Ingeborg-Bachmann-Preis 2011: Jury gibt Teilnehmer bekannt

Die sieben Jurymitglieder (Burkhard Spinnen, Meike Feßmann, Paul Jandl, Hildegard E. Keller, Daniela Strigl, Alain Claude Sulzer, Hubert Winkels und Clarissa Stadler) haben die Teilnehmer am 35. Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis bekanntgegeben.

Insgesamt werden 14 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vom 06. bis 10. Juli 2011 in Klagenfurt um die Wette lesen. Alle Teilnehmer haben bereits Texte veröffentlicht. Der Ingeborg-Bachmann-Preis gilt als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen des deutschsprachigen Raums. Er ist mit 25.000 Euro dotiert.

Die Teilnehmer 2011 in alphabetischer Reihenfolge:

  • Antonia Baum, geboren 1984 in Borken, lebt in Berlin. Veröffentlichte Kurzgeschichten in Zeitungen, etwa Angst (2008).
  • Michel Bozikovic, geboren 1971 in Zürich, lebt in Zürich. Drehbuchautor und Werbetexter.
  • Nina Bußmann, geboren 1980 in Frankfurt/Main, lebt in Berlin. Alfred-Döblin-Stipendium 2009, Veröffentlichungen in Anthologien.
  • Gunther Geltinger, geboren 1974 in Erlenbach, lebt in Köln. Autor von Drehbüchern, Hörstücken und Prosa. 2011 Inselschreiber auf Sylt.
  • Maja Haderlap, geboren 1961 in Bad Eisenkappel, lebt in Klagenfurt. Autorin von Gedichten und Essays. Hubert-Burda-Preis für Lyrik 2004.
  • Thomas Klupp, geboren 1977 in Erlangen, lebt in Berlin. Romandebüt mit Paradiso (2009). Rauriser Literaturpreis 2010.
  • Steffen Popp, geboren 1978 in Greifswald, lebt in Berlin. Veröffentlichte Gedichte und den Roman Ohrenberg oder der Weg dorthin (2006). Leonce-und-Lena-Preis 2011.
  • Anna Maria Praßler, geboren 1983 in Lauingen, lebt in Berlin. Schreibt Prosa und Drehbücher, etwa Für Miriam (2009).
  • Julya Rabinowich, geboren 1970 in St. Petersburg, lebt in Wien. Romane, z. B. Spaltkopf (2008), Theatertexte, Essays.
  • Leif Randt, geboren 1983 in Frankfurt/Main, lebt in Berlin. Drehbücher, Kurzgeschichten, Romane. Debüt Leuchtspielhaus (2009).
  • Linus Reichlin, geboren 1957 in Aarau, lebt in Berlin. Deutscher Krimi Preis 2009 für Die Sehnsucht der Atome.
  • Anne Richter, geboren 1973 in Jena, lebt in Heidelberg. Prosa und Essays. Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg 2011
  • Maximilian Steinbeis, geboren 1970 in München, lebt in Berlin. Artikel und Reportagen, Literatur-Debüt 2003 mit Schwarzes Wasser.
  • Daniel Wisser, geboren 1971 in Klagenfurt, lebt in Wien. Prosa, Lyrik und Radiotexte. Romandebüt Doppelergasse acht 2003.

Quelle: europe online magazine

Goethepreis der Stadt Frankfurt 2011 geht an Ali Ahmad Said alias Adonis

Der 81-jährige syrisch-libanesische Lyriker Ali Ahmad Said, der unter dem Künstlernamen Adonis (†Ø£Ø¯ÙˆÙ†ÙŠØ³†Ž) veröffentlicht, erhält den mit 50.000 Euro dotierten Goethepreis der Stadt Frankfurt. Frankfurt vergibt seit 1927, derzeit alle drei Jahre, den Goethepreis an Persönlichkeiten, die mit ihrem Schaffen bereits zur Geltung gelangt und deren schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig ist. Der Preis wird in Form einer auf Pergament geschriebenen, künstlerisch gestalteten Urkunde zur Feier des Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes am 28. August 2011 in Paulskirche in Frankfurt verliehen.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Siegfried Lenz (1999), Marcel Reich-Ranicki (2002), Amos Oz (2005) und zuletzt in 2008 die Choreografin und Ballettdirektorin Pina Bausch.

So wie Goethe im West-Östlichen Divan persische und arabische Dichtung bei uns heimisch machte, hat Adonis die Errungenschaften der europäischen Moderne in den arabischen Kulturkreis getragen. Adonis ist ein leidenschaftlicher Rebell gegen die geistige Erstarrung der arabischen Kultur„, teilte die Jury in der Begründung mit.

Adonis schloss nach dem Besuch eines französischsprachigen Lycées in Tartus 1954 sein Studium an der syrischen Universität Damaskus ab. 1955 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der Syrischen Sozialen Nationalistischen Partei (SSNP) ein halbes Jahr inhaftiert. Danach ließ er sich mit seiner Frau im Libanon nieder, wo er 1957 zusammen mit Yusuf al-Khal und anderen renommierten Schriftstellern die avantgardistische „Literaturzeitschrift Schi’r“ (Poesie) herausgab. 1960 nahm er die libanesische Staatsbürgerschaft an. 1973 graduierte er an der Université Saint-Joseph in Beirut. In den folgenden Jahren lehrte er trotz des beginnenden Libanesischen Bürgerkriegs sowohl an der Université Saint-Joseph als auch an der staatlichen Université Libanaise in Beirut. Seit 1985 lebt er im Exil in Paris.

Adonis ist wohl der bedeutendste arabische Dichter der Gegenwart. Durch Rückgriff auf klassische arabische Dichter, die oftmals keine Tabus kannten und kritisch gegenüber der Religion waren, versucht er, diese Offenheit neu zu beleben. Neben seinen Gedichten erregte er durch seine kritischen Essays immer wieder Aufsehen in der arabischen Welt.

Zuletzt erschien von Adonis im Juli 2010 im S. Fischer Verlag eine Neuauflage von „Die Gesänge Mihyars des Damaszeners: Gedichte 1958 – 1965 in der Übersetzung von Stefan Weidner.

Quellen: Wikipedia, Börsenblatt

Georg-Büchner-Preis 2011 geht an Friedrich Christian Delius

Der 68-jährige deutsche Schriftsteller Friedrich Christian Delius erhält den Georg-Büchner-Preis 2011.

Der Büchnerpreis gehört zu den bedeutendsten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum, er wird jährlich an eine deutschsprachige Autorin oder einen Autor vergeben. Die Dotierung, die 1951 noch 3.000 DM betrug, wurde im Laufe der Jahre regelmäßig erhöht und beträgt in diesem Jahr erstmalig 50.000 Euro. Anlass für die Höherdotierung ist das Jubiläum „60 Jahre Georg-Büchner-Preis„, das die Deutsche Akademie in diesem Jahr feiert.
Gestiftet wird das Preisgeld von der Stadt Darmstadt, dem Land Hessen, dem Bund und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Friedrich Christian Delius wird als „kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter der Geschichte der deutschen Bewusstseinslagen im 20. Jahrhundert“ gewürdigt. „Seine Romane und Erzählungen handeln von der Vorgeschichte der NS-Zeit über die Zeit der Teilung bis in die unmittelbare Gegenwart. Seine politisch hellwachen, ideologieresistenten und menschenfreundlichen Texte loten die historischen Tiefendimensionen der Gegenwart aus. Seiner souveränen Erzählkunst gelingt es, eine manchmal satirische Beobachtungsschärfe zu verbinden mit einer humanen Sensibilität, die seine Figuren oft decouvriert, aber nie denunziert„, lautet die Begründung der Jury.

Zuletzt erschien von Friedrich Christian Delius im Juli 2009 im Rowohlt Verlag „Die Frau, für die ich den Computer erfand„.
Die unglaubliche Geschichte des Konrad Zuse, der den ersten Computer der Welt baute †“ und die Erfindung einer unmöglichen Liebe.

Glauben Sie mir, das Erfinden, auch das geht ja nicht ohne Eros. Ohne Eros entwickelt sich nichts im Leben, nicht einmal der Bau von Rechenmaschinen … Die Frau, die Leibniz verstand. Die mich verstand. Die Frau, die mich erfand. Die mit mir den Computer … Die Frau, für die ich den Computer erfand … Das war sie und das ist sie und das wird sie immer sein, wenn dies Bekenntnis einmal in der Welt ist.“

Über den Autor
Friedrich Christian Delius, geboren am 13. Februar 1943 in Rom, in Hessen aufgewachsen, lebt heute in Berlin und Rom. Mit zeitkritischen Romanen und Erzählungen wie der Trilogie „Deutscher Herbst“ und „Die Birnen von Ribbeck“, aber auch als Lyriker wurde Delius zu einem der wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren. Zu seinen bekanntesten Werken gehören unter anderem: „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“, „Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus“, „Die Flatterzunge“, „Der Königsmacher“ sowie „Mein Jahr als Mörder“ und „Bildnis der Mutter als junge Frau“. Bereits vielfach ausgezeichnet, erhielt Delius den Walter-Hasenclever-Literaturpreis, den Fontane-Preis und den Joseph-Breitbach-Preis.

Die Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Friedrich Christian Delius findet am 29. Oktober 2011 im Staatstheater Darmstadt statt.

Quelle: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

Shortlist zum Internationalen Literaturpreis 2011

Das Haus der Kulturen der Welt hat sechs Bücher für die Shortlist zum „Internationalen Literaturpreis †“ Haus der Kulturen der Welt 2011“ nominiert. Der Preis für internationale Erzählliteratur wird seit 2009 jährlich durch das Haus der Kulturen der Welt und die Stiftung Elementarteilchen vergeben. Er ist mit 35.000 Euro dotiert. 25.000 Euro erhält der Autor und 10.000 Euro der Übersetzer. Bis zum 25.02.2011 haben deutschsprachige Verlage insgesamt 111 Titel eingereicht. Die Jury, bestehend aus namhaften Literaturkritikern, Journalisten, Übersetzern und Autoren, werden den Preisträger am 15.06.2011 bekanntgeben. Die Preisverleihung findet in Anwesenheit der Preisträger am 29.06.2011 in Berlin statt. Moderiert wird der Abend von der ZDF-Kulturjournalistin Luzia Braun, die Festrede hält der Übersetzer und Schauspieler Hanns Zischler. Der Schauspieler Ulrich Matthes wird aus der deutschen Übersetzung lesen und der Preisträger Auszüge aus dem Originaltext vorstellen.

Die nominierten sechs Titel, ihre Autoren und Übersetzer (in alphabetischer Reihenfolge):

Barroco Tropical von Agualusa, José Eduardo -  aus dem Portugiesischen von Michael Kegler

Kurzbeschreibung
Dem Schriftsteller Bartolomeu Falcato fällt eine Frau buchstäblich vor die Füße. Allerdings nicht aus heiterem Himmel, sondern aus einem Unwetter heraus, und es ist klar, dass sie nicht freiwillig gestürzt ist.
Bei der Toten handelt es sich um Núbia de Matos, Model und angebliche Ex-Geliebte der Präsidentin. Nur fünf Tage zuvor hatte sie Falcato in der Abflughalle des Flughafens angesprochen, ihn bedrängt und pikante Details aus den Hinterzimmern der politischen Eliten erzählt. Doch statt sich um die Aufklärung des mysteriösen Todesfalls kümmern zu können, wird Falcato selbst zum Verfolgten. Ominöse Anrufer warnen ihn, in seineWohnung zurückzukehren. Und auch seine Frau darf nicht wissen, was er zur fraglichen Zeit am fraglichen Ort zu suchen hatte, und vor allem nicht, mit wem
Was folgt, ist eine rasante Odyssee durch den Untergrund und die Abgründe der angolanischen Hauptstadt Luanda. 24 Stunden, in denen Falcato selbst in einen Strudel aus skrupelloser Gewalt, Leidenschaft und Eifersucht gerät. Und dann sind da noch die schwarzen Engel, die auf den Dächern der Hochhausruinen tanzen, die seit dem Ölboom überall in Luanda in den Himmel ragen. Hirngespinste? Realität gewordene afrikanische Mythen?
José Eduardo Agualusa schafft in seinem im Jahr 2020 angesiedelten Roman ein filmisches und poetisches Panoptikum Angolas aus vermeintlichen Trugbildern und politischer Realität.

Der Sandberg von Joanna Bator – aus dem Polnischen von Esther Kinsky

Kurzbeschreibung
Die rebellische Dominika mit dem dunklen Teint und der »Zigeunermähne« ist eine Außenseiterin. In der Klasse fühlt sie sich zu den Mitschülern hingezogen, die anders sind: zu Dimitri, dem Sohn griechischer Exilanten, und zu Malgosia, ihrer lesbischen Freundin. Das Leben im »Sandberg«, der heruntergekommenen Plattenbausiedlung am Rande einer westpolnischen Kleinstadt, ödet sie an: der Dreck, der Suff; ihre Mutter, die von einem Schwiegersohn aus Castrop-Rauxel träumt; die von Kirche und Konsumwahn manipulierten Nachbarsfrauen. Was geht sie das an? Wie kommt sie überhaupt hierher? Geliebt fühlt sich Dominika nur von ihren Großmüttern †“ Halina, die im »Deutschenhaus« in der Altstadt wohnt, und Zofia, die sich 1943 das Leben nehmen wollte. Eines Tages, als sie bei Zofia im Garten unter dem Walnußbaum sitzt, taucht ein Historiker aus Kalifornien auf, der die Spur eines jüdischen Freundes verfolgt und wie beiläufig ins Gespinst der Lebenslügen hineinsticht, aus dem Dominika sich befreien will. Joanna Bator, die wohl stärkste neue Stimme der polnischen Literatur, erzählt in einer reichen, sinnlichen Sprache und mit giftiger Ironie von den Träumen, Ängsten und Hoffnungen einer von Krieg und Flucht traumatisierten Generation und von der Rebellion und Freiheitssehnsucht ihrer Kinder.

Der verlorene Vater von Edwidge Danticat – aus dem Englischen von Susann Urban

Kurzbeschreibung
Neun Geschichten über einen Mann, der von Haiti in die Vereinigten Staaten ausgewandert ist †“ angeblich auf der Flucht vor dem Duvalier-Regime, von dem er verfolgt und gefoltert wurde. Äußeres Zeichen dieses Schicksals ist eine lange Narbe. Erst im Erwachsenenalter erfährt seine in New York geborene Tochter, dass ihr Vater keineswegs Opfer, sondern Täter war, ein Mann, der alle Finessen des Folterns beherrschte, der das Leben unzähliger Menschen zerstörte. Die einzelnen in sich abgeschlossenen Kapitel zeichnen das Bild der haitianischen Gesellschaft zwischen Armut, Willkürherrschaft, Flucht und Auswanderung. Es kommen Menschen zu Wort, denen das Leben unter der paradiesischen Sonne Haitis zur Hölle wurde.

Zone von Mathias Énard – aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller

Kurzbeschreibung
Francis Mirkovic, alias Yves Deroy, sitzt im Pendolino von Mailand nach Rom, inkognito und erster Klasse reisend, und über ihm, mit einer Handschelle an der Gepäckstange gesichert, ein Metallkoffer voller Dokumente und Fotos – der „Koffer voller Toten“. Er enthält die Listen von Kriegsverbrechern, Waffenhändlern und Terroristen, die Francis als Agent des französischen Geheimdienstes in den Konfliktzonen des Mittelmeerraums zusammengestellt hat und an den Vatikan verkaufen will, um ein neues Leben zu beginnen. Erschöpft von Alkohol und Amphetaminen lässt er seinen Erinnerungen freien Lauf – an die Entsetzlichkeiten des Balkankrieges, in die er zwei Jahre als Söldner verwickelt war, an die Freunde, die neben ihm starben, an die Menschen von Algier bis Jerusalem, die er ausspionierte, an die Frauen, die er liebte: Stéphanie, die kein Kind „mit einem Barbaren wie ihm“ wollte, oder Sashka, die vielleicht noch in Rom auf ihn wartet. In einem einzigen Satz des symphonisch gestalteten inneren Monologs, im Stakkato des Nachtzugs, mäandernd, sich wiederholend, springt der Erzähler von Ereignis zu Ereignis – vom Blutbad der christlichen Phalange in Beirut 1982 zu Mussolinis Nordafrikakrieg, vom Den Haager Kriegsverbrecherprozess zu seinem Vater, der auf französischer Seite im Algerienkrieg folterte -, benennt die Gräuel aus der Geschichte und Gegenwart des Mittelmeers, die sich zu einem homerischen Fresko der Gewalt formen. Mit seinem Roman Zone erweist der junge Autor Énard einem Epos über den Krieg Reverenz, das zur Gründungsakte der europäischen Literatur wurde: Homers Ilias.

Yalo von Elias Khoury – aus dem Arabischen von Leila Chammaa

Kurzbeschreibung
So wie für Lawrence Durrell das alte Alexandria die Hauptstadt der Erinnerung war, ist für Elias Khoury das wiederaufgebaute Beirut die Hauptstadt der Amnesie. Yalo, der aus einer christlich-syrianischen Familie stammt, wächst in Beirut auf. Jung gerät er in eine der Milizen des Krieges. Nach dessen Ende wird er Wächter eines Waffenhändlers. In den Hügeln außerhalb Beiruts überfällt er nächtens Liebespaare, raubt und vergewaltigt †“ und verliebt sich in eines seiner Opfer, Shirin. Sie zeigt ihn an. Er wird festgenommen und gefoltert. Man zwingt ihn, sein Leben aufzuschreiben, immer neu, denn nie sind die Folterer zufrieden †“ selbst wenn er zugibt und ausmalt, was er gar nicht getan hat. So gerät Yalo außer sich. Im Schmerz trennt er sich von seinem Körper und erfindet sich im Geist. Mit jeder neuen Fassung verändert sich die Beschreibung, sie reichert sich an, sie franst aus, verschmutzt, färbt sich, oszilliert, sie nimmt ein Sprach- und Eigenleben an: Yalo †“ ein libanesisches Leben in Zeiten des Kriegs und Nachkriegs. Elias Khourys sprachmächtiger Roman erzeugt †“ mitreißend und erkenntnisstiftend zugleich †“ einen Taumel.

Venushaar von Michail Schischkin – aus dem Russischen von Andreas Tretner

Kurzbeschreibung
Warum haben Sie Asyl beantragt? Diese Frage muss der namenlose Erzähler mehrfach täglich ins Russische übersetzen. Er arbeitet als Dolmetscher für die Schweizer Einwanderungsbehörde bei Vernehmungen von Flüchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion. Doch beim Übersetzen des fremden Leids legt sich seine eigene Lebensgeschichte wie eine zweite Schicht um die Worte. Auch er ist ein Emigrant, der sich nach denen sehnt, die er nicht mehr um sich hat: nach seiner Frau und seinem Kind. Und plötzlich treten dem Dolmetscher neben seinen eigenen Erinnerungen und Gefühlen auch Geschichten aus anderen Welten und Zeiten entgegen. Auf faszinierende Weise erzählt Schischkin ein Jahrhundert russischer Geschichte und bettet außerdem das Leben des Dolmetschers durch Verweise in einen Kosmos der gesamten Weltkultur ein. „Venushaar† ist eine vielstimmige Parabel auf das verlorene Paradies †“ kunstvoll komponiert, stilistisch virtuos.

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Die Themen der eingereichten Werke sind so politisch wie privat: Liebe, Flucht, Asyl, Vaterliebe und Bruderkriege kennzeichnen das Spektrum; dahinter die Frage nach Menschlichkeit in finsteren Zeiten. Die kulturelle und geographische Vielfalt der Shortlist, die auch eine Vielfalt von Stimmen und Schreibweisen ist, zeigt einmal mehr, wie verwoben unsere Welt längst ist: Ein Schriftsteller aus Angola, der in Portugal lebt, ein Russe, der in der Schweiz Asylsuchende betreut, eine Haitianerin, die, in den USA aufgewachsen ist, von der Vergangenheit nicht loskommt, und eine Polin, die in enormer Dichte die großen Verwerfungen im kleinen Plattenbauleben einfängt†œ, teilte Marie Luise Knott, Mitglied der diesjährigen Jury, mit.

Quelle: Haus der Kulturen der Welt

Hans Joachim Schädlich erhält den Joseph-Breitbach-Preis 2011

Der Schriftsteller Hans Joachim Schädlich erhält den mit 50.000 Euro dotierten Joseph-Breitbach-Preis 2011. Dies teilte die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, die den Preis gemeinsam mit der Stiftung Joseph Breitbach vergibt, am 27.04.2011 mit.

Hans Joachim Schädlich wird damit für sein literarisches Gesamtwerk ausgezeichnet. „Die große Kunst dieses Autors besteht darin, dass seine Texte nichts abbilden und nichts nachbilden, aber ihr völliges Erfundensein direkt von den Vitalkräften des Lebens gespeist zu sein scheint„, heißt es in der Begründung der Jury.

Hans Joachim Schädlich, 1935 in Reichenbach (Vogtland) geboren, studierte Germanistik in Berlin und Leipzig und promovierte 1966 mit einer Arbeit über „Die Phonologie des Ostvogtländischen„. Von 1959 bis 1976 war er an der Ostberliner Akademie der Wissenschaften tätig, anschließend als freier Übersetzer. In der DDR nicht veröffentlicht und als Unterzeichner der Biermann-Resolution attackiert, konnte Schädlich im Dezember 1977 in die Bundesrepublik ausreisen. Seit 1979 lebt er in Berlin. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Zuletzt erschien im vergangenen Jahr sein Roman „Kokoschkins Reise“ bei Rowohlt. Der Titel wurde 2010 mit dem Internationalen Buchpreis Corine ausgezeichnet.

Die Preisverleihung findet am 23. September 2011 im Stadttheater Koblenz statt. Die Laudatio hält Ruth Klüger.

Quelle: Börsenblatt