Die Bloggerpaten der Leipziger Buchmesse 2015… und ihre Bücher

Post von der Leipziger BuchmesseHerzlichen Glückwunsch! Du bist dieses Jahr Bloggerpatin des Preises der Leipziger Buchmesse. Unter zahlreichen Bewerbungen haben wir Dich ausgewählt und freuen uns Dir mitzuteilen, dass Du Pate von Philipp Ther mit Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa bist„,  lautet die Einleitung der freundlichen Mail, die am Freitagabend in meinem Postfach landete. Vermutlich haben zeitgleich 14 weitere deutschsprachige Literaturblogs ein derartiges Schreiben erhalten…. und bereits am Samstagvormittag die entsprechenden Rezensionsexemplare nebst einigen Lesezeichen, Stickern und einer Tageskarte zur Leipziger Buchmesse.

Erste Reaktionen der „erwählten“ Blogs ließen nicht lange auf sich warten. „Freude und Bürde zugleich“ twitterte Thomas Brasch als er erfuhr, dass er als Bloggerpate ausgewählt wurde. In seinem Blogartikel, veröffentlicht am Samstag unter dem Titel Mission Leipzig auf brasch & buch, spricht er mir aus der Seele. So sehr ich mich über die Teilnahme an diesem neuen Projekt freue, umso mehr Zweifel habe ich mittlerweile, dass ich dem mir zugedachten Buch auch nur annähernd gerecht werden kann. Hier wäre wohl ein Experte für Osteuropafragen, der sich mit der Hegemonie des Neoliberalismus,  mit Monetarismus, Austeritätspolitik oder der Tirade Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung auskennt besser geeignet. Fühlt sich vielleicht jemand angesprochen und möchte mein Sachbuch gegen einen Roman tauschen? (Liebe Mara, dein „Lebensleseprojekt“ mit seinen 1457 Seiten ist leider keine Option. Das würde ich bis zum 6. März niemals schaffen 😉 ). Oder findet sich jemand, der mich eventuell bei dieser schweren Aufgabe unterstützen möchte? Wie auch immer – natürlich kneife ich nicht und gebe mein Bestes. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung, auf die Leipziger Buchmesse mit vielen neuen Eindrücken und auf die Bloggerin Vera Lejsek, die die Bloggerpaten vorort betreut und deren Blog glasperlenspiel mich seit vielen Jahren begleitet.

Nachfolgend die nominierten Blogs und ihre Bücher:

Kategorie Belletristik:

  • Literaturen:  Zeiden, im Januar von Ursula Ackrill
  • urwort: Die Sprache der Vögel von Norbert Scheuer
  • Buchrevier: Regentonnenvariationen von Jan Wagner

Kategorie Sachbuch/Essayistik:

  • CON=LIBRI: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte. 1960 †“ 1990 von Philipp Felsch
  • brasch & buch: Mythos Redemacht. Eine andere Geschichte der Rhetorik von Karl-Heinz Göttert
  • Lesekreis: Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa von Philipp Ther

Kategorie Übersetzung

  • 54books: Lukrez. Über die Natur der Dinge von Klaus Binder (aus dem Lateinischen)
  • Lesevergnügen: Patrick Modiano. Gräser der Nacht von Elisabth Edl (aus dem Französischen)
  • Buzzaldrins Bücher: Stefano d†™Arrigo. Horcynus Orca von Moshe Kahn (aus dem Italienischen)
  • AstroLibrium:  Amos Oz. Judas von Mirjam Pressler (aus dem Hebräischen)
  • besonders buch: Selma Lagerlöf. Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden von Thomas Steinfeld (aus dem Schwedischen)

14 Gedanken zu „Die Bloggerpaten der Leipziger Buchmesse 2015… und ihre Bücher

  1. Ich mein es nicht böse, aber gegen ein Buch mit den Themen Hegemonie des Neoliberalismus, Monetarismus und Austeritätspolitik würde ich meinen schönen Meeresepos auch nicht hergeben! 😉 Ich wünsche dir in jedem Fall viel Erfolg bei dieser Herausforderung!

  2. Herzlichen Dank für Erwähnung. Freue mich, wenn ich auch das Empfinden anderer Paten bestätigen konnte. Bezüglich unserer Herausforderungen sollten wir das zwar ernsthaft, aber auch in unserem Sinne angehen. Wir wurden ja nicht als Feuilletonkritiker, Historiker oder Sprachwissenschaftler aufgefordert, unsere Eindrücke zu beschreiben. Urteile über beschriebene Sachverhalte, die wir eigentlich nicht beurteilen können, machen uns nur beklommen. Alle Bücher richten sich ja auch an ein größeres Publikum. Und welches sie ansprechen könnten, das sehe ich als einen von möglichen Blickwinkeln, den wir bei der Lektüre einnehmen können. Nutzen wir unsere Freiheit.

  3. Glückwunsch zur Lesepatenschaft!
    Die Idee gefällt mir sehr gut. Damit bekommt der Preis nochmals Aufmerksamkeit von einer ganz anderen Seite. Aber wieso bekommst du ein politisches Sachbuch zum Rezensieren? Hier wird/wurde doch noch nie sachlich etwas besprochen 😉
    Liebe Grüße

  4. Schau mal, Mara, hier bekommst du ein paar Seiten aus deinem Werk vorgelesen – inklusive Meeresrauschen 😉 https://www.youtube.com/watch?v=sJlcg7LZKVQ
    In den vergangenen Jahren haben oftmals Bücher mit über 1000 Seiten den Übersetzerpreis gewonnen. Als Christina Viragh 2012 den Preis für Péter Nádas „Parallelgeschichten“ (über 1700 Seiten, 18 Jahre schreiben!) gewann, hieß es, dass sie über 6 Jahre daran gearbeitet hat. Wie lange Moshe Kahn aber jetzt für dein Buch gebraucht hat, habe ich leider gar nicht herausgefunden. Querlesen, und was anderes bleibt dir wahrscheinlich nicht übrig, geht sicher schneller. Eine befreundete Literaturagentin ist übrigens davon überzeugt, dass sich ihr auch so der Inhalt eine Buches sehr gut erschließt.
    Herzlichen Dank für deine wegweisenden Worte, lieber Thomas! So werden wir es angehen. 😉 Ich habe mich auf deinem Blog ein wenig umgesehen, du bist so vielseitig, dass du diese Aufgabe sicherlich mit Bravour meistern wirst.
    Selbstverständlich ist die Besprechung eines Sachbuches auch subjektiv, liebe Leseratte – aber vielen Dank für deine guten Wünsche! 😉
    Schönen Tag @ all…

  5. Glückwunsch zur Patenschaft! Von Pate zu Pate. Ich drücke fest die Daumen, dass alles gut wird, und wünsche viele Freude beim Lesen und Schreiben. Man wächst mit seinen Aufgaben. Es ist erstaunlich, wie vielfältig die nominierten Bücher in den einzelnen Kategorien sind.

  6. Herzlich willkommen, Constanze, und ebenfalls Glückwunsch zur Patenschaft! Du bist ja schon jetzt richtig vernarrt in dein „Patenkind“, das finde ich wunderbar. Wünsche dir ebenfalls viel Freude beim Lesen und Schreiben. Vielleicht sehen wir uns in Leipzig… bis dahin, liebe Grüße.

  7. Ich stelle immer mehr fest, dass es wesentlich einfacher ist, eine Übersetzung aus dem Hebräischen auf ihre literarische Qualität zu untersuchen, als die Bücher zu lesen, die ich hier meinen Patenkollegen entdecke…

    Neoregulierung und Deliberalismus, Privatomonie und Austernpolitik sind nun wirklich… öhm… grenzwertig in meinem Lesegeschmack einzuordnen. Dann lerne ich liebe eine alte Sprache, lasse mich in theosophische Diskussionen über die Bedeutung Jesu für die jüdische Welt, ein paar lockere Konflikte mit Jordanien und eine atheistisch geprägte unglückliche Liebe fallen….

    Sagte ich, dass ich mein Buch bereits liebe? Freue mich auf ein Kennenlernen und wünsche Schutzumschlag- und Buchrückenbruch… 😉

    https://astrolibrium.wordpress.com/2015/02/17/glucksbloggerzeit/

    Arndt

  8. Willkommen Arndt, schön, dass du dich einmischt! 😉

    In der Regel bestimmen wir ja selbst, welche Bücher wir lesen und besprechen wollen. Hier hat uns eine Jury jeweils ein Buch zugedacht. Vermutlich haben sich wesentlich mehr Blogs für die Belletristik als für die Sachbücher und Übersetzungen beworben. Insofern musste eine Entscheidung, nach welchen Kriterien auch immer, getroffen werden. Wenn dieses Projekt oder eher Experiment Erfolg und Bestand haben soll, müssen wir uns wohl damit arrangieren.

    Bei mir ist es nun Liebe auf den zweiten Blick. Mein Autor beschreibt anschaulich und spannend die Zeit der großen Wende in Osteuropa. Wenn ich etwas nicht verstehe, bemühe ich Google. Es heißt übrigens nicht Austernpolitik, sondern Austeritätspolitik (engl. austerity, von altgr. αὐστηρότης „Herbheit†œ, „Ernst†œ, „Strenge†œ) – auch so ein Begriff, den ich nicht kannte. 😉 Das macht aber nix, ich lerne gerade eine ganze Menge dazu!

    Schönen Abend und liebe Grüße

    P.S.: Arndt, ich glaube, wir sind uns mal flüchtig im „Gartenhaus“ begegnet. Kann es sein, dass du gerade von einem Interview mit Benjamin Stein gekommen bist und seinen Roman „Die Leinwand“ dabei hattest?

  9. Das ist schon wahr – in der Regel suchen wir selbst aus, aber solche Herausforderungen sind mir nicht gänzlich fremd. Meine Lesepatenschaft zu Jugendlichen eines Kinderheimes hat schon mehrfach dazu geführt, dass auch mir gesagt wurde: „Bisher hast du empfohlen – und jetzt liest du unser Herzensbuch…“

    Amos Oz überrascht mich enorm. Gerade heute habe ich eine Passage über Jesus und Judas in der traditionellen Sichtweise gelesen, die mein Lesen wohl nachhaltig verändern wird. Ich lerne ebenfalls viel.

    Und zum PS… oh ja… das muss ich gewesen sein, denn Benjamin Stein als orthodoxen jüdischen Schriftsteller am Karfreitag im Gartenhaus von Lovelybooks zu interviewen und mir die Leinwand erklären zu lassen war schon etwas besonderes… deshalb war ich wohl auch flüchtig 😉

    Und PPS: Austernpolitik war spaßig verzwurbelt… ebenso wie die anderen Fachbegriffe „Neoregulierung und Deliberalismus, Privatomonie“ in meinem Kommentar… hehe

  10. Dann bist du klar im Vorteil, bislang habe ich immer nur selbstbestimmt gelesen. 😉
    Der Besuch von Amos Oz auf der Buchmesse ist für mich persönlich ein ganz besonderes Highlight. Ich mag diesen charismatischen hebräischen Gelehrten. Habe ihn schon 2013 in Leipzig bewundert und freue mich, wenn ich vielleicht sein Foto in der Wikipedia aktualisieren kann. Ich bin schon sehr gespannt auf seinen neuen Roman, der erscheint ja erst am 7. März, und natürlich auf deinen Leseeindruck.
    Ja, du warst damals sehr begeistert von Benjamin Stein. Mit flüchtig meine ich, dass wir uns mehr oder weniger zwischen Tür und Angel über sein Buch unterhalten haben. Kann es sein, dass man den Roman von beiden Seiten, also von vorne und von hinten beginnen kann. Ach, ist schon lange her und ich weiß auch gar nicht, was ich da gemacht habe. Benjamin Stein habe ich jedenfalls nicht gesehen.
    Schönen Abend!
    Zum P.S.: habe schon gesehen, dass du die Begrifflichkeiten verschrubbelt hast – wollte nur die „Austernpolitik“ nicht unkommentiert lassen. 😉

  11. Amos Oz ist beeindruckend. Eine wahre Persönlichkeit, und er wird die Messe bereichern.

    Benjamin Stein – ja das war eine besondere Begegnung und ein echtes Wendebuch. Man näherte sich von beiden Seiten zur Mitte hin dem Ende entgegen…

    Ist schon ein wenig her… das srtimmt wohl, aber in guter Erinnerung… Und jetzt Vorfreude auf Leipzig hoch 10..

  12. Hallo Heike,

    herzlichen Glückwunsch zur Bloggerpatenschaft. Ich bin schon ganz gespannt auf deine Rezension!
    Letzte Woche habe ich mir das Buch aus Interesse gekauft und bin jetzt bei etwa der Hälfte des Fließtextes. Bisher bin ich wirklich schwer begeistert von der Fundiertheit dieses Buchs.
    Sozusagen neben dem Bloggen und etwas Jobben, studiere ich „hauptberuflich“ Wirtschaftswissenschaften und vertiefe mich in Richtung Volkswirtschaftslehre. Ich kenne aus meiner Erfahrung her nichts anderes als die momentane Wirtschaftsordnung, meine Eltern dagegen kennen die Planwirtschaft. Umso faszinierender sind für mich die Schilderungen, wie Mittelost-/Osteuropa geworden ist, was es ist.

    Liebe Grüße
    Janine

  13. Hallo Janina und herzlich willkommen!
    Für mich war das Buch eine Offenbarung. Ich habe zwar den Mauerfall bewusst erlebt und viele Veränderungen in guter Erinnerung (2004 hing die Seite aus der SZ mit der EU-Erweiterung wochenlang an unserem Kühlschrank), aber die Zusammenhänge im Einzelnen waren mir nicht klar. Die Buchbesprechung war eine schwere Geburt, gerade wegen der Fülle der Informationen. Hoffe, du bist nicht enttäuscht! 😉
    Liebe Grüße,
    Heike

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