Bölls Nobelpreisurkunde aus Kölner Stadtarchiv gerettet

Vor sechs Wochen ist das Kölner Stadtarchiv eingestürzt. Die Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia hat der Kölnischen Rundschau mitgeteilt, dass die Literatur-Nobelpreisurkunde, mit der Heinrich Böll 1972 ausgezeichnet wurde, aus dem Schutt gerettet wurde.

„Sie befand sich in einem Archivkarton und ist in gutem Zustand. Auch weitere Bestände aus dem Archiv des 1985 verstorbenen Schriftstellers sind ebenfalls relativ gut erhalten,“ sagte Schmidt-Czaia.

Der Nachlass von Heinrich Böll wurde im Februar 2009 im Kölner Stadtarchiv zusammengeführt. Das Gebäude stürzte am 3. März 2009 gegen 14.00 Uhr in sich zusammen.

Deutscher Buchpreis 2009: Jury bewältigt Lesepensum mit dem Reader von Sony

deutscher-buchpreisHeute hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Neuigkeiten zum Deutschen Buchpreis 2009 bekanntgegeben.

Demnach wurden in diesem Jahr, bis zum Einsendeschluss Ende März, 132 (im letzten Jahr waren 161) deutschsprachige Romane von den Verlagen (61 aus Deutschland, 11 aus Österreich, 7 aus der Schweiz)  eingereicht.

Hubert Winkels, Literaturredakteur beim Deutschlandfunk, wurde zum  Sprecher der siebenköpfigen Jury bestimmt.

Etwa die Hälfte der eingereichten Romane sind Frühjahrstitel (64), 61 Titel werden im Sommer und Herbst erscheinen und 7 Romane stammen aus dem Herbstprogramm 2008. Jeder Verlag konnte sich mit maximal zwei Romanen direkt um die Auszeichnung bewerben. Darüber hinaus haben Verlage die Möglichkeit, bis zu fünf weitere Titel zu empfehlen, die den Bewerbungskriterien entsprechen. Die Juroren können von dieser Liste, die 75 Romane umfasst, zusätzliche Titel anfordern.

Erstmals in diesem Jahr wird den Juroren das umfangreiche Lesepensum auf einem elektronischen Lesegerät, dem Reader von Sony, zur Verfügung gestellt.

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2009 gehören neben Hubert Winkels an: Richard Kämmerlings (Literaturredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), Michael Lemling (Geschäftsführer der Buchhandlung Lehmkuhl, München), Martin Lüdke (freier Literaturkritiker), Lothar Müller (Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung), Iris Radisch (Literaturredakteurin der ZEIT) und Daniela Strigl (Literaturkritikerin und -wissenschaftlerin an der Universität Wien).

Die rund 20 Titel umfassende Longlist wird am 19. August 2009 bekannt gegeben. Daraus wählen die Juroren sechs Titel für die Shortlist, die am 16. September 2009 veröffentlicht wird. Am 12. Oktober, dem Abend der Preisverleihung, erfahren die sechs Autoren, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht.

Quelle: Deutscher Buchpreis

Jürgen Klinsmann: Always Look on the Bright Side of Life

„Always Look on the Bright Side of Life“ ist der Titel des Schlusslieds aus Monty Pythons Komödie Das Leben des Brian. Auch wenn es im Leben des Brian, des unfreiwilligen Messias, um die hohe Kunst geht, zu einem bösen Spiel eine gute Miene zu machen, fällt dies dem FC Bayern angesichts der Berichterstattung der taz im Moment schwer.

Die „taz“ hatte den Bayern Trainer Jürgen Klinsmann in ihrer Ausgabe am vergangenen Samstag auf der Titelseite in einer Fotomontage ans Kreuz genagelt und mit „Always Look on the Bright Side of Life“ beschriftet.

Der Bayern-Sprecher Markus Hörwick hat angekündigt gegen die taz rechtliche Schritte zu unternehmen.

Die taz habe sich da vielleicht die schlimmste Entgleisung, die in den deutschen Medien jemals gegeben hat, geleistet, sagte Hörwick. „Es ist völlig klar, dass wir dagegen etwas unternehmen müssen.“

Die Redaktion habe länger über den Titel diskutiert, sagt der Chef vom Dienst der taz, Klaus Hillenbrand. Um die Satire zu betonen, habe man bewusst Monty Python zitiert. „Unsere Leser sind ziemlich gebildet, wir sind davon ausgegangen, dass jeder das Zitat erkennt. Eine Klage des FC Bayern wäre völlig übertrieben,“ meint Hillenbrand.

Quellen: taz, Süddeutsche Zeitung

Zwei Romane von Michael Crichton erscheinen posthum

Am 04. November erlag der Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur Michael Crichton im Alter von 66 Jahren in Los Angeles seinem Krebsleiden.
Er verfasste 26 Romane und 11 Drehbücher, viele seiner Bücher wurden auch als Filme Kassenschlager, allen voran Jurassic Park. Als Regisseur hat er selbst mit Westworld, Coma und Runaway kleine Klassiker des Genres gedreht.
Wie jetzt bekannt wurde, hat Michael Crichton bei seinem Tod mindestens einen Roman und ein Romanfragment hinterlassen.

Bei dem abgeschlossen Roman handelt es sich um ein Piratenabenteuer „Pirate Latitudes“, das Fragment ist ein zu einem Drittel fertiger Wirtschaftsthriller, der von einem Fremdautor zu Ende geschrieben werden soll. Sein Assistent fand die neuen Manuskripte in Crichtons Computer. „Pirate Latitudes“ soll eine Abenteuergeschichte sein, die im 17. Jahrhundert spielt. Ein Pirat namens Hunter und der Gouverneur von Jamaika planen ein spanisches Schatzschiff zu überfallen. Offenbar habe er an dem Buch geschrieben, während er an seinem letzten zu Lebzeiten erschienenen Buch „Next“ arbeitete.
Sein amerikanischer Verlag Harper Collins will beide Bücher in den nächsten eineinhalb Jahren herausbringen. Über einen deutschen Erscheinungstermin ist nicht bekannt.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Gabriel Garcia Márquez hat mit seiner literarischen Karriere abgeschlossen

Wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, hat die Agentin des kolumbianischen Autors Gabriel Garcia Márquez der chilenischen Zeitung La Tercera mitgeteilt, dass der Literturnobelpreisträger des Jahres 1982 kein weiteres Buch mehr schreiben werde.

Am 06. März feierte Marquéz seinen 82. Geburtstag. 1967, im Alter von 40 Jahren, gelang ihm der Durchbruch als Schriftsteller mit dem unvergesslichen Roman Hundert Jahre Einsamkeit (Cien años de soledad), der sich mehr als 30 Millionen mal verkaufte.

Erinnerungen an meine traurigen Huren erschien 2005 und ist sein bisher  letzter Roman und wird es wohl auch bleiben, denn nach der Veröffentlichung sagte Márquez, er könne mit seiner Erfahrung  jederzeit einen neuen Roman verfassen, aber die Leser würden bemerken, dass sein Herz nicht darin enthalten sein.

Gerald Martin, der Biograph des Schriftstellers, bekräftigte die Prognose und fügte hinzu, das Schicksal habe Garcia Márquez die ungeheure Befriedigung zugemessen, viele  Jahre vor dem Ende seines physischen Lebens eine in sich schlüssige, vollkommene literarische Karriere abgeschlossen zu haben.

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Wikipedia Foto: Flickr

Und hier der wahrscheinlich längste Satz eines Literaturnobelpreisträgers – gefunden bei Don Farrago

aus Hundert Jahre Einsamkeit:

[…]Es war Fernanda, die durchs ganze Haus zog und klagte, man habe sie nur zu einer Königin erzogen, damit sie als Dienerin in einem Irrenhaus ende mit einem Haderlump, Götzendiener und Wüstling als Mann, der sich mit offenem Mund hinlege und erwarte, daß Himmelsbrot ihm in den Mund regne, während sie sich die Nieren ausrenke in dem Bemühen, ein mit Stecknadeln zusammengebasteltes Heim aufrechtzuerhalten, in dem es so vieles zu tun, so vieles zu ertragen und verbessern gab, von der Gottesfrüh an bis zur Stunde des Schlafengehens, daß sie ins Bett fiel, die Augen voller Glasstaub, und trotzdem sagte kein Mensch zu ihr guten Morgen, Fernanda, wie hast du geschlafen, Fernanda, kein Mensch fragte sie, wenn auch nur aus Höflichkeit, warum sie so blaß sei, warum sie mit violetten Augenrändern aufwache, obgleich sie natürlich solches nicht vom Rest einer Familie erwarten könne, die sie schließlich und endlich immer nur als Störung empfunden habe, als Herdlappen, als an die Wand gepinselten Zieraffen, und die tagaus, tagein in den Ecken über sie tuschle und sie eine Frömmlerin nenne, sie eine Pharisäerin schimpfe, ein Luder schimpfe, wobei sogar Amaranta, Gott gebe ihr ewige Ruhe, laut verkündet habe, sie gehöre zu denen, die den Mastdarm mit der Karwoche verwechseln, gelobt sei Gott, was für Worte, und sie, sie habe dem Willen des Heiligen Vaters zuliebe alles mit Entsagung ertragen, doch dann habe sie es nicht länger ausgehalten, als der Schurke von José Arcadio Segundo behauptete, das Verderben der Familie komme nur daher, daß sie ihre Türen einer Zierpuppe geöffnet habe, man stelle sich vor, einer angeberischen Zierpuppe, Gott behüte, einer Zierpuppe, die ein Kind des bösen Speichels sei und vom gleichen Kaliber der Lackaffen, welche die Regierung herschicke, um Arbeiter umzubringen, man höre sich das an, und er meinte damit keine andere als sie, das Patenkind des Herzogs von Alba, eine Dame von so edler Herkunft, daß den Frauen der Präsidenten die Leber schwoll, eine Uradlige wie sie, die das Recht hatte, mit elf altspanischen Zunamen zu unterschreiben, und die die einzige Sterbliche in diesem Dorf von Bankerten war, die sich durch ein Gedeck mit sechzehn verschiedenen Bestecken nicht aus dem Konzept bringen ließ, damit der Ehebrecher von ihrem Ehemann halbtot vor Lachen sagen konnte, so viele Löffel und Gabeln, so viele Messer und Löffelchen seien nichts für Christen, sondern für Tausendfüßler, und die die einzige war, die mit verbundenen Augen sagen konnte, wann man den Weißwein serviert und von welcher Seite und in welches Glas, und wann man den Rotwein serviert und von welcher Seite und in welches Glas, und nicht wie das Bauerntrampel von Amaranta, sie ruhe sanft, die glaubte, Weißwein werde tags serviert und Rotwein abends, und sie, die einzige an der ganzen Küste, die sich rühmen durfte, sich nur in goldene Nachttöpfe erleichtert zu haben, damit der Oberst Aureliano Buendia, er ruhe sanft, mit seiner bösen Freimaurergalle die Unverschämtheit besitze zu fragen, wo sie sich dieses Vorrecht verdient habe, ob sie vielleicht nicht etwa Scheiße kacke, sondern Lilien, man stelle sich das vor, und damit Renata, ihre ureigene Tochter, die indiskreterweise ihre Entleerung im Schlafzimmer gesehen hatte, erwidert habe, ja, der Nachttopf bestehe aus reinem Gold und Wappenschmuck, doch darin sei Scheiße, körperliche Scheiße, die aber schlimmer sei als die der anderen, weil es Scheiße einer Zierpuppe sei, man stelle sich vor, das von der eigenen Tochter, darum habe sie sich nie Illusionen über den Rest der Familie gemacht, jedenfalls dürfe sie mit Recht etwas mehr Rücksicht von seiten ihres Gatten erwarten, schließlich sei er ihr Ehegatte vor dem Sakrament, ihr Urheber, ihr gesetzlicher Schänder, der aus freiem, erhabenem Willen die schwere Verantwortung auf sich genommen habe, sie aus ihrem Elternhaus wegzuholen, wo ihr nie etwas gefehlt oder wehgetan hatte, wo sie zu ihrem eigenen Zeitvertreib Trauerwedel geflochten habe, zumal ihr Taufpate einen Brief mit seiner Unterschrift und dem Petschaft seines Siegelrings gesandt habe, nur um zu sagen, die Hände seines Patenkindes seien nicht für die Aufgaben dieser Welt gemacht, es sei denn fürs Klavichordspielen, trotzdem habe der Wahnsinnsmensch von einem Ehegatten sie aus ihrem Elternhaus gezerrt mit allen Ermahnungen und Warnungen und sie dabei in diesen Höllenbrutkessel geschleift, wo man vor Hitze nicht atmen könnte, und noch bevor sie ihr Pfingstfasten beendet hatte, sei er mit seinen Wandertruhen und seinem Bummlerakkordeon abgezogen und habe sich in krassem Ehebruch mit einer Schlampe verlustiert, bei der man sich bloß den Hintern anzusehen brauche, na schön, was gesagt ist, ist gesagt, nun ist es raus, die man bloß mit ihrem Stutenhintern wackeln zu sehen brauchte, um zu erraten, daß sie eine, daß sie eine war, ganz im Gegensatz zu ihr, die sie eine Dame war, sei es im Palast oder auch im Schweinestall, am Tisch oder im Bett, eine Dame von Geburt, gottesfürchtig, gehorsam Seinen Gesetzen und Seinem Ratschluß untertan, mit der man folglich nicht die Geilereien und die Bocksprünge machen konnte, die er mit der anderen aufstellte, die sich natürlich zu allem hergab wie die französischen Matronen, ja noch schlimmer, wenn man’s recht bedachte, weil diese wenigstens so ehrbar waren, eine rote Lampe vor ihre Tür zu hängen, dergleichen Sauereien, man stelle sich vor, das fehlte noch gerade, mit der einzigen, vielgeliebten Tochter der Doña Renata Argote und des Don Fernando del Carpio, vor allem natürlich dieses heiligen Menschen und Mannes, dieses ganz großen Christen, eines Ritters vom Orden des Heiligen Grabes, jener, die unmittelbar von Gott das Vorrecht empfangen, sich unversehrt in ihrer Gruft zu bewahren mit einer Haut seidenweich wie ein Brautkleid und mit Augen, durchsichtig wie Smaragd. […]