Kurzbeschreibung
Sie nennen ihn nur noch den Mordhof, den einsam gelegenen Hof der Danners in Tannöd. Eine ganze Familie wurde in einer Nacht ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Gemocht hat sie kaum jemand, mürrische, geizige Leute waren sie und den ein oder anderen hat der alte Bauer wohl auch übers Ohr gehauen. Aber selbst die Kinder wurden grausam ermordet, und so geht die Angst um im Dorf, denn vom Mörder fehlt jede Spur. Unheimlich wird es, weil man jeden Schritt des Mörders mit verfolgt, ihn beobachtet bei seinen alltäglichen Verrichtungen, ohne seine Identität zu kennen. Die spannende Unruhe, die einen bis zum Ende nicht verlässt, löst sich erst auf, wenn das Mosaik komplett ist. Die Autorin legt mit ihrem Debüt nicht nur einen dramatischen, literarisch reizvollen Kriminalroman vor. Sie zeichnet schonungslos und eindrücklich das Porträt einer bigotten und ganz und gar nicht idyllischen dörflichen Gemeinschaft mit einem traumatischen Beziehungsgeflecht, das schließlich zum Mord führt. Dem Buch liegt ein ungeklärter Mordfall an einer Bauernfamilie zugrunde.
Über die Autorin
Andrea Maria Schenkel, geboren am 21. März 1962 in Regensburg, ist eine deutsche Schriftstellerin.
Sie veröffentlichte im Jahr 2006 ihr Romandebüt Tannöd, der auf einem ungeklärten Mordfall im bayerischen Hinterkaifeck basiert. Für diesen Roman erhielt sie 2007 den Deutschen Krimi Preis und den Friedrich Glauser-Preis. Für das Hörbuch zum Roman erhielt sie 2007 zusammen mit Monica Bleibtreu den CORINE-Weltbild-Leserpreis. Für ihren zweiten Roman Kalteis wurde sie 2008 ebenfalls mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet.
Im Jahr 2007 produziert der Norddeutsche Rundfunk (NDR) ein 70 minütiges Hörspiel des Romans Tannöd (Hörspielbearbeitung und Regie: Norbert Schaeffer). Mit Kalteis lässt Schenkel ihrem Debüt einen weiteren Kriminalroman folgen, in dem es um einen Frauenmörder geht. Auch dieser Roman basiert auf einem historischen Fall.
Ihr Romandebüt Tannöd verkaufte sich bislang mehr als 550.000 Mal (Stand:Januar 2008).
Plagiatsvorwürfe
Der Journalist Peter Leuschner wirft Andrea Maria Schenkel vor, ihr Roman Tannöd sei ein Plagiat seiner Bücher „Hinterkaifeck. Deutschlands geheimnisvollster Mordfall“ (1978) und „Der Mordfall Hinterkaifeck“ (1997). Die Autorin habe, so Leuschner, Passagen teilweise annähernd wortgleich abgeschrieben. Dagegen wird argumentiert, Leuschner habe ein dokumentarisches Sachbuch verfasst, Schenkel aber ein literarisches Werk geschaffen. Die historischen Fakten des spektakulären Falls seien urheberrechtlich nicht geschützt und in vielen offenen Quellen nachzulesen. Da Leuschner die Dokumentation aber durchaus dramatisiert und rein fiktive Passagen zugefügt hat, also von einer reinen Dokumentation zugunsten eines Infotainment abgewichen ist, könnte sich dieser Fall durchaus in einer juristischen Grauzone bewegen.
Trotz dieser Vorwürfe wurden die Plagiatsvorwürfe mit dem Urteil des Münchner Landgerichts I vom 20. Februar 2008 widerlegt. Somit wurde die Forderung Leuschners nach Schadensersatzszahlung, der Vernichtung aller bestehenden „Tannöd“-Bücher und die nicht weitere Verbreitung des Krimis abgelehnt.
Vielleicht hätte ich das Buch doch „anders“ gelesen, wenn ich mich im Vorfeld nicht so sehr mit dem ganzen „Drumherum“, sprich Gerichtsstreit Schenkel/Leuschner, Hinterkaifeck, etc. beschäftigt hätte. Begeistert hat mich auf jeden Fall der Stil, die minimalistische Sprache, die düstere und stellenweise sehr unheimliche Stimmung, die genial und sehr glaubwürdig rüberkommt. Der Erzählstil ist neuartig und auch aus diesem Grund ist das Buch unbedingt zu empfehlen.