Ferdinand von Schirach erhält japanischen Buchhandelspreis Honya TaishŠ 2012

Der deutsche Strafverteidiger und Schriftsteller Ferdinand von Schirach erhält den japanischen Buchhandelspreis „Honya TaishŠ 2012“ für seinen internationalen Bestseller „Verbrechen„.

Der „Große Preis der Japanischen Buchhandlungen“ wird seit 2004 jährlich an japanische Autorinnen und Autoren verliehen. Über die Vergabe des Honya TaishŠ stimmen die japanischen Buchhändler ab. Ähnlich wie beim „Deutschen Buchpreis“ hat die Vergabe unmittelbar Einfluss auf die Buchverkäufe.

Erstmals wurde in diesem Jahr ein Sonderpreis für ein übersetztes Buch vergeben. Ferdinand von Schirach ist damit der erste internationale Preisträger dieser wichtigen Auszeichnung.

Der japanische Übersetzer Shinichi Sakayori wird an der Preisverleihung teilnehmen und Schirachs Dankesrede verlesen.

Quelle: Piper Verlag

Preise der Leipziger Buchmesse 2012 für Herrndorf, Viragh und Baberowski

Am 15.März 2012 wurden in der Glashalle des Leipziger Messegeländes die Preise der Leipziger Buchmesse in den Kategorien Belletristik an Wolfgang Herrndorf, Übersetzung an Christina Viragh und Sachbuch/Essayistik an Jörg Baberowski verliehen.

Seit 2005 werden am ersten Buchmessetag die mit jeweils 15.000 Euro dotierten Literaturpreise in den drei Kategorien vergeben. In diesem Jahr reichten 147 Verlage insgesamt 470 Titel ein. Die siebenköpfige Kritikerjury nominierte jeweils fünf Autoren bzw. Übersetzer für die Shortlist. Ausgezeichnet werden herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen, die bis zur Leipziger Buchmesse 2012 erschienen sind.

Kategorie Belletristik

Wolfgang Herrndorf erhielt in der Kategorie Belletristik den Preis der Leipziger Buchmesse für seinen im November 2011 im Rowohlt Verlag erschienen Roman „Sand„.

Ein furioser Abenteuerroman, ein faszinierend verwirrender Antiagenten-Thriller, der so waghalsig wie gekonnt mit verschiedenen Ebenen jongliert„, lautete die Begründung der Jury. Da Wolfgang Herrndorf aufgrund seiner Krankheit an der Preisverleihung nicht teilnehmen konnte, nahm Robert Koall, ein enger Freund und Dramaturg seiner Stücke sowie Chefdramaturg am Staatstheater Dresden, den Preis in Empfang.

Kurzbeschreibung
„Er aß und trank, bürstete seine Kleider ab, leerte den Sand aus seinen Taschen und überprüfte noch einmal die Innentasche des Blazers. Er wusch sich unter dem Tisch die Hände mit ein wenig Trinkwasser, goß den Rest über seine geplagten Füße und schaute die Straße entlang. Sandfarbene Kinder spielten mit einem sandfarbenen Fußball zwischen sandfarbenen Hütten. Dreck und zerlumpte Gestalten, und ihm fiel ein, wie gefährlich es im Grunde war, eine weiße, blonde, ortsunkundige Frau in einem Auto hierherzubestellen.“ Während in München Palästinenser des „Schwarzen September“ das Olympische Dorf überfallen, geschehen in der Sahara mysteriöse Dinge. In einer Hippie-Kommune werden vier Menschen ermordet, ein Geldkoffer verschwindet, und ein unterbelichteter Kommissar versucht sich an der Aufklärung des Falles. Ein verwirrter Atomspion, eine platinblonde Amerikanerin, ein Mann ohne Gedächtnis †“ Nordafrika 1972. Ein mitreißender Agententhriller †“ und noch viel mehr: ein literarisches Abenteuer, ein außerordentlicher Roman.

Kategorie Übersetzung

Eine Herkulesaufgabe für einen Übersetzer: Christina Viragh hat für Péter Nádas†™ 1700 Seiten umfassenden Roman Parallelgeschichten eine atmosphärisch sehr dichte und genaue, vom Düsteren ins Helle schwingende Sprache gefunden„, begründete die Jury die Wahl der ungarisch-schweizerischen Schriftstellerin und Übersetzerin.

Péter Nádas „Parallelgeschichten“ sind im Februar 2012 im Rowohlt Verlag erschienen. Der Autor hat 18 Jahre daran gearbeitet, Christina Viragh brauchte für die Übersetzung sechs Jahre.

Kurzbeschreibung
Zwanzig Jahre nach seinem international gefeierten Buch der Erinnerung legt Péter Nádas sein Opus maximum vor. Als die Parallelgeschichten 2005 in Ungarn erschienen, wurden sie als ein «Krieg und Frieden des 21. Jahrhunderts» begrüßt. 1989, im Jahr des Mauerfalls, findet der Student Döhring beim Joggen im Berliner Tiergarten eine Leiche. Mit dieser kriminalistischen Szene beginnt der Roman, eröffnet zugleich aber auch die weitgespannte Suche nach dem düsteren Geheimnis einer Familie. Es ist die Geschichte der Budapester Familie Demén und ihrer Freunde, deren persönliche Schicksale mit der ungarischen und deutschen Vergangenheit verknüpft werden. Die historischen Markierungen sind die ungarische Revolution 1956, die nachrevolutionäre Zeit, der ungarische Nationalfeiertag am 15. März 1961 und, rückblickend, die Deportation der ungarischen Juden 1944/45 und die Vorkriegszeit der dreißiger Jahre in Berlin. Der Roman entwirft ein Panorama europäischer Geschichte, in einer überwältigenden Fülle von Geschichten, die keine realistische Konstruktion zu einer Story vereinen könnte. Die eine große Metaerzählung des Romans jedoch bilden die Geschichten der Körper, die für Nádas zum Schauplatz der Ereignisse werden. Der männliche und weibliche Körper und seine Sexualität prägen die Lebenswirklichkeit der Personen, sie sind das «glühende Magma», das «in der Tiefe ihrer Seele oder ihres Geistes ruhende Zündmaterial», das die Parallelgeschichten zur Explosion bringt. Aufgrund seines analytischen Scharfblicks und der Kraft seiner Personengestaltung stellt die internationale Kritik Péter Nádas neben Proust. Wenn dessen großer Roman am Beginn einer literarischen Moderne steht, dann mag diese in den Parallelgeschichten ihre Vollendung finden.

Kategorie Sachbuch/Essayistik

Jörg Baberowski bekam in der Kategorie Sachbuch/Essayistik den Leipziger Buchpreis 2012 für „Verbrannte Erde: Stalins Herrschaft der Gewalt“ zugesprochen.

Warum wurde der Traum von einer besseren Gesellschaft in Blut ertränkt? Jörg Baberowski beantwortet diese Frage auf neue Weise in einer packenden Gesamtdarstellung der stalinistischen Gewaltherrschaft„, meint die Jury in der Begründung. „Verbrannte Erde: Stalins Herrschaft der Gewalt“ erschien im März 2012 im Beck Verlag. Jörg Baberowski bedankte sich bei der Preisverleihung bei seiner Frau dafür, dass sie „Stalin“ über so eine lange Zeit als Gast in ihrem Haus ertragen hat.

Kurzbeschreibung
Stalins Gewaltherrschaft fielen Millionen Menschen zum Opfer. Sie verhungerten, verschwanden im „Archipel Gulag“ oder wurden im Laufe der „Säuberungen“ von Partei, Staatsapparat und Militär ermordet. In seinem großen, berührenden Buch entwickelt Jörg Baberowski neue Perspektiven auf die stalinistischen Verbrechen und führt den Leser hinab in die paranoide Welt des sowjetischen Diktators. Die Bolschewiki wollten eine neue Gesellschaft erschaffen und träumten vom neuen Menschen. Doch reicht es aus, auf das bolschewistische Projekt der Modernisierung zu verweisen, um die stalinistischen Gewaltexzesse zu erklären? War Stalins Terrorherrschaft eine notwendige Folge der kommunistischen Ideologie? Das bolschewistische Projekt, so die These des Buches, bot eine Rechtfertigung für den Massenmord. Aber es schrieb ihn nicht vor. Es war Stalin, ein Psychopath und passionierter Gewalttäter, der den Traum vom neuen Menschen im Blut der Millionen erstickte. Er war Urheber und Regisseur des Terrors, der erst mit seinem Tod aufhörte. Er errichtete eine Ordnung des Misstrauens und der Furcht, in der jedermann jederzeit zum Opfer werden konnte. Wer in dieser Weise den inneren Preis der Leipziger Buchmesse 2012 in der Kategorie Sachbuch/Essayistik!

Kitt einer Gesellschaft zerstört, der hinterlässt auch in den Seelen der Menschen verbrannte Erde. „Lasst, die ihr eingeht, jede Hoffnung fahren“, steht über Dantes Höllentor. Dieser Satz hätte auch an den Grenzpfählen der Sowjetunion stehen können.

Quelle: Leipziger Buchmesse

Wolfgang Herrndorf gewinnt Leipziger Buchpreis 2012 in der Online-Abstimmung

Am Freitag, 9. März 2012, wurde das Ergebnis der Online-Abstimmung zum Preis der Leipziger Buchmesse 2012 veröffentlicht.

Klarer Publikumsliebling ist Wolfgang Herrndorfs jüngstes Werk „Sand„. Schon im letzten Jahr gewann Herrndorf die Publikumsabstimmung mit „Tschick„. 1.315 Bücherfans beteiligten sich in 2011 an der Abstimmung – in diesem Jahr gaben 1.450 Teilnehmer ihre Stimme ab und wählten Wolfgang Herrndorfs „Sand“ mit 32 Prozent (464 Stimmen) auf den ersten Platz.

Die 7-köpfige Jury entschied sich 2011 für den österreichischen Schriftsteller und Übersetzer Clemens J. Setz und seinen Roman †œDie Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes†œ. Am 15. März 2012 gibt die Jury bekannt, welche von den fünf Nominierten in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung den Preis der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr mit nach Hause nehmen können.

Neben Wolfgang Herrndorf sind Anna Katharina Hahn (Am Schwarzen Berg), Thomas von Steinaecker (Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und anfing zu träumen), Sherko Fatah (Ein weißes Land) und Jens Sparschuh (Im Kasten) auf der Shortlist der Kategorie Belletristik nominiert.

Das Publikumsvoting ist hoch spannend für die Verlage und den Handel, nimmt aber keinen Einfluss auf die Jury-Entscheidung„, erklärt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse.

Quelle: Börsenblatt

Schweizer Lyriker Klaus Merz erhält Friedrich-Hölderlin-Preis 2012

Der 66-jährige Schweizer Schriftsteller Klaus Merz erhält in diesem Jahr den mit 20.000 Euro dotierten Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg für sein Gesamtwerk. Den mit 7.5000 Euro dotierten Förderpreis zum Friedrich Hölderlin-Preis erhält die 32-jährige deutsche Schriftstellerin und Buchgestalterin Judith Schalansky für ihren Roman „Der Hals der Giraffe“.

Der Friedrich-Hölderlin-Preis wird seit 1983 von der Stadt Bad Homburg gemeinsam mit der Stiftung Cläre Jannsen vergeben.

Die Jury begründete ihre Entscheidung für Klaus Merz wir folgt: „Der Friedrich-Hölderlin-Preis 2012 der Stadt Bad Homburg wird Klaus Merz für sein literarisches Werk verliehen, in dem sprachliche Lakonie und Präzision, Formbewusstsein und künstlerische Leichtigkeit eine seltene Verbindung eingehen. Wie wenige Autoren vermittelt Klaus Merz das Gefühl, nicht erfundene Figuren in den Mittelpunkt seiner Geschichten zu stellen, sondern Menschen. Als Erzähler horcht er in das gewöhnliche Leben hinein, als Lyriker in die gewöhnlichen Wörter. Viereinhalb Jahrzehnte währt sein öffentliches Schreibleben nun. Es hat Literatur von hohem Rang gezeitigt.

Die Jury begründete ihre Entscheidung für Judith Schalansky wie folgt: „Der Förderpreis zum Friedrich-Hölderlin-Preis 2012 wird an Judith Schalansky für ihre Prosa „Der Hals der Giraffe“ verliehen, in der sich die Erzählerin als Kartografin einer Weltgegend im Windschatten der Wiedervereinigung und als prägnante Porträtistin ihrer so fesselnden wie verstörenden Hauptfigur, der Biologielehrerin Inge Lohmark, erweist. ‚Bildungsroman†™ nennt die Autorin ihr Buch. Die Entwicklungshoffnung dieses klassischen Genres mündet bei ihr ins Endspiel einer untergehenden Lebensform. Stil und Atmosphäre des Buches sind stupend. Diese Autorin ist ein Versprechen für die Literatur der Gegenwart.

Der Hölderlinpreis und der Förderpreis werden am Sonntag, den 3. Juni 2012, im Rahmen eines Festakts im Kurtheater in Bad Homburg von Oberbürgermeister Michael Korwisi und Kulturdezernentin Beate Fleige überreicht. Die Laudatio auf Klaus Merz hält der Schriftsteller und letztjährige Preisträger Arno Geiger.

Quelle: Bad Homburg

Gregor Sander erhält den Preis der LiteraTour Nord 2012 für „Winterfisch“

Der 43-jährige deutsche Autor Gregor Sander erhält den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord.

Der Literaturpreis wird zum Abschluss der Lesereise LiteraTour Nord am 19. April 2012 verliehen. Die Lesereise führt Gregor Sander durch verschiedene öffentliche Kultureinrichtungen, Buchhandlungen sowie die Universitäten in Bremen, Hannover, Lübeck, Lüneburg, Oldenburg und Rostock. Der Preis der LiteraTour Nord wird seit 1992 von der VGH Stiftung ausgelobt.

Die Jury würdigte Gregor Sanders bisheriges Werk, insbesondere seinen 2011 im Wallstein Verlag erschienenen Erzählungsband „Winterfisch„. Darin zeichne Sander mit großer Sensibilität und Präzision Charaktere, deren Biographien durch die jüngere Geschichte Deutschlands beeinflusst und beschädigt worden seien. Neben der charakteristischen Zeichnung der Landschaften und spezifischen Ausleuchtung der Handlungsräume, trage besonders der lakonische, kühle Tonfall Sanders zur atmosphärischen Dichte und zum Eindruck der Geschlossenheit bei, den die Erzählungen als Ganzes vermittelten.

Kurzbeschreibung „Winterfisch“
Der Ostseeraum bildet die Kulisse für Gregor Sanders neue Erzählungen. Große Geschichte(n) in kleiner Form. Meisterhaft. Diese Erzählungen spielen in Rerik, am Nord-Ostsee-Kanal, auf Gotland, in Helsinki, Klaipeda … Sie handeln von Menschen, die unterwegs sind und zugleich in ihren Schicksalen gefangen: wortkarge Seebären, des illusionierte Künstler, angebetete Frauen. So unterschiedlich die Geschichten auch sind, sie haben doch alle etwas gemeinsam. Sie erzählen von Sehnsüchten – nach geliebten Menschen, nach einem freien Leben oder nach dem einfachen Gefühl, verstanden zu werden. Und sie ziehen den Leser immer wieder in ihren Sog: Zwei Männer, Freunde seit einem halben Leben, gehen zusammen auf einen Segeltörn, den sie zum vierzigsten Geburtstag geschenkt bekommen haben. St. Petersburg ist das Ziel. Ihre Frauen versprechen zum Abschied Abenteuer und Weiße Nächte. Der Alltag dann auf See ist nicht eben aufregend. Wie viel Welt Gregor Sander jedoch in die beengte Situation an und unter Deck holt, das ist außerordentlich. Ins Bild geraten die Lebenswege der beiden, die Möglichkeit, nach dem Ende der DDR 1990 endlich Medizin studieren zu können, das Scheitern, ein neues Leben in Berlin, Saufen, Versuche, eine Familie zu gründen, Kinder; und die kleinen und großen Geheimnisse.

Sanders Erzählen wirkt karg, fast verschwiegen; wie die Leute, wie die nördliche Landschaft. Mit wenigen Strichen, so diskret wie präzis, zeichnet der Autor Schicksale, die unter die Haut gehen.

Die Titelerzählung „Winterfisch“ wurde 2009 in Klagenfurt mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet.

Gregor Sander, geboren 1968 in Schwerin, lebt in Berlin. Er absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Schlosserlehre und eine Ausbildung zum Krankenpfleger, studierte dann in Rostock einige Semester Medizin, schließlich in Berlin Germanistik und Geschichte, besuchte die Berliner Journalistenschule und debütierte 2002 mit dem Erzählungsband „Ich aber bin hier geboren†œ. 2007 wurde er mit seinem Roman „Abwesend†œ für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Die Preisverleihung findet am 19. April 2012 in Hannover im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in den Räumen der VGH Versicherungen, Schiffgraben 4, statt. Die Laudatio hält Elmar Krekeler, Literaturkritiker und Redakteur der „Welt“.

Quelle: LiteraTour Nord