Adelbert-von-Chamisso-Preise 2013 für Marjana Gaponenko, Matthias Nawrat und Anila Wilms

Die Robert Bosch Stiftung hat die 31-jährige ukrainische Schriftstellerin Marjana Gaponenko mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis 2013 ausgezeichnet. Marjana Gaponenko, die seit 1996 in deutscher Sprache schreibt, erhält den mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreis für ihren Roman „Wer ist Martha?„. Die Autorin zeichne „ein ungewöhnliches Panorama der mitteleuropäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts„, heißt es in der Begründung der Jury. Mit „Wer ist Martha?“ gelinge ihr „eine ebenso zärtliche wie komische Feier der Schönheit des menschlichen Lebens„.

Die diesjährigen Förderpreise in Höhe von jeweils 7.000 Euro gehen an den 33-jährigen deutsch-polnischen Schriftsteller Matthias Nawrat für seinen Roman „Wir zwei allein“ und an die 41-jährige deutsch-albanische Schriftstellerin Anila Wilms für ihr deutschsprachiges Debüt „Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens„. Mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ehrt die Robert Bosch Stiftung herausragende Beiträge zur deutschsprachigen Literatur von Autorinnen und Autoren, deren Werk von einem Sprach- oder Kulturwechsel geprägt ist.

Die Auszeichnungen werden am 28. Februar 2013 in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz verliehen. Am 1. März 2013 lesen die Preisträger im Literaturhaus München aus ihren Werken.

Wer ist Martha? von Marjana Gaponenko

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 13. August 2012 im Suhrkamp Verlag
Wer Martha ist, wird hier nicht verraten, aber über Luka Lewadski kann Folgendes gesagt werden: Ornithologe aus der Ukraine und Verfasser der bahnbrechenden Studie »Über die Rechenschwäche der Rabenvögel«. Über seinen Forschungen ist er in die Jahre gekommen und 96 geworden. Viel Zeit bleibt nicht mehr, sagt der Arzt. Und die will gut genutzt sein, sagt sich Lewadski. Also reist er nach Wien, steigt im noblen Hotel Imperial ab und lernt im Fahrstuhl einen Altersgenossen kennen, dem der Lebensfaden auch schon reichlich kurz geworden ist. Wie die beiden Alten aus der Muppet Show in ihrer Loge sitzen die zwei beim Früchte-Wodka in der Hotelbar, kommentieren die Frisuren der Damen, rekapitulieren das mörderische vergangene Jahrhundert und träumen von der Revolution. Und langsam wird Lewadski das Geld zum Sterben knapp. „Wer ist Martha?“ ist ein wunderbar kühner Roman und ganz großes Kino. Es geht um die Freude am Dasein, die Würde des Menschen, die Liebe zur Schöpfung. Marjana Gaponenko verhandelt diese und auch noch die letzten Dinge auf ihre eigene Art: „Wer ist Martha?“ ist ein Roman in Frack und Fummel, so phantastisch und originell, so lebendig und frech, dass sich selbst noch der Tod darüber kaputtlacht.

Über die Autorin
Marjana Gaponenko wurde 1981 in Odessa (Ukraine) geboren. Sie nahm privaten Sprachunterricht und schreibt seit ihrem sechzehnten Lebensjahr auf Deutsch. Nach Aufenthalten in Krakau und Dublin lebt sie heute in Mainz. Ihr Romandebüt Annuschka Blume erschien 2010. Wer ist Martha? ist ihr erstes Buch im Suhrkamp Verlag.

Wir zwei allein von Matthias Nawrat

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 27. Februar 2012 im Verlag Nagel & Kimche
Seit dem Abbruch seines Studiums jobbt der Außenseiter Benz als Gemüsefahrer und ist damit zufrieden. Bis ihm Theres begegnet. Da schmiedet Benz plötzlich ausgefallene Pläne und unternimmt in Gedanken waghalsige Expeditionen, um ihre Liebe zu gewinnen. Schließlich gewährt sie ihm eine gemeinsame Nacht, aber danach ist sie plötzlich verschwunden. Nawrats Roman ist ein außergewöhnliches und starkes Debüt über eine Generation von Unentschlossenen, über die große Liebe und ihr manchmal atemberaubend hohes Risiko – eine vermeintlich alte Liebesgeschichte mit großer literarischer Finesse neu erzählt.

Über den Autor
Matthias Nawrat, geboren 1979 in Opole / Oppeln (Polen), zog 1989 mit seiner Familie nach Bamberg. In Heidelberg und Freiburg im Breisgau studierte er Biologie. Nach Stationen u.a. im schweizerischen Biel lebt er heute in Berlin. Matthias Nawrat wird für seinen ersten Roman „Wir zwei allein“ geehrt, der „auf sprachlich raffinierte Weise eine Geschichte von der Liebe und der Einsamkeit in unserer multioptionalen und deshalb oft überfordernden Epoche erzählt„, so die Jury. Sein in der Region um Freiburg angesiedelter Roman schildert „die Beziehung zwischen zwei zaghaft nach Orientierung suchenden Menschen. Romantische Vorstellungen von der Liebe wiegen die Akteure in trügerischen Idyllen, auf welche die Realität keine Rücksicht nimmt.

Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens von Anila Wilms

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 22. August 2012 im Transit Buchverlag
Zwei Amerikaner werden in den frühen zwanziger Jahren auf einer Brücke in den nördlichen, schwer zugänglichen ­albanischen Bergen ermordet. Drei Hirten beobachten die Tat, ein deutscher Ingenieur transportiert die Toten auf seinem Lastwagen nach Tirana. Dort bricht hektische Aktivität aus: In den Cafés diskutieren die Journalisten über das Motiv des Mords, der US-Botschafter vermutet einen Anschlag konkurrierender Geheimdienste aus England oder Italien auf amerikanische Öl-Interessen und ordert ein Kriegsschiff herbei, der Polizeichef lässt die angeblichen Täter erschießen und ihre Leichen auf dem Markt in Tirana ausstellen, und während des Trauer­gottesdienstes für die toten Amerikaner kommt es zum showdown zwischen dem albanischen Kriegsminister und dem Bischof. Am Ende klärt sich der Mord auf. Und das albanische Öl? Ein temperamentvoller, burlesker Roman aus einem uns weitgehend unbekannten Land voller eigenwilliger Figuren. Eine verrückte Geschichte, die tatsächlich passiert ist und weltpolitische Folgen hatte.

Über die Autorin
Anila Wilms, geboren 1971 in Tirana (Albanien), studierte dort Geschichte und Philologie. 1994 kam sie nach Berlin, wo sie seitdem lebt. Anila Wilms wird für ihren in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts spielenden Roman „Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens“ ausgezeichnet, der laut Jury „eine exotisch-burleske Episode aus der Geschichte des jungen albanischen Staates als Politkrimi“ erzählt. Ihr von einfachen Menschen aus dem Volk, gewieften Diplomaten und mehr als dubiosen Politikergestalten bevölkerter Text könne auch als „literarisch überzeugendes Gleichnis für den heutigen Zustand Albaniens“ gelten.

Die Juroren des Adelbert-von-Chamisso-Preises 2013 sind: Gregor Dotzauer (Literaturkritiker), Zsuzsanna Gahse (Schriftstellerin, Chamisso-Preisträgerin 2006), Michael Krüger (Schriftsteller und Verleger), Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehmann (Präsident des Goethe-Instituts), Denis Scheck (Literaturkritiker), Dorothea Westphal (Literaturkritikerin) und Feridun Zaimoglu (Schriftsteller, Chamisso-Preisträger 2005). Medienpartner ist Deutschlandradio Kultur.

Quelle: Robert Bosch Stiftung

Ausgezeichnete Krimis: Deutscher Krimipreis 2013

Der Deutsche Krimipreis gilt als ältester und renommiertester deutscher Literaturpreis für Kriminalliteratur. Seit 1985 wird er vom Bochumer Krimi Archiv verliehen. Die Jury setzt sich aus Literaturwissenschaftlern, Kritikern und Buchhändlern zusammen. Nach eigener Definition würdigen die Mitglieder der Jury mit dem undotierten Preis Autorinnen und Autoren, „die dem Genre literarisch gekonnt und inhaltlich originell neue Impulse geben„.

Nachfolgend die ausgezeichneten deutschsprachigen und internationalen Neuerscheinungen des Jahres 2012:

National

Platz 1 : Grenzfall von Merle Kröger

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: Dezember 2012 im Argument Verlag
1992 starben an der deutsch-polnischen Grenze zwei Menschen. 2012 muss die Juristin Mattie Junghans ans Licht bringen, was seinerzeit wirklich geschah. Denn ihre Mandantin hat angeblich den Todesschützen von damals erstochen.Deutschland 1992. Im deutsch-polnischen Grenzgebiet fallen in den frühen Morgenstunden plötzlich Schüsse. Zwei Menschen sterben im Weizenfeld. Mord oder fahrlässige Tötung? Erst Jahre später kommt es zur Gerichtsverhandlung. Die Schützen werden freigesprochen.
Der Dokumentarfilm „Revision“ ist die filmische Untersuchung der damaligen Opfer- und Täterperspektiven. Merle Krögers Roman „Grenzfall“ geht noch einen Schritt weiter. Im ersten Teil zoomt sie sich literarisch an die handelnden Personen des Dramas im Grenzgebiet heran, im zweiten Teil, der heute spielt, schreibt sie die fiktive Geschichte der Kinder der Erschossenen und verstrickt sie ein weiteres Mal in einen Kriminalfall, der die Grenzen der europäischen Rechtsauffassung scharf ins Bild rückt:
Wir schreiben das Jahr 2012. In Rumänien kämpft die Wanderarbeiterin Adriana ums Überleben ihrer Familie und fasst einen verzweifelten Entschluss: Sie reist nach Deutschland und fordert Entschädigung für den Tod ihres Vaters. Doch die Sache läuft anders als geplant: Adriana landet in Untersuchungshaft. Sie wird beschuldigt, den Schützen von damals erstochen zu haben. Die Berliner Roma-Community schickt ihr Juristin Mattie Junghans als Rechtsbeistand. Aber Adriana vertraut der deutschen Anwältin nicht …

Platz 2 : Süden und das heimliche Leben von Friedrich Ani

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 2. November 2012 bei Knaur TB
Als die fleißige, zuverlässige Kellnerin Ilka Senner verschwindet, glaubt jeder an ein Gewaltverbrechen. Bei seinen Ermittlungen stellt Tabor Süden fest, dass keiner wirklich etwas über sie weiß. Auch ihre Familie nicht, die auf das Verschwinden mit Desinteresse und Herzlosigkeit reagiert. Erst ein Gespräch mit der Schwester lässt Süden erahnen, was Ilka aus Scham vor aller Welt verbirgt…
Ani ist ein ausgezeichneter Beobachter, ein Menschenkenner. Ich finde es nachgerade faszinierend, wie er es schafft, hinter die Stirn der Menschen direkt in ihr Herz zu gucken. Herzen, die bei seinen Figuren immer ramponiert sind, oft von Kindheit an. Wenn ich einen Krimi von Friedrich Ani beginne, weiß ich schon, wie es ausgeht. Mit mir ausgeht. Das Licht brennt bis tief in die Nacht, die Geschichte lässt mich nicht los, ich will nicht aufhören zu lesen. Und schlafen schon gar nicht. Kann man einem Buch ein schöneres Kompliment machen? WDR, FrauTV, Christine Westermann, 15.11.2012

Platz 3 : Der kalte Traum von Oliver Bottini

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 16. Februar 2012 im Dumont Buchverlag
Rottweil, eine idyllische Stadt in Schwaben: Sasa Jordan steht vor dem Hof der Familie Bachmeier und wartet. Sie sehen ihn von drinnen. Aber er wartet ab. Er hat Zeit. Zeit ist alles, was er braucht, bis sie zermürbt sind bis sie ihm freiwillig geben, was er will.
Thomas Cavar war Deutscher. Gerade hatte er sein Abitur bestanden, die Zukunft wirkte vielversprechend. Doch dann kam der Krieg, der alles änderte: War nicht Kroatien seine richtige Heimat? Musste er nicht kämpfen für die Unabhängigkeit? Thomas Cavar kämpfte und fiel. Jetzt, fünfzehn Jahre später, tauchen plötzlich Fragen zu seinem Tod auf: Yvonne Ahrens, Journalistin in Zagreb, stößt auf Hinweise zu kroatischen Kriegsverbrechen und auf einen Soldaten, der daran beteiligt gewesen sein soll. Richard Ehringer, Ex-Politiker, bittet seinen Neffen bei der Polizei in Berlin, mehr über Cavars Kriegseinsatz herauszufinden. Und Sasa Jordan, kroatischer Geheimdienstler, forscht in Rottweil nach. Dort, wo alles begann. Irgendjemand muss etwas über Cavar wissen zum Beispiel, ob er noch lebt. Eine kaltblütige Hetzjagd beginnt.

International

Platz 1 : Die Stadt der Toten von Sara Gran

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 2. Mai 2012 im Droemer Verlag
Hurrikan Katrina hat New Orleans verwüstet. Claire DeWitt soll in diesem Chaos den verschollenen Bezirksanwalt Vic Willing finden. Ist der Anwalt in der Naturkatastrophe umgekommen oder hat er sich einfach davongestohlen? Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt! Ihr Beruf ist ihre Berufung und ihre Ermittlungsmethoden sind so einzigartig wie genial. Mit Hilfe ihres französischen Detektivhandbuchs, ihrer Qigong-Münzen und ihrer drogendurchsetzten Träume wird Claire der Spur des Anwalts folgen…
Sara Gran schlägt ein neues Kapitel in der Krimiliteratur auf. Ein wildes, großartiges Buch. DIE ZEIT, Tobias Gohlis, 05.07.2012

Platz 2 : Öl auf Wasser von Indra Wussow

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 20. April 2012 im Wunderhorn Verlag
Port Harcourt, Nigeria, im Delta des Niger. Eine Frau verschwindet.Dies wäre keine Nachricht in den Medien wert, handelte es sich nicht um eine Britin, die Ehefrau eines hochrangigen Mitarbeiters einer ausländischen Ölgesellschaft, die im Delta und vor der Küste Öl bohren. Die Entführung ist offensichtlich das Werk einer Rebellengruppe, die gegen die Ölgesellschaften kämpfen, die das Land ausbeuten und zerstören. Als eine Lösegeldforderung eingeht, wittert der junge Journalist Rufus die Chance zu einer großen Story und macht sich mit dem gealterten Starreporter Zaq auf die Suche nach der Entführten. Es wird eine Reise ins Delta des Nigers hinein, ins Herz der Finsternis , in eine apokalyptische Welt. Mit wachsendem Entsetzen nimmt Rufus die Zerstörung der Umwelt wahr, die Eskalation der Gewalt, die je eigenen Profitinteressen, die die widerstreitenden Kräfte Ölgesellschaften, Polizei und Armee, Politiker und lokale Würdenträger auf der einen Seite, die Rebellen mit ihren Sympathisanten auf der anderen in den Auseinandersetzungen verfolgen, die Entmenschlichung auf beiden Seiten der Front. Opfer sind in jedem Fall die einfachen Menschen, Fischer zumeist, die im Delta des Flusses leben. Sie haben nicht die Mittel, sich zur Wehr zu setzen, ihre Dorfgemeinschaften werden zwischen den Fronten zerrieben, sie verlieren ihre Lebensgrundlage, werden vertrieben, müssen fortziehen, hin zur großen Stadt, an deren Rand sie stranden.Hoffnung vermittelt einzig ein Dorf auf der kleinen Insel Irikefe, das einen humanistischen, egalitären Gegenentwurf lebt, ähnlich dem, den Wole Soyinka in Zeit der Gesetzlosigkeit beschreibt: im Einklang mit der Natur, ihren Rhythmen und Gesetzen folgend. Hier findet Rufus nach einem Brand körperlich und seelisch schwer verletzte Schwester Boma Ruhe, hier findet Rufus eine Liebe, hier schließt Zaq seinen Frieden Doch auch hier ist nicht alles so, wie es scheint. Wie überhaupt nichts so ist, wie es an der Oberfläche aussieht. Das Grab der Britin ist leer. Nur ein Stein ist darin begraben Öl auf Wasser ist Bildungsroman und Umweltkrimi zugleich, Politthriller und anrührende Liebesgeschichte.

Platz 3 : Das Handwerk des Teufels von Donald Ray Pollock

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: Februar 2012
Ein Roman als Wegführer in die Hölle. Seit Langem hat sich kein Erzähler mehr mit einer solchen Wucht in die erste Reihe der amerikanischen Literatur katapultiert. In seinem Debütroman entwirft Donald Ray Pollock eine Schreckensvision menschlicher Abgründe, brutal, nachtschwarz und ohne Hoffnung.Zwei Lebensfluchten kollidieren, eine auf dem Weg in die Verdammnis, die andere aus ihr heraus. Der junge Arvin wächst in den fünfziger Jahren im heruntergekommenen Niemandsland des Mittleren Westens auf. Hier hat sich der amerikanische Traum in einen fiebrigen Albtraum verwandelt, der bevölkert wird von psychopathischen Verbrechern, korrupten Sheriffs und religiösen Fanatikern. Arvin ringt um einen Ausweg aus dieser Welt. Doch als seine Freundin vom Ortsprediger missbraucht wird und sich daraufhin erhängt, nimmt auch er das Gesetz in die eigene Hand. Zur gleichen Zeit, nur wenige Meilen entfernt, brechen die beiden Serienkiller Carl und Sandy zur Jagd auf. Sie locken arglose Tramper in ihren Wagen, um sie dort auf brutale Art und Weise umzubringen. Irgendwo in der Tiefe des Hinterlandes, in jenem unsichtbaren Grenzgebiet zwischen Zivilisation und archaischer Grausamkeit, kreuzen sie schließlich Arvins Weg … Unaufhaltsam verstrickt Pollock seine Leser in ein undurchdringliches Labyrinth des Bösen. „Das Handwerk des Teufels“ ist ein ebenso verstörender wie mitreißender Roman über den epischen Kampf zwischen Schicksal und Moral, Schuld und Gerechtigkeit. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Aber sie stirbt.

Quelle: Deutscher Krimipreis

Dan Browns neuer Roman um Dantes „Inferno“ erscheint am 14. Mai 2013 weltweit

Der mit Spannung erwartete neue Roman „Inferno“ von Dan Brown erscheint am 14. Mai 2013 weltweit, teilte Buchreport heute mit.

Die deutschsprachige Übersetzung wird vom Bastei Lübbe Verlag publiziert. Dan Brown bleibe seinem deutschen Verlag treu, er habe bereits zur letzten Frankfurter Buchmesse im Oktober 2012 mit seiner Agentin Heide Lange einen Abschluss erzielt, berichtet Buchreport weiter. Andere Verlagshäuser standen demnach gar nicht zur Diskussion.

Der Originaltitel lautet „Inferno“, ob der Roman ebenfalls in der Übersetzung so heißen wird, steht noch nicht fest. Auch steht das Buchcover in der deutschsprachigen Übersetzung noch nicht zur Verfügung. Die Handlung in diesem vierten Roman dreht sich aber wieder um den renommierten Harvard-Symbologen Robert Langdon und spielt im Herzen Europas. Langdon taucht darin in eine erschütternde Welt um Dantes geheimnisvolles literarisches Meisterwerk „Göttliche Komödie“ ein.

Obwohl ich Dantes „Inferno“ als Student gelesen habe, ist mir erst bei meinen Recherchen in Florenz aufgefallen, welch enormen Einfluss sein Werk auf unsere Zeit hat. Ich freue mich, die Leser erneut in das Reich der Verschlüsselungen, Codes, Symbole und Geheimnisse und mehr als ein paar Geheimgänge zu führen„, erklärt Dan Brown.

In „Inferno“ (Die Hölle), dem ersten Teil der „Göttlichen Komödie“, geht es um Buße und Läuterung der Sünder in den zehn „Kreisen“ der Hölle (die Vorhölle und neun Kreise): Habgierige †“ an den Dingen klebend †“ schieben auf ewig Felsbrocken vor sich her, Gewalttäter müssen sich in einem kochenden Blutstrom vor den sie beschießenden Kentauren verstecken, Schmeichler sitzen in der Kloake, Wahrsager tragen ihr Gesicht auf dem Rücken †“ jetzt ewig der Vergangenheit zugewandt, Heuchler schleppen außen vergoldete Kutten aus Blei, Zwietrachtstifter werden von Teufeln wieder und wieder zerhackt, die Verräter †“ immer auf eine plötzliche Wendung der Geschichte spekulierend †“ liegen eingefroren im Eissee Cocytus, dem tiefsten Kreis der Hölle.

Das klingt nach einem spannenden Stoff für Dan Brown. 😉

Quelle: Buchreport

Opfer-Abo: Jörg Kachelmanns frauenfeindliches Unwort des Jahres 2012

Entschuldigung, was ist ein Opfer-Abo? Dass Jörg Kachelmann dieses Wort im letzten Jahr in diversen Interviews verwendet und damit Frauen gemeint hat, die ein „Opfer-Abo“ hätten und so ihre Interessen in Form von Falschbeschuldigungen †“ unter anderem der Vergewaltigung †“ gegenüber Männern durchsetzen, ist völlig an mir vorbeigegangen.

In einem Interview im Spiegel vom 8. Oktober 2012 sagte Jörg Kachelmann zum Beispiel: „Das ist das Opfer-Abo, das Frauen haben. Frauen sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen wurden. Menschen können aber auch genuin böse sein, auch wenn sie weiblich sind.

Kachelmanns PR für sein Buch, das im Jahr 2012 mit großem Medienrummel auf den Markt kam, fand ich einfach unerträglich. Umso mehr freut es mich, dass die unabhängig und ehrenamtlich arbeitende Jury, die seit 1994 das „Unwort des Jahres“ wählt, nun darauf hinweist.

Das Wort „Opfer-Abo“ stelle Frauen pauschal und in inakzeptabler Weise unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden und somit selbst Täterinnen zu sein. Das hält die Jury angesichts des dramatischen Tatbestands, dass nur 5 bis 8 Prozent der von sexueller Gewalt betroffenen Frauen tatsächlich die Polizei einschalten und dass es dabei in nur bei 3 bis 4 Prozent der Fälle zu einer Anzeige und einem Gerichtsverfahren komme, für sachlich grob unangemessen. Das Wort verstoße damit nicht zuletzt auch gegen die Menschenwürde der tatsächlichen Opfer, lautet die Jurybegründung.

Weitere Unwörter für das Jahr 2012 sind Pleite-Griechen und Lebensleistungsrente.

Insgesamt waren für die Wahl zum „Unwort des Jahres 2012“ 2232 Einsendungen mit 1019 verschiedenen Vorschlägen eingegangen. Am häufigsten vorgeschlagen wurde das Wort „Schlecker-Frauen„, ein Begriff aus der Krise der Drogeriemarktkette Schlecker.

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Unwort des Jahres.
Quelle Logo: © Unwort des Jahres – Webseite

 

Die Top Ten aus unserem Lesekreis aus 12 Jahren und 100 Büchern

Wenn 15 Personen über einen Zeitraum von zwölf Jahren gemeinsam zirka einhundert Bücher lesen und man sie dann nach den Highlights fragt, ist das Ergebnis erstaunlich differenziert und keineswegs repräsentativ, denn im Prinzip haben sich alle zu vergebenen 150 Stimmen querbeet verteilt. Auf jeder einzelnen Abstimmungsliste wurden Bücher zu Favoriten erklärt, die niemand sonst erwählt hatte. Wahrscheinlich wäre das Ergebnis noch anders ausgefallen, wenn wir bei der Abstimmung nicht zusammengesessen hätten und einige Titel in der Runde laut genannt worden wären.  Mit acht von fünfzehn möglichen Stimmen führt Bernhard Schlinks „Der Vorleser“ unser Ranking an, Michela Murgias Roman „Accabadora“ auf Platz zehn erhielt noch drei Kreuze.

1. Der Vorleser von Bernhard Schlink

Kurzbeschreibung
Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Liebe und bedrängenden Vergangenheit.
Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er… und sie wird seine erste Leidenschaft. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Auf dem Nachhauseweg gerät der fünfzehnjährige Michael Berg in eine heikle Situation. Eine Frau, Mitte Dreißig, kümmert sich um ihn. Später kommt der Junge mit einem Blumenstrauß, um sich zu bedanken. Und er kommt wieder. Hanna ist die erste Frau, die er begehrt. Eine heimliche Liebe beginnt. Doch es ist etwas Düsteres, Reizbares um Hanna. Seine Fragen, wer sie war und ist, weist sie schroff zurück.
Eines Tages ist sie verschwunden. Aus Michaels Leben, nicht aus seinem Gedächtnis. Als Jurastudent sieht er Hanna im Gerichtssaal wieder. Der junge Mann erleidet einen Schock. Er hat eine Verbrecherin geliebt. Vieles an Hannas Verhalten im Prozess ergibt keinen Reim. Bis es ihm wie Schuppen von den Augen fällt: Sie hat nicht nur eine grauenhafte Tat zu verantworten, sie hat auch ihr verzweifelt gehütetes Geheimnis.
Die Vergangenheit bricht auf – die seiner Liebe und die deutsche Vergangenheit. Michael muss erleben, dass er von beiden Vergangenheiten nicht loskommt.
Bernhard Schlinks Vorleser ist neben der Blechtrommel von Günter Grass wahrscheinlich der international erfolgreichste Roman eines lebenden deutschen Schriftstellers. Eine unaufdringliche Metapher für deutsche Verstrickungen, wie überhaupt Schlink es meisterhaft versteht, das bewusstlose Schweigen der Deutschen in den fünfziger und sechziger Jahren durch seine atmosphärisch dichte Prosa zum Reden zu bringen. Das Buch ist gescheit, geschickt gebaut und sensibel für unausgesprochene Gefühle: eine im Deutschen seltene Verbindung.“ Der Tagesspiegel

2. Der Chronist der Winde: Roman von Henning Mankell

Kurzbeschreibung
Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schusswunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, dass er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt, wie die Banditen sein Dorf überfielen, seine Schwester massakrierten und ihn zwingen wollten, seine Verwandten zu töten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde.
Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Von Mandioca, der Tomaten und Zwiebeln in seinen Taschen wachsen lässt, und von Deolinda, einem Albinomädchen, das die sexuellen Phantasien der Jungen erregt. Vom Geheimnis des Reichtums erzählt er, einer vertrockneten Eidechse in einem gestohlenen Aktenkoffer und einem nächtlichen Besuch beim Präsidenten. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann.

3. Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann

Kurzbeschreibung
Im Zentrum steht ein Treffen der beiden 1828 in Berlin, auf einem Naturforscherkongress, für den Gauß nur sehr widerwillig sein Göttingen verlässt. Die zwei Großdenker haben sich beide auf ihre eigene Weise der Vermessung der Welt gewidmet, kommen sich aber nur zaghaft näher.
Der Roman kann sich auf knapp 300 Seiten Leben und Werk der beiden allerdings nur schlaglichtartig widmen, eher skizzenhaft und sehr kurzweilig erleben wir wichtige Stationen ihres Schaffens in einer geschickten Mischung aus Fakten und Fiktion: Humboldt auf seinen strapaziösen Exkursionen nach Südamerika, Gauß dagegen eher zerrissen zwischen der hehren Welt der Zahlen und dem schnöden Alltag, denn auch ein Genie hat Zahnschmerzen und muss sich mit Frau und Kindern herumplagen. Die Komik des Romans speist sich dabei nicht nur aus den ironisch beleuchteten Charakteren von Gauß und Humboldt, sondern auch aus der Spannung zwischen Größe und Lächerlichkeit. Humboldts große Forschungsreise nach Russland etwa gerät zur Farce, weil er schon zu berühmt ist: die ganze Expedition gerät zur Massenveranstaltung mit über 100 Teilnehmern, und statt zu Forschen verbringt Humboldt die meiste Zeit auf Empfängen.

4. Drachenläufer von Khaled Hosseini

Kurzbeschreibung
Afghanistan 1975: ein Land im Schatten der Geschichte. In Kabul wächst der zwölfjährige Amir auf, der unbedingt einen Wettbewerb im Drachensteigen gewinnen will, um seinem Vater seine Stärke zu beweisen. Dazu braucht er die Hilfe seines Freundes Hassan. Hassans Vater ist der Diener von Amirs Vater. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft verbindet die beiden Jungen eine innige Freundschaft, die allen Herausforderungen aus der Nachbarschaft standhält. Bis am Ende des erfolgreichen Wettkampfs die Freundschaft von Amir auf schreckliche Weise verraten wird. Diese Tat verändert das Leben beider dramatisch, ihre Wege trennen sich, während das Land gleichzeitig seiner Zerstörung entgegengeht.
Viele Jahre später kehrt der erwachsene Amir aus dem Ausland in seine Heimatstadt Kabul zurück, um seine Schuld zu tilgen. Der Leser wird Zeuge der dramatischen Schicksale der beiden Jungen, ihrer Väter und Freunde, und erlebt ihre Liebe und ihre Lügen, ihre Trennung und Wiedergutmachung.

5. Wie Barney es sieht von Mordecai Richler

Kurzbeschreibung
„Die meisten Menschen, die ich kenne, kann ich nicht ausstehen, aber keinen so wenig wie den ehrenwerten Barney Panofsky.“ Der dies äußert, ist niemand Geringerer als der ehrenwerte Mr. Panofsky himself, ein alter Jude aus Montréal, der ein mittleres Vermögen mit der Produktion von schlechten Seifenopern gemacht hat. Barneys †œWahre Geschichte seines vergeudeten Lebens† und die seiner drei reizenden Ehefrauen strotzt vor falschen Angaben und wird von seinem Sohn mittels Fußnoten getreulich korrigiert †“ denn Barney, einem hemmungslosen Trinker und Schwadronierer vor dem Herrn, macht sein Gedächtnis zunehmend zu schaffen.

6. Emmas Glück von Claudia Schreiber

Kurzbeschreibung
Ein Unfall führt sie zusammen: Emma, die allein und hoch verschuldet auf ihrem Bauernhof lebt, findet eines Nachts in einem schrottreifen Ferrari das, was ihr im Leben fehlte: endlich ein Mann und genügend Geld, um ihren verschuldeten Hof zu retten. Der junge, aber todkranke Städter Max wollte eigentlich nach Mexiko verschwinden, als seine rasante Fahrt an einem Baum ihr abruptes Ende fand. Und nach einer Weile gesellt sich das Glück zu den beiden, wenn auch auf recht ungewöhnliche Weise.
Eine tragikomische Liebesgeschichte mit einem überraschenden Ende … Ein wunderbares Buch!

7. Die Wand von Marlen Haushofer

Kurzbeschreibung
Eine unsichtbare, undurchdringliche Wand, jenseits derer Totenstille herrscht, schiebt sich auf einmal zwischen das Tal, in dem die Ich-Erzählerin lebt, und die Außenwelt. Eine Frau findet sich plötzlich über Nacht allein mit dem Hund, einer Katze und einer trächtigen Kuh. Ein archaisches Leben beginnt. Die Vorräte sind begrenzt, sie muss lernen, sich von den Erzeugnissen der Natur zu ernähren. Um nicht wahnsinnig zu werden, beginnt sie eines Tages die Ereignisse aufzuschreiben: †œIch wurde gezwungen ein ganz neues Leben zu beginnen, aber was mich wirklich berührt, ist immer noch das gleiche wie früher: Geburt, Tod, die Jahreszeiten, Wachstum und Verfall.†
Ein unnachahmliches Gleichnis für das unüberwindliche Einsamsein.

8. Was ich liebte von Siri Hustvedt

Kurzbeschreibung
†œWas ich liebte† erzählt von sexuellen und künstlerischen Lebensentwürfen, von Familien, Eltern und Kindern. Alles beginnt 1975 im New Yorker Stadtteil SoHo, wo der Kunsthistoriker Leo Hertzberg in einer Galerie ein Bild des jungen Malers Bill Wechsler kauft. Es ist ein Frauenakt, der jedoch den rätselhaften Titel †œSelbstporträt† trägt. Bald ziehen Leo und Bill mit ihren Frauen und neugeborenen Söhnen in ein Haus. Ihre Freundschaft ist bestimmt von der Suche nach ihrer Identität. Doch keine Erkenntnis der Welt kann sie auf die Schicksalsschläge vorbereiten, die ihr Leben für immer verändern.

9. Pferde stehlen von Per Petterson

Kurzbeschreibung
Trond ist 67 und zieht sich nach Ostnorwegen zurück. Als ein Nachbar auftaucht, holen ihn die Ereignisse jenes Sommers vor mehr als fünfzig Jahren ein. Damals verbrachte er die Ferien mit seinem Vater in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze. Es ist eine Gegend, in der man Pferde stehlen kann. Als in der Nachbarsfamilie ein schreckliches Unglück geschieht, entdeckt der Junge das wohlgehütete Lebensgeheimnis des Vaters.
†œEine wunderschön erzählte Geschichte über die Liebe und das Glück, das Jungsein und das Alter, die Natur und die Einsamkeit. Das Schönste wäre, wenn einer auf die Idee käme, dieses Buch zu verfilmen. Das wäre ein Film, bei dem man ein bisschen weinen würde, aber gleichzeitig auch den Daumennagel anknabberte, weil es so spannend ist.† (Christine Westermann, WDR)

10. Accabadora von Michela Murgia

Kurzbeschreibung
Ein sardisches Dorf, Mitte der fünfziger Jahre: Als Dorfschneiderin ist Bonaria gewöhnt, Maß zu nehmen †“ mit ihren Augen, ihrem Verstand und dem Herzen. Die kleine Maria, die sie als fill†™e anima, Kind des Herzens, aufnimmt, ist ihr ganzes Glück. Manchmal hört Maria ihre Ziehmutter, die Accabadora, wie sie sich nachts aus dem Haus stiehlt, und am nächsten Tag läutet die Totenglocke … Als Bonaria Jahre später im Sterben liegt, hält die alte »Schuld« sie umbarmherzig ans Leben gefesselt und Maria steht vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens.