Lesenswert! Pergamentum von Heike Koschyk [Rezension]

Oktober im Jahr des Herrn 1188
Und plötzlich wurden alle Elemente und Geschöpfe von einem schrecklichen Beben erschüttert.
Feuer, Luft und Wasser brachen hervor und brachten die Erde in Aufruhr.

Die Prophetin und Äbtissin Hildegard von Bingen ist seit 9 Jahren tot. Kaiser Friedrich Barbarossa plant einen Kreuzzug gegen Jerusalem. Die junge, adlige Elysa von Bergheim folgt dem Ruf ihres Bruders und macht sich in Begleitung des Mainzer Kanonikus Clemens von Hagen auf den Weg zu dem Stammsitz der Eltern nach Bergheim, um dort als Statthalterin zu fungieren.

Elysa verbrachte den Großteil ihres Lebens bei den Großeltern in Mainz. Nach dem Tod der Mutter verließ sie im Alter von 8 Jahren ihr Elternhaus. Ihr Onkel Bernhard von Oberstein ermöglichte ihr all jene Bücher zu studieren, die nach allgemeiner Auffassung den Frauen nicht zugänglich sein durften. Das Verhältnis zu Elysas Bruder ist durch ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit schwer gestört. Die Aussicht, ihm erneut zu begegnen, ist ihr unbehaglich.

Auch deshalb lässt sie sich von Clemens von Hagen überzeugen, sich im Kloster Eibingen, das auf der Reiseroute nach Bergheim liegt, für vier Tage verkleidet und unter falschem Namen als Novizin und Handwerkstochter aufnehmen zu lassen. Clemens von Hagen sucht einen Vorwand in Eibingen Station zu machen, um unauffällig eine Botschaft vom Mainzer Erzbischof im Kloster abgeben zu können.

Eibingen gehört zum Mutterkloster Rupertsberg. Clemens von Hagens Mission ist die Aufklärung der schrecklichen Vorkommnisse in dem von Hildegard von Bingen gegründeten Filialkloster: Eine Nonne starb unter Krämpfen, eine weitere beinahe bei einem Brand, der das Kloster fast zerstört hätte. Adalbert von Zwiefalten, ein Mönch und Vertrauter von Hildegard von Bingen, kam unter mysteriösen Umständen ums Leben. Der Reliquienschrein der Äbtissin wurde geplündert und zerstört. Das Ansehen und die Heiligsprechung der Prophetin ist in Gefahr und letztendlich das gesamte Christentum, denn der Teufel persönlich treibt in Eibingen sein Unwesen.

Elysa ist intelligent genug, um zu wissen, dass der Teufel niemals in Menschengestalt auftreten kann. Neugierig und beherzt will sie den Ursachen auf den Grund gehen. Sie ahnt nicht, dass weitere Morde geschehen und sich der machthungrige Exorzist Radulf von Braunshorn bereits auf den Weg nach Eibingen gemacht hat. Auch Clemens von Hagen ahnt nichts von den großen Gefahren, die in Eibingen lauern. Ebenso wenig ahnt er, als er Eibingen verlässt, um die Delegation, die den Leichnam von Adalbert von Zwiefalten zurückführt, einzuholen, dass er selbst sich in große Gefahren begibt. Er hofft jedoch, mehr über die Todesursache und den Anlass der Reise des Mönches zu erfahren und über die seltsame Sprache, in der der Mönch bei seinem Eintreffen in Eibingen gesprochen hat. Was hat es mit rätselhaften Pergament auf sich, das er bei seinem Tod fest umklammert hielt?

Im Verlauf des Romans begleitet der Leser für vier Tage abwechselnd die beiden Protagonisten Elysa von Bergheim und Clemens von Hagen. Mehr Zeit bleibt nicht, denn nach Ablauf der vier Tage soll Elysa die Jungfrauenweihe erhalten.  Während Elysa an dem Leben im Kloster teilnimmt und es schafft, das Vertrauen einiger Nonnen zu gewinnen, kämpft Clemens von Hagen gegen Wegelagerer, Intrigen und nicht zuletzt gegen die starken Naturgewalten.

Heike Koschyk hat Pergamentum geschrieben, während sie für die Biografie „Hildegard von Bingen – Ein Leben im Licht“ recherchierte und daran arbeitete, heißt es im Anhang. Ein Umstand, der diesem spannenden historischen Roman zugute kommt. Ihre fundierten Kenntnisse über das Leben im 12. Jahrhundert, und über das Wirken von Hildegard von Bingen, zeichnen ihn aus.

Hildegard von Bingen gilt als eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters. Bereits zu Lebzeiten wurde sie wie eine Heilige verehrt. Durch eigene Denkansätze setzte sie neue Impulse, was gerade für Frauen in dem Zeitalter nicht einfach war. Zu Lebzeiten befasste sie sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie ist in dem Roman allgegenwärtig. Einige der weiblichen Figuren spiegeln die wissenschaftlichen Bereiche, mit denen sich die Äbtissin auseinandergesetzt hat, wieder. So steht zum Beispiel die Nonne Ida für ihren außergewöhnlichen starken Charakter und Gottesglauben. Auch sie hat Visionen und Lichterscheinungen, die die Handlung entscheidend prägen. Die Naturwissenschaft kommt in der Medica Jutta zum Ausdruck. Anschaulich und glaubhaft wird beschrieben, wie mit Pflanzen und Edelmetallen gegen Krankheiten vorgegangen wurde.

Die sprachliche Qualität ragt deutlich aus der Masse der historischen Romane heraus. Heike Koschyk vermittelt in Pergamentum einen detaillierten Einblick in das Klosterleben im 12. Jahrhundert und erzählt dazu eine spannende Geschichte wie dieses feste Gefüge durch Machtgier, Politik, Verschwörung, aber auch durch menschliche Schwächen und Visionen, ins Wanken gerät. Ein lesenswerter Roman!

Die gebundene Ausgabe umfasst 426 Seiten und ist am 27.08.2009 im Verlag Rütten & Loening erschienen. Pergamentum ist für 19,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Kurzbeschreibung
Eine junge Frau kämpft gegen einen teuflischen Feind. Sie muss einen Mörder finden, um das Erbe Hildegards von Bingen zu bewahren – und den Untergang der ganzen Christenheit zu verhindern. An einem Abend im Jahr 1188 klopft ein Mönch, ausgemergelt und mit fratzenhafter Miene, an die Pforte des Klosters Eibingen. Die Nonnen glauben, der Antichrist sei gekommen. Doch es ist Bruder Adalbert, früher ein gern gesehener Gast bei der seligen Hildegard von Bingen. Am nächsten Morgen liegt der Mönch tot im Skriptorium, in der Hand ein rätselhaftes Pergament. Gegen ihren Willen soll die Adelige Elysa als zukünftige Novizin den Mord aufklären. Als sie das Kloster erreicht, brennt die Kirche und eine Nonne wird tot aufgefunden. Der einzige Hinweis ist das Pergament, auf dem Worte in der Geheimsprache Hildegards abgefasst sind. Bald ahnt Elysa, dass es nicht nur um einen Kampf zwischen Gut und Böse, sondern um das Überleben der gesamten christlichen Welt geht.

Über die Autorin
Heike Koschyk wurde 1967 in New York geboren und wuchs in Hamburg und Travemünde auf. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Fünfzehn Jahre arbeitete sie in ihrer eigenen Modeagentur und leitete nach der Ausbildung zur Heilpraktikerin eine Naturheilpraxis mit Schwerpunkt Klassischer Homöopathie.
Bereits als Kind hatte sie den großen Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Doch erst nach der Veröffentlichung eines Praxisbuches für Therapeuten fasste sie den Mut, ihren lang gehegten Traum zu verwirklichen und begann, Kriminalromane zu schreiben. 2008 erhielt sie den Agatha-Christie-Krimipreis.

Lesenswert! Das Leben ist kein Ponyhof von Lara Fritzsche [Rezension]

Lesenswert! Das Leben ist kein Ponyhof von Lara Fritzsche [Rezension]

Das Leben ist kein Ponyhof†œ von Lara Fritzsche, mit dem Untertitel „Die unbekannte Welt der Abiturienten†œ, erschien 2009 bei Kiepenheuer & Witsch. In einer geglückten Mischung aus Fiktion und Sachbuch wird hier die Alltagswelt einer Kölner Abiturklasse beschrieben, die Fritzsche ein Jahr lang begleitet hat. Der zeitliche Bogen reicht vom Winter vor dem Abitur bis zum Winter nach dem Abitur, umspannt also die Zeit des Lernens, der Prüfungen, Abi-Ball und -Fahrt und schließlich die verschiedenen Aufbrüche danach. Ausdrücklich möchte die Autorin den medial vermittelten Extrembeispielen †“ zwischen Komasaufen und Preisverleihungen †“ entgegenwirken, indem sie die alltägliche Normalität in den Fokus rückt. Die Bandbreite der Themen ist wirklich umfassend: Schule, Internet, Bildungsghetto Gymnasium, Party und Alkohol, Sex und Freundschaften, Prüfungen und Bewerbungsgespräche, Essproblematiken, Ablösung von den Eltern, Zukunftssorgen und Ideologien, schließlich auch die ersten Zerfallserscheinungen im Freundeskreis – es fehlt eigentlich kein Aspekt.

Lara Fritzsche hat ihr gesammeltes Material nach eigenen Aussagen in ihrem Figurenkreis verdichtet. Ebenso erfolgreich bündelt sie die Themen in achtzehn aussagekräftige Kapitel, die je nach Interessenschwerpunkt immer wieder aufgeschlagen werden können. Dabei kommen aber nicht nur „Alexa†œ, „Sophia†œ, „Tim†œ und „Jan†œ zu Wort, sondern ebenso Umfrageergebnisse, Statistiken und soziologische Studien. So bietet jeder Themenkomplex eine recht zuverlässige Datenbasis in einer anschaulichen Kombination. Naturgemäß erscheint einem dabei nicht alles neu †“ das ist nicht Fritzsches Versagen, sondern liegt darin begründet, dass bestimmte entwicklungspsychologische Konstanten nun mal nicht in jeder Generation neu erfunden werden.

Umso interessanter wird es dort, wo die beschriebene Generation deutlich definierten Veränderungen gegenübersteht: den Kommunikationsmöglichkeiten im Internet, dem Verhältnis zu den Eltern und damit zur „Rebellion†œ, dem „reformierten†œ Universitätsbetrieb, dem scheinbaren Post-Feminismus. Dies sind einige der augenfälligsten Prägestöcke dieser „Generation Casting†œ, wie Fritzsche sie bezeichnet – und sie prägen im Übrigen nicht nur die Altersklasse der Abiturienten. Fritzsche ist dabei ein Glücksfall für das Projekt: sie ist selbst nur fünf Jahre älter als ihre knapp volljährigen Kontakte und kann deren Sprache ohne Peinlichkeit protokollieren. Anbiederung findet nicht statt. Zugleich ist sie aber eben doch entscheidende fünf Jahre älter und wo die Abiturienten noch sehr mit sich selbst beschäftigt sind, verlängert Fritzsche deren Material in den gesellschaftlichen Kontext hinein.

Im Kapitel über das ‚Leben im Internet‘ zu Anfang des Buches wird detailliert dargestellt, wie selbstverständlich die Inszenierung im Netz für die „Digital Natives†œ ist. Hier geht es noch viel um Spaß und um das Gestalten eines möglichst interessanten Profils; außerdem zeigt Fritzsche nachvollziehbar, wieviel echte Kommunikation und gegenseitige Zuwendung über virtuelle Kanäle stattfindet †“ soziale Netzwerke eben. Die meisten sind sich über die Bedingungen, unter denen das funktioniert, im Klaren und akzeptieren trocken, wenn Daten und Bilder ohne ihre Kontrolle weiterwandern. Im späteren Teil des Buches verbindet Fritzsche diesen Darstellungsdrang und -zwang aber auch mit den Gesetzmäßigkeiten außerhalb des Internets.

„Für sich werben, sich anpreisen, sich verkaufen – das kennen sie alle. Sie gehören zur Generation Casting †“ müssen immer und überall bereit sein, sich ordentlich zu präsentieren. Isabell musste erst unbezahlt Probe arbeiten im Club, bis sie als Kellnerin engagiert wurde. Sogar Tobi und Dennis mussten für ihre Zivijobs über ihre Stärken und Schwächen Auskunft geben und das, obwohl sie voraussichtlich Flure kehren und Mahlzeiten umherkutschieren werden. Selbst für einen Babysitterjob musste Dani einmal einen Lebenslauf einreichen, sich dem Fragenkatalog der Eltern stellen und danach unter Aufsicht eine unbezahlte Probestunde mit dem kleinen Mädchen verbringen. Nicht ungewöhnlich. Kein Nebenjob ohne Probearbeitstag, kein WG-Zimmer ohne Bewerbungsgespräch, keine Beziehung, ohne nicht vorher einem umfassenden Bildungscheck unterzogen zu werden. Überall wird man geprüft, befragt, durchleuchtet und gebeten, „mal kurz seinen Werdegang zu umreißen.†œ

Gleichzeitig werden die Abiturienten mit Erwartungshaltungen seitens bereits etablierter gesellschaftlicher Instanzen †“ zum Beispiel in den Medien oder von der Elterngeneration †“ konfrontiert, die an ihrer Situation vorbeizuzielen scheinen.

„Die Vorwürfe an ihre Generation kennen sie nur allzu gut. Hier ein Leitartikel, dort ein Dossier. Gerade ist wieder in einer überregionalen Zeitung ein Essay über die Jugend ohne Ideale erschienen. Auch in diesem Text kommen sie nicht so gut weg. „Wie sind denn die ganzen Journalisten zu ihren Jobs bei FAZ und Co. gekommen? Haben die ihre Chefs alle beim Kiffen kennengelernt oder was?†œ polemisiert [Jana]. Die Freunde lachen, sie haben den Artikel auch gelesen und sich schon darauf gefreut, wie Jana sich darüber aufregen würde. „Nein, Quatsch, ich weiß es†œ, fährt sie fort, „wahrscheinlich kennen die sich von einer Demo, und weil der Autor so engagiert gegen den Vietnamkrieg angebrüllt hat, bekam er gleich ein eigenes Büro und `ne junge Sekretärin, die Revoluzzer spielt, wenn er Bock drauf hat. […] Jana spricht ihr aus der Seele. Sie kennt diese Forderungen nach Auflehnung und Rebellion nur zu gut. Ihrem Vater fällt es schwer, die passive Reaktion der Tochter auf die veränderten Bedingungen zu verstehen, wo sie doch sonst so schlau und aufgeweckt ist. Dieses Übermaß an Pragmatismus ist ihm fremd. Er will nicht glauben, dass seine alte Allzweckwaffe, das Demonstrieren, nichts mehr bringt. Aber die Welt, wie sie heute ist, verändert nicht mehr der Kanzler, sondern der Markt. Und der lässt sich nicht umstimmen †“ der reagiert bloß verstimmt.†œ

Spätestens bei dem Kapitel über die Bedingungen eines Bachelor-Studienganges mit dem bezeichnenden Titel Punkt für Punkt / Uni für Anfänger, wird aber klar, wie ernst die veränderten Rahmenbedingungen genommen werden müssen. Das Studium ist jedenfalls auch kein Ponyhof.

Ein anderes verstaubt wirkendes Politikum hat sich eine gewisse Aktualität bewahrt, wie Fritzsche treffsicher herausarbeitet. Vor dem Abitur gilt feministisches Gedankengut zwar als überholt und auch der „Neue Feminismus†œ mit seinen ‚Alphamädchen‘ als unnötig:

Benachteiligung im Beruf, ungleiche Rollenverteilung im Privatleben und Bevormundung durch die Politik? Das gibt†™s doch alles längst nicht mehr, denken Rike, Alexa und Sophia. Ihre Mütter dürften ja auch alles: arbeiten gehen, Geld ausgeben und Entscheidungen treffen. Wieso also auflehnen? Mit den Errungenschaften der Elterngeneration im Rücken scheinen diese Probleme hinfällig geworden zu sein. „Wieso? Wir sind doch längst gleichberechtigt†œ, sagen die heute Dreizehn- bis Zwanzigjährigen. Eine gute Ausgangsposition, um sich selbst als ‚bitch‘ zu bezeichnen. Oder wahlweise wieder ein bisschen mit seiner Mädchenhaftigkeit zu kokettieren. Ein weiterer Trend, der längst sein Maskottchen gefunden hat †“ eine kleine japanische Katze: Hello Kitty.†œ

Doch schon in bestimmten Aspekten von Sexualität wie Pornographie oder Doppelmoral deuten sich Zwiespältigkeiten an, die die Mädchen aber noch offensiv für sich lösbar halten. Im Leben nach dem Schulabschluss treffen sie nun auf uneingestandene Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechts mit denen sie niemals gerechnet hätten. Sie gingen fest davon aus, dass ihre Fähigkeiten und Leistungen immer †“ so wie auf dem Gymnasium †“ angemessen honoriert würden. Auch manche ihrer privaten Strategien †“ ob im Club oder im Zusammenleben †“ stellen sich als Knieschüsse heraus. Und so endet das Kapitel mit der Erkenntnis: „Und ob sie den Feminismus als Bewegung noch brauchen, das beantworten sie auch nicht einstimmig. Aber dass sie an dem Thema als Frauen nicht vorbeikommen, das ist jetzt klar.†œ

Die Einbettung in größere gesellschaftliche Zusammenhänge macht „Das Leben ist kein Ponyhof†œ lesenswert für alle Altersklassen. Lara Fritzsches Gestaltung besticht dabei durch eine besonders angenehme Motivation: echtes Interesse an ‚der unbekannten Welt der Abiturienten‘.

Kurzbeschreibung
Generation ICH.
Nie zuvor ist mehr von Abiturienten erwartet worden: Sie sollen zügig und fleißig studieren, zugleich ihre Träume verwirklichen, fürs Alter vorsorgen und dabei bloß keine Spießer werden. Viele Kinder sollen sie auch noch bekommen – aber was wollen sie selbst? Abiturfeier in einem Kölner Gymnasium. Der Moment, auf den alle so lange gewartet haben, ist endlich da. Stolz und Euphorie liegen auf den Gesichtern von Alexa, Tim und Rike – und ein Hauch Wehmut. Denn jetzt gilt es! Zu keiner Zeit hatten Deutschlands Abiturienten so viele Optionen wie heute: In Australien einen Bachelor machen? In London ein Praktikum? Einen deutsch-französischen Doppelstudiengang? Alles ist möglich, nur Scheitern nicht erlaubt. Ein Jahr lang hat die 25-jährige Journalistin Lara Fritzsche eine Abschlussklasse begleitet. Die Zeit reicht von Silvester, als alle miteinander noch einmal unbeschwert feiern wollen, über die Prüfungen, Abschlussfeiern, Bewerbungen, Auslandsreisen bis zum Umzug und Studienbeginn. Weihnachten treffen sie sich wieder und ziehen Bilanz. Ein Jahr der großen Entscheidungen. Und keine darf vermasselt werden, denn der Druck ist riesig. Lara Fritzsche schildert anschaulich, was heute im Abitur verlangt wird und wie sich Abiturienten darauf vorbereiten. Und warum ein ordentlicher Vollrausch dabei manchmal durchaus zuträglich ist. Was den 18-/19-Jährigen Familie und Freundschaft, Liebe und Sex bedeuten – und was das Internet damit zu tun hat, dass sie reifer und zynischer sind, als es Abiturienten noch vor zehn Jahren waren. Feinfühlig und äußerst unterhaltsam zeichnet sie das Bild einer Generation, die keine Illusionen mehr hat und trotzdem das Gute will, für die Welt und für sich selbst.

Über die Autorin
Lara Fritzsche, geboren 1984, absolvierte nach dem Abitur ein Volontariat beim Kölner Stadt-Anzeiger und arbeitete anschließend dort als Redakteurin im Ressort Bildung. Seither studiert sie Germanistik und Psychologie in Bonn und schreibt als freie Journalistin.

Die 215 Seiten umfassende gebundene Ausgabe von „Das Leben ist kein Ponyhof“ ist am 24.09.2009 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen und für 17.95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Gabi für diese schöne aussagekräftige Rezension und beim Verlag Kiepenheuer & Witsch für die Überlassung des Rezensionsexemplares.

Neues von Richelle Mead: Dark Swan/Sturmtochter [Rezension]

Neues von Richelle Mead: Dark Swan/Sturmtochter [Rezension]

Die 26 jährige Protagonistin Eugenie Markham wurde von ihrem Stiefvater Roland zu einer machtvollen Schamanin ausgebildet. Von ihm hat sie auch den Namen Odile Dark Swan, nach dem schwarzen Schwan in Schwanensee erhalten. Sie lebt in Tucson und verdient sich ihren Lebensunterhalt damit, ungebetene magische Geschöpfe, die hier in der realen Welt den Menschen das Leben schwer machen, in die magische „Anderswelt“ zurückzuschicken, oder sie für ewig in das Totenreich der Göttin Persephone zu verbannen.

Odile erhält den Auftrag die 15-jährige Jasmin, die von Aeson, einem der Könige der Feinen, in die „Andere Welt“ entführt wurde, zurückzuholen. Damit begibt sie sich in große Gefahr, denn plötzlich machen ihr sehr viele magische Geschöpfe nicht nur unsittliche Anträge, sondern trachten ihr auch nach dem Leben. Da trifft sie den geheimnisvollen und gut aussehenden Kiyo und verbringt eine leidenschaftliche Nacht mit ihm.

Kiyo und König Dorian, mit dem sie ebenfalls ein erotisches Abenteuer verbindet, wollen ihr bei ihrem schwierigen Auftrag helfen. Doch dann erfährt sie, wer ihr richtiger Vater war und was es mit der dunklen Prophezeiung, die sie betrifft, auf sich hat. Wird sie sich ihrem magischen Erbe stellen?

Die Autorin hat es in dem Fantasy-Roman verstanden den Leser durch magische Geheimnisse, knisternde Erotik und einen gut aufgebauten Spannungsbogen zu fesseln. Einige unvorhersehbare Wendungen im Laufe der Geschichte versetzten einen in Erstaunen, und die offenen Fragen, die uns Richelle Mead hinterlässt, lassen auf eine spannende Fortsetzung hoffen.

Die Geschichte erscheint zu Anfang komplex, aber bereits nach wenigen Seiten hat man sich gut in die Thematik eingelesen. Besonders die flüssige stil- und humorvolle Schreibweise in Ich-Form hat mir gut gefallen, und ich freue mich auf die Fortsetzung in weiteren Büchern mit Odile Dark Swan. Für alle, die das Genre lieben, hat Richelle Mead eine gelungene Alternative für Erwachsene zu ihren Vampire Academy-Büchern, die doch eher die jüngeren Leser unter uns anspricht, geschrieben.

Band 2 der Dark Swan-Reihe erscheint am im September 2010 unter dem Titel „Dornenthron“ ebenfalls im LYX Verlag. Die Schamanin Eugenie Markham alias Odile Dark Swan muss sich noch an ihre neue Rolle als Königin des Dornenlandes gewöhnen und bekommt es mit einem perfiden Gegner zu tun….

Kurzbeschreibung
Eugenie Markham ist eine mächtige Schamanin, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdient, Geister und andere übernatürliche Geschöpfe zu bannen, die in die irdische Welt einbrechen. Sie erhält den Auftrag, ein junges Mädchen zu suchen, das vermutlich von Feen entführt wurde. Dazu muss sie selbst in die magische Welt der Feen reisen – ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen. Unterstützung erhält sie von dem geheimnisvollen Gestaltwandler Kiyo, der ihr nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht einfach nicht mehr aus dem Sinn will. In der Welt der Feen macht Eugenie außerdem eine Entdeckung, die alles in Frage stellt, was sie bislang zu wissen glaubte.

Über die Autorin
Richelle Mead wurde in Michigan geboren. Sie hat Kunst, Religion und Englisch studiert. Nach dem Erfolg ihres Romans ‚Succubus Blues‘ hat sie mit Vampire Academy ihre erste Jugendbuchserie an den Start gebracht, mit der ihr auf Anhieb der Sprung auf die amerikanischen Bestsellerlisten gelang. Weitere Infos unter: www.richellemead.com

Über den Übersetzer
Frank Böhmert, 1962 in Berlin geboren, hat einen Sommer lang auch mal Schmuck auf Märkten und Rummelplätzen verkauft. Seit 1994 ist er ausschließlich als Literaturübersetzer und Autor tätig. Zu seinen eigenen Veröffentlichungen gehören Hörspiele und Kurzgeschichten. „Der Elefant auf dem Dach“ ist sein erster Roman.#

Dark Swan/Sturmtochter ist am 15.05.2010 im LYX Verlag erschienen. Die Taschenbuchausgabe umfasst 366 Seiten und ist für 12,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Leserkreis bedankt sich bei Angie für die schöne Rezension und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung des Rezesionsexemplares.

Gute Fantasy-Krimi-Action: Dämonenmal von Lilith Saintcrow [Rezension]

Gute Fantasy-Krimi-Action: Dämonenmal von Lilith Saintcrow

Jill Kismet ist nach dem Tod ihres Lehrmeisters Mikhail die oberste Dämonen-Jägerin in ihrer Stadt Santa Luz. Sie beschützt die Menschheit, indem sie nachts auf ihren Streifzügen durch die dunklen Gassen Jagd auf die sogenannte „Höllenbrut“ macht.
Vor seinem Tod konnte Jills Lehrmeister sie noch dazu überreden einen Handel mit einem Dämon einzugehen, von dem beide gleichermaßen profitieren. Jills Sinne sind daraufhin geschärft und ihre Kräfte größer.
Nach einem grausamen Mordanschlag auf vier Polizisten, wird sie zu den Ermittlungen herangezogen. Auch das FBI wird auf diese Mordserie angesetzt und schickt sein Martindale-Kommando, zwei Werkatzen, die mit Jill an diesem Fall zusammenarbeiten sollen, in den Einsatz. Der Hauptverdächtige ist ein entartetes Werwesen. Mit von der Partie ist auch Saul Dustcircle – Werkatze und Fährtenleser aus einem Reservat. Er wird bei Jill untergebracht. Eine anfängliche Antisympathie schlägt langsam in eine sanfte Romanze um.

Der Roman wird aus der Perspektive von Jill erzählt und beginnt mit einer Rückblende, als sie den symbiotischen Pakt mit dem Dämon Perikles eingeht. Man stößt zwischendurch immer wieder auf Rückblenden über Jills schwierige Vergangenheit. Leider werden nicht alle Fragen geklärt und es bleibt zu hoffen, dass sich dieses Bild in den nächsten Bänden genauer zusammenfügt. Jill ist knallhart und extrem sarkastisch. In starkem Kontrast dazu stehen die sanften Bande, die zwischen ihr und Saul entstehen. In dem Buch folgt eine Kampfszene der nächsten. Bis auf Jill bleiben die Charakterisierungen der anderen Figuren ziemlich nebulös. Außergewöhnlich sind in dem Buch die ständigen in Kursivschrift eingefügten Gedankenfragmente und Bemerkungen der Protagonistin. So hat der Lesende die Möglichkeit die Gespräche und Gedankengänge, die die Protagonistin mit sich selbst führt, mitzuverfolgen. Das Buch ist voller Action und sehr fantasievoll ausgeschmückt. Jill trägt einen silbernen Talisman im Haar, der klimpert und Funken sprüht, ihre Augen sind verschiedenfarbig, sie besitzt eine Peitsche, die in Überschallgeschwindigkeit zuschlagen kann. Sie ist auf jeden Fall ein ähnlich exotisches Exemplar wie die Vampirjägerin Buffy.

Das Dämonenmal ist ein gelungener Auftakt, und wer auch gerne mal gute Fantasy-Krimi-Action liest und nicht unbedingt eine gefühlsgeladene Liebesgeschichte darin verwoben haben möchte, dem ist das Buch unbedingt zu empfehlen. Einen Extrapunkt erhält die Autorin für das angefügte Glossar. Da man auch hier wieder auf einige neue Begriffe, Wesen und Utensilien stößt, ist die Erklärung im Anhang oftmals hilfreich.

Kurzbeschreibung
Nach dem Tod ihres Meisters Mikhail ist Jill Kismet die oberste Jägerin ihrer Heimatstadt und unterstützt die Polizei im Kampf gegen übernatürliche Geschöpfe. Der Kuss eines Dämons hat Jill erstaunliche Fähigkeiten und Kräfte verliehen. Da wird sie an den Schauplatz eines grausamen Verbrechens gerufen: Ein Unbekannter hat vier Polizisten ermordet und verstümmelt, und die Polizei vermutet, dass ein Gestaltwandler die Tat begangen haben könnte. Jill erhält Unterstützung von dem gut aussehenden Werpuma Saul, für den sie schon bald tiefere Gefühle hegt. Aber kann die hartgesottene Jägerin ihm gegenüber ihre Seele öffnen?

Über die Autorin
Lilith Saintcrow wurde in New Mexico geboren. Sie begann ihre Karriere als Schriftstellerin 2004 mit der erfolgreichen Watcher-Serie. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann, drei Kindern und einem Haus voller Katzen in Vancouver, Washington.

Die 364 Seiten umfassende Taschenbuchausgabe ist am 15.04.2010 im Egmont-LYX Verlag erschienen und für 9,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Doc Jane für diese anschaulich geschilderten Eindrücke zu Lilith Saintcrows Dämonenmal und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung des Rezensionsexemplars.

Vampire, Feen und Liebe: Der Venuspakt von Jeanine Krock [Rezension]

Der Venuspakt von Jeanine Krock

Nuriya ist eine Fee. Nach dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern wendet sie sich von der Magie ab, verlässt ihre Heimat und wird zur Einzelgängerin. Ihre Herkunft und ihre magischen Fähigkeiten verdrängt und verleugnet sie komplett. Als ihre Tante sie um Hilfe bittet, kehrt sie widerwillig in ihre Heimatstadt zurück.

Dort trifft sie auf Kieran, einen sehr mächtigen Vampir. Kieran ist ein Kämpfer des „Hohen Rates“ und hat die Aufgabe, die Gesetze der „Anderswelt“ zu schützen. Kieran wird von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen gequält. Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Frau, der schon Jahrhunderte zurückliegt. Er ist davon überzeugt verflucht zu sein und nie wieder eine Geliebte und Seelenverwandte zu finden.

Nuriya und Kieran fühlen sich sofort zueinander hingezogen, aber beide wehren sich gegen ihre aufkeimende Liebe und sind davon überzeugt, dass ihre Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhen. Als Nuriya in Lebensgefahr gerät, rettet Kieran sie, obwohl er damit gegen die Regeln des Rates verstößt. Sein Handeln stürzt die beiden in ein absolutes Gefühlschaos und der Frieden zwischen Feen und Vampiren gerät in Gefahr. Der Venuspakt, das Bündnis, das den Frieden aufrecht erhält, muss erneuert werden und Nuriya spielt dabei eine wichtige Rolle. Böse Mächte der „Anderswelt“ wollen die Erneuerung des Bündnisses verhindern und bedrohen das Leben von Nuriya.

Ein schöner Liebesroman, der mit allem aufwartet, was wir Mystik-Fans lieben. Vampire, Feen und Wandelwesen tummeln sich darin. Da am Anfang die Schauplätze oft gewechselt werden und auch viele Personen auftauchen, hat man ein bisschen Mühe in die Geschichte einzutauchen. Aber dann entfaltet sich ein spannender Roman mit einer verzwickten Liebesgeschichte und einer Verschwörung im Hintergrund. Die Spannung hält bis zum Schluss. Ob es zu einem Happy-End kommt, oder nicht, wird natürlich nicht verraten. Das Gesamtpaket von Liebe, Schmerz, Spannung, knisternder Erotik und Action stimmt und man wird rundum gut unterhalten. Wenn man die kleinen Startschwierigkeiten erst einmal hinter sich hat, kann man das Buch nur schlecht aus der Hand legen. Wer dieses Genre liebt, liebt auch diesen Roman.

Kurzbeschreibung
Als die Fee Nuriya den Blick eines Fremden spürt, ahnt sie sofort, dass ihr Leben aus den Fugen geraten wird. Kieran ist ein Vampir und tötet jeden, der es wagt, die magische Ordnung zu stören. Doch die widerspenstige Feentochter berührt sein Herz. Als sie in Lebensgefahr gerät, verstößt Kieran selbst gegen die Regeln des Venuspakts, der den Frieden zwischen Feen und Vampiren seit vielen Jahrhunderten aufrechterhält …

Über die Autorin
Jeanine Krock ist 1962 in Braunschweig geboren und aufgewachsen. Die Autorin war als Kostümbildnerin und Model-Bookerin in verschiedenen europäischen Ländern tätig.
In den 80er Jahren hat Jeanine Krock die Post-Punk-Ära intensiv gelebt. Sie machte Mode, schrieb für verschiedene Gothic- und Vampire-Fanzines und lebte zeitweise in der damaligen Szene-Metropole London. Später engagierte sie sich für diverse Onlineprojekte und sammelte Erfahrung in Webgestaltung und der Entwicklung von Drehbüchern für digitale Lernprogramme. In den letzten Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Erfinden von Geschichten neu und schrieb ihren ersten Roman: „Wege in die Dunkelheit“

Der Venuspakt erschien erstmals 2006 und wurde im Juli 2009 vom LYX Verlag neu aufgelegt. Die Taschenbuchausgabe umfasst 332 Seiten und ist für 8,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Lilli für ihre geschilderten Eindrücke über das Buch und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplars.