Leseprobe Eragon 4 – Das Erbe der Macht von Christopher Paolini erscheint im November

„Endlich“, lautete der Kommentar meines mittlerweile 17-jährigen Sohnes, als ich ihm erzählte, dass der vierte und letzte Band der Eragon-Saga unter dem Titel „Das Erbe der Macht„  im November 2011 in der deutschsprachigen Übersetzung erscheinen soll. Christopher Paolini nimmt einen besonderen Stellenwert in unserem Haus ein, da er es vor fünf Jahren geschafft hat, meinen lesefaulen Sohn zu verführen. Der Verlag empfiehlt die Reihe 12- bis 15-Jährigen, aber viele Fans dürften heute schon viel älter sein und sich trotzdem auf das Finale freuen.

Wie das Börsenblatt heute berichtet, hat der 27-jährige US-amerikanische Autor das Manuskript des Drachenreiter-Finales Mitte Juli bei Random House in den USA abgegeben. Auf der offiziellen deutschen Website zur Eragon-Reihe des Münchner Verlags, der zur Random House Gruppe gehört, finden sich  ein exklusives Video-Interview mit Christopher Paolini sowie eine Textprobe des vierten Bandes. Die vor rund zwei Wochen eingerichtete deutsche Facebook-Seite mit Informationen zum vierten Band von „Eragon – Das Erbe der Macht“ hat heute bereits knapp 7000 Fans.

Leseprobe Eragon 4 – Das Erbe der Macht von Christopher Paolini
Copyrihgt © 2011 cbj – Münchner Kinder- und Jugendbuchverlag
Übersetzung: Michaela Link

Es war ein durchdringendes, schrilles, schauderhaftes Kreischen wie von Metall, das über Stein kratzt. Eragons Zähne vibrierten mit. Er
hielt sich die Ohren zu und verzog das Gesicht, während er sich umdrehte und versuchte, die Quelle des Lärms auszumachen. Saphira
warf den Kopf hin und her, und trotz des Getöses hörte er ihr gequältes Wimmern.
Eragon ließ den Blick zweimal über den Innenhof wandern, bevor er eine schwache Staubwolke bemerkte, die sich oben an der Mauer des Bergfrieds aus einem einen Fuß breiten Riss erhob. Der Riss war unter dem geschwärzten, teilweise zerstörten Fenster entstanden, wo Bloëdhgarm den Magier getötet hatte. Als das Kreischen an Intensität zunahm, ging Eragon das Risiko ein, die Hand von einem Ohr zu nehmen, um auf den Riss zu deuten.
»Da!«, rief er Arya zu, die bestätigend nickte. Er drückte sich die Hand wieder aufs Ohr. Unvermittelt brach das Kreischen ab. Eragon wartete einen Moment, dann ließ er langsam die Hände sinken und wünschte sich ausnahmsweise, sein Gehör wäre nicht gar so scharf.
Im gleichen Augenblick erweiterte sich der Riss, bis er mehrere Fuß aufklaffte, und raste an der Mauer des Bergfrieds hinab. Wie ein Blitz schlug er unten ein, zerschmetterte den Schlussstein über dem Torbogen des Turms und ließ kieselgroße Steine herabhageln. Die ganze Burg ächzte, und von dem zerstörten Fenster bis hinab zu dem zerbrochenen Schlussstein begann sich die Front des Bergfrieds vom Rest des Mauerwerks zu lösen und nach außen zu neigen.
»Lauft!«, rief Eragon den Varden zu, die bereits zu beiden Seiten des Innenhofs davonsprangen, verzweifelt darauf bedacht, von der gefährlichen Mauer wegzukommen. Eragon trat einen einzigen Schritt vor †“ jeder Muskel in seinem Körper war gespannt †“, während er versuchte, irgendwo in dem Gedränge der Krieger Roran auszumachen. Endlich entdeckte Eragon ihn. Er war hinter der letzten Gruppe
von Männern am Eingang eingezwängt. Roran brüllte die anderen wie wahnsinnig an, aber seine Worte gingen in dem Aufruhr unter. Dann sackte die Mauer mehrere Zoll in die Tiefe. Sie löste sich noch weiter vom Rest des Turms und ließ Steine auf Roran prasseln, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und zwang ihn, rückwärts unter den Schutz des Eingangs zu stolpern. Als Roran sich aus seiner geduckten Haltung aufrichtete, trafen sich ihre Blicke, und Eragon sah in seinen Augen ein Aufblitzen von Furcht und Hilflosigkeit, gefolgt von Resignation, als wisse Roran, dass er sich, wie schnell er auch rannte, unmöglich rechtzeitig in Sicherheit würde bringen können. Ein schiefes Lächeln umspielte Rorans Lippen.
Und die Mauer fiel.

Kurzbeschreibung
Das lang ersehnte, grandiose Finale der Eragon-Saga Ein schrecklicher Krieg wütet in Alagaësia. Alle Völker haben sich zusammengeschlossen und ziehen in den Kampf gegen Galbatorix, den grausamen Herrscher des Imperiums. Eragon weiß, dass er und Saphira ihm irgendwann gegenüberstehen werden. Treue Gefährten kämpfen an seiner Seite, allen voran die wunderschöne, kluge Elfe Arya. Doch der finstere König ist nahezu unbesiegbar, denn er besitzt die Macht zahlloser Drachen, deren Seelenhort, den Eldunarí, er an sich gerissen hat. Ein neuer Drache und ein neuer Drachenreiter verändern das Kräfteverhältnis. Wird Eragon Galbatorix besiegen können? Oder muss er sich geschlagen geben? Eine Prophezeiung besagt, dass Eragon Alagaësia für immer verlassen wird …

Über den Autor
Christopher Paolini hat nie eine öffentliche Schule besucht, sondern wurde von seiner Mutter zu Hause unterrichtet. Als Jugendlicher entdeckt er die Welt der Bücher. Hingerissen verschlingt er J. R. R. Tolkien, Raymond Feist, die nordischen Heldensagen – und erschafft mit 15 Jahren eine ganz eigene, komplexe Fantasy-Welt, Alagaësia. »Eragon« erscheint zunächst im Selbstverlag der Eltern und avanciert durch Mundpropaganda zum heimlichen Bestseller. Durch den Schriftsteller Carl Hiaasen auf das Buch aufmerksam gemacht, veröffentlicht Random House USA im September 2003 die Buchhandelsausgabe, die seitdem alle Rekorde bricht. Heute wird Christopher Paolini weltweit als Bestseller-Autor gefeiert. Er lebt mit seiner Familie in Paradise Valley, Montana.

Electrica – Lord des Lichts von Helene Henke [Rezension]

Electrica – Lord des Lichts von Helene Henke

Schottland, 1819. Auf der Isle of Mull, in dem kleinen Dorf Lochdon, sucht die junge hübsche Sue Beanton Zuflucht in Duart Castle, einem geheimnisumwobenen Schloss. Jemand ist ihr auf den Fersen und trachtet nach ihrem Leben. Im Schloss begegnet ihr der mysteriöse Lord Cayden MacLean. Er rührt nicht nur ihr Herz, sondern auch ihren Verstand. Durch ihn eröffnet sich ihr eine Welt, die sie nie für möglich gehalten hat. Cayden, ein überaus attraktiver Mann, bekennt sich nicht sofort zu seiner Liebe zu ihr, obwohl er ihrem Liebreiz und ihrer Anmut schon längst verfallen ist. Sein größter Feind, der grausame Baron Luthias, hat sich seine Vernichtung und die seiner großen Liebe zum Ziel gesetzt: „Cayden MacLean, erwarte meine Ankunft. Ich bin dein Mentor, du bist mein Geschöpf und ich werde dein Zerstörer sein.†œ
Mit diesem düsteren Versprechen macht sich der blutgierige und mächtige Vampir von London zur Isle of Mull auf, um seine Prophezeiung zu erfüllen.

Die Autorin Helene Henke lässt uns Leser teilhaben an einer Welt, in der die Elektrizität noch in den Kinderschuhen steckt, an der wunderschönen schottischen Landschaft und an der Industrialisierung Groß Britanniens. Sinnlich und romantisch, von der Autorin einfühlsam formuliert, wächst die Liebe zwischen Sue und Cayden. Hier treffen zwei Protagonisten aufeinander, die nicht nur vom Charakter her sehr unterschiedlich sind. Cayden, als Vampir geboren und nahezu unsterblich, ist seiner Zeit in technischen Dingen sehr weit voraus. Geschickt versteht er es, die Ideen, die noch ungereift in den Köpfen der ahnungslosen Erfinder schlummern, durch mentale Manipulation zu erwerben, um sie dann zu verwirklichen und sie gewinnbringend an den König von England zu veräußern. Doch was nützt ihm sein Reichtum, wenn er ihn nicht mit seiner Liebsten teilen kann? Seine Angst, sie durch die Liebe, die er für sie empfindet zu verlieren, ist übermächtig. Durch ein inneres Band mit seinem lange Jahre für tot gehaltenen Mentor und jetzigem Todfeind verbunden, weiß er, dass seine Liebe zu Sue für beide tödlich enden kann. Er kann zwar auch bei Tageslicht existieren, jedoch ohne seine besonderen Fähigkeiten, denn er wird verletzlich und sterblich. Erst nach Einbruch der Dunkelheit ist er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.
Obwohl Sue ziemlich ahnungslos und unerfahren ist, begibt sie sich mutig unter den Schutz Lord Caydens. Sie hat einen wachen Verstand und weiß ihn auch zu nutzen. Sie ist eine der wenigen Frauen in der Zeit, die lesen und schreiben kann. Von ihrem verstorbenen Vater dazu angehalten und von ihrer Tante, bei der sie lebt, unterstütz, beginnt sie schon in jungen Jahren ihre Gedanken aufzuschreiben, obwohl Papier in der damaligen Zeit kaum erschwinglich war. Ihr Mut und ihr Wissensdurst sind sehr imponierend. Auch als ihr Vertrauen zu Cayden auf eine harte Probe gestellt wird, hält sie unerschütterlich an ihrer Liebe zu ihm fest, sogar, als er ihr seine wahre Natur gesteht. In der Zeit, in der der Roman spielt, sind Aberglaube und Misstrauen gegenüber technischen Errungenschaften, die für uns heute selbstverständlich sind, unter den Bewohnern Schottlands noch tief verwurzelt. Automobile, Telefon oder Elektrizität sind für uns schon lange nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts jedoch die absolute Sensation, oder gar noch Hexenwerk und Zauberei.

Zu Beginn kam mir Cayden ein bisschen sehr abgeklärt und skrupellos vor. Doch im Verlauf der Geschichte gewinnt er immer mehr an Sympathie, besonders, als er sich endlich zu seiner Liebe zu Sue bekennt. Auch seine liebevolle Fürsorge für Sean, seinem geistig zurückgebliebenen Nachfahren, lässt ihn in einem anderen Licht erscheinen.
Baron Luthias, dessen Grausamkeit und Aussehen kaum zu überbieten sind, als er in London sein Unwesen treibt, wird von Helene Henke so anschaulich geschildert, dass eine Gänsehaut vorprogrammiert ist. Von Rachegelüsten getrieben, kennt er nur ein Ziel – die Vernichtung von Cayden und seiner Geliebten.

Das Buch ist flüssig und wunderbar anschaulich geschrieben, der Stil sehr gut der damaligen Zeit angepasst. Die Handlung stellt eine ausgewogene Mischung aus Fantasie und Wirklichkeit dar und ist dazu noch herrlich spannend. Ein Roman zum Träumen und Abschalten, ein bisschen zum Gruseln und manchmal sogar zum Schmunzeln – und auf jeden Fall auch etwas für Herz und Sinne! 😉

Kurzbeschreibung
„Der einzige Glaube, der zählt, ist der an den Fortschritt†œ — Lord Cayden Maclean, Vampir. – Nach vielen Jahrhunderten kehrt Lord Cayden Maclean zurück auf die Isle of Mull, um sich auf Duart Castle, dem Sitz seiner Vorfahren, seinen Forschungen in der Entwicklung der Electrica zu widmen. Anders als das Gaslicht, soll diese neuartige Lichtquelle seine Nacht zum Tag erhellen. Als Sue Beaton im Schloss auftaucht, um ihn als ihren Lehnsherrn um Beistand zu bitten, ist er auf Anhieb fasziniert von ihrer Schönheit und ihrem Verstand. Sie erweckt lange unterdrückte Emotionen in ihm, die seinen Feind Luthias auf seine Fährte locken. Mithilfe fortschrittlicher Technologien setzt dieser alles daran, die alte Fehde wieder aufzunehmen. Caydens Liebe zu Sue könnte ihm zum Verhängnis werden …

Über die Autorin
Helene Henke wurde 1964 in Krefeld geboren. Seit über zwanzig Jahren führen sie und ihr Mann eine glückliche Beziehung. Die zwei Söhne sind im Alter von zwanzig und zwölf Jahren. Zwischen den Kindererziehungsjahren absolvierte  Helene Henke zwei Ausbildungen, als Erzieherin und Industriekauffrau. Rastlos jobbte sie in den verschiedenen Berufen. Seit sieben Jahren arbeitet die Autorin in einem Multiplexkino. Ein Job, der ihr nach eigenen Angaben Freude macht, sie inspiriert und in ihrem Leben Platz lässt für das, was sie wirklich tun möchte †“ Schreiben. „Denn manchmal bedarf es seine Zeit bis man seinen Weg gefunden hat. Doch das Warten hat sich gelohnt“, berichtet Helene Henke auf ihrer Homepage.

Der Lesekreis bedankt sich bei Angie für diese wundervoll ausführliche Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Electrica – Lord des Lichts von Helene Henke ist im Juni 2011 im Sieben Verlag erschienen. Die Taschenbuchausgabe umfasst 200 Seiten und ist für 14,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Quelle Foto: Helene Henke – Homepage

Blutlinien: Richelle Meads Vampire Academy geht weiter – ohne Rose

Am 01.07.2011 ist mit „Schicksalsbande“ (orig. Titel: Last Scarfice) der sechste und letzte Teil der Vampire Academy-Reihe der US-amerikanische Fantasy-Autorin Richelle Mead in der deutschsprachigen Übersetzung im LYX Verlag erschienen. Mittlerweile hat die beliebte Autorin auf ihrem Blog angekündigt, dass es eine spin-off-Reihe unter dem Titel „Bloodlines“ geben wird. „Blutlinien“ spielt wieder in der Welt der Moroi, Strigoi und Dhampire – allerdings ohne Rose. „Rose braucht eine Pause, sonst würden schlimme Dinge mit ihr passieren„, begründet Richelle Mead ihre Entscheidung ohne Rose und Dimitri weiter zu schreiben. In der neuen Reihe liegt der Fokus auf Sydney, Jill, Adrian, und Eddie, Charaktere, die schon im ersten Teil „Blutschwestern“ eine Rolle gespielt haben.

Kurzbeschreibung:
Blut lügt nicht. Sydney ist Alchimistin und gehört zu einer Gruppe von Menschen, die versucht, durch Magie die Welt der Menschen und Vampire zu überschreiten. Sie schützen nicht nur das Geheimnis der Vampire, sondern auch Menschenleben. Als Sydney mitten in der Nacht aus ihrem Bett gerissen wird, denkt sie spontan, dass sie bestraft wird, weil sie sich für Rose und die Dhamphire eingesetzt hat. Aber es ist viel schlimmer. Jill Dragomir, die Schwester der Moroi-Königin Lissa, ist in tödlicher Gefahr. Die Moroi müssen sie verstecken. Zur Vermeidung eines Bürgerkrieges ist Sydney bestimmt worden als Jills Wächterin und Beschützerin zu fungieren. Sie flüchten dahin, wo niemand sie vermutet und suchen würde, in ein Internat in Palm Springs, Kalifornien. Doch statt Sicherheit bei Amberwood Prep zu finden, entdeckt Sydney, dass die Katastrophe gerade erst beginnt…

Bloodlines erster Teil wird in der Ich-Erzählperspektive aus der Sicht von Sydney erzählt. Zunächst waren drei Bücher mit abwechselnden Erzählperspektiven geplant, doch Sydney hat den Weg bereits geebnet, berichtet Richelle Mead. In englischsprachigen Ländern erscheint der erste Teil bereits am 23. August 2011. Wann die deutschsprachige Übersetzung auf den Markt kommt, steht noch nicht fest. Im Moment laufen noch Verhandlungen mit den Verlagen. Der Titel den zweiten Teils steht allerdings schon fest. „The Golden Lily“ (Die goldene Lilie) erscheint im Frühjahr 2012 – vorausgesetzt, der Verlauf der Schwangerschaft und die Geburt ihres Kindes verläuft so wie erhofft.

Richelle Mead über Bloodlines:

Unter Bloodlinesseries.com findet sich mehr zur neuen Buchreihe von Richelle Mead.

Quelle: Blue Succubus Livejournal von Richelle Mead

P.S.: Richelle Mead hat übrigens berichtet, dass es im nächsten Jahr noch einen Nachschlag über Rose und Dimitri in Russland gibt. Es wird zwar kein Roman sein, aber dafür eine Anthologie mit Kurzgeschichten. 😉

MeeresBlau von Britta Strauss [Rezension]

Schillernd und sinnlich: MeeresBlau von Britta Strauss

Nach dem Tod seiner Eltern kehrt der Meeresbiologe Christopher Jacobsen heim auf die Isle of Skye, um sich um seine jüngere Schwester zu kümmern. Nicht nur der tragische Verlust verändert das Leben der Geschwister schlagartig, denn seltsame Wandlungen gehen in Christopher vor und das Meer übt eine magische Anziehungskraft auf ihn aus.

Auf einer Tiefseeexpedition, die ihn zusammen mit einer Crew von Wissenschaftlern vor die Küste Chiles führt, gewinnt der tödliche Zauber seiner wahren Natur an Kraft. Hin- und hergerissen zwischen seinem Leben an Land, seiner Liebe zu der Tiefseeexpertin Maya und der Verlockung, in seiner wahren Gestalt in die undurchdringlichen Abgründe der Meere zu tauchen, muss er sich entscheiden, bevor es zu spät ist.

MeeresBlau“ ist die faszinierende Liebesgeschichte zweier Personen, die unterschiedlicher nicht sein können, und die dennoch das gleiche Ziel verfolgen, nämlich, dem Ruf ihrer großen Liebe bedingungslos zu folgen und die Natur zu beschützen. „Wir haben uns die Erde nur geliehen„, bekommt hier eine neue Bedeutung.

Christopher Jacobsen, Dozent für Meeresbiologie an der Universität von St. Andrews in Schottland, ist ein äußerst attraktiver, anziehender Mann – dunkel und geheimnisvoll. Maya Mawatha, die Leiterin des Instituts für Meeresbiologie auf Skye, ist eine atypische Protagonistin. Die geniale, leidenschaftliche Wissenschaftlerin mit indianischen Wurzeln ist eher bodenständig und verträumt, ein wenig chaotisch und dennoch auf ihre Art faszinierend. Die Anziehungskraft zwischen Chris und Maya ist von Beginn an spürbar. Chris und seine Schwester Jeanne begleiten die Expedition auf der FS Astero an die Küste vor Chile. In diesem Mikrokosmos an Bord des Schiffes bleibt auch der Crew und den Wissenschaftlern nicht lange verborgen, dass Christopher sich verändert. Das Meer zieht ihn magisch an und er unternimmt immer häufiger heimlich nächtliche Tauchgänge in die Tiefen des Ozeans. Nur die Liebe zu Maya und seine Schwester Jeanne lassen ihn letztendlich an Bord zurückkehren. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse…

Die Botschaft von Britta Strauss, dass nichts selbstverständlich ist und wir unsere Erde nicht als unser Eigentum betrachten dürfen, wird in diesem Roman sehr deutlich. Weder kitschig noch klischeehaft, öffnet sie eine Welt, in der sich Fiktion und Realität auf wunderbare Weise mischen. Die 33-jährige Autorin sagt über sich, dass sie schreibt, um sich selbst zu entführen. Um nachts durch ferne Wälder zu laufen, auf einem Pferderücken dahinzufliegen, in die Tiefen des Universums einzutauchen oder mit Walen zu schwimmen. Und sie schreibt, um ihre Leser zu entführen…

Das ist ihr einmal mehr gelungen. Bereits in ihrem Roman „Nathaniels Seele“ hat Britta Strauss einen magischen Bogen über die Geschichte der Indianer gespannt, hier taucht man direkt durch die glitzernde Oberfläche hinab in eine neue unbekannte Welt.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und warte schon jetzt voller Sehnsucht auf eine Fortsetzung.

Der Lesekreis bedankt sich bei Kerstin für die schöne Buchbetrachtung.

MeeresBlau“ ist im Juli 2011 im Sieben Verlag erschienen. Die Taschenbuchausgabe umfasst 248 Seiten und ist für 16,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Schattendämonen 02: Nybbas Nächte von Jennifer Benkau [Rezension]

Der 2. Teil der Schattendämonen-Reihe: Nybbas Nächte von Jennifer Benkau

Nicholas und Joana führen in Portugal ein ruhigeres Leben. Doch es ist ihnen nur eine kurze Zeit vergönnt, denn nach einem Angriff einiger Inanen (manipulierte Menschen) müssen sie ihr kleines Paradies schon wieder verlassen. Ein mächtiger Dämonenfürst ist ihnen auf die Spur gekommen. Jo muss nun endlich ihre Fähigkeiten als Clerika trainieren, um zu überleben. Nicholas kennt nur ein Ziel, er will seine über alles geliebte Joana, seinen Menschen, beschützen. Auf der Flucht vor ihren Feinden reisen sie durch halb Europa in das kalte Island zu Rut Jensdottir, einer abtrünnige Clerika. Sie lebt in recht armseligen Verhältnissen mit ihrer Tochter Sunna in einem Vorort von Reykjavik und erklärt sich bereit, Joana zu unterrichten. Dafür verlangt sie von Nicholas eine Gegenleistung. Er soll Nachforschungen über einen mächtigen Dämon anstellen, der die Halbdämonenkinder, sogenannte Fuchsmenschen, in Island um sich zu einem großen Rudel geschart hat. Als ihre Liebe und das Vertrauen zueinander in Gefahr geraten, und vor allem Joanas Leben bedroht wird, schwört Nicholas einem zweiten Dämonenfürst Treue, was in seiner Welt eigentlich seinen Untergang zur Folge hat. Somit sind die Konflikte vorprogrammiert, deren Lösung schmerzhafte Opfer fordert…

Der nahtlose Übergang in den zweiten Band beschert dem Leser, wieder einmal ein wunderbares Lesevergnügen. Wer das Düstere, Melancholische aus dem ersten Band liebt, ist hier bestens aufgehoben. Spannend und geheimnisvoll, blutrünstig und düster, bedrückend und manchmal gnadenlos erzählt Jennifer Benkau die Fortsetzung und taucht den Leser in das Wechselbad der Gefühle zwischen Joana und Nicholas. Die Liebe der beiden widerspricht allen Regeln, da sie auf verschiedenen Seiten stehen und deshalb von ihresgleichen gejagt werden. Diese ungewöhnliche Welt der Dämonen, die die Autorin geschaffen hat, ist weder leicht zu erklären noch zu verstehen und dennoch ist das kein Hindernis für uneingeschränktes Lesevergnügen. Selten sind die Charaktere so unterschiedlich wie in diesem Roman. Es gibt kein Gut und Böse oder schwarz und weiß im herkömmlichen Sinne, sondern ein faszinierendes Grau, mit all seinen Facetten und Schattierungen. Da ist Nicholas, den man einfach lieben muss, trotz seiner zum Teil grausamen und rücksichtslosen Art. Eben noch vernichtet er auf sehr brutale Weise seinen Gegner, kurze Zeit später überrascht er den Leser mit einer unerwartet zärtlichen, romantischen Geste. In seinem Menschenkörper lebt der Dämon Nybbas. Er verwandelt sich nicht auf die bekannte Art in einen Dämon, sondern verlässt als Schatten einfach seine menschliche Hülle, die leblos zurück bleibt, um sich durch die Emotionen der Menschen zu nähren. Nach einer gewissen Zeit wird der Körper wieder von ihm ausgefüllt. Beide sind eine Einheit, ein Körper mit zwei Seelen. Er liebt seine Joana fast bis zu Selbstaufgabe.
Joana, mit den Problemen aus ihrer Vergangenheit behaftet, versucht ihre Angst vor seiner wahren Gestalt in den Griff zu bekommen. Obwohl auch sie ihn liebt, schreckt sie vor seiner dämonischen Art zurück. Doch auch sie lernt dazu und akzeptiert ihn schließlich so wie er ist – als Dämon ein blutrünstiges Monster.

Was mir persönlich gut gefällt, ist, dass niemand versucht, den anderen zu ändern oder in ein bestimmtes Schema zu pressen. Die düstere Stimmung, die sich unterschwellig durch den gesamten Roman zieht, passt wunderbar. Beachtenswert sind auch die Nebenakteure. Elias ist eine liebgewonnene Figur aus dem ersten Band. In seinem Körper lebt der Ilyan, ein Racheengel. Er ist verbunden mit Nicholas, aber leider nicht so wie Elias es sich wünscht. Er sieht in Joana eine Konkurrentin um die Gunst des Nybbas. Tomte Raik Svalanson, ein Kitsume, bietet Nicholas und Joana seine Hilfe an, jedoch nicht selbstlos wie zunächst gedacht. Demjan Choskeih, ein mächtiger Dämon, agiert lange Zeit ziemlich geheimnisvoll. Über seine wahren Motive lässt die Autorin uns lange Zeit im Dunkeln, was die Spannung noch erhöht. Die schwerkranke Rut, die Sunna liebt wie eine Tochter, die sie nie haben kann, da ihr von den Clerika ziemlich übel mitgespielt wurde. Auch diese Liebe ist genauso ungewöhnlich wie die von Nicholas und Joana.

Wie schon so oft führt Jennifer Benkau den Leser auf eine falsche Fährte. Verdutzt versucht man zu ergründen, wann man falsch abgebogen ist, bis man überrascht die winzigen Spuren, die die Autorin gelegt hat, erkennt und somit auch die logischen Zusammenhänge erfasst. Vermeintliche Feinde entpuppen sich als Verbündete. Alles was einem manchmal abwegig erscheint, bekommt plötzlich einen Sinn. Vieles kommt einem zunächst grausam und unmenschlich vor, doch wer sich auf diese faszinierende Dämonenwelt einlässt, wird mit Spannung und einigen überraschenden Momenten belohnt. Ach, man könnte noch so vieles aufzählen, aber … einfach lesen und genießen, es lohnt sich!

Es ist ratsam zuvor den ersten Teil zu lesen, da man sonst manche Zusammenhänge schwer begreifen wird. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Fortsetzung. Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr. Er ist flüssig, bildreich und spannend und bietet alles, was ein Roman braucht, um zu fesseln. Sehr viele Fragen sind noch offen und ich freue mich, wenn es bald mit Nicholas und Joana weitergeht.

Der Lesekreis bedankt sich bei Angie für diese schöne, ausführliche Rezension und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Die Liebe verleiht Flügel, so sagt man. Doch manchmal sind Flügel nicht genug, um zwei Welten zu überspannen … Einen Dämon zu lieben, stellt eine ganz besondere Herausforderung dar. Dies war Joana klar, als sie sich mit Nicholas in einen Kokon geliehener Zeit eingesponnen hatte. Als wie aus dem Nichts ihre Feinde zuschlagen, gerät alles ins Wanken, woran Joana glaubt und lässt die Seifenblase der Illusion eines normalen Lebens platzen. Zur Verteidigung bleibt Joana nur eine Möglichkeit: Sie muss endlich lernen, ihre Clerica-Kräfte zu beherrschen und sucht auf Island eine abtrünnige Dämonenjägerin auf, um sich von ihr trainieren zu lassen. Doch muss sie schnell feststellen, dass unter dem grünlichen Schein der Aurora Borealis über dieser geheimnisvollen Insel nichts ist, wie es scheint. Nicholas indes steht eine harte Prüfung bevor, denn sein Vertrauen zu Joana wird tief erschüttert. Seiner großen Liebe Glauben zu schenken, kostet den Nybbas einen schier unbezahlbaren Preis …

Nybbas Nächte erscheint in der Taschenbuchausgabe am 15.06.2011 im Sieben Verlag.

Mehr von und über die Autorin Jennifer Benkau findet sich hier im Lesekreis oder auch hier in einem Interview.