Der 53-jährige Schriftsteller chinesische Schriftsteller, Dichter und Musiker Liao Yiwu erhält den mit 25.000 Euro dotierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, teilte der Stiftungsrat des Börsenvereins am 21. Juni 2012 mit.
Liao Yiwu, der international durch sein Buch Fräulein Hallo und der Bauernkaiser: Chinas Gesellschaft von unten bekannt wurde und dessen Werke aufgrund seiner kritischen Haltung zur chinesischen Regierung in der Volksrepublik China verboten sind, wird die Auszeichnung während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 14. Oktober 2012, in der Paulskirche verliehen.
Liao Yiwu habe sprachmächtig und unerschrocken gegen die politische Unterdrückung aufbegehrt und den Entrechteten seines Landes eine weithin hörbare Stimme verliehen, lautet die Jurybegründung. Er setze in seinen Büchern und Gedichten den Menschen am Rand der chinesischen Gesellschaft ein aufrüttelndes literarisches Denkmal. Der Autor, der am eigenen Leib erfahren habe, was Gefängnis, Folter und Repression bedeuten, lege als unbeirrbarer Chronist und Beobachter Zeugnis ab für die Verstoßenen des modernen China.
Das Manuskript seines Werks „Für ein Lied und hundert Lieder“, in dem er von der Entmenschlichung durch rohe Gewalt in chinesischen Gefängnissen erzählt, wurde mehrfach von den Behörden beschlagnahmt; er habe es immer wieder neu geschrieben und konnte es schließlich im Exil veröffentlichen. Als Volksschriftsteller im umfassenden Sinn stehe er ein für Menschenwürde, Freiheit und Demokratie.
Über den Autor
Liao Yiwu, geboren am 04. August 1958 in der Provinz Sichuan, wuchs als Kind von Eltern ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis in der großen Hungersnot der 60er Jahre auf und schlug sich jahrelang mit verschiedensten Tagelöhner-Jobs durch. 1989 publizierte er das epische Gedicht Massaker, in dem er das Blutbad auf dem Platz des Himmlischen Friedens anprangerte. Hierfür wurde er vier Jahre inhaftiert und zum Teil schwer misshandelt. Die chinesische Ausgabe von Fräulein Hallo und der Bauernkaiser wurde sofort nach Erscheinen verboten. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis Freiheit zum Schreiben ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde.
Im Oktober 2012 erscheint im Fischer Verlag ein neues Buch von Liao Yiwu unter dem Titel Die Kugel und das Opium: Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens.
Kurzbeschreibung
„Die ruhelosen Seelen von 1989, die Opfer von 1989, meine Brüder, die Väter und Mütter von 1989, im Himmel, unter der Erde, im Regen und vom Wind davongeweht, wie sie waren, ich verneige mich vor euch.« Liao Yiwu Am frühen Morgen des 4. Juni 1989 mobilisierte die chinesische Regierung die Volksbefreiungsarmee, um die friedlichen Demonstrationen Zehntausender Studenten niederzuschlagen, die mehr Freiheit und Demokratie forderten. Am Platz des Himmlischen Friedens richteten sie ein Massaker an, das die Welt schockierte. Wie viele Menschen die Panzer niederrollten, wie viele Studenten von Soldaten erschossen oder zu Tode geprügelt wurden, gab die chinesische Regierung nie bekannt. Liao Yiwu, der über das Massaker ein Gedicht verfasste und dafür vier Jahre inhaftiert wurde, führte über Jahre hinweg heimlich Interviews mit Augenzeugen und Angehörigen der Opfer. Entstanden ist ein ebenso schockierendes wie bewegendes Zeugnis der unfassbaren Ereignisse vom 4. Juni und eine Verneigung vor den mutigen Menschen, die für ihre Überzeugungen mit ihrem Leben einstanden.
Quelle Foto: Liao Yiwu © Elke Wetzig/CC-BY-SA (Wikipedia)