Günter Grass & Co auf politischer Lesereise für die SPD

Wie schon in den 60er Jahren, als Günter Grass sich für Willy Brandt und die „EsPeDe“ stark machte, zieht er auch jetzt wieder in den Wahlkampf.

Der 81-jährige Literaturnobelpreisträger will neben Berlin fünf ostdeutsche Städte besuchen – Neuenhagen, Eberswalde, Stralsund, Halle und Dresden stehen auf dem Programm. So namhafte Autoren wie Steffen Kopetzky, Michael Kumpfmüller, Tilmann Spengler, Thomas Rosenlöcher, Friedrich Christian Delius und Jens Sparschuh unterstützen Grass und gehören zu den Teilnehmern seiner „politischen Lesereise“.

„Presseauftakt“ ist am 08.09.09 in der Berlinischen Galerie in Berlin-Kreuzberg, wo Grass mit dem SPD-Kanditdaten im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/Penzlauer Berg Ost, Björn Bähning, auftreten wird, teilte die SPD am Dienstag mit. Weiterhin sei ein öffentliches Gespräch mit dem Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, dem Vorsitzenden des Kulturforums der Sozialdemokraten,  geplant.

Ob SPD-Wähler oder nicht, spielt keine Rolle, dieses Urgestein der deutschen Literatur sollte man nach Möglichkeit erleben.

Quelle: Süddeutsche Zeitung am 02.09.09

EMMA erreicht Hilferuf aus dem Iran: Bitte lasst uns nicht allein!

Bitte lasst uns nicht allein!

Iranische Studentinnen haben ein E-Mail mit einem eindringlichen Hilferuf an die EMMA geschickt. Sie konnten die Internet-Sperren umgehen und berichten von ihrer Angst, von den Massendemonstrationen im Iran und dem gewaltsamen Vorgehen der iranischen Behörden mit Pistolen, Maschinengewehren, Schlagstöcken, Äxten, Dolchen gegen die DemonstrantInnen.

Scheinbar breiten sich die Unruhen aus, und es gab schwere Demonstrationen mit Toten und Verletzten in Tabriz, Esfahan und Shiraz. In Tabriz soll das Gebäude des Fernsehen angegriffen und Teile davon in Brand gesetzt worden sein. Auch die Universitäten in Teheran und anderen großen Städten sollen angegriffen worden sein. Es herrsche Chaos auf dem Campus der Teheraner Universität. Die wahre Zahl der Toten und Verletzten werde von den Behörden geheimgehalten. Auch Khomeinis Enkelin, Zahra Eshraqi, soll verhaftet worden sein!

„Wir haben mit eigenen Augen furchtbare Dinge gesehen, die nur schwer in Worte zu fassen sind: blutende Menschen, die mit Gewalt zu Patrouillenfahrzeugen geschleift wurden; junge Studentinnen, denen ihr Kopftuch abgerissen wurde, wurden an den Haaren zu Patrouillenautos geschleift. Am Schlimmsten jedoch: Wir sahen Studenten, die aus den Fenstern der Studentenwohnheime geworfen wurden! Wir wissen nicht, was mit ihnen passiert ist und wir fürchten um ihr Leben“, heißt es weiter in dieser erschütternden Nachricht aus dem Iran.

Unterzeichnet ist der Hilferuf mit den Worten:

Bitte lasst uns nicht allein.

Die vollständige E-Mail hat EMMA sowohl in der englischen Originalfassung als auch in der deutschen Übersetzung online gestellt.

Viele Fotos auf Flickr.com geben genau das wieder, was die Studentinnen aus dem Iran berichten.

Quelle: EMMA.de

Gymnasialeltern Bayern unterstützen Bildungsstreik: Raus auf die Straße!

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Pressemitteilung: Raus auf die Straße! Bildungsstreik!

Wir Eltern unterstützen die Aktionen der Schüler und Studenten.

Bildung muss kostenfrei sein!

Wir Eltern zahlen Krippengebühren, Kindergartengebühren, Hortgebühren, Studiengebühren, Nachhilfe, Nachhilfe und nochmals Nachhilfe, und am Ende möglichst noch ein Repetitorium.

Wir fordern gleiche Chancen für alle Kinder! An den Bildungs- und Ausbildungskosten hat sich die Gesellschaft solidarisch zu beteiligen, die darauf baut, dass unsere Kinder später ihren solidarischen Beitrag in die Sozialversicherungssysteme leisten, anstatt ausschließlich ihre alten Eltern zu versorgen.

Bildung darf nicht krank machen!

Wir fordern einen Umbau des Bildungssystems, der unseren Kindern ermöglicht, angstfrei zu lernen. Wir fordern, das Sitzenbleiben, den Noten- und Leistungsdruck und die Selektion nach der vierten Klasse abzuschaffen. Wir verlangen, dass unsere Kinder individuell nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten lernen dürfen, ohne Langeweile und ohne Furcht vor Prüfungen, Vergleichstests und ohne Bloßstellung durch mündliche Abfragerei.

Hierfür haben Staat und Kommunen die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, in Form von ausreichendem Personal und ausreichenden kind-, lehrer- und lerngerechten Räumlichkeiten. Dass in München, einer der reichsten Städte der Republik, Schulkinder in heruntergekommenen, verdreckten Schulgebäuden unterrichtet werden, dass Familien mangels Räumlichkeiten kein wohnartnahes Gymnasium finden, ist inaktzeptabel!

Zivilcourage darf nicht bestraft werden!

Die Anweisung des Kultusminsteriums an die Schulen, streikende Schüler auch bei Befreiung durch die Erziehungsberechtigten als unentschuldigt ferngeblieben zu behandeln und zu geeigneten Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen zu greifen, widerspricht gundlegenden, für die Schulen festgelegten Erziehungszielen der bayerischen Verfassung:

„Oberste Bildungsziele sind … Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit.

Die Schüler sind im Geiste der Demokratie … zu erziehen.†œ

Schülerinnen und Schüler streiken zu recht für bessere Arbeitsbedingungen! Sie müssen angehört und nicht mundtot (Bildungsstreik 2009: Bayerisches Staatsministerium warnt vor Streikteilnahme) gemacht werden, indem Schulleitungen angewiesen werden, „die Schülervertreter in geeigneter Weise auf die Rechtslage und die daraus resultierende Problematik hinzuweisen†œ.

Quelle: Gymnasialeltern Bayern

Mehr Informationen zu dem Thema in der Süddeutschen Zeitung:

Bildungsstreik in München: Bildung unter Quarantäne – Kreativer Protest: Mit symbolischen Aktionen wie der Absperrung eines Gymnasiums wollen Schüler und Studenten Politiker wachrütteln.

Bundesweiter Bildungsstreik: Elite und Unterschicht – Schüler und Studenten im bundesweiten Bildungsstreik: Mitorganisator Felix Heinze über soziale Auslese, verängstigte Professoren und die Angst vor Straßenschlachten.

Vom Frust getrieben: Der Bildungsstreik verdient das Prädikat „pädagogisch wertvoll“, denn heute wird jeder Atemzug eines Studenten geprüft und benotet. Statt Substanz zählt Tempo.

Bildungsstreik 2009: Bayerisches Staatsministerium warnt vor Streikteilnahme

bildungsstreik

Schülerstreikaktionen in der Woche vom 15. bis 19.06.2009

In der Woche vom 15. bis 19.06.2009 wird von verschiedenen Organisationen (Schulstreik München, Schülerbündnis München) wie bereits im November 2008 auch in Bayern zu einem bundesweiten „Schulstreik“ aufgerufen. Schwerpunktmäßig werden Veranstaltungen am 17.06.2009 in Nürnberg und München aufgeführt. Da es im vergangenen Jahr zu völlig unakzeptablen Zwischenfällen durch streikende Schülerinnen und Schüler gekommen ist, und da die geplanten „Streiks“ wieder während der vormittäglichen Schulzeit stattfinden sollen, wird auf folgende Punkte hingewiesen:

1. Für Schüler existiert kein Streikrecht. Schülerinnen und Schüler verstoßen im Falle einer Teilnahme während der Unterrichtszeit gegen ihre Verpflichtung zum regelmäßigen Besuch des Unterrichts nach Art 56.

2. Auch eine Befreiung zwecks Teilnahme am „Schülerstreik“ durch die Erziehungsberechtigten oder die Schülerin bzw. den Schüler selbst ist somit nicht zulässig. Ein Fernbleiben würde in jedem Fall unentschuldigt erfolgen. Somit stehen den Schulen die üblichen vom BayEUG und den Schulordnungen vorgesehenen Maßnahmen †“ nämlich Erziehungs- und ggf. Ordnungsmaßnahmen †“ zur Reaktion auf das unentschuldigte Fernbleiben zur Verfügung.

3. Den Schülerinnen und Schülern ist es unbenommen, außerhalb der Unterrichtszeit zu demonstrieren. Darüber hinaus existiert seit dem 01.08.2008 mit der Etablierung des Landesschülerrats ein landesweites, gesetzlich festgeschriebene Schülervertretungsgremium. Damit steht den Schülerinnen und Schülern ein mehrstufiges Instrumentarium zur Meinungsäußerung und Einflussnahme zu Verfügung.

Erfahrungsgemäß sprechen die Organisatoren des „Schulstreiks“ besonders die SMV-Vertreter an. Die Schülervertreter an Schulen sollen auf jeden Fall in geeigneter Weise auf die Rechtslage und die daraus resultierende Problematik hingewiesen werden. Dies gilt natürlich auch für die übrigen Schülerinnen und Schüler, sollten Anzeichen für eine Streikteilnahme bekannt werden.

Juli Zeh erhält den Gerty-Spies-Preis für ihr gesellschaftspolitisches Engagement

Die Schriftstellerin Juli Zeh erhält den Gerty-Spies-Literaturpreis 2009 der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für politische Bildung. Die 34-jährige Autorin werde unter anderem für ihr gesellschaftspolitisches Engagement geehrt, sagte der Direktor der Landeszentrale, Dieter Schiffmann. In ihren Büchern habe sich Zeh für die Kriegsopfer in Bosnien-Herzegowina eingesetz und sich kundig mit Themen wie Datenschutz (siehe hierzu: Juli Zeh klagt gegen biometrischen Reisepass), so in ihrem jüngsten Roman „Corpus Delicti“. Die Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises findet am 10. September in Mainz statt. Der Preis ist nach der Schriftstellerin Gerty Spies (1807-1997) benannt.

corpus-delictiKurzbeschreibung Corpus Delicti. Ein Prozess

Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht diese Innenausstattung aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Mia Holl will beweisen, dass ihr Bruder, verurteilt wegen einer angeblichen Vergewaltigung, unschuldig ist. Sie gerät also in Stellung gegen das System, hier „Methode“ genannt, auch aus Liebe zu ihrem Bruder, der sich das Leben nahm.Juli Zeh entwirft in Corpus Delicti das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur im Jahr 2057. Sie zeichnet ein System, das alle und alles kontrolliert. Gesundheit ist zur höchsten Bürgerspflicht geworden. Die „Methode“ verlangt ein festes Sportpensum ebenso wie die Abgabe von Schlaf- und Ernährungsberichten. Buchstäblich über jeden Schritt seiner Bürger ist dieser Staat informiert.

Corpus Delicti handelt von höchst aktuellen Fragen: Wie weit kann und wird der Staat individuelle Rechte einschränken? Gibt es ein Recht des Einzelnen auf Widerstand? Juli Zehs Corpus Delicti. Ein Prozess ist ein visionäres und ungeheuer spannendes Buch über unsere Zukunft, die wir immer weniger bestimmen können.

Die gebundene Ausgabe von Corpus Delicti umfasst 272 Seiten und ist im Schöffling Verlag für 19,90 Euro erschienen.

Über die Autorin

Juli Zeh, geboren 1974 in Bonn, wurde für ihre Bücher, die inzwischen in 28 Sprachen übersetzt sind, vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis (2002), dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Per Olov Enquist-Preis (2005), dem Jürgen-Bansemer-und-Ute-Nyssen-Dramatiker-Preis (2008), dem Prix Cévennes (2008) und dem Carl-Amery-Literaturpreis (2009) ausgezeichnet.

Quelle: Süddeutsche Zeitung