Team Zero 03 – Heißkaltes Geheimnis von Eva Isabella Leitold [Rezension]

Paige Prescott lebt mit ihrem fünfjährigen Sohn Dean bei dem Herzchirurgen Jim Hendriks, der zwei Jahre zuvor das Leben ihres Sohnes gerettet hat. Doch der Arzt behandelt Paige unmenschlich, er unterdrückt und überwacht sie. Als er eine folgenschwere Entscheidung trifft ohne Paige mit einzubeziehen, fasst sie sich ein Herz und flüchtet mit ihrem Kind vor ihm.

Auf dem Weg zu Verwandten nach Kanada legt sie einen Zwischenstopp in dem unheimlichen Ort Crawford ein. Dort begegnet ihr Lieutenant Chogan Stafford. Chogan, der sich in eine Blockhütte in den Wald zurückgezogen hat, um sich seinen inneren Dämonen zu stellen oder sich ihnen zu ergeben, versucht seine Vergangenheit zu bewältigen. Er war fünf Jahre lang gezwungen für eine militärische Organisation zu arbeiten. Das Ziel der Organisation war es, mutierte Elitesoldaten zu züchten. Nachdem er gemeinsam mit dem Team Zero die Pläne der Organisation durchkreuzt hat, versucht er nun, in der Welt wieder Fuß zu fassen. Er hilft Paige und ihrem kleinen Sohn. Der telepathisch begabte Mann stellt fest, dass auch Paige eine übernatürliche Gabe besitzt. Sie ist eine Lichtbringerin, ein Mensch, der reine Liebe in sich trägt. Als sie sich näher kennenlernen, fühlen beide sich unweigerlich zueinander hingezogen.

Währenddessen wird auf dem Grundstück des Sommerhauses von Jim Hendriks die ermordete Tochter eines Abgeordneten gefunden und das Team Zero kommt zum Einsatz. Josy und die Team-Mitglieder arbeiten an dem Fall und stoßen auf immer mehr Ungereimtheiten, die auf einen psychopathischen Serienmörder hinweisen. Als Paige sich entschließt, nicht vor ihrer Vergangenheit davon zu laufen, sondern sich ihrem Ex-Geliebten zu stellen, nimmt Chogan zum Team Zero Kontakt auf. Doch dann wird Paige entführt…

Die Geschichte startet ohne große Umschweife und bereits ab der ersten Seite ist man mit Paiges Schicksal verbunden. Ihre Flucht ist so nervenaufreibend, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Die vielen Schwierigkeiten, die sie auf ihrem Weg erfährt, sorgen für anhaltende Spannung und und man hofft inständig, es möge sich alles zum Guten für sie wenden. Umso mehr als sie auf Chogan trifft und man erfährt, welchen inneren Kampf er ausfechten muss. Besonders mitfühlend ist die Geschichte um den schutzbedürftigen Dean beschrieben, den man einfach gern haben muss und der in seiner kindlichen Art auch unbewusst ein wenig zwischen Paige und Chogan vermittelt.

Mir hat dieser dritte Teil der Team-Zero-Reihe bisher am besten gefallen. Einige Szenen sind so dramatisch erzählt, dass man beim Lesen den Atem anhält. Ich habe die richtig düsteren und unheimlichen Momente ebenso genossen wie die sinnlichen und leidenschaftlichen.  Für alle, die bereits die ersten Teile der Reihe gelesen haben, sind die Einblicke in die Ermittlungen um die Mordserie wieder hoch brisant. Hier trifft man bekannte Team-Mitglieder oder erfährt als Neueinsteiger Wissenswertes über sie. Eva Isabella Leitold lässt ihre Protagonisten Detective Josephine Silver und Special Agent William Turner aus Team Zero 01 †“ Heißkaltes Spiel sowie die Psychologin Dr. Cassandra Hart und den Trainer der Spezialeinheit Jeff Macintosh aus Team Zero 02 – Heisskaltes Verlangen zunächst genauso ratlos im Dunkeln tappen wie den Leser. Die Autorin lenkt uns gekonnt auf die falsche Spur und erst am Ende löst sich der Faden, der schlüssig durch das Buch gezogen ist.

Ich bin neugierig, welches Mitglied des Teams im nächsten Teil die Hauptrolle spielen wird. Wer die ersten beiden Teile gelesen hat, wird diesen hier lieben.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Doc Jane für diese schöne ausführliche Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Die Taschenbuchausgabe von Team Zero 03 – Heißkaltes Geheimnis umfasst 216 Seiten und ist im Juni 2012 für 14,90 Euro im Sieben Verlag erschienen.

Kurzbeschreibung
Nach zwei qualvollen Jahren gelingt es Paige Prescott, sich mit ihrem fünfjährigen Sohn Dean aus den Fängen des Herzchirurgen Jim Hendriks zu befreien. Dieser rettete einst ihrem Sohn das Leben und verlangte im Gegenzug ihre Zuneigung und ihren Körper. Paige ahnt nicht, dass auch ihre Gabe dafür verantwortlich war, dass sich ihre Wege kreuzten. Sie ist ein Lichtbringer †“ ein Mensch der reine Liebe in sich trägt und das zieht die Dunkelheit magisch an. Lieutenant Chogan Stafford hat genug von den Menschen und möchte seine leidvolle Vergangenheit hinter sich lassen. Seine seelischen Wunden sind tief und so zögert er zunächst, als Paige und ihr Sohn seine Hilfe brauchen. Als er jedoch erkennt, dass Paige Narben in sich trägt, die in ihm ein Echo hervorrufen, ändert er seine Meinung und setzt somit eine Lawine an Geschehnissen frei, die ihm abermals alles abverlangen.

Schattendämonen 03 – Nybbas Blut von Jennifer Benkau

Sie haben alles für den Fall der Fälle bis ins kleinste Detail geplant. Sollte Nicholas (Nybbas) dem Luzifer in die Hände fallen, genügt nur ein einziges Codewort und Joana ist gewarnt. Als plötzlich „CUT“ auf dem Display ihres Handys erscheint, bedeutet das sofortige Flucht für sie. CUT bedeutet aber auch den sofortigen, unwiderruflichen Abbruch ihrer Beziehung. Doch Joana hält sich nicht an die Regeln, die sie beide festgelegt haben, denn ein einschneidendes Ereignis lässt sie nach ihrem geliebten Nicholas suchen.

Dreck!„… wie Nicholas sagt, als er in Luzifers Fänge gerät und der, oder vielmehr sie, denn Luzifer steckt in dem Körper einer wunderschönen Frau, ihn zu unterwerfen versucht. „Ich gehöre niemandem. Ich bin der Gaukler. Nie dient er höheren Zwecken oder dem Richtigen oder dem Falschen. Nur der Unterhaltung. Dem, der zahlt. Und das nur sich selbst zuliebe„, versucht Nicholas mit allen Mitteln seine Lebensphilosophie zu verteidigen. An Körper und Geist unter der Folter fast zerbrochen, bleibt ihm jedoch nicht mehr viel Zeit, sich seinem Peiniger zu widersetzten. Ein verwegener Plan reift in ihm, um dem Vertrag mit Luzifer zu entkommen. Er pokert um einen Ausweg und der Einsatz ist erschreckend hoch. Als Joana sich gegen seine ausdrückliche Anweisung widersetzt und ihn aus den Fängen des Luzifers befreit, ist der Preis, den er dafür zahlen muss, beachtlich und belastet bedauerlicherweise ihre Beziehung.

Mary, Joanas Mutter, die erst in diesem Band einen wichtigen Auftritt hat, erzählt ihr einige unliebsame Wahrheiten über sich, die Ehe mit ihrem Vater und über Joana, die so manches in ein anderes Licht rücken lässt. Sie wird zu einer bedeutenden Mitstreiterin an ihrer Seite, genau wie Tomte, der Fuchs, mit seinen liebenswürdigen Schwächen. Er ist ein Freund, auf den sich Joana in den schwierigen Zeiten verlassen kann. Denn es droht ein Krieg unter den Fürsten der Finsternis, deren Ausmaße alles bisher Dagewesene weit zu übertreffen vermag. Und es gibt nur eine Lösung, die ist allerdings wahnsinnig gefährlich und hat geringe Aussicht auf Erfolg.  Doch gemeinsam sind sie bereit, das Risiko zu tragen, auch wenn es heißt, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

Joana wächst über sich hinaus, sucht nach ihrem Nicholas und begibt sich dabei tapfer in die Höhle des Löwen, Verzeihung, in die Villa des Dämons. Noch nie habe ich sie so mutig und entschlossen erlebt, wie in diesem Band. Sie kämpft wie eine Löwin für ihren Nybbas, für ihre Liebe, und lässt sich nicht einmal von Erdbeben und Flutwellen aufhalten.

Ohne Umschweife, direkt wieder mitten ins Geschehen, zieht uns der Roman um Dämonen, Liebe, Vertrauen und Hoffnung in seinen Bann. In diesem alles entscheidenden dritten Band lässt Jennifer Benkau dem Leser einfach keine Chance, sich dem zu entziehen. Fesselnd und unbarmherzig treibt sie ihre Protagonisten Seite um Seite zu einem Finale, das dramatischer und zugleich feinfühliger nicht sein kann.
Die Autorin versteht es wunderbar, uns mit Nicholas, der so vieles auf sich nimmt und fast daran zerbricht, um seine Joana zu schützen, leiden zu lassen. Es tut richtig weh ihn so an der Schwelle des Todes, seinen Leidensweg unter der Folter des Luzifers und ihn fast darunter zerbrechen zu sehen. Die außergewöhnliche Liebe zwischen Joana und Nicholas ist so traumhaft schön beschrieben, dass jeder Angriff auf sie mich selbst getroffen hat.

Die Trilogie der Schattendämonen hat in meinen Augen einen sehr würdigen Abschluss gefunden, auch wenn ich zutiefst bedauere, dass sie schon zu Ende ist. Die vorherigen zwei Bände sollte man aber unbedingt gelesen haben. Wer möchte, kann eine Rezensionen zum zweiten Teil, der im Juni 2011 unter dem Titel „Nybbas Nächte“ erschienen ist, hier nachlesen.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Angie für diese schöne, begeisterte Rezension und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Die Taschenbuchausgabe von Schattendämonen 03 – Nybbas Blut von Jennifer Benkau umfasst 384 Seiten und ist für 14,90 Euro im Sieben Verlag erschienen.

Kurzbeschreibung
Lieben werde ich dich immer. Aber kann ich dir das Leben lassen? Dass der rachsüchtige Luzifer ihre Spur aufnehmen und sie finden würde, hatten Joana und Nicholas nie bezweifelt. Als es soweit ist, tritt Nicholas minutiös durchdachter Plan in Kraft. Ein Plan, der Joanas Leben retten soll und den Nybbas auf direktem Weg in die dunkelste Hölle führt. Der Luzifer ist gerissen und dem Nybbas droht, sich in dessen Fängen zu verlieren. Joana ist nicht bereit, Nicholas aufzugeben. Doch Hilfe zu holen, würde bedeuten, einen Krieg zwischen den Dämonenfürsten heraufzubeschwören, die ihre Kämpfe mit Waffen wie Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen austragen. 2012 muss sich Joana entscheiden, ob die Rettung eines Dämons das mögliche Ende der Welt wert ist. Ohne zu wissen, ob ihr Dämon überhaupt noch gerettet werden will.

Informationen über die 33-jährige Autorin Jennifer Benkau finden sich hier auf ihrer Homepage.

Was ich dir schon immer sagen wollte: Dreizehn Erzählungen von Alice Munro

Alle kennen den Katalog der falschen Vorstellungen, denen wir in den fünfziger Jahren anhingen; es ist zu leicht, sich darüber lustig zu machen, zu verkünden, Reife wurde angezeigt durch den Besitz einer Waschmaschine und die Unterdrückung politischer Unzufriedenheit, durch die Leidenschaft fürs Kinderkriegen und für Kombiwagen. Zu leicht und nicht ganz die Wahrheit, denn es lässt etwas aus, was, denke ich, rührend war an unserer Tapsigkeit und Bravheit, unserer Liebe zu Grenzen„, resümiert die Ich-Erzählerin in „Sag mir, JA oder NEIN„, eine der dreizehn Erzählungen der kanadischen Schriftstellerinnen Alice Munro aus dem Jahr 1974.

In dem Erzählungsband „Something I†™ve Been Meaning to Tell You„, der erstmals im März 2012 in einer deutschsprachigen Übersetzung von Heidi Zerning unter dem Titel „Was ich dir schon immer sagen wollte: Dreizehn Erzählungen“ im Dörlemann Verlag erschienen ist, geht es immer darum, dass selten die „ganze Wahrheit“ gesagt wird und es oftmals gerade die unausgesprochenen Worte und vergehende Momente der Klarstellung sind, die kein Zurück mehr zulassen.

Die einzelnen Erzählungen der damals 43-jährigen kanadischen Schriftstellerin geben detaillierte Einblicke in Lebensabschnitte von Menschen, zumeist Frauen, von Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre. Sie werfen kritische Blicke auf ihre Jugend, Eltern, Geschwister oder Ehemänner unter dem Einfluss kultureller Veränderungen und eigener Reife.

In „Sag mir, JA oder NEIN“ verpasst die Ich-Erzählerin die Gelegenheit ihren Geliebten darüber aufzuklären, was die Beziehung ihr bedeutet hat. Plötzlich meldet er sich nicht mehr. Die Suche nach ihm führt sie zu seiner Ehefrau. Er ist tot, erfährt sie und erhält einen Stapel Briefe, die letztendlich aber von einer anderen Geliebten geschrieben wurden. „Sei´s drum. Ich habe dich erfunden, soweit es meine Zwecke anbelangt. Ich habe erfunden, dich zu lieben, und ich habe deinen Tod erfunden. Ich habe auch meine Tricks und Falltüren. Ich verstehe zwar zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, was sie bewirken, aber ich muss vorsichtig sein, ich werde nichts gegen sie sagen„, versucht sich die Erzählerin zu trösten.

Eileens Mutter hatte Plätzchen gebacken, Tee gekocht und sie nachts geweckt, um mit ihr zu teilen. Sie gönnten sich Marmelade. Eileen war gierig und ängstlich zugleich. Dass in der Nacht das Telefon geklingelt und man ihrer Mutter mitgeteilt hatte, dass der Vater im Krieg gefallen war, verschwieg sie ihrer Tochter. Eileen kann das nächtliche Plätzchenfest in „Gedenken“ nicht vergessen und vor allem nicht mit ihrer jüngeren Schwester June, die zu klein war, um aufzustehen, darüber sprechen.

Ich werde dir einen Brief schreiben und dir sagen, wo ich bin. Vielleicht kannst du mich besuchen?„, sagt er ihr in „Wie ich meinem Mann kennenlernte“ zum Abschied und verschwindet für immer aus ihrem Leben. Sie wartet zwei Jahre vergeblich auf die versprochene Nachricht und heiratet den Postboten. Er erzählt den Kindern immer die Geschichte, wie sie sich an ihn heranmachte, indem sie jeden Tag neben dem Briefkasten saß… und natürlich lässt sie ihn, schließlich ist es ihr lieber, wenn andere denken, was ihnen gefällt und was sie glücklich macht.

Alice Munro ist eine aufmerksame Erzählerin. Behutsam nähert sie sich ihren lebensnahen Figuren und findet Erklärungen dafür, was sie schon immer sagen wollten, aber nicht konnten. Wie durch ein Mikroskop betrachtet sie Verhaltensmuster, die das Leben bestimmen und nicht durchbrochen werden können. Die dreizehn Erzählungen sind von einer Intensität, die für lange Zeit nachdenklich stimmt, außerordentlich und faszinierend geschrieben.

Gebundene Ausgabe: 377 Seiten, erschienen am 15. März 2012.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich beim Dörlemann Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Flirrend zwischen Zorn und Versöhnung
In den dreizehn Erzählungen ihres zweiten Erzählbandes Was ich dir schon immer sagen wollte von 1974, der jetzt erstmals auf Deutsch erscheint, stellt Alice Munro ihre präzise Beobachtungsgabe und den ihr eigenen unprätenziösen Erzählstil, für die sie in unseren Tagen so berühmt ist, unter Beweis. Diese Meisterschaft ließ keinen geringeren als John Updike sie mit Tschechow vergleichen, und Jonathan Franzen greift den Vergleich immer gerne wieder auf, wenn er von Alice Munro schwärmt und sie in seinen Interviews unermüdlich als mögliche nordamerikanische Literaturnobelpreisträgerin ins Spiel bringt. Flirrend zwischen Hoffnung und Liebe, Zorn und Versöhnung suchen die Schwestern, Mütter, Töchter, Tanten, Großmütter und Freundinnen in diesen Geschichten immer neue Wege, ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart und das, was sie von der Zukunft zu wissen glauben auszusöhnen.

Über die Autorin
Alice Munro, geb. 1931 in Ontario, gehört zu den bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart und gilt seit Jahren als Kandidatin für den Literaturnobelpreis. Mit ihrem umfangreichen erzählerischen Werk sie hat elf Erzählungsbände und einen Roman veröffentlicht ist sie Bestsellerautorin in ihrem Heimatland Kanada und der gesamten angelsächsischen Welt.Heidi Zerning übersetzt seit vielen Jahren englische und amerikanische Literatur, unter anderem Truman Capote, Steve Tesich, Virginia Woolf und eben Alice Munro, als deren „deutsche Stimme“ sie gilt.

Erschreckend realistischer Öko-Thriller: Tödlicher Staub von Massimo Carlotto [Rezension]

Mit der neunköpfigen sardischen Schriftsteller-und Journalisten-Gruppe „Mama Sabot“ recherchierte der italienische Schriftsteller Massimo Carlotto unter anderen auf der Mittelmeerinsel Sardinien im militärischen Sperrgebiet Polgono Interforze Salto di Quirra †“ Capo San Lorenzo zu seinem neuen Thriller über radioaktive Nanopartikel in der Luft und die davon ausgehende Gesundheitsgefährdung. Derartige Partikel entstehen bei Waffentests und führen binnen kürzester Zeit zu Ablagerungen in Knochen, Nieren, Leber und Lunge, um sich später in bösartige Tumore zu verwandeln.

Carlotto spannt um seine Hauptfigur Pierre Nazzari, der als Deserteur von der Militärpolizei gesucht wird und den eine paramilitärische Organisation in der Hand hat, ein Geflecht aus politischen Interessen an diesen Tests. Zur gut zahlenden Kundschaft gehören neben der Mafia die regionalen Sicherheitsdienste sowie die Polizei und Industriekonzerne.

Nazzari wird auf die junge Tierärztin Nina angesetzt, die unter Lebensgefahr an Hand von mysteriösen Erkrankungen bei Schafen und Ziegen die Auswirkungen dieser Nanopartikel untersucht. Dabei geraten beide immer tiefer in den Sumpf der Machtspiele zwischen Militär und Mafia, welche auf dem Rücken der Umwelt ausgetragen werden.

Bis zum Showdown bleibt unklar, wer für wen wann und wie am besten erpressbar ist und wer am Ende die Zeche dieser Verstrickungen bezahlt…

Extrem schnell und schnörkellos erzählt Massimo Carlotto seine Story. Spannend und ohne große Nebenhandlungen werden die Akteure und Handlungsstränge immer geschickter miteinander verwoben und aufeinander zugeführt. Das Ergebnis ist großes Krimikino, nicht literarisch ausschweifend, sondern erschreckend realistisch recherchiert.

Carlotto, einer der erfolgreichsten Schriftsteller Italiens, fasst mit seinem aktuellen Werk erneut Fuß auf dem hart umkämpften deutschen Krimimarkt. Bereits seine Vorgänger „Arrividerci amore, ciao“ (Tropen 2007) und „Die dunkle Unermesslichkeit des Todes“ (Tropen 2008) sorgten für interessante Abwechslung im hiesigen Alpen- und Heimatkrimi-Sammelsurium.

„Tödlicher Staub“ ist mit einem wohltuend neuen Thema absolut empfehlenswert – abseits der bereits ausgetreten Pfade bisheriger Öko-Thriller.

Der Lesekreis bedankt sich bei Volker für die ausführliche Buchbesprechung und beim Tropen Verlag für die freundliche Überlassung eine Rezensionsexemplares.
„Tödlicher Staub“ (Orig. Titel: Perdas de Fogu, erschienen 2008) umfasst 160 Seiten und ist Mai 2012 im Verlag Tropen bei Klett Cotta erschienen.

Wie aktuell und realistisch die Thematik des Krimis ist, zeigt auch der lesenswerte Artikel: „Das vergiftete Paradies.“ Auf Sardinien testen Militär und Rüstungsfirmen Waffen. Anwohner sterben an Krebs, Kinder werden ohne Finger geboren. Jetzt ermittelt ein Staatsanwalt wegen Mord. taz.de am 22. November 2011

Kurzbeschreibung
Carlottos spannender und actionreicher Roman deckt die kriminellen Machenschaften von Mafia und Politik, Militär und Industrie auf.
Radioaktiver Müll an den Traumstränden Sardiniens: vom Öko-Skandal zum spannenden Krimi. Jahrelang haben Massimo Carlotto und elf investigative Journalisten und Autoren geforscht und einen Öko-Skandal offengelegt. „Tödlicher Staub“ ist ein aufregender Thriller und zugleich ein wütender Aufschrei gegen die schmutzigen Machtspiele von Mafia und Militär.
Pierre Nazarri wird als Deserteur von der Militärpolizei gesucht. Er ist erpressbar und muss die Drecksarbeit für eine dubiose, paramilitärische Organisation machen, die ihn auf die junge Tierärztin Nina angesetzt hat. Die Nachforschungen, die die junge Frau im Zusammenhang mit einer Reihe mysteriöser Erkrankungen und Missbildungen bei Schafen und Ziegen macht, scheinen ein paar einflussreichen Persönlichkeiten zu weit zu gehen. Pierre Nazarri wird als Deserteur von der Militärpolizei gesucht. Er ist erpressbar und muss die Drecksarbeit für eine dubiose, paramilitärische Organisation machen, die ihn auf die junge Tierärztin Nina angesetzt hat. Die Nachforschungen, die die junge Frau im Zusammenhang mit einer Reihe mysteriöser Erkrankungen und Missbildungen bei Schafen und Ziegen macht, scheinen ein paar einflussreichen Persönlichkeiten zu weit zu gehen.

Über den Autor
Massimo Carlotto, geboren 1956 in Padua, ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Italiens. Als Sympathisant der linken Bewegung wurde er in den 1970er Jahren zu Unrecht wegen Mordes verurteilt. Nach fünfjähriger Flucht und einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren wurde er 1993 begnadigt. Er lebt heute in Sardinien.Hinrich Schmidt-Henkel, geboren 1959, lebt in Berlin, übersetzt Prosa und Theaterstücke aus dem Französischen, Norwegischen und Italienischen, zuletzt vor allem Jean Echenoz, Yasmina Reza, Jon Fosse, Erlend Loe und Louis-Ferdinand Céline.

Leseprobe © Tropen bei Klett Cotta
MERCANTI DI LIQUORE Ein Schwarm Rebhühner flatterte auf, als der kleine Geländewagen vorüberkam. Nina bremste ab, um auf eine Piste einzubiegen, die sich in der Macchia verlor. Der Stachelginster kratzte an den Seiten des Wagens entlang. Am liebsten hätte sie die Klimaanlage ausgestellt, die Fenster geöffnet und die Düfte des Sommers ungehindert hereingelassen, aber es hatte seit mindestens drei Monaten nicht mehr geregnet, und die Reifen wirbelten dicke weiße Staubwolken auf. Sie fuhr an einer von schwärzlichen Kiesadern durchzogenen Wand aus Kalkstein entlang, dann steil bergab durch ein ausgetrocknetes Bachbett. Ihre Fahrt endete vor einem rostigen Tor.

Der alte Balloi erwartete sie umgeben von seinen Hunden im Schatten einer Steineiche. Er nickte ihr zu und ging langsam zu dem verlassenen Schafstall hinüber. Die Schafe brachte er bei diesen Gelegenheiten immer weg. Nina wartete, bis der Hirte den Eingang erreicht hatte, erst danach stieg sie aus dem Wagen, öffnete die Ladeklappe und holte eine Plastikkiste heraus. Balloi nahm seine Baskenmütze ab und wischte sich mit einem sauberen weißen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht war wie aus Holz geschnitzt. Tiefe Falten, von der Zeit und den Mühen eines Lebens gezogen, das keine Erholungspausen kennt. Wie sein Vater und der Vater seines Vaters.

„Es ist das vierte, Frau Doktor“, sagte er leise. Nina nickte. Sie zog ein paar Banknoten aus der Hosentasche und reichte sie ihm.

„Wie geht es den anderen?“ Der Hirte zuckte mit den Schultern.

„Ich glaube, gut. Sie wissen ja, ich gehe da nicht so nah ran.“

„Ich schaue nachher mal nach ihnen.“

Sie betrat den Stall und betrachtete den winzigen, am Boden liegenden Kadaver. Als Erstes machte sie ein paar Aufnahmen, dann bettete sie ihn in die mit Trockeneis gefüllte Kiste. Balloi war weggegangen, genau wie die anderen Male, als wollte er nichts mit der Sache zu tun haben. Nina lud die Kiste ein, nahm ihre Tasche und lief zu einer kleinen Einzäunung. Zufrieden mit dem, was sie dort sah, machte sie rund zwanzig Minuten lang Notizen. Im Schritttempo rollte sie durch das Tor hinaus. Der Hirte wanderte einen Pfad entlang, den Rücken ihr zugewandt. Nur die Hunde drehten sich um und starrten dem Geländewagen nach, bis die Macchia ihn verschluckt hatte.

Auf dem schmalen schwarzen Asphaltband der Provinzstraße mit ihren scharfen Kurven betrachtete sie die träge kreisenden weiß-roten Flügel der Windkraftanlagen. Eigentlich hätte sie den Inhalt der Kiste sofort zu Hause in der Kühltruhe verstauen müssen, doch nachdem sie rasch überschlagen hatte, wie lange das Trockeneis hielt, beschloss sie, sich den Luxus eines Bades zu leisten.

Der Strand war menschenleer… Fortsetzung der Leseprobe

Geliebte der Ewigkeit †“ Kriegerinnen der Fiannah von Beth Cillian [Rezension]

Nach der Diagnose eines Hirntumors kündigt die Pathologin Morrighan Cavanaugh kurzerhand ihren Job in Boston. Sie fliegt nach Irland, um dort an einem Klassentreffen teilzunehmen. Auf der nächtlichen Fahrt vom Flughafen nach Dàl gCais Castle, dem Ort der Veranstaltung, wird sie in einen Unfall verwickelt. Ein Mann taucht unverhofft mitten auf der Straßen auf und läuft ihr vor´s Auto.

Auf das Drängen des Fremden verzichtet sie darauf, einen Krankenwagen zu rufen. Wie sich herausstellt, haben sie das gleiche Ziel und fahren gemeinsam zu dem Hotel. Morrighan weiß zu dieser Zeit nicht, dass Quinn, ihr Unfallopfer, keine Verletzungen davon getragen hat, weil er ein Rugadh ist – ein unsterblicher Vampirkrieger. Er ist auf der Suche nach dem Gefäß der Screathach, dem ultimativen Bösen, welches in einem Menschen wiedergeboren wurde. Quinn leistete einst einen Eid, diesen Menschen zu suchen und zu töten. Der Vampirkrieger muss die Pläne seines Erzfeindes durchkreuzen, weil der das Böse an seine Seite binden will.

Wegen Überfüllung des Hotels müssen Quinn und Morrighan sich ein Zimmer teilen und kommen sich unweigerlich näher. Doch da stellt Quinn fest, dass ausgerechnet Morrighan diejenige ist, die er geschworen hat zu töten. Das führt zu einem inneren Konflikt, denn Quinn hat unerwartet Gefühle für die eigenwillige Pathologin entwickelt. Er beschließt, nach einem möglichen Ausweg aus diesem Dilemma zu suchen. Morrighan, die nichts von alledem ahnt, versucht ihre Empfindungen für den gutaussehenden Mann zu ersticken. Sie hat aufgrund der tödlichen Diagnose schon mit dem Leben abgeschlossen und möchte niemanden mit ihrer Krankheit belasten.

Als das Böse in ihr immer mehr zum Leben erwacht, spitzt sich die Lage zu und Quinn ist gezwungen, die Frau, die er liebt, an den Erzfeind Nathair auszuliefern. Aber auch dieser Verrat kann das Band der beiden nicht zerstören. Morrighan schlägt sich tapfer und stellt bald fest, dass nicht nur das Böse in ihr schlummert, sondern noch etwas anderes mit ihr geschieht.

Dieser Roman hält sich nicht mit langen Erklärungen auf, er wirft den Leser mitten ins Geschehen. Direkt zu Beginn trägt sich der Unfall zu, der die Handlung vorherbestimmt. Morrighan ist mit ihrem analytischen Verstand zunächst eine sympathische Ärztin. Die originellen Dialoge zwischen ihr und Quinn beschreiben amüsante Situationen. Da abwechselnd aus der Sicht der Protagonisten erzählt wird, erfährt man direkt, wer Quinn ist und welche Pläne er verfolgt. Die Wissenschaftlerin Morrighan glaubt an überhaupt nichts Übersinnliches. Es ist spannend zu erfahren, wie sie reagiert, als sie erfährt, was sich wirklich um sie herum abspielt.

Die Autorin hat den Roman mit reichlich wissenschaftlichen Fachausdrücken der Ärztin und gallischen Begriffen des Vampirs geschmückt. Das erfordert viel Aufmerksamkeit beim Lesen, stört die romantische Liebesgeschichte aber nicht. Von dem Handlungsort Irland erfährt man eher wenig, da sich die Story hauptsächlich in Dàl gCais Castle abspielt. Hier tummeln sich neben dem Rugadh auch Gestaltwandler, Seelenfresser, Dämonen, Wendigos und Rieseninsekten. Gegen Ende des Romans taucht der Lykaner Cinead, Quinns bester Freund, auf. Dieser interessante Charakter verleiht der Story noch einmal neuen Schwung.

Die Liebesgeschichte zwischen Morrighan und Quinn verläuft voller überraschender Wendungen, führt letztendlich aber zu einem schönen Happy End.

Aufgrund des Epilogs ist anzunehmen, dass Geliebte der Ewigkeit †“ Kriegerinnen der Fiannah der Auftakt einer Romanserie ist. Ob Quinn und Morrighan vor neue Aufgaben gestellt werden, verrät die Autorin nicht.

Der Lesekreis bedankt sich bei Doc Jane für die schöne ausführliche Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Die Taschenbuchausgabe umfasst 328 Seiten und ist im April 2012 im Sieben Verlag erschienen.

Kurzbeschreibung
Das wohlgeordnete Leben der Bostoner Pathologin Morrighan Cavanaugh schlittert nach der Diagnose eines Hirntumors auf den Abgrund zu. Doch statt die Notbremse zu ziehen, unternimmt sie alles, um ihren Absturz voranzutreiben. Vampirkrieger Quinn Dál Goran hat den Auftrag, das wiedergeborene Böse, das sich in menschlicher Gestalt Einlass in die Welt der Menschen verschaffen will, zu finden und zu töten. Als seine Jagd von Morrighan unsanft ausgebremst wird, ahnen sie beide nicht, wie schicksalhaft ihre Begegnung ist. Je näher sie sich kommen, desto klarer wird Quinn, dass ihm letztlich nichts anderes übrig bleibt, als Morrighan zu töten, denn sie scheint die Wirtin des Bösen zu sein. Doch sein Herz spricht eine andere Sprache …

Über die Autorin
Beth Cillian ist promovierte Historikerin. Ihre Liebe zur Literatur verdankt sie der gut sortierten Bibliothek ihres Großvaters. Der irischen Herkunft ihrer Großmutter entspringt die Schwäche für die grüne Insel und deren keltische Kultur, und es ist daher kein Zufall, dass sie Irland als Schauplatz ihres ersten Romans wählte.

Sie lebt mit ihrem Mann in einem Winzerdorf am Rhein und arbeitet freiberuflich als Übersetzerin und Englischlehrerin.