Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque

Der erste Satz:
Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Krieg zerstört wurde †“ auch wenn sie seinen Granaten entkamen.

„Man darf nicht den Kampf verschieben und sich die bürgerliche Person des Autors vornehmen, (dessen Haltung nach einem in der Geschichte des deutschen Buchhandels beispiellosen Erfolg mustergültig ist). Der Mann erzählt uns keine dicken Töne, er hält sich zurück; er spielt nicht den Ehrenvorsitzenden und nicht den Edelsten der Nation – er läßt sich nicht mehr photographieren, als nötig ist, und man könnte manchem engeren Berufsgenossen so viel Takt und Reserve wünschen, wie jener Erich Maria Remarque sie zeigt.“
Kurt Tucholsky

„Ein vollkommenes Kunstwerk und unzweifelhaft Wahrheit zu gleich“
Stefan Zweig

„Ein heißes Eisen in charmanter Hand“
Heinrich Böll

Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque

Im Westen nichts Neues Der Roman von Erich Maria Remarque erschien 1929. Das Buch gehört zu der Gruppe von Werken, in denen – rund zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs – das Kriegserlebnis des Frontsoldaten geschildert und direkt oder indirekt Anklage erhoben wurde gegen den Krieg; es erschien im selben Jahre wie Ernest Hemingways „A Farewell to Arms“ („In einem anderen Land“), ein Jahr nach Ernst Glaesers (1902-1963) „Jahrgang 1902“ und Ludwig Renns „Krieg“, drei Jahre nach Hemingways „The Sun Also Rises“ („Fiesta“). Bei Remarque fällt wie auch bei Hemingway das Wort von der „verlorenen Generation“, die nach dem Krieg nicht mehr in der bürgerlichen Gesellschaft Fuß fassen kann, weil sie im Alter von achtzehn bis zwanzig Jahren schon zu viel Grauen erlebt hat und dem Tod zu oft ins Auge sehen mußte, um vergessen zu können.

Ähnlich wie Renn schildert Remarque den Krieg aus der Perspektive des einfachen Soldaten, des gemeinsam mit seinen Klassenkameraden von der Schule direkt aufs Schlachtfeld geschickten Paul Bäumer. Die Begeisterung, die ihn wie seine Kameraden zu Anfang des Kriegs erfüllte, wird ihm schon durch die Schikanen bei der Ausbildung ausgetrieben, durch Kasernenhoftyrannen vom Schlage des als Typ sprichwörtlich gewordenen Unteroffiziers Himmelstoß, durch den unsinnigen Drill, der nicht einmal für das Überleben in wirklicher Gefahr nützt. „Auf eine sonderbare und schwermütige Weise verroht“, schlagen der Erzähler und seine Freunde sich dann durch das Leben als Frontsoldaten, das sich zwischen „Trommelfeuer, Verzweiflung und Mannschaftsbordells« abspielt und das sie zu – „:Menschentieren“ – macht. Als das einzig Positive erscheint die an der Front entstehende Kameradschaft quer durch alle Dienstgrade. Die mörderischen Kämpfe, der Stellungskrieg, die Materialschlachten, die Gasangriffe, die nächtlichen Patrouillen durch zerschossene Wälder, das hundertfache Sterben ringsumher kehren mit fast stereotyper Gleichförmigkeit wieder und ähneln den vergleichbaren Schilderungen in vielen andern Kriegsbüchern: kaum reflektiert, in einer einfachen Report-Sprache, nur bisweilen von melancholischem Pathos gefärbt und ohne jeden Ton von Hoffnung. Der Roman ist durchaus unpolitisch; nur ein einziges Mal entspannt sich zwischen den Soldaten eine Diskussion über die Ursache von Kriegen, die aber völlig schematisch und abstrakt bleibt. Diese Fragen bleiben ungelöst für den Ich-Erzähler, der wie ein kurzer Schlußpassus mitteilt – als letzter der Gruppe von Schulkameraden im Oktober 1918 an einem Tag fällt, an dem „der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden“.

Obwohl der Autor in einem Vorspruch betont, das Buch solle „weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Es soll nur den Versuch machen über eine Generation zu berichte die vom Kriege zerstört wurde auch wenn sie seinen Granaten entkam“, wurde „Im Westen nichts Neues“ doch nicht nur als Bericht, sondern als Anklage gegen den Krieg und vor allem auch gegen die Erwachsenen verstanden, gegen die Eltern und Lehrer, die diese „eiserne Jugend“ mit chauvinistischen Reden in den Krieg trieben. Die Feindschaft der älteren Generation, die Remarque auf sich gezogen hatte, konnte von den Nationalsozialisten noch einmal politisch ausgemünzt werden: Joseph Goebbels organisierte 1930 Krawalle gegen die Verfilmung des Romans, und ab 1933 gehörte „Im Westen nichts Neues“ während des NS-Regimes zur verbotenen und verbrannten Literatur in Deutschland. Der Roman hatte dennoch, wohl gerade wegen seines kargen, beschreibenden Tons und der darin spürbaren bitteren Resignation, außerordentlichen Erfolg und fand, in 32 Sprachen übersetzt, weltweite Verbreitung.

Der schönste erste Satz von Evelyn Waugh

Evelyn WaughHat es Verletzte gegeben?

Eine Handvoll Staub von Evelyn Waugh

Arthur Evelyn St. John Waugh, geboren am 28. Oktober 1903 in London, gestorben am 10. April 1966 in Taunton, war ein britischer Schriftsteller.

Der Sohn eines Verlegers studierte in Oxford Geschichte. Er verfasste zeitkritische, z.T. satirische, sprachlich stets brillante Romane.

Waugh war als junger, schnell erfolgreicher Schriftsteller Mitglied der jungen, verwöhnten Upper Class in den 1920er Jahren. Er hatte auch ein besonderes Interesse für die Bildende Kunst (sein erstes Buch war eine Biographie über Dante Gabriel Rossetti, und seine Novelle „Love Among the Ruins“ illustrierte er selbst). Aber nach dem Ende seiner ersten Ehe (er beschrieb diese Erfahrung in „A Handful of Dust“, 1934, einem seiner besten Romane) und seiner Konversion zum Katholizismus wurde Waugh zunehmend isoliert (einer seiner wenigen Freunde war Graham Greene), exzentrisch und reaktionär. Er befürwortete die Politik von Franco und Benito Mussolini und lehnte das Zweite Vatikanische Konzil und seine Reformen innerhalb der katholischen Kirche ebenso ab wie die sozialen Reformen in England nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Ansichten werden aber in seinen Büchern mehr als ausgeglichen durch sein besonderes Gespür für Dialoge (manche ziehen sich über zwei Seiten hin) und seinen oft makabren Humor (in „Black Mischief“ verzehrt der Anti-Held aus Versehen seine Geliebte und „The Loved One“ spielt in der US-amerikanischen Bestattungsindustrie). Er hat zahlreiche Schriftsteller wie Muriel Spark beeinflusst, der Literaturnobelpreisträger V. S. Naipaul wollte als junger Mann schreiben wie Waugh und Stephen Fry hat unter dem Titel „Bright young things“ den Roman „Vile Bodies“ verfilmt.

Besonders populär wurde Waugh durch die Verfilmung des Romans „Brideshead Revisited“ als Miniserie für das britische Fernsehen mit Jeremy Irons und Laurence Olivier, die 1982 ein Welterfolg war. Seitdem wurden auch „Vile Bodies“ und „A Handful of Dust“ verfilmt (letzterer mit Sir Alec Guinness, der Waugh bewunderte). Bereits früher gab es eine Filmfassung von „The Loved One“ (mit Rod Steiger und John Gielgud) unter der Regie von Tony Richardson.

Waughs älterer Buder Alec Waugh war auch Schriftsteller, und sein Sohn Auberon Waugh (1939-2001) war ein bissiger Kolumnist.

Eine Handvoll StaubKurzbeschreibung
Zu einer Handvoll Staub zerfällt die scheinbar auf sicheren Pfeilern ruhende Existenz des Engländers Tony Last, nachdem seine Frau Brenda ihn nach sieben öden Ehejahren verlässt. Um Abstand zu gewinnen, begibt sich Tony auf eine Reise ins unerforschte Indianergebiet des Amazonas. Seine Expedition gerät zu einem Abenteuer, er erkrankt und findet sich schließlich in der Urwaldhütte eines Indianermischlings wieder. Nach seiner Genesung stößt Tonys Wunsch, in die Heimat zurückzukehren, auf heftige Gegenreaktionen: In Tony hat der leseunkundige Mischling endlich den Menschen gefunden, der ihm aus der Dickens-Ausgabe seines verstorbenen Vaters vortragen kann … Mit sparsamsten Mitteln hat Waugh größtmögliche Wirkungen erzielt und eine gelungene Satire um die Illusionen und Desillusionierungen des zivilisierten Menschen geschaffen.

Der schönste erste Satz von Margriet de Moor

Er steht jeden Tag um halb sieben auf.

Erst grau dann weiß dann blau von Margriet de Moor

Margriet de MoorDie Autorin
Margriet de Moor, geboren 1941, studierte in Den Haag Gesang und Klavier. Nach einer Karriere als Sängerin, vor allem mit Liedern des 20. Jahrhunderts, studierte sie in Amsterdam Kunstgeschichte und Architektur. Sie veröffentlichte zunächst die Erzählungsbände „Rückenansicht“ und „Doppelporträt“. Schon ihr erster Roman „Erst grau dann weiß dann blau“ wurde ein sensationeller Erfolg und in alle Weltsprachen übersetzt. Margriet de Moor war am 17. November zu Gast bei der Münchner Bücherschau und stellte in einer Lesung ihren in 2006 erschienen Roman Sturmflut vor.

Erst grau dann weiß dann blauKurzbeschreibung
Robert hat Marga auf einer Reise durch Kanada kennengelernt, und sie ist ihm nach Europa gefolgt. Sie leben einige Jahre gemeinsam in den Cevennen und schließlich in Holland. Marga geht es gut bei Robert. Doch eines Tages verschwindet sie, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Zwei Jahre später taucht sie ohne Erklärung wieder auf. Sie hat ein anderes Leben ausprobiert. Robert stellt Fragen, die sie nicht beantwortet. Das hält er nicht aus… Margriet de Moors Roman erzählt von den verschiedenen Möglichkeiten des Lebens.

Der schönste erste Satz von Francoise Sagan

Ich hätte gern geschrieben: †œSébastian nahm immer vier Stufen zugleich, er schnaufte dabei ein wenig†

Blaue Flecken auf der Seele von Francoise Sagan

Francoise SaganFrançoise Sagan (eigentlich Françoise Quoirez), geboren am 21. Juni 1935 in Cajarc, Département Lot, gestorben am 24. September 2004 in Honfleur, Département Calvados, war eine französische Schriftstellerin und über viele Jahre Frankreichs erfolgreichste Bestseller-Autorin. Mehrere ihrer Romane wurden verfilmt. Ihr Pseudonym bezieht sich auf den Herzog von Sagan, eine Romanfigur von Marcel Proust.

Françoise Sagan wurde bekannt mit ihrem ersten Buch Bonjour tristesse, das sie in der Zeit ihres Studiums an der Pariser Sorbonne mit 18 Jahren schrieb und 1954 veröffentlichte. Der Roman über eine 17-jährige, die in den Sommerferien am Mittelmeer zwei Geliebte ihres Vaters aus dessen Leben drängt, löste mit für die damalige Zeit sehr freizügigen Schilderungen einen großen Skandal aus und machte Sagan bekannt. Sie erhielt den Prix de la Critique dafür.

Das in nur sieben Wochen geschriebene Buch wurde ein Bestseller. Binnen fünf Jahren waren vier Millionen Bücher in 22 Sprachen weltweit von dem Roman verkauft.

In den 1990er Jahren wurde Sagan mehrfach wegen Drogendelikten und Steuerhinterziehung zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt.

Zuletzt wurde sie 2002 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil sie 4 Millionen Franc (ungerechnet 830.000 Euro) angebliches Beraterhonorar eines Strohmannes von Elf Aquitaine nicht versteuert hatte.

Die Autorin heiratete zunächst den Verleger Guy Schöller, nach ihrer Scheidung den Bildhauer Robert Westhoff, mit dem sie einen Sohn hat. Auch diese Ehe wurde wieder geschieden.

Sagans Werk umfasst über 40 Romane und Theaterstücke, darunter: Aimez-vous Brahms? („Lieben Sie Brahms?“, 1959), Les Merveilleux Nuages („Die wunderbaren Wolken“ 1973), Un orage immobile („Ein stehendes Gewitter“ 198), Les Faux-Fuyants (1991) und Le Mirroir égaré („Der irrende Spiegel“ 1996). Sie schrieb auch zehn Theaterstücke, unter anderem Castle in Sweden (1960), Violins Sometimes (1961), Happiness, Odd and Pass (1964) und The Vanishing Horse (1966). 1987 veröffentlichte sie eine Biographie von Sarah Bernhardt. Sie schrieb auch die Dialoge für Claude Chabrols Film Landru (1963).

Sagan starb an einer Lungenembolie.

Blaue Flecken auf der SeeleKurzbeschreibung
Im Mittelpunkt der Handlung steht das schöne, leicht dekadente Geschwisterpaar Eléonore und Sébastien, das vor dem Problem steht, in Paris ein luxuriöses Leben führen zu wollen, ohne die nötigen Mittel dafür zu haben. Nach der Devise »Zahlbar, aber nicht käuflich« bessern sie ihr gemeinsames Budget durch Liebesdienste auf: Sébastien bei der reichen Nora Jedermann, Eleonore in den Armen des Filmstars Bruno Raffet. Fasziniert von ihren Romanfiguren, stellt sich Francoise Sagan zwischen sie, mißt sich selbst an ihren Verhaltensweisen. Sie vermischt die Fiktion mit der Realität, greift auf ihr eigenes Leben zurück, reflektiert über Erotik und Politik, über die Emanzipationsbewegung der Frau und die Einsamkeit. Entstanden ist eine delikate Mischung aus scheinbar oberflächlich hingetupfter Handlung und Reflexion über das eigene Leben.

Der schönste erste Satz von Franz Kafka

Wir haben einen neuen Advokaten, den Dr. Bucephalus

Der neue Advokat von Franz Kafka

Franz KafkaFranz Kafka, geboren am 3. Juli 1883 in Prag, Österreich-Ungarn, gestorben am 3. Juni 1924 in Kierling bei Klosterneuburg, Österreich (selten auch tschechisch FrantiŠ¡ek Kafka). Er war ein deutschsprachiger Schriftsteller. Sein Hauptwerk bilden neben drei Romanen bzw. Romanfragmenten (Der Process, Das Schloß und Der Verschollene) zahlreiche Erzählungen sowie Briefwechsel mit Felice Bauer und Milena Jesenská.

Zum Teil wurden Kafkas Werke erst nach seinem Tod und gegen seinen erklärten Willen von Max Brod, einem Schriftstellerkollegen und engen Freund, veröffentlicht. Sie übten bleibenden Einfluss auf die Weltliteratur des 20. Jahrhunderts aus.

In den Jahren 1916 bis 1920 experimentierte Kafka mit neuen literarischen Formen: Er versuchte sich an einem Bühnenwerk (Der Gruftwächter), verfasste Aphorismen (in Zürau) und schlug auch mit seinen Landarzt-Erzählungen Wege ein, die ihn von den †ºrealistischen†¹ Konventionen des Erzählens weiter entfernten als je zuvor.

So tritt im Bericht für eine Akademie ein Affe als Ich-Erzähler auf; die Tiere in Schakale und Araber sprechen ebenfalls; Der neue Advokat ist in Wahrheit ein Pferd, und in Die Sorge des Hausvaters geht es um ein völlig undefinierbares, jedoch gleichfalls mit Bewusstsein ausgestattetes Wesen. Experimentell ist auch das Stück Auf der Galerie: Hier lässt Kafka in nur zwei langen, kunstvoll geflochteten Sätzen zwei Wahrnehmungswelten aufeinander prallen. Und in der vielgedeuteten Titelerzählung Ein Landarzt folgt die Handlung einer traumhaften, von starken Symbolen und Assoziationsfeldern beherrschten Logik.

Offenkundig ist, dass Kafka Bauelemente der Allegorie, des Gleichnisses, des Märchens und der Parabel erstmals extensiv zu nutzen suchte. Dahinter steht das erklärte Ziel, »die Welt« mit sprachlichen Mitteln »ins Reine, Wahre, Unveränderliche« zu heben. Offenbar war Kafka bereit, dafür auch das erzählerische Moment seiner Prosa weitgehend zu opfern: So gibt es etwa in dem langen Fragment Beim Bau der Chinesischen Mauer keine Handlung im eigentlichen Sinne mehr, stattdessen eine Abfolge sachlicher Erörterungen. Dieses Vordringen von Denkbild und Reflexion kennzeichnet auch die 1920 entstandenen Texte, etwa Prometheus, Der Geier, Der Kreisel oder Kleine Fabel.

Völlig singulär in Kafkas Werk sind die in Zürau entstandenen Aphorismen. Kafka begibt sich hier in eine Grenzzone zwischen Literatur, Philosophie und Theologie †” nur wenige Interpreten haben damit etwas anzufangen gewusst, und trotz der nachweislichen Einflüsse und Bezüge (Altes Testament, Gnostik, jüdische Mystik, Kierkegaard) lässt sich ein geschlossenes †ºWeltbild†¹ aus diesen Gedankensplittern und Paradoxien gewiss nicht herauslesen. Deutlich sind jedoch die Querverbindungen zu Kafkas Erzählwelt. So ist etwa die Existenz einer transzendenten Machtinstanz, die für den Menschen unerreichbar und unerkennbar ist, ein Thema auch der Aphorismen.