besucher haben die Möglichkeit sich auf dem Anne Frank-Kanal zu registrieren. Über ein Abonnement erhält man automatisch eine Benachrichtigung, wenn neue Videos eingestellt werden. In Anlehnung an die geplante Anne Frank Ausstellung in Brasilien können eigene Videos eingereicht werden. Die besten Einsendungen erhalten einen Platz auf dem Kanal.

„YouTube unterstützt dieses Projekt, weil wir es wichtig finden, dass diese Inhalte der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Wir hoffen, dass der YouTube-Kanal dazu beiträgt, die Stärke von Anne Frank und die pädagogische Botschaft der Toleranz weiter zu verbreiten“, sagte Mascha Driessen, Chefin von YouTube und Google-Anzeigen in den Niederlanden.

„Damit können Menschen überall in der Welt das Leben und die Bedeutung von Anne Frank mit Hilfe einzigartiger Bilder im Internet erkunden“, erklärte die Anne-Frank-Stiftung am Mittwoch in Amsterdam.

Quellen: The Island Weekly, YouTube

ZEIT Leserediton: Die ersten 5 Literaturklassiker stehen fest

Vier Wochen lang wurden per Abstimmung die 20 Literaturklassiker, die in einer Sonderedition der ZEIT erscheinen werden, gesucht.

Jetzt steht die persönliche Auswahl der Lieblingstitel  der ZEIT-Leser aus drei Jahrhunderten fest.

Zeit LesereditionDie Titel der 20-bändigen Buchreihe werden auf der Frankfurter Buchmesse feierlich bekannt gegeben.

Vorab hat die ZEIT allen Teilnehmern der Wahl verraten, welche fünf Titel es auf jeden Fall in die Leseredition geschafft haben:

Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise

Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen

Wilhelm Busch: Ausgewählte Werke

Theodor Fontane: Effi Briest

Franz Kafka: Der Process

Die hochwertig ausgestattete Edition erscheint Anfang November.

Shortlist zum Internationalen Literaturpreis

Haus der KulturenDas Haus der Kulturen der Welt und die Stiftung Elementarteilchen vergeben 2009 erstmals den „Internationalen Literaturpreis †“ Haus der Kulturen der Welt“ für zeitgenössische Erzählliteratur in deutscher Erstübersetzung.

Insgesamt haben sich 81 Verlage mit 131 Titeln beworben. Werke von Autoren aus 53 Ursprungsländern, übersetzt aus 33 Sprachen, wurden eingereicht.

Aus den eingesandten Titeln und einem vielsprachigen und vielgestaltigen Spektrum aktueller Erzählstimmen hat die Jury (Christian Döring -Lektor und Kritiker, Prof. Dr. Ottmar Ette – Literaturwissenschaftler, Universität Potsdam, Sigrid Löffler – Kritikerin, Moderatorin und Publizistin, Katharina Narbutovic – Leiterin Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Peter Ripken – Programmleiter Internationales Zentrum Frankfurter Buchmesse, Dr. Susanne Stemmler – Programmleiterin Literatur am Haus der Kulturen der Welt, Jan Szlovak – Vorstandsvorsitzender Stiftung Elementarteilchen) nun die Shortlist für 2009 ermittelt.

Der Preis würdigt mit 25 000 Euro das Werk des Autors und mit 10 000 Euro das des Übersetzers.

Die Preisverleihung findet am 30. September 2009 um 19.30 Uhr in Anwesenheit der Preisträger im Haus der Kulturen der Welt mit Ilija Trojanow als Festredner, Anna Thalbach (Lesung) und Wilfried F. Schoeller (Moderation) statt.

Die Shortlist 2009 in alphabetischer Reihenfolge:

Alarcón, Daniel: Lost City Radio

Lost City Radio1Wagenbach 2008; aus dem Amerikanischen übersetzt von Friederike Meltendorf (Lost City Radio, HarperCollins 2007)

Kurzbeschreibung
Eine Frau, deren Stimme einem verwüsteten Land die Hoffnung zurückgibt, ein Kind ohne Eltern und die Geschichte einer entzweiten Liebe †“ „Lost City Radio“ ist das großartige, universelle Porträt eines Landes zwischen Repression und Bürgerkrieg.
In einem Land, Jahre nach dem Ende eines blutigen Bürgerkriegs, regiert das Vergessen. Die alten Sprachen sind verboten, die Ortsnamen durch Zahlen ersetzt und die Erinnerungen an die Besiegten ausradiert.
Eine Frau jedoch, Norma, leistet mit ihrer unverwechselbaren Stimme subtilen Widerstand: Sie moderiert die Radiosendung »Lost City Radio«, in der die Zuhörer nach ihren Vermissten suchen können.
Eines Tages taucht im Sender ein Junge aus einem Dschungeldorf auf, Victor, mit einer Liste von Verschollenen und Toten, auf der auch der Name von Normas verschwundenem Mann Rey steht. Norma beginnt, die Wahrheit zu suchen und die Bausteine ihrer Vergangenheit zusammenzusetzen. Was weiß sie von Rey? Wer war er? Ethnobotaniker oder Untergrundkämpfer oder beides?
Ein ergreifender Roman und eine große Parabel eines nachdenklichen jungen Autors.

Doulatabadi, Mahmud: Der Colonel

Der ColonelUnionsverlag 2009 , aus dem Persischen übersetzt von Bahman Nirumand (Sawal-e Colonel, weltweite Erstveröffentlichung)

Kurzbeschreibung
Eine pechschwarze Regennacht in einer iranischen Kleinstadt, ein altes Haus. Der Colonel hängt seinen Gedanken nach.
Erinnerungen stürmen auf ihn ein. An seine Jahre als hochdekorierter Offizier der Schah-Armee. An seine Kinder, die ihren eigenen Weg gingen, sich den Revolutionsgardisten Khomeinis angeschlossen haben und in den Krieg zogen, in die Leidenschaften der Revolution und des Todes. Durch die
Gassen werden die gefallenen »Märtyrer« getragen, in der Stadt werden ihnen Denkmäler gebaut. Es herrscht Krieg »diese giftige, fleischfressende Pflanze«. Und im Haus sind Geheimnisse verborgen: Ein Sohn versteckt sich im Keller, gepeinigt von den Albträumen seiner Erinnerungen. Da klopft es an die Tür. Der Colonel wird abgeführt, zur Staatsanwaltschaft.

Hage, Rawi: Als ob es kein Morgen gäbe

als ob es kein Morgen gäbeDuMont Verlag 2009 , aus dem Amerikanischen übersetzt von Gregor Hens (De Niro†™s Game, Anansi Press 2006)

Kurzbeschreibung
Eine bewegende Geschichte, ein singuläres Buch
Bassam und sein bester Freund George, den alle nur De Niro nennen, ziehen durch das Bürgerkriegs-Beirut der achtziger Jahre. In ihrer Kindheit sammelten sie gemeinsam Kugeln und Granathülsen in den Ruinen, um sie gegen Zigaretten einzutauschen. Seitdem sind zehntausend Bomben auf Beirut gefallen. Heute sind sie Teenager und haben Eltern und Geschwister, Nachbarn und Freunde verloren. Sie sind Überlebenskünstler, die ihren Anteil am Glück fordern. Sie ergaunern sich Geld, sie verlieben sich, sie fangen an zu leben. Aber während Bassam davon träumt, nach Rom zu gehen, wo »sogar die Tauben glücklich und gut genährt wirken«, schließt De Niro sich einer christlichen Miliz an, um zu kämpfen. Bassam weigert sich, und eins ist klar: Er muss fliehen. Aber auf dem Weg zum Schiff in die Freiheit fängt De Niro ihn ab.
„Dass dieser Roman sein sein erstes Buch sein soll, ist schwer zu glauben, so perfekt ist es gebaut, so reich an Stimmen, Themen, Tonlagen. Dass Hage damit den IMPAC-Award gewann, den höchstdotierten Literaturpreis für ein Einzelwerk, gegen Philip Roth und Thomas Pynchon, hat nichts mit Glück zu tun, sondern mit der Wucht seines Stils: Hage montiert seinen Roman in schnellen Szenen, fast als seis’s ein Filmdrehbuch. Gleichzeitig ist sein Stil hochpoetisch und es ist immer wieder merkwürdig, wie er das hinkriegt, die harte Lakonie und das Lyrische, als würde Clint Eastwood durch seine zusammengebissenen Kiefer das alttestamentarische Hohelied zitieren.“ (Süddeutsche Zeitung)

Hemon, Aleksandar: Lazarus

LazarusKnaus Verlag 2009 , aus dem Amerikanischen übersetzt von Rudolf Hermstein (The Lazarus Project, Riverhead Books 2008)

Kurzbeschreibung
In seinem neuen Roman folgt Aleksandar Hemon den Spuren eines ungelösten historischen Mordfalls. Dabei entdeckt sein Held Parallelen zwischen gestern und heute, begegnet einem verschollenen Freund und macht sich auf die Suche nach den eigenen Wurzeln in einem fernen Land. Eine lakonische, höchst unterhaltsame und rasant erzählte Geschichte über politische Hysterie, Heimatlosigkeit und geplatzte Träume. Und die Geschichte einer Männerfreundschaft, die ihresgleichen sucht.
Durch Zufall stößt der Schriftsteller Vladimir Brik in Chicago auf die Geschichte von Lazarus Averbuch, der 1908 während der Anarchistenunruhen erschossen wurde. Brik ist von Lazarus‘ Schicksal tief berührt und beschließt, nach Osteuropa in die Heimat des jungen Einwanderers zu reisen. Kurz vor seinem Aufbruch läuft ihm Rora über den Weg, ein Jugendfreund aus Sarajevo – und Brik weiß, dass er den idealen Reisegefährten gefunden hat. Schon damals in Sarajevo war Rora das, wovon Jungs wie Brik nur zu träumen wagten: cool, charmant, verwegen. Brik und Rora machen sich auf, die Spuren des fremden Toten zu suchen. Doch im Grunde ihres Herzens wissen sie, dass diese Reise von der Neuen in die Alte Welt eine Reise zu den eigenen Wurzeln ist.

Kohan, Martín: Zweimal Juni

Zweimal JuniSuhrkamp Verlag 2009 , aus dem Spanischen übersetzt von Peter Kultzen (Des veces junio, Editorial Sudamericana 2002)

Kurzbeschreibung
1978, 1982: Zweimal Juni, zweimal Fußballweltmeisterschaft, und beide Male verliert Argentinien knapp gegen Italien. Auf die erste Niederlage, in Buenos Aires, folgt dennoch der Titelgewinn und der propagandistische Triumph der Militärjunta. Die zweite Niederlage, in Spanien, führt nicht nur zum Ausscheiden der Nationalmannschaft – sie wird begleitet vom katastrophal gescheiterten Falklandkrieg, der das Ende der Schreckensherrschaft einleitet.
Und doch gibt es selbst in solchen Zeiten immer auch Leute, die es ganz gut getroffen haben. Etwa der junge Rekrut, der zunächst bei einem Militärarzt als Fahrer arbeitet und später als Medizinstudent den Krieg in der Zeitung verfolgt. Als er aber auf einer Gefallenenliste einen Namen bemerkt, der ihm bekannt vorkommt, entspinnen sich seine Erinnerungen, die an ein grauenhaftes Ereignis rühren. Mit dieser scheinbar unbeteiligten Stimme eines Mitläufers macht der Roman den Leser zum Komplizen und gewinnt eine Drastik und Intensität, die einem den Atem raubt. Martín Kohan schrieb mit Zweimal Juni den maßgeblichen Roman über die traumatischen Ereignisse der letzten Militärdiktatur.

Mengestu, Dinaw: Zum Wiedersehen der Sterne

Zum Wiedersehen der SterneClaassen Verlag 2009, aus dem Amerikanischen übersetzt von Volker Oldenburg (The Beautiful Things That Heaven Bears, Riverhead Books 2007)

Kurzbeschreibung
Was ist Glück? Ein Gefühl von Heimat, Freundschaft, Familie, Liebe? Mit feiner Komik, aber auch voller Melancholie lotet Dinaw Mengestu das Dasein eines äthiopischen Einwanderers aus, der auch nach Jahren in den USA nicht angekommen ist. Seine kraftvolle und farbenreiche Sprache zieht den Leser magisch in ihren Bann.
Pressestimmen
»Der junge äthiopisch-amerikanische Autor Dinaw Mengestu hat einen klugen, zartfühlenden, hingebungsvollen ersten Roman geschrieben.« (Die Welt, 11.04.09)
»Ich halte dieses Buch für eine große Entdeckung.« (Literaturclub im Schweizer Fernsehen, Iris Radisch, 21.04.09)
»Dinaw Mengestu macht einfach glücklich.« (Cosmopolitan, 2009/05)
Über den Autor
Dinaw Mengestu wurde 1978 in Äthiopien geboren, mit zwei Jahren kam er mit seiner Familie in die USA, wohin der Vater aus politischen Gründen geflohen war. Er studierte Literatur und erhielt 2006 ein Schreibstipendium von der New York Foundation for the Arts. Dinaw Mengestu hat Kurzgeschichten in Zeitschriften veröffentlicht, mit seinem ersten Roman Zum Wiedersehen der Sterne feierte er bereits Erfolge in den USA, Großbritannien und Frankreich. Dinaw Mengestu lebt in New York.

Quelle: Haus der Kulturen