Der schönste erste und letzte Satz von Julia Franck aus Die Mittagsfrau

Auf dem Fensterbrett stand eine Möwe, sie schrie, es klang, als habe sie die Ostsee im Hals, hoch, die Schaumkronen ihrer Wellen, spitz, die Farbe des Himmels, ihr Ruf verhallte über dem Königsplatz, still war es da, wo jetzt das Theater in Trümmern lag. […)

[…] Die Dunkelheit besänftigte, es war ganz ruhig.

Die MittagsfrauKlappentext
In der Lausitz verlebt Helene eine idyllische Kindheit, die mit Ausbruch des ersten Weltkriegs jäh endet. Der Vater wird nach Osten geschickt und kehrt nur zum Sterben nach Hause zurück, die jüdische Mutter zieht sich zunehmend vor den Anfeindungen ihrer Umgebung in die Verwirrung zurück. Blind am Herzen nennt Helene das und fürchtet die zunehmende Kälte der Mutter, die ihre Töchter kaum mehr wahrzunehmen scheint. Helene möchte Medizin studieren, ein ungewöhnlicher Traum für eine Frau zu Beginn des Jahrhunderts. Nach dem Tod des Vaters zieht sie Anfang der zwanziger Jahre mit ihrer Schwester Martha nach Berlin, und während Martha ihrer Freundin Leontine wieder begegnet, lernt Helene Carl kennen. Als der kurz vor der Verlobung stirbt,verliert sie den Sinn für das Dasein. Sie flieht in die Arbeit und will das Leben überleben. Auf einem Fest stellt sich ein gewisser Wilhelm vor, er ist begeisterter Ingenieur, der Reichsautobahnen bauen und Helene heiraten möchte. Die schnell scheiternde Ehe mit ihm führt Helene nach Stettin, wo ihr Sohn zur Welt kommt. Die Liebe, die der kleine Junge fordert, die Nähe, die er sucht, werden ihr zunehmend unerträglich, und bald schon geht ihr der Gedanke vom Verschwinden nicht mehr aus dem Kopf. Schließlich trifft sie eine ungeheuerliche Entscheidung.

Das Buch überzeugt durch sprachliche Eindringlichkeit, erzählerische Kraft und psychologische Intensität (Deutscher Buchpreis 2007).

Julia Franck im Münchner Literaturhaus in einer Lesung.

Ihr preisgekrönter Roman, dessen Geschichte vom Vorabend des ersten Weltkriegs bis ins geteilte Deutschland der 50er-Jahre reicht, hat (s)ein Vorbild in ihrer Familie (Interview).

Der schönste erste Satz aus Asterix als Gladiator

Parviboni, in castris Romanorum, magna perturbatio et confusio est. nam Caligula Perplexus, praefectus Galliae, Gracchum Cuculum centurionem visitaturus est, nunc Caligula a litore propinquo adevenit, ubi triremis eius in ancoris stat.

In Kleinbonum, im Lager der Römer, herrschen große Bestürzung und Verwirrung, denn Caligula Alavacomgetepus, der Präfekt Galliens, hat seinen Besuch bei Zenturio Gracchus Nenjepetus angekündigt. Nun ist Caligula an der nahe gelegenen Küste eingetroffen, wo sein Dreidecker vor Anker liegt.

Don Farrago am 18. Februar, 2008

Asterix als GladiatorAsterix als Gladiator: Troubadix, der Barde des Dorfes, wird von den Römern gefangen, um in Rom Cäsar zum Geburtstagsgeschenk gemacht zu werden. Dieser kann mit dem Barden nichts anfangen und will ihn im Kolosseum den Löwen zum Fraß vorwerfen. Asterix und Obelix reisen Troubadix nach und lassen sich zu Gladiatoren ausbilden, um zu ihm vordringen zu können. Durch ihre übermenschlichen Kräfte können sie im Circus so beeindrucken, dass sie mit ihrem Freund zurückkehren dürfen. Dieser Band behandelt die Freude der Römer an Bädern und grausamen Zirkusspielen. Sowohl die Piraten als auch Obelix‘ Spruch „Die spinnen, die Römer!†œ erscheinen hier erstmals.

René GoscinnyAutorenportrait
Albert Uderzo, 1927 geboren, wurde 1941 Hilfszeichner in einem Pariser Verlag. 1945 half er zum ersten Mal bei der Herstellung eines Trickfilms, ein Jahr später zeichnete er seine ersten Comic-strips, wurde Drehbuchverfasser und machte bald auch in sich abgeschlossene Zeichenserien. In dieser Zeit entstanden u.a. „Belloy, Ritter ohne Rüstung“ (für die Zeitschrift OK) und „Verbrechen lohnt sich nicht“ (für die Zeitung France-Soir). Uderzo wurde Mitarbeiter einer belgischen Agentur in Paris, wo er 1951 Jean-Michel Charlier und Rene Goscinny kennenlernte. Mit Charlier machte Uderzo „Belloy“, „Tanguy“ und „Laverdure“ und mit Goscinny entstanden zunächst u.a. „Pitt Pistol“ und „Der unglaubliche Korsar“, dann folgten „Luc Junior“ (für La Libre Belgique), „Benjamin und Benjamine“ (für „Top Magazin“) und „Umpah-Pah“ (für „Tintin“). 1959 gründeten Uderzo und Goscinny ihre eigene Zeitschrift, die sich „Pilot“ nannte. Als Krönung entstand dann „Asterix der Gallier“. Rene Goscinny wurde 1926 in Paris geboren. Er wuchs in Buenos Aires auf und nach dem Abitur arbeitete er erst als Hilfsbuchhalter und später als Zeichner in einer Werbeagentur.
1945 wanderte Goscinny nach New York aus. 1946 musste er nach Frankreich um seinen Militärdienst abzuleisten. Zurück in den USA arbeitete er wieder als Zeichner, dann als künstlerischer Leiter bei einem Kinderbuchverlag. Während einer Frankreichreise ließ Goscinny sich von einer franco-belgischen Presseagentur einstellen, die ihn zweimal als Korrespondent nach New York schickte. Er gab das Zeichnen auf und fing an zu texten. Er entwarf sehr viele humoristische Artikel, Bücher und Drehbücher für Comics. U.a. schrieb er: „Der kleine Nick“ (mit Sempe), „Lucky Luke“ (für Morris), „Isnogud“ (mit Tabary), „Umpah-Pah“ und „Asterix“ (mit Uderzo).
Goscinny war verheiratet und hat eine Tochter. Er starb am 5.November 1977.

Running Gags
Wesentlichen Anteil am typischen Humor der Serie haben Running Gags. Viele Ereignisse, zumeist solche, die sich am Rande ereignen, wiederholen sich seit Jahrzehnten in fast jedem Band in immer neuem Zusammenhang. Für die Kenner der Reihe gehören sie zum unverzichtbaren Bestandteil einer jeden Folge; dabei sind Abweichungen von dem üblichen Ablauf oft besondere Pointen.

Einige Beispiele:

* Die „Stilllegung†œ des Barden Troubadix, insbesondere zum traditionellen Schlussbankett, meist durch den Schmied Automatix.
* Der Kommentar von Obelix zu allen ihm unverständlichen Verhaltensweisen: „Die spinnen, die Römer (Briten, Griechen, Ägypter, Gallier usw.)†œ.
* Der keilereiauslösende Disput des Schmiedes Automatix mit dem Fischhändler Verleihnix über die Frische von dessen Fischen.
* Die diversen Stürze des Häuptlings Majestix von seinem Schild, wobei meist den Trägern die Schuld zugewiesen wird.
* Die stets vergeblichen Versuche des als kleiner Junge in einen Topf mit Zaubertrank gefallenen Obelix, den Trank erneut verabreicht zu bekommen (die außer im Band Asterix und Kleopatra nie von Erfolg gekrönt sind).
* Die empfindlichen Reaktionen von Obelix, wenn er als dick bezeichnet wird („Wer ist hier dick?†œ, „Ich seh hier keinen Dicken, Du, Asterix?†œ).
* Der übermäßige Appetit von Obelix und seine besondere Vorliebe für Wildschweine in allen Variationen mit Ausnahme der gekochten Zubereitung in Pfefferminzsauce („Das arme Schwein.†œ).
* Die Sympathie des Hündchens Idefix für Bäume, die es in Tränen ausbrechen lässt, wenn Bäume gefällt werden.
* Das regelmäßige ’sich mit der Sichel in den Finger schneiden‘ des Druiden Miraculix, wenn dieser von Asterix gerufen wird.
* Die Umschreibung von Wutausbrüchen und Beschimpfungen mit Sonderzeichen und Symbolen †“ teilweise in einer Schrift, deren Aussehen mit der jeweiligen Kultur assoziiert wird.
* Die Zusammentreffen von Asterix und Obelix mit der Piratenbande unter Rotbart, dessen Schiff dabei grundsätzlich versenkt wird. Die Figuren der Piraten sind der Comic-Serie Der rote Korsar entnommen.
* Die altklugen lateinischen Zitate des Piraten Dreibein, meist nach der Versenkung des Schiffes durch die Gallier.

Der schönste erste und letzte Satz von Iwan Gontscharow aus Oblomow

Der Anfang: In der Gorochowaja, in einem jener großen Häuser, deren Bewohner für eine ganze Kreisstadt langen würden, lag eines Morgens Ilja Iljitsch Oblomow im Kabinett seiner Wohnung im Bett.

Das Ende: Und er erzählte ihm, was hier geschrieben steht.

Iwan GontscharowOblomow von Iwan Alexandrowitsch Gontscharow

Iwan Alexandrowitsch Gontscharow (russisch Иван Aлeксандрович Гончаров) wiss. Transliteration Ivan Aleksandrovic Goncarov, geboren am 18. Juni 1812 in Simbirsk (Uljanowsk), gestorben am 27. September 1891 in Sankt Petersburg, war ein russischer Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk ist Oblomow (1859).

Leseprobe:

[…] Die Sonne verschwindet hinter dem Wald. Sie wirft noch einige laue Strahlen, die als feurige Bänder den ganzen Wald durchschneiden und die Wipfel der Föhren mit leuchtendem Gold überfluten. Dann verlöschen die Strahlen einer nach dem anderen; nur der letzte verharrt noch lange; er drängt wie eine feine Nadel durch das Dickicht der Zweige; nun ist auch dieser erloschen.

Die Gegenstände verlieren ihre Form: alles verschwimmt zuerst zu einer grauen, dann zu einer dunklen Masse. Der Gesang der Vögel läßt allmählich nach, jetzt verstummen sie alle – bis auf einen besonders hartnäckigen Sänger, der wie zum Trotz inmitten der allgemeinen Stille allein sein monotones Lied weiterzwitschert, es aber auch schon immer häufiger unterbricht, schließlich noch ein letztes Mal schwach und falsch pfeift, sich aufplustert, daß die Blätter rings um ihn leicht erzittern – und einschläft. […]

[…] Dort gibt es auch eine gütige Zauberin, wie sie hierzulande mitunter in Gestalt eines Hechtes erscheint, die sich einen Liebling erwählt, einen stillen, harmlosen Burschen, mit anderen Worten: irgendeinen Faulpelz oder Tagedieb, den alle kränken, den sie dagegen, mir nichts dir nichts, mit tausenderlei Gaben überschüttet, während er nichts anderes zu tun hat, als ordentlich zu essen, herrliche, für ihn bereitgehaltene Kleider anzuziehen und schließlich eine ganz unerhörte Schönheit, Militrissa Kribitjewna, zu heiraten.

Der Knabe spitzte Augen und Ohren und saugte die Erzählung leidenschaftlich in sich ein. […]

Und nun auf russisch:

Иван Александрович Гончаров
Обломов

1. ЧАСТЬ ПЕРВАЯ
2. ЧАСТЬ ВТОРАЯ
3. ЧАСТЬ ТРЕТЬЯ
4. ЧАСТЬ ЧЕТВЕРТАЯ

Гончаров Иван Александрович родился 6 июня 1812 года в Симбирске в купеческой семье. Гончаров один из знаменитейшик русских писателей прозаиков. Воспитанием занималась мать, Авдотья Матвеевна. Первоначальное образование получил дома под руководством отставного моряка, помещика Н.Трегубова. Осенью 1831 поступил на словесный факультет Московского университета. По окончании университета с лета 1834 до весны 1835 пробыл в Симбирске, где служил в канцелярии губернатора, затем переехал в Петербург. Ð’ 1838 и 1839 в рукописных альманахах литературного кружка живописца Н.Майкова появились романтические стихи Гончарова и первые повести Лихая болесть и Счастливая ошибка. 1859 появился второй роман Гончарова – „Обломов“, вершина творчества писателя. 15 сентября 1891 года Гончаров умер, был похоронен в Петербурге.

ЧАСТЬ ПЕРВАЯ
Цвет лица у Ильи Ильича не был ни румяный, ни смуглый, ни положительно бледный, … Халат имел в глазах Обломова тьму неоцененных достоинств: Комната, где лежал Илья Ильич, с первого взгляда казалась прекрасно убранною.

ЧАСТЬ ВТОРАЯ
Верхлёве, где отец его был управляющим, Штольц вырос и воспитывался. Ð’ самом деле, привели Андрея – но в каком виде.

ЧАСТЬ ТРЕТЬЯ
Обломов мучительно спрашивал себя: Что ж ты, земляк, не подумаешь взглянуть на квартиру?

ЧАСТЬ ЧЕТВЕРТАЯ
Илья Ильич выздоровел. После болезни Илья Ильич долго был мрачен, по целым часам повергался в …

Auf russisch steht das Buch auf dieser Seite komplett online und auf deutsch hier.

„Ein Romancier, der uns nicht mit dem Spiegelbild seines Bauchnabels belästigt“

„Ein junger Autor, der trotzdem kein Langweiler ist“, behauptet Marcel Reich-Ranicki über ihn, „ein deutscher Schriftsteller, der des Deutschen mächtig ist, ein zeitgenössische Erzähler, der dennoch erzählen kann.“

Marcel Reich-Ranicki spricht über Patrick Süskind und Das Parfüm

Der erste Satz
Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte.

Leseprobe
[…]Dieser Pol, nämlich der menschenfernste Punkt des ganzen Königreichs, befand sich im Zentralmassiv der Auvergue, etwa fünf Tagesreisen südlich von Clermont, auf dem Gipfel eines zweitausend Meter hohen Vulkans namens Plomb du Cantal.

Der Berg bestand aus einem riesigen Kegel bleigrauen Gesteins und war umgeben von einem endlosen, kargen, nur von grauem Moos und grauem Gestrüpp bewachsenen Hochland, aus dem hier und da braune Felsspitzen wie verfaulte Zähne aufragten und ein paar von Bränden verkohlte Bäume.[…]

Patrick Süskind, geboren am 26. März 1949 in Ambach am Starnberger See in Bayern, ist ein deutscher Schriftsteller und Drehbuchautor. Er lebt in München, Seeheim am Starnberger See und in Montolieu in Frankreich.
Süskind studierte Geschichte, Französisch, Englisch, Spanisch, Lateinisch, Griechisch, Politik, Kunst und Theologie in München und Aix-en-provence. Sein Vater, Wilhelm Emanuel Süskind, war Schriftsteller, Übersetzer und langjähriger Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung, sein älterer Bruder Martin E. Süskind arbeitet ebenfalls als Journalist.

Süskind verweigert sich in hohem Maße den Erwartungen des Literaturbetriebs. Er gibt kaum Interviews , tritt in der Öffentlichkeit nicht auf und hat auch schon verschiedene Auszeichnungen abgelehnt, so den Tukan-Preis (1987) und den FAZ-Literaturpreis (ebenfalls 1987). Zur Weltpremiere der Verfilmung seines Romans Das Parfum am 7. September 2006 in München erschien er ebenfalls nicht. Im Drehbuch zu Rossini reflektiert er jedoch selbstironisch sein eigenes Leben: die Filmfigur des scheuen Autors weigert sich auch für viel Geld, sein Buch verfilmen zu lassen. Der Produzent wurde von Süskind dabei fast als ein Abbild von Bernd Eichinger (Constantin-Film) angelegt, der (nach eigener Aussage) damals versuchte, von Süskind die Filmrechte für Das Parfum zu erwerben.

Von Süskind gibt es zudem kaum Fotos. In der zehnteiligen Fernsehserie Monaco Franze hat er allerdings einen kleinen Cameo-Auftritt (9. Folge in der Kneipe, kurzer Zwischenschnitt).

Am 7. September 2006 lief ein Portrait im Rahmen der Serie „Die großen Bayern†œ im Bayerischen Rundfunk, worin sich Süskind nicht selbst zu Wort meldete. Stattdessen berichteten unter anderem Joachim Król und Christine Kaufmann über ihre Erlebnisse mit Süskind.

Patrick Süskind lebt mit seiner Lebensgefährtin Tanja Graf und dem gemeinsamen Sohn Jakob hauptsächlich in München.

Das ParfümPatrick Süskinds bekanntestes Werk ist der Roman Das Parfum (1985), der mit Übersetzungen in 46 Sprachen mit etwa 15 Millionen verkauften Exemplaren zum Welterfolg und 2006 unter der Regie von Tom Tykwer (u.a. Lola rennt) verfilmt wurde †“ nachdem Constantin-Film für rund zehn Millionen Euro die Rechte- und Entwicklungskosten übernommen hatte (siehe Das Parfum †“ Die Geschichte eines Mörders). Außerdem war Süskind an den Drehbüchern für die Fernseh-Mehrteiler Monaco Franze (1982) und Kir Royal (1986) beteiligt, sowie an den Spielfilmen Rossini †“ oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief (1997) und Vom Suchen und Finden der Liebe (2005), bei denen sämtlich Helmut Dietl Regie führte. Der Kontrabass, ein einaktiger Monolog aus dem Jahre 1981, war in der Spielsaison 1984/85 mit über 500 Aufführungen das meistgespielte Stück an deutschsprachigen Bühnen und ist heute noch ständig im Repertoire deutscher und internationaler Theater.

Kurzbeschreibung zu Das Parfüm
Ein rares Meisterwerk zeitgenössischer Prosa, eine dicht gesponnene, psychologisch raffiniert umgesetzte Erzählung, die an die frühen Stücke von Patricia Highsmith erinnert, in ihrer Kunstfertigkeit aber an die Novellistik großer europäischer Erzähltradition anknüpft.

Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel Garcia Márquez

Ein Buch, das in keinem Bücherregal fehlen sollte!

Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel Garcia Márquez

Die ersten Zeilen:
Viele Jahre später sollte der Oberst Aureliano Buendia sich vor dem Erschießungskommando an jenen fernen Nachmittag erinnern, an dem sein Vater ihn mitnahm, um das Eis kennenzulernen. Macondo war damals ein Dorf von zwanzig Häusern aus Lehm und Bambus am Ufer des Flusses mit kristallklarem Wasser, das dahineilte durch ein Bett aus geschliffenen Steinen, weiß und riesig wie prähistorische Eier. Die Welt war noch so jung, dass viele Dinge des Namens entbehrten, und um sie zu benennen, musste man mit dem Finger auf sie deuten.[…]

Gabriel Garcia Márquez[…]Zwei Tage vor dem Fest, in einer Sintflut aus überzähligen Klappen und Hämmern ertrinkend, in einem Gewirr von Saiten herumpfuschend, die sich an einem Ende aufrollten, wenn er sie am anderen abrollte, gelang es ihm zu guter Letzt, das Instrument eher schlecht als recht zusammenzusetzen. Nie hatte das Haus so viel Trubel und Gerenne erlebt wie in jenen Tagen, und doch gingen die neuen Teerlampen zur vorherbestimmten Stunde und Minute an. Noch nach Harz und feuchtem Kalk riechend, öffnete sich das Haus, und die Kinder und Enkel der Gründer lernten die Veranda der Farne und Begonien kennen, die stillen Wohnräume, den von Rosenduft getränkten Garten, und sie versammelten sich im Besuchszimmer vor der mit einem weißen Tuch bedeckten Erfindung.[…]

Gabriel José García Márquez, geboren am 6. März 1927 in Aracataca, Magdalena, Kolumbien, ist ein kolumbianischer Schriftsteller, Journalist und Literaturnobelpreisträger.
Er wuchs bei seinen Großeltern mütterlicherseits auf. Über sein Geburtsjahr gibt es verschiedene Angaben. Einige Quellen geben 1928 als sein Geburtsjahr an; in seiner Autobiografie nennt er selbst das Jahr 1927.

Im Alter von 12 Jahren erhielt García Márquez ein Stipendium, das ihm den Besuch des Jesuitenkollegs in Zipaquirá, 30 km nördlich von Bogotá, ermöglichte. 1946 begann er dem Wunsch seiner Eltern entsprechend ein Jurastudium an der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá. Zu dieser Zeit lernte García Márquez auch Mercedes Barcha Pardo, seine spätere Ehefrau, kennen.

Gelangweilt vom Jurastudium, das er 1950 endgültig abbrach, begann García Márquez sich intensiv mit Poesie und Literatur (ganz besonders mit den Werken von Ernest Hemingway, James Joyce, Virginia Woolf und William Faulkner) zu beschäftigen.

Ab 1954 arbeitete er für die Zeitung „El Espectador“, wo er zunächst kleinere Geschichten und Filmrezensionen verfasste. Seine Arbeit als Journalist führte ihn in den folgenden Jahren nach Rom, Genf, Polen, Ungarn, Paris, Barcelona, Mexiko, Caracas und New York, wo 1959 sein erster Sohn Rodrigo geboren wurde.

Im selben Jahr wurde er von Fidel Castro gebeten, ein Buch über dessen siegreiche Revolution zu schreiben und wurde so ein guter Freund Castros. Márquez hielt sich auch später oft in Kuba auf.

García Márquez schrieb Drehbücher, Kolumnen, Reportagen, Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane und Memoiren.

Mit dem Roman Hundert Jahre Einsamkeit (Cien años de soledad), der sich mehr als 30 Millionen mal verkaufte, gelang ihm 1967 der Durchbruch als Schriftsteller. 1972 bekam der den Neustadt International Prize for Literature verliehen. 1982 wurde er für dieses Werk mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt. Das Preisgeld des Nobelpreises investierte er in die Gründung einer neuen kolumbianischen Tageszeitung El Otro. Seit 1998 ist er einer der Besitzer der kolumbianischen Zeitschrift Cambio. Er wohnt hauptsächlich in Mexiko-Stadt.

Alle seine Romane wurden ins Deutsche übersetzt. Sein neuester Roman Erinnerung an meine traurigen Huren erschien 2004.

Hundert Jahre Einsamkeit
Hundert Jahre Einsamkeit begleitet sechs Generationen der Familie Buendía und hundert Jahre wirklichen Lebens in der fiktiven Welt von Macondo, wobei auf den ersten Blick kaum ein chronologischer Ablauf erkennbar ist. Ein wichtiges Stilmittel stellen in diesem Roman Vor- und Rückgriffe (Ana- und Prolepsen) dar, die beim ersten Lesen den Eindruck entstehen lassen, es handle sich hier um ein wildes Durcheinander von Episoden aus dem Leben der Protagonisten. (Vervollkommend wird das auf den ersten Blick empfundene Chaos durch zahlreiche Homonymien der Charaktere.) Tatsächlich aber entspricht beispielsweise die Reihenfolge der einzelnen Kapitel der Chronologie der darin erzählten Ereignisse †“ mit Ausnahme des Auftaktkapitels, welches ein einziger großer Vorgriff ist. (Eine ausführliche Aufzählung der Ana- und Prolepsen findet sich im Buch Los laberintos del tiempo von Alfonso de Toro.)

Don Farrago den 12. Januar, 2007